Repetierbüchse Sauer S 404: Alles neu macht.

TEST & TECHNIK | Sauer S 404 in .308 Winchester
Repetierbüchse Sauer S 404:
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s neu macht...
Vor drei Monaten stellte VISIER die neue Repetierbüchse S 404 aus der Isnyer Waffenschmiede J. P.
Sauer & Sohn bereits ausführlich vor. Nun folgt der
damals angekündigte detaillierte Praxis-Check.
Bei der Montage beschreitet Sauer einen neuen, aber eigenen
Weg. Bei der Sauer-Universal-Montage (SUM) handelt es sich um
eine sehr tief bauende Sattelmontage, deren Aufnahmen
aus dem Aluminiumgehäuse der S 404 herausgeabeitet sind.
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n Sachen Technik hat sich seit der
Vorstellung der S 404 im VISIERFebraur-Heft nichts Erwähnenswertes an der Waffe verändert – es sei denn,
man erachtet den Wechsel von einer Inbus- zu einer Torxschraube am verstellbaren Abzugszüngel des Sauer-QuadroAbzuges der S 404 als herausragende
Mit Hilfe der ausklappbaren Hebel sollen sich die Klemmscheiben der SUM fast verschleißfrei mit ihren Gegenstücken
im Gehäuse verspannen lassen. Zum Lösen der Klemmscheiben (o.) dreht man die Hebel gegen den Uhrzeigersinn.
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Äußerlichkeiten:
Modell:
Sauer S 404 Elegance
Preis:
€ 4111,-
Kaliber:
.308 Winchester
Kapazität:
3 + 1 Patronen
Modifikation. Daher sei in puncto technische Beschreibung und Ausstattungsvarianten kurzerhand auf besagten Artikel verwiesen. Wer diesen nicht
gelesen hat, kann aber die wichtigsten
technischen Details auch anhand der
Fotos samt zugehöriger Erläuterungen
dieses Testberichts nachvollziehen. Im
Folgenden geht es im Kern also darum,
wie sich die von Sauer bereitgestellte
Testwaffe des Modells S 404 in der Ausführung „Elegance“ zum Preis von 4111
Euro im Kaliber .308 Winchester auf dem
VISIER-Prüfstand schlug.
Laufl änge:
560 mm
Die Waffe entspricht erwartungsgemäß dem Sauer-typiAbzugsgewicht: 550g / 750 g / 1000 g/ 1250 g
schen Qualitäts- und VerarbeiLänge:
1060 mm
tungsstandard: Passungen und
Oberfl ächenfinish sind sauber
Gewicht:
3410 g
ausgeführt und geben keinen
Ausführung: Sechs-Warzen-ZylinderverschlussAnlass zu Kritik. Das SchaftdeRepetierer mit Handspannung. Nussholzschaft
(Klasse 5) mit Pistolengriff und Bayerischer Backe.
sign wirkt durch geschwungene
Konturen an den Fischhautansätzen der Kontaktfl ächen sowie der
Elemente zeitgemäß respektive modern
Wangenaufl age an der Bayerischen Baumsetzen lassen. Bei der Wahl der Matecke sehr dynamisch. Hier bewiesen die
rialien setzt Sauer – einmal abgesehen
Designer, dass sich auch traditionelle
von den Schaftteilen – fast ausnahmslos
Die Kammer verriegelt mit sechs Warzen
im Lauf. Zwei kräftige Ausstoßer und ein
Auszieher im Kammerkopf werfen die
Hülsen sicher aus dem System heraus.
Zum Abnehmen und Einsetzen des
Verschlusskopfes muss man eine federbelastete und quergerillte Sperrklinge
mit dem Daumen nach hinten ziehen.
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Dank der Form des Verschlusskopfes
kann man bei dessen Einsetzen nichts
falsch machen. Die Kammerhülse
verfügt über einen Sonnenschliff.
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Der Handspanner sitzt auf dem Schlösschen. Ein roter Punkt
signalisiert „gespannt“. Nach dem Schuss bleibt der Schieber
vorn und beim Repetieren wird wieder gespannt. Zum
Entspannen genügt ein Druck auf den schwarzen Knopf.
auf Metallteile. Von den 112 verwendetet Nichtholzteilen besteht lediglich
der Magazinzubringer aus Kunststoff.
Dennoch hält sich das Gewicht des Gewehrs mit rund 3,4 Kilo (ohne Montage
und Zielfernrohr) noch in Grenzen.
Handhabung:
Mit Hilfe des in der vorderen Riemenbügelöse untergebrachten Vier-Millimeter-Inbus-Schlüssels (SUS) ließ sich die
Büchse bequem in ihre Hauptbestandteile zerlegen. Mit Ausnahme der Vorderschaftbefestigung werden alle Schrauben nur handfest angezogen und lassen
sich dementsprechend mit wenig Kraftaufwand wieder lösen. Beim Handschutz
gilt es, die federbelastete Schraube mit
MagLock nennt Sauer die integrierte Magazinsicherung der S 404.
Schiebt man den Magazinlöseknopf nach vorn (o.), sichert man die
entnehmbare Stahlbox gegen ungewolltes Herausfallen. Nur in
seiner hinteren Stellung kann der Knopf das Magazin freigeben.
dem Inbus einzudrücken und die Arretierung per 90-Grad-Linksdrehung zu
öffnen. Das dauert nur Sekundenbruchteile, dann kann man den Handschutz
nach vorne vom Gehäuse abziehen. Nun
lassen sich die Klemmschrauben des
Laufes und die Einstellschraube fürs Abzugsgewicht gut mit dem SUS erreichen.
Beim Einstellen des Abzugsgewichts
helfen römische Ziffern am Systemgehäuse sowie eine Markierung an der
Schraube. Die Justierschraube lässt
sich sehr leicht bewegen, verstellt sich
aber nicht von alleine. Beim Kontrollieren der angegebenen Auslösewerte mit
der Lyman-Abzugswaage lag jener der
Stufe I im Schnitt knapp 20 g über dem
Soll von 550 g und derjenige der Stufe II
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(750 g) ebenso knapp unterm Soll – beide aber im vom Hersteller versprochenen Toleranzbereich von ± 50 g. Anders
die Werte der Stufen III (1000 g ) und IV
(1250 g). Diese lagen mit 920 und 1125 g
dann tiefer als gewünscht.
Der Schieber für den Handspanner sitzt
ergonomisch günstig hinten auf dem
Schlösschen. Mit ein wenig Übung lässt
sich die Büchse damit absolut lautlos
spannen und entspannen. Ein Markierungsstrich zeigt, wie weit der Schieber
gedrückt werden muss, damit sich die
Kammer auch bei entspannter Waffe
öffnen lässt. Als etwas mickrig und unangenehm kantig empfanden die Tester
aber den schon von der S 202 bekannten
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Drücker für den Kammerfangbolzen. Die
Kammer lässt sich dennoch gewohnt
leicht aus dem System nehmen. Beim
Repetieren läuft sie butterweich.
Serienmäßig liefert Sauer die S 404 mit
offenener Visierung, bestehend aus
Rechteckkimme und Balkenkorn. Die
Seiten- und Höhenjustierung erfolgt
durch Schrauben am Korn. Bei der Seiteneinstellung hilft eine kleine Skala.
Das aus dem sportlichen Bereich übernommene verstellbare Abzugszüngel der S 404
lässt sich um 8 mm in Längrichtung verschieben und jeweils um 5° nach links oder
rechs schwenken. Auch die Längsrillen und die Breite des Züngels kommen aus dem
Schießsport. Hinten am Abzugsbügel sitzt der Drücker für den Kammerfangbolzen.
Der Sauer-UniversalSchlüssel (SUS) befindet
sich in der vorderen,
abnehmbaren Riemenbügelöse. Hier steckt der
SUS in der Halteschraube
des Vorderschaftes.
Mit dem SUS lässt sich nach Demontage des Vorderschaftes auch das Abzugsgewicht
der S 404 in vier Stufen (I bis IV) von zirka 550 bis 1250 Gramm variieren. Dabei hilft
ein Markierstrich auf der Verstellschraube. Dieser steht hier auf der Position II.
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Auf dem Schießstand:
Versorgt mit dem von Sauer der Testwaffe beigestellten Zeiss-Glas Victory V8
1,8 14 x 50, ging es zum Präzisionstest
auf den 100-Meter-Stand. Das Abzugsgewicht blieb dabei auf der vom Werk
vorgegebenen 750-Gramm-Stellung (II).
Hier gaben die Tester sitzend am Anschusstisch mit einer einfachen Benchrest-Aufl age unter dem Handschutz und
einem Ohrensack unterm Kolben mit
insgesamt acht verschiedenen Fabriklaborierungen jeweils fünf Schuss in rascher Folge ab. Darunter auch drei Sorten mit bleifreien Geschossen (siehe
Tabelle Nr. 2 bis 4). Zwischen den einzelnen Schussgruppen bekam das Rohr der
S 404 jeweils eine Abkühlphase von 15
Minuten verpasst und wurde gereinigt.
Mit Ausnahme der leichten 145-GrainsVollmantelsorte von Prvi lieferte die
Büchse mit allen Patronen sehr gute bis
ausgezeichnete Streukreise ab. Aber
auch die Prvi-Projektile hätten noch
alle auf dem berüchtigten Bierdeckel
gelegen. Die engste Fünfer-Gruppe erzielte die Remington mit 168 Grains
schwerem Sierra-Matchking-Geschoss:
Hier hätten die Einschussmitten alle auf
ein Zwei-Euro-Stück gepasst. Das beste
Ergebnis bei den Bleifreien legte mit
34 mm die 165 Grains RWS HIT vor, wobei
drei der fünf Schuss sich komplett mit
einem Cent-Stück abdecken ließen.
Auch in Sachen Funktion gab sich die
S 404 keine Blöße. Wie bereits erwähnt,
lief die Kammer butterweich durch die
Systemhülse und führte auch bei sehr
schneller Schussfolge in DrückjagdmaJuni 2015
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nier alle drei im Magazin befindlichen
Patronen sauber zu und warf die leeren
Hülsen ebenso tadellos wieder aus.
Fazit:
Mit der S 404 legt Traditionshersteller
J. P. Sauer & Sohn einen bis ins Detail
durchdachten, innovativen, zuverlässigen und zudem sehr präzisen Jagdrepetierer vor. Wer allerdings ein kostengünstiges Waidwerkzeug sucht, wird hier
nicht fündig, denn das alles hat auch seinen Preis: mit der Holzklasse 5 satte
4111 Euro, im günstigsten Classic XT-Synthetikschaft immerhin noch 2895 Euro.
Hinzu kommen dann aber mindestens
469 Euro für die Sauer-Universal-Montage, die ja eigentlich nur auf dieses Modell
passt. Dennoch stimmt hier das PreisLeistungs-Verhältnis insgesamt.
Text: Andreas Wilhelmus
Fotos: Michael Schippers
Schießtest Sauer S 404 in .308 Winchester
Nr.
Fabrikpatronen
SK 100 (mm)
1
145 grs (9,4 g) Privi Partizan FMJ BT
96 (40)
2
150 grs (9,7 g) Hornady GMX
50 (24)
3
165 grs (10,7 g) RWS HIT
34 (8)
4
168 grs (10,9 g) Barnes Vortex TTSX
45 (15)
5
168 grs (10,9 g) Remington Matchking BTHP
26 (13)
6
170 grs (11,0 g) GECO Plus
29 (18)
7
170 grs (11,0 g) GECO Target
38 (14)
8
180 grs (11,7 g) H-Mantel
33 (17)
9
185 grs (12,0 g) Lapua Mega
35 (18)
Anmerkungen/Abkürzungen: SK 100 (mm) = Streukreis auf 100 Meter Distanz in Gruppen zu je
fünf Schuss (Werte in Klammern = die besten drei Schuss aus der jeweiligen Gruppe), geschossen
sitzend mit aufgelegter Waffe und Zeiss Victory V8 1,8 – 14 x 50 bei 14-facher Vergrößerung,
gemessen von Einschussmitte zu -mitte, angegeben in Millimetern. grs = Grain. g = Gramm. FMJ =
Full Metal Jacket (Vollmantel). GMX = Gilding Metal eXpanding. HIT = High Impact Technology.
TTSX = Tipped Triple Shok eXpandable. BT = Boat Tail (Bootsheck). HP = Hollow Point (Hohlspitz).
Testwaffe und Optik: J. P. Sauer & Sohn
GmbH (www.sauer.de) – vielen Dank!
Der Lauf wird mit drei Inbus-Schrauben
in der Systemhülse geklemmt. Auch
für diese Schrauben passt der SUS. Der
hier senkrecht nach unten geklappte
Haltebolzen des Vorderschaftes dient
gleichzeitigt zum Aufspreizen der Hülse.
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