Der Winter kam spät – möglicherweise zu spät

Pressemitteilung / ISPO MUNICH 2016
Der Winter kam spät – möglicherweise zu spät
Statement zum Wintersportmarkt von Siegfried Paßreiter, Geschäftsführer der Fischer + Löffler Deutschland GmbH und Vorstandsmitglied des BSI
(München, 24. Januar 2016) Schnee und Minusgrade kamen für das Wintersportgeschäft 2015/16 auch dieses Jahr wieder zu spät. Die aktuelle Situation in der laufenden Saison ist für Industrie und Handel im dritten
Jahr in Folge nicht zufriedenstellend. Kein Schnee in den Städten und mittleren Lagen, ebenfalls Schneemangel in vielen Skigebieten in den wichtigen Wochen vor Weihnachten. Die Folge waren schleppende Abverkäufe von Ski, Schlitten, Schlittschuhen und Wintersportbekleidung in einer sehr umsatzstarken Zeit mit
den vier langen Samstagen.
Es hat sich erneut schmerzlich gezeigt, wie groß die Abhängigkeit des Wintersportgeschäfts vom Wetter ist.
Vielerorts war es angesichts zweistelliger Temperaturen zu Weihnachten nicht einmal möglich, Kunstschnee
zu produzieren. Nicht nur zahlreiche traditionelle Skirennen und Biathlon-Veranstaltungen mussten abgesagt oder verschoben werden, auch in vielen selbst höher gelegenen Skigebieten in den Alpen war nur ein
eingeschränkter Skibetrieb möglich. Das besserte sich erst kurz nach dem Jahreswechsel. Vielerorts zogen
sich die weißen Bänder der beschneiten Pisten durch eine teilweise grüne Landschaft. Das bremste die Kauflust der Wintersportler spürbar, der Handel klagt über eine entsprechend schwache Nachfrage nach Wintersportprodukten – egal, ob Hartware oder Bekleidung. Trotz deutlicher Preisreduzierungen bewegte sich bei
den Sporthändlern wenig.
Mitte Januar kam nun endlich der Winter, doch für ein erfolgreiches Wintersportgeschäft definitiv zu spät.
Jetzt geht es in erster Linie um Schadensbegrenzung. Industrie und Handel hoffen auf eine nunmehr steigende Nachfrage, um die Lager einigermaßen zu räumen. Angesichts der Rotstift-Preise ist die Marge für
viele Händler ein Trauerspiel. Es geht darum, Liquidität sicher zu stellen und die Ausgangslage für die nächste Saison noch so positiv wie möglich zu gestalten.
Während die alpinen Skifahrer immer eine Möglichkeit finden, wo sie ihrer Leidenschaft frönen können und
dem Schnee in höhere Lagen hinterherfahren, sieht es im Bereich Langlauf noch schlechter aus. Kein Schnee
in den Städten und Tälern und auch keine Loipen in den Mittelgebirgen lassen die Abverkäufe in den Keller
gleiten. Gleiches gilt für Rodeln und Schlittschuhe.
Für diese Saison besteht allerdings noch ein Hoffnungsschimmer, da Ostern bereits auf Ende März fällt. Die
perfekte Zeit für einen genussvollen Skiurlaub – gerade auch für Familien. Überhaupt hat sich in den letzten
Wintern gezeigt, dass sich die Saison immer mehr nach hinten verschiebt, mit hervorragenden Schneebedingungen bis in den April. Somit besteht die Chance, dass noch viele gute Skitage kommen werden, zumal
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auch die Faschingswoche erfahrungsgemäß für viele Ski-Fans ein wichtiger Termin ist, um sich auf den Pisten auszuleben. Wir hoffen wie im Vorjahr auf eine lange Saison, um doch noch die dringend notwendigen
Umsätze einzufahren und die aktuelle Ware an die Frau und den Mann zu bringen. Dies macht Hoffnung,
noch mit einem blauen, möglicherweise auch tiefblauen Auge davon zu kommen.
Für medialen Rückenwind sorgen in diesem Jahr wieder wintersportliche Großereignisse mit tollen Erfolgen
vieler deutscher Athleten, die für neue Kaufanreize sorgen und eine positive Wintersport-Stimmung verbreiten. Seien es die Biathleten und Biathletinnen, die in der Erfolgsspur zurück sind, ebenso die Skispringer,
Langläuferinnen und Langläufer, Rodlerinnen und Rodler, die Nordischen Kombinierer und auch die alpinen
Skicracks des DSV. Die Übertragungen im Fernsehen machen hoffentlich vielen TV-Zuschauern Lust, wieder
selbst wintersportlich aktiv zu werden und entsprechende Produkte zu kaufen.
Skimarkt schrumpft weiter
Doch ungeachtet der umfassenden Wintersport-TV-Präsenz während des gesamten Winters zeichnet sich
ab, dass die Ski-Industrie in dieser Saison in Deutschland voraussichtlich mit einem Absatz-Minus rechnen
muss. Der Zielkorridor von 280.000 bis 300.000 Paar Alpinski an die deutschen Handelspartner zu verkaufen,
wird voraussichtlich nicht mehr zu erreichen sein, selbst 250.000 Paar sind eines ambitioniertes Ziel. Die
Industrie muss damit rechnen, dass der Absatz mittelfristig noch weiter schrumpfen wird.
Die Gründe für die rückläufige Entwicklung in Deutschland sind recht klar zu benennen und nicht neu. Da ist
zum einen das Wetter. Wir haben nun den vierten Winter in Folge, der der Branche nicht in die Karten
spielt: zu warm, Schnee erst nach Weihnachten bzw. in diesem Jahr erst Mitte Januar. Hinzu kommt die
demografische Entwicklung mit einer alternden Gesellschaft in Deutschland, die die Zielgruppe schrumpfen
lässt. Trotz dem klar erkennbaren Trend zu mehr Touren- und Freeski wird der deutsche Skifahrer immer
älter. Nach Medienberichten liegt das Durchschnittsalter der Skilift-Benutzer in Österreich bei 38 Jahren.
Und eine ganz entscheidende, speziell im deutschen Markt wirksame Entwicklung stellt Handel und Industrie vor eine schwierige Herausforderung: Immer mehr deutsche Skifahrerinnen und Skifahrer mieten ihre
Ski. Und sie tun das zum allergrößten Teil leider nicht bei ihrem heimischen Fachhändler, sondern direkt in
den alpenländischen Skigebieten. Davon profitieren in erster Linie die Mietstationen in den Skiorten in Österreich, Südtirol und Frankreich, angesichts des starken Franken weniger jene in der Schweiz.
In Österreich sind inzwischen rund 60 Prozent der von der Industrie dort verkauften Ski Rental- und RacingSki. Das heißt, deutsche Urlauber mieten ihre Ski nicht nur im Wintersportort, sondern kaufen dort auch ein,
immer mehr auch die gebrauchten Rental-Ski.
Ski Nordisch
Kein Schnee in den Städten und im Flachland bedeutet einen sehr schwachen Abverkauf von Langlauf-Ski.
Diese eindeutige Gleichung bestätigt der bisherige Winterverlauf leider erneut. Die Lage bei LL-Ski stellt sich
noch schlechter dar als bei Alpin-Ski. Diesen Winter können wir davon ausgehen, dass in Deutschland möglicherweise nur gut 60.000 Paar Langlaufski abgesetzt werden, nachdem in den Vorjahren die Messlatte
jeweils im Bereich um die 80.000 Paar lag. Dies trifft im gleichen Maß auch für LL-Schuhe zu.
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Der Zusammenhang zwischen Schneesituation und LL-Geschäft ist extrem direkt. Daher würden sich zwei,
drei Wochen mit guter Schneelage auch kurzfristig auswirken und den Absatz schnell über die 60.000-PaarGrenze heben, vorausgesetzt, es schneit bis in die Tallagen.
Tourenski bleiben im Aufwind
Dem negativen Umsatztrend trotzt ein Nischenmarkt, der dadurch immer mehr an Bedeutung gewinnt:
Touren-Skilauf. Die positive Entwicklung hält an, trotz der schlechten Wetterlage in der bisherigen Saison.
Man sieht immer mehr Männer und Frauen, die sich in den traditionellen Touren-Regionen auf ins Gelände
machen. Auch der Aufstieg am Rande der Pisten mit einer anschließenden Besteigung eines nahe gelegenen
Gipfels wird immer beliebter.
Die Vermeidung hoher Lift- und Reisekosten erklärt diesen Trend sicher nur zum Teil. Entscheidender für die
Dynamik dieses Marktes dürfte das Bedürfnis der Menschen sein, die Natur möglichst intensiv und hautnah
zu erleben, sich körperlich zu fordern. Wir rechnen für diese Saison mit einem Marktvolumen von über
40.000 Paar klassischen Tourenski. Dazu kommen Allmountain- und Freeski-Modelle, die auch als Tourenski
genutzt werden. Die Übergänge sind mittlerweile fließend; wie beim Auto will man auch bei Ski „SUV`s“.
In diesem Umfeld wächst auch die sehr aktive Wettkampf-Szene, die inzwischen auch breitensportliche
Events zu bieten hat. Das befeuert selbstverständlich auch die technische Materialentwicklung in diesem
Bereich, der nun auch zunehmend wirtschaftlich interessant wird. Kein Wunder, haben doch viele OutdoorFans das Touren-Gehen als attraktive Winter-Variante für sich entdeckt. Auch als Trainingseinheit nach Feierabend oder am Wochenende. Inzwischen gibt es regelrechte After-Work-Events, bei denen Sportler nach
Arbeitsende mit ihren Ski zu den Hütten aufsteigen, sich ein Weißbier genehmigen und anschließend mit
Stirnlampe abfahren.
Parallel dazu prosperiert das Geschäft mit der Ausrüstung und dem Zubehör rund um diese NatursportVariante. Lawinenverschütteten-Suchgeräte (LVS), Lawinen-Airbags, Stirnlampen, hochfunktionelle TourenBekleidung, Felle, Touren-Skistöcke, Touren-Skistiefel, Touren-Bindungen, aber auch Lawinenkurse, Kartenmaterial und spezielle Tourenführer sind wichtige Umsatzbringer im Sportfachhandel, der hier seine Beratungskompetenz ausspielen kann und ein wachsendes Betätigungsfeld findet.
Lichtblick Skischuhe eingetrübt
Auch das Skischuh-Geschäft hat sich diese Saison rückläufig entwickelt mit zweistelligen Einbußen. Zwar
werden weiterhin mehr Skischuhe als Ski verkauft, aber nunmehr auch mit sinkender Tendenz. In dieser
Saison erwarten die Hersteller einen Gesamtmarkt, der sich um 300.000 Paar Skischuhe in Deutschland bewegen dürfte.
Die vergleichsweise höhere Nachfrage nach Skischuhen ist darauf zurückzuführen, dass die deutschen Skifahrerinnen und Skifahrer zwar in steigendem Maße ihre Ski mieten, aber gerne in ihren eigenen Skischuhen
auf den Geräten unterwegs sein wollen. Die Abwanderung in den Rental-Bereich findet hier nicht im gleichen Maße statt wie bei Ski. Das hat teilweise hygienische Gründe. Ganz entscheidend aber ist, dass immer
mehr Bundesbürger zwar ihre Ski mieten, dabei aber lieber auf ihre eigenen Skischuhe zurückgreifen. Die
sollen schließlich perfekt passen, komfortabel sein und die perfekte Performance bieten. Wer schon einmal
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Erfahrungen mit drückenden Skischuhen, kalten Füßen oder zu weichen oder zu harten Skischuhen gemacht
hat, versteht diese Entscheidung auf jeden Fall.
Der Trend geht zu höherwertigen Skischuhen, was die steigenden Durchschnittspreise in diesem Segment
erklärt. Zumal immer mehr Kunden und auch Kundinnen das Angebot einer individuellen Anpassung ihrer
Skischuhe im Sportfachhandel nutzen. Diese Möglichkeit bieten höherpreisige Modelle durch eine entsprechende Ausstattung der Innenschuhe mit besonders gut anpassbaren Polstermaterialien.
Doch viele Kunden wünschen es noch individueller und setzen auf Boot-Fitting oder Customizing, wie die
spezielle Anpassung an den eigenen Fuß auf Marketing-Deutsch heißt. Dieses Bootfitting erfordert sehr
hochwertige Skistiefel, verschiedene Hersteller bieten hier jeweils eigene Systeme an. Einige AnpassSysteme können die Skischuhe millimetergenau von innen anpassen und bei Bedarf erweitern, daneben gibt
es ein weiteres exklusives System, das die Schuhe zusätzlich auch von außen verengen kann!
Lukratives Geschäft für den Handel
Das Boot-Fitting ist eine Entwicklung, die den kompetenten Sportfachhändlern zugute kommt – und das
gleich mehrfach. Zum einen bringen ihnen Customizing-Angebote viele Kunden ins Geschäft, die diesen Service nur dort in Anspruch nehmen können. Der Handel kann dadurch Kunden zurückgewinnen und neue
ansprechen, die sonst gerne auch das Internet nutzen. Doch in diesem Bereich kann das Onlineangebot
nicht mithalten. Schließlich müssen die Schuhe auf entsprechenden Service-Maschinen angepasst werden
und der Kunde muss dazu physisch anwesend sein. Virtuelles Verkaufen stößt hier an seine Grenzen. Diese
Schuhe sind ganz einfach nicht online-fähig.
Zum anderen bietet Boot-Fitting den Händlern die Möglichkeit, ihre Kompetenz unter Beweis zu stellen und
damit höherpreisige Skischuhe mit besserem Deckungsbeitrag zu verkaufen und zusätzliche Umsätze mit
weiteren Produkten wie z.B. Sohlen und Kompressionssocken zu erzielen. Schließlich ist der klassische stationäre Handel verstärkt auf der Suche nach Möglichkeiten, sich vom Online-Handel abzugrenzen mit exklusiven Angeboten, die dem Kunden einen Zusatznutzen bieten. Damit bedient das Angebot anpassfähiger Skischuhe eine elementare Forderung des stationären Fachhandels.
Pressekontakt:
Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. (BSI)
Nicole Espey
Geschäftsführerin
Adenauerallee 134
D-53113 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 / 926593-0
Fax: +49 (0) 228 / 926593-29
[email protected]
www.bsi-sport.de
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BSI – Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie e.V. ist der 1910 gegründete Unternehmensverband der
deutschen Sportartikelhersteller, -importeure und -großhändler. Ihm gehören 150 führende meist mittelständisch
geprägte Firmen an. Die deutsche Sportartikelindustrie erwirtschaftet einen Jahres-umsatz von ca. 25 Milliarden Euro.
Der BSI ist Mitglied des Verbandes der europäischen Sportartikelhersteller FESI mit Sitz in Brüssel und damit auch
Mitglied im Weltverband der Sportartikelindustrie WFSGI mit Sitz in Bern. Der BSI ist Mitgründer und ideeller Träger
der Köln-Messen spoga und spoga horse und ideeller Träger der ISPO Munich, der Welt-messe des Sports. Gleichzeitig
ist er Förderer der Fachmessen FSB in Köln und der Golf Europe in Augsburg.
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