„wenn ihr mich gesehen hättet…..“ – Welttag der Suizidprävention Dr. med. Susanne Schmidt 10.09.2015 Standort: HELIOS Hanseklinikum Stralsund • Ziel: grade, klare Menschen mit einem inneren Bild von sich selbst, dem anderen und der Welt….. einer funktionsfähigen „inneren Landkarte“…. und der Gewissheit, wirksam sein zu können….. • Zuversicht und Vorfreude auf das eigene Leben Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, 10.09.2015 HELIOS Hanseklinikum Stralsund 1 • Physische Veränderungen vom kindlichen zum erwachsenen Körper • Loslösen von den Eltern • Neue Beziehungen zu Gleichaltrigen knüpfen und sexuelle Bedürfnisse integrieren • Selbstvertrauen und ein neues Wertesystem entwickeln • Soziale und berufliche Identität gewinnen Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, 10.09.2015 HELIOS Hanseklinikum Stralsund 2 RISIKOfaktoren ….. Welt-Erfahrungen • Wiederholte Scheiter- und Misserfolgserfahrungen, auch in der Interaktion mit anderen • Anhaltende Familienkonflikte • Psychisch kranke Eltern • Elternkritik, Diskriminierungserfahrungen • Isolations- und Ausgrenzungserfahrungen • Angst und Hoffnungslosigkeit • Einsamkeits- und Verlorenheitserleben • Bindungs- u/o Gewalttraumatisierungen • …. Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt HELIOS Hanseklinikum Stralsund 3 gezeichnet von einem 16jährigen Jungen in der Ergotherapie 4 PUR- „Noch Ein Leben“ Ein kalter Schauer jagt mir durch die Haut, aus dem Gedächtnis nie gelöscht. Warum in jener Nacht? Was hast du nur gedacht? Was hat die Zweifel weggewischt? Die tiefe Traurigkeit in dir, dafür fehlte das Gespür, hab ich ganz anders als dein Lächeln im Trubel übersehen. „Drachen sollen fliegen“ war dein Lieblingslied und in jener Nacht hast du es wahr gemacht und bist losgeflogen ganz ohne Flügel aus dem 13.Stock. Du hast dein Ende selbst gewählt, hast dich mit leben so gequält. Doch war das fair? War das nicht feige? Du gibst keinem mehr ne Chance. Erst wenn dein letzter Vorhang fällt, erst dann verliert die Welt den Mut für dich. Ich wünsch‘ dir trotzdem alles Gute, da, wo du jetzt bist. Du warst für jeden Pfeil schutzloses Ziel, für diese Welt zu viel Gefühl. Was war der letzte Tritt zum allerletzten Schritt? Hat dich der Todesrausch verführt? Dass du die Antwort schuldig bleibst und so die Trauer nie vertreibst ist rücksichtslos und tut genau den Falschen, die dich brauchten, weh. Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, 10.09.2015 Zu spät, um dir zu zeigen, was du hier versäumst, wie man hofft und träumt. Kannst du dir denn verzeihn, ich wollte keine Drachen fallen, sondern steigen sehn. Du hast dein Ende selbst gewählt, hast dich mit leben so gequält. Doch war das fair? War das nicht feige? Du gibst keinem mehr ne Chance. Erst wenn dein letzter Vorhang fällt, erst dann verliert die Welt den Mut für dich. Ich wünsch‘ dir trotzdem alles Gute, da, wo du jetzt bist. Ich wünsch‘ dir noch ein Leben – noch ein Leben- noch ein Leben mit einer fairen Chance.Ich wünsch‘ dir noch ein Leben – noch ein Leben- noch ein Leben, doch du hast nur eine Chance. -----------------------------------------------------------------------IM OKTOBER 1991, WÄHREND DER "NICHTS OHNE GRUND"-TOUR, EREIGNETE SICH DIE TRAGISCHE GESCHICHTE DIESES LIEDES. DA MAN ZU WAHREN BEGEBENHEITEN AUS DEM EIGENEN BEKANNTENKREIS EINE BESONDERE NÄHE EMPFINDET, FIEL UNS DIE ENTSCHEIDUNG, DAS LIED AUF DIE CD ZU BRINGEN, ENTSPRECHEND SCHWER. WIR GLAUBEN ALLERDINGS, DASS WIR UNS AUF DIESEM WEGE SO MIT DEM THEMA AUSEINANDERGESETZT HABEN, DASS DAS LIED VOR ALLEM DIE TRAUER ERLEICHTERT UND HOFFENTLICH GENÜGEND WARNT. HELIOS Hanseklinikum Stralsund 5 Modell der erfahrungsbasierten Grundlagen von psychischen Erkrankungen Genetik Persönlichkeit Frühkindliche Belastungen Lerngeschichte Vulnerabilität Biologische Faktoren z.B. Pubertät, chron. Erkrankungen N E U R O E N D O K R I N E V. Soziokulturelle Faktoren Aktuelle Lebensereignisse, z.B. Stress, Verlustu/o Trauma-Erfahrungen Mobbing Familie Psych./ phys. Erkrankung, ungelöste Lebenskonflikte, Transgenerationale Weitergabe z.B. Medien, Leistungsdruck RESILIENZ Seelische Erkrankung Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, 10.09.2015 HELIOS Hanseklinikum Stralsund 6 15jährige Jasmin, Gymnasiastin, älteste Tochter von vier Kindern GM u KM an Depress. erkrankt Schüchtern Ängstlich introvertiert Frühchen, mehrere Krh.aufenthalte im 1.-3. Jj. ohne Begleitung durch die KE, Geburt von zwei Geschwistern Suizid der GM, bei Streit schweigen u abwenden Vulnerabilität hoch Biologische Faktoren Pubertät, leichtes Übergewicht N E U R O E N D O K R I N E V. Soziokulturelle Faktoren whatsApp – Gruppe = Freunde hoher Leistungsdruck u –erwartung durch sich selbst, KE und Schule Aktuelle Lebensereignisse, Stress in Familie durch Arb.losigkeit Tod des 3jährigen Bruders durch Sturz aus dem Fenster vor 3 J., Mobbing Familie KM depressiv, überfordert, KV Alkoholmissbrauch, isolierte Familie mit knappen Ressourcen Depression mit Suizidalität und SVV durch Ritzen, Z.n. SV durch Tbl. Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, 10.09.2015 HELIOS Hanseklinikum Stralsund 7 Verloren Die Schaukel, sich im Wind wiegend, hängt stumm an ihrem Gerüst. Verloren liegt der kleine Schuh im Sand. Jemand kommt. Hebt ihn auf. Sinkt schreiend zu Boden. Es regnet. Es ist zu spät. Verloren. 8 Allein gelassen, auf mich selbst gestellt. Ausgesetzt in einem endlos großen Labyrinth. Überall wo ich hinsehe, nur graue Mauern, die mein Sichtfeld und meine Möglichkeiten beschränken. Enge lange dunkle Gänge und jeder gleicht dem anderen. Immer die Gefahr, wieder in einer neuen Sackgasse zu landen, muss ich jeden meiner Schritte gut bedenken. Also stehe ich da in einem aussichtslosen Kampf und niemand da, der der mir den richtigen Weg weist. Niemand jedenfalls, der es versucht, denn sie sehen alle von oben auf mich herab, wohl wissend um den Weg hinaus. Sie beobachten jeder meiner Schritte in die falsche Richtung, sie sind da, aber ich bin alleine. Jeden Fehltritt mit seinen Konsequenzen hinnehmen und doch nicht aufgeben, sondern den Entschluss fassen, weiterzugehen. Am Ende meiner Kräfte sinke ich an einer Mauer nieder, schließe meine Augen und warte auf ein Wunder… (J.,18 Jahre) www.neuhland.de Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, 10.09.2015 HELIOS Hanseklinikum Stralsund 9 „Zeitgeist“- oder die innere gesellschaftliche Logik • „Kannst du was, bist du was.“- Ideal der Bildungsgesellschaft • Leistungsgesellschaft- Leistung „definiert“ Selbstwert und Anerkennung- Leistungsstand wird bewertet, darüber hierarchisiert in Würdigung und Entwürdigung- „Ich zeig‘ dir mal, wie man einen Turm richtig baut!“ • Besitzgesellschaft: „Hast du was, bist du was!“Preis/Geld bestimmt Qualität- Fußballergehälter • Kapitalistische Gesellschaft mit Wirtschafts-, Leistung- und Wachstumslogik: Erwartung, dass Optimum aus sich herauszuholen, Möglichkeiten nicht liegen zu lassen, sich der schwersten Aufgabe zu stellen - d.f. – Entsolidarisierung & Individualisierung • Individualisierungsgesellschaft heißt, es wird dem Einzelnen zugerechnet wie sie ihr Leben in den Griff bekommen unabhängig von den Umständen • Narzisstischer Sozialisationstyp der Selbstbehauptung und Selbstdarstellung/Selbstvermarktung –“sich zu Markte tragen in seiner Person“- E. Fromm Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt HELIOS Hanseklinikum Stralsund 10 ResilienzGedeihen trotz widriger Umstände • Widerstandskraft ggü belastenden Ereignissen trotz widriger Umstände 11 • Aufgaben, an denen sie wachsen können • Vorbilder, an denen sie sich orientieren können • Gemeinschaften, in denen sie sich aufgehoben fühlen 12 Was Eltern und Erzieher auszeichnet, die ihren Kindern Resilienz vermitteln können – aus: „Das Resilienzbuch“; Robert Brooks, Sam Goldstein; Klett-Cotta 2001 • Zuversichtlich,empathisch sein • Gut kommunizieren • Die Kinder akzeptieren • Negative Lebensskripte ändern • Kompetenzen der Kinder fördern • Kindern helfen, Verantwortung zu übernehmen und Probleme lösen zu lernen (z.B. Hilfe holen und Hilfe annehmen lernen) 13 Kaputt- WIR SIND HELDEN Dein Vater ist kaputt, aber du bist es nicht. Zerbeult und verbogen und vielleicht nicht ganz dicht, aber irgendwo darunter bist du seltsam o.k., beinah unversehrt unter allem, was weh tut. Ich weiß, du willst helfen. Ich weiß, du grämst dich. Ich weiß, du willst abhauen. Ich weiß, Du schämst dich. Es ist so okay, jeder soll fliehen der kann. Wenn du den Fluchtwagen fährst, schnall dich an. So viel kaputt, aber so vieles nicht. Jede der Scherben spiegelt das Licht. So viel kaputt, aber zwischen der Glut, zwischen Asche und Trümmern war irgendwas gut. Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt HELIOS Hanseklinikum Stralsund 14 Kaputt – Wir sind Helden Deine Mutter ist kaputt, aber du bist es nicht. Du trägst dieselben Verbände, Schicht über Schicht, aber irgendwo darunter bist du längst schon verheilt, du hast viel zu lang ihre Wunden geteilt. Ich weiß, du willst helfen, aber du weißt nicht wie. Ich weiß, du willst abhauen, aber das könntest du nie. Es ist so okay - jeder soll helfen, der kann. Wenn du die Scherben aufhebst, zieh dir Handschuh an. So viel kaputt, aber so vieles nicht. Jede der Scherben spiegelt das Licht. So viel kaputt, aber zwischen der Glut, zwischen Asche und Trümmern war irgendwas gut. Du hast es gefunden und du musst es tragen, für dich und für alle, die dich danach fragen..... Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, HELIOS Hanseklinikum Stralsund 15 Vielen Dank! HELIOS Standort www.helios-kliniken.de Stralsund, Dr. med. Susanne Schmidt, 18.04.2013 HELIOS Hanseklinikum Stralsund 16
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