Ob ich die Erste oder Zweite bin, ist nicht wichtig

Die WahlStafette
«Ob ich die Erste
oder Zweite bin,
ist nicht wichtig»
In der letzten Wahlstafette kommt es zum Duell zwischen links
und rechts. ALINE TREDE von den Grünen konfrontiert
SVPlerin NATALIE RICKLI mit der Ausländerpolitik der SVP,
dem tiefen Frauenanteil in ihrer Partei und Wahlprognosen.
AUFGEZEICHNET JESSICA
­P FISTER FOTOS GERI BORN
E
ine Packung Sonnenblumenkerne.
Das schenkt die
Grüne Aline Trede
ihrer SVP-Ratskollegin Natalie Rickli zur Begrüssung. «Etwas Nachhaltiges, falls
ich nicht mehr gewählt werde.»
Rickli bedankt sich: «Ich habe
zwar keinen grünen Daumen.
Falls Sie aber künftig nicht mehr
im Parlament sind, würde ich
mich natürlich um die Sonnenblume kümmern.»
Natalie Rickli, sind Sie überhaupt
noch nervös vor dem kommenden
Sonntag? Mit Ihrem ersten Listenplatz sind Sie ja praktisch gewählt.
Nervös bin ich nicht. Mir sagen
viele Leute: «Du machst das locker.» Wenn sie aber so denken,
schreiben Sie meinen Namen
vielleicht kein zweites Mal auf die
Liste. Allenfalls überholt mich jemand, aber ob ich die Erste oder
Zweite bin, ist nicht so wichtig.
20 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
Im TV kommen Sie sehr kompetent
rüber. Allerdings wirken Sie oft etwas reserviert. Was ich mich jeweils
frage: Gibt es eine öffentliche und
eine private Natalie Rickli?
Ich verstelle mich nicht. Ich gebe
öffentlich aber wenig Privates
preis und trete politisch bewusst
seriös auf. Sie sind ja in der
«Wahlfahrt»-Sendung auf SRF
barfuss rumgelaufen (lacht)!
Die haben mich zu Hause abgeholt,
und ich musste noch die Schuhe
anziehen. Viel mehr Privates gibts
von mir auch nicht – aber man sieht
mich schon mal ein Bier trinken.
Genau solche Dinge überlege ich
mir. Ich war vergangene Woche am
SVP-Oktoberfest. Mit dem Bier in
der Hand hat man mich dort nicht
gesehen. Auch trug ich bewusst
kein Dirndl. Ich will nicht, dass die
Leute über meinen Ausschnitt reden, sondern über meine Politik.
Aber reserviert bin ich nicht, eher
kontrolliert. Da­rum finden manche wohl, ich sei nicht so lustig.
Ich meine nicht, dass Sie lustig sein
müssen. Aber Sie sind auch nie
«Wir sind am Ziel!»
Die letzte Stafettenübergabe von Aline
Trede (l). und Natalie
Rickli im Zürcher
Platzspitzpark.
dabei, wenn wir Jung-Parlamentarier abends noch ausgehen.
Dann bin ich oftmals schon im
Bett. Eine Nacht durchtanzen –
das mache ich privat mit meinen
Freunden.
Sie sind auf Facebook und Twitter
aktiv. Machen Sie dort alles selber,
oder haben Sie seit Ihrem Burnout
jemanden, der Ihnen hilft?
Ich mache das selber. Kommentare beantworte ich bewusst selten,
dazu habe ich keine Zeit. Ich habe
über 20 000 Fans und teilweise
Hunderte von Kommentaren.
Gibt es nie Dinge, die Sie löschen?
Etwa rassistische Äusserungen?
Ich setze auf Meinungsfreiheit
und lösche praktisch nichts. Aber
ich weise die Leute zwischen-
durch darauf hin, anständig miteinander umzugehen.
Sie haben nicht für den Ständerat
kandidiert. Hatten Sie Angst davor,
zu verlieren, oder waren es private
Gründe? Ich habe gelesen, Ihrer
Mutter ging es nicht gut.
Das ist richtig. Zudem stimmte für
mich das Engagement im Nationalrat und in meinem Beruf. Künftig
kann ich mir eine Kandidatur für
den Ständerat aber vorstellen.
Mehr Junge würden dem Ständerat definitiv guttun.
Würden Sie mich denn wählen,
wenn sie könnten?
(Denkt lange nach.) Bei Ihnen
wüsste ich wenigstens, woran ich
bin. Aber ob ich Ihren Namen wirklich hinschreiben könnte …? Apro-
Das andere
Kreuzverhör
Mit dem Interview von Aline
Trede mit Natalie Rickli ist die
Wahlstafette zu
Ende. Jede Partei kam mit einem Vertreter
zum Zug, einmal als Interviewer, einmal als
Befragter.
pos andere Parteien: Sie waren
schon im Rat, als es zur Abspaltung
der BDP gekommen ist. Wie ist ihr
Verhältnis zu den BDPlern heute?
Auf der persönlichen Ebene sind
die Konflikte bereinigt. Aber ich
gebe zu: Es war eine schwierige
Zeit. Ich war neu im Rat, dann wurde Christoph Blocher abgewählt.
Ich hatte grosse Mühe mit denen,
die von der SVP profitiert und
dann die Partei gewechselt haben.
Haben Sie eigentlich ausländische
Freunde?
Ja, habe ich.
Finden diese die Asylpolitik der
SVP gut?
Zum grössten Teil, ja! Studien
­zeigen: Leute mit Migrationshintergrund wählen oft SVP. Ich ken-
ne eingebürgerte Schweizer, die
jetzt das erste Mal wählen können.
Die sind wahnsinnig stolz.
Ein Argument dafür, dass man
Zweitgenerationen schneller einbürgern sollte!
Nein, die Hürden für eine Einbürgerung sind so schon tief genug.
Im Gegenteil. Die Einbürgerungen
wurden gar noch verschärft. Etwa
bei der Aufenthaltsdauer von Jugendlichen, die nur noch bis 15 und
nicht mehr bis 20 doppelt gezählt
werden.
Ich finde das genau richtig.
Reden wir über die Menschen, die
zurzeit nach Europa flüchten. Gerade die Syrer sind teilweise gut ausgebildet und würden der Schweiz
u
wirtschaftlich viel bringen!
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE 21
PUBLIREPORTAGE
u Erstens kommen wenig Syrer,
und zweitens ist das Ziel, dass sie
eines Tages wieder nach Hause
gehen können. Zudem belasten
viele Flüchtlinge unser Sozial­
system, etwa weil sie ihre Familie
nachkommen lassen.
Bei anerkannten Flüchtlingen sind
es derzeit aber nur knapp fünf Prozent, die dank Familiennachzug in
die Schweiz kommen.
Bei der Personenfreizügigkeit
macht der Nachzug aber einen
Drittel der Zuwanderung aus.
Das ist aber nicht dasselbe. Nehmen wir die Leute aus dem Kosovo:
Auch dank ihrer Arbeit sind wir zu
unserem Wohlstand gekommen.
Uns ist es vorher schon gut gegangen. Zudem: Mehr Ausländer
brauchen mehr Lehrer, mehr Verwaltungsbeamte, mehr Ärzte.
Dafür helfen sie uns, die Alters­
vorsorge zu stemmen.
Das stimmt nicht. Die Schweizer
zahlen viel länger in die Sozialwerke ein als die Ausländer.
Weil diese nicht sofort arbeiten
können!
Wenn wir Arbeitskräfte brauchen,
sollen die Unternehmen selbstverständlich einen Ausländer anstellen dürfen. Heute haben wir
aber oftmals eine Verdrängung
auf dem Arbeitsmarkt: jüngere
Deutsche zum Beispiel, die Leute
aus dem ehemaligen Jugoslawien
oder ältere Schweizer verdrängen.
Deshalb braucht es einen Inländervorrang, und wir müssen endlich die Masseneinwanderungsinitiative umsetzen.
Die SVP will Kontingente für Ausländer. Haben Sie eine Zahl im
Kopf, wie viele Ausländer jährlich
kommen können?
Das ist schwer zu sagen, weil die
Zahl flexibel sein soll, also nach
Branche und saisonal zu berechnen ist. Klar ist: Die Schweiz muss
die Bilateralen neu verhandeln
und zwar hart.
Die bilateralen Verträge waren
aber auch ein Volksentscheid!
22 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE
Natalie Rickli,
38, ist seit 2007
SVP-Nationalrätin. Die
Winterthurerin
kämpft unter
anderem für
tiefere BillagGebühren.
Unten: Aline
Trede, 32, sitzt
seit 2013 für die
Berner Grünen
im Nationalrat.
Die Umweltwissenschaftlerin
ist Mutter und
war Kampagnenleiterin
beim VCS.
­ ürden Sie diese denn opfern?
W
In letzter Konsequenz müssen wir
bereit sein, die Bilateralen zu
­opfern.
Kommen wir zum Geld: Warum
legt die SVP nicht offen, wie viel
sie für den Wahlkampf ausgibt?
Ich weiss nicht mal, wie viel das
ist. Da müssten Sie unseren Präsidenten Toni Brunner fragen.
Die Parteienfinanzierung in der
Schweiz ist privat. Da ist es doch
völlig normal, dass man die Wahlspenden nicht offenlegt.
Aber die Wähler haben doch ein
Anrecht darauf, zu wissen, woher
das viele Geld kommt!
Die Wähler wissen, wofür wir einstehen, das reicht. Was sagt das
dem Wähler, wenn ich schreibe,
XY aus Z habe mir 200 Franken
gespendet?
Es geht auch nicht um 200 Franken,
sondern um Millionen. Wenn grosse Unternehmen wie Economie­
suisse mit ihrer Parteienfinanzierung Einfluss auf den politischen
Prozess nehmen, ist das einfach
nicht mehr privat!
Eine private Firma darf doch selber entscheiden, wem sie etwas
spenden und was sie kommunizieren will.
Vielleicht haben die Firmen ja
Angst, im Zusammenhang mit
Euch erwähnt zu werden, weil die
SVP laut Bilanz nicht mehr die
wirtschaftsfreundlichste Partei ist.
(Lacht.) Das Schlimmste an diesen Wahlen waren nutzlose Ratings. Das Einzige, was zählt, sind
die Ergebnisse am 18. Oktober.
Wenn wir gerade bei Zahlen sind:
Die SVP hat im Parlament einen
Frauenanteil von 13 Prozent. Finden Sie es gut, mit so vielen alten
Männern in einer Partei zu sein?
Ich fühle mich wohl. Allerdings
glaube ich, dass wir nach den
Wahlen mehr Frauen sein werden.
Mit 19 Prozent kandidieren bei der
SVP aber am wenigsten Frauen.
Dafür gute!
«Sind Sie auch froh, dass jetzt
endlich die Wahlen kommen?»,
fragt Aline Trede ihre Ratskollegin nach dem Interview. Natalie
Ricklis Antwort: «Und wie, ich
bin froh, wenn sie vorbei sind!
Dann können wir endlich wieder
in Ruhe arbeiten.» 
Postbote Urs Rosario holt in Lugano
das Paket für pick@home ab.
Nachtaktion. Im «My Post 24»-Automat hats Tickets zu The Yellow Tour.
Das gibts nur auf The Yellow Tour: Bastian Baker tourt mit dem Postauto durch die ganze
Schweiz und nutzt dabei die innovativen Dienstleistungen der Post.
DIE POST MIT BASTIAN BAKER AUF SCHWEIZER TOUR
Live-Action auf
The Yellow Tour
Live-Aktionen, super Konzerte DIE POST ist mit Bastian Baker zu
The Yellow Tour gestartet. Impressionen und Emotionen.
«Woher kommt Euer Geld?»
Aline Trede findet Transparenz
bei den Parteispenden wichtig.
Für Rickli ist das Privatsache.
Die Schweizerische Post nahe, interaktiv und
in bester Atmosphäre erleben. Dazu ein Stargast, der mit seiner Musik für grossartige
Stimmung sorgt: Bastian Baker. Das lockt
Hunderte von Fans ins Hotel Wetterhorn in
Hasliberg, wo The Yellow Tour gestartet ist.
Auf dieser Reise durch die Schweiz macht die
Post mit sieben Konzerten mit Bastian Baker
und spannenden Aktionen ihre innovativen
Dienstleistungen erlebbar. Zum Beispiel bei
einer Schnitzeljagd, wo die Fans an einer
Postautohaltestelle, die zuvor im Internet auf
TheYellowTour.ch ausfindig gemacht werden
muss, Konzerttickets vom Buschauffeur ge-
schenkt bekommen. Oder bei einer Nachtaktion, wo Tickets für The Yellow Tour in einem
«My Post 24»-Automaten versteckt sind und
die Fans sie mit einem Code aus dem
Schliessfach ziehen können. Zweiter Halt von
The Yellow Tour ist Lugano. Highlight: Ein
Postbote kommt auf die Bühne, und Bastian
Baker packt ihm sein Handtuch in ein Postpaket. Noch am selben Abend wird dieses
Paket einem Fan geschickt, der Dank der
Postdienstleistung pick@home Bakers Handtuch bei einer Verlosung gewonnen hat. Bastian ist begeistert: «So interaktiv war der Kontakt mit den Fans noch nie.»
Ein Fan-Selfie mit der PostCard
Creator App von der Post.
Innovativ und flexibel
THE YELLOW TOUR mit der Post
und Bastian Baker dauert bis 6. November
und führt noch nach Sion (15.10.), Vevey
(16.10.), Zürich (30.10.), St. Gallen (5.11.)
und Luzern (6.11.). Der komplette Ticketverkauf wurde über die Poststellen und
über den Online-Postshop abgewickelt.
Hinzu kommen zahlreiche Aktionen
auf TheYellowTour.ch, bei denen Fans
Konzerttickets gewinnen können.
Aktuelle Informationen zu den innovativen Dienstleistungen der Post
und Tournews auf: TheYellowTour.ch