Verantwortung - Nachrichten für Nachhaltigkeits- und CSR

Verantwortung
Ausgabe 01 | 29. Januar 2016
Nachrichten für Nachhaltigkeits- und CSR-Manager
INHALT
Startschuss in letzter Sekunde
2
„COP21“ soll gewünschte Planungssicherheit geben / Die Arbeit
geht jetzt erst richtig los
Im Dezember einigten sich 195 Staaten, die Erdwärmung auf deutlich
unter 2 Grad Celcius zu begrenzen. 1,5 Grad werden als wünschenswert
bezeichnet. Die Euphorie über das Zustandekommen des Abkommens war
groß. Die Wirtschaft freut sich über die geklärten Rahmenbedingung. Bis
zur Ratifizierung in den Ländern und dem Wandel hin zu einer nachhaltigen
Wirtschaft ist noch ein weiter Weg. Jetzt beginnt die Umsetzung.
5
6
„Inzwischen ein Wunschunternehmen“
Wie das Nachhaltigkeitsmanagement Rinn
Erfolge am Markt und bei Bewerbern beschert,
schildert Geschäftsführer Christian Rinn.
Ruhigen Gewissens in den Urlaub
Während Spezialanbieter mit ethisch korrekten
Zielen locken, hat TUI klimaeffizientes Reisen und
zertifizierte Hotelpartner im Angebot.
AUFMACHER
KUNDEN & LIEFERANTEN
2
6
Ruhigen Gewissens in den Urlaub
Klimaeffizienz als Qualitätsanspruch
7
Korruptionsrisiken erkennen
Nachhaltigkeitsmanagement kommt eine
Schlüsselrolle zu
7
Smog gefährdet Lieferungen aus China
2.000 Fabriken im Dezember geschlossen /
Überwachung der Lieferkette schwierig
Startschuss in letzter Sekunde
STRATEGIE & ORGANISATION
3
3
Im Nachhaltigkeitscockpit
Energieverbrauchscontrolling bringt Fraport
eigenen Klimaschutzzielen näher
Durchblick im Ratingdickicht
Ist es möglich, Nachhaltigkeit einheitlich zu
bewerten?
3Veranstaltungen
PRODUKTION & TECHNOLOGIE
9
Zahlen decken Wasserrohrbruch auf
2008 begann Voith mit ersten Überlegungen
zu einem „Green Controlling“-Konzept
9
Umweltkatastrophe als Aha-Effekt
Brasiliens Bevölkerung aufgerüttelt /
Deutscher Bergbau will Wissenstransfer
fördern
VERANTWORTUNG KONKRET
5
Der Nachhaltigkeitssteckbrief
Rinn Beton- und Naturstein: Geschäftsführer
und oberster Nachhaltigkeitsmanager
Christian Rinn im Interview
9
Zahlen decken Wasserrohrbruch auf
Green Controlling hilft Voith, jährlich über 6 Millionen Euro zu sparen. Drei zentrale Steuerungsgrößen zeigen Verbesserungspotentiale auf.
AUS DER REDAKTION
(K)EIN ZAHNLOSER TIGER
Es ist geschafft. Zukünftig ist das
„Paris-Abkommen“ in aller Munde,
nicht mehr das „Kyoto-Protokoll“.
Aber wird es ein zahnloser Tiger
wie sein Vorgänger? Die USA hatten
das Kyoto-Protokoll nie ratifiziert.
Kanada stieg 2011 einfach aus. Eine
Hintertür für den Ausstieg gibt es
auch diesmal wieder. Immerhin:
China, Indien und Brasilien – 1997
noch ohne eigene Reduktionsziele –
sind nun erstmals zum Klimaschutz
verpflichtet. Das Zauberwort lautet
„Angemessenheitsvorbehalt“. Die
Forderung nach Verbindlichkeit und
Rechtssicherheit kam zuletzt verstärkt
von Unternehmen. Setzt die Wirtschaft weiterhin glaubhaft nachhaltige
Impulse, wird es für die Politik kein
zurück mehr geben können.
Aufmacher 2
© picture alliance / AP Images
Ausgabe 01 | 29. Januar 2016
Die Welt auf einem Bild: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (Mitte vorne) umringt von Staats- und Regierungschefs zum Start der Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015.
Startschuss in letzter Sekunde
„COP21“ soll gewünschte Planungssicherheit geben / Die Arbeit geht jetzt erst richtig los
D
ie Klimakonferenz „COP21“ Anfang Dezember in Paris war mit viel Hoffnung, aber auch
mit Bangen erwartet worden. Den Diplomaten
von Paris ist letztlich ein Abkommen gelungen. Es
sieht vor, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen – sogar 1,5 Grad
werden als wünschenswert bezeichnet. Diese
Verschärfung kommt durchaus überraschend. 195
Staaten der Welt haben das Vertragswerk unterzeichnet, 2020 soll es in Kraft treten. Allerdings:
im Vertrag ist eine Hintertür eingebaut, die es allen Staaten ermöglicht, ohne Angabe von Gründen wieder aus dem Abkommen auszusteigen.
Doch auch all jene Staaten, die gewillt sind,
das Abkommen zu ratifizieren, haben einen langen Weg vor sich. „Der politische Prozess muss
sich stabilisieren. Das Handeln und die Haltung
der USA, Chinas und der EU sind entscheidend für
den Erfolg des Abkommens“, sagt Elmar Kriegler,
Vize-Chef des Forschungsbereichs Nachhaltige
Lösungsstrategien am Potsdam-Institut für Klimaforschung.
Die Mechanismen dafür sieht er im Vertrag
verankert. Artikel 4 besagt, dass national bestimmte Klimaziele alle fünf Jahre überprüft werden. Anschließend sind die Staaten angehalten,
einen Fortschrittsplan zur erneuten Verbesserung
der Klimaschutzziele auszuarbeiten. „Dadurch ist
im besten Fall ein Wettbewerb unter den Staaten
möglich“, sagt der Klimaforscher. Der Wettbewerb käme der Wirtschaft zugute. Für sie soll Paris
als Rahmenabkommen Planungssicherheit bieten
– ein entscheidender Faktor, der von führenden
Unternehmenslenkern im Vorfeld der Konferenz
immer wieder betont wurde. Politik und Wirtschaft stehen laut Kriegler in Wechselwirkung:
„Die Wirtschaft kann entscheidend zur Stabilisierung des politischen Prozesses beitragen.“
Immer mehr in den Blick geraten dabei die
Investoren. Um Investitionssicherheit zu gewährleisten, waren auch von Seiten des Finanzmarkts
klare Rahmenbedingungen gefordert, die das Pariser Abkommen nun gewährleisten soll. „Es ist zu
»»Die Wirtschaft kann
entscheidend zur Stabilisierung des politischen
Prozesses beitragen.«
Elmar Kriegler, Potsdam-Institut
für Klimaforschung
erwarten, dass Vermögensinhaber ihre Mandate
auf Strategien mit geringem CO2-Fußabdruck und
geringen Risiken aus dem Klimawandel ausrichten
werden“, erklärt Karsten Löffler, Geschäftsführer
der Allianz Climate Solutions. Der Versicherungskonzern verkündete noch während der laufenden
Konferenz den Beitritt zur „Portfolio Decarbonization Coalition“ (PDC). Diese Koalition wurde vom
Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP)
initiiert und verpflichtet sich zur Dekarbonisie-
rung von Geldanlagen. Insgesamt kamen bereits
600 Milliarden US-Dollar Investitionsvolumen
zusammen. Für den Versicherungssektor ist das
Abkommen laut Löffler richtungsweisend: „Versicherungslösungen für erneuerbare Energien,
Versicherungen gegen Naturkatastrophen und
Versicherungen in Entwicklungs- und Schwellenländern werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen.“
Zufrieden mit den Ergebnissen von Paris
zeigt man sich auch bei der Deutschen Bahn.
„Das Abkommen bestätigt unsere Arbeit im Klimaschutz und gibt uns Rückenwind“, sagt Meike
Niedbal, Leiterin Nachhaltigkeitsmanagement
und Zukunftsforschung des Konzerns. Aufgabe
des Nachhaltigkeitsmanagements ist es nun, die
strategische Perspektive des Klimaabkommens für
das Verkehrs- und Logistikunternehmen konkret
zu machen, um in Kooperation mit den Geschäftsfeldern die Produkte nachhaltiger zu gestalten.
Im Privatkundenbereich ist es Niedbal zufolge ein
Ziel, auch CO2-freie Angebote über die gesamte
Mobilitätskette anzubieten. In der Flinkster-Flotte
der Bahn befinden sich aktuell bereits fast 600
Elektroautos, darunter auch Hybridfahrzeuge. Für
die Geschäftskunden ist nach dem Pariser Abkommen mit weiterem regulatorischen Druck von
Seiten der Politik zu rechnen. „Unsere Logistik
ist Bestandteil in der Lieferkette sehr vieler Unternehmen. Aufgrund der nun geklärten Rahmenbedingungen durch das Abkommen sind dort Impulse für das Geschäft zu erwarten“, sagt Meike
Niedbal.
kpm
Strategie & Organisation 3
NEWS
Im Nachhaltigkeitscockpit
Auswirkungen auf
ganz Europa
Energieverbrauchscontrolling bringt Fraport eigenen Klimaschutzzielen näher
Um die deutschen Klimaschutzziele für 2030 und
2040 zu erreichen, muss die
Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken von heute 260
Terawattstunden bis 2030 um
60 Prozent und bis 2040 fast
vollständig reduziert werden.
Das ist eine der Kernaussagen
der Studie „Klimaschutzbeitrag des Stromsektors bis
2040“ im Auftrag der energiepolitischen Organisation
Agora Energiewende. Die
Studie untersucht auch die
Effekte auf den europäischen
Strommarkt. Demnach verbessert die Verminderung der
deutschen Kohleverstromung
auch die europäische Klimaschutzbilanz: Derzeit ungenutzte Gaskraftwerke jenseits
der deutschen Grenzen könnten wieder attraktiv werden.
Der von ihnen erzeugte Strom
würde dann nicht mehr vom
Strom aus klimaschädlicheren
Kohlekraftwerken in Deutschland verdrängt.
Vernachlässigte
Diversity-Aspekte
Sexualität und Religion werden als Teil eines DiversityManagements immer noch
weniger stark beachtet als
beispielsweise Work-Life-Balance, Alter oder Geschlecht.
Dies zeigt die Studie „Diversity Management in Deutschland 2015“ des Vereins
Völklinger Kreis. Dabei kann
gerade die Berücksichtigung
dieser beiden Aspekte für
die Vielfalt im Unternehmen
besonders gewinnbringend
sein: „Arbeitgeber, die umfassendes Diversity-Management anbieten, nehmen auch
die positiven Effekte wahr.
Deutlich geringer fallen die
Vorteile in der Wahrnehmung
derer aus, die nur einzelne
Dimensionen bearbeiten“,
kommentiert der VölklingerKreis-Vorsitzende René Behr
die Ergebnisse. Für die Studie
wurden über 100 Arbeitgeber
mit jeweils mindestens 1.000
Beschäftigten befragt.
M
ehr oder weniger auf Knopfdruck
kann der Flughafenbetreiber Fraport den aktuellen Energieverbrauch
von Gebäuden, Anlagen und Mobilitätsdiensten am Flughafen auslesen.
Möglich macht das ein umfassendes
Energieverbrauchscontrolling, das in
den vergangenen drei Jahren kontinuierlich weiterentwickelt wurde.
Die Energieverbräuche von Energieträgern wurden in 14 Clustern zusammengeführt. Den Realverbräuchen
werden – sofern möglich und sinnvoll
– monatliche Zielwerte gegenübergestellt. So wird ein unterjähriges Monitoring problemlos möglich. „Für jeden
Cluster gibt es einen Verantwortlichen,
der die Ergebnisse zweimal jährlich
kommentiert und interpretiert“, erläutert Eckhard Heidt, zuständig für das
Energiecontrolling im Umweltmanagement bei Fraport. Der Flughafenbetreiber hat jährliche Nettoenergiekosten
von 100 Millionen Euro, was etwa 18
Prozent des gesamten Materialaufwandes entspricht. „Durch das neue
Controlling ergibt sich für uns ein Kos-
teneinsparpotential
in Millionenhöhe“,
sagt Heidt.
Fraport hat sich
bereits 2008 eigene
Klimaschutzziele
auferlegt. Das damals formulierte Ziel
einer Reduktion der
absoluten CO2-Emissionen auf 238.000
Tonnen bis 2020 war
bereits im Jahr 2014
mit 238.200 Tonnen Der Frankfurter Flughafen überwacht permanent seinen Energieverbrauch.
so gut wie erfüllt.
Man muss kein Hellseher sein um bei den kommenden Klimaschutzziezu wissen, dass die noch nicht veröf- len natürlich wieder einplanen“, sagt
fentlichten Zahlen für 2015 unter dem der Fraport-Manager. Neben dem
Zielwert liegen werden. „Wir konnten absoluten Ziel gibt es bis 2020 auch
Energieeinsparungen realisieren, die noch das relative Ziel, den CO2-Auswir so nicht erwartet hatten“, erklärt stoß pro Verkehrseinheit (Passagier
Heidt. Und das Effizienzpotential sei mit Gepäck, 100 Kilogramm Fracht
noch nicht ausgeschöpft. Das neue oder Luftpost) um 30 Prozent geTerminal 3, dessen Eröffnung nun erst genüber dem Vergleichsjahr 2005 zu
für 2022 geplant ist, wurde aus dem verringern. „Zwei Drittel des Weges
Betrachtungshorizont herausgerech- dorthin haben wir bereits geschafft“,
net. „Wir werden das neue Terminal ergänzt Heidt.toa
Durchblick im Ratingdickicht
Ist es möglich, Nachhaltigkeit einheitlich zu bewerten?
A
uf Unternehmensseite gibt es
immer noch viele Fragezeichen,
wenn es um das Zustandekommen
der externen Bewertung der eigenen
Nachhaltigkeitsleistung geht. Von den
Ratingagenturen fordern Unternehmen daher mehr Transparenz in der
Bewertung. Die „Global Initiative for
Sustainability Ratings“ (GISR) arbeitet
seit 2011 an einem Standard zur Messung von exzellenter Nachhaltigkeitsleistung. Die Initiative strebt auf diesem Wege Vergleichbarkeit unter den
Ratings an. Unter den Ratingagenturen steht außer Frage, dass Handlungsbedarf besteht, um die Qualität
der Bewertungen zu verbessern und
sie vergleichbarer zu machen. Sie haben dabei aber einen weiteren Ansatzpunkt im Blick: die Harmonisierung
auf Ebene der Berichterstattung.
Neben der Intransparenz macht
den Unternehmen die Vielzahl der
Ratings zu schaffen, was mitunter zu
einem internen Rechtfertigungsdruck
aufgrund des hohen Personalaufwands zur Bewältigung der Analyse-
anfragen führt. Gerade aus Sicht der
Investoren ist es allerdings unwahrscheinlich, dass eine Harmonisierung
der Ratings die Anzahl der Agenturen
am Markt deutlich verringert. Zu unterschiedlich sind die nachhaltigen
Investitionsstrategien der Anleger.
Einige Investoren haben Ausschlusskriterien wie Rüstung oder Kernenergie definiert, andere verfolgen einen
Best-in-Class-Ansatz oder setzen auf
einzelne zukunftsfähige Branchen.
Die ungleichen Strategien generieren
ein unterschiedliches Informationsund Analysebedürfnis, so dass es am
Ratingmarkt neben den etablierten
Agenturen mit ganzheitlichem Ansatz
auch weiterhin Platz für Nischenanbieter geben wird.
Unternehmensintern bieten Ratings schon heute Orientierung bei
der Steuerung des Nachhaltigkeitsmanagements. Sie zeigen Lücken und
Schwachstellen auf, die zu füllen und
zu verbessern sind, und dienen vor
allem im Branchenvergleich als wichtiger Maßstab. Die größtmögliche Wir-
kung erzielen Nachhaltigkeits­
ratings
intern wie extern aus Sicht der Unternehmen, Analysten und Investoren
jedoch erst, wenn die Nachhaltigkeitsdaten zukünftig in die Finanzanalysen
der Investoren integriert sind. Denn
den Mainstream des Kapitalmarkts zu
erreichen gelingt aktuell noch selten.
In der kommenden Printausgabe
von Verantwortung nehmen wir die
etablierten Anbieter am Markt genauer unter die Lupe, um für etwas
Durchblick im Ratingdickicht zu sorgen.kpm
Veranstaltungen
03.03.2016, Berlin
„„
UPJ Jahrestagung
05.-06.04.2016., Ludwigsburg b. Stuttgart
„„
12. Deutsches CSR-Forum
18.-20.05.2016, Amsterdam
„„
GRI Global Conference 2016
© Fraport AG
Ausgabe 01 | 29. Januar 2016
4 | Verantwortung | Ausgabe 01 | 29. Januar 2016ANZEIGE
Verantwortung konkret 5
Ausgabe 01 | 29. Januar 2016
Der Nachhaltigkeitssteckbrief
Unternehmensname:
Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co. KG
Mitarbeiterzahl:
460
Name Nachhaltigkeits-Verantwortliche(r):
Christian Rinn, Hartmut Schramm, Alfred Metz (alle Geschäftsführer)
Start Nachhaltigkeitsprojekt:
2012
Nachhaltigkeitsorganisation:
Steuerung durch Geschäftsführung und Geschäftsleitung; Beauftragter für Energiemanagement
und Abteilung Arbeitssicherheit
Aufgabenspektrum:
Standards setzen für Nachhaltigkeit in der Betonindustrie; Handlungsfelder: Markt, Umwelt,
Wertschöpfung/Lieferkette und Soziales/Miteinander
Steuerungsinstrumente:
Strategiesitzungen, Zielsetzungen durch ein Strategiehaus, Energiemanagementsystem,
Stoffstrom­management, Einbeziehung der Stakeholder, Verbands- und Vereinsmitgliedschaften
Nachhaltigkeitsbericht
(Standard, zuletzt veröffentlicht):
2015 für 2014 nach Global-Reporting-Initiative(GRI)-Leitlinie G4
Zertifizierungen/Auszeichnungen:
Nominierung Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2015, Umwelt-Produktdeklaration (EPD) nach ISO
14025 und EN 15084 für Beton-Pflasterstein, Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001
Nachhaltigkeit Teil der Zielvereinbarung:
ja
Mitarbeiterzahl Nachhaltigkeit:
alle Abteilungen sind involviert
Arbeitsschwerpunkte/Ziele 2016:
Beton mit 50% Recyclingsplitt, Einführung neuer Qualitätsgarantien, EPDs für einzelne Produktgruppen und Zertifizierung durch das Institut für Bauen und Umwelt
„Inzwischen sind wir Wunschunternehmen“
Die Professionalisierung des Nachhaltigkeitsmanagements beschert Rinn Erfolge am Markt und
bei Bewerbern. Wie es dazu kam, schildert Geschäftsführer Christian Rinn.
Familienunternehmen sind Sie bereits
seit 116 Jahren am Markt. Langfristiges unternehmerisches Handeln ist Ihnen also vertraut.
Trotzdem haben Sie damit begonnen, Nachhaltigkeit im Unternehmen systematisch zu betrachten. Was hat Sie dazu bewogen?
««Ausschlaggebend war ein Personalentwicklungsprogramm, bei dem 2012 zunächst zwei
unserer leitenden Mitarbeiter zum „Social Impact
Entrepreneur“ ausgebildet wurden. Inzwischen
haben 16 Personen aus verschiedenen Schlüsselpositionen diese Ausbildung durchlaufen. Dieser
neue Blick hat uns wachgerüttelt und gezeigt, an
welchen Stellen wir bereits umweltfreundlich und
sozialverträglich handeln und wo noch Nachholbedarf besteht. Aus dem Abschlussprojekt entstand unsere Nachhaltigkeitsstrategie.
zeugung. Die Professionalisierung des Nachhaltigkeitsmanagements hat uns mittlerweile ein
großes Stück vorangebracht.
»»Wie wurde bzw. wird Nachhaltigkeit im Un- »»Wie trägt Nachhalternehmen verankert?
««Wir haben uns in der Organisationsstruktur
bewusst gegen eine Stabsstelle entschieden, da
wir die Themen nicht nur delegieren wollten.
Nachhaltigkeit bleibt so an oberster Stelle in der
Geschäftsführung verankert. Selbstverständlich
übernehmen beispielsweise das Personal- und
Energiemanagement ihre fachspezifischen Aufgaben. Die Daten über die Fortentwicklung der
einzelnen Teilbereiche laufen dann in der Geschäftsführung zusammen und fließen in den
Nachhaltigkeitsbericht ein.
»»Wie ging es dann weiter?
»»Man kann Sie also als obersten Nachhal««Einen ersten Nachhaltigkeitsbericht haben wir tigkeitsmanager bezeichnen. Welche Vorteile
2013 bezogen auf die Daten von 2012 herausgebracht. Dieser Bericht war eine wichtige Grundlage für die Diskussion mit unseren Anspruchsgruppen. Zunächst blieben an einigen Punkten
noch Fragen offen. So erkannten wir, was noch
zu tun ist. Im aktuellen Bericht von 2015 konnten
wir an vielen Stellen bereits Antworten geben.
Unser Handeln entstammt einer inneren Über-
dem aktuellsten Wissensniveau der Nachhaltigkeitsdebatte.
bringt es mit sich, wenn Nachhaltigkeit Chefsache ist?
««Je tiefer man in das Thema eintaucht, umso
mehr Bereiche entdeckt man, an denen es anzusetzen gilt. Dabei ist es von Vorteil, dass die
Geschäftsführung in alle Themen involviert ist. So
verliert man die Basis nicht aus den Augen und
bleibt als Unternehmensleiter selbst immer auf
tigkeit zum Unternehmenserfolg bei?
««Der Erfolg zeichnet
sich auf zwei Ebenen ab.
Wir bemerken, dass wir
unsere Unternehmens­
attraktivität gesteigert
haben. Die Zahl der Christian Rinn, Geschäftsführer, Rinn Beton- und Naturstein
Initiativbewerbungen
ist deutlich gestiegen. Die Bewerber sind sehr interessiert daran, zu erfahren, wie das Unternehmen
denkt. Als Unternehmen der Betonbranche wird
man selten als „Wunschunternehmen“ bezeichnet.
Das hat sich inzwischen geändert. Neben dieser
hohen Imagewirkung stellen wir auch einen Markt­
erfolg fest. 2014 wurden wir für unsere klimaneutrale Produktion zertifiziert. Das kommunizieren wir
offen nach außen und spüren dabei, dass unsere
Art des Wirtschaftens am Markt positiv ankommt.
Gerade bei öffentlichen Baumaßnahmen, bei denen
die Kommunen ebenfalls ihren Nachhaltigkeitsstrategien folgen, sind unsere Produkte gefragt. Das ist
für uns ein Wettbewerbsvorteil.kpm
© Rinn Beton
»»Als
Kunden 6
Ruhigen Gewissens in den Urlaub
Abgas-Untersuchungsausschuss nominiert
Spezialanbieter bieten „Ethik-Reisen“ / Klimaeffizienz als Qualitätsanspruch bei TUI
Das Europäische Parlament
hat Ende Januar einen
Untersuchungsausschuss
eingerichtet, der mutmaßliche
Verstöße der Automobilindustrie gegen das Unionsrecht im
Zusammenhang mit Emissionsmessungen prüfen soll. Er
soll unter anderem feststellen, ob der Kommission und
den Mitgliedstaaten vor der
Mitteilung über einen Verstoß
der Umweltschutzbehörde
der USA vom 18. September
2015 Belege für die Verwendung von Abschalteinrichtungen vorlagen. Auch
mögliche Versäumnisse der
EU-Kommission und der Mitgliedstaaten, das EU-Recht
durchzusetzen, sollen die
45 Mitglieder untersuchen.
Der Ausschuss nimmt die
Arbeit im Februar auf und will
binnen sechs Monaten einen
Zwischenbericht übermitteln.
D
ie gemeinnützige Organisation
„Ethical Traveler“ vermeldete
kürzlich die unter ethischen Gesichtspunkten zehn besten Reiseziele. Unter
ihnen finden sich viele Inselstaaten in
der Karibik und im Pazifik. Die Organisation aus den USA, die selbst auch
Spezialreisen anbietet, beobachtet seit
den Neunzigerjahren besonders politische und gesellschaftliche Verhältnisse
in Schwellen- und Entwicklungsländern. In die Bewertung fließen mittlerweile auch Umweltaspekte mit ein.
Als „Top-Performer“ wurde Uruguay
gekürt, das seine Elektrizität 2015 zu
90 Prozent aus erneuerbarer Energie
bezogen hat.
„Das Ranking ist interessant und
macht auf eine Thematik aufmerksam,
die wir nur unterstützen können“,
sagt Professor Harald Zeiss, Leiter des
Nachhaltigkeitsmanagements bei TUI
Deutschland. Die primären Handlungsfelder im Nachhaltigkeitsmanagement
des Reiseanbieters liegen allerdings
in der Energie- und Klimaeffizienz
der eigenen Angebote und Dienstleis-
tungen. In den letzten
sechs Jahren reduzierte
die TUI-Fluglinie den
Gramm-CO2-Ausstoß je
Passagierkilometer um
über 10 Prozent und
liegt mit durchschnittlich
67,6 Gramm um mehr
als 30 Gramm unter
dem Durchschnitt der
weltweit operierenden
Airlines.
Ein weiterer Hebel „Top-Performer“: Uruguay führt die Liste von „Ethical Traveler“ an. 90
für den Konzern sind Prozent seiner Elektrizität bezieht das Land aus erneuerbarer Energie.
Hotelpartner vor Ort mit anerkann- Nachfrage von Seiten der Kunden als
ter Nachhaltigkeitszertifizierung des vielmehr aus eigenem Selbstverständ„Global Sustainable Tourism Council“ nis als Qualitätsanbieter und unter der
(GSTC). Die Organisation vereinigt un- Prämisse einer unversehrten Umwelt
ter dem Dach der Vereinten Nationen als Grundvoraussetzung für Tourismus:
eine Vielzahl an Stakeholdern, die ge- Abfallmanagement, Energie- und Resmeinsam zum nachhaltigen Tourismus sourceneffizienz sowie die Auswahl rebeitragen wollen. „Unser Ziel ist es, gionaler Produkte sind dabei die Kerndieses Angebot deutlich auszubauen. aufgabe des Anbieters und nicht des
Letztlich sollen alle Hotels GSTC be- Reisenden. „Die Kernkundschaft bucht
stätigtes Nachhaltigkeitslabel führen“, Erholung, verlässt sich dabei aber auf
sagt der Nachhaltigkeitsmanager. TUI unsere nachhaltigen Standards“,
reagiert damit weniger auf gesteigerte erklärt Harald Zeiss.kpm
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©
NEWS
Kseniya Ragozina/iStock/Thinkstock/Getty Images
Ausgabe 01 | 29. Januar 2016
Lieferanten 7
Ausgabe 01 | 29. Januar 2016
NEWS
Korruptionsrisiken erkennen
CDP Global Supply
Chain Report 2016
Nachhaltigkeitsmanagement kommt eine Schlüsselrolle zu
Neues Gütesiegel
gefordert
Zwei Drittel der deutschen
Verbraucher achten beim
Lebensmitteleinkauf auf die
Nachhaltigkeit von Produkten. Dieses Ergebnis brachte
eine Umfrage von TNS Emnid
im Auftrag des Bundesverbandes Verbraucherzentrale
hervor. In der Praxis aber
scheitern 63 Prozent häufig
an mangelnden Informationen, gut jeder Zweite an
zu hohen Preisen und 44
Prozent an der Verfügbarkeit
nachhaltiger Lebensmittel.
Der Verband fordert daher
ein staatliches Gütesiegel,
damit nachhaltig produzierte
Produkte erkennbar und
glaubwürdig sind. Ein solches
Siegel müsse mit ambitionierten Qualitätskriterien, einer
unabhängigen Kontrollinstanz
sowie Sanktionsmaßnahmen bei Regelverstößen
einhergehen.
S
eit drei Jahren ist in der Textilindustrie Bangladeschs nichts mehr wie
zuvor. Der Einsturz der Rana-PlazaTextilfabrik war ein einschneidendes
Ereignis für alle Beteiligten – Produzenten, Zulieferer, Agenten und Auftraggeber. „Dadurch ist eine ganze
Menge mehr Druck entstanden“, sagt
Christina Dürr, Projektleiterin „Bangladesch“ bei Transparency International
Deutschland. 28 nordamerikanische
und kanadische Konzerne gehören
der „Alliance for Bangladesh Worker
Safety“ an. Mehr als 150 europäische
Unternehmen unterzeichneten das
rechtsverbindliche Abkommen „Accord“, das die Einhaltung von Mindeststandards bei Arbeitssicherheit
und -rechten sicherstellen soll. Regelmäßige Prüfungen vor Ort werden
durchgeführt. Einkäufer sind angehalten, diese auditierten Produktionsstätten zu berücksichtigen. Die Vielzahl
der Akteure und Abläufe von der Angebots- bis zur Auslieferungsphase
bietet allerdings Angriffspunkte für
Korruptionsversuche. „Der Schaden
durch Korruption stand bisher nicht
im Vordergrund der Debatte“, sagt
die Südostasien-Expertin. Ende Januar
veröffentlichte Transparency International den aktuellen Korruptionswahrnehmungsindex. Bangladesch ist auf
Platz 139 von 167 Ländern gelistet.
Mit dem Leitfaden „Undress Corruption“ geben Transparency International Deutschland und Bangladesch
daher nun Handlungsempfehlungen
zur Korruptionsvermeidung. „Der Korruptionsbekämpfung und -prävention
kommt beim Nachhaltigkeitsmanagement von Lieferketten eine Schlüsselrolle zu“, sagt Christina Dürr. Anhand
von 16 Fallbeispielen zeigt die Nichtregierungsorganisation auf, an welchen Punkten entlang der Lieferkette
Korruptionsrisiken bestehen, wie konkreten Korruptionsfällen zu begegnen
ist, aber auch wie Korruption präventiv verhindert werden kann. Unregelmäßigkeiten in der Lieferkette bilden
laut Transparency International aktuell
keine Ausnahmen, sondern sind noch
die Regel.kpm
Verlag
FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH
Der F.A.Z.-Fachverlag
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Smog gefährdet Lieferungen aus China
2.000 Fabriken im Dezember geschlossen / Überwachung der Lieferkette schwierig
D
er Smog in China wird zu einer
ernsten Gefahr für deutsche Unternehmen und für den Einkauf in
China. 2.100 Fabriken mussten nach
Angaben der Nachrichtenagentur AFP
im Dezember geschlossen werden. Im
Großraum Peking betraf dies in erster Linie Zement- und Petrochemiefabriken. Der Smog beschränkt sich
aber nicht nur auf Peking, sondern
betrifft alle Städte im Norden des
Landes. Manche Betriebe mussten
den Standort verlagern, um die Verschmutzung zu reduzieren. Hauptursache des Smogs sind Emissionen aus
der Braunkohleverbrennung, die im
Winter stark ansteigt. Einige Firmen in
Deutschland bekommen in einem solchen Fall automatische Warnmeldungen von Dienstleistern, weil Unternehmen aus dieser Region unter ihren
Zulieferern sind. Für sie beginnt damit
die Einbindung alternativer Quellen,
um die Beschaffung sicherzustellen.
Meist kommen bei einem solchen
Prozess zusätzliche Logistikkosten auf
die Firmen zu, da kurzfristig andere
Containerschiffe und Routen gebucht tischen Bauteile. Vorsorge- und Eskalawerden müssen.
tionsstrategien ergänzen das Portfolio.
Für mittelständische Unternehmen Auch nutzt Pöhlmann eine Software,
in Deutschland ist die Überwachung die ein Frühwarnsystem beinhaltet und
der Zulieferer in China eine schwierige zugeschnitten auf seine Lieferkette akAufgabe. Von offizieller Seite werden tuelle Informationen bereitstellt.
nahezu keine Informationen bereitAn der enormen Luftverschmutgestellt. Intern erschweren veraltete zung sterben täglich 4.000 Menschen,
Dokumente den Überblick. Auch das wie die Studie „Air Pollution in China:
Clustering nach Risiken führt nicht im- Mapping and Concentrations” der USmer zuverlässig zur Identifikation der Forscher Robert Rode und Richard MulGefahren. „Am Ende des Tages ist es ler aufzeigt. Ursache sei der Feinstaub
nicht der große Lieferant, der ausfällt, aus der Kohleverbrennung.doh
sondern der, den Sie nicht auf dem
Radar hatten“, sagt etwa
Karl-Heinz Pöhlmann, VizePräsident Supply Chain bei
Hottinger Baldwin Messtechnik. Bei zwölf wichtigen
Bauteilen hat er daher das
Ausmaß des Schadens kalkuliert, den ein Ausfall in der
Lieferkette zur Folge hätte.
Die Kalkulation be­
inhaltet
auch die Erschließung alternativer Quellen beim Ausfall
eines Lieferanten dieser kri- Smog über Chinas Hauptstadt Peking.
© Uwe Molt / pixelio.de
Die Organisation CDP hat am
26. Januar ihren jährlichen
Global Supply Chain Report
veröffentlicht. Knapp 8.000
globale Lieferanten von
75 großen multinationalen
Unternehmen wurden angefragt, Informationen über ihre
CO2-Emissionen und Klimarisikostrategien zu liefern.
Lediglich 4.005 von ihnen
haben klimarelevante Daten
aus dem Jahr 2015 zurückgemeldet. Nahezu drei Viertel
der Lieferanten geben an,
dass der Klimawandel ein signifikantes Risiko für die Geschäftsabläufe, den Umsatz
oder die Ausgaben darstellen
könnte. Die Mehrheit der Lieferanten (64 Prozent) hat das
Thema „Klimaregulierung“
als Risiko identifiziert, wobei
die meistgenannten Aspekte
in diesem Zusammenhang
„Kraftstoff“, „Energie“ und
„CO2-Steuern“ sind. Mehr
als die Hälfte der Lieferanten,
die eine Spitzenposition im
Ranking erzielt haben, kommt
aus Europa.
IMPRESSUM
8 | Verantwortung | Ausgabe 01 | 29. Januar 2016ANZEIGE
xRM
Trendkonferenz
28. APRIL 2016, KUPFERBERGTERRASSE, MAINZ
DER DIGITALISIERTE KUNDE
Konferenz für Geschäftsführer, Vertriebs- und Marketingexperten
Sprecher sind unter anderem:
• Roman Becker, Geschäftsführer, forum!
• Martin Hubschneider, Vorstandsvorsitzender, CAS Software AG
• Stephan Koziol, Geschäftsführer, koziol »ideas for friends
• Daniel Krauss, Geschäftsführer, MFB MeinFernbus
• Thomas Kretzer, Geschäftsführer, TRILUX
• Holger Werner, Bereichsvorstand Mittelstandsbank, Commerzbank
MIT
PREISVERLEIHUNG
WIE VERÄNDERT SICH KUNDENVERHALTEN IM ZEITALTER
DIGITALER VERNETZUNG? WIE MÜSSEN UNTERNEHMEN
REAGIEREN, UM DIE BEDÜRFNISSE IHRER ZIELGRUPPEN ZU
VERSTEHEN UND ZU BEFRIEDIGEN? ERFAHREN SIE, WIE SIE
UNTER DEN RAHMENBEDINGUNGEN DER DIGITALISIERUNG
IHRE KUNDEN ZU FANS MACHEN.
www.trendkonferenz-xrm.de
VERANSTALTER
INITIATOREN
MITVERANSTALTER
Produktion & Technologie 9
NEWS
Zahlen decken Wasserrohrbruch auf
Entgiftung in der
Textilproduktion
Green Controlling hilft Voith, jährlich über 6 Millionen Euro zu sparen
Hochautomatisiertes
Fahren
Mitte Januar startete das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi)
offiziell das Forschungsprojekt Pegasus. In dessen
Rahmen sollen die Grundlagen für Testmethoden für
hochautomatisiertes Fahren,
insbesondere auf Autobahnen
bis zu einem Tempo von 130
Stundenkilometern, entwickelt werden. Etablierte Testverfahren sind bei der hohen
Zahl von hochautomatisierten
und interaktiven Fahrsituationen wenig praxistauglich und
zudem zeit- und kostenintensiv. An Pegasus sind 14 Industriepartner, darunter auch
KMU der Automobil- und
Zulieferindustrie, sowie zwei
wissenschaftliche Einrichtungen und eine technische
Prüforganisation beteiligt.
Das Forschungsprojekt soll
im Juni 2019 abgeschlossen
werden. Das Ministerium
stellt Mittel in Höhe von bis
zu 16,3 Millionen Euro zur
Verfügung.
D
er Maschinen- und Anlagenbauer
Voith hat seine Unternehmensprozesse mit Kennzahlen hinterlegt, die
die Nachhaltigkeit des Unternehmens
vorantreiben. „Nachhaltigkeit war
immer Teil unserer Unternehmensphilosophie“, sagt Torsten Kallweit, Leiter Corporate Sustainability bei Voith.
2008 gründete das Unternehmen den
Zentralbereich Corporate Sustainabi­
lity und überlegte sich ein Konzept für
ein „Green Controlling“. Von vornherein war klar: Die Wirtschaftlichkeit
muss gegeben sein, alle nachhaltigen
Maßnahmen müssen sich auch in Kosteneinsparungen durchschlagen.
Zunächst machte sich das Team
daran, die grünen Kennzahlen zu bestimmen. Voith probierte einige Kennzahlen aus und legte sich schließlich
auf vor allem drei zentrale Steuerungsgrößen fest: Energieverbrauch
pro Umsatz, Frischwasserverbrauch
pro Umsatz und Abfallmenge pro Umsatz. Gleich die ersten Messungen der
neuen Kennzahlen zeigten, wo noch Verbesserungspotential liegt.
Sogar einen zuvor unbemerkten Wasserrohrbruch, der einen hohen
Verlust von Wassermengen mit sich brachte,
hat das Unternehmen
gefunden. Auf Basis Regelmäßige Wartung sichert die Wirtschaftlichkeit einer Papiermaschine.
der Messungen wurden
noch weitere Maßnahmen beschlos- konnte der Konzern insgesamt mehr
sen, um die Kennzahlen zu verbessern. als 50.000 Megawattstunden EnerMancherorts war der Verbrauch hoch, gie, 730.000 Kubikmeter Wasser und
weil die Kreisläufe nicht geschlossen knapp 2.000 Tonnen Material einwaren – inzwischen nutzt der Konzern sparen. Finanziell hat sich das mit
beispielsweise abgeführte Energie jährlichen Einsparungen in Höhe von
zu Heizzwecken. Eine Kläranlage am etwa 6,5 Millionen Euro bemerkbar
Standort São Paulo wurde früher mit gemacht. „Für einen Konzern mit MilWasser aus der Leitung gekühlt – jetzt liardenumsätzen mag das auf den ersnutzt der Konzern aufbereitetes Was- ten Blick vielleicht nach nicht so viel
ser aus der Kläranlage selbst, das für aussehen“, sagt Kallweit. „Doch wenn
diesen Zweck gut geeignet ist.
man bedenkt, dass das direkt in unser
Insgesamt haben sich für Voith Ergebnis einfließt, hat es sich auf jedie Anstrengungen gelohnt: Pro Jahr den Fall gelohnt.“jus
Umweltkatastrophe als Brasiliens Aha-Effekt
Bevölkerung aufgerüttelt / Deutscher Bergbau will den Wissenstransfer fördern
I
m November 2015 ereignete sich das
seit Jahren größte Umweltunglück
in Brasiliens Industrie. Nach einem
Deichbruch in einem Eisenerzbergwerk forderte eine Schlammlawine
mindestens 13 Todesopfer, 600 Menschen mussten evakuiert werden und
Zehntausende Menschen hatten tagelang keinen Zugang zu Frischwasser.
Bei Messungen am Rio Doce wurden
hoch giftige Stoffe wie Arsen, Blei und
Quecksilber nachgewiesen.
Die brasilianische Öffentlichkeit
scheint aufgerüttelt. Umweltschutzorganisationen finden mittlerweile mit
ihren Warnungen vor ähnlichen Ereignissen im Land Gehör. Noch größere
Schlammbecken in dichter besiedelten
Gebieten geraten in den Blick. In den
umliegenden Gemeinden finden Bürgerversammlungen statt. Im brasilianischen Fernsehen kommen Geologen
und Umweltexperten zu Wort. Eine
Seltenheit in dem Land, dessen Export
von Rohstoffen dominiert wird.
Wäre eine ähnliche Katastrophe
auch in Deutschland denkbar? Der
Bergbau – einst Auslöser der Debatte
um die nachhaltige Waldnutzung des
vielzitierten Hans
Carl von Carlowitz – ist hierzulande ebenfalls mit dem
wirtschaftlichen
Auf- und Abstieg
vieler Regionen
verbunden. Doch
Olaf Alisch, Geschäftsführer des Die Schlammlawine führte giftige Stoffe in den Rio Doce im Südosten Brasiliens.
Verbandes Bergbau, Geologie und Umwelt, stellt klar: Wissen weltweit zu transferieren“,
„Die deutschen Umwelt- und Arbeits- sagt Alisch.
schutzstandards sind mittlerweile inAuf internationaler Ebene hat sich
ternational führend. Konzerne werden die Rohstoffindustrie außerdem die
allerdings auch global immer stärker Korruptionsbekämpfung auf die Fahvon Behörden und der Gesellschaft in nen geschrieben. 49 Länder – unter
die Pflicht genommen.“ In den neuen ihnen Entwicklungs- und IndustrieBundesländern begann zudem nach staaten – sind bereits Teil der „Extracder Wende eine Phase der Nachsorge tive Industries Transparency Initiative“
und Nachnutzung. Die Hauptaufgabe (EITI). Nicht dabei: Deutschland und
beispielsweise der Wismut GmbH, ei- Brasilien. Deutschland hat immerhin
nes Bundesunternehmens, besteht in Interesse signalisiert und bereitet eine
der Stilllegung, Sanierung und Rekul- Kandidatur vor. Transparente Informativierung der Hinterlassenschaften des tionen über Zahlungen der rohstoffgeehemaligen Uranerzbergbaus. „Es ist winnenden Unternehmen und Einnahwichtig, Austausch und Dialog in der men des Staates sind Voraussetzung
Branche zu fördern, um Standards und für den Beitritt.kpm
© kohlhoff/iStock/Thinkstock/Getty Images
Mit Kaufland hat sich eine
weitere Supermarktkette
gegenüber Greenpeace
verpflichtet, bis 2020 schrittweise Risikochemikalien aus
ihrer Produktion zu entfernen.
Insgesamt haben sich nun
33 internationale Marken
zu diesem Ziel bekannt. Das
entspricht laut Greenpeace
etwa 15 Prozent der globalen Textilproduktion. Auch
mindestens 80 Prozent ihrer
Abwasserdaten wollen die
Vorreiter der sauberen Textilproduktion veröffentlichen.
Die zum Färben und Ausrüsten eingesetzten Substanzen
verschmutzen Gewässer
besonders in asiatischen
Herstellungsländern. Greenpeace führt jene Firmen auf,
die mit der Reduzierung von
gefährlichen Weichmachern,
Alkylphenolethoxylaten oder
per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) im Plan sind.
© Voith GmbH
Ausgabe 01 | 29. Januar 2016