9. Oktober 2015 H.STEIDLE MATERIALIEN AUFRUHR UM JUNKER ERNST Dr. Hans Steidle „Materialien zur Behandlung von Jakob Wassermann „Der Aufruhr um Junker Ernst“ RLFB 09.10.2015 1.Handlung und Struktur der Erzählung „Der Aufruhr um den Junker Ernst“ Kap I Handlung Rückkehr Theodatas von Ehrenburg und Brief an Schwager /Bischof Ablehnung der Geldbitte, Fahrt nach Schloss Ehrenberg Charakterisierung P.A.v.E Person/Thema Mutter Funktion Anstoß der Handlung Fürstbischof P.A.v.E und Pater Gropp Charaktersierung Pater Gropps Charakterisierung Theodatas, Ehe und Wanderschaft Theodatas Rollenverweigerung im Ehrenberg; Begegnung mit Sohn Ernst Berater, Ideologie der Hexenverfolgung Theodata, unverarbeitetes Beziehungstrauma Theodata, Verweigerung der Mutterrolle VII Kindheit von Junker Ernst, Einheit von Fiktion und Realität VIII Jugend von Junker Ernst, Trennung von Fiktion und Realität Junker Ernst; Verspätete Entwicklung in natürlicher und gesellschaftlicher Isolation Entwicklung zum Genie und poetischen Führer, Wirkung von Literatur IX Besuch des Fürtbischofs und Gropps auf Ehrenberg; Gespräch mit Magister, Theodata und Auftritt Junker Ernsts Konflikt Fbf, Gropp , gg. Magister& Freifrau Auftritt und Wirkung des reinen Tors X Junket Ernst am Bischofshof und in der Stadt Würzburg Fürsorge und „Liebe des Fürstbischofs für Ernst, Erfolg des verträumten Genies in Stadt XI Verunsicherung des Bischofs durch Liebe; Anlehnung der Hexenverfolgung durch Junker Jörg Gropps Intervention zur Verhaftung J.E.s als Widersacher, Zögern des Bischofs, Verhaftung nach Teufelsaustreibung Rettungsaktion der Mutter für Sohne Beschuldigung des Bischofs, Verhaftung Theodatas, Andeutung des Aufruhrs und Spes Konflikt zwischen Bischof als Repräsentant der gestörten Welt und dem reinen Tor Konflikt zwischen Gropp und JE: Gegenfigur zur gestörten Welt; Nebenkonflikt zwischen Bischof und Gropp Wandlung der Mutter durch Liebe zu JE, Identitätsfindung in Mutterrolle, Verunsicherung des Bischofs Weitertreiben der Handlung, Einführung von Figuren Vertiefung von einer negativen Figur Vertiefung 2. Negative Figur, Vertiefung der Mutter, Rückwendung Weiterführung der Handlung, Aufdeckung des traumatischen Schlüsselerlebnisses Einführung des Helden, Motiv des reinen Tors und der natürlichen Entwicklung Entwicklung zur messianischen Figur in gestörter Welt Vorantreiben der Handlung Zusammentreffen der Figuren; Wendepunkt: Überraschende Wirkung und Fürsorge d.Bischof Vorantreiben der Handlung; scheinbar positive Entwicklung für Junker Ernst in gestörter Welt Vorantreiben des Konflikt; wachsende Gefährdung J.E. Charakterisierung Spes und Orientierungsgespräch mit JE. Zur Erkenntnis der Realität des Bösens Entwicklung des Aufruhrs zur Befreiung, Wandlung des Bischofs zur Aufgabe der Hexenverfolgung Verweigerung der Erzählerrolle durch JE Desorientierung JEs, Hoffnung über Mutterbegegnung und franziskanische Figur Spes Reaktion und Aktion der Anhänger Revolution Verweigerung der Führungsrolle JE sondern Interesse an Mutter II III IV V VI XII XIII XIV. XV Herrscher und Hexenverfolgung 1 Handlungszuspitzung zur Einleitung der Katastrophe 2 Handlungsstränge: Vertiefung der Katastrophe Gegenläufige Rettung durch Änderung der Mutter, Verunsicherung d .Bischofs u. Aufruhr Innere Konsolidierung des verstörten reinen Tors Retardation der Handlung Rückblende wg. Aufruhr mit überraschendem Happy-end und offenes Ende 9. Oktober 2015 H.STEIDLE MATERIALIEN AUFRUHR UM JUNKER ERNST 2. Die Figuren und ihre Charakterisierung, Interpretation Junker Ernst: der reine Tor und das Genie in der Bewährungsprobe Trennung von Eltern Aufwachsen in Einsamkeit und natürliche Umgebung Spätentwickler Schaffung der eigenen Phantasiewelt, Beeinflussung der Mitmenschen, keine Trennung von Phantasie und Realität Genialer Märchenerzähler und Märchenerfinder, bewusstes Einsetzen der Phantasie für Trost in Realität Typ unschuldigen, reinen Tors und natürlichen Genies Massenhafter Erfolg: Schaffen einer heilen virtuellen Welt als Kompensation für die reale schlechte Welt Messias-‐ und Führerrolle; Liebe der Anhänger, persönliche Glaubwürdigkeit Behauptung gegenüber dem Onkel und in der Stadt Zusammenbruch im Kerker und gegenüber der Grausamkeit der Hexenverfolgung Gewinn einer inneren Bindung an Mutter Orientierung an Idealisten und Auffinden des eigenen Wegs im Gespräch mit Spe Verzicht auf die Führungsrolle, Aussicht auf neue (realitätsbezogene?) Wirksamkeit Theodata von Ehrenberg: die traumatisierte Frau und Mutter Verarmte adelige Familie äußerliche Jugendlichkeit und Starre Unglückliche Ehe: Erniedrigung und Missbrauch Übertragung des Hasses von Mann auf Sohn Verweigerung der Mutterrolle nach Tod des Mannes () Wanderjahre: innere Haltlosigkeit und Leere Rückkehr: Realitätsverlust, Selbstbezogenheit Liebe zu Sohn und Erfüllung der Mutterrolle in Einsatz für Junker Ernst und unter Folter Rettung Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg: der grausame Herrscher aus persönlicher Schwäche und Angst Alter, unsicherer und abstoßender Herrscher Grundgefühl: Angst und innere Unsicherheit Überforderung in Amt als Landesherr Dämonen-‐ und Hexenfurcht als Emotion bis zum Verfolgungswahn Wahnhafte Verfolgung zur Sicherung der eigenen schwachen Person Liebesgefühl zu Junker Ernst und Fürsorge Verunsicherung zwischen dem positiven Gefühl und der Dämonen-‐ und Hexenfurcht Konflikt zwischen Liebe und Hass auf J.E. Erkenntnis der eigenen Bosheit und Schuld nach Vorwurf Theodatas Innere Krise Beendigung der Hexenverfolgung Pater Gropp (SJ): Verkörperung des absolut Bösen – aus welchem Motiv? Inquisitor, Beichtvater, Jesuit, Berater des Fürstbischofs Unheimliche hässliche Erscheinung Ideologe und Organisator der Hexenverfolgung Dämonische, kalte, rationalistische und machtorientierte Persönlichkeit mit negativer Aura Dualistisches Weltbild zur Rechtfertigung der Mordmaschinerie: ideologischer Überzeugungstäter Erkennen von JE als die Infragestellung seiner Existenz und daraus folgender Vernichtungswillen 2 9. Oktober H.STEIDLE MATERIALIEN AUFRUHR UM JUNKER ERNST 2015 Scheitern an der positiven Ausstrahlung JEs Pater Spe (SJ): Trostspender mit persönlicher oder politischer Perspektive Beichtvater der Opfer Junges Gesicht und weiße Haare Adelige Abstammung Religiöser und psychischer Trostspender in der gestörten Welt des Kriegs und der Hexenverfolgung (Schilderungen) Verpfändung der eigenen guten Taten für die Schuldeinsicht eines Kriminellen à radikale Verpflichtung Hilfe für die Opfer von Verfolgung und Grausamkeit Seelenverwandtschaft mit JE (jüngerer Bruder) Aufforderung zur Identität und Individualität, nicht Imitation, Keine Veränderung der Gesellschaft, sondern der Einstellung des Einzelnen franziskanische Messiasfigur ohne weitere Entwicklung Junker Ernst als faszinierender Erzähler Begeisterung aller Zuhörer für seine märchenhaften Geschichten Aufbau einer Fiktion und Phantasie, in die Zuhörer sich hineinversetzen, Kompensation und Trost durch Happy-‐end finden Vgl. Rezeption von Märchen: Simultantechnik zum Durchleben und Gewinnen von Konflikten Reich der Phantasie mit poetischer Gerechtigkeit Abhängigkeit der Menschen in zerrütteter Gesellschaft von Fiktion der heilen Welt Riss von Realität und Phantasie in Kerker Verzicht auf Weitererzählung nach Befreiung Offenes Ende Massenbildung durch Rhetorik Grenzen der literarischen Fiktion Die Menschen und Anhänger von Junker Jörg: Revolte gegen die Unmenschlichkeit Allgemeine Verbreitung von Unwissenheit und Aberglauben Leiden unter à Krieg à Hexenverfolgung à Zerfall des gesellschaftlichen Zusammenhalts à Hoffnungslosigkeit à Passivität Alltagsflucht und moralische Botschaften in der virtuellen Märchenwelt des JE Anhängerschaft in allen Schichten der Bevölkerung Idolisierung des JE zu einer messianischen Identifikationsfigur und Repräsentanten einer erhofften Gegenwelt Selbstorganisation der aktiven und noch nicht hoffnungslosen Kinder und Jugendlichen zu einem klassischen revolutionären Aufstand aus dem Untergrund Befreiung der Identifikationsfigur JE mit der Hoffnung auf die fortgesetzte Lieferung der fiktiven Erzählwelt Keine konkrete politische oder soziale Veränderung als Zielsetzung 3 9. Oktober H.STEIDLE MATERIALIEN AUFRUHR UM JUNKER ERNST 2015 Die Ideologie des Pater Gropp als totalitäre Ideologie; Vergleich mit NS-‐Ideologie Dualistisches Weltbild und Gott des Lichts und der Arische und semitische Rasse Unvereinbarkeit der Finsternis; Beherrschung der im weltgeschichtlichen Gegensätze Welt Rassenkampf Determination der Menschen Verführbarkeit der Menschen Handeln nach dem durch Dämonen Rassengesetz Falsche Erscheinung des bösen Moralisches Äußeres nur Verstellung der Juden im Alltag; Gegentyps unwirkliche Spiegelung Vernichtungswillen Terror und Vernichtung Folter zur Enthüllung der Propaganda des Teufelsbesessenheit ; Antisemitismus zur Enthüllung Hexenverbrennung zur Rettung der jüd. Weltverschwörung der Menschen Holokaust als Endlösung Wirklichkeitsbezug Pseudoreligiöse Pseudowissenschaftliche Realitätsverzerrung Realitätsverzerrung Wirkung Systematische Umsetzung von Systematische Umsetzung von Staat in abergläubischer totalitärem Staat mit Gesellschaft und manipulierter Gesellschaft und hoffnungslosen Menschen desorientierten Menschen Zeitstruktur Trennung Mutter Kind, Grundlegu ng der Handlung Entwicklungen und Personen Expositionen Zum Konflikt Rückkehr der Mutter, Brief – Bischof Auslösun g Ostern 1626 Treffen auf Schloss Konflikt Junker Rettungsaktion Ernst in en Würzburg è Mutter bis zur è Pater Verhaftun Spe g è Aufruhr Befreiun g und offenes Ende Kapitel Bis Pfingsten 1625 Bis Mariä Heimsuchung 02.07.1 1625 I. II. III-‐VIII IX. X-‐XII XIII-‐XIV XV 1618 Prag 1618-‐1626 Kurz nach Ostern 4 9. Oktober H.STEIDLE MATERIALIEN AUFRUHR UM JUNKER ERNST 2015 3. Materialien zur Hexenverfolgung in Würzburg (nach: http://www.hexen-‐franken.de/hinrichtungsorte/katholische-‐herrschaften/bistum-‐ w%C3%BCrzburg/) 3. 1. Liste der Hexenbrände in Würzburg “Verzeichnis der Hexen-Leut, so zu Würzburg mit dem Schwert gerichtet und hernacher verbrannt worden. Im ersten Brandt vier Personen. Die Lieblerin. Die alte Anckers Witwe. Die Gutbrodtin. Die dicke Bäckerin. Im andern Brandt vier Personen. Die alte Beutlerin. Zwey fremde Weiber. Die alte Schenckin. Im dritten Brandt fünf Personen. Der Hungersieber, ein Spielmann. Die Kulerin. Die Stierin, eine Procuratorin. Die Bürsten-Binderin. Die Goldschmidin. Im vierdten Brandt fünf Personen. Die Siegmund Glaserin, eine Bürgermeisterin. Die Birckmannin. Die Schickelte Amfrau (Hebamme) von der kommt das ganze Anwesen her. Die alte Rumin. Ein fremder Mann. Im fünften Brandt acht Personen. Der Lutz ein vornehmer Kramer. Der Kutscher, ein Kramer. Des Herrn-DomProbst-Vögtin. Die alte Hof-Seilerin. Des Jo. Steinbacks Vögtin. Die Baunachin, eine Ratsherrnfrau. Die Znickel Babel. Ein alt Weib. Im sechsten Brandt sechs Personen. Der Rath-Vogt, Gering genannt. Die alte Kanzlerin. Die dicke Schneiderin. Des Herrn Mengerdörfers Köchin. Ein fremder Mann. Ein fremd Weib. Im siebenten Brandt sieben Personen. Ein fremd Mägdlein von 12 Jahren. Ein fremder Mann. Ein fremd Weib. Ein fremder Schultheiß. Drey fremde Weiber. Damahls ist ein Wächter, so theils Herren ausgelassen, auf dem Markt gerichtet worden. Im achten Brandt sieben Personen. Der Baunach, ein Raths-Herr, und der dickste Bürger zu Würzburg. Des Herrn Dom-Probst-Vogt. Ein fremder Mann. Der Schleipner. Die Visirerin. Zwei fremde Weiber. Im neundten Brandt fünf Personen. Der Wagner Wunth. Ein fremder Mann. Der Bentzen Tochter. Die Bentzin selbst. Die Everingin. Im zehnten Brandt drei Personen. Der Steinacher, ein gar reicher Mann. Ein fremd Weib. Ein fremder Mann. Im elften Brandt vier Personen. Der Schwerdt, Vicarius am Dom. Die Vögtin von Rensacker. Die Stiecherin. Der Silberhans, ein Spielmann. Im zwölften Brandt zwey Personen. Zwey fremde Weiber. Im dreyzehenden Brandt vier Personen. Der alte Hof-Schmidt. Ein alt Weib. Ein klein Mägdlein von neun oder zehn Jahren. Ein geringeres, ihr Schwesterlein. Im vierzehenden Brandt zwei Personen. Der erstgemeldeten zwey Mägdlein Mutter. Der Lieblerin Tochter von 24 Jahren. Im fünfzehenden Brandt zwey Personen. Ein Knab von 12 Jahren in der ersten Schule. Eine Metzgerin. Im fünfundzwanzigsten Brandt sechs Personen. Der Friedrich Basser, Vicarius im Dom-Stift. Der Stab, Vicarius zu Hach. Der Lambrecht, Chor-Herr im neuen Münster. Des Gallus Hausen Weib. Ein fremder Knab, die Schelmerey Krämerin. Im sechsundzwanzigsten Brandt sieben Personen. Der David Hans, Chor-Herr im neuen Münster. Der Weydenbusch, ein Raths- Herr. Die Wirthin zum Baumgarten. Ein alt Weib. Des Volckenbergers Töchterlein ist heimlich gerichtet, und mit der Laden verbrannt worden. Des Raths-Vogts klein Söhnlein. Der Herr Wagner, Vicarius im Dom-Stift, ist lebendig verbrannt worden. Im siebenundzwanzigsten Brandt sieben Personen. Ein Metzger, Kilian Hans genannt. Der Hüter auf der Brücken. Ein fremder Knab. Ein fremd Weib. Der Hasnerin Sohn. Der Michel Wagner, Vicarius zu Hach. Der Knor, Vicarius zu Hach. Im achtundzwanzigsten Brandt, nach Lichtmeß anno 1629 sechs Personen. Die Knertzin, eine Metzgerin. Der D. Schützen Babel. Ein blind Mägdlein. Der Schwart, Chor-Herr zu Hach. Der Ehling, Vicarius. Der Bernhard Mark, Vicarius am Dom-Stift, ist lebendig verbrannt worden. Im neunundzwanzigsten Brandt sieben Personen. Der Viertel Beck. Der Klingen Wirth. Der Vogt zu Mergelsheim. Die Beckin bei dem Ochsen-Thor. Die dicke Edelfrau. Ein geistlicher Doctor, Meyer genannt, zu Hach, und ein Chor-Herr ist früh um 5 Uhr gerichtet und mit der Bar verbrannt worden. Ein guter vom Adel, Junker Fischbaum genannt. Ein Chor-Herr zu Hach ist auch mit dem Doctor eben um die Stunde heimlich gerichtet, und mit der Bar verbrannt worden. Paulus Vaecker zum Breiten Huet. Seithero sind noch zwey Brände gethan worden.” (Liste der 29 Brände, die in Würzburg 1627-29 zur Vernichtung von Hexen und Zauberern entfacht wurden. Es waren 157 namentlich genannte Opfer aus allen Berufsschichten und Gesellschaftsständen. Diese Liste ist unvollständig, die Brände wurden bis 1630§1 fortgesetzt.) 5 9. Oktober 2015 H.STEIDLE MATERIALIEN AUFRUHR UM JUNKER ERNST 3.2. Chronik der Hexenverfolgung in Stadt und Hochstift Würzburg 1470 wurde in Würzburg die Dienstmagd eines Bürgermeisters wegen Liebeszaubers ertränkt. Nicht alle als Hexen Verhafteten wurden in der frühen Zeit auch gefoltert, ähnlich wie sich dies auch in Nürnberg zeigte. Man hielt sich hier zunächst an die CCC (Kaiserliche Carolina). 1545 Prozeß mit Folter gegen sechs wegen Zauberei und Hexerei Verhafteter, davon waren fünf Männer (drei Brüder). ab 1550 Weite Gebiete des Bistums waren protestantisch geworden. 1557 Eine Frau als Hexe angeklagt. 1573-1617 Regierungszeit des Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn, der ein erklärter Verfolger von Juden, Hexen und Ketzern war. Er griff persönlich in die Hexenprozesse ein. um 1590 Grenzstreitigkeiten und Übergriffe kurmainzischer Beamter 1590, 1593, 1596, 1598. 1590, 1593, 1596, 1598 Einzelne Hexenprozesse im Bistum Würzburg, 1600, 1616 und 1626 Unwetter und Missernten (später vom Fürstbischof als Hexenwerk interpretiert) 1606-1614 Einzelne Verbrennungen in Würzburg, Mellrichstadt, Karlstadt und Volkach. 1611 Konflikt zwischen Julius Echter und dem Grafen Wolfgang von Castell, der keine Hexen hinrichten lassen wollte. Um 1616/17 Ca. 300 Hinrichtungen unter Julius Echter. 50 Hinrichtungen in Freudenberg (war lange Zeit lutherisch und in den Bauernkrieg involviert). 260 Personen wurden in Gerolzhofen als Hexen hingerichtet. Gezieltes Hexenjagen im Würzburger Gebiet, die Bevölkerung ist aufgehetzt und schließt Bünde gegen Hexen. 1617-1623 Regierungszeit des Bischof Gottfried von Aschhausen, der als erklärter Hexenjäger ein eigenes Hexengefängnis erbaut und Gebete gegen Hexen anordnet. Er ließ den Leichnam der Schultheißin Margaretha Scheubenaß von Buch (Amt Stolberg) ausgraben und verbrennen, da sie nicht der Erde würdig sei. Weitere Hinrichtungen in Gerolzhofen. 1620 Erlaß, besondere Hexen-Kollekten in den Kirchen zu lesen. 1623-1631 Regierungszeit des Fürstbischof Philipp Adolph von Ehrenburg. Seine erbarmungslose Hexenverfolgung war als “Würzburgisch Werk” überall im Reich bekannt. Sein Tun wurde in München als Vorbild gerühmt. Ein Drittel der Bürgerinnen der Stadt Würzburg war in Hexenprozesse verwickelt. 1625 Neue Prozesse auch in der protestantischen Reichsstadt Schweinfurt. 1626 In Oberlauda ein Fall von Lynchjustiz durch die verhetzte Bevölkerung. In Miltenberg und Lohr (mainzsches Gebiet) Verbrennungen. In Zeil und Bamberg zahlreiche Hinrichtungen. 1626-1629 Mehrere hundert Prozesse in Würzburg. 1627 Wiederum Mandat gegen die Hexen, Verbrennungen in Gerolzhofen. In Würzburg führen bereits drei Besagungen in der Folter, statt sechs, wie andernorts üblich, zur Festnahme. Es werden 113.700 fl. Konfiskationen gefordert. 1627 versucht der als Hexer beschuldigte ehemalige Examinator Dr. Johann Friedrich Burkhardt am Reichskammergericht in Speyer ein Mandat gegen den Fürstbischof zu erreichen. Daraufhin lud das Reichskammergericht den Fürsten selber vor, damit er sich verantworte. Der Bischof selbst wird als Teilnehmer von Hexentänzen in der Folter angegeben. 30. Aug. 1629 42. Brand der Hexen, seitdem keine Hinrichtungen mehr. Es waren auch mindestens 50 Kleriker hingerichtet worden. Kaiserliches Mandat des Reichskammergerichts in Speyer gegen die Hexenverfolgung an den Fürstbischof in Würzburg. Ende der Verfolgungen, Entlassungen der Eingekerkerten. 1630/1631 Einmarsch der Schweden. 1642 Antritt der Regentschaft des Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn, der ein Gegner von Hexenprozessen war. Ende der Verfolgungen im Bistum Würzburg [5] 6 9. Oktober 2015 H.STEIDLE MATERIALIEN AUFRUHR UM JUNKER ERNST 3.3. Überlieferung zu Ernst von Ehrenberg ( Gropp, Collect. II, zit. in: Soldan-Heppe, a. a. O.) Eine Teufelsaustreibung durch Jesuiten Der Knabe Ernst von Ehrenburg, der einzige Verwandte des Fürstbischof zu Würzburg, war wegen Hexerei und Teufelsverführung angeklagt. Der Bischof versuchte, ihn durch Jesuiten, die den Knaben bekehren sollten, scheinbar zu retten. Die Glaubenseiferer behängten den Buben mit Amuletten, mit “Agnus Dei” (vermutlich auf Papier geschriebene Gebete als Abwehrzauber), mit Wachs, Reliquien und Weihwasser. Derlei Vertrieb bringt der Kirche allerorten bis heute viel Geld ein. Die Teufelsaustreiber mußten aber leider feststellen, daß das Opfer nachts einige der Objekte abgenommen hatte und mit dem Teufel zu seinen Hexentreffen ausgefahren war. Nach erfolgter Buße und Reue wurde der Page mehrmals rückfällig und konnte auch von Franziskanern nicht errettet werden. Schließlich mußte ihm der Kopf abgeschlagen werden. Einer der Jesuiten mit Namen Gropp hat als Zeuge der Ereignisse diese Geschichte aufgezeichnet, und zweifellos wurde der Knabe Ernst zur Warnung den Zöglingen oftmals vor Augen geführt. Die Geschichte soll einst bei einem Schulspiel in Heidelberg aufgeführt worden sein. [ 7
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