Grüne Nachrichten Eisenstadt 2015-03

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Maga Yasmin
Dragschitz
Klubobfrau der
Grünen Eisenstadt.
WARUM DIESE
SONDERAUSGABE?
Seit Anfang Juli ist Eisenstadt einer der
Schauplätze für die Flüchtlingstragödie,
die sich derzeit in Europa abspielt. Zum
ersten Mal werden wir EisenstädterInnen
mit Flüchtlingen – vorwiegend Männern
aus Syrien – konfrontiert. Wir treffen sie im
Schwimmbad, auf der Straße, und wir sehen
sie im Schatten in unseren Parks sitzen. Das
löst natürlich so einige Gefühle bei uns aus:
Angst, Skepsis und Verunsicherung, aber
auch Neugierde, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft.
Es gibt meiner Meinung nach zwei Dinge, die
wir hier in Eisenstadt brauchen und die bis
jetzt noch nicht wirklich verbreitet wurden:
zum einen konkrete Informationen zum
Thema AsylwerberInnen im Allgemeinen und
in Eisenstadt im Besonderen; zum anderen für
diejenigen, die helfen wollen, Kontakte zu Anlaufstellen. Welche Hilfsorganisation ist wofür
zuständig? An wen kann ich mich wenden,
wenn ich z.B. Kleidung verschenken möchte,
Ideen für Hilfsangebote habe oder ein Privatquartier anbieten kann? Genau diese Art von
Information wollen wir in dieser Sonderausgabe an die Bevölkerung weitergeben.
Mir wäre es lieber, wenn sich die Gemeinde
darum kümmern würde, denn die Bürgermeister sind die idealen zentralen Koordinationsstellen vor Ort. Leider ist das bisher
nicht der Fall gewesen. Als Grüne Eisenstadt
wünschen wir uns folgende konkrete Maßnahmen:
• Informationsveranstaltung(en) für interessierte BürgerInnen
• Einberufung eines Eisenstädter Asylgipfels mit dem Ziel der Koordination der
Angebote der Hilfsorganisationen
• Freistellung einer Person im Rathaus für
die Koordination von Hilfsdiensten und als
Anlaufstelle für Fragen der Bevölkerung
FLÜCHTLINGE IN EISENSTADT
Interview mit Oberstleutnant Helmut MarbaN
Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
in der Landespolizeidirektion Burgenland – 24. Juli 2015
GN: Was ist die Aufgabe der Landespolizeidirektion (LPD) Burgenland?
Marban: Die LPD ist nur Quartiergeber
und für die Infrastruktur vor Ort zuständig. Angeordnet wurde dies vom
Bundesministerium für Inneres, welches Quartiere gesucht und sich unter
anderem für diese Flächen im Bereich
der LPD Burgenland entschieden hat.
Betreut werden die Asylwerber nicht
von uns, sondern von der Firma ORS,
die wiederum vom Innenministerium
beauftragt wurde. Diese ist zuständig
für die Essensausgabe, die medizinische Versorgung, die Freizeitgestaltung oder auch für die Bereitstellung
von Dolmetschern. Die Rechtsberatung wird hauptsächlich von NGOs
durchgeführt, zum Beispiel von der
Caritas.
sind grundsätzlich sehr gut vernetzt
und kommen schon mit den Handys.
Außerdem denke ich, dass das Handy
die einzige Möglichkeit ist, mit ihren
Familien in Kontakt zu treten. Denn
was die Leute meiner Erfahrung nach
am meisten beschäftigt, ist nicht ihr
persönlicher Status, sondern die Ungewissheit darüber, was mit ihrer Familie
passiert.
Wie sind Vorfälle mit Asylwerbern zu
bewerten?
Es hat Vorfälle gegeben, zum Beispiel
im Eisenstädter Schwimmbad. Die
Leute wurden aufgrund dessen von
der Firma ORS über unsere Kultur
und unsere Benimmregeln aufgeklärt.
Grundsätzlich ist der persönliche Kontakt einfach wichtig. Wo Leute zusammen kommen, können Vorurteile auch
abgebaut werden.
Helmut Marban
Enddatum. Das Bundesministerium für
Inneres geht von einer vorübergehenden Unterbringung aus, bis geeignete
Quartiere zur Verfügung stehen. Die
Asylwerber sind derzeit in der Grundversorgung des Bundes. Das heißt, es
laufen Asylverfahren. Diese Männer
warten auf das Ende des Asylverfahrens, also auf einen positiven oder
negativen Bescheid.
Wie viele Asylwerber befinden sich
derzeit auf dem Gelände der Polizei
und woher kommen diese?
Wir haben derzeit ca. 200 Männer zur
Betreuung hier. Davon sind 160 in 20
Zelten am Gelände untergebracht und
weitere 40 im Turnsaal. Diese Männer
waren davor alle in Traiskirchen. Sie
kommen hauptsächlich aus Syrien,
Afghanistan, dem Irak,..., also aus
Krisen- bzw. Kriegsgebieten. Vor allem
die Syrer sind zum Teil sehr gut ausgebildet.
Vielen Dank für das Interview!
Interview: Yasmin Dragschitz
Was dürfen diese Asylwerber, was
dürfen sie nicht?
Diese Leute sind nicht festgenommen
und dürfen sich frei bewegen. Sie
werden registriert, wenn sie das Gelände verlassen. Wenn sie länger als 48
Stunden der Unterkunft fernbleiben,
können sie aus der Grundversorgung
entlassen werdcn.
DER NAHE OSTEN –
SO NAH?
Was die Kriege im Nahen Osten mit uns
zu tun haben und warum der 1. Weltkrieg noch nicht zu Ende ist. Vortrag
und Diskussion mit Karin Kneissl, freie
Journalistin und Nahostexpertin.
Es fällt auf, dass fast alle Asylwerber
ein Handy haben. Wieso?
Ein Handy ist heutzutage ein Gebrauchsgegenstand. Die Asylwerber
Wie lange werden sie voraussichtlich
bleiben?
Das ist eine gute Frage. Es gibt kein
23.10. | 19:30
WR. NEUSTADT, Bildungszentrum
St. Bernhard, Domplatz 1
Probleme lösen statt Schuld zuweisen
Der aktuell große Flüchtlingsstrom ist ein
immenses Problem – aber es ist lösbar.
Für Europa könnte ein neuer Zuzug
sogar die Chance zum Ausgleich des
Bevölkerungsschwunds sein.
Erschütternd ist, dass zur Zeit Innenministerium, Landesregierung, einzelne
Bezirkshauptmannschaften und viele
BürgermeisterInnen nur eines im Sinn
02
haben: die Schuld am Problem anderen
in die Schuhe zu schieben und damit das
Problem zu vergrößern statt zu lösen.
In der Zwischenzeit sterben Menschen.
Sie werden erschossen, sie verhungern,
sie ertrinken. Aber wir haben die Macht,
Elend zu beenden oder zumindest zu
verringern. Wir können das, wenn alle
zusammenhelfen: die Landesregierung
kann durch taugliche Gesetze ermöglichen, in leerstehenden Gebäuden
Schutzsuchende für einige Zeit unterzubringen. Die Gemeinden können je nach
Größe Verantwortung übernehmen. Alle
Menschen können nach ihren Möglichkeiten den Flüchtlingen einen Ausblick auf
ein Leben in Würde schenken.
GRÜNE NACHRICHTEN EISENSTADT August 2015
Regina Petrik,
Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin
FLÜCHTLINGE IN EISENSTADT
WER WILL, DER KANN!
ANLAUFSTELLEN FÜR IHRE HILFE
Diese Informationsseite bietet Ihnen konkrete Informationen, Adressen und Kontaktmöglichkeiten,
ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Aktuelle Infos stellen wir Ihnen auch auf unserer Homepage
www.gruene-eisenstadt.at zur Verfügung.
CARITAS
Die Caritas bietet Rechtsberatung im
Zeltlager und für bereits in der Grundversorgung befindliche AsylwerberInnen.
RechtsberaterInnen sind Mag. Monika
Vychytil (Tel. 0676 83730 352) und Dr.
Wolfgang Weeber (Tel. 0676 83730 353)
Ansprechpartnerin für die Bereitstellung
von Wohnraum ist Friederike Keindl (Tel.
0676 83730 411)
Sachspenden (Sommer- und Herbstbekleidung für junge Männer, also T-Shirts,
kurze Hosen, Hemden, Schuhe, Flipflops,
Handtücher, Hygieneartikel…) werden in
der CARLA Eisenstadt (Bründlfeldweg)
entgegen genommen und gegen Vorlage
von Gutscheinen an die AsylwerberInnen
verteilt. (Kontakt CARLA: 02682 66038)
Koordination ehrenamtlicher HelferInnen
(z.B. Begleitung für Arztbesuche); Kontaktperson: Mag. Birgit Prochazka (Tel.
0676 83730 410)
www.caritas-burgenland.at/flucht
Der Flüchtlingshilfe gewidmete Geldspenden gehen auf das Spendenkonto
Burgenland:
Raiffeisenlandesbank Burgenland,
AT34 3300 0000 0100 0652 RLBBAT2E
Für den Inhalt
verantwortlich:
Yasmin Dragschitz,
[email protected]
0664/2841118
Die Grünen
Eisenstadt
Hauptstraße 16
EI SE N STA DT
7000 Eisenstadt
www.gruene-eisenstadt.at
IBAN: AT035100090017053800
ROTES KREUZ
Das Rote Kreuz unterstützt die Polizei,
wenn diese Flüchtlinge aufgreift, indem
es deren Versorgung und Betreuung
übernimmt, und zwar bei der Erstversorgung in Nickelsdorf, Schattendorf und
Heiligenkreuz. Die Flüchtlinge in Eisenstadt, die in Zelten untergebracht sind,
haben bereits offiziellen Asylstatus, daher
ist das Rote Kreuz hier nicht aktiv.
www.roteskreuz.at/burgenland
PANNONISCHE
TAFEL
Die Pannonische Tafel koordiniert Spendenaktionen und informiert regelmäßig
auf Facebook über den aktuellen Spendenbedarf. Darüber hinaus vermittelt sie
Kontakte zwischen den BürgerInnen aus
dem Raum Eisenstadt und den Flüchtlingen. Sie schafft eine neue Willkommenskultur, indem sie den Kontakt zwischen
denen herstellt, die Zimmer zur Verfügung haben und/oder WG-PartnerInnen
suchen und denen, die eine Unterkunft
suchen. Das soll das gegenseitige Verständnis fördern und den AsylwerberInnen die Möglichkeit geben, unsere Kultur
näher kennenzulernen.
Wer sich informieren möchte oder mithelfen will, kommt vorbei oder setzt sich
am besten via Facebook mit der Tafel
in Verbindung. Auf der Facebook-Seite
„Pannonische Tafel“ findet man unter
„Seiteninfo“ einen Link zu einer Gruppe
mit dem Namen „Soli Asyl Eisenstadt.“
Ansprechpartnerin ist Andrea Roschek
(Tel.: 0699 110 057 11)
Spenden werden gerne entgegen
genommen auf dem Konto: Pannonische Tafel IBAN:
AT651400038110033629
BIC: BAWAATWW
GRÜNE NACHRICHTEN EISENSTADT August 2015
FLÜCHTLINGE
WILLKOMMEN
BURGENLAND
Die InitiatorInnen der Aktion hoffen,
dass auch im Burgenland geflüchtete
Menschen willkommen geheißen werden.
Wer ein leerstehendes WG-Zimmer oder
freien Wohnraum zur Verfügung hat,
kann sich auf der Webseite registrieren
oder einfach mal anfragen, wie die Vermittlung abläuft.
Ansprechperson: Flüchtlinge Willkommen Österreich Burgenland: Karoline
Szivatz, 0650/52 69 666
www.fluechtlinge-willkommen.at
Spenden zur Unterstützung der Arbeit
werden entgegen genommen auf dem
Konto: Bildungsinitiative Österreich,
IBAN: AT22 2011 1290 6482 3203
BIC: GIBAATWWXXX
DIAKONIE
Der Diakonie Flüchtlingsdienst ist seit
über 25 Jahren für Schutzsuchende und
Flüchtlinge im Einsatz. Im Burgenland unterstützt der Diakonie Flüchtlingsdienst
AsylwerberInnen und Flüchtlinge mit
verschiedenen Angeboten.
Die Einsatzmöglichkeiten für Freiwillige
sind vielseitig. Derzeit werden dringend
gesucht:
• Ehrenamtliche MitarbeiterInnen für
Basis-Deutschkurse/Gestaltung von
Konversationsrunden
• „Flüchtlings-Buddies“ (individuelle
Begleitung und Unterstützung von
Flüchtlingen)
• Mitfahrgelegenheiten
Ansprechperson: Barbara Lechner,
0664/88982634, barbara.lechner@
diakonie.at
fluechtlingsdienst.diakonie.at
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FLÜCHTLINGE IN EISENSTADT
FAQs ZUM THEMA
ASYLWERBERiNNEN
1. Warum sind die meisten Asylwerber Männer?
Viele Männer flüchten, um nicht
zwangsrekrutiert zu werden für den
IS, Boko Haram oder Assads Armee.
Außerdem ist die Flucht gefährlich und strapaziös, für Frauen und
Kinder besteht zusätzlich noch die
Gefahr, Opfer sexueller Gewalt zu
werden. Meist kann sich eine Familie
nur leisten, EIN Mitglied außer Landes zu bringen. Da viele Frauen mit
ihren Kindern reisen würden, wäre
das gefährlicher und der Preis drei
bis viermal so hoch. Die Hoffnung
ist, dass der Mann als Flüchtling
anerkannt wird und seine Kernfamilie
nachholen kann.
2. Warum haben AsylwerberInnen
Smartphones?
Diese Menschen haben vor der Flucht
ein ganz normales Leben geführt,
sie haben gearbeitet, sind zur Schule
gegangen, haben studiert und haben
– so wie wir – ein Handy gekauft. Auf
der Flucht ist das Handy oft die einzige Verbindung zu den zurückgelassenen Menschen daheim. Fotos sind
darauf gespeichert und die Verbindung zur Außenwelt zum Überleben
enorm wichtig. Was würden Sie auf
die Flucht mitnehmen?
3. Hat Österreich nicht schon genug
Flüchtlinge aufgenommen?
Nur ein Bruchteil der flüchtenden
SyrerInnen und IrakerInnen schaffen
es lebend nach Österreich. Asylsuchende sind weniger als 1% der
österreichischen Bevölkerung - selbst
wenn wir von der Maximalschätzung
von 70.000 Asylanträgen ausgehen
und die derzeit in Grundversorgung
Befindlichen mit einrechnen. Gleichzeitig nimmt Jordanien 1,2 Millionen
Schutzsuchende auf – ca. 25% seiner
Bevölkerung. Zum Vergleich: Unsere
Regierung hat letztes Jahr 150 Millionen für Regierungsinserate ausgegeben, also mehr als sie (mit 137 Millionen Euro/Jahr) für die Betreuung von
AsylwerberInnen ausgibt.
Weitere häufig gestellte Fragen
und Antworten finden Sie unter:
http://www.gruene.at/helfen
04
„MEINE HOFFNUNG
IST EINGESCHLAFEN“
N., Journalist, wurde 1987 in einer Stadt
in Nordwestsyrien, nahe der türkischen
Grenze, geboren. Er erzählt im Interview
seine Fluchtgeschichte und bittet dabei
um die Wahrung seiner Anonymität.
Woher kommen Sie?
Ich bin syrischer Kurde aus einer Stadt an
der türkischen Grenze. Ich hatte als Journalist ein gutes Leben – bis zum Ausbruch
des syrischen Bürgerkrieges 2011.
Wieso sind Sie geflüchtet?
Ich habe für das syrische Fernsehen über
die Kämpfe um Aleppo berichtet. Zusammen mit einem Kameramann geriet ich
zwischen die Fronten islamistischer Gruppierungen. ISIS-Leute nahmen uns fest. Um
mich als ihren Gefangenen zu markieren,
stachen sie mir mit einem Messer in den
linken Oberarm. (Er zeigt die runde Narbe in der Größe eines 20-Cent-Stückes.)
Ironischerweise hat mich nach zwei Tagen
ein abtrünniger ISIS-Mann, ein Amerikaner,
befreit. Danach war für mich klar, dass ich
nicht mehr in Syrien bleiben will.
Wie sind Sie geflüchtet?
Zusammen mit drei anderen jungen Kurden – wir alle haben yezidische Wurzeln
und sind deshalb besonders gefährdet
- wandte ich mich an einen Schlepper.
Als Anzahlung nahm er 2.500 Euro pro
Person. Er führte uns im Dezember auf
einem Pfad über die Grenze in die Türkei.
Dann ging’s mit dem Autobus nach Istanbul. Dort mussten wir fünf Monate auf
den Weitertransport warten. Das kostete
ein Vermögen. Endlich brachen wir zu
Fuß auf, um an die Küste zu gelangen. In
einem aufblasbaren Kunststoffboot, das
für 20 Personen gedacht war, drängten
sich 60 Menschen. Ein Junge und ein
Mann starben auf dieser Überfahrt nach
Griechenland. In Athen mussten wir den
Rest unseres „Fahrpreises“ an die Schlepper abgeben: 6.500 Euro pro Person.
Von Saloniki aus marschierten wir zwei
Wochen lang durch Mazedonien bis zur
serbischen Grenze, durch den Kosovo,
überquerten ein 1800 Meter hohes Gebirge und kamen endlich nach Belgrad.
Dort geht man mit den Flüchtlingen nach
Mafia-Vorbild um. Als wir zur Weiterfahrt
ins Hotel in ein Taxi stiegen, verlangte der
Fahrer von jedem von uns 200 Euro. Auf
unseren Protest antwortete er kalt: „Ihr
habt ja keine Papiere.“ Für das Bett im Hotel, einer schmutzigen Bruchbude, zahlten
wir 75 Euro pro Kopf. Danach kam wieder
ein Fußmarsch. Insgesamt verbrachten wir
20 Nächte im Wald. Vor der ungarischen
Grenze erwartete uns ein weißer kleiner
Kastenwagen, der schon für 10 Personen
eng gewesen wäre. Wir waren 38 und
wurden mit Gewalt hineingepfercht. Dann
begann die Höllenfahrt durch Ungarn. Wir
hatten in dem engen Raum bald keine
Luft mehr. Den Menschen wurde schlecht,
manche verloren das Bewusstsein. Kurz
vor Schwechat wurde der Kastenwagen
von der Polizei angehalten. Das war am 1.
Juli. Danach verbrachten wir zwei Tage in
Polizeigewahrsam und kamen schließlich
ins Aufnahmelager nach Traiskirchen. Seit
8. Juli sind wir in Eisenstadt.
Was sind ihre Hoffnungen und Erwartungen?
Im Augenblick kann ich dazu gar nichts
sagen. Wir müssen jeden Tag fürchten, in
ein anderes Bundesland weitergeschoben
zu werden. Meine Hoffnung ist eingeschlafen, zum ersten Mal in meinem Leben. Ich
sehe nicht, dass sich in meinem Asylverfahren etwas entwickelt. Wir hatten uns
während all der Monate unserer Flucht
so unbändig auf die Ankunft in Europa
gefreut, sind aber gleich einmal in einem
Zelt auf dem Boden gelandet.
Wie geht es Ihnen in Eisenstadt?
Eisenstadt gefällt uns. Wir haben schon
ein paar Kontakte hier geknüpft, sehr
liebe Menschen kennen gelernt, die sich
mit viel Engagement für uns einsetzen.
Das Schlimmste aber ist die Ungewissheit:
Was bringt der nächste Tag? Wohin wird
unsere Odyssee noch führen?
Johanna-Isabella Awad-Geissler führte das
Interview. Wir danken für die Übersetzung aus
dem Arabischen.
Nachtrag: Einige Tage nach dem Interview wurden die jungen Asylwerber nach
Vorarlberg weitertransportiert.