hans erich nossack

Vorschau - Klett-Cotta Verlag, J. G. Cotta'sche Buchhandlung
Hans
Erich Nossack
/ Das
Walen und spähen—
die Strömung
höher hinauf mir den
Schenkel.
Nie haV ich so meinen Herzschlag
Sirrendes
Mal
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bespült
gefühlt.
Mückengeplänkel.
Kaulquappenrudel
zerstieben
erschreckt,
Grundgeröll unter den Zehen.
Wie hier die Luft nach Verwesendem
Flutlichter
schmeckt!
kommen und gehen.
Endlose Furt, durch die Fährnis
gelegt —
werd ich das Ufer gewinnen ?
Strauchelnd
und zaudernd,
such ich der Angst zu
HANS
vom Spring fisch erregt,
entrinnen.
ERICH
NOSSACK
DAS MAL
U
ngefähr in der siebten Woche nach unserm Aufbruch sahen wir in
der Ferne etwas, was einem Mal glich, das sich j e m a n d aufgerichtet
hat. Wir stutzten. Auch die H u n d e n a h m e n es wahr und witterten danach
hin. Es stand mitten in der Einförmigkeit der endlosen Schnee-Ebene, durch
die wir schon tagelang gezogen waren. Zufällig war die Sicht verhältnismäßig klar, obwohl die Sonne nicht schien. Das Mal warf deshalb auch
k a u m einen Schatten, soweit sich das aus der E n t f e r n u n g beurteilen ließ.
Aber kein Schneesturm wie sonst. Ü b e r h a u p t h a t t e der Wind in den
letzten Stunden merklich nachgelassen.
„Also doch", murmelte K., mehr für sich als für mich, der neben ihm
s t a n d ; denn es war im allgemeinen nicht seine Art, sofort eine Meinung
zu äußern. Ich begriff, was er damit sagen wollte. Man h a t t e uns erzählt,
daß vor uns bereits andere den Versuch gemacht h ä t t e n , und daß sie
niemals zurückgekommen wären. Genaues wußte natürlich niemand,
wenn man nachfragte. Wir hielten es für ein Märchen, um uns von dem
Unternehmen abzuschrecken. Solche Märchen bilden sich ja immer, wenn
etwas als unmöglich gilt. Und wenn sie n u n einfach deshalb nicht zurückgekehrt sind, weil sie was Besseres entdeckt h a b e n ? h a t t e ich damals
einem Biedermann entgegnet. Das war sehr töricht von mir gewesen;
denn damit erweckte ich den Eindruck, als ob es uns u m etwas Besseres
ginge. Aber in jener Zeit, bevor wir den Entschluß endgültig faßten, war
ich sehr reizbar.
„Also los! Gucken wir uns den Schneemann mal an", rief W. schließ-