www.ptspaper.de » FASERN UND COMPOSITE » VERPACKUNG UND KONFORMITÄT » DRUCK UND FUNKTIONALE OBERFLÄCHEN » PAPIERWIRTSCHAFT 4.0 » MATERIALPRÜFUNG UND ANALYTIK PTS-FORSCHUNGSBERICHT IGF 17676 ENTWICKLUNG VON SPERRSCHICHTKONZEPTEN GEGENÜBER MINERALÖLBESTANDTEILEN AUF BASIS VON STÄRKE FÜR ALTPAPIERSTOFFHALTIGE LEBENSMITTELVERPACKUNGSPAPIERE D. Rengstl: Entwicklung von Sperrschichtkonzepten gegenüber Mineralölbestandteilen auf Basis von Stärke für altpapierstoffhaltige Lebensmittelverpackungspapiere (Stärke/Mineralölmigration) PTS-Forschungsbericht 12/15 August 2015, zweite geringfügig überarbeitete Auflage September 2015 Papiertechnische Stiftung (PTS) Heßstraße 134 D - 80797 München www.ptspaper.de Download-Information: Diese Studie steht auf der Homepage der PTS zum Download bereit: www.ptspaper.de/forschungsdatenbank Ansprechpartner: Dr. Doris Rengstl Tel. 089/12146-459 [email protected] Papiertechnische Stiftung PTS Papiertechnisches Institut PTI Heßstraße 134 80797 München Das Forschungsvorhaben IGF 17676 N der AiF-Forschungsvereinigung PTS wurde über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert. Dafür sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Unser Dank gilt außerdem den beteiligten Firmen für die Probenbereitstellung und für die freundliche Unterstützung bei der Projektdurchführung. 1(64) Entwicklung von Sperrschichtkonzepten gegenüber Mineralölbestandteilen auf Basis von Stärke für altpapierstoffhaltige Lebensmittelverpackungspapiere D. Rengstl Inhalt 1 Zusammenfassung 3 2 Abstract 4 3 Wissenschaftlich- technische und wirtschaftliche Problemstellung 6 3.1 Ausgangsituation 6 3.2 Stand der Technik 3.2.1 Mineralölbarriere 3.2.2 Stärke als Barrieremittel 7 7 9 3.3 Orientierung 11 4 Forschungsziel 12 5 Gesamtvorgehen 13 6 Material und Methoden inkl. Projektbegleitung 14 6.2 Mustercharakterisierung 6.2.1 Mustergenerierung 6.2.2 Messverfahren 15 15 16 6.3 Versuchsstreichanlage „VESTRA“ 18 7 Auswahl der Papier- und Kartonsorten (vgl. Arbeitspaket 1) 20 7.1 Vorgehen 20 7.2 Ergebnisse der Substratcharakterisierung 20 8 Untersuchung der Barrierewirkung von nativen Stärken in Abhängigkeit des Amylose/Amylopektinverhältnisses (vgl. Arbeitspaket 2) 21 8.1 Enzymatischer Abbau der ausgewählten Stärken 21 9 Untersuchung der Filmeigenschaften und Barrierewirkung von modifizierten Stärken mit unterschiedlichen Abbaugraden (vgl. Arbeitspaket 3) 30 9.1 Methoden und Ergebnisse 31 10 Weichmachung der Stärkebeschichtung und Vorversuche für die Vorstrichentwicklung (vgl. Arbeitspaket 4) 35 10.1 Stärke-Weichmacher Formulierungen: Herstellung und Charakterisierung 10.1.1 1. Schritt der Weichmachervalidierung 10.1.2 2. Schritt der Weichmachervalidierung PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de 35 35 40 PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 2(64) 11 Pigmentzusatz zur Stärkeformulierung: Kostenreduzierung (vgl. Arbeitspaket 5) 42 12 Vorstrichentwicklung und Untersuchung der Auftragsmengen (vgl. Arbeitspaket 6) 46 13 Labormaßstab Curtain Coater (vgl. Arbeitspaket 7) 50 14 Pilotversuche an der „Vestra“ (vgl. Arbeitspaket 8, 9, 10) 53 15 Schlussfolgerungen 61 Literatur PTS-Forschungsbericht 62 www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 3(64) 1 Zusammenfassung Thema Entwicklung von Sperrschichtkonzepten gegenüber Mineralölbestandteilen auf Basis von Stärke für altpapierstoffhaltige Lebensmittelverpackungspapiere. Ziel des Projektes Im Rahmen dieses Projektes wurden Konzepte für Barrierebeschichtungen zur Vermeidung der Migration von Mineralölbestandteilen aus altpapierstoffhaltigen Lebensmittelverpackungskartons ins Lebensmittel entwickelt, die hauptsächlich auf Stärkebasis aufgebaut waren. Gleichzeitig sollten die von der BfR im dritten Entwurf der Mineralölverordnung vorgeschlagenen Grenzwerte für die Mineralölmigration (MOSH/MOAH) eingehalten werden. Ergebnisse Tendenziell sind native und modifizierte Stärken als Barrierebeschichtung gegenüber Mineralöl geeignet. Vor allem Kartoffel- und Erbsenstärke weisen in nativer und modifizierter Form eine gute Barrierewirkung auf. Sie ist bei nativen Stärken stark vom Abbaugrad abhängig. Native Stärken besitzen eine gute Barrierewirkung gegenüber Mineralöl, neigen jedoch stark zu Retrogradation und sind schwer zu verarbeiten. Modifizierte Stärken sind leichter zu verarbeiten. Jedoch sollten sie großtechnisch auch bei 50°C aufgetragen werden, um den Feststoffgehalt erhöhen und die Viskosität der Formulierung verringern zu können. Reine Stärkefilme sind jedoch sehr spröde. Dies verursacht beim Verarbeiten (Rillen, Falzen) Bruchstellen an den Rill- und Falzkanten. Dies wurde im Rahmen des Projektes durch Zugabe von weichmachenden Additiven verbessert. Der Falz- oder Rillnahtbruch konnte jedoch nicht komplett vermieden werden. Zusätzlich war es notwendig sowohl auf Testliner als auch auf den Karton einen Vorstrich aufzutragen um das Hold-Out dieser Beschichtungen zu erhöhen. In Technikumsversuchen und in Versuchen an der Industrieanlage wurde aufgezeigt, dass ein Upscalingprozess dieser Formulierungen möglich ist. Zusätzlich können diese Formulierungen neben dem Rakel und Blade mit dem Curtain Coater Aggregat aufgetragen werden. Schlussfolgerung Stärken können als Barrieremittel auf Karton und Testliner zur Reduzierung der Migration von Mineralölen verwendet werden. Die Verwendung von weichmachenden Additiven ist notwendig, um die Flexibilität des Stärkefilms zu erhöhen. Ein Vorstrich ist notwendig, um das Hold-Out der Stärkebeschichtung auf dem Karton oder Testliner zu verringern. Die Barrierewirkung der Stärke ist von der Frucht abhängig. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration Nutzen und wirtschaftliche Bedeutung des Forschungsthem as für kleine und mittlere Unternehmen (kmU) 4(64) Die Ergebnisse dieses Projektes können entlang der gesamten Wertschöpfungskette von den Verpackungspapier- und kartonhersteller bis zu den fertig verpackten Lebensmitteln genutzt werden. Dies schließt folgende Branchen mit ein: Hersteller von Verpackungspapieren, Testliner und –kartons; Hersteller von Rohstoffen und Additive für die Produktion von beschichteten Verpackungspapieren und –kartons; Hersteller von Additiven für Beschichtungsmaterialien und Stärkehersteller; Verpackungshersteller, darunter fallen Papierverarbeiter und Verpackungsdrucker; Zulieferindustrie zur Verpackungsindustrie; Abpacker und Endanwender Diese Ergebnisse sind vor allem auch für mittelständisch-geprägte Industriezweige mit einem hohen kmU-Anteil, wie Stärkehersteller, Additivhersteller, Verpackungshersteller und Papierverarbeiter von sehr großer Bedeutung. 2 Abstract Theme Development of starch-based barrier coatings to reduce the migration of mineral oil constituents from recycled fibre-based food packaging papers. Project objective Within this project, concepts have been developed for barrier coatings aimed at preventing the migration of mineral oil components from recycled fibre-based food packaging board into foodstuffs. The coatings were mainly based on starch. Another aim was ensuring compliance with the limit values for mineral oil migration (MOSH / MOAH) proposed by BfR in its third draft of the mineral oil regulation. Results Native and modified starches are useful as barrier coatings against mineral oil components. Especially potato and pea starches have good barrier effects in both native and modified form. The barrier properties of native starches depend strongly on their degree of degradation. Native starches have good barrier effects against mineral oil, but also a strong retrogradation tendency, and are difficult to process. Modified starches are easier to process. However, they should be applied at 50 ° C in industry in order to increase the solids content and reduce the viscosity of the formulation. Pure starch films are very brittle, which leads to breaks or ruptures at creases or fold edges during converting. This has been compensated for to some extent by the addition of plasticizing additives in the project, but fold breaks or crease ruptures could not be completely avoided. In addition, it was necessary to precoat both the liner and board material in order to increase the hold-out of the coatings. Pilot and full-scale tests have demonstrated that it is possible to upscale the formulations. In addition, the formulations are suitable for rod, blade and curtain coating aggregates. Conclusion Starches may be used as barrier coatings on carton board and test liner to reduce the migration of mineral oils. The use of plasticizing additives is necessary to increase the flexibility of the starch film. Precoating is necessary to improve the hold-out of starch coatings on carton board or liner. The barrier effect of starches depends on their origin, i.e. the type of crop they are obtained from. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration Economic relevance of this research subject for small and medium enterprises (SME) 5(64) The results of this project can be used along the entire value chain - from the manufacture of packaging paper and board to the packed food. This includes the following industries: Manufacturers of packaging paper, test liner, carton board and cartons; manufacturers of raw materials and additives for the production of coated packaging paper and board; manufacturers of coating additives and starch producers; package manufacturers including paper converters and package printers; suppliers of the packaging industry; packers and end-users. The results are particularly useful and of very great importance to sectors with a high proportion of SMEs such as starch manufacturers, additive producers, packaging manufacturers and paper converters. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 6(64) 3 Wissenschaftlich- technische und wirtschaftliche Problemstellung 3.1 Ausgangsituation Möglichkeiten zur Lösung der Mineralölproblematik Seit der Bekanntgabe des Kantonalen Labors in Zürich, dass Mineralölspuren in altpapierstoffhaltigen Lebensmittelverpackungspapieren und -kartons enthalten sind (Mineralölanteile von 300 – 1000 mg/kg im Recyclingkarton) und in z.T. kritischen Mengen auf das Lebensmittel übergehen können [1], werden verschiedene Lösungswege erforscht, um die Migration des Mineralöls ins Lebensmittel zu verringern bzw. zu vermeiden (siehe Abbildung 1). Quellen beseitigen • • Frischfasern AP mit geringem Mineralölgehalt Bester LösungsWeg, aber sehr problematisch Altpapierstoff reinigen • • • Flotation Wäsche Druckwechselverfahren (Kavitation, Ultraschall) • Extraktion mit organischen Lö- Sehr teuer, Untersuchungen laufen Barrieren einsetzen • • PETInnenbeutel Beschich schichtungen Kurzfristig möglich Abbildung 1: Möglichkeiten zur Minimierung der Mineralölbestandteile von in altpapierstoffhaltigen Papieren und Kartons verpackte Lebensmittel Beseitigung von Mineralölquellen Die nachhaltigste, effizienteste und sicherste Methode zur Vermeidung der Mineralölmigration von altpapierstoffhaltiger Verpackung ins Lebensmittel, ist die Vermeidung des Einsatzes von Mineralöl in den Eintragsquellen. Haupteintragsquelle sind mineralölhaltige Druckfarben. Jedoch liegt hier nur eine Selbstverpflichtung auf Verzicht des Einsatzes von derartigen Druckfarben auf Seiten der deutschen Verpackungshersteller vor [2]. Auf internationaler oder europäischer Ebene können derartige Beschränkungen nicht durchgesetzt werden. Vorschläge über die ausschließliche Verwendung von Frischfasern für Lebensmittelverpackungen sind aus ökologischer Sicht und aufgrund des benötigten Rohstoffverbrauchs nicht realisierbar. Ein Ausschleusen von Zeitungsdruckpapieren als Rohstoffquelle für Lebensmittelkontaktpapiere ist nicht möglich. Ein kleiner Erfolg, der jedoch nicht ausreichend ist, um die Mineralölmigrationsgrenzen der geplanten Mineralölverordnung einzuhalten ist die Verwendung mineralölfreier Hilfsmittel und die Verwendung von mineralölarmen Altpapieren. [3] PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration Reinigungsmöglichkeiten für Altpapierstoffe 7(64) Ein weiterer Vorschlag vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zur Lösung der Mineralölproblematik ist die verbesserte Reinigung der Fasern im Recyclingprozess. Aus Untersuchungen des IGF Projektes 17272N geht hervor, dass im Rahmen von Hochtemperaturprozessen Mineralölbestandteile effektiv bis zu 95% aus dem trockenen Altpapier entfernt werden können. Mit herkömmlichen Stoffaufbereitungsprozessen können maximal 85% erreicht werden. Hierbei kommt es jedoch auch zu hohen Verlusten. Für das erstere Verfahren lassen sich Betriebskosten von weniger als 10 €/t veranschlagen. Hinzu kommen jedoch noch Kosten für die Abluftreinigung [4]. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass 99% des vorhandenen Mineralöls aus dem Altpapierstoff entfernt werden müssten, um die aktuell empfohlenen Grenzwerte aus dem 3. Entwurf der BMEL-Mineralöl-Verordnung vom 24. Juli 2014 einhalten zu können. Barrierebeschich- Barrierebeschichtungen gegenüber der Migration von Mineralölbestandteilen aus tungen dem Karton ins Lebensmittel stellen die kurzfristig am besten realisierbare Lösung dar. Die Forschungsarbeit in diesem Bereich ist schon sehr weit fortgeschritten und einige Kartonhersteller stellen bereits marktreife Lösungen zur Verfügung [5] [6] [7] [8] [9]. Kosteneinsparung durch Barrierebeschichtungen auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen 3.2 3.2.1 Die bisher bekannten Barrierebeschichtungen, die im Nachgang noch genauer erläutert werden, sind teuer und basieren auf synthetischen Polymeren, auch wenn sie zum Teil rezyklierbar und bioabbaubar sind. In diesem Projekt sollten Stärken als Barrieremittel verwendet werden. Der Preis von Stärke und modifizierter Stärke liegt unterhalb dessen der meisten synthetischen Polymere. Mit deren Verwendung als Barrierebeschichtung würde eine erhebliche Preissenkung derartiger Barrierebeschichtungen einhergehen. Jedoch weisen Beschichtungen aus Stärken und modifizierten Stärken auch Nachteile auf. Sie sind sehr spröde. Ebenso lassen sich diese Biopolymere nur bei sehr geringen Feststoffgehalten in Wasser lösen. Dadurch können derartige Beschichtungen oft nicht wirtschaftlich aufgetragen werden. Die Möglichkeit Stärke als effektives und sinnvolles Barrierematerial für Beschichtungen zu verwenden wurde in diesem Forschungsprojekt betrachtet. Stand der Technik Mineralölbarriere Benötigte Grundeigenschaften von Mineralölbarrieren Mineralöl ist eine Mischung aus Kohlenwasserstoffen mit Kohlenstoffzahlen zwischen C13 und C45. Diese werden in paraffin- und naphthenartige Kohlenwasserstoffe unterteilt, die sogenannten „mineral oil saturated hydrocarbons“ (MOSH) und die „mineral oil aromatic hydrocarbons“ (MOAH). Deren Anteil liegt in der Regel zwischen 10% und 25%. [4] Der Durchgang von Mineralölbestandteilen durch polymere Sperrschichten kann nach dem aktuellen Forschungsstand mit Hilfe des Lösungs-Diffusionsmodels beschrieben werden (siehe Abbildung 2). Die durchgehenden Kohlenwasserstoffe werden zunächst an der Polymeroberfläche adsorbiert und lösen sich schließlich in der Polymermatrix. In Folge des Konzentrationsgefälles diffundieren sie zur gegenüberliegenden Seite. Hier angelangt desorbieren sie von der PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 8(64) Oberfläche und gehen wieder in die Gasphase über. [10] C1 C2 p p 1 2 d Transferrate P = S • D Löslichkeitskoeffizient Diffusionskoeffizient • Hohe Polarität • Hohe Dichte • Hohe Vernetzung • hohe Kristallinität Abbildung 2: Schematische Darstellung der Permeation von gasförmigen Kohlenwasserstoffmolekülen durch eine Polymerschicht nach dem Lösungs-Diffusionsmodell. Aus dem Produkt des Löslichkeitskoeffizienten S und des Diffusionskoeffizienten D ergibt sich die Transferrate P. Sie ist niedrig, wenn einer oder am besten beide Koeffizienten niedrige Werte aufweisen. Möglichst polare Polymere, am besten gepaart mit hoher Dichte, Vernetzungsgrad und Kristallinität führen demnach zu niedrigen Durchlässigkeiten für eher unpolare Mineralölkomponenten. Stärke ist ein sehr polares Biopolymer und weist je nach Modifizierung oder Vorbehandlung eine mehr oder weniger hohe Kristallinität auf. Sie sollte demnach eine gute Barriere gegenüber gasförmigen Mineralölkomponenten darstellen. Bisherige faserund polymerbasierte Lösungen Mittlerweile sind diverse Lösungen gegen die Mineralölmigration von Verpackung ins Lebensmittel vorhanden. Zu Beginn der Mineralölproblematik hat das BfR bereits auf die positive Barrierewirkung von PET hingewiesen [11]. Im Bereich extrusionsbeschichteter Faltschachtelkartons oder Verpackungspapiere sind von Mondi momentan der MIPROTEX und von Van Genechten der WLC FOOD SAFE auf dem Markt. Auf Seiten der mit wässrigen Barriereformulierungen beschichteten Lösungen produziert Mayr-Melnhof den FOODBOARDTM, Weig Karton den UNIFOOD und Sappi die MOB Barrierepapiere. Migrationsdichtes HD-Papier wird von Schoellershammer unter dem Namen MICROPACK vertrieben. BASF bietet Lösung für die Beschichtung von Kunststoffinnenbeutel als auch für Papier an (z.B. Ultramid®, Epotal® A 816, Ecovio® FS) [12]. Beschichtungsstrategie Nach heutigem Kenntnisstand sind defektfreie und gleichmäßige Filme mit einer flächenbezogenen Masse von 5-10 g/m² ausreichend, um die migrierende Mineralölmenge auf ca. 1 % von der Menge zu reduzieren, die ohne Barrierebeschichtung übergehen würde. In der Regel sind die zu beschichtenden Oberflächen (z.B. Kartonrückseite, Testliner) relativ rau und zeichnen sich durch hohe Wasseraufnahmen aus. Für gute und effektive Barrieren gegenüber Mineralölen ist es notwendig, die Fasern vollständig abzudecken. In diesem Zusammenhang müssen entsprechend, den bis jetzt erlangten Erfahrungen für die technische Umsetzung, drei Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Diese sind in PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 9(64) Abbildung 3 zusammen mit den in etwa dafür notwenigen Auftragsmengen dargestellt. Blade-Coating Einfach 15-20 g/m² Blade-Coating Vorstrich + Barriere 12 + (5-8) g/m² Curtain-Coating Einfach 8-12 g/m² Abbildung 3: Möglichkeiten zur Erzeugung einer Mineralölbarriere in der Praxis Für einen einfachen Auftrag mit konventioneller Technologie (Blade, Rollrakel) werden relativ große Auftragsmengen benötigt. Der Vorteil dieser Lösung liegt in der Einfachheit: Nur ein Auftragsaggregat mit konventioneller Technologie. Eine Reduzierung der Auftragsmenge mit dem vergleichsweise teureren Beschichtungsmittel kann über einen kostengünstigen Vorstrich erfolgen. Dies erfordert jedoch zwei Auftragswerke. Eine Reduzierung der Auftragsmenge ist voraussichtlich auch durch Einsatz eines Curtain-Coaters möglich. Deshalb besteht von Seiten der Verpackungspapier- und Kartonindustrie großes Interesse an diesem Auftragsverfahren. Bisher wurde mit diesem Aggregat wenig praktische Erfahrung im Hinblick auf Barrierebeschichtungen erlangt. Welche Auftragsmengen und Auftragsbedingungen für ein Barrieremittel bzw. eine Barriereformulierung in der Praxis voraussichtlich benötigt werden, kann am besten durch Versuche an einer schnelllaufenden Technikumsanlage ermittelt werden. Andere Lösungsansätze neben der Barriere 3.2.2 Ein weiterer Lösungsansatz an dem momentan geforscht wird ist das Einbringen von Adsorbern in das Papier oder in den Strich zur Verringerung der Mineralölmigration ins Lebensmittel. Hierbei soll das Mineralöl an einen Adsorber gebunden werden. Die Schwierigkeit liegt darin, den Adsorber entsprechend der enthaltenen Menge Mineralöl im Karton gezielt einzusetzen und gleichzeitig nicht nur einen temporären Effekt bis zur Sättigung der Adsorber zu erzielen, sondern einen Langzeiteffekt (über die Haltbarkeit des Lebensmittels hinaus). [13] [14] Stärke als Barrieremittel Aufbau, Vor- und Nachteile von Stärken Stärke ist ein pflanzliches Reservekohlenhydrat. Je nachdem aus welcher Frucht es gewonnen wird besteht es aus unterschiedlichen Anteilen an dem schwerer löslichen Kohlenhydrat Amylose und dem leichter löslichen Kohlenhydrat Amylopektin. PTS-Forschungsbericht Kartoffel Weizen Mais Waxymais Tapioka Amylosegehalt % 21 28 28 0 17 Amylopektin- 79 72 72 100 83 www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 10(64) gehalt % Partikelgröße [µm] 10-100 80-85 75-80 65-70 65-70 Protein % 0.05-0.1 0.3-0.5 0.3-0.5 0.2-0.4 0.05-0.1 Fett % 0.05 0.8 0.7 0.2 0.1 Asche % 0.3-0.4 0.2-0.4 0.1-0.2 0.1-0.2 0.2-0.3 Phosphor % 0.08 0.06 0.02 0.01 0.01 Tabelle 1: Eigenschaften von Stärken gewonnen aus verschiedenen Früchten Je nach Pflanzenart liegt die Stärke als Stärkekörner, siehe Kartoffel, oder eingebettet in die Proteinmatrix vor, wie z.B. bei Getreide. Es gibt zwei Formen in denen Stärke in unterschiedlichem Verhältnis vorliegen kann (siehe Tabelle 1): Amylose und Amylopektin. In Amylose sind die αGlucosemoleküle in einer 1,4 glycosidischen Bindung verknüpft. Dies führt zu einer helikalen Struktur der Amylose. Generell neigt auch Amylose aufgrund dieser Struktur zu einer stärkeren Retrogradierung. In Amylopektin sind die αGlycosemoleküle in einer 1,4 glykosidischen Bindung verknüpft und noch zusätzlich mit einer 1,6 glykosidischen Bindung vernetzt. Dies ergibt die leichter lösliche verzweigte Struktur der Stärke (siehe Abbildung 4). [15] Durch die Modifizierung von Stärke wird die Neigung zur Retrogradation verringert, die Viskositätsstabilität verbessert, die Verkleisterungstemperatur erniedrigt und - sehr wichtig für Barrierebeschichtungen - die Filmbildung verbessert. Die Modifizierung von Stärke kann in Form eines Esters oder Ethers erfolgen. Im Rahmen dieses Projektes wurden verschiedene Modifizierungen getestet und bewertet. Weiterhin kann native Stärke mit Hilfe eines thermochemischen oder enzymatischen Abbaus modifiziert werden. Dies wurde ebenfalls im Projekt betrachtet. [16]. Abbildung 4: links: Molekülstruktur von Amylose; rechts: Molekülstruktur von Amylopektin [15] Weichmacher: Aufbau und Funktion Native Stärke zeigt geringe elastische Eigenschaften. Durch Modifizierung und der Einführung von funktionellen Gruppen kann die elastische Eigenschaft etwas verbessert werden. Weiterhin können weichmachende Substanzen eingesetzt werden, wie z.B. Wasser, Glycerin oder Polyole. Harnstoff verbessert neben der Elastizität zusätzlich weitere mechanische Eigenschaften. [17] Bei Stärkefilmen ist es generell notwendig die Flexibilität dieser Filme durch weichmachende Substanzen zu erhöhen. Im Fall der Stärke sind dies entweder kleine Moleküle PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 11(64) wie Harnstoff und Glycerin, die sich zwischen die Amylose- und Amylopektinmoleküle lagern können und Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass die weichmachende Wirkung durch Migration dieser Substanzen aus dem Stärkefilm nur temporär vorliegt. Wasser ist, solange es im Stärkefilm enthalten ist, ein weichmachendes Molekül für Stärkefilme. Migrationsarme und effektive Weichmacher könnten demnach Moleküle mit hohen Hydroxidgruppenanteil und der Fähigkeit H-Brücken auszubilden (z.B. Polyvinylalkohole und Polyethylenglykole) sein. 3.3 Orientierung Hauptsächlich produktorientiert Das bearbeitete Projekt ist in erster Linie produktorientiert. Es wurden Konzepte für die Herstellung von stärkebasierten Barrierebeschichtungen gegenüber der Migration von Mineralölkomponenten entwickelt. Diese Konzepte wurden sowohl für altpapierstoffhaltige Testliner als auch für altpapierstoffhaltige Kartons, welche für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden, entwickelt und optimiert. Es sollten die aktuell empfohlenen Grenzwerte aus dem dritten Entwurf der BMEL-Mineralöl-Verordnung vom 24. Juli 2014 eingehalten werden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 12(64) 4 Forschungsziel Ziel In diesem Forschungsvorhaben wurden mehrere Zielsetzungen verfolgt. Es sollten geeignete und kostengünstige Beschichtungsformulierungen auf Basis von nativer Stärke oder modifizierten Stärken evaluiert werden. Weiterhin sollten optimale und praxisnahe Rahmenbedingung für das Aufbringen dieser Biopolymerbeschichtung auf Karton und Testliner ermittelt werden. Dies beinhaltete die Ausrüstung der Papieroberfläche, Trocknungsbedingungen, die Applikation mit gängigen Streich- und Beschichtungsaggregaten. Es sollten die aktuellen empfohlenen Grenzwerte aus dem dritten Entwurf der BMEL-MineralölVerordnung vom 24. Juli 2014 eingehalten werden. Dieser besagt, dass der zulässige Mineralölgehalt in Lebensmittelbedarfsgegenständen aus Papier, Pappe oder Karton, im Einsatz für alle Lebensmittelarten, maximal 24 mg/kg MOSH mit einer Kettenlänge von C16-C35 und maximal 6 mg/kg für MOAH mit einer Kettenlänge von C16-C35 sein darf. [3] Diese Beschichtungen sollten neben der Sperrwirkung gegenüber dampfförmigen Kohlenwasserstoffen für den direkten Lebensmittelkontakt geeignet sein (Empfehlung XXXVI, FDA). Bezüglich der verarbeitungstechnischen Eigenschaften sollte die Oberfläche weiterhin verklebbar und eventuell beschichtbar sein. Weiterhin sollte sich beim Rillen und Stanzen die Sperreigenschaft der Beschichtung gegenüber Mineralölbestandteile kaum verändern. Die Beschichtung sollte die Rezyklierbarkeit von Papier und Karton nicht herabsetzten und folgende Eigenschaften sollten durch die Beschichtung nicht verändert werden: Blocken, Abklatschen, Wasserdampfdurchlässigkeit, Haft- und Gleitreibung. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 13(64) 5 Gesamtvorgehen Übersicht Im Rahmen des Projektes wurden Beschichtungskonzepte auf Basis von Stärke für Lebensmittelverpackungspapiere entwickelt, um den Übergang von Mineralölkomponenten von Lebensmittelverpackungen aus Karton und Papier auf Lebensmittel entsprechend den vorgeschlagenen Grenzwerten (siehe Kap. 3) zu verringern. Folgendes Schema gibt eine Übersicht über die Arbeitsschritte: AP1: Substrate AP2: Amylose- / Amylopektin-Anteil AP3: Abbaugrad / Feststoffgehalt AP4: Weichmachung / Flexibilität AP5: Formulierungen (Labormaßstab) AP6: Auftragsmengen AP7: Auftragsaggregat Curtain Coating AP8: Versuche an schnellaufender Technikumsanlage AP9: Eigenschaftsprofil AP10: Konzepte und Bericht Abbildung 5: Schematische Darstellung der verschiedenen Arbeitspakete PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 14(64) 6 Material und Methoden inkl. Projektbegleitung 6.1 R ohpapier und S treichfarben-C harakteris ierung Messverfahren Die folgenden Messmethoden wurden angewandt um die Papiere und Streichfarben zu charakterisieren. Tabelle 2: Methoden der Rohpapier- und Streichfarbencharakterisierung Rohkarton und Testliner Parameter Messmethode Mineralöl-Gehalt (MOSH/MOAH) mittels GC/FID PTS-PP 120/11 Bestimmung der Mineralölmigration mit Hilfe der Tenax-Migration DIN EN 14338 und PTS-PP 120/11 Bestimmung der Rauheit nach Bendtsen DIN 53 120-1 Bestimmung der Oberflächenspannung nach der Randwinkelmethode PTS-PP 103/85 Bestimmung des Cobb 30 DIN EN 20 535 Feststoffgehalt DIN ISO 787 Teil 2 (08.83) pH-Wert DIN ISO 787 Teil 9 (04.95) Low-shear Viskosität Brookfield bei 100 rpm nach DIN ISO 2555 (89) High-shear Viskosität Rotationsviskosimeter nach DIN 53019 Altpapierstoffhaltiger GD-Karton mit und ohne pigmenthaltigen Rückseitenstrich mit einer Grammatur von 400 g/m2 wurde für die Laborversuche als DIN A4 Blätter und für die Labor Curtain Coaterversuche und die Technikumsversuche als Rollen verwendet. Dementsprechend wurde mit einem nicht geleimten Testliner der Grammatur 160 g/m2 verfahren. Tabelle 3: Gemessene Werte für Testliner und GD-Karton mit und ohne Strich PTS-Forschungsbericht 160 240 GD Karton mit Strich 400 490 - 510 GD Karton ohne Strich 400 490 - 510 1077 1302 1139 1900 ±320.8 (Rückseite) 1506 ± 275.8 1281 ± 150.6 Charakterisierung Testliner Grammatur in g/m² Dicke in µm Gesamtmineralölgehalt MOSH/MOAH in mg/kg Rauheit nach Bendtsen in ml/min www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 15(64) 2 Cobb in g/m Oberflächenspannung in mN/m Streichfarben durchtränkt 141 ± 0.020 durchtränkt 44.87 30.42 51.12 Ein generelles Problem bei derartigen stärkebasierten Barrierebeschichtungen ist die hohe Viskosität der Stärkeformulierung und der Einschluss von Luftblasen. Deshalb wurden die Stärkedispersionen vor dem Aufbringen auf Papier im Vakuum entgast. Abbildung 6: Entgasen der Stärkeformulierung im Vakuum mit Hilfe der Wasserstrahlpumpe 6.2 6.2.1 Mustercharakterisierung Mustergenerierung Handversuche Über die Herstellung der Beschichtungsformulierungen wird in den entsprechenden Kapiteln näher eingegangen. Die so hergestellten Vorstriche und Stärkeformulierungen wurden mit Hilfe eines halbautomatischen Drahtrakelgerätes (Control Coater der Firma Erichsen GmbH & Co. KG, siehe Abbildung 7) auf das Streichrohpapier aufgetragen. Zum Auftragen wurde der GD-Karton bzw. der Testliner in eine dafür vorgesehene Halterung geklemmt. Je nach gewünschtem Strichgewicht wurde ein geeignetes Drahtrakel (Rakel 1 bis 8 mit abgestufter Drahtstärke bzw. Tiefe der gefrästen Rille) ausgewählt und die dafür passende Geschwindigkeit (Geschwindigkeit 1 bis 10) ermittelt. Die beschichteten Muster wurden in einem vorgeheizten Ofen 90s oder 180s lang bei 105°C getrocknet. In vorherigen Projekten wurde bereits die für Tenaxmessungen notwendige Trocknungstemperatur und maximale Trocknungszeit ermittelt, um einen ausreichenden Mineralölgehalt für die Tenaxversuche im Karton zurück zu behalten. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 16(64) Abbildung 7: Halbautomatisches Drahtrakelgerät für Streich- und Beschichtungsversuche im Labor. 6.2.2 Messverfahren Messverfahren Die folgenden Messverfahren wurden angewandt, um Muster zu charakterisieren. Tabelle 4: Methoden der Beschichtungscharakterisierung Blockverhalten Parameter Messmethode Flächenbezogene Massen der Vorstriche und Dispersionsbeschichtungen gravimetrisch Elastische Eigenschaften: ZugDehnungsverhalten DIN EN 1924-2 (05/2009) Bestimmung der Biegesteifigkeit – Teil 1: Resonanzlängen-Verfahren DIN 53123-1 (04/2005) Oberflächentopographie mit Rasterelektronenenmikroskop (REM) Gerätevorschrift bzw. Hausmethode Oberflächenspannung nach der Randwinkelmethode - liegender Tropfen PTS-PP: 103/85 Luftdurchlässigkeit nach Bendtsen DIN 53 120 Teil 1 Bestimmung der Mineralölmigration mit Hilfe der Tenax-Migration DIN EN 14338 und PTS-PP 120/11 Rezyklierbarkeit PTS-Methode PTS-RH 021/97 Wasserdampfdurchlässigkeit, gravimetrisch DIN 53122 Teil 1 (08/2001) Pinholetest Eigenmethode Bestimmung der Hexandampfpermeationsrate Anlehnung an Methode von Dr. Seyffert BASF [4] Das Blockverhalten der beschichteten Muster wurde in der Schicht auf Schicht Anordnung überprüft, da fertig geklebte Verpackungen in dieser Anordnung transportiert werden. Dabei werden zwei beschichtete Muster mit der Beschichtung zueinander einer Flächenpressung von 0.2 kg/cm2 ausgesetzt. Diese Muster wurden bei Standardbedingungen und bei 50°C unter trockenen und nassen Bedingungen 20 Stunden der oben beschriebenen Flächenpressung ausgesetzt. Die Bewertung der Proben erfolgt nach folgenden Maßstäben: PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 17(64) • Probe blockt mit Faserriss • Probe blockt ohne Faserriss • Probe blockt nicht Rill- und Falzverhalten Durch Stanzen beschichteter Kartonbogen mit Hilfe des Heidelberger Tiegels zu einer Faltschachtel wird das Rillverhalten überprüft. Die Maschinenkonfiguration entspricht den allgemein vorgeschriebenen Geräteeinstellungen für Kartonstärken von 510 µm (siehe). Die Beschichtung wird jeweils an den Rillnähten mit Hilfe des in Abbildung 9 dargestellten Pinholtest auf ihre Geschlossenheit überprüft. Abbildung 8: links oben: Stanzgerät der Firma Prüfbau; rechts oben: gestanzte Verpackung; unten: schematischer Querschnitt einer gestanzten Probe. Pinholetest Mit Hilfe von Pinholetests wurde optisch die Geschlossenheit von Filmen überprüft. Die beschichteten Proben wurden 24 h im Normklima gelagert. Anschließend wird ein Tropfen einer Farblösung bestehend aus Methylviolett in 1-Oktanol für 30 Sekunden auf die Beschichtung aufgebracht. Sind keine Pinholes in der Beschichtung vorhanden ist nach Entfernen der Lösung keine Färbung sichtbar. Sind Pinholes vorhanden oder ist die Schicht sehr spröde oder durch den Rillnahtbruch beschädigt, färbt sich die Oberfläche blau. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 18(64) Abbildung 9: schematischer Ablauf des Pinholetests (Bild von links nach rechts) Hexandampfpermeationstest Der Hexandampfpermeationstest dient als Schnelltest zur Vorhersage der Güte einer Mineralölbarrierebeschichtung. Er wurde von der BASF entwickelt. An der PTS wird er bei 25 °C und einer relativen Feuchtigkeit zwischen 30 und 50% durchgeführt. Leider hat die PTS nicht die Möglichkeit diesen Test bei konstanter rel. Feuchtigkeit durchzuführen. Es wurde beobachtet, dass die Feuchtigkeit einen Einfluss auf die Permeationsrate des Hexandampfes hat. Jedoch kann mit dieser Methode trotzdem zwischen extrem guten und schlechten Barrieren unterschieden werden. Dies führte im Laufe dieses Projektes zu einer sehr hohen Zeitersparnis. Die Zellen werden mit jeweils 50 ml Hexan gefüllt. Anschließend wird die Zelle mit Hilfe der beschichteten Probe geschlossen. Hierbei zeigt die Beschichtung in den Zelleninnenraum. Die Zellen werden im Wasserbad bei 25°C im Abzug temperiert. Durch eine Fläche von 19.6 cm2 kann der Hexandampf durch die Beschichtung permeieren. Der Verlust wird gravimetrisch mit Hilfe einer Waage (3 Nachkommastellen) ermittelt. Der Verlust an Hexan wird jeweils nach 1 h, 4h, 24h und nach 48h ermittelt. Um eine realistische Permeationsrate zu erhalten sollte sich ein „steady state“ einstellen. Die Permeationsrate wird in [g/[m2•d)] angegeben. [4] Abbildung 10: Aufbau des Hexanpermeationstest, inklusive Wasserbad zur Temperierung und Hygrometer zur Bestimmung der relativen Luftfeuchtigkeit 6.3 Versuchsstreichanlage „VESTRA“ Aufbau „VESTRA“ und Papierbahnführung Seit 2006 ist an der PTS in München die Pilot-Streichanlage Vestra vorhanden. Sie besitzt fünf Auftragsaggregate, unter anderem ein Bent Blade, Vari-Bar mit Combisystem und ein 3-Schicht Multi-Layer Curtain-Coateraggregat. Mit diesem können bis zu drei Schichten gleichzeitig auf eine Papierbahn mit 60 cm Breite bei Arbeitsgeschwindigkeiten von 50 bis zu 2.500 m/min aufgetragen werden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 19(64) Vor dem Auftragsaggregat (Bladestreichwerk, Curtain Coater oder Filmpresse) durchläuft die Papierbahn eine Messstation zur Bestimmung des Flächengewichts und der Papierfeuchte. Anschließend erfolgt der Auftrag der Beschichtung und die Papierbahn durchläuft mehrere Trockenstationen. Zuerst gasbeheizte Infrarotstrahler. Hier verliert die Beschichtung zunehmend an Feuchtigkeit und verfestigt. Daraufhin durchfährt die Papierbahn Heißlufttrockner, welche die Restfeuchte entfernen. Vor der Aufrollung der Papierbahn durchfährt diese eine weitere Messstation. Das Auftragsgewicht lässt sich aus der Differenz der zweiten und der ersten Messstation ermitteln. Abbildung 11: Schema Pilot-Streichanlage „VESTRA“ PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 20(64) 7 Auswahl der Papier- und Kartonsorten (vgl. Arbeitspaket 1) 7.1 Vorgehen Untersuchungsmethoden 7.2 Auswahl eines altpapierstoffhaltigen Testliners und eines altpapierstoffhaltigen GD-Kartons mit und ohne Rückseitenanstrich (RS) und Durchführung folgender Charakterisierungen: Bestimmung des Mineralölgehalts im Testliner und Karton mittels Extraktion mit organischen Lösemitteln und GC-Analyse: Mineralöl-Gehalt (MOSH/MOAH) mittels GC/FID (PTS-PP 120/11); Bestimmung der Mineralölmigration mit Hilfe der Tenax-Migration (DIN EN 14338 und PTS-PP 120/11); Bestimmung der Oberflächenspannung nach der Randwinkelmethode (PTS-PP 103/85); Bestimmung der Rauheit nach Bendtsen (DIN 53 120-1); Bestimmung des Cobb 30 (DIN EN 20 535). Der Testliner und die Kartons wurden in jeweils ca. 5 cm hohe Stapel aufgeteilt und in Aluminiumfolie verpackt, um im Laufe des Projektes konstante Mineralölgehalte im Papier und Karton garantieren zu können. Ergebnisse der Substratcharakterisierung Datendarstellung Tabelle 5: Gemessene Werte für Testliner und GD-Karton mit und ohne Strich GD-Karton ohne Strich 400 490 - 510 1077 1302 1139 1506 ± 275.8 1281 ± 150.6 141 ± 0.020 durchtränkt 30.42 51.12 Testliner Grammatur in g/m² Dicke in µm Gesamtmineralölgehalt MOSH/MOAH in mg/kg Rauheit nach Bendtsen in ml/min 2 Cobb in g/m Oberflächenspannung in mN/m PTS-Forschungsbericht 160 240 GD-Karton mit Strich 400 490 - 510 Charakterisierung 1900 ±320.8 (Rückseite) durchtränkt 44.87 www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 21(64) 8 Untersuchung der Barrierewirkung von nativen Stärken in Abhängigkeit des Amylose/Amylopektinverhältnisses (vgl. Arbeitspaket 2) Vorgehen Mehrere native Stärken mit unterschiedlichen Amylose/Amlopektinverhältnis und aus unterschiedlichen Früchten wurden enzymatisch nach einem einheitlichen Muster abgebaut. Anschließend wurden sie auf die Kartonvorderseite mittels Rollrakel aufgetragen und auf ihre Filmbildungseigenschaften, Elastizität, Rill-, Knick- und Blockverhalten hin untersucht. In Tabelle 6 sind die verwendeten nativen Stärken aufgelistet und zusätzlich die Menge an verwendeten Enzym für den enzymatischen Abbau. Tabelle 6: Ausgewählte Stärken Stärke Mais nativ 50% high Amylose-Mais 70% high Amylose-Mais Waxy-Mais Kartoffel nativ KartoffelAmylopektinstärke Weizen nativ Tristar Erbse nativ 8.1 Amylose/ Amylopektin [%/%] 27/73 50/50 70/30 1/99 21/79 Enzymmenge bezogen auf trockene Stärke [%] 0.1 0 0 0.1; 0.01 0.1; 0.01; 0.005 <5/>95 0.1 28/72 68/32 0.1 1 Enzymatischer Abbau der ausgewählten Stärken Enzymatischer Abbau Die Stärken wurden im wässrigen Milieu mit einer Bakterien α-Amylase (standardisierter Aktivität von 120 000 NU/g) abgebaut. Hierbei wurde der zeitliche Temperaturverlauf des Abbaus immer konstant gehalten. Die Wasser-native Stärke-Enzym-Mischung wurde in einem Zeitraum von 10 Minuten auf 80°C erhitzt. 20 Minuten bei 80°C konstant gehalten und anschließend innerhalb von 5 Minuten auf 120°C erhitzt und bei dieser Temperatur 15 Minuten gehalten. Dies war ausreichend, um das Enzym abzutöten. Der Abbaugrad wurde anhand der Enzymmenge gesteuert. Abbildung 12: Hochdruck-Laborreaktor BR-300 mit Temperaturregler und Datenlogger PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 22(64) Enzymatische Spaltung Die Stärken wurden zuerst mit einer einheitlichen Enzymmenge und gleicher Abbauzeit abgebaut. Hierbei kann jedoch nicht auf eine einheitliche Molekülgröße geschlossen werden, jedoch ist der Vorgang ein Anhaltspunkt, um die Verarbeitbarkeit der Stärken und Eigenschaften der Stärken als Barrierebeschichtung zu vergleichen und dieser Prozess ist reproduzierbar. Ebenso war es wichtig, dass die aufgekochte Stärke eine Viskosität bei adäquater Temperatur unter 2000 mPas und einen annehmbaren Feststoffgehalt für die Verarbeitung besitzt. Die High-Amylose-Mais-Stärken konnten mit dieser Methode nicht abgebaut werden. Ebenso benötigte man für die Erbsenstärke eine höhere Enzymmenge, um diese auf eine verarbeitbare Viskosität abzubauen. Die WaxyMais-Stärke und die Kartoffelstärke weisen mit dieser Verarbeitung die besten Barrierebeschichtungen auf Karton auf. Aus diesem Grund wurden sie mit unterschiedlichen Enzymmengen (d.h. unterschiedlicher Abbaugrad) abgebaut, um den Einfluss des Abbaugrades auf die Mineralölmigrationsbarriere beurteilen zu können. Herstellung der Laborblätter: Rollrakel Die Stärken wurden oberhalb ihrer Retrogradationstemperatur zuerst auf die ungestrichene und gestrichene Kartonrückseite aufgetragen. Aufgrund des geringen Feststoffgehalts und der hohen Auftragstemperatur der Stärkeformulierung oberhalb der Retrogradationstemperatur, war das Hold-Out der Stärken auf Karton und Testliner sehr gering. Es konnten keine dichten Filme auf Karton und auch auf dem Testliner aufgetragen werden. Die Stärke drang zu tief in das Papier ein und bedeckte dieses nicht vollständig. Um die Stärkefilme auf Karton charakterisieren zu können, wurden diese auf die sehr dichte und glatte Kartonvorderseite aufgetragen. Somit konnte der Einfluss der Substratoberfläche auf die Stärkeeigenschaften vernachlässigt werden. Die Stärken wurden über ihrer Retrogradationstemperatur aufgetragen - zuerst bei 30 °C jedoch später aufgrund der besseren Verarbeitung bei 70°C. Es konnte keine Veränderung der Barrierewirkung des Stärkefilms aufgrund des Temperaturunterschieds festgestellt werden. Für die Grundcharakterisierung wurden jeweils 12 g/m2 Stärke auf die Kartonvorderseite aufgetragen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 23(64) Brookfiel d Visk. (100 rpm) pH- Wert 19 25 19 14 Enzyman zymanteil bezgl. trockener Stärke [Gew.-%] 0.1 0.1 0.01 0.1 520 420 520 1920 7.1 6.1 7.1 6.5 70 17 0.01 276 7.1 70 14 0.005 519 7.3 30 35 0.1 650 6.3 30 12 0.1 1080 6.6 50 10 1 902 7.2 Probe Stärke Verarbeitungstemperatur [°C] Feststoffgehalt [Gew.-%] S1 S2 S3 S4 Mais nativ Waxy- Mais Waxy-Mais Kartoffel nativ Kartoffel nativ Kartoffel nativ AmylopektinKartoffelstärke Weizen nativ Erbse nativ 30 30 50 30 S5 S6 S7 S8 S9 Tabelle 7: Enzymatisch abgebaute native Stärken, ihre Verarbeitungstemperaturen, Enzymanteile, Viskositäten, Feststoffgehalte und pH-Werte bei der Verarbeitung Mineralölmigration: Tenax® Die Mineralölmigration auf das Lebensmittelsimulanz Tenax® wurde in Anlehnung an DIN EN 14338 mit Hilfe von Migrationszellen bestimmt. Es wurde eine Migrationsdauer von 5 Tagen bei einer Migrationstemperatur von 60°C festgelegt. Die Bestimmung des in Tenax® migrierten Mineralöls erfolgte nach der vom BfR und dem Kantonalen Labor Zürich (KLZ) entwickelten off-line-Methode. Ein ebenso wichtiger Punkt war die Probenherstellung. Hierbei wurde beim Beschichten der Kartons mit dem Rakel beachtet, dass die Proben nur 90 bzw. 180 Sekunden bei 105°C im Ofen getrocknet wurden, bevor sie bis zur Messung in Alufoile verpackt wurden. Dementsprechend wurde eine Referenzprobe ohne Beschichtung, welche ebenfalls 90 bzw. 180 Sekunden im Ofen getrocknet wurde, mitgemessen. Generell weisen alle Stärken eine mehr oder weniger gute Barrierewirkung gegenüber der Migration von Mineralöl auf. Nimmt man als Annahme für eine Lebensmittelverpackung den EU-Würfel an (6 dm2 Verpackung pro 1 kg Lebensmittel) beträgt die nach dem aktuellen Entwurf der Mineralölverordnung zulässige Mineralölmigration ins Lebensmittel 417 µg/ dm2 (Summe MOSH + MOAH). Diesen Grenzwert für eine Verpackung mit den angenommenen Maßen und einem Auftragsgewicht der Barrierebeschichtung auf den Verpackungskarton von 12 g/m2 kann nur von einem mit Erbsenstärke (S9) beschichteten Karton eingehalten werden. Die anderen Stärken weisen mit einer Filmstärke von 12 g/m2 eine zu geringe Barrierewirkung auf. Die Kartoffelstärke (S6) liegt nur sehr knapp über diesem Grenzwert. In diesem Fall kann die Barrierewirkung über die Filmdicke gesteuert werden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 24(64) Abbildung 13: gemessene Mineralölmigrationswerte durch Stärkefilme auf GDKarton mit einer Auftragsmenge von 12 g/m2 in Bezug auf eine nicht beschichtete Referenz Abdeckung: Rasterelektronenmikroskop (REM) Durch Aufsichtaufnahmen wurde mit Hilfe des Rasterelektronenmikroskops die Oberflächenbeschaffenheit der Filme untersucht. Alle diese enzymatisch abgebauten Stärkefilme weisen zwar unterschiedliche Oberflächenmorphologien, jedoch einen geschlossenen Film auf. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 25(64) a) b) c) d) e) f) Abbildung 14: Rasterelektronenmikroskopaufnahmen der Stärkefilme auf Kartonvorderseite: a) Maisstärke S1, b) Waxy-Maisstärke S3, c) Kartoffelstärke S4, d) Kartoffel-Amylopektinstärke S7, e) Weizenstärke S8, f) Erbsenstärke S9 Blockverhalten Diese Beschichtungen wurden auf ihr Blockverhalten untersucht. Alle nativen Stärkebeschichtungen verhalten sich relativ gleich. Bei Standardbedingungen und bei 50°C blocken diese Beschichtungen im trockenen Zustand nicht. Im feuchten Zustand blocken sie mit Faserriss. Elastische Eigenschaften Die elastischen Eigenschaften wie E-Modul, Bruchdehnung der Beschichtung wurden an der Zug- und Druckprüfmaschine der Firma Zwick nach DIN EN 1924-2 (05/2009) gemessen. Die Biegesteifigkeit wurde nach der Ressonanzmethode ermittelt (DIN 53123-1 (04/2005)). Es war nicht möglich reine Stärkefilme mit gleichmäßiger Dicke zu produzieren und direkt an diesen Filmen die elastischen Eigenschaften zu messen. Diese Daten wurden an mit Stärkefilm beschichteten Karton der Grammatur von 400 g/m2, silikonisierten Papier der Grammatur 100 g/m2 und kalandriertem Papier mit 60 g/m2 gemessen. Das Auftragsgewicht des Stärkefilms war ca. 12 g/m2. Betrachtet man die Diagramme in Abbildung 15, Abbildung 16, Abbildung 17 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 26(64) ist ersichtlich, dass der Einfluss des Kartons sehr hoch ist und die mechanischen Eigenschaften des Kartons die des Stärkefilms überwiegen. Dies ist ebenfalls für dünnere Papiere wie dem silikonisierten Papier und dem kalandrierten Papier der Fall. Es kann keine einheitliche Tendenz für die Filme erkannt werden und somit nicht auf deren elastische Eigenschaften geschlossen werden. Abbildung 15: Bruchdehnung in % von mit 12 g/m2 Stärke (S1-S8) beschichteten Substraten: Karton, kalandriertes Papier (kal. P.) und silikonisiertes Papier (Sil. P.) Abbildung 16: E-Modul in N/(mm)2 von mit 12 g/m2 Stärke (S1-S8) beschichteten Substraten: Karton, kalandriertes Papier (kal. P.) und silikonisiertes Papier (Sil. P.) a) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 27(64) b) Abbildung 17: Biegesteifigkeit in Nmm von mit 12 g/m2 Stärke (S1-S8) beschichteten Substraten: Karton (a)), kalandriertes Papier (kal. P.) und silikonisiertes Papier (Sil. P.) (b)) Rillverhalten und Pinholetest Die reinen Stärkebeschichtungen sind sehr spröde. Dies wurde während den Pinholetests beobachtet, da die Stärkebeschichtung bei Kontakt mit der Oktanollösung aufbricht (siehe Abbildung 18). Durch rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen der Beschichtungen konnte allerdings nachgewiesen werden, dass diese Beschichtungen geschlossen sind. Kartoffelstärke bildet hier eine Ausnahme. Bei den Pinholetests entstehen keine Risse. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration a) 28(64) b) c) Abbildung 18: a) bis c): Pinholetest der Waxy-Maisstärkebeschichtung (12 g/m2). Nach 30 Sekunden (c) ist ein Bruch der Beschichtung erkennbar. Die beschichteten Proben wurden entsprechend der in Kapitel 6.2.2 beschriebenen Methode gerillt. Hier konnte ebenfalls aufgezeigt werden, das die Stärken sehr spröde Filme bilden, da jede Beschichtung an der Rillnaht beim Rillen nach Standardbedingungen aufbricht (siehe Abbildung 19). Abbildung 19: Rillen einer Waxy-Maisstärkebeschichtung nach Standardbedingungen. Es treten drei unterschiedliche Rillnähte auf: A, B, C (oben). Der Rillnahtbruch der drei Rillnähte wird mit Hilfe des Pinholetests nachgewiesen (unten) PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration PTS-Forschungsbericht 29(64) www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 30(64) 9 Untersuchung der Filmeigenschaften und Barrierewirkung von modifizierten Stärken mit unterschiedlichen Abbaugraden (vgl. Arbeitspaket 3) Vorgehensweise Modifizierte Stärken mit unterschiedlichen Abbaugraden wurden aufbereitet und analog dem Arbeitspaket 2 auf die Kartonvorderseite aufgebracht. Die Mineralölmigration durch eine derartige Beschichtung und die Filmbildungseigenschaften, Elastizität, Rill-, Knick- und Blockverhalten wurden untersucht. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 9.1 31(64) Methoden und Ergebnisse Probenherstellung: Rollrakel Die Stärken wurden mit kaltem destilliertem Wasser vermischt und in einen Dampfkochtopf bis zum Beginn des Gelierens bei offenem Kochtopf gerührt. Anschließend wurde der Topf geschlossen und die Stärken wurden bei Temperaturen über 100°C für ca. 30 Minuten weiter gekocht. Diese Stärken wurden bei 30°C und später aufgrund der besseren Verarbeitbarkeit bei 50°C mit einem Rakel auf die sehr dichte und glatte Kartonvorderseite aufgetragen. Es wurden jeweils ca. 12 g/m2 auf den Karton aufgetragen. Tabelle 8: Enzymatisch abgebaute, native Stärken, ihre Verarbeitungstemperaturen, Enzymanteile, Viskositäten, Feststoffgehalte und pH-Werte bei der Verarbeitung Probe mS1 Modifizierte Stärke Verarbeitungstemp. [°C] Feststoffgehalt Abbaubaugrad BV (100 rpm) pHWert [Gew.%] carboxylierte Kartoffelstärke 50 23 gering 1132 6 30 28 hoch 1230 6.3 amylopektinreiche, carboxylierte Kartoffelstärke 30 21 gering 1100 6.9 30 24 hoch 1060 6.8 hydroxypropylierter, heißwasserlöslicher Kartoffelstärkeether 50 22 gering 908 6 50 39 hoch 1016 5.7 thermochemisch abgebaute Maisstärke 30 14 gering 1140 7.3 30 25 hoch 36 6.4 mS9 kaltwasserlöslicher, chemisch abgebauter Kartoffelstärkeester 50 25 - 936 4.5 mS10 Mechanisch abgebaute, amylopektinreiche Kartoffelstärke 50 25 - 1260 5.4 mS11 Hydroxypropylierte Markerbsenstärke 50 24 - - mS2 mS3 mS4 mS5 mS6 mS7 mS8 Mineralölmigratio Die Mineralölmigration vom Karton durch die Stärkebeschichtung auf Tenax® wurde ,wie in Kapitel 8.1 beschrieben und in Anlehnung an DIN EN 14338, mithilfe von n: Tenax ® PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 32(64) Migrationszellen bestimmt. Es wurde eine Migrationsdauer von 5 Tagen bei einer Migrationstemperatur von 60°C festgelegt. Die Bestimmung des in Tenax® migrierten Mineralöls erfolgte nach der vom BfR und dem Kantonalen Labor Zürich (KLZ) entwickelten off-line-Methode. Den empfohlenen Migrationsgrenzwert (417 µg/dm2 Summe MOSH + MOAH) kann für eine 12 g/m2 starke Beschichtung nur mit modifizierter Erbsenstärke (mS11) eingehalten werden. Betrachtet man den Zusammenhang bezüglich der Barrierewirkung der Stärken und dem Abbaugrad scheint der Abbaugrad eher keinen Einfluss zu haben (mS1 und mS2) oder für die anderen Stärkepaare (mS3 und mS4; mS5 und mS6; mS7 und mS8) ist die Barrierewirkung höher, je höher der Abbaugrad ist. Dies ist entgegengesetzt den Beobachtungen bei enzymatisch abgebauten nativen Stärken (siehe Kapitel 8.1). Ebenso wurde anhand der mechanisch, abgebauten amylopektinreichen Kartoffelstärke überprüft, ob ein Unterschied in der Barrierewirkung bei unterschiedlicher Auftragstemperatur der Stärkeformulierung besteht (Vergleich 30°C mit 50°C). Der Unterschied ist vernachlässigbar. Abbildung 20: Gemessene Mineralölmigrationswerte auf Tenax® durch mit modifizierter Stärke beschichteten GD-Karton (Auftragsgewicht 12 g/m2). Die Nachweisgrenze der Methode liegt bei 100 µg/dm2 (Summe MOSH/MOAH). Abdeckung: Rasterelektronen mikroskop Abbildung 21: Rasterelektronenmikroskopaufnahmen der beschichteten Kartonproben mit den verschiedenen modifizierten Stärken: a)-k) zu mS1 – mS11; PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration PTS-Forschungsbericht 33(64) a) b) c) d) e) f) g) h) i) j) k) l) www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 34(64) Die Aufnahme l) zeigt eine Lichtmikroskopieaufnahme der Probe mS6 zur Verdeutlichung der Sprödigkeit der Beschichtung Anhand der Rasterelektronenmikrokopaufnahmen der mit modifizierter Stärke beschichteten Kartonvorderseite ist ersichtlich, dass diese Stärken einen geschlossenen Film bilden. Vergleicht man Aufnahme f) und l) (siehe Abbildung 21) wird deutlich, dass diese Beschichtungen sehr spröde sind und bei der Probenvorbereitung für Rasterelektronenmikroskopaufnahmen leicht brechen können. Pinholetest Nur die Beschichtungen der carboxylierten Kartoffelstärke mit niedrigem Abbaugrad, der mechanisch abgebauten, amylopektinreichen Kartoffelstärke und des kaltwasserlöslichen, chemisch abgebauten Kartoffelstärkeester zeigen keinen Bruch beim Pinholetest auf. Die anderen modifizierten Stärken brechen bei der Berührung mit Oktanol auf. Beim Rillen nach Standardbedingungen weist die Beschichtung des kaltwasserlöslichen Kartoffelstärkeester, gleich wie die anderen modifizierten Stärken, einen Rillnahtbruch auf. Abbildung 22: Rillen einer 12 g/m2 dicken Kartoffelstärkeesterbeschichtung (mS9) auf Karton (400 g/m2) nach Standardbedingungen gegen (A) und in (B) Papierrichtung. Die Durchführung des Pinholetests ist in senkrechter Richtung von oben nach unten aufgezeigt. Blockverhalten Auch diese Beschichtungen wurden auf ihr Blockverhalten nach der in Kapitel 6.2.2 Blockverhalten beschrieben Methode untersucht. Diese Beschichtungen weisen das gleiche Verhalten wie die Beschichtungen der nativen Stärken auf. Im trockenen Zustand blocken sie nicht. Im feuchten Zustand blocken sie mit Faserriss. Elastische Eigenschaften Die elastischen Eigenschaften, wie E-Modul und Bruchdehnung der Beschichtung, wurden wie im Fall der nativen Stärken an der Zug- und Druckprüfmaschine der Firma Zwick nach DIN EN 1924-2 (05/2009) gemessen. Die Biegesteifigkeit wurde nach der Resonanzmethode nach DIN 53123-1 (04/2005) ermittelt. Auch hier war eine direkte Messung dieser Eigenschaften am reinen Stärkefilm nicht möglich. Ansonsten war der Einfluss des Substrats (Karton der Grammatur von 400 g/m2, silikonisiertes Papier der Grammatur 100 g/m2 und kalandriertes Papier mit 60 g/m2) zu groß, um die elastischen Eigenschaften der Beschichtung zu ermitteln. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 35(64) 10 Weichmachung der Stärkebeschichtung und Vorversuche für die Vorstrichentwicklung (vgl. Arbeitspaket 4) Vorgehensweise In diesem AP erfolgte anhand der Mineralölmigrationswerte und den Aufbereitungs- und Verarbeitungseigenschaften der Stärken eine weitere Produktauswahl. Mit den ausgewählten Substanzen wurden weitere Versuche durchgeführt: Waxy-Maisstärke (S3), Kartoffelstärke (S6), Erbsenstärke (S9), carboxylierte Kartoffelstärke (mS1), hydroxypropylierter, heißwasserlöslicher Kartoffelstärkeether (mS5), mechanisch abgebaute, amylopektinreiche Kartoffelstärke (mS10) und hydroxypropylierte Markerbsenstärke (mS11). Anhand der oben genannten Kriterien wird nun in diesem Arbeitspaket weiter selektiert. Verschiedene Weichmacher wurden zunächst an der Waxy-Maisstärke (S3) und an der amylopektinreichen, mechanisch abgebauten Kartoffelstärke (mS10) getestet. Die beste Formulierung wurde auf die anderen Stärken übertragen. Bezüglich der mechanischen Eigenschaften wurde ein Vorstrich entwickelt, durch den der Rillnahtbruch weiter reduziert werden soll. Als Hauptkriterium zur Auswahl der Formulierung wurden das Rillverhalten, der Pinholetest und die Mineralölmigration herangezogen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Erhöhung der Barrierewirkung der Stärken mit Hilfe der Weichmacher. 10.1 Stärke-Weichmacher Formulierungen: Herstellung und Charakterisierung 10.1.1 1. Schritt der Weichmachervalidierung Weichmacher Einsatz Mit den Weichmachern soll einerseits die Sprödigkeit der Stärkefilme verringert und falls möglich der Rillnahtbruch vermieden oder reduziert werden. Gleichzeitig sollen die Weichmacher so gewählt werden, dass sie die Barrierewirkung der Stärkebeschichtung gegenüber der Mineralölmigration verstärken. Um Stärkebeschichtungen flexibler zu gestalten, sollten die intermolekularen Wechselwirkungen zwischen den Stärkemolekülen gestört werden. Dies erreicht man mit Wasserbindenden Weichmachern. Die Barrierewirkung kann durch sehr polare Moleküle erhöht werden. Zusätzlich sind diese Produkte nach der Empfehlung XXXVI des Bundesinstitutes für Risikobewertung zugelassen. Folgende Substanzen wurden allein oder in Kombination verwendet: PTS-Forschungsbericht • Harnstoff (U) • Glycerin (Gly) • Trinatriumzitrat (Nacit) • Polyethylenglykol mit mittleren molaren Masse von 400 g/mol (PEG400) und in Kombination mit Trinatriumzitrat, Trinatriumzitrat/Glycerin, Glycerin, Glycerin/Harnstoff, Harnstoff • Polyethylenglykol mit mittleren molaren Masse von 8000 g/mol (PEG8000) und in Kombination mit Harnstoff und Glycerin • Glycerin/Urea Mischung • Polyvinylalkohol (vollverseift; Hydrolysegrad 98%; PVOH 98) und in Kombination mit Glycerin, Glycerin/Harnstoff, Glycerin/Harnstoff/Natriumzitrat und Glycerin/Harnstoff/Natriumpolyacrylat www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration • 36(64) Polyvinylalkohol (vollverseift, Hydrolysegrad 99%; PVOH 99) in Kombination mit Glycerin Nr. Stärke/ 100 Teile PVOH 98 U Gly Nacit PEG400 F1 S3 - - 5 10 F2 S3 5 10 F3 mS10 F4 mS10 70 4 60 F5 mS10 70 4 60 F6 mS10 70 4 70 Polyacrylat 10 0,5 Tabelle 9: Formulierungen von Stärken mit Weichmacher. Alle Angaben sind auf 100 Teile Stärke bezogen. Die Validierung nach geeigneten Weichmachern war sehr aufwendig und es wurden eine Vielzahl von Formulierungen (> 60) hergestellt. Erbsenstärke beginnt bei Zugabe von Polyethylenglykol oder Polyvinylalkohol sehr stark zu retrogradieren und ist mit diesen Weichmachern nicht kompatibel. Es wurde kein Weichmacher gefunden, der die Verarbeitbarkeit von enzymatisch abgebauter Stärke derart verbessern konnte, um eine Alternative zu den modifizierten Stärken darzustellen. Die weichmachende Wirkung von Polyethylenglykolen wurde anhand der WaxyMaisstärke (S3) untersucht. Polyethylenglykole mit 400 g/mol und 8000 g/mol mittlerer Molekülmasse wurden eingesetzt. Beide Verspröden jedoch die Stärke sehr stark. Auch der Einsatz von Glycerin (siehe Abbildung 23) und auch Harnstoff bewirkt keine Verbesserung. Weiterhin wurde eine Stärkemischung mit 20 Teilen Glycerin und auch einer Kombination von 20 Teilen Glycerin mit 4 Teilen Harnstoff untersucht. Beide Weichmacherzusätze riefen keine merkliche Steigerung der Flexibilität der Stärkebeschichtung hervor. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 37(64) a) S3 b) F1 c) F2 d) mS10 e) F3 f) F4 Abbildung 23: oben: Formulierung von Waxy-Maisstärke (S3, a) und Mischungen mit jeweils 5 Teilen Glycerin und 10 Teilen PEG400 (F1, b) und 10 Teilen PEG8000 (F2, c). Die Bilder zeigen die Beschichtung nach dem Pinholetest. unten: Formulierungen mit mechanisch abgebauter amylopektinreicher Stärke (mS10, d) und Natriumzitrat (F3, e) und einer Mischung aus PVOH98, Glycerin und Urea (F4, f) Natriumzitrat versprödet die Stärkebeschichtung (F3), wohingegen Polyvinylalkohol generell eine sehr gute Weichmacherwirkung auf Stärkefilme aufweist. Die besten Ergebnisse wurden in einer Formulierung mit 70 Teilen PVOH98, 60 Teilen Glycerin und 4 Teilen Harnstoff erreicht werden (siehe Abbildung 23). Betrachtet man in Abbildung 24 die Rillnaht B nach dem Pinholetest von Beschichtungen der Formulierung F4, F5 und F6 ist ersichtlich, dass die Formulierung F4 hinsichtlich der Rillbarkeit die besten Ergebnisse aufweist. Ein weiteres Hinzufügen von Polyacrylat (F5) oder Glycerin (F6) zeigte keine weitere Verbesserung in der Rillbarkeit. Abbildung 24: Rillnähte eines gerillten Kartons mit der Stärkebeschichtung F4 (links), F5 (Mitte) und F6 (rechts). Die blaue Färbung zeigt Risse in der Beschichtung auf. Vorstrich Es wurden weitere Untersuchungen mit unterschiedlichen Vorstrichen durchgeführt. Der Vorstrich soll auf die unbeschichtete Kartonrückseite aufgetragen werden. Ein kostengünstiger Vorstrich verringert das Wegschlagen der Stärkelösung in das Papier und reduziert die Auftragsmenge der notwendigen Barrierebeschichtung. Es wurde sowohl die Auftragsdicke von PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 38(64) Vorstrich und Stärkebarrierestrich als auch die Zusammensetzung des Vorstrichs, hinsichtlich Vernetzter und Binder, variiert. Die vielversprechendsten Kombinationen wurden bezüglich ihrer Barrierewirkung gegenüber der Mineralölmigration und auf ihr Rillverhalten hin untersucht. Als Barrierebeschichtung wurde aufgrund der oben dargelegten Ergebnisse die Formulierung F4 gewählt. Tabelle 10: Zusammensetzung der Beschichtung von Probe A, B und C Probe A B C Substanz in Teile Vorstrich Vorstrich Vorstrich GCC 100 100 50 Kaolin Formfaktor 100 50 mS10 3,2 3,2 PVOH98 2,3 2,3 Glycerin 1,9 1,9 Harnstoff 0,1 0,1 Styrol-Butadien-Binder 5 Verdicker 0,3 0,3 0,3 BV 100 [mPas] 1055 1026 920 Feststoffgehalt [Gew.-%] 64 53 51 pH 8,5 8,7 8,5 Barrierestrich Barrierestrich Barrierestrich Auftragsgewicht [g/m2] 7,5 7,5 7,5 mS10 100 100 100 PVOH98 70 70 70 Glycerin 60 60 60 4 4 4 30 30 30 Harnstoff 2 Auftragsgewicht [g/m ] Zur Erstellung der in Abbildung 25 aufgezeichneten Rillbereichsdiagramme werden nach DIN 55 437 im Labor Proberillungen durchgeführt. Die Eintauchtiefe und die Rillnutbreite des Rillwerkzeugs variiert hierbei. Ebenso wird der Biegewiderstand der oben eingestellten Maschinenkonfigurationen ermittelt. Die Rilllinien werden vor und nach dem Falten visuell mit Mikroskop und Pinholetest untersucht. Hierbei ist zu beachten, das Papiere sich viskoelastisch verhalten und die Verarbeitungsgeschwindigkeit beim Rillen eine große Rolle spielt. Herkömmlich wird mit industriellen Stanz- und Rillmaschinen eine höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit erreicht. Deshalb können an der Industrieanlage Unterschiede im Rill- und Stanzverhalten der Beschichtung auftreten. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 39(64) Abbildung 25: Rillung eines mit Strich A, B oder C beschichteten Karton. Das Falzmoment ist immer < 50%. Abbildung 26: Mineralölmigrationsmessungen mit der Tenaxmethode an der Probe A, B und C und der Probe B mit Rillung. Auch bei den anderen Stärken konnte mit der in A, B und C verwendeten Weichmacherkombination der Rillnahtbruch nicht vermieden werden. Prinzipiell ist jedoch zu sehen (siehe Abbildung 26), dass Stärke als Binder im Vorstrich klar die Barrierewirkung der Beschichtung gegenüber der Mineralölmigration verstärkt. Auf der Fläche weist die Beschcihtung der Probe B und C eine sehr gute Barrierewirkung auf. Der Rillnahtbruch verringert die Barrierewirkung jedoch sehr stark. Da der Rillnahtbruch nicht komplett vermieden werden kann, wurde aus Kostengesichtspunkten im weiteren Entwicklungsprozess darauf geachtet, die Weichmachermenge bei adäquaten Rillnahtbruch und geeigneter PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 40(64) Barrierewirkung so gering wie möglich zu halten. 10.1.2 2. Schritt der Weichmachervalidierung Nr. Stärke/ 100 Teile PVOH 98 F7 mS10 F8 PVOH 99 U Gly T [°C] BV 100 [mPas] pH Gew. -% 50 4 80 70 1352 5,8 30 mS10 70 4 60 70 1244 6,2 35 F9 mS10 80 4 60 70 1520 5,9 27 F10 mS1 10 50 498 6,5 18 F11 mS1 10 10 70 96 5,8 22 F12 mS9 10 10 70 204 5,2 25 F13 mS5 10 10 70 350 6,0 23 F14 S6 10 30 70 768 6,5 22 F15 mS11 10 50 1530 6,9 27 F16 mS11 70 880 6,8 21 15 10 Tabelle 11: verschiedene Stärke-Weichmacher-Formulierungen. Die Mengenabgabe wird in Teile durchgeführt. Generell weisen alle diese Beschichtungen mit einem Auftragsgewicht von 12 g/m2 auf der Kartonvorderseite eine sehr gute Barriere gegenüber der Mineralölmigration auf und liegen weit unter dem empfohlenen Migrationsgrenzwert (siehe Abbildung 27). In Abbildung 27 ist ersichtlich, dass je höher der Gehalt an PVOH98 in der Beschichtung ist, desto höher ist auch die Barrierewirkung gegenüber der Mineralölmigration (vgl. F7-F9). Jedoch geht aus den Daten nicht eindeutig hervor, ob der Einsatz von Polyvinylalkohol mit einer höheren Molekülmasse die Barrierewirkung erhöht (vgl. F10-F11). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 41(64) Abbildung 27: Mineralölmigration auf Tenax® in Prozent zur unbeschichteten Referenz. Die Migration bezieht sich auf die Referenz, da die verschiedenen Proben F7 bis F16 unterschiedlich lange getrocknet wurden (90 Sekunden oder 180 Sekunden). Als Anhaltspunkt: Der Prozentwert von F15 entspricht 124 µg/dm2 an migriertem Mineralöl (Summe MOSH + MOAH). Hexandampfpermeationstest Im Arbeitspaket 4 wurde der Hexandampfpermeationstest, welcher von der BASF entwickelt wurde, eingeführt. Wie aus den obigen Erläuterungen hervorgeht ist das validieren nach geeigneten Weichmachern in der richtigen Einsatzmenge und Kombination sehr zeitaufwendig. Die Fülle an Proben war nicht mit der Tenaxmethode abzuarbeiten. Aus diesem Grund wurde der Hexandampfpermeationstest an der PTS eingeführt und aufgebaut. Unsere Versuchsbedingungen wurden im Vergleich zum Test, welcher bei der BASF durchgeführt wird, leicht verändert. Somit sind nur unsere Werte untereinander vergleichbar. Proben welche eine Durchlässigkeit des Hexandampfes nach 48 h von weniger als 100 g/(m2d) aufwiesen, wurden genauer untersucht. Leider konnte keine Korrelation mit der Tenaxmethode gefunden werden. Blockverhalten Die weichgemachten Stärken weisen dasselbe Blockverhalten wie die reinen Stärken auf. Sie Blocken mit Faserriss bei 23°C und 50°C und feuchten Bedingungen. Bei denselben Temperaturen tritt jedoch unter trockenen Bedingungen kein Blocken der Beschichtung auf. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 42(64) 11 Pigmentzusatz zur Stärkeformulierung: Kostenreduzierung (vgl. Arbeitspaket 5) Vorgehensweise Kostengünstige Pigmente wurden in unterschiedlichen Mengen zu den besten weichgemachten Barrierestärkeformulierungen hinzugegeben. Ziel war es die Barrierewirkung gegenüber Mineralölmigration zu erhalten und gleichzeitig den Barrierestrich kostengünstiger zu gestalten. Ebenso sollte der Rillnahtbruch durch Zusatz der Pigmente nicht weiter verstärkt werden. Die folgenden Pigmente wurden in unterschiedlichen Mengen unterhalb der kritischen Pigmentvolumenkonzentration zu den Formulierungen hinzugegeben. Tabelle 12: Verwendete kostengünstige Pigmente Pigment Eigenschaft Kosten GCC90 Calciumcarbonat; Teilchengröße: 90% < 2 µm 125 €/ t trockenes Pigment GCC60 Calciumcarbonat; Teilchengröße: 60% < 2 µm 100 €/ t trockenes Pigment Kaolin Kaolin; Teilchengröße: 92% < 2 µm 275 €/ t trockenes Pigment Die Beschichtungen wurden mit Hilfe von Rasterelektronenmikroskopieaufnahmen und Pinholetests auf ihre Geschlossenheit hin untersucht. Um die Barrierewirkung gegenüber Mineralölmigration zu bestimmen, wurden die besten Beschichtungen mit Hilfe der Schnellmethode, dem Hexandampfpermeationstest, evaluiert. Diese Proben wurden anschließend mit der Tenax®Migrationsmethode auf ihre Barrierewirkung gegenüber Mineralöl überprüft. Auswahl:StärkeWeichmacherPigmentmischung Anhand des Hexandampfpermeationstest wurden die effektivsten pigmenthaltigen Barrierebeschichtungen ausgewählt und anhand der Tenaxmethode ausreichend auf ihre Mineralölbarrierewirkung untersucht. Folgende Formulierungen wurden auf die Kartonvorderseite mittels Handrakel im Labor aufgetragen. Das Auftragsgewicht beträgt jeweils 12 g/m2. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 43(64) Nr. Stärke/ Teile PVOH 98 Gly Kaolin P1 mS1/ 1489 149 149 100 P2 mS9/ 249 25 25 P3 mS5/ 1489 149 149 P4 S6/ 1276 128 P5 mS11/ 181 P6 mS9/ 660 P7 GCC T [°C] BV 100 [mPas] pH Gew. -% 40 768 7,7 25 30 1912 7,2 26 100 50 882 7,7 20 128 100 70 420 7,5 19 18 100 50 916 7,5 23 66 66 100 50 1016 7,3 21 mS9/ 249 25 25 100 50 1840 7,4 24 P8 mS9/ 166 17 17 100 50 334 7,3 18 P9 mS9/ 660 66 66 30 602 7,9 18 100 100 Tabelle 13: Rezeptur und Charakterisierung, inklusive der Auftragsbedingungen von pigmenthaltigen Stärkeformulierungen Mineralölmigration: Tenax ® Die mit 12 g/m2 auf der Kartonvorderseite beschichteten Kartonproben weisen alle Mineralölmigrationswerte auf Tenax® (Summe MOSH/MOAH), mit Ausnahme von Probe F15 (Summe MOSH/MOAH ist 124 µg/dm2), unterhalb der Nachweisgrenze (100 µg/dm2) auf. Alle diese Beschichtungen stellen bei dieser Auftragsmenge effiziente Barrierebeschichtungen zur Verhinderung der Mineralölmigration aus dem Karton ins Lebensmittel dar. Es konnte keine generelle Tendenz zwischen der Art der Pigmente, der Menge an Pigment in der Formulierung und der Barrierewirkung gefunden werden. Bei der Beschichtung F13 mit hydroxypropylierter Stärke und F12 mit kaltwasserlöslichem, chemisch abgebauten Kartoffelstärkeester verringert die Zugabe von Kaolin nur sehr gering die Barrierewirkung (F13 zu P3 und F12 zu P6 und P7). Bei dem chemisch abgebauten Kartoffelstärkeester verringern geringe Mengen an Calciumcarbonat die Barrierewirkung (P8 und P9 im vgl. zu F12) oder verstärken sie (P2 vgl. F12). Der Einfluss des Pigments auf die Mineralölbarrierewirkung der Formulierung ist sehr stark von der Art und Konzentration des Pigments und vor allem von der verwendeten Stärkeformulierung abhängig. Weiterhin ist hierbei generell zu erwähnen, dass alle gemessen Migrationswerte von MOSH und MOAH (Ausnahme F15), welche in Abbildung 28 dargestellt sind, unter der Nachweisgrenze der Methode liegen und dementsprechend noch geringen Abweichungen unterliegen können. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 44(64) Abbildung 28: Ergebnisse der Mineralölmigrationswerte auf Tenax durch die pigmenthaltigen Stärkebeschichtungsformulierungen. Angegeben als Summe MOSH/MOAH in % zur Referenz Rillen, Pinholetest, Blocken a) b) Abbildung 29: Rillnaht der Beschichtung P1 (a)) und F11 (b)) auf der Kartonvorderseite Pigmente in der Formulierung scheinen den Rillprozess nicht zu stören und es konnte kein Unterschied im Rillverhalten festgestellt werden (siehe Abbildung 29). Orientierende Rezyklierbarkeitsprüfung In diesem Arbeitspaket wurde eine orientierende Rezyklierbarkeitsüberprüfung der beschichteten Muster nach der Ingede-Methode 12 (Stand 01/2013) durchgeführt. Es wurden zwei Formulierungen beurteilt: 1) sehr hoher Pigmentgehalt (Formulierung P8) und 2) hoher Polyvinylalkoholgehalt (unter Verwendung eines Polyvinylalkohols mit hoher mittlerer Molekülmasse (PVOH99)) im Vergleich zu den restlichen Proben (Formulierung F19). Beide Proben waren rezyklierbar. Die Zerfaserbarkeit stellte kein Problem dar. Es wurde beobachtet: • PTS-Forschungsbericht Je höher der Polyvinylalkoholanteil in der Formulierung, desto mehr klebt der Gesamtstoff beim Blattklebetest. Es tritt jedoch keine Beschädigung www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 45(64) und kein Faseriss auf. Kostenrechnung Im Falle dieser Stärke-Weichmacher-basierten Beschichtungen sind pigmenthaltige Formulierungen kostengünstiger, im Vergleich zu rein Stärke-Weichmacherhaltigen Formulierungen. Im Folgenden sind zwei Kostenrechnungen dargestellt. Konkret kostet eine Tonne (trockenes Gewicht) der Formulierung F11 1541 Euro. Im Vergleich dazu kostet eine Tonne dieser Formulierung F11 mit Kaolin (P1) 1502 Euro. Eine trockene Tonne der Formulierung F12 kostet 1958 Euro und die Calciumcarbonathaltige Formulierung P2 kostet im Verhältnis dazu nur 1497 Euro. Weiterhin sind die Kosten der Stärke je nach Formulierung ebenfalls unterschiedlich (vgl. F11 und F12). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 46(64) 12 Vorstrichentwicklung und Untersuchung der Auftragsmengen (vgl. Arbeitspaket 6) Vorgehensweise In diesem Arbeitspaket soll der Barrierestrich von der glatten Kartonvorderseite auf die raue Kartonrückseite und den Testliner übertragen werden. Hierzu ist ein Vorstrich erforderlich, welcher in diesem Kapitel entwickelt wird. Es werden verschiedene Pigmente, Binder und unterschiedliche Additive betrachtet. Ebenso ist aus Kapitel 10.1.1 bekannt, dass weichgemachte Stärke als effektiver Binder im Vorstrich verwendet werden kann. Anschließend soll eine geeignete Kombination in Hinblick auf die Auftragsmenge zwischen Vorstrich und Barrierestrich ermittelt werden. Es wird nur mit vier ausgewählten Barrierebeschichtungen weiter gearbeitet: P1, F12, F13, F14 Vorstriche Im Folgenden wurde eine Reihe von Vorstrichen hergestellt. Die Entscheidungsgrundlage über die Güte der Vorstriche und die notwendige Auftragsmenge wurde immer parallel mit Hilfe von Pinholetest, Hexandampfpermeationsraten und letzten Endes über die Tenaxmigrationstests durchgeführt. Von ausgewählten Beispielen wurden auch REM Bilder angefertigt. Tabelle 14: Vorstrichformulierungen Teile V1 PCC (50% < 1.1 µm) 100 GCC90 V2 V3 V4 V5 100 100 100 100 Acrylatbinder 7,5 mS5 6,3 6,3 mS9 6,3 6,3 PVOH98 0,6 0,6 0,6 0,6 Gly 0,6 0,6 0,6 0,6 Hydrophobierungsmittel 0,5 pH 8,9 8,7 9,2 8,9 8,9 BV 100 [mPas] 500 1056 730 500 910 FG [%] 56 54 54 54 56 Temp. [°C] 25 25 25 25 25 V1 wurde in folgenden Auftragsgewichten auf die Rückseite eines 400 g/m2 GDKarton aufgetragen, jeweils 15 g/m2, 20 g/m2 und 30 g/m2. Auf diese Beschichtung wurde die Formulierung F12 mit der Auftragsmenge 12 g/m2 (Einfach- und Doppelbeschichtung), 15 g/m2 und 20 g/m2 aufgetragen. Bei allen Beschichtungen weisen die Pinholetests eine nicht geschlossene Beschichtung nach. Dementsprechend wurden keine weiteren Versuche mit dem Pigment PCC unternommen. Dieselbe Versuchsreiche wurde mit Vorstrich V5 und der Barrierebeschichtung F12 durchgeführt. Hier stellte sich als effektivste Kombination der Auftragmengen eine Beschichtung aus 30 g/m2 V5 und 20 g/m2 F12 heraus (Tenaxmigration Summe MOSH/MOAH: Karton (400g/m2): 320 µg/dm2; Testliner (160 g/m2): 427 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 47(64) µg/dm2). Es ist deutlich zu sehen, dass auf der Fläche mit diesem Vorstrich weniger Fehlstellen in der Beschichtung auftreten und die Barrierewirkung höher ist als in der vorhergehenden Reihe. Jedoch kann gezeigt werden, dass mit der effektivsten Auftragskombination der in der neuesten Empfehlung der Mineralölverordnung vorgeschriebene Grenzwert der Mineralölmigration nur knapp eingehalten werden kann. Anschließend wurden mit der Beschichtungsdicke Vorstrich 30 g/m2 und Barrierestrich 20 g/m2 verschiedene Additive im Vorstrich getestet, um das Hold-Out der Stärkeformulierung zu verbessern. Ebenso wurden Vorstriche mit dem Pigment GCC90 und dem Kaolin mit Formfaktor 100 verglichen. Diese Tests wurden mit den Vorstrichen V2 bis V4 und V6 und dem Barrierestrich F13 durchgeführt. Hier ist sehr deutlich, dass das Kaolin mit Formfaktor 100 die Barrierewirkung verstärkt und ein Hydrophobierungsmittel und ein sehr weicher Acrylatbinder zeigt nicht den erhofften Effekt (siehe Abbildung 30). Ebenso weisen diese Beschichtungen oft Risse und Pinholes auf. Teile V6 V7 V8 V9 V10 V11 V12 V13 Kaolin Formfaktor 100 100 100 100 100 100 100 100 100 mS1 mS5 6,3 83,3 6,3 83,3 mS9 6,3 S8 83,3 6,3 83,3 PVOH98 0,6 0,6 0,6 0,6 8,3 8,3 8,3 8,3 Gly 0,6 0,6 0,6 0,6 8,3 8,3 8,3 8,3 pH 8,6 8,6 8,4 8,6 8 8,4 8,4 8,9 BV 100 [mPas] 785 785 700 768 920 126 890 150 FG [%] 49 27 33 51 35 22 28 26 Temp. [°C] 50 50 25 55 50 50 25 60 Tabelle 15: Vorstrichformulierungen mit Kaolin Formfaktor 100 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 48(64) Abbildung 30: Mineralölmigrationsuntersuchungen mit der Tenaxmethode von beschichteten Testlinern (160 g/m2) und Karton (400 g/m2): Auftragsmenge sind jeweils ein Vorstrich (V2-V4 und V6) von 30 g/m2 und der Barrierestich F13 mit 20 g/m2 Das bisher beste Ergebnis konnte mit dem Pigment Kaolin mit einem Formfaktor von 100 im Vorstrich und der Strichkombination aus 30 g/m2 Vorstrich und 20 g/m2 Barrierestrich erreicht werden (siehe Abbildung 30 und Karton V6 und Testliner V6). Im Folgenden wurde versucht die Vorstrichformulierung so zu verändern, sodass die Auftragsmenge weiter reduziert und die Flexibilität des Vorstrichs erhöht werden konnte. Dies wurde mit den Vorstrichen V10 bis V13 verifiziert (siehe Abbildung 31). In Abbildung 31 b) ist der Rillnahtbruch eindeutig verbessert worden im Vergleich zu Beispiel a). Mit den Vorstrichen V10 bis V13 und den entsprechenden Barrierestrichen P1, F12, F13 und F14 wurden folgende Strichgewichte des Vorstrichs 15 g/m2 und 20 g/m2 mit denen des Barrierestrichs von 10 g/m2, 15 g/m2, 20 g/m2 kombiniert. a) b) Abbildung 31: Rillen einer Beschichtung auf 400 g/m2 GD-Karton nach Standardbedingungen in Papierrichtung (B) und Aufzeigen der Ergebnisse des Pinholetests auf der Rillnaht (B) und der Fläche (C) vor (obere Bildreihe) und nach (untere Bildreihe) dem Test: a) 30g/m2 V8 mit 20 g/m2 F12; b) 20g/m2 V12 mit 20 g/m2 F12 In Abbildung 32 wird gezeigt, dass effektive Beschichtungen mit der Schichtkombination Vorstrich 20 g/m2 und Barrierestrich 20 g/m2 erreicht wurden. Mit diesen Auftragsmengen wird in den folgenden Arbeitspaketen weitergearbeitet. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 49(64) Abbildung 32: Mineralölmigrationsuntersuchungen mit Tenax von beschichteten Testlinern (160 g/m2) und GD-Kartons (400 g/m2): Auftragsmengen sind jeweils ein Vorstrich von 20 g/m2 und der Barrierestrich mit 20 g/m2 (Probenbeschriftung: „Substrat Vorstrich+Barrierestrich“) Generell geht aus den Untersuchungen hervor, dass die enzymatisch abgebaute Kartoffelstärke viel spröder ist als die modifizierten Stärken. Ebenso retrogradiert diese Stärke sehr schnell und sollte bei 70°C verarbeitet werden. Bei den anderen Stärken sind 50°C ausreichend. In den folgenden Versuchen werden nur noch die besten Formulierungen der Stärken mS1, mS5 und mS9 in Betracht gezogen, da diese eine einfachere Verarbeitung aufweisen. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 50(64) 13 Labormaßstab Curtain Coater (vgl. Arbeitspaket 7) Vorgehensweise Die in Kapitel 11 ausgewählten besten Weichmacher-(Pigment)Stärkeformulierungen wurden mit Hilfe des Labor-Curtain-Coater auf ihre Fähigkeit hin untersucht einen Vorhang zum Beschichten auszubilden. In diesem Arbeitspaket traten kleine Schwierigkeiten auf, da der Curtain Coater nicht adäquat temperiert werden konnte. Die Temperatur kann jedoch an der Pilotanlage „Vestra“ besser kontrolliert werden. Aus diesem Grund wurde dieses Arbeitpaket genutzt, um zu überprüfen, ob Stärkeformulierungen mit dem Curtain-Coater-Auftragsaggregat auf Karton oder Testliner aufgebracht werden können oder ob zur Ausbildung des Vorhangs ein weiteres Additiv hinzugefügt werden muss. Der Vorstrich wurde mittels Jagenberg Coater aufgebracht. Vorstrich Im Technikumsmaßstab wurde für das Aufbringen des Vorstrichs eine CoatingAnlage der Fa. Jagenberg eingesetzt: Die Streichanlage ist eine kleine Rolle zu Rolle Beschichtungsmaschine mit 2 verschiedenen Auftragswerken (Filmpresse und Walzenauftrag/Blade oder Rakel) und einer IR-Trocknungseinrichtung. Die maximale Geschwindigkeit der kleintechnischen Anlage liegt bei etwa 30 m/min, die Arbeitsbreite ist 300 mm. Für den Vorstrich wurde ein gerilltes Rakel als Auftragsaggregat verwendet. Die geforderte Gleichmäßigkeitsspezifikation von ≤10% über die gesamte Auftragsbreite (300 mm) und die Transportrichtung wurde erreicht. Abbildung 33: Bild links: Streichanlage Typ Jagenberg; Bild rechts: LaborCurtain Coater; hier einschlitziges Aggregat; Vorhang der Formulierung P1 Die Geschwindigkeit der Anlage betrug 3,5 m/min. Die IR- Trocknung wurde bei 60-70% durchgeführt und die Trockenwalze wurde bei 65°C betrieben. V10, V11 und V12 wurden jeweils bei 50°C auf Testliner- (160 g/m2) und Kartonrollen (400 g/m2) mit einem Auftragsgewicht von 20 g/m2 aufgebracht. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration Barrierestrich 51(64) Die stärkebasierte Barrierebeschichtung wurde mit Hilfe des Labor-Curtain Coateraggregats aufgetragen. Mit diesem können gleichzeitig mehrere Schichten aufgetragen werden. Für die Stärkebeschichtung wurde jedoch das einschlitzige Aggregat verwendet. Die vorgestrichenen DIN A 4 Karton- und Testlinerblätter werden auf einer Gleitschiene unter dem Vorhang hindurchbewegt. Die Einstellung des Strichgewichts ist von zwei Faktoren abhängig. Einerseits von der Geschwindigkeit des Schlittens und zum anderen von der Pumpenleistung. Die Temperierung der Barriereformulierung war nur für einen kurzen Zeitraum von ca. 30 min möglich. Die Formulierung P1 welche auf die mit V11 vorgestrichenen Karton- und Testlinerblätter aufgetragen werden sollte und die Formulierung F13 welche auf die mit V10 vorgestrichenen Karton- und Testlinerblätter aufgetragen werden sollte retrogradierte nach ca. 30 Minuten aufgrund der Abkühlung der Formulierungsmasse. Es konnte nur nachgewiesen werden, dass diese Barrierebeschichtungen ohne Zufügen von vorhangstabilisierenden Additiven am Curtain Coater einen Vorhang ausbilden können. Die Formulierung F12 konnte auf die mit V12 vorgestrichenen Muster aufgetragen werden, da diese Formulierung auf einer kaltwasserlöslichen Stärke basiert. Der Vorhang bildete sich am Labor-Curtain-Coater ohne zusätzliche Additive aus. Die Formulierung F12 wurde bei einem Feststoffgehalt von 19 Gew.-%, pH von 7,5 und einer Viskosität (BV100) von 898 mPas bei 25°C aufgetragen. Die Einstellung des Strichgewichtes erfolgte über die Schlittengeschwindigkeit und der Pumpenleistung: Auftragsgewicht 12 g/m2: 190 ml/cm³*min bei 215 m/s Auftragsgewicht 15 g/m2: 190 ml/cm³*min bei 200 m/s Auftragsgewicht 20 g/m2: 250 ml/cm³*min bei 180 m/s Pinholetest, Rasterelektronenmikroskop (REM), Blocken Abbildung 34: REM-Aufnahme der Beschichtung auf Karton: 20 g/m2 V12 mit 20 g/m2 F12 (links); Rillung in Papierrichtung (B) und Fläche (C) dieser Beschichtung vor (oben) und nach (unten) dem Pinholetest Da die Formulierung aufgrund fehlender Aggregate, nicht wie in den Laborversuchen entgast werden konnte, waren viele Blasen vorhanden, welche Pinholes in der Beschichtung verursachten. Diese sind jedoch sehr klein und konnten nur mit Hilfe von REM-Aufnahmen, jedoch nicht im Pinholetest, nachgewiesen werden. Auch bricht diese Beschichtung, die mit dem Curtain-Coateraggregat PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 52(64) aufgetragen wurde, beim Rillen und Falzen ebenfalls auf. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 53(64) 14 Pilotversuche an der „Vestra“ (vgl. Arbeitspaket 8, 9, 10) Vorgehensweise Die drei besten Formulierungen und deren Vorstriche werden mit Hilfe einer großtechnischen Anlage „Vestra“ auf GD-Karton (400 g/m2) und Testliner (160 g/m2) aufgetragen. Hierbei werden das Trocknungsverhalten und das Auftragsverhalten bei hohen Geschwindigkeiten untersucht. Neben dem Verhalten des Barrierestrichs auf verschiedenen Papieroberflächen und dem Vergleich der verschiedenen Rezepturen, sollten auch verschiedene Auftragsaggregate wie das Bent Blade und der Slot Curtain Coater miteinander verglichen werden. Versuchsprogramm Das Versuchsprogramm für den Barrierestrich F12 und den Vorstrich V12 wird mit T1 betitelt und ist im Folgenden aufgeführt. Der Vorstrich fungiert sogleich als Mittelstrich. Da die Rauigkeit des Kartons sehr hoch war, wurde bei diesem zum Teil versuchsweise ein zusätzlicher Mittelstrich aufgetragen. Der Vergleich der Auftragsaggregate im Fall des Deckstrichs wurde mit dem Curtain Coater und dem Bent Blade durchgeführt (T1.7 CC und T1.7BB). Tabelle 16: Versuchsprogramm T1: Vorstrich und Mittelstrich V12; Barrierestrich F12 Probe Substrat Vorstrich: Formulierung V12 Aggregat Auftragsgewicht [g/m2] T 1.20 Testliner Bent Blade 13,1 T1.15 Testlienr Bent Blade 13,1 T1.7CC Testliner Bent Blade 13,1 T1.7BB Testliner Bent Blade 13 T1.10 Karton Vari Bar 11 T1.8 Karton Vari Bar 11 T1.7CC Karton Vari Bar 12,3 T1.7BB Karton Vari Bar 12,3 Mittelstrich: Formulierung V12 T 1.20 Testliner - - T1.15 Testlienr - - T1.7CC Testliner - - T1.7BB Testliner - - T1.10 Karton Bent Blade 6,8 T1.8 Karton Bent Balde 6,8 T1.7CC Karton - - T1.7BB Karton - - Deckstrich: Formulierung F12 PTS-Forschungsbericht T 1.20 Testliner Curtain Coater 13,1 T1.15 Testlienr Curtain Coater 13,1 www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 54(64) T1.7CC Testliner Curtain Coater 13,1 T1.7BB Testliner Bent Blade 13 T1.10 Karton Curtain Coater 11 T1.8 Karton Curtain Coater 11 T1.7CC Karton Curtain Coater 12,3 T1.7BB Karton Bent Blade 12,3 Der Vor- und Mittelstrich der Formulierung V11 und der Deckstrich P1 wurden mit folgenden Aggregaten und Auftragsgewicht aufgetragen. Tabelle 17: Versuchsprogramm T2: Vorstrich und Mittelstrich V11; Barrierestrich P1 Probe Substrat Vorstrich: Formulierung V11 Aggregat Auftragsgewicht [g/m2] T2.20 Testliner Bent Blade 16,4 T2.15 Testliner Bent Blade 16,4 T2.10 Karton Vari Bar 11,4 T2.8 Karton Vari Bar 11,4 Mittelstrich: Formulierung V11 T2.20 Testliner - - T2.15 Testliner - - T2.10 Karton Bent Blade 7 T2.8 Karton Bent Blade 7 Deckstrich: Formulierung P1 T2.20 Testliner Curtain Coater 20 T2.15 Testliner Curtain Coater 15 T2.10 Karton Curtain Coater 10 T2.8 Karton Curtain Coater 8 Der Vor- und Mittelstrich der Formulierung V10 und der Deckstrich F13 wurden mit folgenden Aggregaten und Auftragsgewicht aufgetragen. Tabelle 18: Versuchsprogramm T3: Vorstrich und Mittelstrich V10; Barrierestrich F13 PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration Probe 55(64) Substrat Vorstrich: Formulierung V11 Aggregat Auftragsgewicht [g/m2] T3.20 Testliner Bent Blade 13 T3.15 Testliner Bent Blade 13 T3.10 Karton Vari Bar 11 T3.8 Karton Vari Bar 11 Mittelstrich: Formulierung V11 T3.20 Testliner - - T3.15 Testliner - - T3.10 Karton Bent Blade 6,5 T3.8 Karton Bent Blade 6,5 Deckstrich: Formulierung P1 T3.20 Testliner Curtain Coater 20 T3.15 Testliner Curtain Coater 15 T3.10 Karton Curtain Coater 10 T3.8 Karton Curtain Coater 8 Die Beschichtungen wurden an der Pilotanlage mit Heißlufttrocknern und IRStrahlern getrocknet. Blockverhalten, Probeklebung Für die Lagerung derartig ausgestatteter Proben ist das Blockverhalten dieser Beschichtungen für die Schicht- auf Schichtlagerung entscheidend. Alle diese Proben Blocken im Trockenen bei 23°C und 50°C nicht. Im nassen Zustand weisen sie alle bei beiden Temperaturen ein Blocken mit Faserriss auf. Für eine spätere Anwendung als Verpackungsmaterial wurden Probeklebungen mit einem Dispersionsklebstoff durchgeführt und die Verklebungsgüte wurde manuell untersucht. Die Bestimmung der Verklebbarkeit von beschichteten Karton und Testliner erfolgte mit Hilfe des PTS-Schälwiderstandsmessgerätes (SWM) gemäß PTS-Methode PTS-PP 102/84. Es wurde der Schälwiderstand von Klebungen in Abhängigkeit von der Lagerzeit bestimmt. Der Klebstoffauftrag erfolgte mittels Drahtrakel (20 µm Nassauftrag) auf Proben des vorbeschichteten Kartons oder Testliners. Als Referenzfügeteil diente der unbehandelte Testliner oder Karton. Die Klebkraft ist ausreichend, da vor der Auflösung der Verklebung ein Faserriss auftritt. Als Ergebnis ist der Schälwiderstand in N/m in Abhängigkeit von der Lagerzeit bis zum Eintritt des Faserrisses angegeben. Tabelle 19: Ergebnisse der Verklebbarkeitstests Probe Testliner T1.15 PTS-Forschungsbericht T2.15 T3.15 Faserriss in s 36 24 30 30 Klebkraft in N/20mm 12 13,2 13,2 12,5 Probe Karton T1.8 T2.8 T3.8 Faserriss in s 57 52 51 75 Klebkraft in N/20mm 6 8 6,8 7 www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration Haft- und Gleitreibung 56(64) Das Reibverhalten wird in Haftreibung, die bei Beginn einer Gleitbewegung zu überwinden ist, und der Gleitreibung, die während einer Gleitbewegung übertroffen werden muss, unterschieden. Deshalb werden zur Charakterisierung des Reibverhaltens der Haftreibungskoeffizient µH und der Gleitreibungskoeffizient µG als Kenngrößen herangezogen. Das Reibverhalten wurde mit dem Rutschwinkelprüfgerät nach DIN 53 119-2 bestimmt. Die am Messgerät zusätzlich eingebaute Zeitmesseinheit ermöglicht eine Beurteilung des Gleitreibungsverhaltens. Der Gleitreibungskoeffizient kann aus der Rutschzeit und dem Haftreibungswinkel (Rutschwinkel) berechnet werden. Der Reibversuch wurde 30 s nach dem Auflegen des Reibschuhs gestartet Als Ergebnisse sind die Reibungskoeffizienten µ für die Haft- und Gleitreibung als Mittelwert aus 5 Einzelmessungen angegeben. Aus Tabelle 20 geht hervor, dass sich durch die Beschichtung die Haft- und Gleitreibung der Testliner- und Kartonoberfläche nur minimal verändert. Eine Tendenz ist ebenfalls nicht feststellbar (vgl. Testliner und Karton). Probe Testliner T1.15 T2.15 T3.15 Karton T1.8 T2.8 T3.8 µH 0,311 0,354 0,283 0,279 0,501 0,615 0,596 0,545 t in s 0,021 0,033 0,049 0,051 0,033 0,049 0,063 0,051 µG 0,275 0,313 0,250 0,247 0,443 0,544 0,527 0,482 t in s 0,019 0,030 0,043 0,045 0,029 0,044 0,056 0,045 Tabelle 20: Haft- und Gleitreibungskoeffizienten von den verschiedenen beschichteten Testliner- und Kartonoberflächen. Rezyklierbarkeit Die Prüfung erfolgt nach der PTS-Methode PTS-RH: 021/97 ‚Kennzeichnung der Rezyklierbarkeit von Packmitteln aus Papier, Karton und Pappe sowie von grafischen Druckerzeugnissen’. Das vorliegende Produkt wird der in der PTS-Methode PTS-RH 021/97 definierten Produktkategorie II zugeordnet. Diese umfasst Altpapiere, die vorwiegend für die Herstellung von Verpackungspapieren eingesetzt werden. Das Probenmaterial wird mit einem Planschneider in Stücke von ca. 2 cm x 2 cm zerkleinert und im Normklima bei 23 °C und 50 % rel. Luftfeuchtigkeit über Nacht konditioniert. Vor der Probeneinwaage erfolgt an einem Teil der Proben die Bestimmung des Feuchtigkeitsgehalts nach DIN ISO 287 (02.85). Die Kriterien, die zur Bewertung der Rezyklierbarkeit herangezogen werden, sind: stippenfreie Zerfaserbarkeit, störungsfreie Blattbildung (Fehlen klebender Verunreinigungen und optischer Inhomogenitäten (Schmutzpunkte)). Aufgrund der durchgeführten Untersuchungen und entsprechend den Kriterien der PTS-Methode PTS-RH: 021/97 werden die untersuchten Stichproben T1.8 Karton, T2.8 Karton, T3.8 Karton, T1.15 Testliner, T2.15 Testliner, T3.15 Testliner als „rezyklierbar" bewertet. Über eventuelle Abwasserbelastungen durch die Aufbereitung der Probe können PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 57(64) keine Aussagen gemacht werden. Wasserdampfdurchlässigkeit Die gravimetrische Bestimmung der Wasserdampfdurchlässigkeit erfolgte nach DIN 53 122 T 1. Die Wasserdampfdurchlässigkeit des beschichteten Testliners und Kartons wird normgemäß durch die Menge Wasserdampf, die bei 85 % relativer Luftfeuchtigkeit und 23 °C durch 1 m2 Probenfläche innerhalb von 5 Tagen diffundiert, bestimmt. Abbildung 35: Wasserdampfpermeationsraten von verschiedenen beschichteten Testliner- und Kartonproben Die Stärkebeschichtung verringert etwas die Wasserdampfpermeation. Generell ist die Stärkebeschichtung jedoch eine schlechte Wasserdampfbarriere. Mineralölmigration mit Tenax®Methode: Fläche, Rill- und Falznaht Die Mineralölmigration auf Tenax® durch die Stärkebeschichtung wurde von den unterschiedlich starken Barrierebeschichtungen auf Karton und Testliner gemessen. Prinzipiell reichen bei adäquaten Vorstrich beim Karton 10 g/m2 Barrierestrich und in einigen Fällen auch schon 8 g/m2 aus, um den empfohlenen Grenzwert von 416 µg/dm2 (Umrechnung mit EU-Würfel) des aktuellen Entwurfs der Mineralölverordnung zu unterschreiten. Beim Testliner ist eine Barrierebeschichtung von 15 g/m2 vollends ausreichend (siehe Abbildung 36). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 58(64) Abbildung 36: Tenaxmigrationsuntersuchung von beschichteten Kartons und Testliner, welche an der Industrieanlage hergestellt wurden. Im Vergleich der Auftragsaggregate, welcher zwischen den Proben T1.7CC Karton und Testliner und T1.7BB Karton und Testliner durchgeführt wurde, ist zu sehen, dass die Auftragstechnik keinen signifikanten Einfluss auf die Barrierewirkung der Beschichtung ausübt . Ausschlaggebend ist vielmehr die Güte des Vorstrichs und die Rauigkeit des Substrats (siehe Abbildung 37). Abbildung 37: Vergleich der Barrierewirkung von gleich starken Barrierebeschichtungen, welche mit unterschiedlichen Auftragsaggregaten aufgebracht wurden: BB Bent Blade; CC Curtain Coater Von den Proben T3.10 Karton und T3.15 Testliner wurden zusätzlich mit der Tenaxmethode der Einfluss der Rillung oder eines Falzes auf die Mineralölmigrationsmenge bestimmt. Die Fläche durch welche Mineralöl in der Migrationszelle auf Tenax migrieren kann entspricht 0.71 dm2, bei den gerillten oder gefalzten Proben wird eine zusätzliche Rill- oder Falznaht von 0.48 dm hergestellt. An der Rill- und Falznaht wird die Beschichtung beschädigt und an diesen Stellen findet verstärkt eine Migration von Mineralölbestandteilen statt (siehe Abbildung 38). PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 59(64) Abbildung 38: Die Fläche der Mineralölmigration durch die stärkebasierte Beschichtung auf Tenax war für jede Probe 0.71 dm2. Bei Probe T3.10 Rillnaht und T15 Testliner Falz kam zusätzlich eine Rill- bzw. Falznaht von 0.48 dm hinzu. Werden die in Abbildung 38 dargelegten Werte in Betracht gezogen, migriert durch eine beschichtete Faltschachtel T3.10 mit Fläche von 2.1 dm2 und einer Rillnaht von 7.2 dm, 893.3 µg/dm2 Mineralöl auf des Lebensmittel. In Faltschachteln ist das Verhältnis Fläche zu Rillnaht kleiner als in der Probe, die in Abbildung 39 aufgezeigt ist. Somit ist die Mineralölmigration in Faltschachteln effektiv höher als in der gemessenen Probe dargestellt. Generell weist die Beschichtung eine hohe Barrierewirkung auf, jedoch zeigt der Weiterverarbeitungsschritt zu einer Faltschachtel noch einige Defizite (Rillnahtbruch) auf. Abbildung 39: Mögliche Form einer Lebensmittelverpackung: Fläche in Kontakt mit Lebensmittel 2.1 dm2; vorhandene Rillnähte 7.2 dm Set-OffUntersuchungen In Set-Off-Untersuchungen wurde untersucht, wieviel Mineralöl aus einer mineralölhaltigen Druckfarbe bei direktem Kontakt mit der Barrierebeschichtung auf eine Barrierebeschichtung übergeht. Hierzu wurden die zu untersuchenden beschichteten Kartons, wie in Abbildung 40 aufgezeigt, angeordnet und bei 25°C 5 Tage in Alufolie eingewickelt gelagert. Um einen Stapel zu simulieren wurde der Aufbau mit 2.3 kg beschwert. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 60(64) Abbildung 40: Versuchsanordnung des Set-Off Versuchs. Die violette Farbe kennzeichnet die mineralölhaltige Druckfarbe, welche auf den Karton in Schicht 2 mit ca. 15 µm Dicke aufgebracht wurde. Der beschichtete Karton der dritten Schicht (siehe Abbildung 40) wurde mit Hilfe der Tenaxmigrationsmethode auf die Mineralölmigration untersucht. Die Ergebnisse sind in Abbildung 41 aufgezeigt. Es tritt ein deutlich erkennbares Off-Set des Mineralöls der Druckfarbe auf die Barrierebeschichtung auf. Dies bedeutet, dass das Mineralöl aus der Druckfarbe als zusätzliche Kontaminationsquelle fungieren kann und die richtige Lagerung der bedruckten und stärkebeschichteten Verpackungsmaterialien eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Abbildung 41: Vergleich der Mineralölmigration von beschichteten Kartons, welche nicht und welche in direktem Kontakt mit einer mineralölhaltigen Druckfarbe gelagert wurden. PTS-Forschungsbericht www.ptspaper.de PTS-FB 12/15 D. Rengstl: Stärke/Mineralölmigration 61(64) 15 Schlussfolgerungen Resümee Sowohl native als auch modifizierte Stärken können als Barrierestrich auf Karton oder Testliner aufgebracht werden und stellen eine effektive Barriere gegenüber Mineralölmigration vom Lebensmittelverpackungspapieren oder –kartons in Lebensmittel dar. Die Barrierewirkung von nativer oder modifizierter Erbsenstärke ist sehr gut. Als nachteilig erweisen sich allerdings die vergleichsweise hohen Kosten der Erbsenstärke und die nicht unproblematische Verarbeitbarkeit der enzymatisch abgebauten Stärken. Modifizierte Stärken hingegen weisen eine bessere Verarbeitbarkeit auf und sind in diesem Kontext ein interessantes und vielversprechendes Material. Die Barrierwirkung der untersuchten Stärken konnten weiterhin durch Zugabe von Weichmachern gezielt verstärkt werden. Polyvinylalkohol stellte sich als besonders vorteilhaft dar, da neben der Barrierwirkung auch die Flexibilität der Beschichtung erhöht werden konnte. Diese Barrierebeschichtung kann auf jeden Karton oder Testliner aufgetragen werden und ist somit vielseitig einsetzbar. Es ist notwendig einen geeigneten Vorstrich zu entwickeln, der einerseits die Rauigkeit des Substrats verringert, um einen geschlossene Barrierebeschichtung auftragen zu können, und zweitens ist bei Stärkebeschichtungen ein Vorstrich notwendig, um das Hold-Out der Barrierebeschichtung zu erhöhen. An der schnelllaufenden Technikumsanlage „VESTRA“ konnte gezeigt werden, das schon geringe Auftragsmengen ausreichen, um eine ausreichende Barrierewirkung, unter Berücksichtigung der Grenzwerte der momentanen Empfehlung aus dem Entwurf der Mineralölverordnung, einzuhalten. Weiterhin ist es möglich die Gesamtkosten des Barrierestrichs durch Zusatz von vergleichsweise preiswerten Calciumcarbonaten oder Kaolinen zu verringern. In den Arbeitspaketen wurde gezeigt, dass die Beschichtungen mit industriell verfügbaren Beschichtungsaggregaten aufgetragen werden können. 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