Rechtliche Grundlagen: - - - - Vertragliche und deliktisch begründete Pflicht Pflicht zur Dokumentation aus juristischer Sicht Grundlage für die Weiterbehandlung und Sicherheit des Patienten. Schutz der Persönlichkeitsrechte des Patienten. Aus dem Behandlungsvertrag ergibt sich auch die Pflicht zur integrativen Dokumentation aller Berufsgruppen. Berufsordnung Standespflicht gemäß Berufsordnung für deutsche Ärzte und Bundesärzteordnung. Gesetzliche Dokumentationspflicht Spezielle Fälle z.B. der Röntgenverordnung, Strahlenschutzverordnung des Transfusionsgesetzes und Transplantationsgesetzes sowie im Rahmen der Psychiatriegesetze der Länder Arbeitsrechtliche Pflicht Verantwortlich für die ärztl. Dokumentation in den Kliniken sowie für die geordnete Zusammenführung der Krankenunterlagen ist der leitende Arzt, wobei er auch die pflegerische Dokumentation auf Vollständigkeit überprüfen muss. Beh. Arzt trägt Verantwortung für Dok. Seiner Anordnungen und deren Durchführung. Funktionen der ärztlichen Dokumentation - - - - - Gedächtnisstütze anamnestische Angaben, Befunde, Absprachen mit Angehörigen und Mitbehandlern möglichst zeitnah und detailliert für eine hinreichende Verlaufsdokumentation Sicherung der Behandlungskontinuität Fortlaufend über Krankheitsverlauf und der durchgeführten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen informieren. Wichtig ist auch die abschließende Dokumentation. Rechenschaftslegung Rechenschaftspflicht gegenüber Kostenträger und Patienten. Bedacht werden muss das Einsichtsrecht des Patienten und des MDK im Rahmen der Einzelfallprüfung (Bei der Überprüfung der Dauer und Notwendigkeit einer stationären Behandlung) Beweisfunktion Eine vollständige Dokumentation schützt den Arzt vor möglichen haftungsrechtlichen Folgen. Fehlende Dokumentation einer Aufzeichnungspflichtigen Maßnahme indiziert juristisch die Vermutung ihres Unterbleibens. Qualitätssicherung Kliniken sind der Qualitätssicherung verpflichtet. Hierfür wurde die DGPPNBADO entwickelt die durch standardisiertes Ankreuzen zur Vereinfachung und Verbesserung der Patientendokumentation. Inhalte der ärztlichen Dokumentation Bestandteile der Krankenunterlagen - Krankenblatt o Anamnese - - o Untersuchungsbefunde o Diagnosen o Arztbrief Befundsammlung o Laborbefunde o Bildgebung o EEG o Neuropsychologie usw. Verlaufskurven o Medikation o Therapeutische Maßnahmen o Pflegemaßnahmen o Verhaltensbeobachtungen usw. Besondere Anforderungen ergeben sich nach PsychKG untergebrachten Patienten bei denen Anlass, Anordnung, Art und Umfang sowie Dauer der Sicherungsmaßnahmen dokumentiert werden müssen. Auch Patientenentscheidungen wie Verlassen der Klinik gegen ärztlichen Rat sind inklusive des Hinweises auf potenzielle Konsequenzen des Behandlungsabbruches zu dokumentieren. Dokumentation der Aufklärung Wegen Beweispflicht muss Art, Umfang und Zeitpunkt der Aufklärung do,umentiert werden. Chancen und Risiken im Großen und Ganzen Merkblätter ersetzen das Aufklärungsgespräch nicht. Aufklärungsbögen müssen durch handschriftliche Zusätze erkennen lassen das auf eine individuelle Situation des Patienten bezogen wurde. Verweis auf Beipackzettel ist nicht ausreichend. Der Verzicht auf Aufklärung ist zu dokumentieren. Empfehlung zur Durchführung der ärztlichen Dokumentation Allgemeine Empfehlungen zur Durchführung der ärztlichen Dokumentation - für med. Personal hinreichend klar - in Stichworten nur gebräuchliche Abkürzungen - handschriftlich, soweit leserlich - immer zeitnah wegen größerer Beweiskraft - mit allen wesentlichen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen - detaillierte Dokumentation bei Komplikationen, Abweichen von der Standardbehandlung, Heilversuchen (auch Off-Label-Use) und Maßnahmen zum Schutz des Patienten (z.B. Fixierung) - bei „schwierigen Patienten“ ausführlicher dokumentieren - umfassendes Einsichtsrecht des Patienten in die Dokumentation bedenken - keine subjektiven Wertungen, Eindrücke und Vermutungen - Vorsicht bei bloßen Verdachtsdiagnosen - Schaden des Patienten bei Einsicht bedenken - Schutzwürdige Interessen Dritter (z.B. Angehörige) berücksichtigen - Nachträgliche Eintragungen als solche kennzeichnen Grundsätzlich gilt: Eine medizinische nicht erforderliche Dokumentation ist auch aus Rechtsgründen nicht notwendig Anamnese Vorgeschichte, derzeitige Beschwerden, frühere Krankheitsmanifestationen, aktuelle Medikation, Substanzkonsum, Angaben zur aktuellen Lebenssituation, psychische Erkrankungen in der Ursprungsfamilie und körperliche Erkrankungen - Psychischer Befund Anlehnung an das AMDP-Schema: psychopathologischer Befund, kurze Beschreibung der äußeren Erscheinung und des Verhaltens ggf. Angaben zum Intelligenzniveau und vorherrschenden Persönlichkeitsmerkmalen. - Diagnosen ICD-10, deutsche Kodierrichtlinien. Dokumentiert werden o Hauptdiagnosen: „Die Diagnose die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthalts des Patienten verantwortlich ist“ o Nebendiagnosen: „Eine Krankheit bzw. Störung oder Beschwerde, die entweder gleichzeitig mit der Hauptdiagnose besteht oder sich während des Krankenhausaufenthaltes entwickelt.“ Sie müssen Kodierungszwecke eine der folgenden Punkte erfüllen: Diagnostischer Aufwand Therapeutischer Aufwand Erhöhter Betreuungs-, Pflege- und/oder Überwachungsaufwand - Arztbrief Sollte alle für die Weiterbehandlung relevanten Informationen enthalten: Diagnose, Untersuchungsergebnisse, Medikation Therapievorschlag. Aufzählung von Normalbefunden oder apparativer Zusatzdiagnostik ist entbehrlich. In Therapie und Verlauf den Behanldungsverlauf mit Zeitangaben und Angaben zur Besserung. Auch Probleme bei der Therapie und der Compliance. Checkliste Arztbrief - an alle weiterbehandelnden Ärzte adressiert - innerhalb von 1-2 Wochen übermittelt - kurz (2-3 Seiten) - gegliedert durch Überschriften - Diagnosen klar und nachvollziehbar - Auf Einweisungsdiagnose eingehen - Differentialdiagnostische Erwägungen darstellen - Wichtige Untersuchungsergebnisse berichtet - Neue Therapieverfahren erläutern - Aktuelle Medikation berichten - Therapievorschlag begründen - Wirtschaftlichkeit der therapeutischen Maßnahmen bedacht - Ambulante Bedingungen berücksichtigt - Auf Aufklärungsgrad des Patienten hinweisen - Prognostische Einschätzung geben - Auf ungelöste medizinisch euns psychosoziale Probleme eingehen - Auf besondere Risiken (z.B. Suizidalität) - - Verlaufskurven Für das medizinische Personal in klarer Form. Handschriftlich ist möglich – Leserlichkeit vorausgesetzt. Selbstverständliche Routinetätigkeiten ohne Auffälligkeiten müssen nicht dokumentiert werden. Wiederholende - Behandlungen können in standardisierten Protokollen niedergelegt werden. Verweis im Verlauf. Komplikationen und Abweichungen müssen immer dokumentiert werden. Die interdisziplinäre Dokumentation sollte aufeinander abgestimmt sein und keine Widersprüche enthalten. Bemerkungen wie „keine besonderen Vorkommnisse sollten vermieden werden. Notwendigkeit des Krankenhausaufenthaltes Kriterien der Krankenhausbehandlungsbedürftigkeit - Schwere psychische Störung (evtl. Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung) - Selbst- und/oder Fremdgefährdung - Mangelnde Krankheitseinsicht und Compliance - Erhebliche psychische und /oder somatische Komorbidität - Erfolglosigkeit ambulanter Behandlung - Ambulante Behandlung nicht ausreichend - Stark belastendes häusliches/psychosoziales Umfeld - Erforderlichkeit der besonderen Mittel eines Krankenhauses (z.B. ständige ärztliche Präsenz, geschultes Personal) - Notwendigkeit stationärer Komplexleistungen - Besonderes _Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkung - Weitere Stabilisierung unter klinischer Kontrolle (z.B. bei Gefahr des Krankheitsrückfalls) Die Begründung der Krankenhausbehandlungsdürftigkeit sollte nie schematisch, sondern immer individuell erfolgen. Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Dokumentationsrichtlinie für Leistungen nach OPS 2015 und ICD-10 2015 für die Psychiatrie und Psychosomatik Inhaltsverzeichnis Ziele der Dokumentation .......................................................................................... 2 Aufnahmegespräche ................................................................................................ 2 Aufwendige Diagnostik OPS 1-903……………………………………………….. ……2 Angehörigengespräche............................................................................................ 2 Grundpflege .............................................................................................................. 3 Gruppentherapien .................................................................................................... 3 Gruppenpsychotherapien ........................................................................................ 4 1:X- Erhöhter Betreuungsaufwand ......................................................................... 4 Fixierung ................................................................................................................... 4 Krisenintervention .................................................................................................... 4 Intensivmerkmale ..................................................................................................... 5 Pflegebedürftigkeit OPS 9-984…………………………………………………………..6 Indizierter komplexer Entlassungsaufwand OPS 9-645 ........................................ 6 Erhöhter Aufwand bei drohender oder bestehender psychosozialer Notlage OPS 9-646…………………………………………………………………………………….7 Spezifische qualifizierte Entzugsbehandlung OPS 9-647…………………………..7 Supervisionsaufwand………………………………………………………………..…….8 Hauptdiagnose………………………………………………………………………………8 Nebendiagnosen....................................................................................................... 8 mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 1 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Ziele der Dokumentation Informationsfunktion Weitergabe von wichtigen Informationen an andere an der Behandlung beteiligten Personen Erinnerungsfunktion Festhalten von Informationen für Diagnostik, Therapieplanung sowie Erstellung des Abschlussbriefes Juristische/Haftungsrechtliche Funktion Dokumentation der sorgfältigen und den fachlichen Anforderungen entsprechenden Behandlung, sowie der Einhaltung der vorgegebenen rechtlichen Normen Kostensicherungsfunktion Dokumentation der für die Kostenübernahme wichtigen Faktoren, insbesondere der Notwendigkeit der stationären/teilstationären Behandlung. Aufnahmegespräche Das ärztliche und psychologische Aufnahmegespräch kann nicht als Therapieeinheit kodiert werden. Allerdings kann der zeitliche Aufwand für eine therapeutische Intervention, die Erhebung einer ausführlichen biographischen Anamnese für die Therapieplanung, die Auswahl der Medikamente und Erläuterung der Wirkung und Nebenwirkung im Aufnahmegespräch kodiert werden. Daher sollte in der Dokumentation eine Einteilung erkennbar sein. Die Formulierung steht allen frei, nur nicht alles unter den Punkt „Aufnahme“ dokumentieren. Z.B. eine Dokumentation im Verlaufsbericht mit „Aufnahmegespräch Standard“ - allerdings ohne Zeit - und „Aufnahmegespräch ausführlich“ dann aber mit Zeit. Die formale Aufnahme in das Klinikinformationssystem ist keine Therapieeinheit. Das pflegerische Aufnahmegespräch mit Anamneseerhebung und Erarbeitung einer Pflegeplanung ist als Therapieeinheit dokumentierbar. Aufwendige Diagnostik OPS 1-903 Multidisziplinäre Diagnostik zur differenzierten Einordnung der Diagnose und der bisherigen Therapien durch ein multiprofessionelles Team (Ärzte, Diplom-Psychologen) unter Leitung eines Facharztes (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Facharzt für Psychiatrie, Facharzt für Nervenheilkunde oder Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) Es werden die Behandlungsziele und der spezifische multiprofessionelle Therapiebedarf definiert und ein Therapieplan vereinbart Es werden im diagnostischen Einzelkontakt von mindestens 2 Stunden pro Tag durch die oben genannten Berufsgruppen z.B. folgende Leistungen (inklusive Auswertung) erbracht: mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 2 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Ausführliche ärztliche oder psychologische diagnostische Gespräche (z.B. biographische Anamnese, soziale Anamnese, Familienanamnese) Strukturierte Befunderhebung z.B. unter Verwendung störungsspezifischer Selbstund Fremdbeurteilungsskalen Ausführliche Differenzialdiagnostik Komorbiditätsdiagnostik Psychologische, psychosoziale und neuropsychologische Diagnostik zur Erhebung, Indikationsstellung, Verlaufsbeurteilung und Erfolgskontrolle Angehörigengespräche Angehörigengespräche können von allen Berufsgruppen (Arzt/Psychologen sowie Pflege/Spezialtherapeuten) als Therapieeinheiten dokumentiert werden. Angehörigengespräche dürfen auch ohne Anwesenheit des Patienten als Therapieeinheit dokumentiert werden. Grundpflege Grundpflege ist keine kodierbare Therapieleistung. Deshalb ist der Begriff "Grundpflege" nicht zu verwenden, sondern es ist auf die Teilaspekte, nämlich Körperpflege, Ernährung und Mobilität einzugehen. Aktivierende Pflege, welche ständig die Ressourcen des Patienten benötigt, kann als Therapieeinheit kodiert werden. Formulierungshilfen: Aktivierung und vollständige/teilweise Übernahme der… Anleitung bei... Beobachtung/Betreuung/Beaufsichtigung… Gruppentherapien Bei Gruppentherapien wird die Anzahl der Teilnehmer in die Spalte "G" eingetragen. Leiten mehrere Therapeuten eine Gruppe, so können zwei Therapeuten kodiert werden. Das erfolgt in der Spalte "BG" (Berufsgruppe), beispielsweise "A/P" für Arzt und Psychologen. mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 3 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Gruppenpsychotherapien Alle Therapien, die von Arzt und Psychologe durchgeführt werden, sind Psychotherapien. Die Besonderheit bei Gruppenpsychotherapien ist, dass nur eine Gruppenstärke von bis zu 12 Patienten kodierbar ist. Ist allerdings ein weiterer Therapeut (Arzt/Psychologe) anwesend, ist eine Gruppengröße bis zu 18 Patienten kodierbar. 1:X- Erhöhter Betreuungsaufwand 1:X Betreuung bedeutet, dass eine Person einen einzelnen oder bis zu drei Patienten zusammenhängend ggf. zusätzlich zu angewandten Verfahren betreut. Bei Betreuung durch mehr als eine Person (2 oder mehr) sind die zusammenhängenden Zeiten aller betreuenden Personen zu einer Gesamtsumme zu addieren. Dieser Kode kann dann kodiert werden, wenn er folgende Merkmale erfüllt: Akute Fremd- oder Selbstgefährdung infolge einer psychischen oder psychosomatischen Erkrankung. Tägliche ärztliche Befunderhebung und ggf. ärztliche Anordnung zur Einleitung oder Fortführung der Betreuungsmaßnahmen. Mindestdauer der Behandlung sind 2 zusammenhängende Stunden pro Tag. Deshalb ist es besonders wichtig die vollständige Zeit der Intensivbehandlung zu erfassen. Die Dokumentation erfolgt im Verlaufsbericht unter der Spalte "1:X". Bei einer Kleinstgruppe von 3 Personen "1:3". Fixierung Die Fixierung kann nicht als 1:1 Behandlung kodiert werden, außer eine Person betreut durchgehend diesen fixierten Patienten. Krisenintervention Eine Krisenintervention kann ab 2012 von allen Berufsgruppen (Ärzte/Psychologen sowie Pflege/Spezialtherapeuten) dokumentiert werden. In der Verlaufsdokumentation wird die Krisenintervention unter „Hinweise“ mit einem entsprechenden Vermerk eingetragen (z.B. KI). Eine Krisenintervention kann kodiert werden wenn sie folgende Merkmale erfüllt: Die kriseninterventionelle Behandlung muss insgesamt mehr als 1 Stunden pro Tag betragen. Einzelne Kontakte können jedoch über den Tag stattfinden, die Zeiten müssen separat dokumentiert werden. Sie werden von den Dokumentaren bei der Kodierung zusammengerechnet. Sie darf nur abgerechnet werden, wenn eine akute Krise des Patienten vorliegt, und diese durch einen Arzt dokumentiert wird. mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 4 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Intensivmerkmale Alle Patienten werden je nach Aufwand der Behandlung in Regel- oder Intensivpatienten oder Psychotherapiepatienten eingeteilt. Diese Einteilung erfolgt aufgrund von verschiedenen Merkmalen. Die Erfassung wird tagesgenau vorgenommen. Deshalb ist es besonders wichtig das Auftreten der Merkmale und den erforderlichen Aufwand im Verlaufsbericht zu dokumentieren. Dies ist notwendig um jeden Tag der Intensivbehandlung belegen zu können. Die 7 Merkmale der Intensivbehandlung sind (Mehrfachnennung möglich): Anwendung von besonderen Sicherungsmaßnahmen Es finden Maßnahmen statt, die den Freiraum des Patienten einschränken: o Eine Sicherung am Ausgang des Station (z.B. sog. Potsdamer Tisch, geschützt geführte Station) o Isolierung bei psychischer Indikation o Fixierung Jeder Patient, der auch nur eine Minute allein oder in Begleitung von Angehörigen die Station verlassen darf, erfüllt dieses Kriterium nicht. Akute Selbstgefährdung durch Suizidalität oder schwer selbstbeschädigendes Verhalten Das Merkmal „Suizidalität“ ist erfüllt, wenn die Gedanken des Patienten nur noch um Suizid kreisen oder der Patient seinen Plan durchführen möchte und der Patient nicht absprachefähig ist Akute Fremdgefährdung Dieses Merkmal ist erfüllt, wenn der Patient gewaltbereit oder gewalttätig ist Schwere Antriebsstörung (gesteigert oder reduziert) Das Merkmal „schwere gesteigerte Antriebsstörung“ ist erfüllt, wenn der Patient ständig aktiv ist, sich durch Gegenargumente nicht beeindrucken lässt und selbst persönliche Konsequenzen nicht zur Kenntnis nimmt oder sie ihm nichts ausmachen. Das Merkmal „schwere reduzierte Antriebsstörung“ ist erfüllt, wenn Anregungen von außen den Patienten kaum oder gar nicht mehr erreichen. Die Alltagsverrichtungen sind beeinträchtigt. Hierzu gehört auch der Stupor. Keine eigenständige Flüssigkeits-/Nahrungsaufnahme Dieses Merkmal ist erfüllt, wenn die Ernährung vollkommen von Dritten übernommen werden muss (nicht bei alleiniger Sondenernährung oder alleiniger parenteraler Ernährung). Akute Selbstgefährdung durch fehlende Orientierung oder Realitätsverkennung Entzugsbehandlung mit vitaler Gefährdung Dieses Merkmal ist erfüllt, wenn eine Überwachung der Vitalparameter und der Vigilanz dauerhaft erfolgt. Also Patienten die 4-stdl. überwacht werden (z.B. Überwachungsblatt). mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 5 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Pflegebedürftigkeit OPS 9-984 Ab 2014 muss die Pflegestufe von Patienten angegeben werden, welche im Sinne des § 14 SGB XI pflegebedürftig und gemäß § 15 SGB XI einer Pflegestufe zugeordnet sind. Wechselt während des stationären Aufenthaltes die Pflegestufe, ist die höhere Pflegestufe anzugeben. Liegt noch keine Einstufung vor, bzw. ist eine Höherstufung beantragt, ist dies zusätzlich anzugeben. o Pflegebedürftig nach Pflegestufe 0 o Pflegebedürftig nach Pflegestufe I (erhebliche Pflegebedürftigkeit) o Pflegebedürftig nach Pflegestufe II (schwere Pflegebedürftigkeit) o Pflegebedürftig nach Pflegestufe III (schwerste Pflegebedürftigkeit) o Pflegebedürftig nach Pflegestufe III (H) (schwerste Pflegebedürftigkeit, Härtefall) o Erfolgter Antrag auf Einstufung in eine Pflegestufe Indizierter komplexer Entlassungsaufwand OPS 9-645 Wenn im Kontext der Entlassung Leistungen erbracht werden, die in Summe 5 Stunden überschreiten, die an einem Tag länger als eine Stunde dauern, kann ein Zusatzkode dokumentiert werden. Der Aufwand der für die Entlassung relevant ist, kann ab dem Aufnahmetag dokumentiert werden. Mindestmerkmale: o Differenzierte Diagnostik des Funktionsniveaus und des poststationären Versorgungsbedarfs o Erstellung eines bedarfsgerechten Entlassungsplanes und dessen Überprüfung 1 bis 3 Tage vor Entlassung o Dieser Kode kann nur angegeben werden, wenn für den indizierten komplexen Entlassungsaufwand Leistungen durch mindestens 2 Berufsgruppen erbracht worden sind o Es zählen z.B. folgende Leistungen: o Leistungen zur Unterstützung des Wohnsitzwechsels (z.B. bei Heimeintritt, begleitete Besuche, Beschaffung von Einrichtungsgegenständen) o Ein oder mehrere Hausbesuche vor Entlassung, die im unmittelbaren inhaltlichen Zusammenhang mit der Entlassung stehen o Leistungen zur Organisation nachbetreuender Dienste und/oder Überleitungsmanagement (z.B. Hilfeplankonferenzen, Überleitungsgespräche) o Leistungen zur Unterstützung bei schwieriger Wohnsituation (z.B. Vermietergespräche, Besuche in der Nachbarschaft, Besuch eines Rechtsbeistandes) o Leistungen zur Unterstützung der beruflichen Wiedereingliederung (z.B. stundenweise begleitete Belastungserprobungen im Arbeitsumfeld, Durchführung von oder Begleitung zu Gesprächen mit dem Arbeitgeber) o Leistungen zur Unterstützung von Angehörigen (gezielte Anleitung und/oder Edukation für die Entlassung, z.B. Erarbeitung eines konkreten Tagesplanes, Begleitung von stundenweisen Belastungserprobungen, Familiengespräche) o Fahrzeiten werden nicht angerechnet mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 6 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Erhöhter Aufwand bei drohender oder bestehender psychosozialer Notlage OPS 9-646 Besondere Leistungen im Zusammenhang mit unmittelbarer drohender oder bestehender psychosozialer Notlage können über einen Zusatzkode dokumentiert werden. Diese Leistungen werden in der Regel durch Sozialarbeiter, Sozialpädagogen oder Pflegefachpersonen erbracht. Mindestmerkmale: o Klärung und Regelung gravierender finanzieller Notlagen (z. B. massive Verschuldung in Abhängigkeit von der jeweiligen sozialen Situation des Patienten, Privatinsolvenz oder verlorener Krankenversicherungsschutz) o Klärung und Regelung bei unmittelbar drohender oder eingetretener Erwerbslosigkeit (z. B. Abmahnung, erfolgte Aussprache der Kündigung) o Klärung und Regelung der Wohnsituation bei unmittelbar drohender oder eingetretener Obdachlosigkeit (z. B. hohe Zahlungsrückstände, erfolgte Kündigung der Wohnung, Räumungsklage) o Klärung und Regelung der Weiterversorgung abhängig betreuter Angehöriger (z. B. Kinder) bei unmittelbar fehlender Versorgung durch Dritte Spezifische qualifizierte Entzugsbehandlung OPS 9-647 Dieser Kode ist ein Zusatzkode neben Regel- oder Intensivbehandlung. Folgende Mindestmerkmale müssen hierfür erfüllt sein: • Somatischer Entzug • Therapiezielorientierte Behandlung durch ein multidisziplinär zusammengesetztes Behandlungsteam mit mindestens 3 Berufsgruppen (z. B. Ärzte, Psychologische Psychotherapeuten oder Suchttherapeuten, Sozialpädagogen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Pflegefachpersonen) • Differenzierte somatische und psychiatrische Befunderhebung mit Diagnostik und Behandlung von Folge- und Begleiterkrankungen • Information und Aufklärung über Abhängigkeitserkrankungen, Förderung von Veränderungsbereitschaft, soziale Stabilisierung, Motivierung zur problemspezifischen Weiterbehandlung • Leitlinienbasiertes, standardisiertes suchtmedizinisches und soziales Assessment • Ressourcen- und lösungsorientiertes Therapiemanagement unter Einsatz differenzierter Therapieelemente patientenbezogen in Kombination von Gruppen- und Einzeltherapie: z. B. psychoedukative Informationsgruppen, medizinische Informationsgruppen, themenzentrierte Einzel- und Gruppentherapie, Ergotherapie, Krankengymnastik/Bewegungstherapie, Entspannungsverfahren (Diese müssen auch wahrgenommen worden sein) • Ggf. Angehörigeninformation und -beratung • Ggf. Eingliederung des Patienten in das bestehende regionale Suchthilfesystem mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 7 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Supervisionsaufwand Ab 2015 ist die Abrechnung eines erhöhten therapieprozessorientierten patientenbezogenen Einzelbzw. Teamsupervisionsaufwandes über einen Patienten möglich. Mindestmerkmale: - Anwesenheit eines Facharztes bzw. psychologischen Psychotherapeuten. - Supervisionsaufwand von mindestens 25 min Leistungen im Rahmen von Visiten, Übergaben bzw. Teamsitzungen gelten nicht als Supervision. Dokumentation: - Nennung folgender Inhalte in der Verlaufsdokumentation: o Aufzählung der Teilnehmer inklusive Berufsgruppe o Anlass o Thema o Konsequenz der Supervision Hauptdiagnose Definition: Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären KH-Aufenthaltes verantwortlich ist. Die nach Analyse festgestellte Hauptdiagnose muss nicht der Aufnahme- oder Einweisungsdiagnose entsprechen. Damit können auch Diagnosen Hauptdiagnosen sein, die auch erst im Laufe des Aufenthaltes festgestellt und behandelt wurden. Entscheidend ist, welche Diagnose im Gesamtaufenthalt im Vordergrund stand. Nebendiagnosen Psychiatrische und somatische Nebendiagnosen können unabhängig von den Therapieeinheiten zusätzlich kodiert werden. Die Nebendiagnosen werden im Verlaufsbericht mit einem Kreuz in der Spalte "ND " gekennzeichnet. Sie können von allen Berufsgruppen dokumentiert werden. Eine Nebendiagnose kann eine bereits bei Aufnahme bestehende oder während des Aufenthaltes auftretende Diagnose sein. Voraussetzung für die Kodierung ist allerdings, dass sie während des Aufenthaltes einen dokumentierten Aufwand verursacht hat. Therapeutischer Ressourcenaufwand z.B.: Schmerzmedikation bei Kopfschmerzen "Sinupret" und Paracetamol bei Infektion der oberen Atemwege Kaliumsubstitution bei Hypokaliämie Pflegerischer Aufwand z.B.: Unterstützung bei der Mobilisierung eines hemiplegischen Patienten. Wundversorgung eines Dekubitus, Grad 2, Steißbein mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 8 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskliniken Schwaben MI: Dokumentationsrichtlinie Leistungen OPS ICD 10 Revision: 4 Diagnostischer Aufwand z.B.: Körperliche Untersuchung bei Schmerzen in der Schulter Spezifische Labordiagnostik zur Bestimmung pathogener Keime bei Diarrhoe.(Nicht jedoch unbehandelter Zufallsbefund einer Routinelaboruntersuchung) Kardiologisches Konsil zur Abklärung einer Herzinsuffizienz mi_bks_dokumentationsrichtlinie-leistungen-ops-icd10.pdf Erstellt am: 26.11.2014 Durch: Mayer/Rahlke Geprüft am: 05.02.2015 Durch: Hr. Graf Freigabe am: 24.02.2015 Durch: Hr. Eberhardinger Seite 9 von 9 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskrankenhaus Memmingen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Memmingen AA: Pflegedokumentation Menüpfad (optional) Revision 1 Grundsätzliches Die sachgerechte Dokumentation ist eine Pflicht und Teil der dem Patienten geschuldeten Leistungen aus dem Behandlungsvertrag. Die pflegerische Dokumentation umfasst die Schritte des Pflegeprozesses (Pflegediagnosen, Ressourcen, Ziele, Maßnahmen), Krankenbeobachtung, Verlaufsbeschreibung, sowie Angaben zur subjektiven Befindlichkeit des Patienten. Sie ist ein zentrales Instrument für die ordnungsgemäße Versorgung des Patienten. und hat folgende Funktionen: Juristische/Haftungsrechtliche Funktion Eine unzulängliche, lückenhafte oder gar unterlassene erforderliche Dokumentation kann zu Beweiserleichterungen bis hin zur Beweislastumkehr zugunsten des Patienten führen. Es gilt der Grundsatz: nicht dokumentiert heißt nicht durchgeführt! Leistungsrechtliche Funktion Die Dokumentation muss nachvollziehbar darstellen, dass für den Patienten eine stationäre/teilstationäre Behandlungsbedürftigkeit besteht (s. Auflistung der Kriterien unten). Informationsfunktion Weitergabe von wichtigen Informationen an andere an der Behandlung beteiligten Personen. Erinnerungsfunktion Festhalten von Informationen für Diagnostik, Therapieplanung sowie Erstellung des Entlassbriefes bzw. die abschließende Pflegedokumentation. WICHTIG Jeder Eintrag auf offiziellen Dokumentationsformularen ist mit Datum und Handzeichen zu versehen. Fehleinträge sind so durchzustreichen, dass der Text weiter lesbar bleibt (kein Tippex, kein Schwärzen, kein Überkleben!). Nachträge sind möglich und als solche zu kennzeichnen („NT“) aa_mm_pflege_pflegedokumentation.doc Erstellt am: 07.08.2012 Durch: QMT Geprüft am: 07.08.2012 Durch: QMT Freigabe am: 05.10.2012 Durch: LK Seite 1 von 4 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskrankenhaus Memmingen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Memmingen AA: Pflegedokumentation Menüpfad (optional) Revision 1 1. Dokumentation im Verlaufsbericht Nach jeder Früh-, Spät- und Nachtschicht erfolgt für jeden Patienten der Station ein Eintrag in den Verlaufsbericht. Dies erfolgt durch die zuständige Pflegekraft. o Früh- und Spätdienst (Schriftfarbe blau) kennzeichnen den Eintrag mit FD bzw. SD. Wichtige Ereignisse sind mit Uhrzeit zu versehen. o Der Nachtdienst ist an der Schriftfarbe rot zu erkennen. Die durchgeführten Rundgänge sind immer zu dokumentieren (z.B. durch den Dokumentationsstempel) Prinzipiell muss im Verlauf der Behandlung darauf geachtet werden, dass sowohl Fortschritte der Behandlung als auch fortbestehende Symptome/Beschwerden beschrieben werden, die eine weitere Krankenhausbehandlung begründen können. Beschrieben werden: das wahrgenommene bzw. subjektiv beschriebene Befinden des Patienten das beobachtbare Verhalten des Patienten Veränderungen Besondere Vorkommnisse Wichtige Gesprächsinhalte alle sonst am Patienten erbrachten Leistungen durch die Pflege, wie z.B. o nächtliche Rundgänge o Wundversorgung o Ausgabe von Ölen und Düften o Grundpflegerische Verrichtungen o Ausgabe Bedarfsmedikation (immer mit kurzem Eintrag) o Aktivierung und Motivationsbemühungen o usw. 2. Dokumentation in der Pflegeplanung Die Pflegeplanung ist bereits zu Beginn der Behandlung durch die aufnehmende Pflegekraft zu erstellen. Sie wird im weiteren Verlauf durch die Bezugspflegekraft bzw. die zuständige Pflegekraft bei Bedarf angepasst und aktualisiert. 3. Dokumentation Bezugspflege Bezugspflegegespräche werden im Verlaufsbericht dokumentiert und durch das Kürzel BP vor dem Eintrag gekennzeichnet. 4. Dokumentation von ärztlichen Anordnungen Die Ausführung von ärztlichen Anordnungen jeglicher Art ist immer zu dokumentieren. Anmeldung und Durchführung von Untersuchungen Bei Verhinderung ist der Grund zu dokumentieren Beispiele o Minimental Test angeordnet: Durchführung von Pat. ohne Angabe von Gründen verweigert: o Pat. bei Abruf zu CT im Ausgang. Neuer Termin wird uns mitgeteilt aa_mm_pflege_pflegedokumentation.doc Erstellt am: 07.08.2012 Durch: QMT Geprüft am: 07.08.2012 Durch: QMT Freigabe am: 05.10.2012 Durch: LK Seite 2 von 4 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskrankenhaus Memmingen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Memmingen AA: Pflegedokumentation Menüpfad (optional) Revision 1 o Pat. bei Abruf zu EEG zu erregt und ängstlich Messungen (z.B.Vitalwerte) sind zuverlässig nach Anordnung durchzuführen und zu dokumentieren. Auffällige Befunde (z.B. hoher Blutdruck) müssen umgehend einem Arzt mitgeteilt werden. Überwachungen: ist eine Überwachung angeordnet, so ist die Durchführung dieser Anordnung im Eintrag spätestens bei Schichtende zu dokumentieren: „Überwachung des Patienten lt. Anordnung“. Ist die Überwachung nur auf einen Teil der Schicht begrenzt, erfolgt der Eintrag mit Zeitangabe von – bis. 5. Dokumentation von Bedarfsmedikation Bei Ausgabe einer Bedarfsmedikation: kurzer Eintrag in den Verlaufsbericht Beispiel: Pat. ist unruhig und kann nicht einschlafen: Bedarfsmedikation um … Uhr erhalten. Eintrag im Verordnungsblatt ist mit Handzeichen zu versehen. Eintretende bzw. ausbleibende Wirkungen oder Veränderungen. 6. Dokumentation von Aktivierungs- und Motivationsarbeit und Patientenadhärenz dem Stellenwert dieser Aspekte soll in der Dokumentation mehr Wichtigkeit eingeräumt werden Geleistete Aktivierungs- und Motivationsarbeit (z.B. Motivierung in die Therapie zu gehen, das Bett zu verlassen, ein Bad zu nehmen) mit Zeitangabe und deren Ergebnis Die Kooperation und Eigenverantwortlichkeit des Patienten bezüglich der therapeutischen Maßnahmen ( z.B. bei der medikamentösen Therapie). 7. Hinweise zur inhaltlichen Aspekten der Dokumentation Es ist auf sachlich – objektive Angaben zu achten (Beobachtungen, Ereignisse, Verhalten, Gesprächsinhalte, subjektives Befinden) Persönliche oder moralische Wertungen sind zu unterlassen Konkrete Beschreibungen statt Verallgemeinerungen Beispiele Beschreibung Pat. hat Schmerzen Pat. nervt Verbandswechsel Gut gegessen/getrunken Pat. ist unruhig Besser (sachlich, konkret) Pat. klagt über Kopfschmerzen Pat. ist unruhig und fordert viel Aufmerksamkeit Versorgung des Dekubitus am Steiß Ausreichend gegessen und1000 ml getrunken Pat. ist unruhig, kann nicht liegenbleiben, läuft im Gang auf und ab…. aa_mm_pflege_pflegedokumentation.doc Erstellt am: 07.08.2012 Durch: QMT Geprüft am: 07.08.2012 Durch: QMT Freigabe am: 05.10.2012 Durch: LK Seite 3 von 4 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Bezirkskrankenhaus Memmingen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Memmingen AA: Pflegedokumentation Menüpfad (optional) Revision 1 Pat. hat beim Waschen geholfen Pat. konnte die Anleitung zur Körperpflege gut umsetzen. Exkurs: Kriterien für eine der Krankenhausbehandlungsbedürftigkeit - Schwere psychische Störung (evtl. Beeinträchtigung der Alltagsbewältigung) - Selbst- und/oder Fremdgefährdung - Mangelnde Krankheitseinsicht und Adhärenz - Erhebliche psychische und / oder somatische Komorbidität - Erfolglosigkeit ambulanter Behandlung - Ambulante Behandlung nicht ausreichend - Stark belastendes häusliches/psychosoziales Umfeld - Erforderlichkeit der besonderen Mittel eines Krankenhauses (z.B. ständige ärztliche Präsenz, geschultes Personal) - Notwendigkeit stationärer Komplexleistungen - Besonderes Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkung - Weitere Stabilisierung unter klinischer Kontrolle (z.B. bei Gefahr des Krankheitsrückfalls) Mitgeltende Dokumente MI: Dokumentationshilfe aa_mm_pflege_pflegedokumentation.doc Erstellt am: 07.08.2012 Durch: QMT Geprüft am: 07.08.2012 Durch: QMT Freigabe am: 05.10.2012 Durch: LK Seite 4 von 4 Ausgedruckte Dokumente unterliegen nicht dem Änderungsdienst Psychopathologie Befunderhebung Prof. Dr. Dr. Thomas Fuchs Diagnostik • Symptomale Diagnostik (Einzelsymptome) z.B. Antriebsverlust • Syndromale Diagnostik (Muster von Symptomen) z.B. depressives Syndrom • Klassifikatorische (nosologische) Diagnostik z.B. manisch-depressive Krankheit • Operationalisierte Diagnostik (seit 1980er Jahren, DSM III/IV, ICD-10) z.B. Kriterien für Depressive Episode (Symptom-, Zeit-, Verlaufs-, Schweregrad-Kriterien) ↓ Zunehmende Abhängigkeit von soziokulturellen und politischen Bedingungen Psychopathologie • Erkennen, Beschreiben und Dokumentieren abweichenden Erlebens und Verhaltens • Ausgehend von subjektivem Erleben und beobachtbarem Verhalten des Patienten → Ordnung nach Symptomen → Ordnung nach Syndromen → Übergang zur nosologischen Diagnostik • Geschichte: Wilhelm Störring, “Vorlesungen über Psychopathoogie”, 1896-1903 Karl Jaspers, “Allgemeine Psychopathologie”, 1913 Kurt Schneider, Klinische Psychopathologie, 1946 Psychopathologie: Formen • Deskriptive Psychopathologie Symptomale /Syndromale Ebene Psychopathologischer Befund AMDP (Arbeitsgemeinschaft zur Manualisierten Diagnostik in der Psychiatrie): 100 häufigste Einzelsymptome • Phänomenologische Psychopathologie: Philosophisch geleitete Erforschung der Grundstrukturen des Erlebens psychisch Kranker (z.B. Leib, Raum, Zeit, Intentionalität, Intersubjektivität) • Experimentelle Psychopathologie: Zuordnung zu neuropsychologisch /neurobiologisch erfassbaren Befunden Psychopathologische Befunderhebung Anamnese – Überblick I • • • • Erscheinungsbild Veränderungen der Bewusstseinslage Veränderungen der Orientierung Veränderungen der Aufmerksamkeit, Konzentration und Auffassung • Veränderungen des Gedächtnisses • Störungen der Intelligenz Psychopathologische Befunderhebung Anamnese – Überblick II • • • • • • • • • Formale Denkstörungen Inhaltliche Denkstörungen, insbesondere Wahnerleben Wahrnehmungsstörungen, z.B. Halluzinationen Ich-Störungen Veränderungen der Affektivität Zwänge, Phobien, Ängste, hypochondrische Befürchtungen Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Krankheitsgefühl und Krankheitseinsicht Eigen- oder Fremdgefährdung Schema des Psychopathologischen Befundes I Äußere Erscheinung, Verhalten Kleidung, Körperpflege, Statur, Tonus, Gestik, Mimik etc. Bewusstsein Qualitative und quantitative Störungen (benommen/somnolent/soporös) Orientierung Zu Person/Situation/Zeit/Ort Aufmerksamkeit/Konzentration/ Auffassung Gedächtnis Merkfähigkeit, Neugedächtnis, Altgedächtnis, umschriebene Amnesien Sprache z.B. Aphasie, Paraphrasien, Neologismen; Sprachproduktion (Mutismus, Logorrhöe Intelligenz Formales Denken Kohärenz (z.B. weitschweifig; assoziativ gelockert bis zur Ideenflucht; inkohärent/zerfahren) Geschwindigkeit (Verlangsamung) Inhaltliches Denken z.B. Einengung/Grübeln/negative Gedanken/Zwangsgedanken/Wahn Wahrnehmung Sinnestäuschungen: Illusionen/Halluzinationen (optisch/akustisch/olfaktorisch/gustatorisch/taktil) Veränderungen der Wahrnehmung, z.B. Hypästhesie/Hyperästhesie Schema des Psychopathologischen Befundes II Ich-Erleben Depersonalisation, Derealisation Gedankeneingebung, Gedankenausbreitung, Gedankenentzug Willensbeeinflussung Leibliche Beeinflussung Affekt Affektqualität: Schwingungsfähigkeit, Resonanz; Affektlabilität, - inkontinenz; Affektverlfachung; Parathymie Grundstimmung (Dysphorie, Gereiztheit/Depressivität/Euphorie Vorherrschende Affekte (z.B. Angst, Panik, Aggression, Scham-, Schuld-, Neidgefühle, etc.) Pathologische Affektregulation z.B. Zwang, Sucht, Anorexie, Selbstschädigung Antrieb z.B. Antriebshemmung/-steigerung Psychomotorik z.B. reduziert, expressiv, theatralisch, gebunden Stupor/Agitiertheit Grimassieren, Katalepsie, Negativismus, Flexibilitas cerea etc. Somatoforme/vegetative Störungen Körperliche Symptome, Vitalstörungen, Coenästhesien, Konversionssymptome Persönlichkeit Krankheitseinsicht, Krankheitsgefühl Eigen- oder Fremdgefährdung (Suizidalität) Passive Todeswünsche → aktive Suizidgedanken → Vorbereitungshandlungen → akute Suizidalität Psychopathologische Befunderhebung Erscheinungsbild – – – – – Verhalten Kleidung Physiognomie Psychomotorik Sprechverhalten Sprechweise – Stimmklang – Modulation Wortwahl – Lautstärke – Tempo – Antrieb Psychopathologische Befunderhebung Veränderungen der Bewusstseinslage - nach Quantität bei verlangsamter oder schläfriger Reaktion in den Graden: » Benommenheit » Somnolenz » Sopor » Koma – nach Qualität » Bewußtseinstrübung » Bewusstseinseinengung » Bewusstseinsverschiebung Psychopathologische Befunderhebung Einstiegsfragen zur Bewusstseinslage: • Verstehen Sie mich gut? Können Sie alles um sich herum klar erkennen? • Hatten Sie einmal das Gefühl, Farben intensiver zu sehen, Musik lauter zu hören? • Hatten Sie das Gefühl, Ihre Wahrnehmung sei schärfer geworden? In welcher Hinsicht? Psychopathologische Befunderhebung Aufmerksamkeit und Konzentration • Störungen der Aufmerksamkeit: Umfang und Intensität der Aufnahme von – Wahrnehmungen – Gedanken – Vorstellungen • Störungen der Konzentration: – Verringerte Fähigkeit, sich ausdauernd einer bestimmten Sache/Tätigkeit zu widmen Psychopathologische Befunderhebung Einstiegsfragen Aufmerksamkeit und Konzentration: – – – – Fortlaufendes Abziehen einer Zahl Aufsagen von Monaten rückwärts Fällt es Ihnen schwer, dem Gespräch zu folgen? Können Sie sich nicht mehr so gut konzentrieren wie früher? Geben Sie Beispiele dafür. Psychopathologische Befunderhebung Definition: Veränderungen der Auffassung Verminderte Fähigkeit, Wahrnehmungserlebnisse in ihrer Bedeutung zu begreifen und miteinander in Verbindung zu bringen. Die Auffassung kann hinsichtlich der Korrektheit oder der Geschwindigkeit verringert sein, bzw. ganz fehlen. Definition: Veränderung der Orientierung Mangelndes Bescheidwissen in • zeitlichen • räumlichen • situativen und • persönlichen Gegebenheiten. Psychopathologische Befunderhebung Einstiegsfragen Auffassung: • Nacherzählen einer Fabel • Interpretation und Wiedergabe von Bildertafeln Psychopathologische Befunderhebung Einstiegsfragen Orientierung – – – – – – – Welches Datum haben wir heute? Welche Jahreszeit ist gerade? Wann sind Sie in die Klinik gekommen? In welcher Stadt sind wir? Wie alt sind Sie? Wann wurden Sie geboren? Sind Sie verheiratet? Psychopathologische Befunderhebung Veränderung des Gedächtnisses Störungen der Merkfähigkeit, des Kurzzeitgedächtnisses: beeinträchtigte Fähigkeit, sich an nicht länger als 10 Minuten zurückliegende Gesprächsinhalte etc. zu erinnern Störungen des Altgedächtnisses: beeinträchtigte Fähigkeit, länger als 10 Minuten zurückliegende Eindrücke/Kenntnisse im Gedächtnis zu behalten. Amnesie: inhaltlich oder zeitlich begrenzte Erinnerungslücke – – retrograd (“Löschung” des Gedächtnisinhalts vor dem auslösenden Ereignis, z.B. Hirntrauma) anterograd (nach dem Ereignis). Konfabulationen: Ausfüllen von fehlenden Gedächtnisinhalten durch erfundene Sachverhalte oder Einfälle. Diese können vom Patienten selbst für “echte” Erinnerungen gehalten werden. Psychopathologische Befunderhebung Einstiegsfragen Gedächtnis • • • • • Vorsprechen von siebenstelligen Zahlen Namen von drei Gegenständen, sofortiges und zeitversetztes Wiederholen Abfragen von lebensgeschichtlich relevanten Ereignissen Wie schätzen Sie Ihr Gedächtnis ein? Vermissen Sie zur Zeit vermehrt Dinge? Psychopathologische Befunderhebung Intelligenz Definition Intelligenz ist die komplexe Fähigkeit des Menschen • Sich in für ihn neuen Situationen zurechtzufinden • Sinn- und Beziehungszusammenhängen zu erfassen • Neue Probleme durch Denkleistungen zu lösen Intelligenzminderungen (Oligophrenien): • • • angeborene frühkindlich erworbene im späteren Leben erworbene, demenzielle Intelligenzminderungen Psychopathologische Befunderhebung Einstiegsfragen Intelligenz • • • • Rechenaufgaben Fragen nach geographischem, politischem Wissen Begriffsdefinitionen, - gegensätze Unterschiede/Gemeinsamkeiten finden Formale Denkstörungen – Störungen des Denkablaufs Denkverlangsamung: schleppender Gedankengang, vom Patient oft als Denkhemmung empfunden Umständliches Denken: fehlende Trennung von Wesentlichem und Nebensächlichem, weitschweifiges Denken Eingeengtes Denken: Haften an einem / wenigen Themen Perseveration: . Wiederholung gleicher Denkinhalte, Haften an vorherigen Worten, ohne dass diese weiteren Sinn ergeben Ideenflucht: Übermäßig einfallsreicher Gedankengang. Meist fehlt der rote Faden, häufiges Springen zwischen Themen Vorbeireden: Nicht-Eingehen auf Fragen, obwohl die Frage verstanden wurde Neologismen: Wortneubildungen Sperrung/ Gedankenabreißen: Plötzlicher Abbruch eines Gedankengangs ohne triftigen Grund Psychiatrische Befunderhebung Einstiegsfragen Formale Denkstörungen • • • • Haben Sie das Gefühl, dass sich an Ihrem Denken etwas verändert hat? Fällt Ihnen das Denken schwerer/leichter als sonst? Haben Sie das Gefühl, zu viele Gedanken gleichzeitig im Kopf zu haben? Haben Sie erlebt, dass Ihnen der Gedanke öfter einfach abhanden gekommen oder abgerissen ist? Wahnerleben Definition • Krankhaft verzerrte Beurteilung der Realität, die erfahrungsunabhängig auftritt und an der mit subjektiver Gewissheit (Unerschütterlichkeit) festgehalten wird. • Perspektivenabgleich bei Zweifelseinwänden seitens anderer ist nicht möglich, kein Verständnis für die Perspektive des anderen Formen des Wahnerlebens • Wahnstimmung – Stimmung des Unheimlichen, Vieldeutigen, Beziehungsund Bedeutungserleben, daraus entstehende Wahnideen • Wahneinfall – Plötzliches Aufkommen wahnhafter Überzeugungen • Wahnwahrnehmung – Uminterpretation von an sich neutralen Sinneseindrücken • Wahnerinnerung – wahnhaft verfälschte Erinnerung • Systematisierter Wahn – Wahninhalte werden zu einem Wahngebäude verknüpft Psychiatrische Befunderhebung Inhaltliche Wahnformen » » » » » Schuldwahn Verarmungswahn Kleinheitswahn Hypochondrischer Wahn Nihilistischer Wahn » » » » » » Verfolgungswahn Beeinträchtigungswahn Eifersuchtswahn Religiöser Wahn Größenwahn Liebeswahn » Körperdysmorpher Wahn Halluzinationen Wahrnehmungserlebnisse ohne entsprechenden Außenreiz, die dennoch als wirkliche Sinneseindrücke aufgefasst werden. – Akustische z.B. Stimmenhören, Melodien, Akoasmen (Geräusche) – Optische Trugwahrnehmungen einzelner Bilder oder ganzer Szenen – Olfaktorische Geruchshalluzinationen – Gustatorische Geschmackshalluzinationen – Taktile/haptische Berührungshalluzinationen Coenästhesien Bizarre Körperempfindungsstörungen Wichtig: Patienten berichten eher nicht spontan über halluzinatorische Erlebnisse, aus Furcht, als “verrückt” bezeichnet zu werden. Auffälligkeiten im Verhalten, wie z.B. Fixierung eines bestimmten Punktes im Zimmer, plötzliche Handbewegungen können ein Zeichen vorhandener Halluzinationen sein. Psychiatrische Befunderhebung Einstiegsfragen zu Halluzinationen • Gibt es etwas, was Sie ablenkt oder ängstigt? • Hören Sie Stimmen? • Sind es vielleicht nur Ihre Gedanken, die da laut werden? • Haben Sie Personen oder Gegenstände gesehen, die andere nicht sehen können? • Gehen in Ihrem Körper merkwürdige Dinge vor? • Haben Sie noch andere eigenartige Wahrnehmungen gemacht? Ich-Störungen Definition: Das Erleben der Meinhaftigkeit und Selbst-Urheberschaft für die eigenen Denk-, Willens-, Gefühlsakte ist gestört, so dass die Grenze zwischen Ich und Umwelt durchlässig erscheinen kann (noch nicht bei Depersonalisation und Derealisation). • • • • • • • Der eigene Körper wirkt fremd, unwirklich, verändert Die Umgebung erscheint fremd, ungwirklich, verändert Die Gedanken des Patienten gehören nicht mehr ihm allein, andere können daran teilhaben Gedankenentzug: Gefühl, dass die eigenen Gedanken abgezogen, weggenommen werden Gedankeneingebung: Gedanken werden als von außen gesteuert, gemacht, gelenkt empfunden Willensbeeinflussung: Handlungen werden als von außen gesteuert empfunden Leibliche Beeinflussung: Körperempfindungen (oft Coenästhesien) werden als von außen gemacht erlebt (z.B. durch Fernwirkung, Strahlen etc.) Depersonalisation: Derealisation: Gedankenausbreitung: Psychiatrische Befunderhebung Veränderungen der Affektivität kurz andauernde Affekte wie Wut, Trauer, Freude längerfristig bestehende Stimmungen, z.B. Depression, Euphorie, Gleichgültigkeit Zahlreiche weitere mögliche Veränderungen der Affektivität: • z.B. Affekt-/bzw. Stimmungslabilität • Affektinkontinenz (nicht hemmbarer Affektausdruck) • Affektarmut • Affektverflachung • Affektstarre, Verlust der Schwingungsfähigkeit, Gefühl der Gefühllosigkeit (in der Depression) • Gesteigerte Selbstwertgefühle etc. Psychiatrische Befunderhebung Einstiegsfragen Affektivität • Hat sich etwas in Ihrem Gefühlsleben verändert? • Fühlen Sie sich niedergeschlagen, traurig? • Leiden Sie unter Angstzuständen? • Fühlen Sie sich innerlich unruhig? Zwänge, Phobien, Ängste, hypochondrische Befürchtungen Angst Gefühlszustand der Bedrohung/Gefahr, verbunden mit vegetativen Zeichen der Angst Phobie Objekt- bzw. situationsbedingte Angst Misstrauen Vermutung, dass andere Schaden zufügen wollen Hypochondrische Befürchtungen Objektiv nicht begründete Sorge um den eigenen Körper, die eigene Gesundheit Zwangsideen Aufdrängen von nicht unterdrückbaren Denkinhalten, meist von Patienten als sinnlos erkannt, und in ihrer Persistenz als quälend empfunden Zwangshandlungen Nicht unterdrückbare Handlungen, die in Art und Intensität meist als sinnlos und in ihrer Persistenz als quälend empfunden werden Einstiegsfragen Zwänge, Phobien, Ängste, Hypochondrie • Ängstigen Sie sich in den letzten Tagen mehr als üblich? • Haben Sie übermäßige Furcht vor bestimmten Dingen? • Befürchten Sie, ernsthaft krank zu sein? • Müssen Sie bestimmte Gedanken immer wieder denken, obwohl Sie Ihnen unsinnig vorkommen? • Müssen Sie bestimmte Dinge immer wieder tun, obwohl Sie Ihnen unsinnig vorkommen? • Beispiele? Störungen des Antriebs und der Motorik Antrieb: Störungen, welche die Energie, Initiative, Aktivität eines Menschen betreffen, etwa: • • • • Antriebsarmut Antriebshemmung Antriebssteigerung Umtriebigkeit Psychomotorik: durch psychische Vorgänge geprägte Gesamtheit des Bewegungsablaufs • • • • • • • • • • • Motorische Unruhe Agitiertheit Theatralisches Verhalten Logorrhoe Mutismus Stupor (motorische Bewegungslosigkeit) Katalepsie Negativismus Flexibilitas cerea etc. Echolalie Echopraxie Einstiegsfragen Antrieb/Psychomotorik • Hat sich in Ihrer Energie und Initiative, bestimmte Dinge zu tun, etwas verändert? • Gehen Ihnen alltägliche Dinge schwerer von der Hand? • Haben Sie zur Zeit besonders viel Aktivität, sind Sie besonders unternehmungslustig? • Fühlen Sie sich innerlich unruhig? Suizidalität • • • • • Passive Todeswünsche Aktive Suizidgedanken Zunehmende suizidale Einengung Vorbereitungshandlungen Akute Suizidalität • • Parasuizidale Handlung / Geste Suizidversuch Äußere Lebensgeschichte • • • • • Persönliche Daten Geburtsort, Familie Schulischer und beruflicher Werdegang Jetzige Tätigkeit Aktuelle und frühere Partnerschaften Innere Lebensgeschichte Motivationszusammenhänge Warum wurden bestimmte Entscheidungen getroffen? Warum treten bestimmte Verhaltensweisen auf? Prägende Einflüsse von außen? Familiäres Milieu Beziehungen der Familienmitglieder untereinander, Erziehungsstil der Eltern, familiäre Normen Entwicklung in Kindheit und Jugend Auftreten von Kinderneurotischen Symptomen, Bettnässen, körperliche Entwicklung, Verhältnis zu Freunden, Lernstörungen etc. Berufsleben Gründe für Berufswahl, Leitbilder, Gründe für Berufswechsel, Befriedigung, Probleme, Kontakte, Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten etc. Sexuelle Entwicklung Einstellung der Eltern, frühkindliche sexuelle Tätigkeiten, Pubertät, Aufklärung durch wen und wann, homoerotische Neigungen Partnerschaft Freizeitgestaltung Lebensgewohnheiten Weltanschauung/Religion etc. Trennungen, Neubeginn, Partnerschaftsgestaltung Hobbies, Ehrenämter, Vereine etc. Rückzug, Süchte, Tag-Nachtrhythmus etc. Prämorbide Persönlichkeit Der prämorbiden Persönlichkeit kommt große Bedeutung zu. Die Exploration soll helfen, den vollzogenen Wandel der Persönlichkeit besser zu verstehen und einen besseren Einblick in die Krankheit zu erhalten. Psychiatrische Befunderhebung Literatur Scharfetter C. (2002) Allgemeine Psychopathologie. 5. Aufl. Stuttgart: Thieme Payk, T. (2006) Psychopathologie. Vom Symptom zur Diagnose. Heidelberg: Springer Möller H.-J., Laux G., Kapfhammer, H.-P. (2005): Psychiatrie und Psychotherapie. 2. Aufl. Heidelberg: Springer
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