Bericht - Sarabella

Unterdorf 57 CH- 5703 SEON Tel: +4176 341 26 39
E-Mail: [email protected]
Türkeitörn 1 Gökovagolf 29.8. – 5.9. 2015
Diesen Herbst wollten wir gänzlich in
der Türkei verbringen und vor allem
die Familie zum Zuge kommen lassen.
Der erste Törn führte uns mit Rahel,
Matteo,
Rolf
und
Martha
von
Turgutreis in den Gökova Körvezi
(Golf) und zurück nach Turgutreis.
Wegen einer vermeintlichen Panne bei
der Batterieladung mussten wir einen
kurzen Abstecher nach Kos machen
und konnten gleich Ursi und Patrick
aufladen.
No place in Bodrum
„We are sorry, there is no free berthing in
our marina“, (Kein Platz in der Marina),
mailte die Marina Bodrum. Es blieb uns
nichts anderes übrig als in die FünfsternMarina von Turgutreis (das war nur 5
Seemeilen von Bodrum entfernt) auszuweichen.
dieser kurzen Strecke sahen wir drei
Schwimmwesten und ein abgesoffenes
Schlauchboot. Wir wussten ja, dass dies
das Seegebiet war, wo alle Flüchtlinge
versuchten nach Kos zu gelangen. Schon
am nächsten Tag werden wir ein Drama
sehen.
Doch jetzt mussten wir erst mal einklarieren und das geht in der Türkei nur via
Agent und kostet gleich mal € 230. (Zum
Vergleich: in Griechenland kostet es € 35!)
Die Marina Turgutreis, wo wir in die Türkei einklarieren
Regi und ich verlegten also alleine die Sarabella nach Turgutreis. Aber schon auf
-1-
Rahel und Matteo kamen eben in die Marina als wir die Sarabella anlegten. Als der
Bürokram erledigt war und auch Rolf und
Martha angekommen waren, gingen wir an
den grossen Bazar in der Stadt, der mit
einem unvergleichlichem Angebot an
Früchten, Gemüsen und Gewürzen aufwartete. Hier konnten wir fast alles für die
nächste Woche einkaufen. Jetzt fehlte nur
noch das Internet, denn seit wir Free WiFi
an Bord haben, scheinen die Gäste nicht
darauf verzichten zu können. Aber auch
das ist in der Türkei mit Auflagen verbunden: man muss den Pass zeigen und der
Vertrag kann nur für einen Monat abgeschlossen werden.
Die erste Buchtnacht
„Nur nichts überstürzen“, war die Devise
für diese Woche, da wir eine Crew mit delikaten Gleichgewichtsorganen an Bord
hatten.
Deshalb motorten wir am Sonntag nur drei
Meilen bis zu einer kleinen Inselgruppe vor
der Marina (Catalada), badeten gemütlich
und bestaunten abends die Lichterkette
von Turgutreis auf der einen Seite und den
Sonnenuntergang auf der anderen.
Sonnenuntergang am ersten Ankerplatz. (Insel
Catalada, gegenüber Tugutreis)
Verfolgungsjagd und ein Lottersteg
Nach den Medienberichten und was wir in
Kos gesehen hatten, waren wir auf allerlei
gefasst, was die Flüchtlingssituation betraf.
Kaum waren wir um die Südecke vor
Bodrum herum gesegelt, kam uns ein
Am Markt von Turgutreis.
Das Nachtesssen am Strand mit Sonnenuntergang war wie das Tüpfelchen aufs i
um einen Törn erfolgreich zu beginnen.
Ein Schlepper mit Jetski bringt Flüchtlinge nach
Kos.
Nachtessen mit Sonnenuntergang.
-2-
Jetski (Scooter) entgegen, der mit drei
Personen besetzt war und schnurstracks
auf das griechische Ufer respektive Kos
zusteuerte. Komischerweise kam er nach
fünf Minuten mit den gleichen Personen
zurück, was wir zuerst nicht verstanden.
Doch dann sahen wir die türkische Küstenwache mit Vollgas Richtung Seegrenze
zusteuern, einen Bogen drehte und die
Verfolgung eines weiteren Scooters aufnahm. Offenbar hatte er seine „Last“ auf
dem Meer rausgeworfen und wollte zurückfahren. Jetzt versuchte er zu entkommen, wurde aber mit einem waghalsigen
Abbremsmanöver der Küstenwache gestoppt. Dies alles geschah nicht weit weg
von uns, als er plötzlich wieder Gas gab
und Schüsse fielen. Am türkischen Ufer
versuchte er zu fliehen, wurde aber, soweit
wir sehen konnten nach weiteren Schüssen festgenommen.
Ein ruhiger
Limani)
Ankerplatz
ohne
Dünung.(Illman
Nochmals Buchtentingeln
Der Gökova Golf bietet so viele lauschige
Ankerplätze oder Restaurantstege, dass
man oft die Qual der Wahl hat. „Captain’s
Place“ in der Bucht Degirmen Bükü wird
als besonders geschützt beschrieben und
ist mit Strom, Wasser, WLan und sogar
Einkaufsladen ausgerüstet.
Mit solchen Schnellbooten fängt die Türkische
Küstenwache Schlepper ab.
Für den Rest des Tages, der uns sehr
nachdenklich stimmte, sahen wir nur noch
vereinzelte Schwimmwesten. Am Abend
konnten wir nach 25 Seemeilen an einem
Restaurantsteg anlegen, der uns zwar erlaubte, unsere Wassertanks zu füllen, aber
so lotterig war und kaum vor der Dünung
schützte, dass wir uns mit Anker und
Landleine in eine Nebenbucht vezogen.
Für das Nachtessen, das übrigens gut war,
mussten wir dem Dingi an Land gehen
was immer mit viel Gelächter und nassem
Hosenboden abläuft, da es mit sechs Personen leicht überladen ist.
Degirmen Bükü, der beliebteste Ankerplatz im
Gökova Golf.
“Captain’s Place“, der beste Steg vor Ort
-3-
„Der Bordübet Limani überrascht mit einem sehr idyllischen Ankerplatz, genannt
Amazon Fijord, an dem dichter Kiefernwald bis ans Ufer wächst“, schreibt der Hafenführer von Hoorn/Hoop.
Alles stimmte, nur stand nicht, dass diese
Bucht zu Recht den Namen Amazon trug:
Am Morgen war es so feucht, dass sich in
der Cockpitabdeckung ein richtiger See
gebildet hatte.
Die Meerjungfrau am Eingang des Degirmen Bükü,
als Hüterin der Natur.
Da wir schon um zwei Uhr anlegten, nachdem wir die von einem berühmten türkischen Segler gestiftete Meerjungfrau gerundet hatten, hatten wir einen guten Platz
erwischt.
„Wollt ihr nochmals im Restaurant essen,
oder sollen wir eine einsame Bucht aussuchen?“ war die grosse Frage am nächsten
Tag. Das Leben des Seglers dreht sich ja
nur um drei Fragen: Erstens: Habe ich einen sicheren Ankerplatz, zweitens: Habe
ich zu essen und drittens: wie bläst der
Wind heute Nacht. Mit einem ausführlichen
Hafenführer und einer genauen Windprognose ist man meistens gut bedient. Dann
fehlt eigentlich nur noch die gute Köchin
und an dem mangelte es an Bord der Sarabella nie. Regi macht im Nu aus irgend
etwas ein tolles Nachtessen und wenn ich
mal auf Fleisch verzichten muss, wird das
elegant mit mehr Salat oder Gemüse kompensiert.
Der „Amazon Fijord“, idyllisch aber sehr feucht.
Zurück nach Griechenland
Nach der letzten Batterieladung bei
Captain’s Place schien plötzlich der
Alternator (die Lichtmaschine) die Batterien nicht mehr zu laden. Dies war insofern
wichtig, weil dann weder die elektronische
Navigation noch die restlichen Instrumente
richtig funktionierten. „Do you see the red
light for the battery charge?“, fragte Christos von Kos, der für unser Schiff schaut.
Nein, es war in Ordnung und auch vom
Hanseforum, das ich bei Problemen immer
anfrage, kam keine hilfreiche Antwort.
Wir überholen eine Gület auf dem Weg in den
Amazon Fijord.
Der Alternator scheint nicht mehr zu laden.
-4-
Doch alles war in Ordnung, nur fand Dejan, der kluge Elektriker, dass mein Alternator für meine acht Batterien viel zu klein
sei und es deshalb zu Problemen führen
könne. Seltsam, dass mir das nach acht
Jahren noch niemand gesagt hat!
Die Crew nahm es gelassen und konnte
endlich mal unsere schöne Marina anschauen. Unschön waren nur die vielen
Flüchtlinge, die überall in der Stadt anzutreffen waren. Doch alle waren friedlich
und warteten offenbar nur auf ihre Papiere
um mit der nächsten Fähre nach Athen zu
gelangen. Wie sie aber in diesen kleinen
Zelten am Ufer hausten, täuschte nicht
über die tragische Situation hinweg.
schön brav den Fäkalientank an der Absaugstation und tankten Diesel.
Die letzte Strecke von Kos nach Turgutreis segeln
wir zu acht.
Sonnenuntergang in der Marina Turgutreis.
Kein schöner Anblick in Kos. Aber die Situation
scheint unter Kontrolle.
Hier trafen wir auch Ursi und Patrick, die
nächste Woche mit uns segeln wollten und
nun wegen unserem Abstecher von einem
zusätzlichen Segeltag profitieren konnten.
Rahel und Matteo gingen um acht Uhr mit
dem Taxi zum Flughafen und Martha und
Rolf halfen verdankenswerterweise bei der
Reinigung des Boots.
Alles paletti – Zurück in die Türkei
So schnell wie wir in Griechenland angelegt hatten, so schnell waren wir wieder
am nächsten Tag in türkischen Gewässern. Natürlich war das Ganze nicht ganz
legal, die wir weder ein- noch ausklariert
hatten. Eine Panne rechtfertigt allerdings
vieles; ob uns dies die Griechen abgenommen hätten, wissen wir aber nicht.
Unsere Segelreise von Turgutreis bis zur Bucht
Dekirmen Bükü und zurück nach Turgutreis via
Kos.
Und so endete dieser Törn doch noch
stressfrei. Zwei Stunden später legten wir
wieder in der Marina Turgutreis an, leerten
Wir hatten immerhin 156 Seemeilen geschafft und waren nur 38 Meilen unter Motor gefahren.
-5-