Verantwortung Ausgabe 01 | 29. Januar 2016 Nachrichten für Nachhaltigkeits- und CSR-Manager INHALT Startschuss in letzter Sekunde 2 „COP21“ soll gewünschte Planungssicherheit geben / Die Arbeit geht jetzt erst richtig los Im Dezember einigten sich 195 Staaten, die Erdwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celcius zu begrenzen. 1,5 Grad werden als wünschenswert bezeichnet. Die Euphorie über das Zustandekommen des Abkommens war groß. Die Wirtschaft freut sich über die geklärten Rahmenbedingung. Bis zur Ratifizierung in den Ländern und dem Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft ist noch ein weiter Weg. Jetzt beginnt die Umsetzung. 5 6 „Inzwischen ein Wunschunternehmen“ Wie das Nachhaltigkeitsmanagement Rinn Erfolge am Markt und bei Bewerbern beschert, schildert Geschäftsführer Christian Rinn. Ruhigen Gewissens in den Urlaub Während Spezialanbieter mit ethisch korrekten Zielen locken, hat TUI klimaeffizientes Reisen und zertifizierte Hotelpartner im Angebot. AUFMACHER KUNDEN & LIEFERANTEN 2 6 Ruhigen Gewissens in den Urlaub Klimaeffizienz als Qualitätsanspruch 7 Korruptionsrisiken erkennen Nachhaltigkeitsmanagement kommt eine Schlüsselrolle zu 7 Smog gefährdet Lieferungen aus China 2.000 Fabriken im Dezember geschlossen / Überwachung der Lieferkette schwierig Startschuss in letzter Sekunde STRATEGIE & ORGANISATION 3 3 Im Nachhaltigkeitscockpit Energieverbrauchscontrolling bringt Fraport eigenen Klimaschutzzielen näher Durchblick im Ratingdickicht Ist es möglich, Nachhaltigkeit einheitlich zu bewerten? 3Veranstaltungen PRODUKTION & TECHNOLOGIE 9 Zahlen decken Wasserrohrbruch auf 2008 begann Voith mit ersten Überlegungen zu einem „Green Controlling“-Konzept 9 Umweltkatastrophe als Aha-Effekt Brasiliens Bevölkerung aufgerüttelt / Deutscher Bergbau will Wissenstransfer fördern VERANTWORTUNG KONKRET 5 Der Nachhaltigkeitssteckbrief Rinn Beton- und Naturstein: Geschäftsführer und oberster Nachhaltigkeitsmanager Christian Rinn im Interview 9 Zahlen decken Wasserrohrbruch auf Green Controlling hilft Voith, jährlich über 6 Millionen Euro zu sparen. Drei zentrale Steuerungsgrößen zeigen Verbesserungspotentiale auf. AUS DER REDAKTION (K)EIN ZAHNLOSER TIGER Es ist geschafft. Zukünftig ist das „Paris-Abkommen“ in aller Munde, nicht mehr das „Kyoto-Protokoll“. Aber wird es ein zahnloser Tiger wie sein Vorgänger? Die USA hatten das Kyoto-Protokoll nie ratifiziert. Kanada stieg 2011 einfach aus. Eine Hintertür für den Ausstieg gibt es auch diesmal wieder. Immerhin: China, Indien und Brasilien – 1997 noch ohne eigene Reduktionsziele – sind nun erstmals zum Klimaschutz verpflichtet. Das Zauberwort lautet „Angemessenheitsvorbehalt“. Die Forderung nach Verbindlichkeit und Rechtssicherheit kam zuletzt verstärkt von Unternehmen. Setzt die Wirtschaft weiterhin glaubhaft nachhaltige Impulse, wird es für die Politik kein zurück mehr geben können. Aufmacher 2 © picture alliance / AP Images Ausgabe 01 | 29. Januar 2016 Die Welt auf einem Bild: UN-Generalsekretär Ban Ki-moon (Mitte vorne) umringt von Staats- und Regierungschefs zum Start der Klimakonferenz in Paris im Dezember 2015. Startschuss in letzter Sekunde „COP21“ soll gewünschte Planungssicherheit geben / Die Arbeit geht jetzt erst richtig los D ie Klimakonferenz „COP21“ Anfang Dezember in Paris war mit viel Hoffnung, aber auch mit Bangen erwartet worden. Den Diplomaten von Paris ist letztlich ein Abkommen gelungen. Es sieht vor, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen – sogar 1,5 Grad werden als wünschenswert bezeichnet. Diese Verschärfung kommt durchaus überraschend. 195 Staaten der Welt haben das Vertragswerk unterzeichnet, 2020 soll es in Kraft treten. Allerdings: im Vertrag ist eine Hintertür eingebaut, die es allen Staaten ermöglicht, ohne Angabe von Gründen wieder aus dem Abkommen auszusteigen. Doch auch all jene Staaten, die gewillt sind, das Abkommen zu ratifizieren, haben einen langen Weg vor sich. „Der politische Prozess muss sich stabilisieren. Das Handeln und die Haltung der USA, Chinas und der EU sind entscheidend für den Erfolg des Abkommens“, sagt Elmar Kriegler, Vize-Chef des Forschungsbereichs Nachhaltige Lösungsstrategien am Potsdam-Institut für Klimaforschung. Die Mechanismen dafür sieht er im Vertrag verankert. Artikel 4 besagt, dass national bestimmte Klimaziele alle fünf Jahre überprüft werden. Anschließend sind die Staaten angehalten, einen Fortschrittsplan zur erneuten Verbesserung der Klimaschutzziele auszuarbeiten. „Dadurch ist im besten Fall ein Wettbewerb unter den Staaten möglich“, sagt der Klimaforscher. Der Wettbewerb käme der Wirtschaft zugute. Für sie soll Paris als Rahmenabkommen Planungssicherheit bieten – ein entscheidender Faktor, der von führenden Unternehmenslenkern im Vorfeld der Konferenz immer wieder betont wurde. Politik und Wirtschaft stehen laut Kriegler in Wechselwirkung: „Die Wirtschaft kann entscheidend zur Stabilisierung des politischen Prozesses beitragen.“ Immer mehr in den Blick geraten dabei die Investoren. Um Investitionssicherheit zu gewährleisten, waren auch von Seiten des Finanzmarkts klare Rahmenbedingungen gefordert, die das Pariser Abkommen nun gewährleisten soll. „Es ist zu »»Die Wirtschaft kann entscheidend zur Stabilisierung des politischen Prozesses beitragen.« Elmar Kriegler, Potsdam-Institut für Klimaforschung erwarten, dass Vermögensinhaber ihre Mandate auf Strategien mit geringem CO2-Fußabdruck und geringen Risiken aus dem Klimawandel ausrichten werden“, erklärt Karsten Löffler, Geschäftsführer der Allianz Climate Solutions. Der Versicherungskonzern verkündete noch während der laufenden Konferenz den Beitritt zur „Portfolio Decarbonization Coalition“ (PDC). Diese Koalition wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) initiiert und verpflichtet sich zur Dekarbonisie- rung von Geldanlagen. Insgesamt kamen bereits 600 Milliarden US-Dollar Investitionsvolumen zusammen. Für den Versicherungssektor ist das Abkommen laut Löffler richtungsweisend: „Versicherungslösungen für erneuerbare Energien, Versicherungen gegen Naturkatastrophen und Versicherungen in Entwicklungs- und Schwellenländern werden in Zukunft an Bedeutung gewinnen.“ Zufrieden mit den Ergebnissen von Paris zeigt man sich auch bei der Deutschen Bahn. „Das Abkommen bestätigt unsere Arbeit im Klimaschutz und gibt uns Rückenwind“, sagt Meike Niedbal, Leiterin Nachhaltigkeitsmanagement und Zukunftsforschung des Konzerns. Aufgabe des Nachhaltigkeitsmanagements ist es nun, die strategische Perspektive des Klimaabkommens für das Verkehrs- und Logistikunternehmen konkret zu machen, um in Kooperation mit den Geschäftsfeldern die Produkte nachhaltiger zu gestalten. Im Privatkundenbereich ist es Niedbal zufolge ein Ziel, auch CO2-freie Angebote über die gesamte Mobilitätskette anzubieten. In der Flinkster-Flotte der Bahn befinden sich aktuell bereits fast 600 Elektroautos, darunter auch Hybridfahrzeuge. Für die Geschäftskunden ist nach dem Pariser Abkommen mit weiterem regulatorischen Druck von Seiten der Politik zu rechnen. „Unsere Logistik ist Bestandteil in der Lieferkette sehr vieler Unternehmen. Aufgrund der nun geklärten Rahmenbedingungen durch das Abkommen sind dort Impulse für das Geschäft zu erwarten“, sagt Meike Niedbal. kpm Strategie & Organisation 3 NEWS Im Nachhaltigkeitscockpit Auswirkungen auf ganz Europa Energieverbrauchscontrolling bringt Fraport eigenen Klimaschutzzielen näher Um die deutschen Klimaschutzziele für 2030 und 2040 zu erreichen, muss die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken von heute 260 Terawattstunden bis 2030 um 60 Prozent und bis 2040 fast vollständig reduziert werden. Das ist eine der Kernaussagen der Studie „Klimaschutzbeitrag des Stromsektors bis 2040“ im Auftrag der energiepolitischen Organisation Agora Energiewende. Die Studie untersucht auch die Effekte auf den europäischen Strommarkt. Demnach verbessert die Verminderung der deutschen Kohleverstromung auch die europäische Klimaschutzbilanz: Derzeit ungenutzte Gaskraftwerke jenseits der deutschen Grenzen könnten wieder attraktiv werden. Der von ihnen erzeugte Strom würde dann nicht mehr vom Strom aus klimaschädlicheren Kohlekraftwerken in Deutschland verdrängt. Vernachlässigte Diversity-Aspekte Sexualität und Religion werden als Teil eines DiversityManagements immer noch weniger stark beachtet als beispielsweise Work-Life-Balance, Alter oder Geschlecht. Dies zeigt die Studie „Diversity Management in Deutschland 2015“ des Vereins Völklinger Kreis. Dabei kann gerade die Berücksichtigung dieser beiden Aspekte für die Vielfalt im Unternehmen besonders gewinnbringend sein: „Arbeitgeber, die umfassendes Diversity-Management anbieten, nehmen auch die positiven Effekte wahr. Deutlich geringer fallen die Vorteile in der Wahrnehmung derer aus, die nur einzelne Dimensionen bearbeiten“, kommentiert der VölklingerKreis-Vorsitzende René Behr die Ergebnisse. Für die Studie wurden über 100 Arbeitgeber mit jeweils mindestens 1.000 Beschäftigten befragt. M ehr oder weniger auf Knopfdruck kann der Flughafenbetreiber Fraport den aktuellen Energieverbrauch von Gebäuden, Anlagen und Mobilitätsdiensten am Flughafen auslesen. Möglich macht das ein umfassendes Energieverbrauchscontrolling, das in den vergangenen drei Jahren kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Die Energieverbräuche von Energieträgern wurden in 14 Clustern zusammengeführt. Den Realverbräuchen werden – sofern möglich und sinnvoll – monatliche Zielwerte gegenübergestellt. So wird ein unterjähriges Monitoring problemlos möglich. „Für jeden Cluster gibt es einen Verantwortlichen, der die Ergebnisse zweimal jährlich kommentiert und interpretiert“, erläutert Eckhard Heidt, zuständig für das Energiecontrolling im Umweltmanagement bei Fraport. Der Flughafenbetreiber hat jährliche Nettoenergiekosten von 100 Millionen Euro, was etwa 18 Prozent des gesamten Materialaufwandes entspricht. „Durch das neue Controlling ergibt sich für uns ein Kos- teneinsparpotential in Millionenhöhe“, sagt Heidt. Fraport hat sich bereits 2008 eigene Klimaschutzziele auferlegt. Das damals formulierte Ziel einer Reduktion der absoluten CO2-Emissionen auf 238.000 Tonnen bis 2020 war bereits im Jahr 2014 mit 238.200 Tonnen Der Frankfurter Flughafen überwacht permanent seinen Energieverbrauch. so gut wie erfüllt. Man muss kein Hellseher sein um bei den kommenden Klimaschutzziezu wissen, dass die noch nicht veröf- len natürlich wieder einplanen“, sagt fentlichten Zahlen für 2015 unter dem der Fraport-Manager. Neben dem Zielwert liegen werden. „Wir konnten absoluten Ziel gibt es bis 2020 auch Energieeinsparungen realisieren, die noch das relative Ziel, den CO2-Auswir so nicht erwartet hatten“, erklärt stoß pro Verkehrseinheit (Passagier Heidt. Und das Effizienzpotential sei mit Gepäck, 100 Kilogramm Fracht noch nicht ausgeschöpft. Das neue oder Luftpost) um 30 Prozent geTerminal 3, dessen Eröffnung nun erst genüber dem Vergleichsjahr 2005 zu für 2022 geplant ist, wurde aus dem verringern. „Zwei Drittel des Weges Betrachtungshorizont herausgerech- dorthin haben wir bereits geschafft“, net. „Wir werden das neue Terminal ergänzt Heidt.toa Durchblick im Ratingdickicht Ist es möglich, Nachhaltigkeit einheitlich zu bewerten? A uf Unternehmensseite gibt es immer noch viele Fragezeichen, wenn es um das Zustandekommen der externen Bewertung der eigenen Nachhaltigkeitsleistung geht. Von den Ratingagenturen fordern Unternehmen daher mehr Transparenz in der Bewertung. Die „Global Initiative for Sustainability Ratings“ (GISR) arbeitet seit 2011 an einem Standard zur Messung von exzellenter Nachhaltigkeitsleistung. Die Initiative strebt auf diesem Wege Vergleichbarkeit unter den Ratings an. Unter den Ratingagenturen steht außer Frage, dass Handlungsbedarf besteht, um die Qualität der Bewertungen zu verbessern und sie vergleichbarer zu machen. Sie haben dabei aber einen weiteren Ansatzpunkt im Blick: die Harmonisierung auf Ebene der Berichterstattung. Neben der Intransparenz macht den Unternehmen die Vielzahl der Ratings zu schaffen, was mitunter zu einem internen Rechtfertigungsdruck aufgrund des hohen Personalaufwands zur Bewältigung der Analyse- anfragen führt. Gerade aus Sicht der Investoren ist es allerdings unwahrscheinlich, dass eine Harmonisierung der Ratings die Anzahl der Agenturen am Markt deutlich verringert. Zu unterschiedlich sind die nachhaltigen Investitionsstrategien der Anleger. Einige Investoren haben Ausschlusskriterien wie Rüstung oder Kernenergie definiert, andere verfolgen einen Best-in-Class-Ansatz oder setzen auf einzelne zukunftsfähige Branchen. Die ungleichen Strategien generieren ein unterschiedliches Informationsund Analysebedürfnis, so dass es am Ratingmarkt neben den etablierten Agenturen mit ganzheitlichem Ansatz auch weiterhin Platz für Nischenanbieter geben wird. Unternehmensintern bieten Ratings schon heute Orientierung bei der Steuerung des Nachhaltigkeitsmanagements. Sie zeigen Lücken und Schwachstellen auf, die zu füllen und zu verbessern sind, und dienen vor allem im Branchenvergleich als wichtiger Maßstab. Die größtmögliche Wir- kung erzielen Nachhaltigkeits ratings intern wie extern aus Sicht der Unternehmen, Analysten und Investoren jedoch erst, wenn die Nachhaltigkeitsdaten zukünftig in die Finanzanalysen der Investoren integriert sind. Denn den Mainstream des Kapitalmarkts zu erreichen gelingt aktuell noch selten. In der kommenden Printausgabe von Verantwortung nehmen wir die etablierten Anbieter am Markt genauer unter die Lupe, um für etwas Durchblick im Ratingdickicht zu sorgen.kpm Veranstaltungen 03.03.2016, Berlin UPJ Jahrestagung 05.-06.04.2016., Ludwigsburg b. Stuttgart 12. Deutsches CSR-Forum 18.-20.05.2016, Amsterdam GRI Global Conference 2016 © Fraport AG Ausgabe 01 | 29. Januar 2016 4 | Verantwortung | Ausgabe 01 | 29. Januar 2016ANZEIGE Verantwortung konkret 5 Ausgabe 01 | 29. Januar 2016 Der Nachhaltigkeitssteckbrief Unternehmensname: Rinn Beton- und Naturstein GmbH & Co. KG Mitarbeiterzahl: 460 Name Nachhaltigkeits-Verantwortliche(r): Christian Rinn, Hartmut Schramm, Alfred Metz (alle Geschäftsführer) Start Nachhaltigkeitsprojekt: 2012 Nachhaltigkeitsorganisation: Steuerung durch Geschäftsführung und Geschäftsleitung; Beauftragter für Energiemanagement und Abteilung Arbeitssicherheit Aufgabenspektrum: Standards setzen für Nachhaltigkeit in der Betonindustrie; Handlungsfelder: Markt, Umwelt, Wertschöpfung/Lieferkette und Soziales/Miteinander Steuerungsinstrumente: Strategiesitzungen, Zielsetzungen durch ein Strategiehaus, Energiemanagementsystem, Stoffstrommanagement, Einbeziehung der Stakeholder, Verbands- und Vereinsmitgliedschaften Nachhaltigkeitsbericht (Standard, zuletzt veröffentlicht): 2015 für 2014 nach Global-Reporting-Initiative(GRI)-Leitlinie G4 Zertifizierungen/Auszeichnungen: Nominierung Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2015, Umwelt-Produktdeklaration (EPD) nach ISO 14025 und EN 15084 für Beton-Pflasterstein, Energiemanagementsystem DIN EN ISO 50001 Nachhaltigkeit Teil der Zielvereinbarung: ja Mitarbeiterzahl Nachhaltigkeit: alle Abteilungen sind involviert Arbeitsschwerpunkte/Ziele 2016: Beton mit 50% Recyclingsplitt, Einführung neuer Qualitätsgarantien, EPDs für einzelne Produktgruppen und Zertifizierung durch das Institut für Bauen und Umwelt „Inzwischen sind wir Wunschunternehmen“ Die Professionalisierung des Nachhaltigkeitsmanagements beschert Rinn Erfolge am Markt und bei Bewerbern. Wie es dazu kam, schildert Geschäftsführer Christian Rinn. Familienunternehmen sind Sie bereits seit 116 Jahren am Markt. Langfristiges unternehmerisches Handeln ist Ihnen also vertraut. Trotzdem haben Sie damit begonnen, Nachhaltigkeit im Unternehmen systematisch zu betrachten. Was hat Sie dazu bewogen? ««Ausschlaggebend war ein Personalentwicklungsprogramm, bei dem 2012 zunächst zwei unserer leitenden Mitarbeiter zum „Social Impact Entrepreneur“ ausgebildet wurden. Inzwischen haben 16 Personen aus verschiedenen Schlüsselpositionen diese Ausbildung durchlaufen. Dieser neue Blick hat uns wachgerüttelt und gezeigt, an welchen Stellen wir bereits umweltfreundlich und sozialverträglich handeln und wo noch Nachholbedarf besteht. Aus dem Abschlussprojekt entstand unsere Nachhaltigkeitsstrategie. zeugung. Die Professionalisierung des Nachhaltigkeitsmanagements hat uns mittlerweile ein großes Stück vorangebracht. »»Wie wurde bzw. wird Nachhaltigkeit im Un- »»Wie trägt Nachhalternehmen verankert? ««Wir haben uns in der Organisationsstruktur bewusst gegen eine Stabsstelle entschieden, da wir die Themen nicht nur delegieren wollten. Nachhaltigkeit bleibt so an oberster Stelle in der Geschäftsführung verankert. Selbstverständlich übernehmen beispielsweise das Personal- und Energiemanagement ihre fachspezifischen Aufgaben. Die Daten über die Fortentwicklung der einzelnen Teilbereiche laufen dann in der Geschäftsführung zusammen und fließen in den Nachhaltigkeitsbericht ein. »»Wie ging es dann weiter? »»Man kann Sie also als obersten Nachhal««Einen ersten Nachhaltigkeitsbericht haben wir tigkeitsmanager bezeichnen. Welche Vorteile 2013 bezogen auf die Daten von 2012 herausgebracht. Dieser Bericht war eine wichtige Grundlage für die Diskussion mit unseren Anspruchsgruppen. Zunächst blieben an einigen Punkten noch Fragen offen. So erkannten wir, was noch zu tun ist. Im aktuellen Bericht von 2015 konnten wir an vielen Stellen bereits Antworten geben. Unser Handeln entstammt einer inneren Über- dem aktuellsten Wissensniveau der Nachhaltigkeitsdebatte. bringt es mit sich, wenn Nachhaltigkeit Chefsache ist? ««Je tiefer man in das Thema eintaucht, umso mehr Bereiche entdeckt man, an denen es anzusetzen gilt. Dabei ist es von Vorteil, dass die Geschäftsführung in alle Themen involviert ist. So verliert man die Basis nicht aus den Augen und bleibt als Unternehmensleiter selbst immer auf tigkeit zum Unternehmenserfolg bei? ««Der Erfolg zeichnet sich auf zwei Ebenen ab. Wir bemerken, dass wir unsere Unternehmens attraktivität gesteigert haben. Die Zahl der Christian Rinn, Geschäftsführer, Rinn Beton- und Naturstein Initiativbewerbungen ist deutlich gestiegen. Die Bewerber sind sehr interessiert daran, zu erfahren, wie das Unternehmen denkt. Als Unternehmen der Betonbranche wird man selten als „Wunschunternehmen“ bezeichnet. Das hat sich inzwischen geändert. Neben dieser hohen Imagewirkung stellen wir auch einen Markt erfolg fest. 2014 wurden wir für unsere klimaneutrale Produktion zertifiziert. Das kommunizieren wir offen nach außen und spüren dabei, dass unsere Art des Wirtschaftens am Markt positiv ankommt. Gerade bei öffentlichen Baumaßnahmen, bei denen die Kommunen ebenfalls ihren Nachhaltigkeitsstrategien folgen, sind unsere Produkte gefragt. Das ist für uns ein Wettbewerbsvorteil.kpm © Rinn Beton »»Als Kunden 6 Ruhigen Gewissens in den Urlaub Abgas-Untersuchungsausschuss nominiert Spezialanbieter bieten „Ethik-Reisen“ / Klimaeffizienz als Qualitätsanspruch bei TUI Das Europäische Parlament hat Ende Januar einen Untersuchungsausschuss eingerichtet, der mutmaßliche Verstöße der Automobilindustrie gegen das Unionsrecht im Zusammenhang mit Emissionsmessungen prüfen soll. Er soll unter anderem feststellen, ob der Kommission und den Mitgliedstaaten vor der Mitteilung über einen Verstoß der Umweltschutzbehörde der USA vom 18. September 2015 Belege für die Verwendung von Abschalteinrichtungen vorlagen. Auch mögliche Versäumnisse der EU-Kommission und der Mitgliedstaaten, das EU-Recht durchzusetzen, sollen die 45 Mitglieder untersuchen. Der Ausschuss nimmt die Arbeit im Februar auf und will binnen sechs Monaten einen Zwischenbericht übermitteln. D ie gemeinnützige Organisation „Ethical Traveler“ vermeldete kürzlich die unter ethischen Gesichtspunkten zehn besten Reiseziele. Unter ihnen finden sich viele Inselstaaten in der Karibik und im Pazifik. Die Organisation aus den USA, die selbst auch Spezialreisen anbietet, beobachtet seit den Neunzigerjahren besonders politische und gesellschaftliche Verhältnisse in Schwellen- und Entwicklungsländern. In die Bewertung fließen mittlerweile auch Umweltaspekte mit ein. Als „Top-Performer“ wurde Uruguay gekürt, das seine Elektrizität 2015 zu 90 Prozent aus erneuerbarer Energie bezogen hat. „Das Ranking ist interessant und macht auf eine Thematik aufmerksam, die wir nur unterstützen können“, sagt Professor Harald Zeiss, Leiter des Nachhaltigkeitsmanagements bei TUI Deutschland. Die primären Handlungsfelder im Nachhaltigkeitsmanagement des Reiseanbieters liegen allerdings in der Energie- und Klimaeffizienz der eigenen Angebote und Dienstleis- tungen. In den letzten sechs Jahren reduzierte die TUI-Fluglinie den Gramm-CO2-Ausstoß je Passagierkilometer um über 10 Prozent und liegt mit durchschnittlich 67,6 Gramm um mehr als 30 Gramm unter dem Durchschnitt der weltweit operierenden Airlines. Ein weiterer Hebel „Top-Performer“: Uruguay führt die Liste von „Ethical Traveler“ an. 90 für den Konzern sind Prozent seiner Elektrizität bezieht das Land aus erneuerbarer Energie. Hotelpartner vor Ort mit anerkann- Nachfrage von Seiten der Kunden als ter Nachhaltigkeitszertifizierung des vielmehr aus eigenem Selbstverständ„Global Sustainable Tourism Council“ nis als Qualitätsanbieter und unter der (GSTC). Die Organisation vereinigt un- Prämisse einer unversehrten Umwelt ter dem Dach der Vereinten Nationen als Grundvoraussetzung für Tourismus: eine Vielzahl an Stakeholdern, die ge- Abfallmanagement, Energie- und Resmeinsam zum nachhaltigen Tourismus sourceneffizienz sowie die Auswahl rebeitragen wollen. „Unser Ziel ist es, gionaler Produkte sind dabei die Kerndieses Angebot deutlich auszubauen. aufgabe des Anbieters und nicht des Letztlich sollen alle Hotels GSTC be- Reisenden. „Die Kernkundschaft bucht stätigtes Nachhaltigkeitslabel führen“, Erholung, verlässt sich dabei aber auf sagt der Nachhaltigkeitsmanager. TUI unsere nachhaltigen Standards“, reagiert damit weniger auf gesteigerte erklärt Harald Zeiss.kpm ANZEIGE Mehr Erfahrung gibt es nicht … Nachhaltigkeit für Unternehmen und Marken seit über 20 Jahren. Für Ihre Nachhaltigkeit können Sie von uns differenzierte Leistungen erwarten: Ein klares und unverwechselbares Profil durch Strategie und Positionierung, ein solides Fundament dank Bestandsaufnahme und Analyse, sauber strukturierte Prozesse beim Datenmanagement und Reporting, mehr Reputation durch glaubwürdige Kommunikation und Stakeholderdialog, Sorgfalt und Leidenschaft bei allem, was wir tun: Konzepte für alle Branchen von Automobil, Chemie, Handel und Konsum bis Finanzinstitute und Zulieferer, Projekte für Konzernholdings, Töchter, AGs und GmbHs. Aktuell mehr als 300 Nachhaltigkeits- und CSR-Berichte nach internationalen Standards in Print und Internet. Mehr: www.akzente.de © NEWS Kseniya Ragozina/iStock/Thinkstock/Getty Images Ausgabe 01 | 29. Januar 2016 Lieferanten 7 Ausgabe 01 | 29. Januar 2016 NEWS Korruptionsrisiken erkennen CDP Global Supply Chain Report 2016 Nachhaltigkeitsmanagement kommt eine Schlüsselrolle zu Neues Gütesiegel gefordert Zwei Drittel der deutschen Verbraucher achten beim Lebensmitteleinkauf auf die Nachhaltigkeit von Produkten. Dieses Ergebnis brachte eine Umfrage von TNS Emnid im Auftrag des Bundesverbandes Verbraucherzentrale hervor. In der Praxis aber scheitern 63 Prozent häufig an mangelnden Informationen, gut jeder Zweite an zu hohen Preisen und 44 Prozent an der Verfügbarkeit nachhaltiger Lebensmittel. Der Verband fordert daher ein staatliches Gütesiegel, damit nachhaltig produzierte Produkte erkennbar und glaubwürdig sind. Ein solches Siegel müsse mit ambitionierten Qualitätskriterien, einer unabhängigen Kontrollinstanz sowie Sanktionsmaßnahmen bei Regelverstößen einhergehen. S eit drei Jahren ist in der Textilindustrie Bangladeschs nichts mehr wie zuvor. Der Einsturz der Rana-PlazaTextilfabrik war ein einschneidendes Ereignis für alle Beteiligten – Produzenten, Zulieferer, Agenten und Auftraggeber. „Dadurch ist eine ganze Menge mehr Druck entstanden“, sagt Christina Dürr, Projektleiterin „Bangladesch“ bei Transparency International Deutschland. 28 nordamerikanische und kanadische Konzerne gehören der „Alliance for Bangladesh Worker Safety“ an. Mehr als 150 europäische Unternehmen unterzeichneten das rechtsverbindliche Abkommen „Accord“, das die Einhaltung von Mindeststandards bei Arbeitssicherheit und -rechten sicherstellen soll. Regelmäßige Prüfungen vor Ort werden durchgeführt. Einkäufer sind angehalten, diese auditierten Produktionsstätten zu berücksichtigen. Die Vielzahl der Akteure und Abläufe von der Angebots- bis zur Auslieferungsphase bietet allerdings Angriffspunkte für Korruptionsversuche. „Der Schaden durch Korruption stand bisher nicht im Vordergrund der Debatte“, sagt die Südostasien-Expertin. Ende Januar veröffentlichte Transparency International den aktuellen Korruptionswahrnehmungsindex. Bangladesch ist auf Platz 139 von 167 Ländern gelistet. Mit dem Leitfaden „Undress Corruption“ geben Transparency International Deutschland und Bangladesch daher nun Handlungsempfehlungen zur Korruptionsvermeidung. „Der Korruptionsbekämpfung und -prävention kommt beim Nachhaltigkeitsmanagement von Lieferketten eine Schlüsselrolle zu“, sagt Christina Dürr. Anhand von 16 Fallbeispielen zeigt die Nichtregierungsorganisation auf, an welchen Punkten entlang der Lieferkette Korruptionsrisiken bestehen, wie konkreten Korruptionsfällen zu begegnen ist, aber auch wie Korruption präventiv verhindert werden kann. Unregelmäßigkeiten in der Lieferkette bilden laut Transparency International aktuell keine Ausnahmen, sondern sind noch die Regel.kpm Verlag FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH Der F.A.Z.-Fachverlag Frankenallee 68–72, 60327 Frankfurt am Main E-Mail: [email protected] HRB Nr. 53454, Amtsgericht Frankfurt am Main Geschäftsführer: Torsten Bardohn, Dr. André Hülsbömer Vorsitzender der Geschäftsleitung: Bastian Frien Herausgeber: Nico Kunkel Redaktion: Dr. Tobias Anslinger (toa, Leitung), Doris Hüls bömer (doh), Kai Praum (kpm, v.i.S.d.P.), Julia Schmitt (jus) Telefon: (069) 75 91-12 52 E-Mail: [email protected] Verantwortlich für Anzeigen Iris Behrens, Mitglied der Geschäftsleitung Telefon: (069) 75 91-32 58 E-Mail: [email protected] Jahresabonnement: kostenlos bzw. 30 Euro in Kombination mit dem Printmagazin Erscheinungsweise 2 Ausgaben jährlich Print 4 Ausgaben jährlich E-Magazin Layout: Giulia Brandts, FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH © Alle Rechte vorbehalten. FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, 2016. Die Inhalte dieser Zeitschrift werden in gedruckter und digitaler Form vertrieben und sind aus Datenbanken abrufbar. Eine Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar, sofern sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt. Es ist nicht gestattet, die Inhalte zu vervielfältigen, zu ändern, zu verbreiten, dauerhaft zu speichern oder nachzudrucken. Insbesondere dürfen die Inhalte nicht zum Aufbau einer Datenbank verwendet oder an Dritte weitergegeben werden. Vervielfältigungs- und Nutzungsrechte können Sie unter [email protected] oder Telefon: (069) 75 91-12 42 erwerben. Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts von „Verantwortung“ übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und unverlangt zugestellte Fotografien oder Grafiken wird keine Haftung übernommen. Smog gefährdet Lieferungen aus China 2.000 Fabriken im Dezember geschlossen / Überwachung der Lieferkette schwierig D er Smog in China wird zu einer ernsten Gefahr für deutsche Unternehmen und für den Einkauf in China. 2.100 Fabriken mussten nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP im Dezember geschlossen werden. Im Großraum Peking betraf dies in erster Linie Zement- und Petrochemiefabriken. Der Smog beschränkt sich aber nicht nur auf Peking, sondern betrifft alle Städte im Norden des Landes. Manche Betriebe mussten den Standort verlagern, um die Verschmutzung zu reduzieren. Hauptursache des Smogs sind Emissionen aus der Braunkohleverbrennung, die im Winter stark ansteigt. Einige Firmen in Deutschland bekommen in einem solchen Fall automatische Warnmeldungen von Dienstleistern, weil Unternehmen aus dieser Region unter ihren Zulieferern sind. Für sie beginnt damit die Einbindung alternativer Quellen, um die Beschaffung sicherzustellen. Meist kommen bei einem solchen Prozess zusätzliche Logistikkosten auf die Firmen zu, da kurzfristig andere Containerschiffe und Routen gebucht tischen Bauteile. Vorsorge- und Eskalawerden müssen. tionsstrategien ergänzen das Portfolio. Für mittelständische Unternehmen Auch nutzt Pöhlmann eine Software, in Deutschland ist die Überwachung die ein Frühwarnsystem beinhaltet und der Zulieferer in China eine schwierige zugeschnitten auf seine Lieferkette akAufgabe. Von offizieller Seite werden tuelle Informationen bereitstellt. nahezu keine Informationen bereitAn der enormen Luftverschmutgestellt. Intern erschweren veraltete zung sterben täglich 4.000 Menschen, Dokumente den Überblick. Auch das wie die Studie „Air Pollution in China: Clustering nach Risiken führt nicht im- Mapping and Concentrations” der USmer zuverlässig zur Identifikation der Forscher Robert Rode und Richard MulGefahren. „Am Ende des Tages ist es ler aufzeigt. Ursache sei der Feinstaub nicht der große Lieferant, der ausfällt, aus der Kohleverbrennung.doh sondern der, den Sie nicht auf dem Radar hatten“, sagt etwa Karl-Heinz Pöhlmann, VizePräsident Supply Chain bei Hottinger Baldwin Messtechnik. Bei zwölf wichtigen Bauteilen hat er daher das Ausmaß des Schadens kalkuliert, den ein Ausfall in der Lieferkette zur Folge hätte. Die Kalkulation be inhaltet auch die Erschließung alternativer Quellen beim Ausfall eines Lieferanten dieser kri- Smog über Chinas Hauptstadt Peking. © Uwe Molt / pixelio.de Die Organisation CDP hat am 26. Januar ihren jährlichen Global Supply Chain Report veröffentlicht. Knapp 8.000 globale Lieferanten von 75 großen multinationalen Unternehmen wurden angefragt, Informationen über ihre CO2-Emissionen und Klimarisikostrategien zu liefern. Lediglich 4.005 von ihnen haben klimarelevante Daten aus dem Jahr 2015 zurückgemeldet. Nahezu drei Viertel der Lieferanten geben an, dass der Klimawandel ein signifikantes Risiko für die Geschäftsabläufe, den Umsatz oder die Ausgaben darstellen könnte. Die Mehrheit der Lieferanten (64 Prozent) hat das Thema „Klimaregulierung“ als Risiko identifiziert, wobei die meistgenannten Aspekte in diesem Zusammenhang „Kraftstoff“, „Energie“ und „CO2-Steuern“ sind. Mehr als die Hälfte der Lieferanten, die eine Spitzenposition im Ranking erzielt haben, kommt aus Europa. IMPRESSUM 8 | Verantwortung | Ausgabe 01 | 29. Januar 2016ANZEIGE xRM Trendkonferenz 28. APRIL 2016, KUPFERBERGTERRASSE, MAINZ DER DIGITALISIERTE KUNDE Konferenz für Geschäftsführer, Vertriebs- und Marketingexperten Sprecher sind unter anderem: • Roman Becker, Geschäftsführer, forum! • Martin Hubschneider, Vorstandsvorsitzender, CAS Software AG • Stephan Koziol, Geschäftsführer, koziol »ideas for friends • Daniel Krauss, Geschäftsführer, MFB MeinFernbus • Thomas Kretzer, Geschäftsführer, TRILUX • Holger Werner, Bereichsvorstand Mittelstandsbank, Commerzbank MIT PREISVERLEIHUNG WIE VERÄNDERT SICH KUNDENVERHALTEN IM ZEITALTER DIGITALER VERNETZUNG? WIE MÜSSEN UNTERNEHMEN REAGIEREN, UM DIE BEDÜRFNISSE IHRER ZIELGRUPPEN ZU VERSTEHEN UND ZU BEFRIEDIGEN? ERFAHREN SIE, WIE SIE UNTER DEN RAHMENBEDINGUNGEN DER DIGITALISIERUNG IHRE KUNDEN ZU FANS MACHEN. www.trendkonferenz-xrm.de VERANSTALTER INITIATOREN MITVERANSTALTER Produktion & Technologie 9 NEWS Zahlen decken Wasserrohrbruch auf Entgiftung in der Textilproduktion Green Controlling hilft Voith, jährlich über 6 Millionen Euro zu sparen Hochautomatisiertes Fahren Mitte Januar startete das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) offiziell das Forschungsprojekt Pegasus. In dessen Rahmen sollen die Grundlagen für Testmethoden für hochautomatisiertes Fahren, insbesondere auf Autobahnen bis zu einem Tempo von 130 Stundenkilometern, entwickelt werden. Etablierte Testverfahren sind bei der hohen Zahl von hochautomatisierten und interaktiven Fahrsituationen wenig praxistauglich und zudem zeit- und kostenintensiv. An Pegasus sind 14 Industriepartner, darunter auch KMU der Automobil- und Zulieferindustrie, sowie zwei wissenschaftliche Einrichtungen und eine technische Prüforganisation beteiligt. Das Forschungsprojekt soll im Juni 2019 abgeschlossen werden. Das Ministerium stellt Mittel in Höhe von bis zu 16,3 Millionen Euro zur Verfügung. D er Maschinen- und Anlagenbauer Voith hat seine Unternehmensprozesse mit Kennzahlen hinterlegt, die die Nachhaltigkeit des Unternehmens vorantreiben. „Nachhaltigkeit war immer Teil unserer Unternehmensphilosophie“, sagt Torsten Kallweit, Leiter Corporate Sustainability bei Voith. 2008 gründete das Unternehmen den Zentralbereich Corporate Sustainabi lity und überlegte sich ein Konzept für ein „Green Controlling“. Von vornherein war klar: Die Wirtschaftlichkeit muss gegeben sein, alle nachhaltigen Maßnahmen müssen sich auch in Kosteneinsparungen durchschlagen. Zunächst machte sich das Team daran, die grünen Kennzahlen zu bestimmen. Voith probierte einige Kennzahlen aus und legte sich schließlich auf vor allem drei zentrale Steuerungsgrößen fest: Energieverbrauch pro Umsatz, Frischwasserverbrauch pro Umsatz und Abfallmenge pro Umsatz. Gleich die ersten Messungen der neuen Kennzahlen zeigten, wo noch Verbesserungspotential liegt. Sogar einen zuvor unbemerkten Wasserrohrbruch, der einen hohen Verlust von Wassermengen mit sich brachte, hat das Unternehmen gefunden. Auf Basis Regelmäßige Wartung sichert die Wirtschaftlichkeit einer Papiermaschine. der Messungen wurden noch weitere Maßnahmen beschlos- konnte der Konzern insgesamt mehr sen, um die Kennzahlen zu verbessern. als 50.000 Megawattstunden EnerMancherorts war der Verbrauch hoch, gie, 730.000 Kubikmeter Wasser und weil die Kreisläufe nicht geschlossen knapp 2.000 Tonnen Material einwaren – inzwischen nutzt der Konzern sparen. Finanziell hat sich das mit beispielsweise abgeführte Energie jährlichen Einsparungen in Höhe von zu Heizzwecken. Eine Kläranlage am etwa 6,5 Millionen Euro bemerkbar Standort São Paulo wurde früher mit gemacht. „Für einen Konzern mit MilWasser aus der Leitung gekühlt – jetzt liardenumsätzen mag das auf den ersnutzt der Konzern aufbereitetes Was- ten Blick vielleicht nach nicht so viel ser aus der Kläranlage selbst, das für aussehen“, sagt Kallweit. „Doch wenn diesen Zweck gut geeignet ist. man bedenkt, dass das direkt in unser Insgesamt haben sich für Voith Ergebnis einfließt, hat es sich auf jedie Anstrengungen gelohnt: Pro Jahr den Fall gelohnt.“jus Umweltkatastrophe als Brasiliens Aha-Effekt Bevölkerung aufgerüttelt / Deutscher Bergbau will den Wissenstransfer fördern I m November 2015 ereignete sich das seit Jahren größte Umweltunglück in Brasiliens Industrie. Nach einem Deichbruch in einem Eisenerzbergwerk forderte eine Schlammlawine mindestens 13 Todesopfer, 600 Menschen mussten evakuiert werden und Zehntausende Menschen hatten tagelang keinen Zugang zu Frischwasser. Bei Messungen am Rio Doce wurden hoch giftige Stoffe wie Arsen, Blei und Quecksilber nachgewiesen. Die brasilianische Öffentlichkeit scheint aufgerüttelt. Umweltschutzorganisationen finden mittlerweile mit ihren Warnungen vor ähnlichen Ereignissen im Land Gehör. Noch größere Schlammbecken in dichter besiedelten Gebieten geraten in den Blick. In den umliegenden Gemeinden finden Bürgerversammlungen statt. Im brasilianischen Fernsehen kommen Geologen und Umweltexperten zu Wort. Eine Seltenheit in dem Land, dessen Export von Rohstoffen dominiert wird. Wäre eine ähnliche Katastrophe auch in Deutschland denkbar? Der Bergbau – einst Auslöser der Debatte um die nachhaltige Waldnutzung des vielzitierten Hans Carl von Carlowitz – ist hierzulande ebenfalls mit dem wirtschaftlichen Auf- und Abstieg vieler Regionen verbunden. Doch Olaf Alisch, Geschäftsführer des Die Schlammlawine führte giftige Stoffe in den Rio Doce im Südosten Brasiliens. Verbandes Bergbau, Geologie und Umwelt, stellt klar: Wissen weltweit zu transferieren“, „Die deutschen Umwelt- und Arbeits- sagt Alisch. schutzstandards sind mittlerweile inAuf internationaler Ebene hat sich ternational führend. Konzerne werden die Rohstoffindustrie außerdem die allerdings auch global immer stärker Korruptionsbekämpfung auf die Fahvon Behörden und der Gesellschaft in nen geschrieben. 49 Länder – unter die Pflicht genommen.“ In den neuen ihnen Entwicklungs- und IndustrieBundesländern begann zudem nach staaten – sind bereits Teil der „Extracder Wende eine Phase der Nachsorge tive Industries Transparency Initiative“ und Nachnutzung. Die Hauptaufgabe (EITI). Nicht dabei: Deutschland und beispielsweise der Wismut GmbH, ei- Brasilien. Deutschland hat immerhin nes Bundesunternehmens, besteht in Interesse signalisiert und bereitet eine der Stilllegung, Sanierung und Rekul- Kandidatur vor. Transparente Informativierung der Hinterlassenschaften des tionen über Zahlungen der rohstoffgeehemaligen Uranerzbergbaus. „Es ist winnenden Unternehmen und Einnahwichtig, Austausch und Dialog in der men des Staates sind Voraussetzung Branche zu fördern, um Standards und für den Beitritt.kpm © kohlhoff/iStock/Thinkstock/Getty Images Mit Kaufland hat sich eine weitere Supermarktkette gegenüber Greenpeace verpflichtet, bis 2020 schrittweise Risikochemikalien aus ihrer Produktion zu entfernen. Insgesamt haben sich nun 33 internationale Marken zu diesem Ziel bekannt. Das entspricht laut Greenpeace etwa 15 Prozent der globalen Textilproduktion. Auch mindestens 80 Prozent ihrer Abwasserdaten wollen die Vorreiter der sauberen Textilproduktion veröffentlichen. Die zum Färben und Ausrüsten eingesetzten Substanzen verschmutzen Gewässer besonders in asiatischen Herstellungsländern. Greenpeace führt jene Firmen auf, die mit der Reduzierung von gefährlichen Weichmachern, Alkylphenolethoxylaten oder per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) im Plan sind. © Voith GmbH Ausgabe 01 | 29. Januar 2016
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