Bei der Dorfmeisterschaft in Wenzenbach gab es Fußball mit grenzenloser Leidenschaft. Fotos: Strasser Afrika kickt gegen „Weiße Marter“ INTEGRATION Die Wenzenba- cher organisierten ein Turnier mit Teams aus Syrien und Äthiopien. Lob gab es dafür auch von Landrätin Tanja Schweiger. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON RALF STRASSER, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● WENZENBACH. Syrien und Äthiopien im Wettstreit mit Probstberg, Wenzenbach, Irlbach und Grünthal. Ganz friedlich, völlig unproblematisch, über Sprachgrenzen hinweg. Als Bindungsmittel ein runder Ball, Spielregeln, ein grüner Rasen und jede Menge Spaß. Willkommen bei der fünften Fußballdorfmeisterschaft des SV Wenzenbach, die zum ersten Mal auch als internationales Turnier bezeichnet werden darf. „Das ist gelebte Integration“, meint Gerhard Bäumler, Vorsitzender des SV Wenzenbach. Das sagt auch Landrätin Tanja Schweiger – bis in das Landratsamt hat sich das Turnier mit Beteiligung von Asylbewerbern durchgesprochen. „Ich finde das wirklich toll“, meinte sie auf Nachfrage der Mittelbayerischen Zeitung, „das könnte und sollte Schule machen“. Eine gute Mischung 18 Mannschaften aus dem Vorwald, zwei Mannschaften aus Afrika und Asien. „Eine gute Mischung“, befindet der Cheforganisator Matthias Beier, „das tut dem Turnier gut“. Die Völkerverständigung funktioniert. Mit Händen, Englisch, Kurdisch, Arabisch und irgendwie mit einem Mix von allem. Und auch Fußballspielen können die Freunde aus fernen Ländern. Machmud ist einer von ihnen. 17 Jahre jung, gelernter Friseur, mittlerweile Stürmer beim SV Wenzenbach. Er ist Kurde, kommt mit seiner Familie aus Syrien. „Er ist der Chef“, meint Wolfgang Wienhard, temporärer Manager und ständiger Jugendpfleger der Gemeinde Wenzenbach. „Sein „Manager“ Wolfgang Wienhard Syrische Fans schauen gebannt zu. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ERGEBNISSE UND BEDINGUNGEN ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Sieger und Platzierte: Der FC Ungehorsam (Hobbymannschaft aus Wenzenbachern und Bernhardswaldern) gewann das Finalspiel gegen Straight from the Hill Weiße Marter knapp mit 2:1 nach Elfmeterschießen. Dritter wurden die Black Scorpions. Titelverteidiger Young Boys Probstberg belegte den siebten Rang unter 20 Teilnehmern. ➤ Torschützenkönig: Meier Dennis von Black Scorpions Irlbach erzielte 13 Treffer. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ➤ Torwand: 1. Matthias Eberwein mit fünf Treffern, 2. Ludwig Hofmeister mit fünf Treffern, 3. Florian Gruber mit fünf Treffern ➤ Hauptsponsor: Raiffeisenbank Wenzenbach ➤ Ramadan: Die moslemischen Mitspieler in der syrischen Mannschaft nehmen den Fastenmonat sehr ernst. Der Ramadan schreibt die Fastenpflicht vor. Das heißt: Kein Trinken und kein Essen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. ● Deutsch ist sehr gut, außerdem spielt der Junge klasse Fußball.“ Die Stimmung unter den internationalen Gästen ist bestens. Es wird geflachst und sich eingespielt. Man merkt: Die können kicken. Dabei haben die Kicker aus fernen Ländern ein Problem. „Einige leben den Ramadan und nehmen ihn sehr ernst“, erklärt Wienhard. Trinken und Essen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ist nicht erlaubt. Trotzdem: „Wir machen das“, übersetzt Machmud. „Dann geht mal raus und spielt mal“, ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● spielt, so der Tenor bei den zahlreichen Zuschauern. Mittlerweile haben sich auch die syrischen Fans am Spielfeldrand eingefunden, fiebern mit, feuern die zehn Syrer an, die im Wechsel Ball und Gegner auf dem Rasen begegnen. Matthias Beier beobachtet die Mannschaft und nickt anerkennend. „Ned schlecht“, meint er. Trotzdem verliert die syrische Mannschaft mit Machmud als Sturmspitze ihr Auftaktmatch, gewinnt aber an Aufmerksamkeit. Vor allem Torwart Milad hält wie weiland Tilkowsky bei der Fußballweltmeisterschaft in England. „Exzellent“, lobt Wienhard. Letztendlich reicht es aber am Ende nicht für vordere Plätze und bei aller Hochachtung, die Wenzenbacher Dorfmeisterschaft machen letztendlich andere Mannschaften unter sich aus. Den Pokal gewann in einem spannenden Finalspiel das Team FC Ungehorsam, eine Hobbymannschaft aus Wenzenbachern und Bernhardswaldern. Ein Spieler verletzte sich ● meint schließlich Wienhard, ganz im Stile Beckenbauers. Schiedsrichter Hans Roth bittet noch um Übersetzung, dass der Torwart Rückpässe nicht mit der Hand aufnehmen darf, der Daumen geht nach oben und dann liegt die Wahrheit auf dem Platz. Ausgestattet mit SVW-Trikots und Fußballschuhen, müssen die Äthiopier gleich im Eröffnungsspiel ran. Mit Spaß und Leidenschaft erspielen sie sich die Sympathien der Zuschauer. Die Äthiopier dribbeln, kämpfen, setzen sich ein, zeigen, dass man auch im fernen Afrika trefflich Fußball spielen kann. Dennoch: 0:2 heißt es gegen eine Auswahl von der Weißen Marter, die am Ende immerhin Platz zwei belegen wird. Gut mitgehalten, prima mitge- Leider mischte sich auch eine schwere Verletzung unter die Euphorie. Ein Spieler vom Team Völkl brach sich – ohne Einwirkung des Gegners – den Knöchel und zog sich zudem einen Bänderriss zu. Er wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Trotzdem: Die Dorfmeisterschaft war ein voller Erfolg, wie Co-Organisator Stefan Scherr betonte, immerhin brachten Syrien und Äthiopien dem Turnier das Flair von fernen Kontinenten. „Integration und Freundschaft ist dem SV Wenzenbach wichtig“, so Scherr. Lob für Integrationscharakter Das drückte auch Bürgermeister Sebastian Koch aus, der das Turnier auch wegen der „perfekten“ Organisation, der finanziellen Hilfe der Raiffeisenbank als Hauptsponsor und des Integrationscharakters lobte. Natürlich kam das Gemeindeoberhaupt nicht mit leeren Händen zur Siegerehrung. Er spendierte ein Bayern-T-Shirt und ein Spanferkelessen für die Sieger und den Torschützenkönig.
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