BaustoffRECYCLING Foto: Reko Sauberer Teer Seit fast zehn Jahren betreibt das Unternehmen Reko in Rotterdam die europaweit größte thermische Reinigungsanlage für teerhaltige Asphaltgranulate. Giftige Stoffe werden in dem Prozedere entfernt, übrig bleiben hochwertige Sekundärbaustoffe, die wieder in Asphalt oder Betonmischwerken zum Einsatz kommen. D ie Geologie der Niederlande ist eine Besondere: Im holländischen Boden gibt es kein natürliches Gestein. Ein Drittel des Landes ist ein Polder, der unter dem Meeresspiegel liegt und aus Torf- und Schlammböden besteht. Nur im Osten der Niederlande gibt es eine geringe Menge Sand und Kies im Boden. Die hohe Bevölkerungsdichte erfordert jedoch eine strenge räumliche Planung, daher gibt es nur wenige Möglichkeiten, um Sand oder Kies zu gewinnen. Durch diese Rahmenbedingungen sind die Niederlande gezwungen, jedes Jahr etwa 20 Millionen Tonnen Primärrohstof Über das Unternehmen: Das Unternehmen Recycling Kombinatie Reko hat in den vergangenen 25 Jahren diverse Verfahren entwickelt, um hochwertige Baustoffe über das Recycling zu gewinnen, die unter anderem als Fundierungsmaterial im Hoch- und Tiefbau eingesetzt werden und Kies und Sand in der Asphalt- und Betonindustrie ersetzen. Zusammen mit dem Schwesterunternehmen Van Bentum Recycling Centrale (BRC) besitzt Reko fünf über die Niederlande verteilte Niederlassungen. Der Standort von Reko in Rotterdam, der über eine 530 Meter lange Kaianlage verfügt, hat eine Kapazität von 2,25 Millionen Tonnen. Der maximale Vorrat an Abfall oder recycelten Produkten kann gut 5,25 Millionen Tonnen Material betragen. Die genehmigte Brechanlage verfügt über eine Kapazität von 1,75 Millionen Tonnen pro Jahr und die thermische Reinigungsanlage über eine Reinigungskapazität von rund 750.000 Jahrestonnen. 46 fe Sand und Kies zu importieren. Der Sand und Kies kommen aus Deutschland, Belgien, Norwegen und Irland. Die Regierung der Niederlande hat deswegen dem Recycling von mineralischen Abfällen eine Top-Priorität gegeben. Das resultiert zum Beispiel in einem Deponieverbot für mineralische Abfälle und Vorschriften, Sekundärrohstoffe zu nutzen, sofern sie unproblematisch für die Umwelt sind. Die Politik will so viel Recyclingbaustoffe aus mineralischen Abfällen verwenden wie möglich. In den Niederlanden werden daher 99 Prozent aller Abbruchabfälle recycelt – in den allermeisten Fällen werden sie als Tragschicht unter Autobahnen eingesetzt. Zunehmend werden RC-Baustoffe im Sinne des Cradleto-Cradle-Prinzips auch als hochwertiger Ersatz von Sand, Kies oder Füllmaterial für Asphalt oder Betonmischwerke verwendet. Die Kreisläufe zu schließen ist auch Ziel des Unternehmens Reko. Ein gutes Beispiel dafür ist die Verwertung und das Recycling von teerhaltigem Asphalt. Teerhaltiger RECYCLING magazin 11 | 2015 Funktion der Reinigungsanlage für teerhaltige Asphaltgranulate Übrig bleiben hochwertige RC-Baustoffe und Wasserdampf Quelle: Reko Asphalt enthält den Binder Kohlenteerpech, der hochgradig mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) kontaminiert ist, die Krebs verursachen können. Bis 2001 wurde teer- und pechhaltiger Straßenaufbruch hauptsächlich als gebundene Tragschicht im Straßenbau wiederverwendet. Problematisch dabei: Die krebserzeugenden Schadstoffe des Teers verbleiben im Materialkreislauf. Das heißt, nach etwa 15 bis 20 Jahren – nach dem Ende der Lebensdauer einer Autobahn – wird das teerhaltige Material wieder frei und hat in der Menge sogar noch um etwa 15 Prozent zugenommen. Denn in der Regel wird Zement mit abgegraben, um sicherzustellen, dass alles abgetragen wurde. Die nierderländische Gesetzgebung hat daher festgelegt, dass der teerhaltige Asphalt definitiv aus dem Kreislauf entfernt werden muss, indem das Kohlenteerpech in einer Anlage verbrannt wird. Bei der Rekonstruktion des niederländischen Straßennetzes werden jährlich rund eine Million Tonnen Asphaltgranulat (TAG) freigesetzt. Im Jahr 2006 wurde die größte thermische Reinigungsanlage für TAG in Europa von Reko in Betrieb genommen. Der angelieferte teerhaltige Asphalt wird zunächst auf eine einheitliche Größe gebrochen. Danach wird er in einem Ofen gereinigt. Bei einer Temperatur zwischen 850 bis 1.000 Grad Celsius verbrennen die organischen Verunreinigungen, darunter auch die PAK. Das übrig bleibende mineralische Material wird in einer Kühltrommel abgekühlt, in die richtigen Größen abgesiebt und ist dann für die Verwendung in neuem Asphalt oder Beton bereit. Die warmen Rauchgase werden anschließend zum Abkühlen durch einen Abgaskessel geleitet. In diesem Kessel wird Dampf produziert. Dieser Dampf wird durch eine Dampfturbine geleitet die einen Generator antreibt, der etwa fünf Megawatt Strom pro Stunde produziert. Nach der Entstaubung in zwei hintereinandergeschalteten Tuchfiltern werden die Gase durch eine katalytische DeNox-Anlage geleitet. Das Stickstoffoxid in den Rauchgasen wird mittels dieser Anlage in unschäd- lichen Stickstoff und Sauerstoff umgewandelt. Kohlenteer hat einen sehr hohen Schwefelgehalt. Bei der Verbrennung entsteht daher Schwefeloxid. Darum werden die Rauchgase im letzten Verfahrensschritt in einem Gaswäscher behandelt. Durch das Waschen der Gase mit Wasser, in dem sich Kalk löst, wandelt sich das vorhandene Schwefeloxid über eine chemische Reaktion in Gips. Dieser Gips wird in einer Presse von der vorhandenen Feuchtigkeit befreit, wonach sich dieser für hochwertige Anwendungen in verschiedenen Bauprodukten eignet. Aus dem Schornstein wird dann nur noch Wasserdampf in die Luft geblasen und es bleiben keine Abfälle mehr übrig. David Heijkoop, Reko Anzeige LINDNER URRACO 75 Der Zweiwellen-Zerkleinerer Spezialisiert für: Altholz, Biomasse, Müll, Sperr- und Gewerbemüll, Metall- und Leichtschrott, Altreifen Industriestraße 1A 99820 Hörselberg/Eisenach RECYCLING magazin 11 | 2015 QR-Code einscannen – Sehen Sie den URRACO 75 im Einsatz! T +49 36920 7269-0 E [email protected] W www.l-ms.de 47
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