Weinetiketten 1992 Werk im LAVORARTE Die Bibliothek Raum 206 Stephan Forster * 1954 Stephan lebt und arbeitet in Meilen und Zürich. Dieser Raum wurde, mindestens teilweise, als Lese- und Ruheraum genutzt. Was lasen die Arbeiterinnen damals in ihrer spärlichen Freizeit? Die Bibel, religiösen Traktate und Briefe von zuhause? Vielleicht aber schauten sie auch, was die Schweizerinnen lasen. Dafür gab es damals zwei wichtige Frauenzeitschriften: die „Annabelle“ und „Meyers Modeblatt“. In einem Brockenhaus habe ich einen Stapel der Illustrierten „Meyers Modeblatt“ aus den 60er Jahre gefunden. Diese Hefte nun, aufgefaltet und auf eine Wand gebracht, zeigen die Atmosphäre einer unversehrten und prosperierenden Schweiz. Die Artikel zeigen Brauchtum und Landschaft, hatten Ratgeber und Romane, eine Auslandseite, einen Fortsetzungsroman, üppige Kochrezepte und natürlich viel Mode. Was aber sahen die italienischen Auswanderinnen in solche Zeitschriften? Sahen sie das gleiche wie die Schweizerinnen? Ich habe diese zwiespältige Situation als Anlass zu meinen Zeichnungen genommen. Es sind dieselben Kommentare, die auch jede LeserIn bei sich selber macht: man vergleicht, staunt, urteilt, freut sich, ist besorgt oder nachdenklich. Es sind dieselben Kommentare, aber gezeichnet. sf
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