SPIELZEIT 2013.2014 MEIN PARZIVAL Von Paul Steinmann und Karin Eppler REGIE … Tina Geißinger Begleitmaterial zum Stück Premiere: 17.03.2014 Sehr geehrte Lehrerinnen und Lehrer, für Informationen und Buchungsanfragen wenden Sie sich bitte an Susanne Ziegler: [email protected] oder unter 09131 86 2185. Hier noch ein paar Anmerkungen für den Ablauf der Vorstellung. Die Schauspielerin kommt mit Beginn der Stunde in den Unterricht herein. Bitte beginnen Sie den Unterricht ganz normal, die Spielerin kommt herein und fängt sofort an zu spielen. Reagieren Sie bitte nicht auf sie, sondern gesellen Sie sich einfach direkt zu den Schülern auf einen Platz und genießen die Vorstellung. Für unser Klassenzimmerstück brauchen wir einige Utensilien, die in jeder Schule bzw. in jedem Klassenraum theoretisch vorhanden sind. Sollte dies in Ihrem Klassenzimmer nicht der Fall sein, stellen Sie diese bitte für unsere Vorstellung bereit. Einrichtung Klassenraum: ‐ U-Form gestellte Tische – bitte nicht erst an dem Tag der Vorstellung organisieren, sondern vielleicht einen Tag vorher eine neue Sitzordnung ausprobieren, damit es für die Schüler nicht zu offensichtlich ist, dass sie Besuch bekommen Utensilien ‐ 1 Geodreieck ‐ Schwamm ‐ Besen ‐ Kreide ‐ leerer Lehrertisch Ein kleines Nachgespräch zum Stück bieten wir auf Anfrage an. Bitte teilen Sie dies Frau Ziegler bei Ihrer Buchung mit, wenn Sie ein solches Wünschen. ZUR INSZENIERUNG MEIN PARZIVAL ist das zweite Klassenzimmerstück des Theater Erlangen, diesmal für junge Zuschauer ab 10 Jahren. Dieses Stück können Sie also ab der fünften Klasse buchen, es eignet sich zudem bis zur siebten Klassenstufe. In MEIN PARZIVAL erfahren die Schüler, wie ein kleiner Junge zum Ritter wird. Wie er sich, um sein Ziel, ein großer Ritter zu werden, weiterentwickeln muss, die gesellschaftliche Ordnung der Welt akzeptieren lernt und welche Prüfungen er dabei bestehen muss. Es begegnet ihnen das Mittelalter mit seinen Glanz- und Schattenseiten. Was will ein Junge, der nichts von der Welt kennt, um jeden Preis werden, als ihm drei Ritter begegnen? Ganz klar: ein Ritter! Dafür muss er natürlich Abenteuer bestehen, mutig sein, kämpfen und siegen! Zunächst aber muss er sich entscheiden, ob er auf seine Mutter hören, oder seinen eigenen Kopf durchsetzen soll. In der kleinen Welt des Waldes kann Parzival kein Ritter werden. Also zieht er hinaus in die große Welt. Die aber ist im Mittelalter voller Tücken, Missverständnissen und Gefahren. Zum Hof des König Artus will Parzival. Dort kann er all die berühmten Ritter treffen, von denen er auf seiner Reise gehört hat. Inzwischen sieht er auch schon aus wie ein richtiger Ritter, seine Mutter hat ihn ursprünglich mit Narrenkappe, einfachem Bauerngewand und einem Esel losgeschickt. Sie dachte, wenn die Menschen ihn so sehen, lachen sie ihn aus und Parzival kehrt enttäuscht zurück. Doch weit gefehlt. Parzival macht sich aus dem Spott der Menschen nichts und zieht unbekümmert in sein Abenteuer. Mittlerweile trägt er Rüstung, Schild und Schwert. Was fehlt also noch? Mut und Tapferkeit, Klugheit und Gelassenheit, Ruhm und Ehre, Freunde und Feinde und die Liebe. Parzival geht seinen Weg. Er lernt, er kämpft, er liebt. 2 Fast ist er schon ein vollkommener Ritter, da wird ihm die schwerste aller Aufgaben gestellt, er muss ein Rätsel lösen, an dem bislang alle anderen Ritter gescheitert sind … Das Stück eignet sich, um das Mittelalter im Unterricht zu besprechen und in die Welt der Mythen und Ritter einzutauchen. In dieser Mappe finden Sie Anregungen zur Vor- und Nachbereitung des Theaterstückes MEIN PARZIVAL, einige Hintergrundinformationen zum Stück und rund um das Mittelalter. Wir wünschen viel Spaß beim Erkunden und Erleben dieses Zeitalters! DIE SPIELERIN Janina Zschernig wurde 1988 in Nürnberg geboren. Sie studierte von 2008 bis 2012 an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt am Main. Während ihres Studiums spielte sie am Schauspiel Frankfurt in der Inszenierung DNA von Dennis Kelly. Seit der Spielzeit 2012.13 ist sie festes Ensemblemitglied am Theater Erlangen und in folgenden weiteren Produktionen zu sehen: SPAZIERGANG AUF DEN BARRIKADEN, KING KONG, DEMUT VOR DEINEN TATEN BABY, LYSISTRATE, JEDER STIRBT FÜR SICH ALLEIN und bald DANTONS TOD. MEIN PARZIVAL ist ihr erstes Klassenzimmerstück. ITTELALTER Ungefähr um 450 n. Chr. begann die Epoche Mittelalter. Es war eine Zeit der großen Veränderungen in Europa. Erste Universitäten gründeten sich, neue Formen der Malerei und Dichtung entstanden. Neben diesen Errungenschaften in der Kunst zeichnete sich das Mittelalter aber auch durch unzählige Schlachten und Kriege aus, wie z. B. die Kreuzzüge. Um die Schlachten untereinander führen zu können, brauchten die Könige Verbündete. Diese Männer entstammten meist Adelsgeschlechtern und waren Fürsten oder Herzöge. Für ihre Dienste erhielten sie Ländereien vom König als Besitz – die sogenannten Lehen. Zwar gehörte es dem jeweiligen Lehnsherren nicht, dennoch trug er die Verantwortung für die Menschen, die dort lebten: Für dieses Lehen schworen sie dem König einen Eid, den König selbst und das Königreich unter Einsatz ihres Lebens zu verteidigen. Wenn der König in den Krieg ziehen wollte, stellte ihm der Lehnsherr seine Soldaten zur Verfügung – dies waren die Ritter. Ritter schworen sowohl ihrem Lehnsherrn als auch dem König die Treue. Dafür bekamen sie oft ein kleineres Stück Land, über das sie herrschten. Die Menschen, die dort lebten, waren Leibeigene. Sie durften ein winziges Stück des Landes selber bewirtschaften und mussten davon an ihre Herren Abgaben leisten. Zum Leben reichte dies kaum, und so arbeitete meist die ganze Familie, sogar die Kinder. Die Männer auf dem Land, die Frauen zudem noch im Hofhaushalt ihrer Lehnsherren. OLFRAM VON SCHENBACH Geboren um 1170 in Eschenbach. Wolfram, neben Walter von der Vogelweide der größte deutsche Dichter des Mittelalters, war ritterlichen Standes, aber aus einem verarmten Adelsgeschlecht. Er verdiente sich seinen Unterhalt als fahrender Sänger. Unsicher ist, in welchem Auftrag er die etwa 25000 Verse des PARZIVAL geschrieben hat. 3 Der Ort Eschebach, nach dem sich seine Familie benannte, liegt in Bayern bei Ansbach. Von Eschenbach hat längere Zeit gastliche Aufnahme beim Landgrafen Hermann von Thüringen gefunden. Nach dem Tod von Hermann 1217 gibt es kein Lebenszeichen von von Eschenbach mehr. Auf der Burg Wildenberg (wahrscheinlich Wehlenburg bei Ansbach), die vielleicht ein gräflich Wertheimisches Lehen war, hatte er vermutlich später mit Weib und Kind seinen dauernden Wohnsitz. Gegen 1220 ist er wahrscheinlich gestorben und wurde in der Liebfrauenkirche seines Heimatortes Eschenbach beigesetzt, wo sein Grabmal noch zu Anfang des 17. Jahrhunderts vorhanden war. Werke: PARZIVAL: 24810 Verse aus der Vorlage CONTE DU GRAAL von Chrétien de Troyes TITUREL: 170 Strophen über Seitenfragmente des Parzival – Stoffes WILLEHALM: 13988 Verse; Thema: Kampf Christen gegen Heiden Neun Minnelieder ITTER Die Soldaten des Mittelalters waren die Ritter. In den verschiedenen Ländern haben sie unterschiedliche Namen: In Spanien hießen sie Caballeros, in Frankreich Chevaliers oder in England Knights. All diese Bezeichnungen bedeuten dasselbe: Männer auf Pferden. Denn der Ritter zog stets mit einem Pferd in die Schlacht. Die Ausrüstung war teuer. So entwickelte es sich, dass nur Jungen aus wohlhabenden Familien Ritter werden konnten. Bis dahin setzte sich der Ritterstand aus Angehörigen des Adels und der Ministerialen zusammen – ursprünglich unfreie Bürger, die für besondere Verdienste von ihren Herren für frei erklärt wurden. Die Blüte der Ritterzeit war 1180 bis 1300. Die Ausbildung zum Ritter begann bereits mit sieben Jahren. Man trat in den Dienst eines Herrn auf einer anderen Burg als Page. Man erlernte gute Manieren und auch das Kämpfen, aber erstmal nur mit einem Holzschwert. Im Alter von 14 Jahren wurde der Page zum Knappen und einem Ritter zur Seite gestellt. Er kümmerte sich um die Pferde des Ritters und dessen Ausrüstung. Wenn ein Ritter in den Krieg zog, war sein Knappe immer an seiner Seite. Der Knappe trainierte dann mit richtigen Waffen. Das Wichtigste war das Reiten zu lernen und sich ohne Hände im Sattel zu halten. Dies war in der Schlacht lebensnotwendig und nicht vermeidbar, da der Ritter in der einen Hand die Lanze in der anderen das Schild trug. Manche Knappen lernten sogar lesen und schreiben, was im Mittelalter nicht üblich war. Neben dem Schutz ihres Landes zeichneten sich die Ritter aber auch für die Entwicklung der Kultur aus. Durch die Reisen zu den Kreuzzügen brachten sie neue Literatur und die höfische Lebensweise auf die deutschen Burgen. Diese Einflüsse stammten vorwiegend aus Frankreich und dem Orient. Im Rittertum verschmolzen Germanentum, Christentum, Antike und die neuen Eindrücke der Kreuzzüge. Die Folge war eine Aufgeschlossenheit gegenüber der Schönheit irdischer Dinge vermischt mit einem tiefen christlichen Glauben und germanischer Eigenart. Mit etwa 20 Jahren hatte der Knappe ausgelernt und bekam den Ritterschlag von seinem Ritter oder, wenn er aus einer bedeutenden Familie kam, direkt vom König. Meist war der Ritterschlag oder die Schwertleite eine feierliche Zeremonie, bzw. ein Fest. Aber der König konnte auch einen Knappen kurz vor einer Schlacht zum Ritter schlagen, was dann natürlich nicht feierlich geehrt wurde. Auch zur Belohnung nach einer Schlacht, als Auszeichnung für besondere Tapferkeit konnte der Ritterschlag erfolgen. Der frischgebackene Ritter schwor seinen Rittereid: dem König und dem Lehnsherren Treue und Tapferkeit und dem Königreich und der Kirche zu dienen. Mit dem Ritterschlag bekam ein junger Ritter Schwert und Sporen. Bei seinem Ausscheiden aus dem Ritterstand wurde 4 ihm beides wieder abgenommen. Wichtig für einen Ritter war, nach den ritterlichen Tugenden zu leben. Die Waffenausrüstung für einen Ritter bestand in der Regel in Schwert und Lanze. Auch das Pferd war gepanzert. Ein Ritter hatte mehrere Pferde in Betrieb: ein extra groß gezüchtetes Schlachtross, ein Reisepferd und ein Pferd für das Gepäck. Ritter sollten stets gerecht sein, den Schwachen beiseite stehen, edelmütig und gutherzig sein. Zudem musste jeder Ritter den Frauen Respekt erweisen. Doch wie bei allen solchen Regeln ist die Einhaltung in der Realität schwer. Ein Ritter konnte durchaus auch skrupellos und grausam sein. Dennoch sollte er auch einem feindlichen Ritter mit Respekt begegnen. Durch die fahrenden Sänger im Mittelalter, die ihre Loblieder auf besonders tapfere und tugendhafte Ritter sangen, wurden ihnen die Tugenden jederzeit wieder in Erinnerung gerufen. Mittelpunkt des höfischen Lebens waren die Burgen der Lehnsherren, besonders die der Welfen in Braunschweig, der Thüringer auf der Wartburg und der Hohenstaufen in Schwaben. Ein berühmter Ritter war zum Beispiel Richard I. von England. Er trug den Beinamen Richard Löwenherz, weil er so furchtlos und mutig im Kampf war. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er auf dem 3. Kreuzzug und im Krieg gegen den französischen König. Neben den berühmten wirklich lebenden Rittern gibt es viele sagenumwobene Ritter: Die berühmtesten sind wohl der heilige Georg, der einen Drachen erschlug und die Ritter um König Artus. Der britannische König Artus ist der Mittelpunkt eines ausgedehnten Sagenkreises und mit ihm seine Ritter der Tafelrunde. König Artus Hof ist die Inkarnation des hochhöfischen Rittertums. Die Ritter in der Tafelrunde sind alle gleichrangig und kennen keine nationalen oder konfessionellen Schranken. Wenn ein Ritter den Hof Artus verlässt, begibt er sich auf eine märchenhafte „Aventurie“ (Reise). Wenn er an den Hof zurückkehrt, werden Feste zu seinen Ehre gefeiert, bis die Tafelrunde sich wieder auflöst, weil ein anderer Ritter auf Abenteuerfahrt zieht. Das vornehmliche Ziel der Artusritter ist die Suche nach dem heiligen Gral. In Eschenbachs PARZIVAL treffen zwei Sagenwelten aufeinander: die Gralssage und die Artussage. ARZIVAL Parzival, auch Perceval (altfranz. Durchdring dieses Tal) genannt, war einer der bedeutendsten Ritter am Hof König Artus, nicht nur wegen seines ungewöhnlichen Werdegangs, sondern vor allem auch wegen seiner Rolle bei der Suche nach dem Heiligen Gral. Zahlreiche bedeutende Autoren des Mittelalters befassten sich mit diesem Thema, unter anderem Chrétien de Troyes („Perceval", um 1150) und Wolfram von Eschenbach („Parzifal", um 1200). Parzival, von seiner Mutter Herzeloyde in Waldeinsamkeit aufgezogen, ist am Hofe Artus ein Außenseiter. Er hält sich nicht an die Regeln, nach denen sich das höfische Leben zu richten hat, weiß nichts vom Zusammenleben der Menschen und noch weniger von der Ritterlichkeit und ihren Idealen. Die ersten Ritter, denen er begegnet, hält er in seiner Torheit für Götter: Er beschließt nach dieser Begegnung auch Ritter zu werden und verlässt seine Mutter. Vor den Toren der Artusburg angekommen, trifft er auf den Roten Ritter, erschlägt ihn ehrlos, nimmt ihm seine Rüstung. So gelangt er an den Königshof und nennt sich einen Ritter. Langsam und schmerzhaft wird der Lernprozess sein, bis er sich dieses Ehrentitels zu Recht wird bedienen dürfen. 5 Wie die meisten anderen Artusritter geht Parzival irgendwann auf die Suche nach dem Heiligen Gral. Nur die Allerwenigsten gelangen auch nur in die Nähe, doch Parzival wird sogar in die Gralsburg eingeladen, wo er eine Prozession beobachten darf, in der verhüllte Jungfrauen einen lichtverschleierten, offensichtlich heiligen Gegenstand am kranken Gralskönig Anfortas vorbeitragen. Doch wenn Parzival auch schon in vielen Dingen ein echter Ritter geworden ist, fehlt ihm Mitgefühl und geistige Reife, um die entscheidende mitleidige Frage zu stellen. Anfortas kann nur erlöst werden, wenn ihn ein Ritter nach seinem Befinden fragt. Parzival wird der Burg verwiesen und der Fischerkönig bleibt unerlöst. Erst ein weiteres Umherirren durch die Welt wird Parzival würdig machen und sein zweiter Besuch auf Burg Carbonek erlöst Anfortas endlich und macht Parzival zum neuen Hüter der Gralsburg. WISSENSWERTES ÜBER ITTER Trotz der Hilfe eines Knappen dauerte es bis zu einer Stunde, bis ein Ritter sich seinen Plattenharnisch komplett angelegt hatte. Bis zu sechs verschiedene Handwerker arbeiteten an einer Plattenrüstung: Schmiede, die die Scharniere herstellten, Kettenmacher, die die Kettenpanzer anfertigten, Plattner, die die Platten formten und Polierer sorgten für Glanz. Stecher und Ätzer verzierten die Rüstung. Die Kampfrösser der Ritter waren speziell gezüchtete doppelt soviel wiegende Pferde. 1212 brachen tausende von Kindern zu einem Kinderkreuzzug ins Heilige Land auf. Nur wenige kehrten nach Hause zurück und keines erreichte sein Ziel. Unterwegs starben sie oder wurden gefangen und als Sklaven verkauft. DIE RITTERLICHEN UGENDEN Êre (Ehre) war die wichtigste Tugend. Man lebte für Gott, den Lehnsherren und die Gattin des Herren. Sich dieser Tugend nicht gebührend zu widmen, bedeutet eine große Schande für jeden Ritter. Saelde heißt soviel wie Seligkeit. Diesem letzten großen Ziel des Ritters wurde alles untergeordnet, bedeutet sie doch die Erfüllung des Lebens. Minne bedeutet die Verehrung der Frau und das respektvolle Verhalten gegenüber dem weiblichen Geschlecht. Mâze und zuht bedeutet Maßhalten, also ein Ritter sollte jederzeit selbstbeherrscht sein. Staete ist die Stetigkeit, also Beständigkeit. Niemals soll ein Ritter aufgeben. Triuwe (Treue und Zuverlässigkeit) ist eine der typischen germanischen Eigenschaften, die ins Rittertum integriert wurden. Milte nannte man die Gastfreundschaft. Da ein Ritter viel auf Reisen war, waren sie auf diese Tugend besonders angewiesen, wenn sie in anderen Burgen um Aufnahme baten. 6 DER RAL Einer der heiligsten und mystischsten Gegenstände des Christentums ist der heilige Gral. Doch was ist er eigentlich? Ähnlich wie nach der Gestalt des Königs Artus oder Artus selbst, deren historisches Vorbild etwa im fünften Jahrhundert anzusiedeln ist, suchen Historiker auch heute noch, ähnlich wie damals die Ritter, nach dem Heiligen Gral. In der vorherrschenden, schon stark christianisierten Meinung, ist er das Gefäß, aus dem Jesus beim letzten Abendmahl trank und das bei seiner Kreuzigung dazu benutzt wurde, das Blut aus seiner Seite aufzufangen. Dieser Kelch wurde dann von Joseph von Arimathäa, der Jesus sein Grabmal überlassen hatte, später mit nach Britannien gebracht, wo sich die Spur verliert. In der mittelalterlichen Dichtung ist er ein geheimnisvoller Gegenstand, der seinen Besitzer irdisches und himmlisches Glück verleiht, den aber nur ein Auserwählter finden kann. Bei Eschenbach ist der Gral ein Stein mit wunderbaren Kräften, bzw. ein Gefäß, das köstliche Speisen spendet und demjenigen, der ihn erblicken darf, ewige Jugend verleiht. Genauso geheimnisvoll wie der Gral sind die Gralsburg und der Fischerkönig Anfortas selber. Die Burg kann nur von jemand, der vorherbestimmt ist gefunden werden. Eine geplante Suche nach ihr ist aussichtslos, man kann nur durch Zufall hingelangen. Deshalb muss Parzival nach seinem ersten Besuch auch viele Jahre durch die Wildnis reisen und sich würdig erweisen, bis er erneut vor Anfortas treten und in erlösen kann. Die Geschichte um den Gral hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Genauso wenig wie die eines jungen Ritters (Parzival), der erst zum wahren Menschsein finden musste, um zu etwas Höherem berufen werden zu können. SPIELERISCHE VORBEREITUNG MITTELALTER 1 Stellt einen Stuhlkreis oder die Stühle so, dass eine Art Bühnensituation entsteht. Eine Person steht auf der Bühne/im Kreis. Die anderen Personen sitzen auf den Stühlen. Die Person auf der Bühne nennt eine Figur oder Gegenstand, die ihr zum Thema Mittelalter einfällt, (z. B. Ritter, Burg, Bauer...) und stellt sich in eine selbst gewählte Position, die der gewählten Figur/Gegenstand entspricht. Die Person bleibt im „Freeze" stehen (Freeze: wie eingefroren verharren). Eine andere Person nennt eine Figur oder einen Gegenstand, der zu der Figur oder zu dem Gegenstand auf der Bühne passt, und positioniert sich dementsprechend dazu. Eine dritte Person kommt hinzu. z.B. 1. Kind: „Ich bin eine Burg“. 2. Kind „Ich bin die Zugbrücke der Burg“, 3. Kind „Ich bin das Burgfräulein“. 1. Kind „Ich nehme die Zugbrücke mit“. Kind Nr. 3 sucht sich eine neue Figur oder einen Gegenstand aus. Die Kinder 1 und 2 setzen sich wieder hin. Dann ist Kind 3 sozusagen der erste Spieler und ein anderes Kind muss sich dementsprechend eine neue Figur / Gegenstand ausdenken und sich dazu positionieren. Sie entscheiden selbst, wie lange die Schüler das Spiel spielen. In der Regel wiederholen sich gegen Ende die Personen oder die Gegenstände. Das ist dann ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. KAISER, KÖNIG, EDELMANN Im Mittelalter wurden die Stände in einer festen Ordnung angeordnet, die nur selten durchbrochen werden konnte. Ganz oben stand natürlich der Kaiser, gefolgt vom König, Edelmann, usw. Die Kinder spielten dazu ein Spiel, zu dem ein Ball benötigt wurde, den sie aus 7 einer Schweinsblase aufbliesen. Stand Leder zur Verfügung, wurde es zu einem Ball zusammengenäht und mit Federn ausgestopft. Material: - ein Ball - Zeitungspapier, um Kreise zu legen für innen - Zettel und Stifte für die Anfangsbuchstaben, für Lose und Markierungen innen - Kreide für außen Die Kinder stellen sich im Raum verteilt auf (dieses Spiel kann auch draußen gespielt werden). Jedes Kind markiert sich einige Meter entfernt vom nächsten einen Kreis auf dem Boden. Dieser kann aus Zeitungspapier geformt werden oder die Kinder ziehen einen Kreis auf den Boden mit einem Stock oder Kreide. Nun werden die Titel der Plätze ausgelost: Kaiser, König, Edelmann, Bürgerin, Bäuerin, Bettelmann. Sind es mehr als 6 Spieler kommen weitere Personen dazu, z.B. Sänger, Ritter, Knappe, Bischof, Mönch, Papst... Die Kinder zeihen jeweils einen Zettel, so dass jeder weiß, welche Rolle er verkörpert. Dann stellen sie sich möglichst bunt durcheinander gewürfelt im Raum auf. Jedes Kind markiert seinen Platz mit den Anfangsbuchstaben, also KAiser, KÖnig, BEttler, BAuer... Der Kaiser fängt an und wirft den Ball einem Mitspieler zu. Fängt dieser nicht, muss er seinen Platz verlassen, um den Ball zu holen. Dann können die im Rang unter ihm Stehenden versuchen, seinen Platz zu besetzten. So rückt z.B. der Bettelmann auf den Platz der Bäuerin und diese kommt auf den untersten Rang. Der Spieler muss also so schnell wie möglich den Ball holen, um seinen Platz nicht zu verlieren. Wird der Ball gefangen, kann er sofort weitergeworfen werden, möglichst auf einen Rang höheren Spieler. Der Spielleiter entscheidet selbst, wann das Spiel beendet ist. MITTELALTER 2 Die Gruppe setzt sich in einem Stuhlkreis zusammen und sammelt Situationen, die sie mit dem Mittelalter verbinden. Diese werden auf Zettel geschrieben. Dann wird die Gruppe in Kleingruppen (4-5 Spieler) aufgeteilt, jede Gruppe zieht einen Zettel. Aus diesem Zettel stellen die Spieler ein Standbild (Denkmal, Statue), welches die Situation darstellt. Die Kinder sollen sich überlegen, welche Figuren sie für das Bild brauchen, wer wen darstellt. Für die Darstellung können die Gegenstände im Raum benutzt werden. Standbild bedeutet, die Situation soll ohne Bewegung und Sprache dargestellt werden. Zum Beispiel: Markt im Mittelalter: man braucht z.B. 2 Verkäufer und 2 Käufer, vielleicht einen Dieb. Wenn es ein Hühnerverkäufer ist, kann z.B. die Schultasche als Huhn zweckentfremdet werden. Die Spieler stellen sich dann auf: 2 Verkäufer, die ihre Ware anbieten, 2 Käufer, die Kaufen wollen und der Dieb, der dem einen Verkäufer etwas stiehlt. Da dies ohne Bewegung uns Sprache passiert, muss natürlich die Mimik sehr ausdrucksstark sein. Ein Marktverkäufer kann auch sein Gesicht so verziehen, als ob er seine Ware ausruft. Die Kinder haben 5-10 Minuten Zeit, ihre Bilder zu entwickeln. Zum üben der Bilder sollten sie sich probeweise in diese stellen. Dann werden die Bilder präsentiert und der Rest der Gruppe muss raten, welche Situation dargestellt wird. Fortsetzung: Die Kinder können sich nun ein weiteres Bild vor dem ersten und nach dem ersten Bild ausdenken. Was passiert unmittelbar vor dem zuerst gestellten Bild und was passiert danach. 8 Im Beispiel etwa: der Dieb schleicht sich an, der Käufer schaut erst beim anderen Verkäufer. Der zweite Verkäufer macht auf sich aufmerksam. Danach: Der Verkäufer schnappt den Dieb, der erste Verkäufer lacht ihn aus. Der Käufer erschreckt sich. Zudem kann sich jedes Kind einen Satz in jedem Bild ausdenken. Das muss natürlich geübt werden. Für diese Aufgabe geben sie den Kindern nochmals 1012 Minuten Zeit. Dann wird wieder präsentiert. Am Ende kann man eine kleine Szenencollage zusammenstellen aus Bilderfolgen, die gut zusammenpassen würden. Z. B. gibt es einen Markt und ein Ritterturnier. Diese beiden können als eine gemeinsame Szene vorgespielt werden, indem die Kinder ihre Bilder zusammenfügen und spielen. Jetzt kann sich auch bewegt und gesprochen werden. Es ist gut, wenn die Szenecollage mit den ersten Bildern der einzelnen Gruppen gestartet wird, heißt sich alle in ihr chronologisch erstes Bild stellen und dann gemeinsam beginnen und mit den chronologisch letzten Bildern enden und da auch wieder ins Freeze gehen. Das muss natürlich sortiert und geübt werden, dass nicht alles durcheinander passiert. Dazu haben die Kinder noch 5-10 Minuten Zeit. Die Szenen sollen nicht länger als 1-2 Minuten gehen. NACHBEREITUNG Für den Unterricht ist MEIN PARZIVAL zum Thema Mittelalter und Mythen bestens geeignet. Sie können diese Epoche mit Ihren Schülern im Vorfeld behandeln oder das Stück in die Mitte des Themenkomplexes legen. Ebenfalls eignet es sich für den Einstieg in die Themen, Ritter, Lebensweise und Mittelalter allgemein. Um das Stück noch zu vertiefen, hier einige Anregungen. Fragen zur Nachbereitung: Wo lebte Parzival mit seiner Mutter? Wie hieß Parzivals Mutter? Was wollte Parzival werden? Warum wollte seine Mutter nicht, dass er diesen Beruf ergreift? Als was verkleidete seine Mutter Parzival, als er sich auf den Weg zu König Artus machte? Von wem wurde Parzival zum Ritter geschlagen? Wie hieß der Hüter des Heiligen Grals? Was war die Aufgabe, um den Hüter des Grals zu erlösen? Was musste Parzival tun, um ein richtiger Ritter zu werden? Was lernt Parzival auf seiner Reise? STÄRKE Parzival muss auf seinem Weg sehr stark sein, innerlich und auch äußerlich. Was ist Stärke? Was ist Stärke für jedes einzelne Kind? Wann bin ich stark, bzw. wie kann Stärke aussehen? TUGENDEN Parzival lernt auf seiner Reise auch die ritterlichen Tugenden kennen. Welche sind das? Sammelt die Begriffe auf Zetteln. Teilt die Gruppe in so viele Kleingruppen auf, wie ihr Zettel habt. Jede Gruppe zieht einen Zettel und stellt ein Standbild zur jeweils gezogenen Tugend. In der Vorbereitung zu diesem Bild muss sich die Gruppe eine Situation ausdenken, wie sie diese Tugend darstellen können, z. B. Treue. Hier kann man sehr gut den Ritterschlag darstellen, bei dem der Ritter seine Treue zu schwören hat. Die Kinder können in 9 diesen Bildern einen Satz sprechen, der ihnen sinnvoll erscheint, um die darzustellende Tugend zu verdeutlichen. Natürlich werden alle Bilder den anderen präsentiert. Diese Bilder können fotografiert und im Klassenzimmer aufgehängt werden. Im Anschluss sprecht ihr noch darüber, welche die wichtigste Tugend für jedes einzelne Kind ist und warum. WAPPEN Jeder Ritter im Mittelalter hatte sein eigenes Wappen. Denkt euch gemeinsam ein Wappen für die Klasse aus, gestaltet es gemeinsam und hängt es auf. Dies ist euer Königswappen. Jedes Kind soll sich noch ein eigenes ausdenken. Dies ist vielleicht zweimal anzufertigen, eines für zu Hause und eines für das Klassenzimmer. Denn diese eigenen Wappen werden natürlich unter das Königswappen gehängt. Zudem kann sich jedes Kind noch einen eigenen Ritternamen ausdenken, denn Ritter hatten oft noch Beinamen, die ihre besonderen Stärken benannten. Zum Beispiel Richard Löwenherz. 10
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