In Avellaneda gibt es zwei große Vereine

Pechsträhne
Bemerkenswerte Episode aus dem argentinischen Fußball: In Avellaneda
gibt es zwei große Vereine, Independiente und Racing Club. Eine Zeit lang
gewann Racing Club Titel um Titel, und weil die Independiente-Anhänger
diesen Zustand nicht ertragen konnten, brachen sie in einer Nacht in das
Stadion von Racing Club ein und vergruben dort sieben tote Katzen. Sie
sollten Unglück bringen. Sie brachten Unglück. Racing Club verlor jetzt
andauernd, gewann keinen Pokal mehr; nichts mehr. Über die Jahre
wurden sechs Katzenskelette ausgebuddelt, aber das siebte blieb
verschwunden, bis endlich das Gelände noch mal auf den Kopf gestellt
wurde; modernstes Gerät rasterte auch das Erdreich unterhalb der
Tribünen. Schließlich fanden sie das, was von der verdammten siebten
Katze übrig war und schmissen es auf den Müll. Nur Monate später wurde
Racing Club wieder Meister.
Nun ist Argentinien nicht Deutschland, Fußball ungleich Handball und
Avellaneda nicht die spanische Übersetzung von Auerk. Weil ein
innerstädtischer Ligarivale nicht existiert und für alle ehrbaren
ostfriesischen Sportskameraden Missgunst ein Fremdwort ist, gibt es hier
zunächst keine Parallelen. Aber – irgendetwas Unglaubliches, schwer
Vorstellbares, vielleicht Mystisches muss passiert sein, dass unsere Spieler
nach dem tollen Sieg gegen Dessau zuhause nicht mehr gewinnen
können. Es sind immer noch dieselben Akteure und trotzdem hat das
Team erst kein Glück mehr und dann kommt auch noch Pech hinzu. Es
scheint, dass ein Fluch auf unserer Halle liegt. Aber noch wird gerätselt,
ob es ebenfalls die Katzenseuche ist oder aber, was es sonst sein kann.
Wenn also die anderen ausscheiden, so muss etwas an bzw. in der Halle
oder unter den Zuschauern passiert sein. Vielleicht ein verendeter
(Unglücks-) Rabe irgendwo in den Katakomben oder ein neuer Gast mit
eben diesem Nachnamen? Möglicherweise wärmt Ihr Tribünennachbar
seinen Allerwertesten neuerdings doch auf einem Katzenfell? Kann aber
auch sein, dass die An- bzw. Abwesenheit Einzelner (z.B. Peter K. aus A.)
der Kasus Knacktus ist. Glücklicherweise gibt es unter unseren Zuschauern
ein paar, die beruflich bei der Kripo und damit prädestiniert sind, dies zu
recherchieren und alles in einen kausalen Zusammenhang zu bringen.
Aberglaube hin und her – ich bin auf alle Fälle damit überfordert.
Willy Oevermann