Die Rolle von Submetering im Kontext von Energieeffizienz und Smart Meter Rollout Studie im Auftrag der ista Deutschland GmbH Die Rolle von Submetering im Kontext von Energieeffizienz und Smart Meter Rollout Studie im Auftrag der ista Deutschland GmbH Von: Jan Grözinger, Carsten Petersdorff, Katja Dinges, Dr. Christian Nabe Datum: 14. Oktober 2015 Projektnummer: BUIDE15917 © Ecofys 2015 für ista Deutschland GmbH ECOFYS Germany GmbH | Am Wassermann 36 | 50829 Köln | T +49 (0)221 27070-100 | F +49 (0)221 27070-011 | E [email protected] | I www.ecofys.com Geschäftsführer C. Petersdorff | Handelsregister Amtsgericht Köln | Handelsregisternr. HRB 28527 | Ust-ID-Nr. DE 187378615 Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 2 Einleitung 11 2.1 Hintergrund 11 2.2 Ziele der Studie 12 3 4 5 6 4 Politischer Rahmen 14 3.1 Europäischer politischer Rahmen 14 3.2 Deutscher politischer Rahmen 14 Unterjährige Verbrauchsinformation 18 4.1 Dena – Modellprojekt „Bewusst heizen, Kosten sparen“ 18 4.2 Subannual Billing Information for Heating and Water Costs 20 4.3 Impact of Feedback about energy consumption 21 4.4 Wirtschaftlichkeit von Systemen zur Erfassung und Abrechnung des Wärmeverbrauchs 23 4.5 Schulgebäude im Langzeit-Monitoring 23 4.6 Zusammenfassung und Einschätzung 24 Methodik 26 5.1 Vorgehensweise 26 5.2 Berechnung der Wirtschaftlichkeit 27 5.3 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation von 2017-2020 29 5.4 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation bis 2030 – zwei Szenarien 29 5.5 Parameter 31 5.5.1 Allgemeine Parameter 31 5.5.2 Grundgesamtheit, Durchdringungsraten und Bündelung 32 5.6 Gebäudebestand und Endenergieverbräuche 34 Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und der Einsparszenarien 37 6.1 Wirtschaftlichkeit des Referenzfalls und der Variante 37 6.1.1 Sensitivitätsanalyse 39 6.2 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation von 2017-2020 42 6.3 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation bis 2030 – zwei Szenarien 44 6.4 Analyse und politische Einordnung der Ergebnisse 45 7 Ausblick – zukünftige Anwendungsfelder 48 8 Annex 50 8.1 Gebäudesektor-Modell BEAM² 50 8.2 Beispielberechnung (Variante) 53 8.3 Verteilung der Quadratmeter im Gebäudebestand 55 Literaturverzeichnis 56 ECOFYS Germany GmbH | Am Wassermann 36 | 50829 Köln | T +49 (0)221 27070-100 | F +49 (0)221 27070-011 | E [email protected] | I www.ecofys.com Geschäftsführer C. Petersdorff | Handelsregister Amtsgericht Köln | Handelsregisternr. HRB 28527 | Ust-ID-Nr. DE 187378615 1 Zusammenfassung Hintergrund Die Bundesregierung hat im Dezember 2014 das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 und den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) beschlossen, um die gesetzten Energie- und Klimaschutzziele für 2020 zu erreichen. Einige politische Maßnahmen, die für die Zielerreichung des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 und des NAPE geplant waren, werden nicht umgesetzt. Vor diesem Hintergrund erscheint es notwendig, über alternative Maßnahmen nachzudenken, die weitere Minderungspotenziale erschließen. Die hier vorliegende Studie untersucht deshalb, ob unterjährige Verbrauchsinformation (uVI) zum Wärmeverbrauch in diesem Kontext eine Rolle spielen kann. Der Stromverbrauch ist nicht Gegenstand dieser Betrachtung. Es ist naheliegend, dass (häufige) Information über den Energieverbrauch in Form von Feedback einen Effekt auf das Verhalten des Endverbrauchers hat. Als eine Möglichkeit, um den Energieverbrauch weiter zu reduzieren, wird daher die unterjährige Verbrauchsinformation diskutiert, d.h. der Verbraucher soll - zusätzlich zur Heizkostenabrechnung – durch zeitnahe (z.B. monatliche) und transparente Information zu seinem Energieverbrauch in die Lage versetzt werden, sein Verhalten kurzfristig zu ändern. Grundsätzlich ist die unterjährige Information über zwei Wege möglich: Einerseits kann sie über die vorhandene Infrastruktur für die jährliche Abrechnung nach Heizkostenverordnung (HKVO) (Submetering) erfolgen. Dabei hat sich seit der verpflichtenden Einführung der individuellen Verbrauchserfassung und –abrechnung in Mehrfamilienhäusern seit Anfang der 1980er Jahre gezeigt, dass sich alleine durch die jährliche Abrechnung signifikante Wärmemengen einsparen lassen. Andererseits kann die unterjährige Verbrauchsinformation (in Zukunft) über die Infrastruktur, die die Smart Meter nutzen werden (Smart Meter Gateways) erfolgen. Die geplante Einführung von Smart Metern ist im Entwurf eines Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende beschrieben [BMWi, 2015e]. 4 BUIDE15917 Ziel der Studie Vor diesem Hintergrund stellen sich folgende Leitfragen, die die vorliegende Studie beantwortet: 1. Wie hoch ist das Einsparpotenzial durch die unterjährige Verbrauchsinformation und ist es wirtschaftlich erschließbar? 2. Wie kann das Einsparpotenzial durch unterjährige Verbrauchsinformation in Deutschland möglichst schnell gehoben werden und dadurch sofort einen Beitrag zum NAPE leisten? 3. Was kann Submetering langfristig zur Energiewende beitragen? Methodik Für die Untersuchung der drei Punkte betrachtet die Studie in einem ersten Schritt die Wirtschaftlichkeit der unterjährigen Verbrauchsinformation für verschiedene Referenzgebäude unter Berücksichtigung realer Energieverbrauchsdaten und Kosten für unterjährige Verbrauchsinformation. Für eine realistische Gewichtung der einzelnen Referenzgebäude werden die Verteilung der Baualtersklassen im Gebäudebestand und der Energiemix berücksichtigt. Künftige Veränderungen im Gebäudebestand (Sanierung, Abriss, Neubau) und im Energiemix fließen mit in die Berechnung ein. Für jedes der Referenzgebäude wurden die Kosten und die Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation gegenübergestellt. Die Wirtschaftlichkeit der Referenzgebäude wurde insgesamt für sechs verschiedene Fälle gerechnet: für einen Referenzfall, eine Variante des Referenzfalls und für vier Sensitivitäten. Dabei werden verschiedene Einsparpotenziale, Energiepreissteigerungen und Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation unterstellt. Für die Berechnung des Referenzfalls und der Variante wurde eine moderate Energiepreissteigerung und basierend auf einer Literaturanalyse (vgl. Kapitel 4) eine Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation in Höhe von 5% unterstellt. Mit unserer Annahme der Einsparung in Höhe von 5 % im Durchschnitt folgen wir dem Gutachten des Instituts für Technische Gebäudeausrüstung Dresden (vgl. 4.4). Eine neue, länger angelegte Feldstudie der dena verläuft bis jetzt (3 Heizperioden) vielversprechend und deutet auf höhere Einsparungen hin (vgl. Kapitel 4.1). Für die Kosten zur unterjährigen Verbrauchsinformation wurden zwei verschiedene Kostenszenarien angesetzt. Auf Basis von monatlichen Kosten in Höhe von 1-2 Euro pro Monat wurden inklusive einer Preissteigerung bis zum Jahr 2030 durchschnittliche Kosten von 20 bzw. 30 Euro pro Jahr und Wohneinheit (WE) angenommen. Im Sinne eines konservativen Ansatzes (vgl. Tabelle 7) wurden im Referenzfall jährliche Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation in Höhe von 30 Euro unterstellt (und 20 Euro für 5 BUIDE15917 die Variante des Referenzfalls). Die Sensitivitätsanalysen untersuchen die Auswirkung einer geringeren Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation (es wurden Einsparungen in Höhe von 3 % unterstellt, vgl. auch Kapitel 4.3 bzw. 4.6) bei verschiedenen Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation und gleichbleibender Energiepreise (0 % Energiepreissteigerung). Einen Überblick der durchgeführten Berechnungen gibt Tabelle 6. Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit können prinzipiell verschiedene Methoden Anwendung finden. Für diese Studie wurden die Ergebnisse der Referenzgebäude anhand der Flächenverteilung gewichtet und auf dieser Basis der Gesamtanteil der wirtschaftlichen Fälle berechnet (vgl. Kapitel 5.2). Im zweiten Schritt wird darauf aufbauend die Durchdringungsrate der funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung berücksichtigt, um die erzielbaren Einsparungen für 2017-2020 zu bestimmen. Im dritten Schritt werden zwei unterschiedliche Szenarien untersucht, wie unterjährige Verbrauchsinformation im Wärme-/Warmwasserbereich wirtschaftlich und möglichst schnell zu Energieeinsparungen (bis 2030) führen kann: 1. auf Basis der vorhandenen funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung (Submetering) unter Berücksichtigung der Durchdringungsrate der funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung. 2. auf Basis eines Smart Meter Gateways, über die Option zur spartenübergreifenden Bündelung (bei der über die Smart Meter Gateways auch das Medium Wärme abgerechnet wird) unter Berücksichtigung der Durchdringungsrate der intelligenten Messsysteme (iMSys). Wir gehen in der Untersuchung von vorhandener Funkinfrastruktur aus, sowohl beim Submetering als auch beim Smart Metering Szenario. D.h. wir gehen davon aus, dass die Infrastruktur aufgrund vorherrschender Rahmenbedingungen (gesetzliche Vorgaben, bzw. notwendige Infrastruktur) installiert worden ist oder wird. Insofern setzen wir in unseren Berechnungen keine Kosten für den Austausch bzw. Ersatz von Messgeräten an, d.h. die Wirtschaftlichkeit der Referenzgebäude ist unabhängig vom Szenario. Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Für den Referenzfall beträgt der wirtschaftliche Anteil1 für den Verbraucher 87% (vgl. Abbildung 1) . Bei der Berechnung der Variante des Referenzfalls (d.h. bei unterstellten durchschnittlichen Kosten 1 Für diese Studie wurden die Referenzgebäude anhand der Flächenverteilung gewichtet und auf dieser Basis der Gesamtanteil der wirt- schaftlichen Fälle berechnet (Kapitel 5.2) 6 BUIDE15917 für die unterjährige Verbrauchsinformation in Höhe von 20 statt 30 Euro) steigt der wirtschaftliche Anteil auf 96%. Die Berechnungen zeigen, dass bei einer Einsparung in Höhe von 5% unabhängig von den Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation der Anteil der wirtschaftlichen Flächen2 sehr hoch ist. Die Sensitivitätsanalysen zeigen, dass bei einer geringeren Einsparung (3 %) die Höhe der Kosten für die Verbrauchsinformation (20 oder 30 Euro/WE) einen signifikanten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit hat. Sind bei den niedrigeren Kosten (20 Euro/WE) mehr als drei Viertel wirtschaftlich, so ist im Fall der höheren Kosten die Maßnahme in keinem Fall wirtschaftlich. Die Sensitivitätsanalyse zeigt auch, dass der Einfluss des Energiepreises auf den Anteil der Wirtschaftlichkeit nur geringen Einfluss hat. Abbildung 1: Anteil der Wirtschaftlichkeit im Referenzfall (5% Einsparung, Kosten für unterjährige Verbrauchsinformation pro Wohneinheit: 30 Euro pro Jahr, moderate Energiepreissteigerung) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Referenzfall (bzw. in der Variante), d.h. bei 5 % unterstellter Einsparung die unterjährige Verbrauchsinformation für einen hohen Anteil wirtschaftlich ist, unabhängig von den Kosten der Dienstleistung und der Energiepreissteigerung. Bei einer geringeren Einsparung (3 %) hat die Höhe der Kosten für die Verbrauchsinformation jedoch einen signifikanten Einfluss auf Wirtschaftlichkeit. Während die Maßnahme bei 20 Euro pro Wohneinheit und Jahr in der Mehrzahl der Fälle wirtschaftlich ist, ist sie bei 30 Euro fast immer unwirtschaftlich. Allerdings sind die Kosten, die im Falle einer Unwirtschaftlichkeit auftreten, bei fast allen Referenzgebäuden, die im Bestand häufig vorkommen, mit 0 bis 10 Euro pro Jahr relativ gering (und damit auch das Verlustrisiko für den Nutzer). Ein volkswirtschaftlicher Beitrag an Energie und CO2 Einsparung bleibt weiterhin bestehen. Die Energiepreissteigerung hat keinen signifikanten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit. 2 Vgl. Kapitel 5.2 7 BUIDE15917 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation von 2017-2020 Der NAPE weist prognostizierte Einsparungen bis 2020 aus [BMWi, 2014b]. Um die in der vorliegenden Studie berechneten Einsparungen der Referenzgebäude politisch einzuordnen, wurden diese für den Zeitraum 2017–2020 berechnet und auf den Gebäudebestand extrapoliert. Dabei wurde marktgetriebene Durchdringungsraten für die funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung unterstellt (vgl. Tabelle 12). Im Referenzfall belaufen sich die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen in dem betrachteten Zeitraum auf 77 PJ, wobei der Anteil der wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen an den (technisch erzielbaren) Gesamteinsparungen mit 87 % relativ hoch ist. Die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen von CO2 Emissionen liegen bei 5,4 Mt im Referenzfall. Einen Überblick über die Ergebnisse der verschiedenen Berechnungen gibt folgenden Tabelle. Tabelle 1: Zusammenfassung der Einsparungen von 2017 – 2020 Berechnung Referenzfall Variante des Referenzfalls Sensitivität 1 Sensitivität 2 Sensitivität 3 Sensitivität 4 Technische Wirtschaftliche Monetäre Einsparung Einsparung Einsparung Wirtschaftlicher Anteil Endener- CO2 Emissi- Endenergie CO2 Emissio- gie [PJ] onen [Mt] [PJ] nen [Mt] 89 6,2 77 5,4 1.811 87 % 89 6,2 85 5,9 1.959 96 % 53 53 89 53 3,7 3,7 6,2 3,7 43 0 77 40 3,0 0 5,3 2,8 1.035 0 1.788 962 82 % 0% 86 % 75 % [Mio €] in % (gewichtet nach m²) Der NAPE prognostiziert eine Höhe der Einsparung von 290 bis 360 PJ Primärenergieverbrauch (PEV) (inklusive der nicht mehr aktuellen steuerlichen Förderung von energetischen Sanierungen in Höhe von 40 PJ). Vor diesem Hintergrund sind die erzielbaren Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation als signifikant einzustufen. 8 BUIDE15917 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation bis 2030 – zwei Szenarien Im Zusammenhang mit den Klimaschutzzielen und dem NAPE ist relevant, wie viel Endenergie bzw. CO2 Emissionen eingespart werden können und wie dies am schnellsten realisiert werden kann. Um Aussagen darüber treffen zu können, wurden zwei Szenarien miteinander verglichen. Dabei wurden a) die möglichen Endenergieeinsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation unter Berücksichtigung von Submetering (marktgetrieben) und b) durch Berücksichtigung von Smart Metering (regulatorisch getrieben) untersucht. Die zugrundeliegenden Annahmen sind in Kapitel 5 beschrieben. Die Ergebnisse pro Szenario sind in Kapitel 6.3 beschrieben. In 2030 können im Smart Metering Szenario 15 PJ eingespart werden, wobei 3 PJ auf Einfamilienhäuser (EFH) und 12 PJ auf Mehrfamilienhäuser (MFH) entfallen. Vor dem Start des regulatorischen Smart Meter Rollouts besteht in diesem Szenario nur ein minimales Energieeinsparpotenzial, d.h., dass in diesem Szenario nur ein minimaler Beitrag zum NAPE geleistet werden kann. Durch die vorhandene funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung kann im Submetering Szenario sofort eine Energieeinsparung gehoben werden (20 PJ im Jahr 2017). Im Jahr 2030 können im Submetering Szenario 31 PJ eingespart werden. Folgende Abbildung verdeutlicht die Verläufe der jeweiligen Szenarien. Abbildung 2: Erzielbare Endenergieeinsparungen im Smart Metering bzw. im Submetering Szenario 9 BUIDE15917 Konservative Vorgehensweise Bei den Berechnungen und zugrundeliegenden Annahmen wurde stets ein konservativer Ansatz verfolgt, mit dem Ziel realistische und richtungssichere Ergebnisse zu produzieren, die prinzipiell die Einsparungen für unterjährige Verbrauchsinformation im Submetering Szenario nicht überschätzen (vgl. auch Tabelle 7). Politische Einordnung der Ergebnisse Für das Jahr 2017–2020 lassen sich im Referenzfall mit der Maßnahme unterjährige Verbrauchsinformation 77 PJ wirtschaftlich einsparen (bei angenommenen 30 Euro Kosten pro WE und Jahr für die unterjährige Verbrauchsinformation). Vor dem Hintergrund der prognostizierten Einsparungen des NAPEs (290 bis 360 PJ (PEV), wovon noch die nicht mehr aktuelle steuerliche Förderung von energetischen Sanierungen in Höhe von 40 PJ abzuziehen wäre) ist die wirtschaftlich, erzielbare Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation als signifikant einzustufen. Die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen bei CO2 Emissionen für den Zeitraum 2017–2020 sind ca. 5,4. Ein Vergleich der beiden Szenarien (Submetering und Smart Metering) zeigt, dass durch unterjährige Verbrauchsinformation schnelle und umfangreiche Einsparungen möglich sind. Eine Koppelung der unterjährigen Information an den geplanten Smart Meter Rollout, der ab 2020 (bei einem Energieverbrauch größer 6.000 kWh pro Jahr) beginnt, kann nur einen geringen Beitrag zum NAPE leisten. Submetering kann durch die vorhandene Infrastruktur kurzfristig sowie mittel- und langfristig einen signifikanten Beitrag leisten das Potenzial durch unterjährige Verbrauchsinformation zu heben. Kurzfristig kann Submetering dazu beitragen, die Lücke im NAPE zu verkleinern bzw. zu schließen. Möchte man die dargestellten Einsparpotenziale der unterjährigen Verbrauchsinformation erschließen, bieten sich generell als politische Maßnahmen Ordnungsrecht, Förderung oder informative Maßnahmen an. 10 BUIDE15917 2 Einleitung 2.1 Hintergrund Um die gesetzten Energie- und Klimaschutzziele für 2020 zu erreichen, hat die Bundesregierung im Dezember 2014 das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 und den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) beschlossen, wobei der NAPE auch zentraler Bestandteil des Aktionsprogramm Klimaschutz ist. Einige politische Maßnahmen, die für die Zielerreichung des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 und des NAPE geplant waren, werden jedoch nicht umgesetzt, so dass alternative Maßnahmen diskutiert bzw. umgesetzt werden: 1. wichtige geplante Einsparungen im Stromsektor sind weggefallen. Statt einem Klimabeitrag (geplante Einsparung bis 2020 von 22 Mt CO2 Äqv) ist eine Stilllegung plus Reserve für Braunkohlekraftwerke (11 Mt CO2 Äqv), eine Aufstockung der KWK Förderung von 0,5 auf 1,5 Mrd. Euro (4,0 Mt CO2 Äqv), zusätzliche Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz (5,5 Mt CO2 Äqv) und eine Minderung der Braunkohlewirtschaft (1,5 Mt CO2 Äqv) geplant [BMWi, 2015d] [BMWi, 2015g]. 2. anstelle der beschlossenen steuerlichen Förderungen von energetischen Gebäudesanierungen (40 PJ resp. 2,1 Mt CO2 Äqv) soll das neue Anreizprogramm Energieeffizienz die Energieeffizienz steigern. Das Fördervolumen beträgt 165 Mio. Euro. Gefördert werden Investitionszuschüsse für Brennstoffzellen-Heizung, mehr Förderung von effizienter Heizungstechnik, Sonderförderung von Maßnahmenkombinationen für Energieeffizienz- UND Wohnwertsteigerung. Begleitet werden die Maßnahmen durch umfassende Qualitäts-, Beratungs- und Bildungsoffensiven [BMWi, 2015f]. Die Wirkungen der geplanten Maßnahmen werden nicht genannt. Im Kontext dieser Diskussion erscheint es notwendig, über alternative Maßnahmen nachzudenken, die weitere Minderungspotenziale erschließen. Die hier vorliegende Studie untersucht deshalb, ob unterjährige Verbrauchsinformation zum Wärmeverbrauch in diesem Kontext eine Rolle spielen kann. Diese wird häufig im Zusammenhang mit Nutzerverhalten gesehen. Die unterjährige Verbrauchsinformation als zeitnahe und transparente Information zum Energieverbrauch, soll dem Verbraucher die Möglichkeit geben, seinen Energieverbrauch zu reduzieren. Grundsätzlich ist die unterjährige Verbrauchsinformation über zwei Wege möglich: 1. Einerseits kann die unterjährige Verbrauchsinformation über die vorhandene Infrastruktur für die jährliche Abrechnung (Submetering) erfolgen. Dabei hat sich seit der verpflichtenden Einführung der individuellen Verbrauchserfassung und –abrechnung in Mehrfamilienhäusern seit Anfang der 1980er Jahre gezeigt, dass sich alleine durch die Abrechnung jährlich signifikante Wärmemengen einsparen lassen. 11 BUIDE15917 2. Andererseits kann die unterjährige Verbrauchsinformation im Wärmebereich auch über eine spartenübergreifende Bündelung (bei der über die Smart Meter Gateways auch das Medium Wärme abgerechnet wird) an Smart Meter erfolgen. Die geplante Einführung von Smart Metern ist im Entwurf eines Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende beschrieben. Es schafft eine Messsystemverordnung, eine Datenkommunikationsverordnung und eine „Rollout“-Verordnung. Die Rollout-Verordnung regelt alle Fragen des Rollouts (wer ist wann zum Einbau verpflichtet?) und der Finanzierung. Die Messstellentechnik wird zeitlich gestaffelt kommen. Für Messstellen mit einem Stromverbrauch von mehr als 10.000 kWh pro Jahr soll die Einführung ab 2017 beginnen, für Anlagen mit einem Verbrauch von 6.000 bis 10.000 kWh pro Jahr ab 2021. Für die technische Umrüstung sind Zeiträume von 8 bis 16 Jahren angesetzt. Für Kleinverbraucher und Haushaltkunden mit Jahresverbräuchen unter 6.000 kWh ist eine "optionale Ausstattung" mit intelligenter Messtechnik ab 2020 vorgesehen [BMWi, 2015e]. Im Rahmen dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob - und wenn ja, auf welche Weise - eine unterjährige Verbrauchsinformation im Wärme-/Warmwasserbereich wirtschaftlich und möglichst schnell umgesetzt werden kann. Dazu wurden zwei Szenarien im Wärmebereich gerechnet: 1. Szenario 1: auf Basis der vorhandenen fernauslesbaren Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung (Submetering) unter Berücksichtigung der Durchdringungsrate der funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung. 2. Szenario 2: auf Basis eines Smart Meter Gateways, über die spartenübergreifende Option zur Bündelung (bei der über die Smart Meter Gateways auch das Medium Wärme abgerechnet wird) unter Berücksichtigung der Durchdringungsrate der intelligenten Messsysteme (iMSys). Bei den Berechnungen und zugrundeliegenden Annahmen wurde stets ein konservativer Ansatz verfolgt, mit dem Ziel realistische und richtungssichere Ergebnisse zu produzieren, die die Einsparungen für unterjährige Verbrauchsinformation im Submetering Szenario nicht überschätzen. 2.2 Ziele der Studie In diesem Kontext lassen sich die Leitfragen der Studie ableiten: 1. Wie hoch ist das Einsparpotenzial durch die unterjährige Verbrauchsinformation und ist es wirtschaftlich erschließbar? 2. Wie kann das Einsparpotenzial durch unterjährige Verbrauchsinformation möglichst schnell gehoben werden und dadurch sofort einen Beitrag zum NAPE leisten? 3. Was kann Submetering langfristig zur Energiewende beitragen? Die Studie führt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung für unterschiedliche Jahre durch und berechnet die erzielbaren monetären, energetischen und CO2-Einsparungen für beide Szenarien. Darüber hinaus 12 BUIDE15917 ordnet sie politisch ein, welche Maßnahme im Rahmen des NAPE bzw. Klimaschutzprogramms der Bundesregierung zielführender ist. Im Weiteren gibt die Studie einen Ausblick, welche Möglichkeiten neben den direkten Energieeinspareffekten durch unterjährige Verbrauchsinformation und Submetering im Zusammenhang mit SMART HOME bestehen. Sie zeigt zukünftige Anwendungsfelder auf, die bei einer Umsetzung der unterjährigen Verbrauchsinformation auf Basis der vorhandenen Submetering-Struktur kurzfristig, ggf. aber auch mittelfristig bis langfristig erschlossen werden können. Die Studie wurde im Auftrag der ista Deutschland GmbH verfasst. 13 BUIDE15917 3 Politischer Rahmen 3.1 Europäischer politischer Rahmen Die Europäische Union (EU) hat sich zum Schutz des Klimas mit dem „20-20-20 Beschluss“ Ziele zur Minderung der Treibhausgasemissionen, zum Ausbau der erneuerbaren Energien und zur Minderung des Energieverbrauchs gesetzt. Bis 2020 sollen demnach die Treibhausgasemissionen um 20 % gegenüber 1990 reduziert werden, der Anteil von Erneuerbaren Energien soll auf mindestens 20 % steigen und durch Effizienzverbesserungen sollen mindestens 20 % des für 2020 prognostizierten Energieverbrauchs eingespart werden. Weiterhin haben sich die Mitgliedstaaten im neuen EU/ Energie/ und Klimarahmen bis 2030 darauf verständigt, die EU internen Treibhausgase um mindestens 40 Prozent bis 2030 gegenüber 1990 zu mindern, den Anteil Erneuerbarer Energien am Energieverbrauch in der EU bis 2030 auf mindestens 27 Prozent zu steigern sowie mindestens eine Verbesserung der Energieeffizienz bis 2030 auf EUEbene um mindestens 27 Prozent zu erreichen. Mit der EU-Energieeffizienzrichtlinie von Oktober 2012 (RL 2012/27/EU; EED) wurde ein Rechtsrahmen für Energieeffizienz geschaffen. Die Energieeffizienzrichtlinie (EED) hat die effizientere Nutzung von Energie in der gesamten Energiekette zur Erreichung des EU-Energieeinsparziels von 20 % für 2020 zum Ziel. Schlüsselmaßnahmen und –politiken sind die Festlegung nationaler Energieeffizienzziele für 2020, eine Endenergieeinsparung von 1,5 % pro Jahr durch Verpflichtungssystem oder alternative Maßnahmen, Sanierungspläne für den Gebäudebestand, Nationale Anreize für SMEs, Durchführung von Energieaudits (verpflichtend für große Firmen) und die Befähigung von Energieverbrauchern, den Verbrauch besser zu verwalten (Daten/Messung). Im Zusammenhang mit Submetering ist Artikel 10 relevant: Unabhängig davon, ob intelligente Zähler eingebaut werden oder nicht, müssen die Mitgliedsstaaten sicherstellen, dass Endkunden die Möglichkeit bekommen, Abrechnungsinfor- mationen und Abrechnungen in elektronischer Form zu erhalten und auf Anfrage eine klare und verständliche Erläuterung zu erhalten, die das Zustandekommen der Abrechnung erläutert, insbesondere dann, wenn nicht auf den tatsächlichen Verbrauch bezogen abgerechnet wird (vgl. Artikel 10 der EED). 3.2 Deutscher politischer Rahmen Die Bundesregierung hat sich entsprechend Klimaschutzziele gesetzt. Die Emissionen sollen um mindestens 40 Prozent bis 2020 und 80 bis 95 Prozent bis 2050 gegenüber 1990 verringert werden. Das soll vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien und eine Steigerung der Energieeffizienz erreicht werden. Insgesamt sollen die erneuerbaren Energien 40 bis 45 Prozent der Stromerzeugung im Jahr 2025 übernehmen, und 55 bis 60 Prozent im Jahr 2035. Die Reform des Erneuerbaren-Energien- 14 BUIDE15917 Gesetzes 2014 setzt diese Ziele um. Der Primärenergieverbrauch (PEV) soll um 20 % bis 2020 und um 50 % bis 2050 vermindert, der Stromverbrauch um 10 bzw. 25 % im gleichen Zeitraum (jeweils gegenüber 2008) reduziert sowie die damit einhergehende Endenergieproduktivität um durchschnittlich 2,1 % pro Jahr gesteigert werden. Darüber hinaus gibt es sektorale Ziele für Gebäude und Verkehr. Mit den bis Sommer 2014 umgesetzten Maßnahmen, u.a. im Energiekonzept und im Rahmen des Integrierten Energie/ und Klimaprogramms der Bundesregierung, wird Deutschland seine THG Emissionen bis 2020 voraussichtlich nur um etwa 33 bis 34 Prozent reduzieren können. Darüber hinaus haben unterschiedliche Szenarienberechnungen eine Lücke von 9,9 % bis 12,8 % zum PEV Ziel 2020 berechnet (NAPE, S. 10). Daher hat die Bundesregierung im Dezember 2014 das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 und den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz beschlossen, um mit neuen weiteren Maßnahmen die gesetzten Ziele bis 2020 zu erreichen. Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 Das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 enthält Maßnahmen, die bis 2020 umgesetzt werden sollen, um das deutsche Ziel zu erreichen, die Treibhausgasemissionen um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Laut Aktionsplan gehen aktuelle Projektionen davon aus, dass durch die bisher beschlossenen und umgesetzten Maßnahmen bis 2020 eine Minderung der Treibhausgase um etwa 33 bis 34 Prozent (mit einer Unsicherheit von +/- 1 Prozent) erreicht werden kann. Daraus ergibt sich eine potentielle Klimaschutzlücke von 5 bis 8 Prozent. Die Gesamtreduktion der Emissionen der Schlüsselmaßnahmen beträgt bis zu 62 bis 78 Millionen Tonnen CO2 bis zum Jahr 2020. Tabelle 2: Übersicht der Einsparungen der Schlüsselmaßnahmen Beitrag zur Reduktion von Politische Schlüsselmaßnahmen Treibhausgasen (Millionen t CO2 Äqv) Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) Ca. 25 – 30 Mio. t Strategie zu klimafreundlichen Gebäuden und Wohnungen Ca. 5,7 – 10 Mio. t Maßnahmen im Transportsektor Ca. 7 – 10 Mio. t Nicht-Energie zugehörige Emissionen in - Industrie, Gewerbe/Handel/Dienstleistungen, Abfallentsorgung - Landwirtschaft 3 – 7,7 Mio. t 3,6 Mio. t Reform des Emissionshandels Abhängig von der EU Weitere Maßnahmen insbes. Stromsektor 22 Mio. t Quelle: [BMWi, 2014b] [BMWi, 2015d] Allerdings ist im Stromsektor der geplante Klimabeitrag weggefallen (geplante Einsparung bis 2020 von 22 Mt CO2 Äqv), stattdessen ist eine Stilllegung plus Reserve für Braunkohlekraftwerke (11 Mt CO2 Äqv), eine Aufstockung die KWK Förderung von 0,5 auf 1,5 Mrd. Euro (4,0 Mt CO 2 Äqv), zusätzliche Maßnahmen im Bereich Energieeffizienz (5,5 Mt CO2 Äqv) und eine Minderung der Braunkohlewirtschaft (1,5 Mt CO2 Äqv) geplant [BMWi, 2015d] [BMWi, 2015g]. 15 BUIDE15917 Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz Eine zentrale politische Maßnahme des Aktionsprograms ist der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE), der ca. 25-30 Mt CO2 Äqv (einschließlich Gebäude-Energieeffizienz) zur Zielerreichung beitragen soll. Zusätzlich soll er sicherstellen, dass die Energieeffizienzziele eingehalten werden können. Die Höhe der prognostizierten energetischen Einsparungen ist in folgender Tabelle zusammengefasst. Tabelle 3: Sofortmaßnahmen & prognostizierte Einsparung im NAPE Prognostizierte Einsparung bis 2020 PEV in PJ Maßnahme Qualitätssicherung & Optimierung der bestehenden Energieberatung 4,0 PJ Steuerliche Förderung von energetischen Sanierungen 40,0 PJ Weiterentwicklung des CO2-Gebäudesanierungsprogramms 12,5 PJ Förderung Contracting (einschließlich Ausfallbürgschaften) 5,5 – 10,0 PJ Nationales Effizienzlabel für Heizungsaltanlagen 10,0 PJ 72,0-76,5 PJ Nationale Top-Runner-Strategie 85,0 PJ Einführung eines wettbewerblichen Ausschreibungsmodells Pilotprogramm „Einsparzähler“ 26,0-51,5 PJ 111,0-136,5 PJ Weiterentwicklung der KfW-Energieeffizienzprogramme 29,5 PJ Initiative Energieeffizienznetzwerke 74,5 PJ Energieauditpflicht für Nicht-KMU 50,5 PJ 154,5 PJ Weitere Sofortmaßnahmen des NAPE & Maßnahmen ab 2012 43,0 PJ Effekte der weiterführenden Arbeitsprozesse 40,0 PJ 40,0-83,0 PJ Quelle: [BMWi, 2014b] In der Zwischenzeit ist die steuerliche Förderung von energetischen Gebäudesanierungen (40 PJ resp. 2,1 Mt CO2 Äqv) nicht beschlossen worden. Die entstehende Lücke soll das neue Anreizprogramm Energieeffizienz schließen. Das Fördervolumen beträgt 165 Mio. Euro. Gefördert werden Investitionszuschüsse für Brennstoffzellen-Heizung, mehr Förderung von effizienter Heizungstechnik, Sonderförderung von Maßnahmenkombinationen für Energieeffizienz- UND Wohnwertsteigerung. Begleitet werden die Maßnahmen durch umfassende Qualitäts-, Beratungs- und Bildungsoffensiven [BMWi, 2015f]. Die Wirkungen der geplanten Maßnahmen werden nicht genannt. Es kann vermutet werden, dass die alternativen Maßnahmen die Lücke nicht schließen können. 16 BUIDE15917 Entwurf eines Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende Eckpunktepapier Im Zusammenhang der Studie ist die geplante Einführung von Smart Metern, die im Entwurf eines Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende [BMWi, 2015e] beschrieben ist, auch relevant. Das Gesetz ersetzt das angekündigte Verordnungspaket zum Smart Meter Rollout. Es enthält auch die bereits als Entwurf veröffentlichte Messsystemverordnung (§§ 19-28). Es definiert den angestrebten Ausstattungsgrad der Zählpunkte mit modernen Stromzählern (MZ, elektronische Zähler ohne Fernkommunikation, vormalige Bezeichnung „intelligente Zähler“) und intelligenten Messsystemen (iMSys, mit Fernkommunikation), sowie die anerkannten Kostengrenzen, die abhängig vom Stromverbrauch sind (§31). Es regelt die Zuständigkeit für moderne Stromzähler und intelligente Messsysteme, insbesondere Möglichkeiten der Ausschreibungen des Messbetriebs (§ 41) und es regelt die Rechte von Anschlussnehmern (z.B. Vermietern) und Anschlussnutzern (z.B. Mietern) sowie Erzeugern, die Ausstattung mit intelligenten Messsystemen zu verlangen oder zu beauftragen und mit Wärmeablesung zu bündeln (§§ 6, 39 - 40). Intelligente Messsysteme sind für Jahresverbräuche von weniger als 6000 kWh optional einbaubar, allerdings unter Beachtung von engen Kostenobergrenzen. Die vorgesehenen Einbauzeiträume im Gesetzentwurf sind gegenüber dem Eckpunktepapier leicht angepasst worden (siehe Tabelle 4). Es gibt allerdings keine wesentlichen Verschiebungen. Tabelle 4: Verbrauchsgrenzen und Kostenobergrenzen gem. § 31, ohne –EEG/KWK Jahresverbrauch [kWh] Kostenobergrenze [€/a] 0 – 2.000 2.000 – 3000 3.000 – 4.000 4.000 – 6.000 6.000 – 10.000 10.000 – 20.000 20.000 – 50.000 50.000 – 100.000 > 100.000* Unterbrechbare Verbrauchseinrichtungen lt. § 14a EnWG (z.B. Wärmepumpen) 23 30 40 60 100 130 170 200 nicht festgelegt 100 Ausrollzeitraum lt. Arbeitsentwurf des Gesetze Ausrollzeitraum lt. Eckpunktepapier des BMWi ab 2020 (optional) entfällt 2020 2017 2017 2017 2017 – – – – – 2028 2025 2025 2025 2032 2021 – 2028 2019 – 2026 2017 - 2032 2017 - 2032 2017 – 2024 * ab einem Jahresverbrauch von 100.000 kWh wird heute die registrierende Leistungsmessung eingesetzt 17 BUIDE15917 4 Unterjährige Verbrauchsinformation Es ist naheliegend, dass (bessere) Information über den Energieverbrauch in Form von Feedback einen Effekt auf das Verhalten des Endverbrauchers hat. Als eine Möglichkeit den Energieverbrauch weiter zu reduzieren, wird daher die unterjährige Verbrauchsinformation diskutiert, d.h. der Verbraucher soll - zusätzlich zur jährlichen Abrechnung – durch zeitnahe (z.B. monatliche) und transparente Information zu seinem Energieverbrauch in die Lage versetzt werden, sein Verhalten kurzfristig zu ändern. Um die Effekte einer verbesserten Information zu quantifizieren, sind verschiedene Studien durchgeführt worden. Allerdings kommen diese zu unterschiedlichen Ergebnissen, da sie oft auf Feldstudien beruhen, in denen verschiedene Informationsstrategien angewandt werden, wie z.B. Bereitstellung von Verbrauchsinformationen mit unterschiedlicher Detailtiefe, wie z.B. Echtzeitkonsum, Zeitpunkt der Nutzung, Vergleiche, Benchmarks. Bezogen auf die Abrechnung und Informationen zur Abrechnung werden verschiede Aspekte untersucht, wie z.B. Informationen zu aktuellen Energiepreisen [Ea Energy Analyses, 2015]. Vorliegende Studie geht daher im Folgenden auf aktuelle Literatur und Studien ein und fasst deren Ziele, Methodik und Ergebnisse kurz zusammen. 4.1 Dena – Modellprojekt „Bewusst heizen, Kosten sparen“ Die dena-Studie „Bewusst heizen, Kosten sparen“ ist eine Feldstudie und wird von der Deutschen Energie-Agentur dena gemeinsam mit der ista Deutschland GmbH, dem Deutschen Mieterbund e. V. und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) im Zeitraum von 2013 bis 2016 umgesetzt [Deutsche Energie-Agentur (dena), 2015].3 Zielsetzung der Studie ist es, das Energieeinsparpotenzial im Wärmebereich zu evaluieren, welches durch eine monatliche und transparente Verbrauchsabrechnung bzw. –information gehoben werden kann. Weiterhin will die Studie mögliche Optimierungspotenziale bei der Nutzung des dafür verwendeten Energiedatenmanagements identifizieren. Methode Die Ergebnisse der Studie basieren derzeit auf analysierten und ausgewerteten Daten der Jahre 2012/2013, 2013/2014 und 2014/2015 (Heizperioden 0 bis 2). Die Liegenschaften von drei Wohnungsbaugesellschaften in Berlin, München und Essen stammen nach Angaben der dena aus der Zeit zwischen 1905 und 2009. Die Gebäude sind ausschließlich Mehrfamilienhäuser. Die Mieter der verschiedenen Modellregionen werden in vier unterschiedliche Gruppen eingeteilt: „Teilnehmer TN“ und 3 Als weitere Partner beteiligen sich als Wohnungsbaugesellschaften die Allbau AG in Essen, die GWG Gruppe in München sowie der Vaterlän- dische Bauverein e. G. in Berlin am Projekt. 18 BUIDE15917 „Wirkungstester WT“ (zusammen 190 Miethaushalte) sowie „Indirekt Beeinflusste IB“ und die „Kontrollgruppe KG“. Die Unterscheidung der Gruppen zeichnet sich durch den Informationsgrad aus, siehe folgende Tabelle: Tabelle 5: Übersicht zu Mietergruppen im Modellvorhaben Bezeichnung Kürzel Teilnehmer TN Wirkungstester WT Indirekt Beeinflusste Kontrollgruppe IB KG Informationsgrad Aktive Teilnahme, Informationsbroschüre, Teilweise Energieberatung, monatliche Verbrauchsinformation Teilnahme aufgrund Sonderzahlung, Informationsbroschüre, monatliche Verbrauchsinformation Keine Studienteilnahme, Austausch mit anderen Mietern, Verbrauchsinformationen über jährliche Abrechnung Vergleichbare Liegenschaften aus ganz Deutschland, Verbrauchsinformationen über jährliche Abrechnung Anzahl 139 51 488 7.955 Zusammenfassung der Ergebnisse Insgesamt erreichte die Teilnehmergruppe „TN“ eine Einsparung von 16 % in der 2. Heizperiode 2013/2014, verglichen mit der Heizperiode 0 von 2012/2013. Die Gruppe der Wirkungstester „WT“ und der Indirekt Beeinflussten „IB“ sparten rund 18 % bzw. 11 % ein. Gleichzeitig erhöhte sich der Verbrauch der Kontrollgruppe um 1%. Die Studie weist eine durchschnittliche Einsparung in Höhe von 12 % aus (Veränderung des Verbrauchs in Heizperiode 2 gegenüber Verbrauch in Heizperiode 0, d.h. Heizperiode 2014/2015 gegenüber 2012/2013). Eine erste Auswertung im Vorjahr (Heizperiode 1, d.h. Heizperiode 2013/2014) wies eine Einsparung in Höhe von 9 % aus. Zusammenfassend kommt die Feldstudie zu dem Ergebnis, dass eine regelmäßige Information über dem Wärmeverbrauch zu einer nachhaltigen Senkung der Endenergie zum Heizen führt. 19 BUIDE15917 Abbildung 3: Reduktion des Heizungsverbrauchs [Deutsche Energie-Agentur, 2014] 4.2 Subannual Billing Information for Heating and Water Costs Die Meta-Studie des Institute For Future Energy Consumer Needs (FCN) an der RTWH Aachen [Madlener et al., 2014] wurde im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Heiz- und Wasserkostenverteilung e.V durchgeführt. Sie untersucht die Effektivität und das Design verschiedener Feedbackarten mit dem Ziel, zu analysieren, welche Arten von Feedback und welche Frequenz des Feedbacks eine Verhaltensänderung herbeiführen. Die analysierten Studien wurden in europäischen Ländern (Niederlande, Deutschland, Finnland, Skandinavien) und in den USA durchgeführt. Methode Es wurden 72 internationale Untersuchungen betrachtet, die z.T. über mehrere Jahre gingen. Je nach untersuchter Studie wurden der Energieverbrauch für Warmwasser, Raumwärme- und/oder Strom untersucht. Die Metastudie unterscheidet nach folgenden Feedbackarten: von technisch einfachen Arten (wie z.B. Papierform, E-Mail oder Websites) über Smartphone-Apps zu technisch komplexeren Unterschieden (z.B. In-home displays). Zusammenfassung der Ergebnisse Die Meta-Studie kommt zu dem Schluss, dass durch unterjährige Verbrauchsinformation Einsparungen in der Spanne von 7 bis 12 % des Grundverbrauchs beim jährlichen Heiz- und Warmwasserverbrauch erzielt werden können. Zwar gab es auch Studien, in denen kein Langzeiteffekt oder ein nachlassender Effekt bei Einsparungen beobachtet werden konnte (z.B. nach Demontage der Displays oder bei nachlassender Nutzung dieser), generell konnte jedoch eine dauerhafte Veränderung des Nut- 20 BUIDE15917 zerverhaltens beobachtet werden. Dabei spielen laut Studie der Energieträger und die Informationsform selbst eine untergeordnete Rolle. Vielmehr scheint die Verständlichkeit und Klarheit sowie eine ausreichende Häufigkeit entscheidend für die Einspareffekte zu sein. Die Übertragbarkeit auf uneinheitliche Nutzergruppen wurde ebenfalls untersucht. Es konnte bei den meisten Studien ein hohes Maß an Heterogenität aufgrund verschiedenster Charakteristika wie Haushaltsgröße oder Studienbedingungen festgestellt werden, wobei nicht alle Einflussfaktoren identifiziert werden konnten. Sozio-ökonomisch betrachtet konnte bei Verbrauchern, die nur einen geringen Teil ihres Haushaltseinkommens für Energie aufwenden geringere Anreize für Einsparungen beobachtet werden. Das herausfallen von Studienteilnehmern, insbesondere bei den untersuchten Langzeitstudien, kann dazu führen, dass beobachtete Einsparungen überschätzt werden. Als Barrieren für die Effektivität des Feedbacks werden ein Überfluss an Information, fehlende konkrete Verhaltenstipps, Investitionskosten, technischer Aufwand, individuelle Charakteristika und soziale Struktur festgestellt [Madlener et al., 2014]. 4.3 Impact of Feedback about energy consumption Die dänische Energieagentur hat eine Metastudie veröffentlicht, die die Ergebnisse von Studien über unterschiedlich lange Zeiträume (einem Monat bis hin zu drei Jahren) aus den Jahren 1979 bis 2015 und aus 14 verschiedenen Ländern bezüglich der Verbraucherinformationen und den Energieeinsparpotenzialen vergleicht. Die Studie bewertet die unterschiedlichen Quellen und weist ein durchschnittliches Einsparpotenzial für Strom und für Raumwärme (getrennt nach Strom und Wärme) aus. Dabei differenziert die Studie auch nach verschiedenen Feedbackarten. Methode Die Metastudie untersucht insgesamt 39 Quellen, wovon 24 Feldstudien und 15 Berichte und andere Studien sind. Die dänische Studie differenziert alle Quellen dabei nach den drei Endenergiekategorien Strom, Strom für Heizen und Wärme durch Gas-/ Fernwärme. Im weiteren Analyseprozess werden die einzelnen Studien anhand verschiedener Indikatoren wie Stichprobenumfang, Berücksichtigung einer Kontrollgruppe, die einen Vorher-Nachher-Vergleich ermöglicht, Dauer der Studie sowie Teilnehmeranmeldung, Auswahl der Kontrollgruppe und nach Art des Feedbacks anhand eines Punktesystems bewertet und deren Ergebnisse dementsprechend gewichtet. Zusammenfassung der Ergebnisse Die Metastudie kommt unter Berücksichtigung der verschiedenen Feedbackarten und der unterschiedlich detaillierteren Verbraucherinformationen auf eine durchschnittliche Einsparung von 2 % für Strom und 3 % für Wärme jährlich. 21 BUIDE15917 Abbildung 4: Resultate der analysierten Studien [Ea Energy Analyses, 2015] Wird die Verbrauchsinformation dem Verbraucher lediglich durch eine häufige Abrechnung (mindestens vierteljährlich) mitgeteilt, ist die Einsparung geringer (1-2 %). Wird dem Verbraucher ein detaillierter aufbereitetes Feedback (disaggregiert nach Kosten, Zeit und Last) zur Verfügung gestellt, so führt dies zu höheren Einsparungen (3 %), insbesondere für Heizzwecke. Die Studie berücksichtigt Ergebnisse aus zahlreichen Länder und aus verschiedenen Jahren und verschieden langen Zeiträumen. Aufgrund der unterschiedlichen Rahmenbedingungen (z.B. gesetzlicher Rahmen in den Ländern, Energiepreise, etc.) können die Ergebnisse eine Richtung aufzeigen, aber nicht ohne genauere Analyse der spezifischen Gegebenheit eins zu eins übertragen werden. Die dänische Studie weist in ihrer Zusammenfassung darauf hin, dass die Qualität der Studien unterschiedlich ist und die Ergebnisse einen Grad an Unsicherheit aufweisen. Prinzipiell werden die Einsparungen in Prozent angegeben. Die absoluten Einsparungen, bzw. die Gebäudetypen, bei denen die Einsparungen erzielt worden sind, bleiben unklar. [Felsmann and Schmidt, 2013] beschreiben in ihrer Studie das Phänomen, wonach die absoluten Einsparungen an Endenergie mit verbesserter Gebäudehülle sinken, die relativen Einsparungen jedoch ansteigen. Die in der dänischen Studie ausgewiesenen Einsparungen sind ohne Kenntnis der zugrunde liegenden Zusammensetzung der Gebäudestruktur (Altersstruktur) nur bedingt übertragbar. Je nach Datengrundlage würden die auf den realen Gebäudebestand extrapolierten Einsparungen geringer oder höher ausfallen. 22 BUIDE15917 4.4 Wirtschaftlichkeit von Systemen zur Erfassung und Abrechnung des Wärmeverbrauchs Das Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG) hat ein Gutachten zur Wirtschaftlichkeit der unterjährigen Verbrauchsinformation [ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden, 2014] im Zeitraum vom April 2013 bis zum Januar 2014 durchgeführt. Methode Die Studie untersucht verschiedene Modellgebäude und Wärmedämmstandards, damit ein möglicher Einfluss von Gebäudegröße und/oder Wärmeschutzniveau auf die Wirtschaftlichkeit erkennbar wird. Es werden drei verschiedene Gebäude betrachtet, die den Gültigkeitsbereich der Heizkostenverordnung abdecken sollen. Basierend auf dem Wärmeschutzstandard für Neubauten nach EnEV 2009 werden verschiedene Wärmeschutzniveaus bis hin zur WSchVO78 berücksichtigt. Das ITG Gutachten legt ein Einsparpotenzial von 5 % für die Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit am gesamten Endenergieverbrauch (Wärme für Heizung und Warmwasser) zu Grunde. In drei Szenarien werden für die Mehrkosten der Dienstleistungen der webbasierten Verbrauchsanalyse mittlere Kosten von 15 €/a, 30 €/a und 60 €/a angesetzt und fließen so in die wirtschaftlichen Berechnungen ein. Zusammenfassung der Ergebnisse Die Studie sagt in Bezug auf die webbasierte unterjährige Verbrauchsanalyse beim Einsatz von elektronischen Heizkostenverteilern oder Wärmemengenzählern in Mehrfamilienhäusern mit mittlerer Wohnungsgröße aus, dass unter Berücksichtigung von aktuellen Randbedingungen eine Wirtschaftlichkeit nicht allgemeingültig gegeben ist. Des Weiteren besagt das Gutachten, dass eine jährliche Abrechnung bzw. Abrechnungsinformation des Energieverbrauchs an Wärme und Warmwasser mittelfristig für Wohngebäude als schwer realisierbar gilt, da unter anderem auch ein erhöhter Kommunikationsaufwand notwendig sei, der zu Problemen im Abrechnungsprozess mit dem Verbraucher führt. Die Studie gewichtet die Ergebnisse der untersuchten Baualtersklassen nicht nach dem realen Gebäudebestand in Deutschland. 4.5 Schulgebäude im Langzeit-Monitoring Die Studie des BINE-Informationsdienstes „Schulgebäude im Langzeit-Monitoring“ analysiert den dynamischen Betrieb bzw. Primärenergieverbrauch des Gesamtsystems einer Schule, welcher durch ein mehrjähriges Monitoring-Projekt begleitet und optimiert wird. In den ersten drei Jahren wurde ein kontinuierliches wissenschaftliches Intensiv-Monitoring betrieben. Die folgende Abbildung zeigt, dass eine 30 %-ige Primärenergieeinsparung durch Monitoring und anschließende Parameteroptimierung möglich ist. Jedoch zeigt sie auch, dass der Verbrauch nach Aussetzen des Intensivmonitorings wieder ansteigt. Während des Intensivmonitorings konnte v.a. der 23 BUIDE15917 hohe Anteil am Stromverbrauch durch die raumlufttechnischen Anlagen gesenkt werden. Um letztendlich dieses energieeffiziente Niveau langfristig ohne wissenschaftliche Begleitung zu erhalten, wurde ein Langzeit-Monitoring eingeführt. Abbildung 5: Entwicklung des Stromverbrauchs einer Schule [BINE Informationsdienst, 2015] 4.6 Zusammenfassung und Einschätzung Es gibt Feldversuche, die vielsprechend sind und ein hohes Einsparpotenzial ausweisen (z.B. 9 % bis 12 %, vgl. Kapitel 4.1). Das Gutachten des ITG geht für seine Analyse von einer Einsparung in Höhe von 5 % für Deutschland aus, gewichtet jedoch die Ergebnisse der verschiedenen Referenzgebäude nicht (Kapitel 4.4). Die beiden Metastudien (dänische Studie und Aachener Studie) weisen ein Einsparpotential von 3 % bzw. 7-12 % aus. Sie berücksichtigen eine Vielzahl an Studien mit unterschiedlichen Randbedingungen, was sie nur bedingt übertragbar macht (Kapitel 4.2 und 4.3). Ein Vergleich der dänischen Studie mit der Aachener Studie zeigt, dass sich ungefähr 50 % der in die Literaturanalyse einbezogenen Studien decken. Die Studie der dänischen Energieagentur weist grundsätzlich eine transparentere Vorgehensweise sowie Auswertung der Ergebnisse auf. So findet sich in der dänischen Studie eine genaue nummerische Darstellung der analysierten Studien, differenziert nach Endenergieträger (Stromverbrauch, Stromverbrauch einschließlich elektrisches Heizen und Wärmeverbrauch) mit Berücksichtigung der Feedback-Arten. Die dänische Studie kommt zum Ergebnis, dass je nach Feedbackart (direkt und indirekt) der Verbrauchsinformation unterschiedliche Einspareffekte auftreten. Die Aachener Studie dagegen kommt 24 BUIDE15917 zu der Schlussfolgerung, dass die Arten des Feedbacks sowie der Endenergieträger von geringerer Bedeutung sind, jedoch vielmehr die Verständlichkeit und ausreichende Häufigkeit des Feedbacks entscheidend für die Höhe des Einspareffektes. Die abschließende Ermittlung des Einsparpotenzials in Prozent erfolgt bei der dänischen Studie unter Gewichtung der Qualität einer Studie, aus der Aachener Studie geht nicht hervor, ob und wie die in den untersuchten Studien ermittelten Einsparungen gewichtet wurden. Bei beiden Studien bleiben die absoluten Einsparungen und die Gebäudetypen, bei denen die Einsparungen erzielt worden sind, unklar. Aufbauend auf der Literaturanalyse haben wir uns dem ITG Gutachten angeschlossen und rechnen mit 5% Einsparung im Referenzfall. Im Licht der vielversprechenden Ergebnisse des dena Feldtestes kann dies im Sinne der konservativen Vorgehensweise als vergleichsweise niedriger Wert angesehen werden. Zusätzlich wurde für die Sensitivitätsanalyse eine Einsparung von 3 % unterstellt, basierend auf der neuerlich veröffentlichten dänischen Meta Studie [Ea Energy Analyses, 2015], wobei zu hinterfragen ist, ob deren Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen direkt übertragbar sind. 25 BUIDE15917 5 Methodik Ein Ziel der Studie ist die Untersuchung der Wirtschaftlichkeit, die Bestimmung des Einsparpotenzials und die politische Einordnung der Ergebnisse. Dazu untersucht die Studie in diesem Kapitel 1. die Wirtschaftlichkeit für energetische Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation unter Berücksichtigung des tatsächlichen Gebäudebestandes in 2015 (Mehrfamilienhäuser) (siehe Kapitel 5.6) und dessen zukünftige Veränderungen für die Jahre 2017, 2020, 2025, 2028 und 20304. Die Vorgehensweise ist in Kapitel 5.1 und 5.2 beschrieben. 2. die erzielbaren Einsparungen im deutschen Gebäudebestand (Mehrfamilienhäuser) für 20172020 im politischen Kontext (insbesondere NAPE). Die Vorgehensweise ist in Kapitel 5.3 beschrieben. 3. vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele das Energie und CO2 Einsparpotenzial in 2030 für zwei verschiedene Szenarien und wie schnell dieses Potenzial gehoben werden kann. Die Vorgehensweise ist in Kapitel 5.4 beschrieben. 5.1 Vorgehensweise Für die Untersuchung der drei Punkte betrachtet die Studie in einem ersten Schritt die Wirtschaftlichkeit verschiedener Referenzgebäude. Dabei werden der aktuelle Gebäudebestand und seine Entwicklung, d.h. Neubau, Sanierung (Verbesserung der Gebäudehülle, Austausch von Heizungssystemen) sowie reale Energieverbrauchsdaten und Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation berücksichtigt. In einem zweiten Schritt wird darauf aufbauend die Durchdringungsrate der vorhandenen funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung berücksichtigt, um die erzielbaren Einsparungen für den Zeitraum 2017-2020 zu bestimmen und in einem dritten Schritt werden zwei unterschiedliche Szenarien untersucht, wie unterjährige Verbrauchsinformation im Wärme-/Warmwasserbereich wirtschaftlich und möglichst schnell zu Energieeinsparungen führen kann. Wir gehen in der Untersuchung von vorhandener Funkinformationsstruktur aus (sowohl beim Submetering als auch beim Smart Metering). D.h. wir gehen davon aus, dass die Infrastruktur aufgrund vorherrschender Rahmenbedingungen (gesetzliche Vorgaben, bzw. notwendige Infrastruktur) installiert worden ist oder wird. Insofern setzen wir in unseren Berechnungen keine Kosten für den Austausch bzw. Ersatz von Messgeräten angesetzt, d.h. die Wirtschaftlichkeit der Referenzgebäude ist unabhängig vom Szenario. 4 Die Zeitpunkte sind so ausgewählt worden, um a) zu untersuchen, wie schnell das Potenzial erschlossen werden kann (Startjahr 2015 – bis 2017, b) die Einsparungen in den Kontext des NAPEs zu setzen (2020), c) Einsparungen durch Sub – und durch Smart Metering während (2025) und nach dem Roll-out von Smart Metering (2028) vergleichen zu können und d) zu untersuchen, wie sich die Einsparungen nach dem Smart meter Roll out weiterentwickeln. 26 BUIDE15917 5.2 Berechnung der Wirtschaftlichkeit Die Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit wurde für verschiedene Referenzgebäude durchgeführt. Dabei werden insgesamt sieben verschiedene Baualtersklassen für jeweils vier Energieträger untersucht. Die berücksichtigten Baualtersklassen sind Neubau, Saniertes Gebäude, EnEV 2009, EnEV 2002, WSchVO 1995, WSchVO 1978, Altbau vor 1978. Die Energieträger sind Erdgas, Öl, Fernwärme und Strom. Für eine realistische Gewichtung der einzelnen Fälle werden die Verteilung der Baualtersklassen im Gebäudebestand und der Energiemix berücksichtigt. Künftige Veränderungen im Gebäudebestand (Sanierung, Abriss, Neubau) und im Energiemix fließen mit in die Berechnung ein. Die Entwicklung des Gebäudebestandes und des Heizungsmixes richtet sich nach dem Referenzszenario des BEAM² Modells (Integrated Assessment Modelling for Building Stocks) von Bettgenhäuser [Bettgenhäuser, 2013].5 Die Energieverbräuche sind Realverbräuche (gemessene Daten) aus dem Jahr 2014, die von ista zur Verfügung gestellt wurden [ista 7/9/2015]. Insgesamt wurden etwa 70.000 Daten ausgewertet. Es wurden nur Daten verwendet, die Informationen zur Baualtersklasse der Gebäude hatten. Die Daten wurden witterungsbereinigt und plausibilisiert, d.h. Ausreißer wurden nicht berücksichtigt, und dann einem der verschiedenen Referenzgebäude zugeteilt, je nach Baualter, Sanierungsstand und Energieträger. Der durchschnittliche Verbrauch für Raumwärme und Warmwasser, die durchschnittliche Größe des Gebäudes und auch der Wohneinheit ergibt sich aus dem Durchschnitt aller Gebäude für ein Referenzgebäude. Eine Übersicht findet sich in Kapitel 5.6. Für jedes der Referenzgebäude wurden die Kosten und die Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation berechnet. Dabei wurde die jeweilige Endenergie für Raumwärme und Warmwasser, Energiekosten und Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation den Einsparungen durch die unterjährige Verbrauchsinformation gegenübergestellt. Die Wirtschaftlichkeit der Referenzgebäude wurde insgesamt für sechs verschiedene Fälle gerechnet: ein Referenzfall und eine Variante des Referenzfalls und vier Sensitivitätsanalysen. Dabei werden verschiedene Einsparpotenziale und Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation sowie Energiepreissteigerungen unterstellt. Für die Berechnung des Referenzfalls und der Variante des Referenzfalls wurde eine moderate Energiepreissteigerung und basierend auf der Literaturanalyse (vgl. Kapitel 4 bzw. auch 4.6) eine Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation in Höhe von 5% unterstellt. Mit unserer Annahme der Einsparung in Höhe von 5 % im Durchschnitt folgen wir dem Gutachten des Instituts für Technische Gebäudeausrüstung Dresden (vgl. 4.4). Eine neue, länger angelegte Feldstudie der dena ist bis jetzt (3 Heizperioden) vielversprechend und deutet auf höhere Einsparungen hin (vgl. Kapitel 4.1). 5 Eine ausführlichere Beschreibung des Modells findet sich im Anhang, eine detaillierte Beschreibung in der Dissertation von Bettgenhäuser. 27 BUIDE15917 Für die Kosten zur unterjährigen Verbrauchsinformation wurden zwei verschiedene Kostenszenarien angesetzt. Auf Basis von monatlichen Kosten in Höhe von 1-2 Euro pro Monat wurde inklusive einer Preissteigerung bis zum Jahr 2030 mit durchschnittlichen Kosten von 20 bzw. 30 Euro pro Jahr und Wohneinheit (WE) angenommen. Im Sinne eines konservativen Ansatzes (vgl. Tabelle 7) wurden im Referenzfall jährliche Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation in Höhe von 30 Euro unterstellt (und für die Variante des Referenzfalls 20 Euro). Die Sensitivitätsanalysen untersuchen die Auswirkung einer geringeren Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation (es wurden Einsparungen in Höhe von 3 % unterstellt, vgl. auch Kapitel 4.3 bzw. 4.6) bei verschiedenen Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation und gleichbleibender Energiepreise (0 % Energiepreissteigerung). Einen Überblick der durchgeführten Berechnungen gibt Tabelle 6: Tabelle 6: Übersicht der durchgeführten Berechnungen Berechnung Inputparameter Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation Kosten für unterjährige Energiepreis- Verbrauchsinformation steigerungsszenario % EUR pro WE pro Jahr Referenzfall 5 30 moderat Variante des Referenzfalls 5 20 moderat Sensitivität 1 3 20 moderat Sensitivität 2 3 30 moderat Sensitivität 3 5 30 Keine Steigerung Sensitivität 4 3 20 Keine Steigerung Aufbauend darauf wird im nächsten Schritt die Wirtschaftlichkeit berechnet, wobei prinzipiell verschiedene Methoden Anwendung finden können. Für diese Studie wurden die Referenzgebäude anhand der Flächenverteilung gewichtet und auf dieser Basis der Gesamtanteil der wirtschaftlichen Fälle berechnet. D.h. je Gebäudekategorie wurde die durchschnittliche Wohnungsgröße angenommen und für dieses Referenzgebäude bewertet, ob eine unterjährige Verbrauchsinformation wirtschaftlich ist oder nicht. Im Falle einer wirtschaftlichen Referenzgebäudebetrachtung ist dann die gesamte Fläche der Gebäudekategorie als wirtschaftlich bewertet worden6. Der tatsächliche Anteil der wirtschaftlichen Fälle kann davon abweichen, je nach der Verteilung der tatsächlichen Wohnungsgrößen in einer Kategorie. Daher hat Ecofys weitere interne Berechnungen durchgeführt, um einen systematischen Fehler auszuschließen, mit dem Ergebnis dass die Methode zu richtungssicheren Ergebnissen führt. Auf der einen Seite führt diese Methode dazu, dass der Anteil der Wirtschaftlichkeit zu klein abschätzt wird, da der Verbrauch von großen Wohnungen mit hohen Verbräuchen am Anteil der Energieeinsparung als zu gering eingeht. Auf der anderen Seite werden unwirtschaftliche Fälle (eher kleine Wohnungen) unterschätzt werden. So bedeutet z.B. ein Anteil von 0 % Wirtschaftlichkeit in der Realität nicht, dass es keine Fälle geben wird, die wirtschaftlich sind. Auch in diesem Fall ist mit wirtschaftlichen Einsparungen zu rechnen, wenn auch mit eher geringen. Die Berechnung der wirtschaftlichen erzielbaren Einsparungen erfolgt über die Multiplikation des wirtschaftlichen Anteils mit den technisch erzielbaren Einsparungen. Um die Ergebnisse für einzelne Gebäudekategorien zu verifizieren, haben wir die Wirtschaftlichkeit für die entsprechenden Datensätze der ista-Datenbank einzeln betrachtet und dann die Energieeinsparungen für Wohneinheiten, in denen die Maßnahme wirtschaftlich ist, ins Verhältnis zu allen Energieeinsparungen gesetzt. 6 28 BUIDE15917 Der wirtschaftlich ausgewiesene Anteil bezieht sich auf die Gebäude, die potentiell für Submetering in Betracht kommen, d.h. Gebäude, die mit Erdgas, Fernwärme, Öl oder Wärmepumpen, nicht aber über Nachtspeicherheizungen, Pellet oder andere Heizungssysteme beheizt werden. 5.3 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation von 20172020 Für die Einordnung der erzielbaren Einsparungen in den politischen Kontext werden die monetären und sowohl die technischen als auch die wirtschaftlichen Energie- und CO2-Einsparungen für Mehrfamilienhäuser in den Jahren 2017-2020 bestimmt. Dazu werden die Ergebnisse der erzielbaren Einsparungen der Referenzgebäude unter Berücksichtigung des zukünftigen Gebäudebestandes (Mehrfamilienhäuser) und Energiemixes (vgl. Kapitel 5.6) und der Durchdringung der funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung auf den deutschen Gebäudebestand (Mehrfamilienhäuser) extrapoliert. Für die Berechnung der wirtschaftlichen Einsparungen werden die Einsparungen der Referenzgebäude aufsummiert, bei denen die unterjährige Verbrauchsinformation eine wirtschaftliche Maßnahme ist. Die Durchdringung der funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung ist marktgetrieben. Messtechnologie, die an keine funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung angebunden ist, wird nicht berücksichtigt. Die angegebenen Durchdringungsraten basieren auf Prognosen der ista GmbH (auf Basis von Brancheninformationen) (detaillierte Angaben siehe Tabelle 11, Kapitel 5.5.2). 5.4 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation bis 2030 – zwei Szenarien Vor dem Hintergrund, dass der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) die Einsparungslücke vermutlich nicht komplett schließen kann, sind kurzfristig vor allem möglichst schnell erzielbare Energie und CO2-Einsparungen für Deutschland relevant. Mittelfristig sind vor dem Hintergrund der Klimaschutzziele die Höhe der erzielbaren energetischen und CO2-Einsparungen für Deutschland bis 2030 interessant. Um Aussagen darüber treffen zu können, wurden zwei Szenarien miteinander verglichen. Für die Szenarien wurden für die Berechnung der Energie- und der CO2 Emissionseinsparungen der gegenwärtige und zukünftige Gebäudebestand, Energiemix (wie unter Kapitel 5.2 beschrieben) und die Durchdringungsraten der jeweiligen Technologien (funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung bzw. Smart Meter) berücksichtigt (siehe Tabelle 11, Tabelle 12 und Tabelle 13). In einem weiteren Schritt werden die erzielbaren Einsparungen der Referenzgebäude unter Berücksichtigung des zukünftigen Gebäudebestandes und Energiemixes (vgl. Kapitel 5.6) auf den deutschen Gebäudebestand extrapoliert. Szenario 1 (Submetering Szenario) baut auf Basis der vorhandenen Funkinfrastruktur zur jährlichen Abrechnung (Submetering) auf. Es wurden dazu die erzielbaren Endenergie- und CO2-Einsparungen 29 BUIDE15917 durch unterjährige Verbrauchsinformation unter Berücksichtigung der bestehenden und zukünftigen funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung für die Energieträger Erdgas, Öl, Fernwärme und Strom (nur Wärmepumpen) für Mehrfamilienhäuser untersucht. Die Durchdringung der funkbasierten Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung ist marktgetrieben. Messtechnologie, die an keine funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung angebunden ist, wird nicht berücksichtigt. Szenario 2 (Smart Metering Szenario) baut auf Basis eines Smart Meter Gateways, über die spartenübergreifende Option zur Bündelung (bei der über die Smart Meter Gateways auch das Medium Wärme abgerechnet wird) auf. Es wurden die erzielbare Einsparung unter Berücksichtigung des beschlossenen Smart Meter Rollouts [BMWi, 2015a] bestimmt. D.h. es wurden zusätzlich zu den im Submetering Szenario untersuchten Referenzgebäuden auch Einsparmöglichkeiten von Mehrfamilienhäusern mit Nachtspeicherheizungen (Strom) und Einfamilienhäusern, die unter die Smart-Meter-Regelung fallen (d.h. Energieverbrauch größer 6000 kWh pro Jahr) berücksichtigt. Die Durchdringung der Smart Meter ist regulatorisch getrieben, d.h. die Durchdringungsraten sind angenommen, wie im Smart Meter Rollout vorgesehen (siehe Tabelle 13). Darüber hinaus wird die Option zur Bündelung berücksichtigt, wobei wir unsere Annahme als optimistisch einschätzen. Prinzipiell können einer Bündelung technische Hindernisse bzw. Zusatzkosten im Wege stehen. Bei den Berechnungen und zugrundeliegenden Annahmen wurde stets ein konservativer Ansatz verfolgt, mit dem Ziel realistische und richtungssichere Ergebnisse zu produzieren, die prinzipiell die Einsparungen für unterjährige Verbrauchsinformation im Submetering Szenario nicht überschätzen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick: Tabelle 7: Übersicht – konservatives Vorgehen Parameter Konservatives Vorgehen Aufbauend auf der Literaturanalyse unterstellen wir 5 % erzielbare Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation. Damit folgen wir dem Gutachten des ITG. Vor dem Hintergrund vielversprechender Ergebnisse des Dena Feldtestes Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation kann dies als vergleichsweise niedriger Wert angesehen werden und ist somit im Sinne der konservativen Vorgehensweise. Für die Sensitivitätsanalyse wurde eine Einsparung von 3 % unterstellt, basierend auf einer neuerlich veröffentlichten Meta Studie aus Dänemark [Ea Energy Analyses, 2015]. Dabei ist zu hinterfragen ist, ob deren Ergebnisse aufgrund unterschiedlicher Rahmenbedingungen direkt übertragbar sind. Kosten für unterjährige Verbrauchsinformation Energiepreissteigerung Bündelung Für die Kosten haben wir die Unter- und die Obergrenze berücksichtigt. Als Untergrenze wurde eine Energiepreissteigerung von 0% berücksichtigt. Die Bündelung wird als Option angeboten und ist nicht verpflichtend. Wir haben unterstellt, dass in zwei Drittel der Fälle eine Bündelung stattfindet. Dies sehen 30 BUIDE15917 Parameter Konservatives Vorgehen wir als eine optimistische Annahme an, da technische Hindernisse, bzw. Zusatzkosten einer Bündelung im Wege stehen und den Anteil der Bündelungen verringern könnten. 5.5 Parameter Die verwendeten Parameter und Annahmen werden im Folgenden detailliert beschrieben. 5.5.1 Allgemeine Parameter Für die Berechnungen der erzielbaren monetären, energetischen und CO2-Einsparungen werden die folgenden Parameter verwendet: 1. Für die Höhe der Einsparungen werden 5 % unterstellt, basierend auf der Studie des ITG (vgl. Kapitel 4.4). Eine aktuelle Feldstudie der dena kommt zu deutlich höheren Einsparungen in Höhe von durchschnittlich 12 %, eine etwas ältere Studie kommt auf Einsparungen in Höhe von 7 – 12 % (vgl. Kapitel 4.1 und 4.2). Für die Berechnung der Sensitivität werden 3 % erzielbare Einsparung unterstellt, das Ergebnis einer aktuellen dänischen Metastudie (vgl. Kapitel 4.2). 2. Für die Kosten zur unterjährigen Verbrauchsinformation werden zwei verschiedene Kostenszenarien angesetzt. Es werden 1-2 Euro pro Monat unterstellt. Inklusive einer Preissteigerung bis zum Jahr 2030 werden mit durchschnittlichen Kosten von a) 20 und b) 30 Euro pro Jahr und Wohneinheit angesetzt. 3. Kosten für Infrastruktur, d.h. für funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung oder für Smart Meter Gateway werden ausgeklammert. Es wird von einem Ohnehin Austausch ausgegangen (vgl. auch Kapitel 5.4). 4. Für Energiepreise wird auf die Daten des BMWi und des DEPV zurückgegriffen [BMWi, 2015c]; [DEPV - Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband]. 5. Für die Energiepreissteigerungen wird ein moderates Energiepreissteigerungsszenario verwendet und als Sensitivität ein Szenario ohne Preissteigerung gerechnet. 6. Für die Emissionsfaktoren wird auf die Daten von Gemis und BMWi zurückgegriffen. Die folgenden Tabellen geben einen Überblick der zugrundeliegenden Daten: Tabelle 8: Energiepreise Endenergieträ- 2015 2017 2020 2025 2028 2030 Öl 0,0769 0,079 0,083 0,089 0,093 0,096 Gas 0,0714 0,073 0,076 0,080 0,083 0,085 FW 0,0707 0,072 0,075 0,080 0,083 0,085 Strom 0,2937 0,294 0,295 0,297 0,298 0,298 ger [€/kWh] Quelle: [BMWi, 2015c];[DEPV - Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband] 31 BUIDE15917 Tabelle 9: Energiepreissteigerung Endenergieträger 2017 2020 2025 Öl 1,5% Gas 1,2% FW 1,2% Strom 0,1% 2028 2030 Quelle: In Anlehnung an Prognos et al., gem. BMWi-Vorhaben zur wissenschaftlichen Begleitung der Erarbeitung der Energieeffizienzstrategie Gebäude: Aufbauend auf „Entwicklung der Energiemärkte – Energiereferenzprognose“ [BMWi, 2014a] unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen am Rohölmarkt. Anmerkung: Die jährlichen Steigerungen der Prognos-Daten sind sehr variabel und wurden auch zur besseren Übersicht linearisiert. Tabelle 10: CO Emissionsfaktoren Emissionsfaktoren [g/kWh] 2011 2020 Gas 227 Öl 316 2025 2030 Strom 579 514 508 481 Fernwärme 260 218 195 172 Quelle: [GEMIS, 2015]; [BMWi, 2014a] Spezifische Parameter werden im folgenden Kapitel beschrieben. 5.5.2 Grundgesamtheit, Durchdringungsraten und Bündelung Es sei darauf hingewiesen, dass die zugrundeliegende Grundgesamtheit der beiden Szenarien nicht deckungsgleich ist: Im Submetering Szenario entspricht die Grundgesamtheit allen WE mit vorhandener Submetering Infrastruktur, d.h. alle WE in Mehrfamilienhäusern. Im Gegensatz dazu beziehen sich im Smart Metering Szenario die angegebenen Durchdringungsraten auf solche Gebäude, die direkt unter die Regelung des Smart Meter Rollouts fallen, bzw. zusätzlich auf solche solchen Fällen die Option zur spartenübergreifenden Bündelung wahrnehmen (indirekt von der Regelung betroffen). Damit ist die Grundgesamtheit im Smart Metering Szenario kleiner als die Hälfte im Vergleich zum Submetering Szenario. Dies wird im Folgenden detaillierter erläutert. Durchdringungsrate funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung Auf Basis von Brancheninformationen erstellt ista Prognosen zur Marktdurchdringung (Tabelle 11). Die Verteilung der Raten auf die jeweilige Baualtersklasse erfolgt durch die Einschätzung von Ecofys (Tabelle 12). Prinzipiell wurde angenommen, dass ältere Gebäude geringere Durchdringungsraten aufweisen, als neuere. Bezüglich des Energieträgers Strom werden nur Mehrfamilienhäuser mit Wärmepumpe betrachtet (nicht aber solche mit Nachtspeicherheizungen). 32 BUIDE15917 Tabelle 11: Durchdringungsrate funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung 2015 2017 2020 2025 2030 50% 57% 70% 89% 95% Quelle: Prognosen der ista GmbH auf Basis von Brancheninformationen Tabelle 12: Durchdringungsrate funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung aufgeteilt nach Baualtersklasse WSchVO WSchVO Altbau 1995 1978 vor 1978 50% 48% 48% 48% 83% 58% 55% 55% 55% 95% 85% 65% 65% 65% 65% 95% 90% 80% 85% 85% 85% 100% 95% 93% 90% 90% 90% 90% 100% 95% 95% 95% 93% 93% 93% Jahr Neubau Saniert EnEV 2009 EnEV 2002 2015 98% 95% 80% 2017 98% 95% 2020 100% 2025 100% 2028 2030 Quelle: Die Verteilung der Durchdringungsraten (vgl. Tabelle 11) auf die jeweilige Baualtersklasse erfolgt durch die Einschätzung von Ecofys Durchdringungsrate Smart Meter Der Rollout sieht vor, dass Messstellen mit einem Stromverbrauch von mehr als 6.000 bis 10.000 kWh pro Jahr ab 2020 mit Smart Metern ausgerüstet werden sollen. Untenstehende Tabelle illustriert die angenommene Entwicklung (12.5 % pro Jahr). Alle Nutzeinheiten (Messstellen) mit einem jährlichen Verbrauch über 6.000 kWh müssen ab 2020 verpflichtend einen Smart Meter einbauen. Wir gehen davon aus, dass insbesondere Gebäude mit Mischnutzung, Gebäude mit einer Wärmepumpe und Gebäude mit elektrischer Warmwassererzeugung (z.B. Durchlauferhitzer) unter diese Regelung fallen werden. Bezogen auf den gesamten Gebäudebestand ist dies nur ein Anteil (der unter die oben genannte Regelung fällt) und nicht der komplette Gebäudebestand. Insofern bedeuten in der folgenden Tabelle 100 %, dass alle von der Regelung betroffenen Haushalte einen Smart Meter haben werden. Messstellen mit einem Verbrauch größer 10.000 kWh müssen ab 2017 mit einem intelligenten Messsystem (iMSys) ausgerüstet werden. In unserem Modell wurden diese Fälle nicht mitbetrachtet, da es einen kleinen Anteil der Gebäude ausmacht, die unter diese Regelung fallen würden (z.B. Mehrfamilienhaus mit Mischnutzung, wie z.B. Supermarkt, der über 10.000 kWh pro Jahr verbraucht). Dieser Effekt hat einen vernachlässigbaren Einfluss auf die erzielbaren Einsparungen. Prinzipiell gäbe minimale Einsparungen schon zwischen 2017-2020, die im jetzigen Szenario vernachlässigt sind. Die Gesamtaussage verändert sich dadurch nicht. Tabelle 13: Durchdringungsrate Smart Meter 2015 2017 2020 2025 2028 2030 0% 0% 13% 75% 100% 100% Quelle: [BMWi, 2015a] 33 BUIDE15917 Die Anzahl der Mehrfamilienhäuser mit mehr als einer Wohneinheit beträgt ca. 6,2 Millionen, davon haben ca. 3,8 Millionen der Gebäude eine Mischnutzung [DESTATIS, 2014]. Die durchschnittliche Nutzfläche der Gebäude mit Mischnutzung beträgt 730 m² (abgeleitet aus [BMWi, 2015b]). Im Sinne des konservativen Ansatzes, haben wir für Mehrfamilienhäuser angenommen, dass 75 % aller Mehrfamilienhäuser mit Mischnutzung (also mit mindestens einer Gewerbeeinheit) mehr als 6.000 kWh pro Jahr verbrauchen. Diese Annahme gründet auf gebäudetypologischen Daten und Daten zu von Gewerbe, Handel und Dienstleistung (GHD) genutzten Wohn- und Nichtwohngebäuden des BMWi [BMWi, 2015b]. Einzelfälle mitberücksichtigt, d.h. wir haben angenommen, dass - in allen Mehrfamilienhäusern, die mit einer Wärmepumpe ausgestattet sind, der Stromverbrauch von 6.000 kWh pro Jahr überschreiten wird. - in rund 20 % der Fälle, in denen Warmwasser über einen elektrischen Durchlauferhitzer erzeugt wird, die Grenze von 6.000 kWh pro Jahr überschritten wird. angenommen, dass in rund zwei Drittel aller oben genannten Fälle eine Bündelung stattfindet. Für Einfamilienhäuser, haben wir angenommen, dass, sobald eine Wärmepumpe zur Erzeugung von Raumwärme benutzt wird, diese in rund der Hälfte der Fälle mit einem Extrazähler betrieben wird. in diesem Fall wird der Einbau eines Smart Meters in 100 % der Fälle erfolgen, im anderen Fall, d.h. die Wärmepumpe läuft mit dem Haushaltsstrom über einen Zähler, gehen wir davon aus, dass in dreiviertel der Fälle der Verbrauch über 6.000 kWh liegt und ein Smart Meter eingebaut werden muss. dass in rund 7 % der Fälle, in denen Warmwasser über einen elektrischen Durchlauferhitzer erzeugt wird, die Grenze von 6.000 kWh pro Jahr überschritten wird. 5.6 Gebäudebestand und Endenergieverbräuche Die Studie rechnet mit insgesamt verschiedenen Referenzgebäuden (sieben verschiedene Baualtersklassen kombiniert mit jeweils vier Energieträgern). Tabelle 14 bisTabelle 16 geben einen Überblick über die relative Verteilung der jeweiligen Referenzgebäude im Gesamtbestand. Weiterhin geben sie einen Überblick über die durchschnittliche Anzahl der Wohneinheiten, die durchschnittliche Nutzfläche und die durchschnittlichen Endenergieverbräuche für Raumwärme und Warmwasser. Die durchschnittlichen Endenergieverbräuche, die durchschnittlichen Wohneinheiten pro Gebäude und die durchschnittlichen Wohnflächen basieren auf den Messdaten von ista [ista 7/9/2015]. Die Abbildung des momentanen und zukünftigen Gebäudebestandes (Verteilung der Quadratmeter und der Heizungssysteme über die Referenzgebäude) erfolgt über das BEAM² Modell [Bettgenhäuser, 2010]. Für den Energieträger Strom werden Abschätzungen durchgeführt. Der Anteil von Wärmepumpen im Gebäudebestand insbesondere bei Mehrfamilienhäusern ist gering, wird in Zukunft aber steigen, gleichzeitig wird der Anteil der Nachtspeicherheizungen fallen. Momentan beträgt der Anteil der Raumwärme in MFH, die mit Strom erzeugt wird ca. 6 %, wobei wir 34 BUIDE15917 davon ausgegangen sind, dass davon ca. 20 % der mit Strom erzeugten Raumwärme auf Wärmepumpen entfallen. Tabelle 14: Endenergieverbräuche und Anteil am Gebäudebestand nach Baualtersklassen und Energieträger (Öl) Öl Saniert Neubau (ab 2016) Verteilung im Stock in % Gesamt- 2015 fläche 0,3 % 0,0 % EnEV EnEV WSchVO WSchVO Altbau 2009 2002 1995 1978 vor 1978 1,1 % 1,1 % 1,1 % 5,5 % 14,7 % Durchschnittliche Wohneinheiten (WE) WE 10 8 5 6 6 8 10 m² 90 70 90 80 76 74 68 kWh/m²a 33 78 54 78 94 118 132 kWh/m²a 25 25 31 26 25 24 20 kWh/m²a 58 103 85 104 119 141 152 pro Gebäude Durchschnittliche Nutzfläche/ WE spez. Endenergie für Raumwärme spez. Endenergie Warmwasser spez. Endenergie gesamt Tabelle 15: Endenergieverbräuche und Anteil am Gebäudebestand nach Baualtersklassen und Energieträger (Erdgas) Erdgas Saniert Neubau (ab 2016) Verteilung im Stock in % Gesamt- 2015 fläche 0,8 % 0,0 % EnEV EnEV WSchVO WSchVO Altbau 2009 2002 1995 1978 vor 1978 2,5 % 2,5 % 2,5 % 12,5 % 33,2 % Durchschnittliche Wohneinheiten (WE) WE 10 12 15 11 11 12 12 m² 90 65 79 81 71 70 66 kWh/m²a 43 78 65 78 105 128 136 kWh/m²a 25 25 23 28 26 26 24 kWh/m²a 68 103 89 106 130 154 160 pro Gebäude Durchschnittliche Nutzfläche/ WE spez. Endenergie für Raumwärme spez. Endenergie Warmwasser spez. Endenergie gesamt 35 BUIDE15917 Tabelle 16: Endenergieverbräuche und Anteil am Gebäudebestand nach Baualtersklassen und Energieträger (Fernwärme) Fernwärme Saniert Neubau (ab 2016) Verteilung im Stock in % Gesamt- 2015 fläche 0,2 % 0,0 % EnEV EnEV WSchVO WSchVO Altbau 2009 2002 1995 1978 vor 1978 0,5 % 0,5 % 0,5 % 2,5 % 6,6 % Durchschnittliche Wohneinheiten (WE) WE 10 33 28 25 24 35 29 m² 90 58 79 74 69 61 61 kWh/m²a 37 61 60 61 78 119 119 kWh/m²a 25 25 33 31 25 24 19 kWh/m²a 62 86 93 92 103 143 138 pro Gebäude Durchschnittliche Nutzfläche/ WE spez. Endenergie für Raumwärme spez. Endenergie Warmwasser spez. Endenergie gesamt 36 BUIDE15917 6 Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und der Einsparszenarien 6.1 Wirtschaftlichkeit des Referenzfalls und der Variante Für die Berechnung der Wirtschaftlichkeit wird eine erzielbare Einsparung von 5 % unterstellt, wobei im Referenzfall 30 Euro und in der Variante 20 Euro Kosten für die Dienstleistung der unterjährigen Verbrauchsinformation pro Wohneinheit und Jahr angenommen wird (siehe Tabelle 17, vgl. auch Kapitel 5.2). Tabelle 17: Übersicht der unterstellten Einsparungen und Kosten Berechnung Inputparameter Einsparung durch unterjäh- Kosten für unterjährige Energiepreis- rige Verbrauchsinformation Verbrauchsinformation steigerungsszenario % EUR pro WE pro Jahr Referenzfall 5 30 moderat Variante des Referenzfalls 5 20 moderat Unter den beschriebenen Annahmen beträgt für den Referenzfall der wirtschaftliche Anteil7 für den Verbraucher 87% (vgl. Abbildung 6, vgl. Tabelle 18). Bei der Berechnung der Variante des Referenzfalls, steigt der wirtschaftliche Anteil auf 96%. Mit Ausnahme der Referenzgebäude, in denen die Raumwärme mit einer Wärmepumpe bereitgestellt wird, sind in der Variante des Referenzfalls die Einsparungen fast immer wirtschaftlich zu erzielen (vgl. Tabelle 19). Die Berechnungen zeigen, dass bei einer Einsparung in Höhe von 5% unabhängig von den Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation der Anteil der wirtschaftlichen Flächen8 sehr hoch ist. Wie in Kapitel 5.2 (siehe Fußnote 6) beschrieben, kann der tatsächliche Anteil der wirtschaftlichen Fälle abweichen, je nach der Verteilung der tatsächlichen Wohnungsgrößen in einer Kategorie. Bei einem berechneten wirtschaftlichen Anteil von 100 % bzw. 0 % sind die tatsächlichen wirtschaftlichen Anteile jeweils kleiner, bzw. größer. Um die Ergebnisse für einzelne Gebäudekategorien zu verifizieren und sicherzustellen, dass die Methode zu richtungssicheren Ergebnissen führt, haben wir die Wirtschaftlichkeit für die entsprechenden Datensätze der ista-Datenbank einzeln betrachtet und dann die Energieeinsparungen für Wohneinheiten, in denen die Maßnahme wirtschaftlich ist, ins Verhältnis zu allen Energieeinsparungen gesetzt. 7 Für diese Studie wurden die Referenzgebäude anhand der Flächenverteilung gewichtet und auf dieser Basis der Gesamtanteil der wirt- schaftlichen Fälle berechnet (Kapitel 5.2) 8 Vgl. Kapitel 5.2 37 BUIDE15917 Unter Berücksichtigung des oben beschriebenen Effektes beträgt der wirtschaftliche Anteil für den Referenzfall 76 % (statt 87 %). Im Fall von Strom als Energieträger (für Wärmepumpen) sind die Einsparungen nicht wirtschaftlich zu erzielen. Der Anteil von Wärmepumpen im Heizungsmix ist gering. Beim direkten Vergleich des Referenzfalls mit seiner Variante zeigt sich, dass, bei gleicher Höhe der Einsparungen, jedoch mit höheren Kosten für die Verbrauchsinformation (30 Euro/ WE pro Jahr im Referenzfall gegenüber 20 Euro/ WE in der Variante), sich die Anzahl der wirtschaftlichen Fälle verringert, insbesondere bei neuen Gebäuden (vgl. Tabelle 18, Tabelle 19). Allerdings ist auch bei höheren Kosten, wie im Referenzfall unterstellt, der wirtschaftliche Anteil immer noch in über dreiviertel der Fälle wirtschaftlich (vgl. Abbildung 6). Abbildung 6: Anteil der Wirtschaftlichkeit im Referenzfall (5% Einsparung, Kosten für unterjährige Verbrauchsinformation pro Wohneinheit: 30 Euro pro Jahr, moderate Energiepreissteigerung) Es wird deutlich, dass bei erzielbaren Einsparungen in einer Höhe von 5 % die Mehrzahl der Fälle unabhängig von den betrachteten Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation wirtschaftlich ist. Tabelle 18 macht deutlich, dass momentan über 70% des gesamten Gebäudebestandes in einigen wenigen Referenzgebäuden (Anteil größer 5 %, hauptsächlich ältere Gebäude, Raumwärme über Gas und Öl) konzentriert ist. Der Anteil wird in Zukunft sinken. Für eine übersichtliche Darstellung wurde die Verteilung der Referenzgebäude nur für das Jahr 2015 dargestellt und nur für die Energieträger Öl, Gas und Fernwärme. Eine detaillierte Darstellung (weitere Energieträger und zukünftige Jahre) kann dem Annex entnommen werden (vgl. Kapitel 8.2). 38 BUIDE15917 Tabelle 18: Referenzfall: Übersicht der Wirtschaftlichkeit nach Baualtersklasse und Energieträger in EUR/ Jahr/ WE (für 5%, 30 Euro, moderate Energiepreissteigerung) * Öl Neu San 09 02 Erdgas 95 78 <78 Neu San 09 02 95 Fernwärme 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 Quadratmeterverteilung im Stock (%) in 2015 0,3% 2015 -10 -2 -1 2 5 10 10 -6 -4 -3 3 6 11 11 -9 -11 -2 -4 -3 4 2 2017 -9 -1 0 3 6 11 11 -6 -3 -2 4 7 13 12 -8 -10 -1 -3 -2 5 3 2020 -8 -0 2 5 8 13 13 -5 -2 -1 6 8 15 14 -7 -9 1 -2 -1 6 5 2025 -7 2 4 7 10 17 16 -3 -0 1 8 11 18 17 -5 -8 3 0 2 9 7 2028 -6 4 6 9 12 19 18 -1 1 3 10 13 20 20 -4 -7 4 2 3 11 9 2030 -5 5 7 10 14 20 20 -0 2 4 11 15 22 21 -3 -6 5 3 4 12 10 1,1% 1,1% 1,1% 5,5% 14,7% 0,8% 2,5% 2,5% 2,5% 12,5% 33,2% 0,2% 0,5% 0,5% 0,5% 2,5% 6,6% * Beträgt die Verteilung der Quadratmeter im Gebäudebestand mehr als 5%, sind die Zellen hervorgehoben, d.h. dunkles grün oder rot, schwarze Schrift in fett). Tabelle 19: Variante des Referenzfalls: Übersicht der Wirtschaftlichkeit nach Baualtersklasse und Energieträger in EUR/ Jahr/ WE (für 5%, 20 Euro, moderate Energiepreissteigerung) Öl Erdgas Fernwärme Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 2015 0 8 9 12 15 20 20 4 6 7 13 16 21 21 1 -1 8 6 7 14 12 2017 1 9 10 13 16 21 21 4 7 8 14 17 23 22 2 0 9 7 8 15 13 2020 2 10 12 15 18 23 23 5 8 9 16 18 25 2025 3 12 14 17 20 27 26 7 10 11 18 21 28 24 3 1 11 8 9 16 15 27 5 2 13 10 12 19 17 2028 4 14 16 19 22 29 28 9 11 13 20 23 30 30 6 3 14 12 13 21 19 2030 5 15 17 20 24 30 30 10 12 14 21 25 32 31 7 4 15 13 14 22 20 6.1.1 Sensitivitätsanalyse Höhe der Einsparung (Sensitivität 1 und 2) Für die Berechnungen der Sensitivitäten wurden aktuelle Erkenntnisse einer dänischen Metastudie berücksichtigt (vgl. Kapitel 4.2), d.h. es wurden Einsparungen in Höhe von 3 % unterstellt. Für die Höhe der Kosten für unterjährige Verbrauchsinformation wurde 20 bzw. 30 Euro pro Wohneinheit und Jahr und eine moderate Energiepreissteigerung unterstellt (vgl. auch Kapitel 5.2), siehe folgende Tabelle: 39 BUIDE15917 Tabelle 20: Übersicht der unterstellten Einsparungen und Kosten Berechnung Inputparameter Einsparung durch unterjäh- Kosten für unterjährige Energiepreissteigerungs- rige Verbrauchsinformation Verbrauchsinformation szenario % EUR pro WE pro Jahr Sensitivität 1 3 20 moderat Sensitivität 2 3 30 moderat Im Falle einer geringeren Einsparung (3 %) haben die unterstellten Kosten für die Verbrauchsinformation einen signifikanten Einfluss auf Wirtschaftlichkeit. Sensitivität 1: Bei 20 Euro (pro Jahr pro WE) Kosten für unterjährige Verbrauchsinformation ist die Wirtschaftlichkeit für die Mehrheit der Referenzgebäude (mit Energieträger Erdgas und Öl) gegeben, jedoch nicht für den Energieträger Strom und Fernwärme (Tabelle 21). Der wirtschaftliche Anteil, bezogen auf den gesamten Bestand, beträgt 82 %. Sensitivität 2: Geht man bei gleicher Höhe der Einsparungen (3 %) von höheren Kosten für die Verbrauchsinformation aus (30 Euro pro Jahr pro WE), so wird deutlich, dass sich gegenüber Sensitivitätsanalyse 1, die Anzahl der wirtschaftlichen Fälle deutlich verringert. Die Einsparung wäre für (fast) alle betrachteten Referenzgebäude unwirtschaftlich (Tabelle 22). Der wirtschaftliche Anteil beträgt nahezu 0 %. Diese Sensitivitätsanalyse zeigt, dass bei 3% Einsparung, die Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation signifikanten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit haben. Die Empfindlichkeit, mit der die Sensitivitätsanalyse auf die Variation der Parameter reagiert, ist auf die Eigenschaft der unterjährigen Verbrauchsinformation als gering investive Maßnahme zurückzuführen. Es wird deutlich, dass bei 3 % Einsparung und Kosten in Höhe von 30 Euro pro WE pro Jahr die Wirtschaftlichkeit kippt. Allerdings sind die Kosten, die im Falle einer Unwirtschaftlichkeit auftreten, bei fast allen Referenzgebäuden, die im Bestand häufig vorkommen (dunkelrot bzw. dunkelgrün und Schrift in bold), mit 0 bis 10 Euro pro Jahr relativ gering (und damit auch das Verlustrisiko für den Nutzer). Ein volkswirtschaftlicher Beitrag an Energie und CO2 Einsparung bleibt weiterhin bestehen. 40 BUIDE15917 Tabelle 21: Übersicht der Wirtschaftlichkeit nach Baualtersklasse und Energieträger in EUR/ Jahr/ WE (für 3%, 20 Euro, moderate Energiepreissteigerung) Öl Erdgas Fernwärme Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 2015 -8 -3 -2 -1 1 4 4 -6 -5 -4 -0 1 5 5 -7 -8 -3 -4 -4 0 -1 2017 -8 -3 -2 -0 2 5 5 -5 -4 -3 0 2 6 5 -7 -8 -2 -4 -3 1 -0 2020 -7 -2 -1 1 3 6 6 -5 -3 -3 1 3 7 2025 -6 -1 1 2 4 8 8 -4 -2 -1 3 5 9 6 -6 -8 -2 -3 -2 2 1 8 -5 -7 -0 -2 -1 3 2 2028 -5 0 1 3 5 9 9 -3 -1 -0 4 6 10 10 -4 -6 1 -1 -0 4 3 2030 -5 1 2 4 6 10 10 -2 -1 0 5 7 11 11 -4 -6 1 -0 0 5 4 Tabelle 22: Übersicht der Wirtschaftlichkeit nach Baualtersklasse und Energieträger in EUR/ Jahr/ WE (für 3%, 30 Euro, moderate Energiepreissteigerung) Öl Erdgas Fernwärme Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 2015 -18 -13 -12 -11 -9 -6 -6 -16 -15 -14 -10 -9 -5 -5 -17 -18 -13 -14 -14 -10 -11 2017 -18 -13 -12 -10 -8 -5 -5 -15 -14 -13 -10 -8 -4 -5 -17 -18 -12 -14 -13 -9 -10 2020 -17 -12 -11 -9 -7 -4 -4 -15 -13 -13 -9 -7 -3 -4 -16 -18 -12 -13 -12 -8 -9 2025 -16 -11 -9 -8 -6 -2 -2 -14 -12 -11 -7 -5 -1 -2 -15 -17 -10 -12 -11 -7 -8 2028 -15 -10 -9 -7 -5 -1 -1 -13 -11 -10 -6 -4 0 -0 -14 -16 -9 -11 -10 -6 -7 2030 -15 -9 -8 -6 -4 0 -0 -12 -11 -10 -5 -3 1 1 -14 -16 -9 -10 -10 -5 -6 Energiepreissteigerung (Sensitivität 3 und 4) Im letzten Schritt wurde der Einfluss des Energiepreises auf die Wirtschaftlichkeit untersucht. Diese Sensitivitätsanalyse wurde für zwei Fälle durchgeführt: Sensitivität 3 unterstellt eine Einsparung in Höhe von 5 % und Kosten für die Verbrauchsinformation in Höhe von 30 Euro pro Jahr pro WE. Sensitivität 4 unterstellt eine Einsparung in Höhe von 3 % und Kosten für die Verbrauchsinformation in Höhe von 20 Euro pro Jahr pro WE, siehe folgende Tabelle: Tabelle 23: Übersicht der unterstellten Einsparungen und Kosten Berechnung Inputparameter Einsparung durch unterjäh- Kosten für unterjährige Energiepreissteigerungs- rige Verbrauchsinformation Verbrauchsinformation szenario % EUR pro WE pro Jahr Sensitivität 3 5 30 Keine Steigerung Sensitivität 4 3 20 Keine Steigerung Sensitivitätsanalyse 3 (identisch mit dem Referenzfall, aber ohne Energiepreissteigerung), zeigt dass sich der wirtschaftliche Anteil von 87 % auf 86 % nur geringfügig verringert (Tabelle 24). 41 BUIDE15917 Sensitivitätsanalyse 4 (identisch mit Sensitivität 1, aber ohne Energiepreissteigerung) zeigt, dass sich der wirtschaftliche Anteil von 82 % auf 75 % nur geringfügig verringert ( Tabelle 25). Die Sensitivitätsanalysen 3 und 4 zeigen insgesamt, dass die unterstellte Energiepreissteigerung einen relativ geringen Einfluss auf den Anteil der Wirtschaftlichkeit hat. Tabelle 24: Übersicht der Wirtschaftlichkeit nach Baualtersklasse und Energieträger in EUR/Jahr/WE (für 5%, 30 Euro, keine Steigerung) Öl Erdgas Fernwärme Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 09 02 95 78 <78 2015 -10 -2 -1 2 5 10 10 -6 -4 -3 3 6 11 11 Neu San -9 -11 -2 -4 -3 4 2 2017 -10 -2 -1 2 5 10 10 -6 -4 -3 3 6 11 11 -9 -11 -2 -4 -3 4 2 2020 -10 -2 -1 2 5 10 10 -6 -4 -3 3 6 11 11 -9 -11 -2 -4 -3 4 2 2025 -10 -2 -1 2 5 10 10 -6 -4 -3 3 6 11 11 -9 -11 -2 -4 -3 4 2 2028 -10 -2 -1 2 5 10 10 -6 -4 -3 3 6 11 11 -9 -11 -2 -4 -3 4 2 2030 -10 -2 -1 2 5 10 10 -6 -4 -3 3 6 11 11 -9 -11 -2 -4 -3 4 2 Tabelle 25: Übersicht der Wirtschaftlichkeit nach Baualtersklasse und Energieträger in EUR/Jahr/WE (für 3%, 20 Euro, keine Steigerung) Öl Erdgas Fernwärme Neu San 09 02 95 78 <78 Neu San 09 02 95 78 <78 09 02 95 78 <78 2015 -8 -3 -2 -1 1 4 4 -6 -5 -4 -0 1 5 5 Neu San -7 -8 -3 -4 -4 0 -1 2017 -8 -3 -2 -1 1 4 4 -6 -5 -4 -0 1 5 5 -7 -8 -3 -4 -4 0 -1 2020 -8 -3 -2 -1 1 4 4 -6 -5 -4 -0 1 5 5 -7 -8 -3 -4 -4 0 -1 2025 -8 -3 -2 -1 1 4 4 -6 -5 -4 -0 1 5 5 -7 -8 -3 -4 -4 0 -1 2028 -8 -3 -2 -1 1 4 4 -6 -5 -4 -0 1 5 5 -7 -8 -3 -4 -4 0 -1 2030 -8 -3 -2 -1 1 4 4 -6 -5 -4 -0 1 5 5 -7 -8 -3 -4 -4 0 -1 6.2 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation von 20172020 Der NAPE weist prognostizierte Einsparungen bis 2020 aus [BMWi, 2014b]. Um die in der vorliegenden Studie berechneten Einsparungen der Referenzgebäude politisch einzuordnen, wurden diese für den Zeitraum 2017–2020 berechnet und auf den Gebäudebestand extrapoliert. Dabei wurde marktgetriebene Durchdringungsraten für die funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung unterstellt (vgl. Tabelle 12). Es wurden technische und wirtschaftliche9 Einsparungen berechnet (Tabelle 26). Unter den technischen Einsparungen werden alle erzielbaren Einsparungen aufsummiert, unter den wirtschaftlichen Einsparungen werden die Einsparungen im Falle einer wirtschaftlichen Referenzgebäudebetrachtung 9 Vgl. Kapitel 5.2 42 BUIDE15917 aufsummiert. Die tatsächlichen wirtschaftlichen Einsparungen können davon abweichen (vgl. 5.2, vgl. Fußnote 6). Im Referenzfall belaufen sich die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen in dem betrachteten Zeitraum auf 77PJ, wobei der Anteil der wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen an den (technisch erzielbaren) Gesamteinsparungen mit 87 % relativ hoch ist. In der Variante des Referenzfalls, steigen die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen auf 85 PJ (bei einem wirtschaftlichen Anteil von 96%). Die Berechnungen zeigen, dass bei einer Einsparung in Höhe von 5% unabhängig von den Kosten für die unterjährige Verbrauchsinformation der Anteil der wirtschaftlichen Flächen10 sehr hoch ist (vgl. Tabelle 26). Die Sensitivitätsanalyse zeigt, dass bei einer unterstellten Einsparung von 3 % sich die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen auf 43 PJ (bei 20 Euro Kosten) bzw. auf 0 PJ (bei 30 Euro Kosten) reduzieren, wobei der Anteil der wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen an den (technisch erzielbaren) Gesamteinsparungen 82 % bzw. 0 % beträgt (Sensitivität 1 bzw. 2). Bei einer angenommenen Energiepreissteigerung von null Prozent belaufen sich die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen auf 77 bzw. 40 PJ, wobei der Anteil der wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen an den (technisch erzielbaren) Gesamteinsparungen 86 % bzw. 75 % beträgt (Sensitivität 3 bzw. 4) (vgl. Tabelle 26). Einen Überblick über die Berechnungsergebnisse gibt folgende Tabelle: Tabelle 26: Zusammenfassung der Einsparungen von 2017 – 2020 Berechnung* Technische Wirtschaftliche Monetäre Einsparung Einsparung Einsparung Endener- CO2 Emissi- Endenergie CO2 Emissio- gie [PJ] onen [Mt] [PJ] nen [Mt] cher Anteil in % (gewichtet nach m²) Referenzfall 89 6,2 77 5,4 1.811 87 % Variante 1 89 6,2 85 5,9 1.959 96 % 53 53 89 53 3,7 3,7 6,2 3,7 43 0 77 40 3,0 0 5,3 2,8 1.035 0 1.788 962 Sensitivität Sensitivität Sensitivität Sensitivität 1 2 3 4 * zugrundeliegende Parameter vgl. Tabelle 6 10 [Mio €] Wirtschaftli- Vgl. Kapitel 5.2 43 BUIDE15917 82 0 86 75 % % % % Der NAPE prognostiziert eine Höhe der Einsparung von 290 bis 360 PJ Primärenergieverbrauch (PEV) (inklusive der nicht mehr aktuellen steuerlichen Förderung von energetischen Sanierungen in Höhe von 40 PJ). Vor diesem Hintergrund sind die erzielbaren Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation als signifikant einzustufen. 6.3 Einsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation bis 2030 – zwei Szenarien Im Zusammenhang mit den Klimaschutzzielen und dem NAPE ist relevant, wie viel Energie und CO2 Emissionen eingespart werden können und wie dies am schnellsten realisiert werden kann. Um Aussagen darüber treffen zu können, wurden zwei Szenarien miteinander verglichen. Zum einen wurden die möglichen Endenergieeinsparungen durch unterjährige Verbrauchsinformation unter Berücksichtigung von Submetering (marktgetrieben) und zum anderen durch Berücksichtigung von Smart Metering (regulatorisch getrieben) untersucht. Dabei wurden zum einen die Szenarien separat betrachtet und zum anderen wurde eine Kombination der Szenarien analysiert, d.h. es wurde untersucht, wie sich beide Szenarien ergänzen und wo eine Überlappung der Einsparungen auftreten kann. Für die Berechnungen wurde eine Einsparung durch unterjährige Verbraucherinformation von 5 % unterstellt (Referenzfall). Die zugrundeliegenden Annahmen sind in Kapitel 5.4 beschrieben. In 2030 können im Smart Metering Szenario 15 PJ eingespart werden, wobei 3 PJ auf Einfamilienhäuser (EFH) und 12 PJ auf Mehrfamilienhäuser (MFH) entfallen. Vor dem Start des regulatorischen Smart Meter Rollouts besteht in diesem Szenario kein Energieeinsparpotenzial, d.h. unter diesem Szenario kann kein Beitrag zum NAPE geleitest werden. Durch die vorhandene funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung kann im Submetering Szenario sofort eine Energieeinsparung gehoben werden (20 PJ im Jahr 2017). Im Jahr 2030 können im Submetering Szenario 31 PJ eingespart werden. Folgende Abbildung verdeutlicht die Verläufe der jeweiligen Szenarien. 44 BUIDE15917 Abbildung 7: Erzielbare Endenergieeinsparungen im Smart Metering bzw. im Submetering Szenario Kombiniert man beide Szenarien, so treten Überschneidungen bei den Einsparungen auf, die in MFH gehoben werden können. Bei Einsparungen, die in EFH erzielt werden können, treten dahingegen keine Überschneidungen auf, da diese nur im Smart Metering Szenario gehoben werden können. Unterstellt man die Durchdringungsraten den jeweiligen Technologien (vgl. Kapitel 5.5), so führt dies im Jahr 2030 zu Einsparungen durch Smart Metering von 3 PJ in EFH und 12 PJ in MFH. Das zusätzliche Einsparpotenzial durch Submetering beträgt in 2030 19 PJ. Im Jahre 2030 können somit insgesamt 34 PJ durch unterjährige Verbrauchsinformation eingespart werden. In 2020, dem Startjahr des verpflichtenden Einbaus von Smart Metern für Haushalte mit einem Energieverbrauch größer als 6.000 kWh, beträgt das Energieeinsparpotenzial 24 PJ. Folgende Abbildung verdeutlicht dies: 45 BUIDE15917 Abbildung 8: Kumulierte erzielbare Endenergieeinsparungen beider Szenarien 6.4 Analyse und politische Einordnung der Ergebnisse Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen bei unterschiedlichen prozentualen Einsparungen Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Referenzfall (bzw. in der Variante), d.h. bei 5 % unterstellter Einsparung die unterjährige Verbrauchsinformation für einen hohen Anteil wirtschaftlich ist (87 % bzw. 96 %), unabhängig von den Kosten der Dienstleistung (30 bzw. 20 Euro pro WE und Jahr) und der Energiepreissteigerung. Die Sensitivitätsanalyse ergab, dass bei einer geringeren Einsparung (3 %) die Höhe der Kosten für die Verbrauchsinformation (20 oder 30 Euro pro WE und Jahr) einen signifikanten Einfluss auf Wirtschaftlichkeit haben und diese bei den höheren Kosten in den meisten Fällen kippt (wenngleich die absoluten Kosten die dann beim Großteil der Gebäude auftreten zwischen 0 – 10 Euro liegen). Die Sensitivitätsanalyse des Energiepreissteigerung ergab keinen signifikanten Einfluss auf den wirtschaftlichen Anteil. Einordnung der Ergebnisse in den politischen Kontext (insbesondere NAPE) Im Referenzfall lassen sich für den Zeitraum 2017–2020 mit der Maßnahme unterjährige Verbrauchsinformation 77 PJ wirtschaftlich einsparen. Vor dem Hintergrund der prognostizierten Einsparungen des NAPEs (290 bis 360 PJ (PEV), wovon noch die nicht mehr aktuelle steuerliche Förderung von energetischen Sanierungen in Höhe von 40 PJ abzuziehen wäre) ist die wirtschaftlich erzielbare Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation als signifikant einzustufen. Die wirtschaftlich erzielbaren Einsparungen bei CO2 Emissionen für den Zeitraum 2017–2020 sind im Referenzfall ca. 5,4 Mt CO2. 46 BUIDE15917 Größe des Einsparpotenzials und wie schnell kann es gehoben werden? Ein Vergleich der beiden Szenarien (Submetering und Smart Metering) zeigt, dass durch unterjährige Verbrauchsinformation schnelle und umfangreiche Einsparungen möglich sind. Eine Koppelung der unterjährigen Verbrauchsinformation an den geplanten Smart Meter Rollout, der ab 2020 (bei einem Energieverbrauch größer 6.000 kWh pro Jahr) beginnt, kann nur einen geringen Beitrag zum NAPE leisten. Submetering kann durch die vorhandene Infrastruktur kurzfristig sowie mittel- und langfristig einen signifikanten Beitrag leisten das Potenzial durch unterjährige Verbrauchsinformation zu heben. Kurzfristig kann Submetering dazu beitragen, die Lücke im NAPE zu verkleinern bzw. zu schließen. In beiden Szenarien treten Überschneidungen bei den Einsparungen auf, die in MFH gehoben werden können (12 PJ in 2030, die im Submetering oder im Smart Metering Szenario gehoben werden können). Im Smart Metering Szenario kann Einsparpotenzial bei EFH gehoben werden, das nicht durch Submetering adressiert wird (3 PJ in 2030). Auf der anderen Seite können im Submetering Szenario erhebliche Einsparungen gehoben werden, welche im Smart Metering Szenario nicht adressiert werden (19 PJ in 2030). Durch beide Maßnahmen könnten im Jahr 2030 somit 34 PJ an Einsparungen gehoben werden (bei einer unterstellten Einsparung durch unterjährige Verbrauchsinformation in Höhe von 5 %). Unter Berücksichtigung der Lücke, die der NAPE aufweist, sind die Ergebnisse interessant, da die unterjährige Verbrauchsinformation gekoppelt an Submetering auf der vorhandenen und zukünftigen Funkinfrastruktur aufbaut und somit einen höheren und schnelleren Einspareffekt hat als eine Koppelung an den Smart Meter Rollout, d.h. Einsparpotenziale können ab sofort gehoben werden. Politische Instrumente zur Erschließung des Einsparpotenzials der unterjährigen Verbrauchsinformation Möchte man die dargestellten Einsparpotenziale der unterjährigen Verbrauchsinformation erschließen, bieten sich generell als politische Maßnahmen Ordnungsrecht, Förderung oder informative Maßnahmen an: 1. Förderung: Bei Förderprogrammen stellen sich als wesentliche Fragen, wer Adressat der Fördermittel sein sollte, ob eine Förderung wirklich die Umsetzung der Maßnahmen herbeiführen würde und ob sie an bestehende Programme gekoppelt werden kann. Eine Koppelung z.B. an das KfW Effizienzprogramm, um Messtechnik zu fördern, erachten wir als wenig sinnvoll, da die Dienstleistung der unterjährigen Verbrauchsinformation zu fördern wäre und nicht die Messtechnik. Eine Förderung über den Endkunden sehen wir als ebenfalls kritisch an, da diese kleinteilig und damit organisatorisch schwer umzusetzen wäre und zusätzlich der Anreiz beim Verbraucher aufgrund der geringen Einsparungen als gering eingestuft wird. Gegebenenfalls wäre es möglich, die unterjährige Verbrauchsinformation bei Ausschreibungsmodellen für Energieeffizienzdienstleistungen anzuerkennen. Allerdings sind bis jetzt Ausschreibungsmodelle als Pilotphase für den Stromsektor angedacht. 2. Information: Alternativ werden häufig öffentliche Webportale bereitgestellt, um für den Endkunden kostenlose Informationen bereitzustellen. Im Falle der unterjährigen Verbrauchsinformation stellt sich dies als schwierig heraus, da die Daten von den entsprechenden Dienstleistern bereitgestellt werden müssten, bevor sie sinnvoll benutzt werden können. Eine direkte finanzielle 47 BUIDE15917 Unterstützung der Dienstleister, um die Informationen den Endkunden kostenlos zur Verfügung zu stellen, erscheint schon allein aus Wettbewerbsgründen als politisch nicht umsetzbar. 3. Informationskampagnen, damit die Dienstleistung genutzt wird, könnten an die verschiedenen Zielgruppen, d.h. an die Mieter bzw. Verwaltungen oder die Eigentümer bzw. die Eigentümergemeinschaften gerichtet werden. Beides wäre unseres Erachtens nach eher schwierig und die Wirkung zweifelhaft. Hausverwaltungen haben meist wenig Interesse daran ihren Mietern zusätzliche Kosten für Dienstleistungen aufzuerlegen, wenn diese nicht vom Endkunden eingefordert werden. Daher müssten Mieter eines Gebäudes und Eigentümergemeinschaften gemeinsam eine solche Dienstleistung wünschen, was bei den üblichen Entscheidungsprozessen als hohe Barriere zu bewerten ist. 4. Ordnungsrecht: Der Weg über einen regulativen Eingriff über die Heizkostenverordnung verspricht das größte Potenzial und scheint am wirkungsvollsten, insbesondere wenn das Gebot der Wirtschaftlichkeit beachtet wird. 48 BUIDE15917 7 Ausblick – zukünftige Anwendungsfelder Die hier vorliegende Studie hat gezeigt, dass bestehende Funkinfrastruktur zur Abrechnung der Heizkosten (Submetering) zur schnellen Hebung von Energieeinsparpotenzialen beitragen kann, indem es auf bestehende Technologien zurückgreift: Das Anwendungsfeld Information birgt zukünftiges Potenzial zur Einsparung von Energie. Primär kann die Sammlung der Daten von Energieverbräuchen im Sinne für individuelle Informationen zu Verbräuchen von Heizwärme oder Warmwasser genutzt werden. Vermieter (Verwalter), Mieter und Eigentümer können so detaillierte zeitnahe Verbrauchsdaten erhalten. Die Visualisierung der Verbräuche schafft eine Verbrauchstransparenz für den Nutzer, indem ihm aufgezeigt wird, wie viel Energie er aktuell verbraucht und auf Grundlage bereits vorhandener Energieverbräuche Vergleiche ziehen kann. So erhält er eine Möglichkeit der (Selbst-)Einschätzung über sein Nutzerverhalten. Mit dieser Information kann eine breite Masse erreicht werden. Momentan wird die zur Verfügung stehende Information nicht in der breiten Masse genutzt. Aktuell wird dem Nutzer einmal im Jahr Information zur Verfügung gestellt und oft zeitlich stark verzögert. Dabei ist die funkbasierte Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung im Markt etabliert und die Durchdringungsrate steigt (marktgetrieben) an. Darüber hinaus bieten die vorhandenen Daten einen Mehrwert, der momentan nicht voll ausgereizt wird. Die Information an sich und deren Aufbereitung ist nur der erste Schritt, der weitere Anwendungsfelder ermöglicht, die den Zielen der Energiewende dienlich sein können. Prinzipiell ist das Erfassen der Verbrauchsdaten die Basis aller sich weiter ergebenden Anwendungsbereiche des Submeterings. Der folgende Abschnitt der Studie gibt einen Überblick über zukünftige Anwendungsfelder über Energieeffizienz und Smarte Lösungen. Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Beratung. Nutzer können zielgerichtete, niederschwellige (Energie-)Beratung erfahren, die eine große Breite der Nutzer erreicht, wie die direkte Beratung via Kundeninformationsberatungsstelle, es sind z.B. Hotlines, die Hilfe und Serviceleistungen anbieten, vorstellbar. Die individuelle Beratung kann beim Verständnis des eigenen Verbrauchsprofils (z.B. Warum ist mein Energieverbrauch zu hoch und wie kann ich mein Verhalten ändern?) unterstützen, aufklären und beraten. Auf Basis einer spezifischen Analyse und Auswertung der Verbrauchsprofile können zugeschnittene Beratungstipps gegeben werden, die einfach umzusetzen sind. So können durch Auswertung bereits vorhandener Daten Vergleiche gezogen und signifikante Unterschiede identifiziert werden. Beratungen könnten teilweise automatisiert werden, um den Nutzer auf wiederholtes Energieverschwenden hinzuweisen. In diesem Anwendungsfeld ist die Nutzerberatung der primäre Zweck. Darüber hinaus können die Daten auch in einem weiteren Anwendungsfeld der Überwachung bzw. der Wartung und Optimierung genutzt werden. Permanente Erfassung der Verbrauchsdaten kann eine 49 BUIDE15917 „Überwachung“ z.B. des Heizsystems ermöglichen. Vor- und Rücklauftemperaturen lassen z.B. Rückschlüsse auf den Betriebszustand der Anlage und des gesamten Heizungssystems (Rohrnetz, Heizkörper, etc.) zu. Es kann überprüft werden, ob die Anlage im optimalen Zustand betrieben wird. Benachrichtigungen an die Nutzer können automatisch erfolgen. Dabei geht die Diagnose über einzelne Teile der Anlagentechnik hinaus, da das Gesamtsystem beurteilt werden kann: Durch die Informationen zum Wärmeverbrauch in den Wohnungen und der Rückkopplung mit allen Verbrauchern und Anlagenteilen kann eine Systemoptimierung erfolgen. Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Steuerung. Durch unterjährige Verbrauchsinformation kann der Nutzer selbst nach seinen persönlichen und individuellen Umständen sein Energiemanagement in der Wohnung steuern, mit der Anwendung von Apps (Programmen), die ihm als eine Art Energie-Assistent dienen. Gleichzeitig kann aber auch hier durch die Information zu den Verbräuchen und Nutzungsprofilen in allen Wohnungen eines Mehrfamilienhauses die Steuerung des Gesamtsystems verbessert werden. Ein anderes Anwendungsfeld ist die Bereitstellung von Daten zur Flexibilisierung unseres Stromsystems. Die vorhandenen Daten erweitern die Steuerungsmöglichkeiten im Sinne der Flexibilisierung. Durch Einverständnis des Kunden können Heizsysteme (z.B. Wärmepumpe) ferngesteuert werden. Auf der einen Seite dienen bereits permanent erfasste Daten der Verbräuche, Verbrauchsprofile oder Temperatursensoren in Pufferspeichern als Grundlage für die sinnvolle Nutzung der Wohnungen und Warmwasserspeicher als thermische Speicher. Ein intelligentes Verbrauchs- und Lastmanagement kann unter anderem die Heizsysteme steuern und würde systemdienlich dann Strom nutzen, wenn hohe Anteile erneuerbarer Energien zur Verfügung stehen oder eben die Verbraucher vom Netz nehmen, wenn erneuerbare Energien knapp sind. Für den Kunden hätte das zukünftig den Vorteil, dass z.B. bei dem Erwerb von kostengünstigem Strom Wärme produziert, diese gespeichert und dem Nutzer später bereitgestellt werden. Dies trägt zu einem wirtschaftlicheren Betrieb des Heizsystems bei. Auf der anderen Seite können die vorhandenen Datensätze (unter Berücksichtigung von Datenschutzanforderungen) ein zielgerichtetes Monitoring durchgeführt werden, das auf politischer Ebene Schwerpunkte festlegen kann. So können Gebäudestrukturen analysiert werden und Rückschlüsse auf einen Sanierungsbedarf getroffen werden. Z.B. können besonders geeignete Gebäudekategorien oder Regionen für Förderprogramme identifiziert werden, die die höchsten Einsparpotenziale aufweisen. Auch kann die Effektivität von Maßnahmen und politischen Programmen auf der Basis von realen Verbrauchsdaten untersucht werden (wie zum Beispiel eine ex-post Evaluierung der KfW Sanierungsprogramme). 50 BUIDE15917 8 Annex 8.1 Gebäudesektor-Modell BEAM² Zur Abbildung des Wärmemarkts und Analyse der Versorgung von sowohl privaten Haushalten mit Raumwärme und Warmwasser als auch Gebäude des GHD-Sektors mit Raumwärme, Warmwasser und Klimakälte im Jahr 2050 wird das von Ecofys entwickelte Built-Environment-Analysis-Model (BEAM2) verwendet, welches im Folgenden näher erläutert wird. Das BEAM2 Modell Prognosen zur Entwicklung des Gebäudesektors (Nutzflächen, Energieverbrauch, Energiekosten, CO2Emissionen etc.) können mit Hilfe von Modellen analysiert werden. Speziell für diese Aufgaben hat die Ecofys Germany GmbH ein integriertes Analysemodell für den Gebäudebestand entwickelt, das BuiltEnvironment-Analysis-Model (BEAM²). Dieses Bottom-up Modell berechnet, basierend auf einer Vielzahl definierter Referenzgebäude, neben Energiebedarfen für Heizwärme, Warmwasser, Klimatisierung und Hilfsenergie (Heizungspumpen und -steuerung, Lüftungsanlagen, Strom für Klimaanlagen im Nichtwohngebäuden) die damit verbundenen CO2-Emissionen sowie Energie- und Kapitalkosten. Diese werden für verschiedene Gebäudetypen, Baualtersklassen, Energiestandards und Energieträger in Zeitreihen (z.B. bis 2020, 2030 oder 2050) berechnet. Unter Angabe von Neubau-, Abriss- und Sanierungsraten können beliebige Szenarien modelliert werden, in denen die Effekte einzelner Maßnahmen oder gesamter Maßnahmenbündel quantifiziert werden können, siehe hierzu auch Abbildung 9. Auf diese Weise lassen sich die Folgen politischer und technischer Maßnahmen zur Energieeinsparung in Ihren Auswirkungen auf den Gebäudebestand darstellen. Entwickelt für Fragestellungen rund um die EU-Richtlinie „Energieeffizienz von Gebäuden“ (EPBD) hat sich das Modell bereits bei weiteren Analysen zur Größe von Marktsegmenten und -potentialen bewährt. So wurde es z.B. für das „Klimaschutzkonzept für den Hamburger Gebäudebestand (Wärmekonzept)“ oder das „Impact assessment of a revised Energy Performance of Buildings Directive“ der Europäischen Kommission sowie zur Berechnung eines Referenzszenarios für den deutschen Gebäudesektor im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung genutzt, und zur Modellierung einer 100%-EE Wärmeversorgung im BMU-Projekt „100% Erneuerbare Wärme – Auf dem Weg zum Niedrigstenergiehaus im Gebäudebestand “. Seit Sommer 2010 steht eine Weiterentwicklung des BEAM² Modells zur Verfügung, das gegenüber dem Vorgängermodell noch flexibler ist bzgl. der Gestaltung von Szenarien. 51 BUIDE15917 Abbildung 9: Funktion der Bottom-up Modellierung mit dem BEAM² Modell Software Die Anwendung ist in einer professionellen Software auf Basis einer Oracle Datenbank-Applikation realisiert. Dies erleichtert das Kopieren und Modifizieren von vorhandenen Datensätzen und Szenarien und sorgt für eine klare Trennung zwischen Datengrundlage und Rechenkern. Status-quo Zunächst wird der Gebäudebestand im Modell abgebildet. Hierzu werden Referenzgebäude (Wohnund Nichtwohngebäude) in Bezug auf ihre Geometrie definiert. Der Bestand wird diesen Referenzgebäuden zugeordnet und es werden darüber hinaus verschiedene Baualtersklassen, Qualitäten der Gebäudehülle (U-Werte der Bauteile) und Anlagentechnikvarianten pro Referenzgebäude definiert (z.B. bereits teilsaniertes Einfamilienhaus mit Baujahr zwischen 1949 und 1978 mit Öl-Niedertem-peraturkessel). Hier können alle Parameter an die spezifische Situation angepasst werden, inklusive der Gebäudestruktur und Siedlungstypologie. Durch die Zuordnung wird gleichzeitig die Verteilung der Gebäude festgelegt. Pro Referenzgebäude können darüber hinaus Hilfsenergiebedarfe definiert werden (z.B. für Beleuchtung und Hilfsenergie). Die Angabe von top-down Daten aus der Energiebilanz dient der Kalibrierung des Modells für den Startpunkt. Definition der Szenarien Es werden Sanierungs-, Abriss- und Neubauprogramme definiert, die zunächst Einfluss auf die zukünftigen Verteilungen der Gebäudeflächen nach Sanierungsstandards und Anlagentechnik haben. Für ein Szenario werden weiterhin Wetterdaten (Temperatur und Strahlung) hinterlegt. Sanierungsprogramme Für die Sanierungsprogramme können Prioritäten in Bezug auf die zu sanierende Altersgruppe und Anlagentechnik vergeben werden. Die Zielstandards für die Sanierung können frei definiert werden, gemäß den angestrebten U-Werten für die Gebäudehülle nach der Sanierung, Art der Anlagentechnik 52 BUIDE15917 etc. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Zielverteilungen der Anlagentechnik anzugeben (beispielsweise 50% GuD-Kraftwerke in Siedlungszentren und 50% Wärmepumpen in Nicht-Siedlungszentren). An dieser Stelle können auch andere Technologien, wie Kompressionskälteanlagen aber auch Lüftungsanlagen etc. in die Anlagentechnik mit einbezogen werden. Der zeitlich gesteuerte Einsatz der Technologien wird im Rahmen dieses Forschungsprojektes vom Fraunhofer Strommarktmodell optimiert, und geht als Input in die Gesamtbilanzierung des Gebäudesektors ein. Neubauprogramme Für Neubauprogramme können ähnlich wie für Sanierungsprogramme genaue Zielvorgaben und -verteilungen definiert werden, um so eine realistische Abbildung des Gebäudebestandes und somit des Wärmemarktes im Jahr 2050 zu erhalten. Abrissprogramme Der Abriss findet in den definierten Klassen anhand einer Prioritätenliste in Bezug auf Anlagentechnik pro Baualtersklasse und Referenzgebäude statt. Ergebnisberechnung Auf Basis der eingegebenen Daten können dann Szenarien berechnet werden. Zunächst werden die zukünftigen Flächenverteilungen basierend auf den Eingangsdaten und den definierten Programmen berechnet. Hieran schließt sich die Berechnung der Heizwärme- und Kühlenergiebedarfe nach DINEN-ISO 13790 pro Sanierungsstandard an, die unter Hinzunahme der Systemtechnik dann in die Berechnung der Endenergiebedarfe für Heizwärme und Kühlung mündet. Hierzu werden noch die Endenergiebedarfe für die Warmwasserbereitung und Hilfsenergie addiert, um darauf aufbauend mittels Emissionsfaktoren und Primärenergiefaktoren die CO2-Emissionen und Primärenergiebedarfe zu berechnen. Neben den energetischen Berechnungen werden unter Annahme von Energiepreisen die jährlichen Energiekosten basierend auf den Endenergiebedarfen berechnet. Die Ausgaben des Modells ermöglichen mit geringem Mehraufwand die Erstellung von beliebig vielen und spezifischen Stromlastprofilen, die in das Strommarktmodell eingebunden werden. Flexibilität Grundsätzlich können alle Parameter dynamisch verändert werden, die Anzahl der Einträge (beispielsweise Referenzgebäude, Heizungssysteme, Energieträger) ist nicht begrenzt und kann somit der Datenlage angepasst werden. Hier können vor allem schon vorhandene Teilsanierungen zu Beginn berücksichtigt werden. Alle zeitabhängigen Eingaben (z.B. Energiepreise, CO2-Emissionsfaktoren, Primärenergiefaktoren etc.) können als Werte pro Jahr oder als Funktion hinterlegt werden. Die Sanierungs-, Abriss- und Neubauprogramme sind in der Anzahl nicht beschränkt und können zeitlich beliebig definiert werden. Somit lässt sich eine zeitliche und qualitative Differenzierung der Maßnahmenwirkungen abbilden. 53 BUIDE15917 An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass eine Szenarien-Rechnung – insbesondere über einen sehr langen Zeitraum bis 2050 – sinnvoll nur mit Hilfe eines integrierten Modells durchgeführt werden kann. Von einer Abschätzung der Effekte anhand vereinfachter Methoden ist abzuraten, da eine Vielzahl von überlagernden Effekten auftritt, die nur in einem integrierten Modellansatz abgeschätzt werden können. 8.2 Beispielberechnung (Variante) Tabelle 27: Berechnungsbeispiel anhand Energieträger Gas Einheit Neubau Saniert EnEV EnEV WSchVO WSchVO Altbau 2009 2002 1995 1978 vor 1978 Geometrie Durchschnittliche Nutzfläche/ WE Durchschnittliche Anzahl Wohneinheiten m² 90 65 79 81 71 70 66 WE 10 12 15 11 11 12 12 spez. Raumwärme kWh/m² 43 105 128 136 spez. Warmwasser kWh/m² 25 25 23 28 26 26 24 spez. Gesamt kWh/m² 68 103 89 106 130 154 160 Energieverbräuche (gemessen) 78 65 78 Kosten pro Jahr Kosten Energieverbrauch Euro/ m² 5 7 6 8 9 11 11 Kosten Energieverbrauch Euro/ WE 438 478 501 614 663 769 760 Kosten UVI Euro/ WE 20 20 20 20 20 20 20 in % in kWh/ m² 5% 5% 5% 5% 5% 5,3 6,5 7,7 8,0 3,4 Einsparung Endenergie 5% 5% 5,1 4,4 2017 Eur/m² Kosteneinsparung pro Quadratmeter 0,0 0,1 0,1 0,2 0,2 0,3 0,3 2020 Eur/m² 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,4 2025 Eur/m² 0,1 0,2 0,1 0,2 0,3 0,4 0,4 2028 Eur/m² 0,1 0,2 0,2 0,2 0,3 0,4 0,4 2030 Eur/m² 0,1 0,2 0,2 0,3 0,3 0,5 0,5 2017 Eur/ WE 4 14 17 23 22 2020 Eur/ WE 5 8 9 16 18 25 24 2025 Eur/ WE 7 10 11 18 21 28 27 2028 Eur/ WE 9 11 13 20 23 30 30 2030 Eur/ WE 10 12 14 21 25 32 31 2015 in % 1% Gebäudebestand (Verteilung) 0% 2% 2% 2% 13% 33% 2017 in % 1% 1% 2% 2% 2% 12% 32% 2020 in % 2% 2% 2% 2% 2% 13% 31% 2025 in % 3% 4% 2% 2% 2% 12% 28% 2028 in % 4% 5% 2% 2% 2% 12% 26% 2030 in % 5% 6% 2% 2% 2% 12% 24% Kosteneinsparung 7 8 54 BUIDE15917 Gebäude mit funkbasierter Infrastruktur zur jährlichen Abrechnung in Mio m2 2015 in Mio m² 12 0 31 19 18 94 249 2017 in Mio m² 20 12 32 22 21 107 276 2020 in Mio m² 35 31 34 26 26 134 327 2025 in Mio m² 58 64 37 33 35 177 398 2028 in Mio m² 69 82 37 36 36 182 385 2030 in Mio m² 76 93 37 37 36 183 370 Tabelle 28: Berechnungsbeispiel anhand Energieträger Gas - Fortsetzung Einheit Neubau Saniert EnEV EnEV WSchVO WSchVO Altbau 2009 2002 1995 1978 vor 1978 Energieeinsparung 61 141 2017 in GWh 69 117 138 823 2.212 2020 in GWh 119 160 153 139 171 1.026 2.625 2025 in GWh 197 326 164 174 227 1.362 3.189 2028 in GWh 236 418 164 190 234 1.399 3.084 2030 in GWh 260 479 164 196 235 1.405 2.962 2017 Kilotonne 16 27 31 187 502 2020 Kilotonne 27 36 35 32 39 233 596 2025 Kilotonne 45 74 37 40 52 309 724 2028 Kilotonne 54 95 37 43 53 318 700 2030 Kilotonne 59 109 37 44 53 319 672 CO2-Einsparung 14 32 Monetäre Einsparung 2017 2020 2025 2028 2030 in Mio Euro in Mio Euro in Mio Euro in Mio Euro in Mio Euro 5 5 11 9 10 62 167 10 13 13 11 14 84 215 19 31 15 16 21 128 300 24 43 17 19 24 143 315 28 52 18 21 25 152 320 55 BUIDE15917 8.3 Verteilung der Quadratmeter im Gebäudebestand Tabelle 29: Verteilung der Quadratmeter Einheit Neubau Saniert EnEV EnEV WSchVO WSchVO Altbau 2009 2002 1995 1978 vor 1978 Öl 2015 2017 2020 2025 2028 2030 % % % % % % 0,3% 0,0% 1,1% 1,1% 1,1% 5,5% 14,7% 0,5% 0,0% 1,0% 1,0% 1,0% 5,2% 13,6% 0,8% 0,0% 0,9% 0,9% 0,9% 4,6% 12,1% 1,1% 0,0% 0,8% 0,8% 0,8% 3,8% 9,9% 1,2% 0,0% 0,7% 0,7% 0,7% 3,5% 9,0% 1,3% 0,0% 0,7% 0,7% 0,7% 3,4% 8,5% 2015 2017 2020 2025 2028 2030 % % % % % % 0,8% Erdgas 0,0% 2,5% 2,5% 2,5% 12,5% 33,2% 1,3% 0,8% 2,5% 2,5% 2,5% 12,5% 32,2% 2,1% 2,0% 2,5% 2,5% 2,5% 12,5% 30,7% 3,5% 4,0% 2,5% 2,5% 2,5% 12,5% 28,0% 4,2% 5,2% 2,4% 2,4% 2,4% 12,2% 25,9% 4,7% 6,0% 2,4% 2,4% 2,4% 12,1% 24,4% Fernwärme 2015 2017 2020 2025 2028 2030 % % % % % % 0,2% 0,0% 0,5% 0,5% 0,5% 2,5% 6,6% 0,3% 0,1% 0,5% 0,5% 0,5% 2,5% 6,4% 0,4% 0,3% 0,5% 0,5% 0,5% 2,4% 6,1% 0,7% 0,5% 0,5% 0,5% 0,5% 2,4% 5,7% 0,8% 0,7% 0,5% 0,5% 0,5% 2,4% 5,5% 0,9% 0,8% 0,5% 0,5% 0,5% 2,4% 5,4% Strom (WP) 2015 2017 2020 2025 2028 2030 % % % % % % 0,0% 0,0% 0,1% 0,1% 0,1% 0,3% 0,8% 0,1% 0,2% 0,1% 0,1% 0,1% 0,6% 1,3% 0,2% 0,6% 0,2% 0,2% 0,2% 1,0% 1,9% 0,4% 1,5% 0,3% 0,3% 0,3% 1,5% 2,4% 0,7% 2,5% 0,4% 0,4% 0,4% 2,1% 2,9% 1,0% 3,4% 0,5% 0,5% 0,5% 2,6% 3,3% Andere 2015 2017 2020 2025 2028 2030 % % % % % % 0,1% 0,0% 0,0% 0,0% 0,7% 1,2% 3,2% 0,1% 0,2% 0,0% 0,0% 0,7% 1,3% 3,1% 0,2% 0,5% 0,0% 0,0% 0,8% 1,3% 2,9% 0,4% 1,0% 0,0% 0,0% 0,8% 1,3% 2,5% 0,5% 1,3% 0,0% 0,0% 0,8% 1,4% 2,2% 0,6% 1,5% 0,0% 0,0% 0,8% 1,4% 2,1% Strom (direkt) 2015 2017 2020 2025 2028 2030 % % % % % % 0,1% 0,0% 0,2% 0,2% 0,2% 1,2% 3,1% 0,1% 0,3% 0,2% 0,2% 0,2% 1,1% 2,6% 0,2% 0,7% 0,2% 0,2% 0,2% 1,0% 2,1% 0,3% 1,0% 0,2% 0,2% 0,2% 0,9% 1,5% 0,2% 0,8% 0,1% 0,1% 0,1% 0,7% 0,9% 0,1% 0,4% 0,1% 0,1% 0,1% 0,3% 0,4% 56 BUIDE15917 Literaturverzeichnis Bettgenhäuser, Kjell (2010): Built Environment Analysis Model (BEAM²). 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