Workshop: Sowas haben wir hier nicht!? Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Schule und Pädagogik: Selbstbestimmung für alle Montag, 13. Juni 2016 | 09:00 Uhr bis Mittwoch, 15. Juni 2016 | 14:00 Uhr in der Fortbildungsstätte Achatswies (83730 Fischbachau, Münchner Umland) des Pädagogischen Instituts der Stadt München In Schule und Pädagogik werden oft Potenziale von Schüler*innen durch Normierungen "richtiger" oder "falscher" geschlechtlicher und sexueller Lebensweisen eingeschränkt – durch Peergroups und bisweilen auch durch die Pädagogik selbst. Dies beeinträchtigt das Selbstbestimmungsrecht aller Kinder und Jugendlichen und hindert sie an der Entfaltung ihrer Potenziale: Statistisch gesehen gibt es in allen pädagogischen Institutionen homo- und bisexuelle sowie trans*- und inter*geschlechtliche (lsbti) Kinder und Jugendliche. Diskriminierung, Gewalt sowie die Unsichtbarkeit ihrer Lebensweisen stellen eine Einschränkung ihres Menschenrechts auf Bildung dar und veranlassen sie oft dazu, sich erst nach Ende der Schulzeit zu outen. Gerade ihre Unsichtbarkeit zeigt also nicht etwa, dass es keinen Bedarf entsprechender Angebote in der jeweiligen Schule bzw. Einrichtung gäbe, sondern macht vielmehr deutlich, dass es offenbar noch nicht möglich ist, sich dort diskriminierungsfrei zu outen. Sichtbar werden sie dann oft eher indirekt durch inneren Rückzug, indem sie Opfer von Mobbing oder Gewalt werden, durch psychische Belastungen und auch durch Selbstmord(versuche). Eine Unsichtbarkeit von lsbti Kindern und Jugendlichen verweist also auf erhöhten Handlungsbedarf. Eine pädagogische Kultur, die von Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt geprägt ist, ermöglicht ihnen eine inklusive Teilhabe an pädagogischen Angeboten und lässt sie dort ihre vielfältigen Ressourcen entfalten. Aber auch heterosexuelle und relativ geschlechtskonform lebende Mädchen und Jungen sind dem Druck ausgesetzt, stereotyp "richtige" Jungen bzw. Mädchen sein zu müssen, um nicht abgewertet und diskriminiert zu werden. So ist die Beschimpfung als ‚schwul‘ oder ‚Mädchen‘ gerade unter heterosexuellen Jungen ein Mittel, mit dem allen Jungen die Unterwerfung unter geschlechtsbezogene Normen abverlangt wird, während unter Mädchen neben lesbenfeindlichen Bemerkungen ähnliches über die Abwertung von Körper und Begehrenswertigkeit geleistet wird. Die so abgeforderten stereotypen Verhaltensweisen sind oft pädagogischen Lern- und Entwicklungszielen nicht förderlich. Auch heterosexuelle und relativ geschlechtskonform lebende Mädchen und Jungen können in einer Umgebung, die von Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt geprägt ist, freier leben und besser lernen. Dabei ist es auf der Haltungsebene wichtig, dass Lehrkräfte und Pädagog*innen aller Professionen um die real vorhandene geschlechtliche und sexuelle Vielfalt sowie die häufigen Mechanismen von Unsichtbarkeit und Diskriminierung wissen. So können Angebote inklusiv gestaltet werden und allen Kindern und Jugendlichen interessante Lern- und Entwicklungsangebote gemacht werden. Im Workshop werden die folgenden Inhalte bearbeitet: Fachliche Grundlagen: Verschiedene Dimensionen sexueller & geschlechtlicher Vielfalt und ihre Relevanz für Schule und Pädagogik Selbstreflexion und Weiterentwicklung der professionellen Haltung und Analysekompetenz Handlungsoptionen erkennen und mit den eigenen Arbeitsbedingungen verknüpfen Pädagogische Strategien und Qualitätsstandards für eine inklusive Pädagogik im Themenfeld Pädagogische Methoden und Materialien Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. | Katharina Debus & Vivien Laumann [email protected] | 030-549875-51 Arbeitsweisen: Wir legen Wert auf eine wertschätzende Atmosphäre, in der auch Unsicherheiten und offene Fragen Raum haben und bringen dabei wissenschaftliche Erkenntnisse wie auch pädagogische Erfahrungen und Fragestellungen ein. Methodisch arbeiten wir mit einer Mischung aus Inputs, Diskussion(smethoden), Filmclips, Selbstreflexion sowie kinder- und jugendgerechten Methoden, die jeweils in Bezug auf ihre Anwendbarkeit bzw. Anpassbarkeit mit unterschiedlichen Zielgruppen reflektiert werden. Zielgruppe: Lehrkräfte aller Schularten, Schulsozialarbeiter_innen, Pädagog_innen aller Professionen. Die Workshop-Anteile der Wissensvermittlung, Selbstreflexion und Qualitätsstandards sind für die Arbeit mit allen Altersgruppen geeignet, die vermittelten Methoden und Materialien eignen sich für die Arbeit mit Jugendlichen, Kindern ab 6 Jahren und Erwachsenen. Organisatorisches: Beitrag inklusive Übernachtung und Verpflegung für städtische Lehr- und Erziehungskräfte der Stadt München sowie in München arbeitende staatliche Lehrkräfte: 24 Euro Beitrag inklusive Übernachtung und Verpflegung für alle anderen: 210€ Anmeldung und Organisatorisches: www.pi-muenchen.de/onlineprogramm/kurs_blatt.php?a_programm_nr=72KC0.11&a_ku_verw_von_ku_liste=&a_ku_jahr=2016# Inhaltliche Rückfragen: [email protected] Referent_innen: Katharina Debus: Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Dissens – Institut für Bildung und Forschung und Projektleitung des Interventionen-Projekts (s.u.), langjährige Forschungs- und Fortbildungserfahrung zu Geschlecht in der schulischen und außerschulischen Pädagogik, Ungleichheit in der Pädagogik (Intersektionalität) sowie geschlechterreflektierter Rechtsextremismusprävention. Jugendbildungs-erfahrung u.a. in der Heimvolkshochschule ‚Alte Molkerei Frille‘ (NRW) und dem Kurt-Löwenstein-Haus (bei Berlin) zu Mädchenarbeit, reflexiver Koedukation und Rassismus. Goska Soluch: freiberufliche Mediator_in und Selbstbehauptungstrainer_in, langjährige Erfahrungen in der Jugend- und Erwachsenenbildung zu den Themen Gender, Konflikte, Rassismus, Empowerment und Anti-Bias, u.a. in der Heimvolkshochschule ‚Alte Molkerei Frille‘, Projektmanagement und Peer-to-Peer-Education für verschiedene Träger, seit 2012 Koordination des Projekts Störungsmelder on tour für Gesicht zeigen e.V. Einbettung: Die Fortbildung ist Teil einer Kooperation zwischen dem PI München und Dissens – Institution für Bildung und Forschung im Rahmen des Dissens-Projekts Interventionen für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt – Stärkung der Handlungsfähigkeit vor Ort. Aufbauend auf die Fortbildung bestehen verschiedene Angebote: Verschiedene Handreichungen und Materialien 2-tägiger Workshop für eine Jugendgruppe (nur einmal in Bayern, ist noch verfügbar) (2016) Beratung und Begleitung bei Weiterentwicklungen der eigenen Institutionenkultur (2016 bzw. 2017) Längere Qualifizierungs-/Zertifizierungs-Fortbildung (2017-18) Darauf aufbauend: Train-the-Trainer-Reihe zur Qualifikation für die Erwachsenenbildung (2018/19) Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. | Katharina Debus & Vivien Laumann [email protected] | 030-549875-51
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