Und es geht doch um die Größe

WIRTSCHAFT / ANZEIGEN 15
D IENST AG, 18. AUGUST 20 15
Und es geht doch um die Größe
Männer tragen Schuhe, die sie unsichtbar um bis zu zehn Zentimeter größer machen. Der Markt
mit Lift-Schuhen wächst kräftig. Denn längst wollen nicht mehr nur Filmstars und Politiker höher hinaus.
KARIN ZAUNER
Tom Cruise hat sie unlängst wahrscheinlich auch bei der
Premiere des Hollywoodfilms „Mission: Impossible“ in Wien getragen:
Schuhe, die den mit 1,70 Meter eher
kleinen Filmstar etwas mehr Größe
verleihen. Der Hollywoodstar ist
nur einer von vielen Männern, die
zu besonderen Anlässen oder auch
ständig in Schuhen herumlaufen,
die ihnen bis zu zehn Zentimeter
mehr Höhe schenken. Und das für
andere unsichtbar.
Denn High Heels für Männer
sind so gemacht, dass sie wie herkömmliche Männerschuhe ausschauen. Die Höhe wird im SchuhInneren gemacht, sozusagen der
Absatz versteckt. Eine leichte und
anatomisch geformte Absatzerhöhung im Inneren ermöglicht gemeinsam mit dem äußeren Absatz
mehr Körpergröße.
SALZBURG.
SN-THEMA
Die etwas andere Geschäftsidee
Antonio Fagundo, Marketingchef des andalusischen Unternehmens Masaltos.com, das bei LiftSchuhen Marktführer ist und in 88
Länder exportiert, erklärt, dass der
Markt stark wachse. Denn Männer
würden zunehmend ihre Scheu verlieren, diese Schuhe zu tragen. Allein im vergangenen Jahr ging der
Markt für die Spezialschuhe in Japan, Südafrika, China, Indien und
in den Vereinigten Arabischen Emiraten um 20 Prozent nach oben.
Große Menschen seien erfolgreicher als kleine, und dies sowohl auf
sozialer als auch auf beruflicher
und privater Ebene, heißt es. Psychologen und diverse Studien
wollen dies belegen. Größere Menschen wirken demnach selbstbe-
wusster und werden öfter in Entscheidungsprozesse eingebunden,
sie verdienen zudem mehr Geld.
Und so sind längst nicht nur Politiker und Filmstars Kunden der LiftSchuh-Industrie, sondern ganz gewöhnliche Männer. „Sie tragen unsere Schuhe, wenn sie zum Bewerbungsgespräch gehen oder sich das
erste Mal mit einer Frau verabreden“, erzählt Fagundo.
Vorbei sind also die Zeiten, in denen neben Humphrey Bogart ein
Graben ausgehoben wurde, damit
er im Film „Casablanca“ beim Gehen auf die ihn um zehn Zentimeter
überragende Ingrid Bergman herabblicken konnte.
Begonnen hat freilich alles ganz
anders. Fagundos Vater musste
nach einer Sportverletzung orthopädische Schuhe mit einer Erhöhung tragen. Die fand er derart
hässlich, dass er für sich einen
Schuh mit der unsichtbaren Erhöhung im Inneren entwickelt hat.
Seine Frau und er verpfändeten ihr
Haus, weil sie keinen Kredit für ihre
Geschäftsidee bekamen, und begannen die Schuhe zu verkaufen.
Innerhalb von zwei Jahren hatten
sie ihr investiertes Geld zurück.
Doch der wirkliche Coup gelang Fagundos Vater, als er im Jahr 1994 (!)
eine der ersten Websites in Spanien
launchte, damals kannte in Europa
noch kaum jemand das Internet.
Für die Geschäftsidee der LiftSchuhe war das Internet freilich ein
Segen. Denn während Frauen für
alle sichtbar im Schuhladen herumlaufen, wenn sie sich High Heels
kaufen, wollen Männer vor allem
eines: Diskretion. Das bietet das Internet. Masaltos.com vertreibt mittlerweile 90 Prozent seiner Schuhe
übers Internet. Auf den Paketen
gibt es keinen Markenhinweis und
kein Logo. „Niemand kann wissen,
was in den verschickten Paketen ist,
Die Türkei verliert
als Tourismusland
ISTANBUL.
Hamburger Hafen
verliert Container
Der Hamburger Hafen
hat in den ersten sechs Monaten
2015 einen Rückschlag beim Containerumschlag erlitten. Mit 4,5 Mill.
Standardcontainern (TEU) gingen
um 6,8 Prozent weniger Boxen über
den Hafen als im gleichen Zeitraum
des Vorjahres. Ursachen waren starke Rückgänge im Handel mit China
(minus 10,9 Prozent) und Russland
(minus 35,9 Prozent).
SN, dpa
HAMBURG.
außer dem Kunden“, sagt Fagundo.
Über die Namen seiner Kunden
schweigt er natürlich.
Österreich war übrigens eines
der ersten Länder, in die Masaltos.com seine in Italien und Spanien gefertigten Schuhe verkaufte.
„Eine unserer ersten internationalen Bestellungen kam 1996 aus Österreich“, erzählt Fagundo. Daraufhin habe man untersucht, wie man
auf dem österreichischen Markt reüssieren könnte. Über Werbung im
Bord-Magazin der Austrian Airlines
hat man dies geschafft. „Die Österreicher legen besonders Wert auf
Adler Real
Estate steigt bei
conwert ein
KURZ GEMELDET
Die Türkei kämpft mit
Rückgängen im Tourismus. Die politischen Turbulenzen seit der Parlamentswahl im Juni sowie der neu
aufgeflammte
Kurdenkonflikt
schrecken viele Urlauber ab. „Es regnet Stornierungen“, sagte laut Medienberichten vom Montag der Vorsitzende des Reiseagenturverbandes
Türsab in der Region Izmir, Riza
Gencay. Nach Angaben der türkischen Statistikbehörde sank die
Zahl der Touristen im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf rund 10,8
Millionen. Die Einnahmen aus dem
Tourismus fielen im ersten Halbjahr
sogar um neun Prozent.
SN, APA
Antonio Fagundo mit unsichtbar größer machenden Schuhen für Männer.
Deutsche schnappen
sich 25 Prozent der
Konkurrentin.
Die auf Expansionskurs
befindliche deutsche Immobilienfirma Adler Real Estate übernimmt 24,79 Prozent an der börsenotierten conwert vom israelischen Milliardär Teddy Sagi. Die
Gegenleistung dafür beträgt 285
Mill. Euro, teilte das Unternehmen am Montag ad hoc mit. Die
Übernahme sei bereits abgeschlossen. Sagi hatte erst im Mai
das Aktienpaket vom österreichischen Bauunternehmer Hans
Peter Haselsteiner übernommen. Der Kaufpreis ist damals
nicht veröffentlicht worden. Adler will mit der Übernahme das
Wachstum mit Wohnimmobilien
vorantreiben. Einen Teil des
Kaufpreises wird Adler über eine
Pflichtwandelanleihe zugunsten
des Verkäufers finanzieren. Das
Volumen beträgt 175 Mill. Euro,
der Kupon 0,5 Prozent, der
Wandlungspreis 16,50 Euro je
Adler-Aktie bei einer Laufzeit
von drei Jahren.
SN, APA
WIEN.
Der Tourismusboom in der Türkei ist
BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMANN
vorbei.
Kapsch TrafficCom baut
in Weißrussland weiter
WIEN, MINSK. Der Wiener Mautspezialist Kapsch TrafficCom hat einen
Folgeauftrag zum Ausbau des Mautstraßennetzes in Weißrussland an
Land gezogen. In den kommenden
zehn Monaten soll das Mautsystem
BelToll um weitere 323 Kilometer
auf 1512 Kilometer ausgeweitet werden, teilte das Unternehmen am
Montag mit. Kapsch fungiert in
Weißrussland als Entwickler und
Betreiber des Mautsystems. Die Höhe des Auftrags wurde nicht beziffert. „Auf Wunsch des Auftraggebers
wurde striktes Stillschweigen vereinbart“, hieß es.
SN, APA
Qualität und Service, wir haben von
den österreichischen Kunden viel
gelernt“, sagt Fagundo. So überwacht das Unternehmen die Produktion sämtlicher Produktionsschritte in Italien und Spanien und
ist im Design involviert.
In Österreich hat Masaltos.com
nach eigenen Angaben keine Mitbewerber, anders ist die Situation in
Indien oder Asien und speziell in
den USA. Aber auch in Spanien
tummeln sich in der Nische einige
Konkurrenten, etwa die Marke Soy
Alto oder die Firma Hiplus.
Lift-Schuhe haben ihre Preise,
BILD: SN/MASALTOS
bei Masaltos.com beginnen sie bei
100 Euro, knapp 250 Euro kosten in
Handarbeit gefertigte Schuhe. EdelModelle bei Soy Alto gibt es auch
jenseits der 500 Euro pro Paar.
Masaltos.com ist nach eigenen
Angaben Marktführer in der Nischenwelt der Männerschuhe.
Weltweit liege man bei einem
Marktanteil von 65 Prozent, sagt Fagundo. Im Vorjahr haben die Andalusier 14.000 Paar Lift-Schuhe verkauft und mehr als eine Million Euro damit umgesetzt. Fünf Prozent
des Geschäfts machen sie in Österreich.