PROGRAMM - Heinrich Schütz Musikfest

IM GARTEN DER LIEBE
Festkonzert
zum Gründungsjubiläum
des Heinrich-Schütz-Hauses
Weißenfels
PROGRAMM
10. Oktober 2015, 20.00 Uhr
St. Marienkirche | Weißenfels
Vertonungen des Canticum canticorum – Hohelied Salomonis
Heinrich Schütz (1585–1672)
Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat SWV 20
Hochzeitskonzert für acht Stimmen und Basso continuo (Dresden 1618)
Melchior Franck (um 1580–1639)
Meine Schwester, liebe Braut
Hohelied-Motette für sechs Stimmen und Basso continuo
aus: Geistliche Gesänge und Melodeyen (Coburg 1608)
Heinrich Schütz
Ego dormio, et cor meum vigilat SWV 63
Vulnerasti cor meum SWV 64
Geistliche Madrigale
aus: Cantiones sacrae (Freiberg 1625)
Erasmus Widmann (1572–1634)
Adolescens alloquitur puellam (Meidelein mein Schätzelein)
Puella respondet (Junger G’sell)
Zwei Tänze aus: Musicalisch Kurzweil Neuer Teutscher mit sehr frölichen und
kurtzweiligen Texten gestellte Gesänglein, Täntz und Curranten (Nürnberg 1611)
Heinrich Schütz
Ich beschwöre euch, ihr Töchter zu Jerusalem SWV 339
Dialogus für sieben Stimmen und Basso continuo
aus: Anderer Theil Geistlicher Concerten und Harmonien (Leipzig 1641)
Steffano Bernardi (um 1580–um 1638)
O dulcissima dilecta mea
für Sopran und Basso continuo
aus: Seconda Raccolta de Sacri Canti (1624)
Erasmus Widmann
Christina – Sophia
Zwei Tänze aus: Musicalischer Tugendtspiegel Ganz neuer Gesäng mit schönen Historischen
und Poetischen Texten sehr nutzlich zu lesen und lieblich zu singen, zweiter Teil:
gantz Newe Däntz und Galliarden mit 4. Stimmen / jedoch ohne Text componirt (Nürnberg 1613)
Heinrich Schütz
Veni, dilecte mi SWV 274
Geistliches Konzert für sechs Stimmen und Basso continuo
aus: Symphoniae Sacrae I (Dresden 1629)
Hans Leo Hassler
Veni Domine et noli tardare
Geistliches Konzert (instrumentaliter)
aus: Sacri concentus (Augsburg 1601)
Melchior Franck
Du bist aller Dinge schön
Hohelied-Motette für sechs Stimmen und Basso continuo
aus: Geistliche Gesänge und Melodeyen (Coburg 1608)
Heinrich Schütz
Stehe auf, meine Freundin SWV 498
Hohelied-Motette zu acht Stimmen und Basso continuo,
Melchior Franck
Fahet uns die Füchse
Hohelied-Motette für sechs Stimmen und Basso continuo
aus: Geistliche Gesänge und Melodeyen
Christoph Demantius (1567–1643)
Mein Freund, komm in meinen Garten
Madrigal für fünf Stimmen
aus: Convivalium concentuum farrago in welcher deutsche Madrigalia,
Canzonette und Villanellen […] verfasset 6-8v (Jena 1609)
SIEHE, DU BIST SCHÖN
Erasmus Widmann
Barbara – Agatha
zwei Tänze
aus: Musicalischer Tugendtspiegel (Nürnberg 1613)
Heinrich Schütz
Freue dich des Weibes deiner Jugend SWV 453
Hochzeitskonzert für neun Stimmen und Basso continuo
Cappella Sagittariana Dresden
Heidi-Maria Taubert, Sopran
Maria Skiba, Sopran
David Erler, Altus
Tobias Hunger, Tenor
Michael Schaffrath, Bariton
Felix Schwandtke, Bass
Friederike Otto, Zink
Anna Schall, Zink
Sebastian Krause, Posaune
Ercole Nisini, Posaune
Frank van Nooy, Posaune
Stefan Maass, Theorbe
Johanna Seitz, Harfe
Benjamin Dreßler, Violone
Sebastian Knebel, Orgel
Musikalische Leitung: Norbert Schuster
Das Konzert findet in Verbindung mit dem Ausstellungsprojekt
Das Hohelied Salomonis der Galerie BRAND-SANIERUNG Weißenfels statt.
Mit freundlicher Unterstützung
Fotografieren sowie Film- und Tonaufnahmen sind während des Konzerts untersagt.
Bitte denken Sie daran, Ihr Mobiltelefon auszuschalten. – Danke.
Christina Simon, Ein verschlossener Garten bist du,
Farblinolschnitt, 2015
Das Lied der Lieder (griech. Άσμα ασμάτων, lat.
Canticum canticorum) ist in Luthers Übersetzung
als Hohelied (Salomos) eines der bedeutendsten und beliebtesten Bücher des Alten Testaments. Belegbar ist dies vor allem in Bezug auf
die im frühen 17. Jahrhundert kaum mehr in
Gänze zu erfassenden künstlerischen Adaptionen dieser so häufig stark erotisch gefärbten
Liebesdichtungen. Die Verse werfen mitunter
die Frage auf, ob sie metaphorisch die Liebe
zwischen Gott, Israel, der Kirche und ähnlichem oder die zwischenmenschlich-erotische
Liebe zu besingen trachten. Die Hohelied-Vertonungen des heutigen Konzerts repräsentie-
ren in ihren so unterschiedlich agierenden Besetzungen und rhetorischen Anlagen sicherlich
das eine wie das andere. Einen Schwerpunkt
setzen Norbert Schuster und die Cappella
Sagittariana Dresden auf die Interpretation von
Werken ihres Namenspatrons Heinrich Schütz.
Neben den auf Versen des Hohelieds beruhenden Motetten und Concerten Ego dormio, et cor
meum vigilat und Vulnerasti cor meum (SWV 63/64,
Verse 5,2 und 4,9) sowie Veni dilecte mi (SWV
274, Vers 5,1) werden weitere liebeslyrische
Kompositionen Schützes zu Gehör gebracht.
Heinrich Schütz muss als einer der ersten und
fürderhin auch wichtigsten Komponisten genannt werden, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts das vokal-instrumentale Komponieren im
protestantischen Deutschland bekannt gemacht
haben. Gut ein Jahr bevor sich Schütz mit seinem
ersten offiziellen Dresdner Opus, den Psalmen
Davids (SWV 22-47) als neuer kursächsischer
Hofkapellmeister in der Residenzstadt an der
Elbe niederließ, zeigte er mit den Gelegenheitsmusiken Wohl dem, der ein tugendsam Weib
hat (SWV 20), Haus und Güter erbet man von
Eltern (SWV 21) und Siehe, wie fein und lieblich
ists (SWV 48) bereits seine Meisterschaft in
der musikalischen Textausdeutung. Die Worte
„Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat“ Jesus
Sirachs (Lob des Weibes; Sirach 26, 1-4.21)
vertonte Schütz als doppelchöriges Concerto.
„[…] Auff Hochzeitlichen Ehrentag Des Ehrnvesten / Großachtbarn vnd Hochgelahrten Herrn
Josephi Avenarij, beyder Rechten Doctorn,
Churf. Sächs. Hoff- vnd des Obern Consistory
Raht / Herrn Breutgams / seines großgünstigen
Herrn vnd Hochgelahrten Freundes. Wie auch
Der Erbarn Vielehrentugendsamen Jungfraw
Anna Dorothea / Herrn Christian Börlitzens /
Weyland Rathsverwandten zu Hall / Seligen nachgelassenen Eheleiblichen Tochter / Jungfraw
Braut / Seiner in Ehren geneigten Freundin.“
In gewohnt bildlich-naturalistischer Weise setzt
Schütz die alttestamentarischen Bibelverse aus,
untermalt das „fein ruhig Leben“ mit lang gezogenen Tonrepetitionen; perlende Achtelakkoladen machen deutlich: „ein tugendsam Weib
ist eine edle Gabe“. Die verschiedensten Qualitäten der Frau werden im ständigen Wechsel
mit dem tanzartigen Ritornell „Wohl dem, der
ein tugendsam Weib hat“ kontrastiert, sodass es
nicht zuletzt auch ein bisschen als Mahnung
oder gar als ‚Anleitung für das tugendsame
und häusliche Weib’ zu verstehen ist. Für manch
emanzipatorisch aufgeklärte Ohren des 21. Jahrhunderts mag dies sicherlich von ganz besonderer Eigentümlichkeit sein …
Den wörtlich zu nehmenden Konzert-„Garten“
bereichern nebst Geistlichen Konzerten und
Madrigalen von Steffano Bernardi, Hans Leo
Haßler und Christoph Demantius die Geistlichen Gesäng und Melodeyen Melchior Francks.
Als „Zittanus Silesius“ (Schlesischer Zittauer)
bezeichnete sich der Demantius-Schüler Franck,
bis er 1602/03 als Fürstlich Sächsischer Kapellmeister zu Coburg angestellt wurde. Hier wurden 1608 auch seine Geistlichen Gesäng und
Melodeyen gedruckt: ein Garten voll vielfarbig
sprießender Blumen, holder Frauen und anmutiger Tiere. Da der Garten religionswissenschaftlich betrachtet „ein wertvolles irdisches
Gut und Ausdruck des Wohlergehens ist, wird
er auch als metaphorisches Bild verwendet:
Hld 4,12-5,1 beschreibt die Geliebte als Garten,
genauso wie die Weisheit in Sir 24,13ff ihre
Vorzüge preist, indem sie sich der Garten-Metaphorik bedient. […] Dadurch wird der Garten
ein Symbol zukünftigen Heiles […] und des endzeitlichen Paradieses“ (Neues Bibel-Lexikon,
herausgegeben von Manfred Görg und Bernhard Lang, Zürich 1991).
Irdische Gelüste und himmlische Genüsse
besingen Francks Spruchmotetten gleichermaßen. In Schützscher Bildhaftigkeit zeigen sich
da die madrigalesken Figuren der Nord- und
Südwinde, der lebendig von Libanon fließenden
Wasser und des honig-, milch- und weinsüßen
Körpers der Geliebten. Als Synonyme für das
Liebespaar stehen sich in „Fahet uns die Füchse“
(Verse 2,15-17) das Reh und der Hirsch gegenüber: Spielerische Anmut und naive Unschuld
kontrastieren mit den unliebsamen Füchsen,
„die die Weinberge verderben“. Der Weinberg
als schützenswertes Kleinod in dem wertvollen
Garten ist ein weiteres Sinnbild für die geliebte
Ulrich Barnickel,
Großes Lied der Liebe, Stahl, 2015
Frau, die es von „Füchsen“ fernzuhalten gilt:
jungen, ungestümen Liebhabern und Schürzenjägern …
Das Hohelied ist eine wahre Fundgrube – fast
möchte man „Garten“ sagen! – voll Allegorien
und eleganten Um- und Zuschreibungen für
das schöne Geschlecht. In immer anderen
Formulierungen kann sich ein Komponist
verlieren und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchen.
Thomas Altmeyer schreibt im Demantius-Artikel der Enzyklopädie Die Musik in Geschichte
und Gegenwart (Stuttgart 2001): „Mit seinen
zwischen 1595 und 1615 gedruckten Sammlungen weltlicher Lieder, Tänze, Intraden und
Tanzlieder bediente Demantius […] die Nachfrage nach vokaler, instrumentaler und vokalinstrumentaler Gesellschaftskunst der Zeit
um 1600. In den Sammlungen Neue Teutsche
Weltliche Lieder (1595) und Convivalium concentuum, farrago (1609) finden sich, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, weitgehend italianisierte Liedformen (Villanella,
Canzonetta) einschließlich des Madrigals. Die
deutschen Texte der weltlichen Kompositionen
von Demantius – fast durchweg wohl von ihm
selbst verfasst – zeigen die ebenfalls für die
Zeit typische Mischung aus deutschen und
italienischen Traditionen, sowohl bei der Metrik
als auch bei inhaltlichen Topoi.“
Das zweiteilige Madrigal Mein freund kom in
meinen Garten / Ich Schlaffe aber mein Hertz
das wachet (Verse 5,1 und 5,2) steht ganz im
Zeichen der Freuden des kulinarischen Genusses und des hohen Guts der gegenseitigen
Speisung. Den eingehenden Anrufungen an den
Freund und die liebe Braut folgen hungersatte
Aufzählungen genossener Speisen und Tränke.
Und dennoch: es kommt zu keiner vollends
erfüllenden Sättigung! „Esset meine lieben /
Trincket meine freunde / vnd werdet truncken.“
Erst durch den gemeinsamen Genuss, durch das
Teilen lässt sich wahre Seligkeit erschmecken.
Diese wahre Selig- bzw. Einigkeit zeigt Demantius in seiner Entwicklung vom polyphonen Satz
DIE AUSFÜHRENDEN
des Anfangs hin zur Einheit schaffenden Homophonie des tänzerischen Schlusses, der beiden
Madrigalteilen gemein ist.
1599 zieht es Erasmus Widmann – vormaliger
Organist an der Grazer Stiftskirche – wieder
zurück in seine Heimatstadt Schwäbisch Hall,
wo er die Folgejahre als Präzeptor und Kantor
der dritten Klasse vorstand. Die guten familiären
Beziehungen zum Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Langenburg eröffneten ihm aber alsbald
den Zugang zum gräflichen Hof in Weikersheim, wo er 1602 als Organist und späterhin als
Kapellmeister angestellt war. Hier entstanden
jene Werkzyklen, die in einzelnen Sätzen im
heutigen Konzert erklingen: Musicalisch Kurtzweil (1611) sowie Musicalischer Tugendtspiegel
(1613).
„Zu Anfang 1602 war nämlich die Stelle eines
Präzeptors an der gräflichen Lateinschule zu
Weikersheim frei geworden und die Hofbeamten erhielten den Auftrag, Ausschau zu halten
„nach einem qualificierten gesellen, der ein guter
musicus wehre und daneben die Schul versehen thete“, außerdem sollte derselbe auch „in
humanoribus wol fundirt darzu in instrumentali
und vocali musica geübet sein“, so Georg Reichert in Erasmus Widmann (Stuttgart 1951).
Widmanns umfassendstes kompositorisches
Schaffen ist zweifelsohne das mehrstimmige
weltliche Lied. Die Kurtzweil trägt im Namen
schon ihren Charakter: zum geselligen Zeitvertreib sind jene Lieder gedacht, ob gesungen oder gespielt – dabei häufig aber getanzt.
Orientiert an Zeit, Geschmack und Gebrauch,
sind die Widmannschen Sätze und Tänze eine
willkommene Abwechslung zur schweren
geistlichen Kirchenmusik und waren absolut
der neuen Mode verpflichtet. So sind beispielsweise die Tänze und Galliarden des Tugendtspiegel allesamt nach damals neumodischen
Frauennamen benannt. Neben den im Konzert
vertretenen Agatha, Barbara, Christina und Sophia sind da unter anderem noch Euphrosina,
Magdalena, Rosina und Ursula anzutreffen.
Peter Motzkus
Cappella Sagittariana Dresden
Im Jahr 1993 gründeten Mitglieder der Dresdner Philharmonie gemeinsam mit Musikern
anderer Orchester und freischaffenden Künstlern das Ensemble Alte Musik Dresden. Mit
seiner Spezialisierung auf die Musik der Renaissance und des Frühbarock fand es schnell
einen festen Platz im Musikleben seiner Heimatstadt. Das ganz besondere Interesse des Ensembles galt der Wiederentdeckung des vielfältigen
mitteldeutschen und sächsischen Musikerbes.
In den Folgejahren entwickelte sich daraus unter
dem Titel Sächsische Musiklandschaften im
16. und 17. Jahrhundert eine ambitionierte Projektreihe mit Konzerten und CD-Produktionen.
Darüber hinaus widmeten sich die Musiker nahezu dem gesamten Spektrum der vokal-instrumentalen Musik der oben genannten Stilepochen. Zahlreiche Rundfunkmitschnitte und
internationale Gastspiele zeugen vom hohen
Niveau der künstlerischen Arbeit des Ensembles.
In den 1970er Jahren entstand in der Sächsischen Staatskapelle Dresden ein Ensemble für
Alte Musik, das sich – als Reminiszenz an Hein-
DIE TEXTE DER VOKALWERKE
rich Schütz, den bedeutenden Kapellmeister der
einstigen Dresdner Hofkapelle – den Namen
Cappella Sagittariana Dresden gab. Rasch entwickelte sich die Cappella Sagittariana Dresden
zu einem der führenden Ensembles seiner Art
im damaligen Ostteil Deutschlands und unternahm außerdem viele Konzertreisen, unter
anderem nach Westdeutschland sowie ins europäische Ausland. Als der Musikwissenschaftler
Wolfram Steude in den 1980er Jahren die Stimmbücher zum Schwanengesang von Heinrich Schütz
wiederentdeckte, war es die damalige Cappella
Sagittariana Dresden, die dieses bedeutende
Werk der deutschen Musikliteratur in seiner
Gesamtheit nach über 300 Jahren erstmalig
wieder aufführte und auf Schallplatte veröffentlichte.
Im September 2006 vereinigten sich beide Gruppen an symbolträchtiger Stelle, der Kapelle
des Dresdner Residenzschlosses, zur neuen
Cappella Sagittariana Dresden. Das Gesamtwerk
von Heinrich Schütz bildet auch weiterhin einen
wesentlichen Bestandteil des Repertoires. In
letzter Zeit war das Ensemble beim Festival
Europäische Kirchenmusik in Schwäbisch-Gmünd, bei den Tagen Alter Musik in Herne und
bei den Musiktagen Hitzacker eingeladen.
Heinrich Schütz
Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat (Sirach 26, 1-4.21)
Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat,
des lebet er noch ein so lang.
Ein häslich Weib ist ihrem Manne eine Freude
und macht ihm ein fein ruhig Leben.
Ein tugendsam Weib ist eine edle Gabe
und wird dem gegeben, der Gott fürchtet,
er sei gleich reich oder arm,
so ists ihm ein Trost und macht ihn allzeit fröhlich.
Wie die Sonne, wenn sie aufgegangen ist,
an dem hohen Himmel des Herren eine Zierde ist,
also ist ein tugendsam Weib eine Zierd in ihrem Hause.
Die Cappella Sagittariana Dresden steht unter der
künstlerischen Leitung von Norbert Schuster.
Als Kontrabassist ist er seit 1977 Mitglied der
Dresdner Philharmonie, daneben absolvierte
er Studien in Viola da gamba und in Orchesterdirigieren. In den Vereinen Dresdner Hofmusik
e.V. und Heinrich Schütz in Dresden e.V. engagiert er sich für die Pflege der Alten Musik,
insbesondere des sächsischen und mitteldeutschen Repertoires.
Melchior Franck
Meine Schwester, liebe Braut (Hohes Lied 4/12–16)
Meine Schwester, liebe Braut,
du bist ein verschlossen Garten,
eine verschlossene Quelle,
ein versiegelter Brunn.
Dein Gewächs ist wie ein Lustgarten
von Granatäpfeln mit edlen Früchten,
Cypern mit Narden, Narden mit Safran,
Kalmus und Cynamen,
mit allerlei Bäumen des Weihrauchs,
Myrrhen und Aloes,
mit den allerbesten Würzen wie ein Gartenbrunn,
wie ein Brunn lebendiger Wasser,
die vom Libanon fließen.
Steh auf, Nordwind, und komm Südwind,
und wehe durch meinen Garten,
daß seine Würze triefen.
Heinrich Schütz
Ego dormio (Hohes Lied 2/5)
Ego dormio, et cor meum vigilat.
Aperi mihi, soror mea,
columba mea, immaculata mea,
quia caput meum plenum est rore,
et cincinni mei guttis noctium.
Steffano Bernardi
O dulcissima dilecta mea (Hohes Lied 2/13–14)
Ich liege und schlafe doch mein Herz wachet.
Öffne mir, meine Schwester,
meine Taube, meine Reine,
denn mein Haar ist feucht vom nächtlichen Regen
und aus meinen Locken tropft der Tau der Nacht.
Vulnerasti cor meum (Hohes Lied 4/9)
Vulnerasti cor meum,
filia carissima,
in uno oculorum tuorum,
in uno crine colli tui.
Hast mein Herz verwundet,
meine liebste Tochter,
verzaubert mit dem Blick deiner Augen.
Hast verwundet mein Herz mit der Zier deines Halses.
Ich beschwöre euch, ihr Töchter zu Jerusalem
(Hohes Lied 5/8–10; 6/1; 1/7; 6/2; 2/17)
Ich beschwöre euch, ihr Töchter zu Jerusalem,
findet ihr meinen Freund, so saget ihm,
dass ich für Liebe krank liege.
Meine Seele ging heraus nach seinem Wort;
ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht,
ich rief, aber er antwortet mir nicht.
Was ist dein Freund vor andern Freunden,
o du schöneste unter den Weibern,
dass du uns so beschworen hast?
Sage uns an du, den deine Seele liebet,
wo er weidet, wo er ruhet gen Mittage.
Mein Freund ist weiss und roth,
auserkorn unter vielen Tausenden.
Wo ist dein Freund hingegangen,
o du schöneste unter den Weibern,
wo hat sich dein Freund hingewandt?
So wollen wir mit dir ihn suchen.
Mein Freund ist hinab gegangen
in seinen Garten zu den Würzgärtelein,
dass er sich weide unter den Gärten
und Rosen breche.
Lasst uns gehen und ihn suchen,
bis der Tag kühle werde und der Schatten weiche.
O dulcissima dilecta mea,
quid moraris, cur cunctaris surge,
propera amica mea.
Formosa mea, immaculata mea,
veni, vita, veni, spes animae meae,
speciosum faciem tuam videre
et vocem tuam suavem audire desidero.
Veni, flos paradisi, super lilium convalium.
Surge ergo et noli tardare
tui enim amore ardeo.
Alleluia.
O meine süßeste Geliebte,
was zögerst du, warum zauderst du?
Steh auf, eile, meine Freundin!
Meine Schöne, meine Reine,
komm, mein Leben, komm, Hoffnung meine Seele.
Ich verlange dein wohlgestaltetes Antlitz zu schauen
und deine süße Stimme zu hören.
Komm, Paradiesblume über den Lilien der Täler.
Stehe also auf und säume nicht,
ich werde von deiner Liebe verzehrt.
Halleluja!
Heinrich Schütz
Veni, dilecte mi (Hohes Lied 5/1)
Veni, dilecte mi, in hortum meum,
ut comedas pretiosum fructum tuum.
Venio, soror mea sponsa,
in hortum meum
et messui myrrham meam
cum aromatibus meis.
Komm, Geliebter mein, in meinen Garten,
um deine köstlichen Früchte zu genießen.
Ja, ich komme meine Braut und Schwester
in meinen Garten.
Ich habe gepflückt die Myrrhen
zusammen mit den Gewürzen.
Veni, dilecte mi, in hortum meum,
ut comedas pretiosum fructum tuum.
Venio, soror mea sponsa,
in hortum meum.
Komm, Geliebter mein, in meinen Garten,
um deine köstlichen Früchte zu genießen.
Ja, ich komme, meine Braut und Schwester,
in meinen Garten.
Comedi favum meum cum melle meo,
cum lacte meo vinum meum bibi.
Comedite, dilecti, et bibite, amici,
et inebriamini, carissimi.
Den Seim habe ich gegessen und den süßen Honig,
mit meiner Milch auch meinen Wein getrunken.
Nun esset ihr Lieben und trinket ihr Freunde,
bis ihr völlig trunken seid, ihr Teuersten.
Melchior Franck
Du bist aller Dinge schön (Hohes Lied 4/7–11)
Melchior Franck
Fahet uns die Füchse (Hohes Lied 2/15–16)
Du bist aller Dinge schön, meine Freundin
und ist kein Flecken an dir.
Komm, meine Braut von Libanon.
Du hast mir das Herz genommen,
meine Schwester, liebe Braut.
Deine Brüste sind lieblicher denn Wein
und der Geruch deiner Salben übertrifft alle Würze.
Deine Lippen, liebe Braut,
sind wie triefender Honigseim,
Honig und Milch ist unter deiner Zungen,
und der Geruch deiner Kleider ist wie der Geruch Libanon.
Fahet uns die Füchse, die kleinen Füchse,
die den Weinberg verderben,
denn unsere Weinberg haben Augen gewunnen.
Mein Freund ist mein und ich bin sein,
der unter den Rosen weidet,
bis der Tag kühle werde und der Schatten weiche.
Kehre um, und werde wie ein Reh mein Freund,
oder wie ein junger Hirsch auf den Scheidebergen.
Heinrich Schütz
Stehe auf, meine Freundin (Hohes Lied 2/10–13)
Stehe auf, meine Freundin, meine Fromme,
meine Schwester,
meine liebe Braut und komm her!
Denn siehe, der Winter ist vergangen,
der Regen ist weg uns dahin,
die Blumen sind herfürkommen im Land,
der Lenz ist herbeikommen
und die Turteltaube läßt sich hörn
in unserm Lande,
der Feigenbaum hat Knoten gewonnen,
die Weinstöcke haben Augen gewonnen
und geben ihren Ruch.
Siehe, meine Freundin, du bist schön,
du bist aller Dinge schön
und ist kein Flecken an dir,
du hast mir das Herz genommen,
küsse mich mit dem Kuß deines Mundes.
Honig und Milch ist unter deiner Zunge.
Zeige mir deine Gestalt,
laß mich hören deine Stimme,
denn deine Stimm ist süß
und dein Gestalt ist lieblich.
Christoph Demantius
Mein Freund, komm in meinen Garten (Hohes Lied 5/1–2)
Mein Freund komm in meinen Garten,
Meine Schwester, liebe Braut.
Ich habe meine Myrren
sampt meiner Wurtzen abgebrochen.
Ich habe meines Seims
sampt meinem Honige gessen.
Ich habe meines Weins
sampt meiner Milch getruncken.
Esset, meine Lieben;
Trinket, meineFreunde
und werdet truncken.
Ich schlaffe, aber mein Hertz das wachet.
Thu mir auff, liebe Freundin,
meine Schwester, meine Schöne, meine Fromme.
Ich habe meines Weins
sampt meiner Milch getruncken.
Esset, meine Lieben;
Trinket, meine Freunde
und werdet truncken.
Heinrich Schütz
Freue dich des Weibes deiner Jugend (Sprüche Salomos 5/18)
Freue dich des Weibes deiner Jugend.
Sie ist lieblich, wie eine Hinde, und holdselig, wie ein Reh.
Freue dich des Weibes deiner Jugend.
Lass dich ihre Liebe allezeit sättigen,
und ergetze dich allewege in ihrer Liebe.
Freue dich des Weibes deiner Jugend.
Galerie BRAND-SANIERUNG
Novalisstr. 13 | Weißenfels
DAS HOHELIED SALOMONIS
Weitere Termine
Ausstellung vom 3. Oktober bis 22. November 2015
1. November 2015, 15.00 Uhr
Es ist faszinierend zu erleben, welche kreativen
Energien kulturelle Botschaften aus den Tiefen der
Kulturgeschichte bei zeitgenössischen bildenden
Künstlern freisetzen. Die Ausstellung Das Hohelied
Solomonis führt dies eindrucksvoll vor Augen, wenn
Malerei, Plastik, Grafik, Keramik und Linolschnitt auf
den biblisch-erotischen Versen und der Vertonung
des Frühbarock basieren.
Helena Rytkönen – Malerei
Ulrich Barnickel – Metallplastik
Peter Rogge – Grafik
Lisa Trefzer – Keramische Wandbilder
Christina Simon – Farblinolschnitt
Zu Gast – anlässlich seines 70. Geburtstags:
Dieter Weidenbach – Rötelzeichnungen
Christina Simon – Kuratorin
MIDISAGE
Lesung aus dem Hohelied Salomonis
in der Übersetzung von Martin Opitz
mit Thomas Zieler und An Kuohn
Präsentation des Katalogs zur Ausstellung
21. November 2015, 19.30 Uhr
FINISSAGE
Lesung: Erotische Gedichte und Geschichten
Beiträge zum Menantes-Preis 2014 ausgewählt und
gelesen von Jens-Fietje Dwars und Nancy Hünger
3. bis 31. Oktober 2015
LIEBE UND FREUNDSCHAFT
Ausstellung mit Bildern und Skulpturen –
Arbeiten von Schülern des Goethegymnasiums Weißenfels
im Rahmen des Kunst- und Religionsunterrichts
verantwortlich: Christina Simon, Uta Sommer, Uli Zander,
Christel Geißler – Fachlehrer für Kunst und ev. Religion
Marienkirche Weißenfels
Eine Ausstellung des Kunst- und Kulturprojektes BRAND-SANIERUNG e.V.
im Kooperation mit dem Heinrich Schütz Musikfest 2015
Helena Rytkönen, Brunnen des lebendigen Wassers von
Liesa Trefzer, Seine Linke mir unterm Haupt…
Der neue Dokumentarfilm
über HeinricH ScHütz
Heinrich Schütz fasziniert uns heute als ein Europäer der Neuzeit – ein
modern denkender Mensch, ein schöpferischer Geist und ein mitfühlender und engagierter Zeitgenosse. – Der Film macht sich auf die Suche
nach dem freudvollen, umtriebigen, kreativen Komponisten, dem Vorreiter der Moderne. Er führt uns an seine wichtigsten Wirkungsstätten von
Mitteldeutschland aus bis Venedig und Kopenhagen.
Heinrich Schütz – Der Vater der deutschen Musik
16:9, HD, 52 Min. | 19,90 € zuzüglich Versandkosten
zu beziehen bei: www.barbarossafilm.de
sowie über die Heinrich-Schütz-Häuser in Bad Köstritz und Weißenfels
IMPRESSUM
HEINRICH SCHÜTZ MUSIKFEST
Intendantin Dr. Christina Siegfried
Konzept Dr. Katrin Bemmann, Friederike Böcher M.A.,
Dr. Oliver Geisler, Dipl. phil. Henrike Rucker,
Dr. Christina Siegfried | für die ISG: Sieglinde Fröhlich
und Prof. Dr. Walter Werbeck
Festivalbüro/Ticketing Romy Hage
Pressearbeit Claudia Kallmeier
Public Relations Dr. Nicole Meier-Siegfried
Gestaltung Stephan Harmanus | KplusH Berlin
und Maria Pfeiffer | www.maria-pfeiffer.de
Redaktion Adelheid Schloemann, Dr. Katrin Bemmann
Bildnachweis Künstler, Frank Höhler, Mathias Marx
MITTELDEUTSCHE BAROCKMUSIK E.V.
Geschäftsstelle Michaelstein
Michaelstein 15 | 38889 Blankenburg
Tel.: (03944) 980 438 | Fax.: (03944) 980 439
Email: [email protected]
Pressearbeit
Claudia Kallmeier
Merbachstr. 3 | 09599 Freiberg
Tel.: (03731) 444 1006 | Mobil: (0179) 3289166
Email: [email protected]
Druck
Stand 9. September 2015 | Änderungen vorbehalten!
Unter der Schirmherrschaft von
Herrn Dr. Matthias Rößler,
Präsident des Sächsischen Landtags
Förderer
Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt
Thüringer Staatskanzlei – Der Minister für Kultur,
Bundes- und Europaangelegenheiten
Mit freundlicher Unterstützung
Ostdeutsche Sparkassenstiftung
Sparkasse Burgenlandkreis
Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt
Stadt Weißenfels
Stadt Zeitz
Landkreis Greiz | Stadt Bad Köstritz
Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank
Landgraf Moritz Stiftung Kassel
Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
Landeshauptstadt Dresden
Veranstalter
Mitteldeutsche Barockmusik
in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V.
Internationale Heinrich-Schütz-Gesellschaft e.V.
INTERNATIONALE
HEINRICH-SCHÜTZ
GESELLSCHAFT
Kooperationspartner
Weißenfelser Musikverein „Heinrich Schütz“ e.V.
Schütz-Akademie e.V. Bad Köstritz
Dresdner Hofmusik e.V.
Förderverein Musikfreunde EULE-Orgel Zeitzer Dom e.V.
Museum Schloss Moritzburg Zeitz
24. Festival Alte Musik Knechtsteden
Freunde und Förderer der Komponistenklasse Dresden e.V.
Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden e.V.
Stiftung Frauenkirche Dresden
Kreuzkirche Dresden
Sächsische Landesbibliothek – Staats- und
Universitätsbibliothek Dresden
Katholische Akademie des Bistums Dresden-Meißen
Heinrich Schütz in Dresden e.V.