Erfahrungsbericht PROMOS - Hervey Bay, Australien Svenja Winkels Erfahrungsbericht PROMOS Seniorpraktikum PII in Hervey Bay, Australien 05.05. – 24.08.2015 Svenja Winkels PT_bac 2012, 6. Semester E-mail: [email protected] Hochschule Fresenius, Köln 1 Erfahrungsbericht PROMOS - Hervey Bay, Australien Svenja Winkels Auslandspraktikum in Hervey Bay, Australien Schon während meiner Schulzeit machte sich der Wunsch in mir breit, einmal für eine längere Zeit ins Ausland zu gehen. Als ich im Rahmen meines Physiotherapie-Studiums also von der Hochschule Fresenius die Chance bekam, im 6. oder 7. Semester ein 3monatiges Auslandspraktikum zu absolvieren, musste ich nicht lange überlegen. So bewarb ich mich also Mitte 2014 für Praktikumsstellen in Australien und Spanien, wusste jedoch, dass die Stelle in Australien heiß begehrt und schwierig zu bekommen war. Umso größer war meine Überraschung und vor allem meine Freude, als ich Ende des Jahres tatsächlich endlich meine Zusage bekam. Bevor es losgehen konnte, musste allerdings noch einiges erledigt werden. Die Bewerbungsunterlagen für das Stipendium verschicken, den Reisepass, internationalen Führerschein und das Visum sowie eine australische Handykarte beantragen, letzte nötige Impfungen vornehmen, Flüge buchen, Versicherungen abschließen und eine Unterkunft finden. Außerdem eröffnete ich noch ein zusätzliches Konto, mit dem ich kostenlos und auch ohne Wechselgebühren die australischen Dollar abheben konnte. Nebenbei absolviert man dann natürlich auch noch ganz locker die Prüfungen und Hausarbeiten, die gerade in der Uni anstehen. Da ich alleine nach Australien flog und auch niemanden vor Ort kannte, hatte ich mich dazu entschieden, nach einer WG zu suchen und so hoffentlich direkt Anschluss zu Leuten meines Alters zu finden. Es gibt zwar zum Glück eine Menge Websites, auf denen man gezielt nach Mitbewohnern suchen kann, jedoch gestaltet sich dies gar nicht so leicht, wenn man auf der anderen Seite der Welt sitzt und sich weder Wohnung noch die Menschen, die dort wohnen, anschauen und kennenlernen kann. Daher hat die Suche nach einer Unterkunft neben all den anderen Erledigungen zusätzlich recht viel Zeit in Anspruch genommen, da man neben Sympathie für die Mitbewohner und die Wohnung ohne eigenes Auto natürlich auch darauf angewiesen ist, keine zu große Distanz zur Praktikumsstelle sowie eine gute Anbindung zu haben. Leider ist das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel in Australien und besonders in kleineren Orten wie Hervey Bay nicht sehr gut ausgebaut und die Mieten dazu ziemlich teuer, was die Sache zusätzlich erschwerte. Doch all der Aufwand hat sich mehr als gelohnt! Ich bekam die Zusage für mein PROMOSStipendium und fand nach endlos scheinender Suche ein bezahlbares Zimmer in einer WG, das mir zusagte. 2 Erfahrungsbericht PROMOS - Hervey Bay, Australien Svenja Winkels Am 05. Mai 2015 war die Aufregung groß, nach den stressigen letzten Monaten und dem Packen eines viel zu großen Koffers (Was zieht man im australischen Winter überhaupt an?!), konnte es endlich losgehen. Doch selbst auf dem Weg zum Flughafen begriff ich noch nicht, dass ich bald am anderen Ende der Welt ankommen würde. Ich musste in Dubai sowie Brisbane umsteigen und kam nach fast 28 Stunden Flug und 8 Stunden Zeitverschiebung schließlich endlich am 07. Mai an dem kleinen Flughafen in Hervey Bay an, wo mich der Sonnenschein des Sunshine States Queenlands mit knackigen 26 Grad begrüßte. Hallo Winter. Das Haus war, wie fast alle Häuser in dieser Gegend, ein Bungalow. Es war mehr als ausreichend groß und modern. Hier hatte ich es wirklich gut angetroffen und konnte zudem verhältnismäßig preiswert wohnen, da sich das Haus etwas außerhalb der Stadt befand. In meiner ersten Woche auf dem fünften Kontinent nutzte ich die freie Zeit, bevor mein Praktikum begann, um schon einmal die Umgebung kennenzulernen, in der ich die nächsten 4 Monate zu Hause sein sollte. Den Jetlag überwand ich recht schnell und fing gleich an, mich richtig wohl zu fühlen. Der verhältnismäßig kleine Ort Hervey Bay liegt an der wunderschönen Ostküste Australiens, bietet weißen Sandstrand und eine 22km lange Promenade entlang des Pazifiks. Die Menschen sind sehr aufgeschlossen, freundlich und im Allgemeinen angenehm entspannt. Die erste Woche verging wie im Flug, es gab so viel zu erleben und zu bestaunen und ich hatte endlich Zeit, den Stress der letzten Monate hinter mir zu lassen. Am 18. Mai fing dann mein Praktikum in der Praxis Bayside Physiotherapy an, wo ich mit 7 anderen Physio- zusammenarbeitete, und Massagetherapeuten ihr sowie name einer anderen war Studentin Gaby. Die Praktikumsstelle war einfach super! Das Team und auch Gaby waren sehr nett und ich konnte einiges dazulernen. Ich hatte schon bald eine Menge eigener Patienten und diese gaben mir auch immer wieder Tipps und Tricks, was ich in der Umgebung so unternehmen konnte. Ebenso fanden Sturzprophylaxe-Gruppen, Hydrotherapie und Pilates-Kurse statt, bei denen ich zunächst hospitieren und welche ich später sogar ganz übernehmen durfte. Außerdem fuhr ich zusammen mit einer anderen Therapeutin auf Hausbesuche und konnte 2x die Woche abends das Rugbyteam betreuen, wodurch ich auch Erfahrungen auf dem Gebiet der Sportphysiotherapie erlangen konnte. 3 Erfahrungsbericht PROMOS - Hervey Bay, Australien Svenja Winkels Was mir besonders an meinem Praktikum in Australien gefiel, war der Erstkontakt zu den Patienten. Während man in Deutschland noch ein Rezept vom Arzt braucht, kann man hier nämlich direkt zum gegebenenfalls Physiotherapeuten auch zum gehen. Röntgen Dieser etc. darf zum diagnostizieren Arzt und überweisen. Dies war für mich als Studentin natürlich eine super Übung und hat mir zudem sehr viel Spaß gemacht, da man in seinem Kopf frei ist und vollkommen unvoreingenommen an die Patienten herantreten kann. Ich hatte als noch nicht fertig ausgebildete Therapeutin außerdem immer 60 Minuten für meine Patienten Zeit und konnte so alles sehr ausgiebig und in Ruhe durchführen, was mich nach und nach immer selbstsicherer machte. Für Fragen standen mein Chef und auch die anderen Therapeuten jederzeit zur Verfügung und die ausführliche Dokumentation über das, was ich gemacht hatte, musste immer von ihnen abgesegnet werden. Dies trug zusätzlich zu meiner Selbstsicherheit bei, da ich mir immer wieder Feedback einholen konnte und ich feststellte, dass man im 6. Semester durchaus schon gut mit den bereits ausgebildeten Therapeuten mitreden kann. Außerdem hatte ich zwischendurch immer wieder Zeit für mein Selbststudium, konnte also in meinen Unterlagen und im Internet immer wieder Dinge nachschauen und recherchieren und so weiteres Wissen und Sicherheit erlangen. All dies hat mir unglaublich gut gefallen und mich meiner Meinung nach nicht nur in meiner beruflichen, sondern auch in meiner persönlichen Entwicklung ein großes Stück weitergebracht. Das einzige, was sich am anderen Ende der Welt für mich schwierig gestaltete, waren die räumlichen Entfernungen. Hält man sich nicht gerade in einer Großstadt auf, ist die Besiedlungsdichte bei Weitem kein Vergleich zu der in Deutschland und wie oben bereits erwähnt ist das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel nicht sonderlich gut ausgebaut. Ein Mietwagen ist, solange man unter 25 Jahre alt ist, zudem leider super teuer. Will man also von A nach B kommen, ist man hier auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen. Zu meinem Glück arbeitete mein Mitbewohner Ben in der Nähe meiner Praktikumsstelle und konnte mich mitnehmen, was zeitlich sowie finanziell eine echte Erleichterung für mich war. 4 Erfahrungsbericht PROMOS - Hervey Bay, Australien Svenja Winkels Am Wochenende gibt es auf dem roten Kontinent natürlich mehr als genug zu erleben! Gaby, die andere Studentin in der Praxis, war in meinem Alter und kam aus dem rund 300km entfernten Brisbane, weshalb sie anfangs ebenso niemanden in der Umgebung kannte wie ich. Dies führte dazu, dass wir neben der Arbeit auch in unserer Freizeit viel zusammen unternahmen und sie auch meinen Mitbewohner und dessen Freunde kennenlernte. Möchte man eher entspannen, geht man einfach eben zum sonnenbaden an den Strand und kann dort auch Stand Up Paddleboarden oder Kanu fahren, da die große Sandinsel Fraser Island vor der Küste Hervey Bays die Wellen blockt und es daher angenehm ruhig ist - oder man bestaunt einfach nur einen der atemberaubenden Sonnenuntergänge. Auch konnten wir zum Beispiel beim Rodeo im westlichen Hinterland Australiens campen oder verkleidet den sogenannten Pubcrawl besuchen, welcher jedes Jahr unter einem anderen Motto stattfindet. Dadurch, dass Ben ein kleines Boot besitzt, konnten wir außerdem oft aufs Meer rausfahren. Dort sieht man Schildkröten, Delfine und sogar Haie und kann zum Picknicken einfach irgendwo an einem der wunderschönen weißen Sandstrände anlegen. Eines der beeindruckendsten Ereignisse für mich war jedoch das Whale Watching. In den australischen Wintermonaten legen nämlich Wale vor Hervey Bay einen Stop ein, bekommen dort ihre Jungen und verweilen, bis diese genug Kraft haben. Da der Pazifik in diesem Teil vor der Küste wie gesagt sehr ruhig ist, eignet er sich perfekt dazu und ist daher der beliebteste Ort, um die eleganten Giganten schwimmen und aus dem Wasser aufsteigen zu sehen. In den letzten 4 Wochen meines Auslandsaufenthaltes kam mich schließlich meine Cousine aus Deutschland besuchen und nachdem ich mein Praktikum beendet hatte, nutzten wir meinen zweiwöchigen Urlaub, um die Gegend noch weiter zu erkunden. Zunächst buchten wir einen Tagesausflug zum weltbekannten Great Barrier Reef, zu welchem wir mit einem kleinen Flugzeug gelangten und obendrein noch einen Rundflug über Fraser Island machen konnten. Nach einem kurzen Tauchkurs im Pool ging es dann auch direkt zum Schnorcheln ins Riff, 5 Erfahrungsbericht PROMOS - Hervey Bay, Australien Svenja Winkels wo man inmitten der beeindruckenden Unterwasserwelt allerhand Fischarten und grüne Meeresschildkröten bestaunen kann. Am nächsten Tag ging es dann auf eine 2-Tages-Tour rüber zu Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt und wahnsinnig beeindruckend. Nach einer ca. 40-minütigen Fahrt mit der Fähre kamen wir auch schon zusammen mit 18 anderen jungen Leuten aus aller Welt an, erforschten die Vielfältigkeit des UNESCO-Weltkulturerbes und übernachteten in der Wilderness-Lodge im Wald. Hier musste man sich allerdings etwas in Acht vor den immerzu hungrigen Dingos nehmen. Sowohl das Great Barrier Reef als auch Fraser Island sind wirklich ein absolutes Muss, wenn man Australien besucht! Anschließend nahmen wir uns dann doch für knapp eine Woche einen Mietwagen. Wir fuhren die wunderschöne Ostküste entlang, bestaunten verschiedene Orte und freilebende Koalas in den Eukalyptusbäumen des Noosa Nationalparks und statteten dem Australia Zoo einen Besuch ab. Meiner Meinung nach ist dies wirklich empfehlenswert, da man hier sowohl Kängurus als auch Koalas streicheln und Koalas zu bestimmten Uhrzeiten sogar auf den Arm nehmen darf. Wir hielten außerdem in Brisbane, der Hauptstadt Queenslands, an und besuchten Gaby, bevor wir weiter Richtung Süden zu dem beliebten Ort Byron Bay kamen. Hier ist der Aufstieg zu dem Leuchtturm ein Muss, wobei der sogenannte Cape Byron den östlichsten Punkt des kompletten australischen Festlandes bildet und man eine wirklich atemberaubende Aussicht genießen kann. Wieder zurück in Hervey Bay ließen wir gemütlich die letzten Tage ausklingen, bis uns das nächste Flugzeug für die letzte Woche in die Weltmetropole Sydney brachte. Neben dem 6 Erfahrungsbericht PROMOS - Hervey Bay, Australien Svenja Winkels Opernhaus und der Sydney Harbour Bridge kann ich nur empfehlen, besagte Brücke zu erklimmen. Dies kann man beim ca. 3-stündigen Sydney Harbour Bridge Climb, der bei gutem Wetter jedes Geld wert ist. Hier klettert man auf den Bögen der Brücke und kann die Großstadt von der Spitze des Wahrzeichens aus bestaunen. Ein weiteres Muss ist die Tour zu den Blue Mountains. Das Gebirge, ebenfalls UNESCOWeltkulturerbe, ist ca. anderthalb Stunden von Sydney entfernt und bietet wunderschöne Ein- und Ausblicke in die Natur. Im Allgemeinen kann ich nur sagen, dass ich in meiner Zeit in Australien nicht nur den Ort, sondern auch so viele Menschen kennen und lieben gelernt habe. Dennoch habe ich bisher nur einen so kleinen Teil dieses gigantischen Kontinents sehen können und möchte definitiv noch einmal dorthin zurück, um noch viel mehr zu erkunden. Diese Erfahrung hat sich auf so vielen Ebenen für mich gelohnt und ich kann nur jedem empfehlen, sich sein eigenes Bild von diesem tollen, vielfältigen Ort zu machen. 7
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