UH 89 Seite 36 - Unimog

36 Menschen im Club
Dr. Kurt Albus und die Voll­motori­
sierung der Landwirtschaft
Wenn im Zusammenhang mit der Unimog-Geschichte hier im Heft’l
Personen vorgestellt werden, dann haben sie sich meist mehrere Jahrzehnte
oder gar im ganzen beruflichen Leben für dieses Fahrzeug engagiert.
Anders ist es bei Dr. Kurt Albus, der von 1953 bis 1957 im Unimog-Bereich
tätig war,aber in diesen Jahren eine wesentliche Rolle für die Entwicklung
des Unimog inne hatte.
Der am 23. April 1926 in Göppingen
geborene Kurt Albus war von Technik begeistert und meldete sich daher
Anfang 1944 als Freiwilliger für die
Wehrmacht, um dort einen Ingenieur­
abschluss machen zu können. Aber
im September wurde seine Division
in den Einsatz nach Holland verlegt,
wo er im März 1945 nach einer Notlandung mit einem Lastensegler bei
Nimwegen erstmals Kontakt mit einem Jeep bekam. Nach der Internierung kam er dort in englische Kriegsgefangenschaft.
In langer Kolonne folgte im Juli
1945 ein nicht endend wollender Fußmarsch nach Aurich in Ostfriesland.
Dort wurde er als Helfer auf einem
Bauernhof eingesetzt – sein erster
intensiver Kontakt mit der Landwirtschaft, die sein Leben beeinflussen
sollte. Als er bei einem Gefangenentransport aus dem Viehwagen heraus bei einem benachbarten, gerade
anfahrenden Güterzug als Bestimmungsort Kornwestheim las, sprang
er auf und kam letztlich am 31. August
in Göppingen an – allerdings ohne
Entlassungspapiere.
Für Kurt Albus war es damals
auch aufgrund des Morgenthau-Plans,
wonach Deutschland ein ­
Agrar­
land
werden solle, klar: Mit der Fahrzeugtechnik wird es in nächster Zeit nicht
weit her sein – aber mit der Landwirtschaft. Also bewarb er sich auf
verschiedenen Höfen rund um Göppingen als Landarbeiter – das war
zudem auch ohne Entlassungspapiere eher möglich. Auf einem Gut des
Grafen von Rechberg, so erinnert
er sich schmunzelnd, hatte gerade
vorher Manfred Florus die freie Stel-
le bekommen. Aber auf dem Iltishof
des Barons von Liebenstein klappte
es dann doch, und er konnte noch im
September 1945 als Helfer anfangen.
Dieser Vertrag per Handschlag wurde 14 Tage später zu seiner großen
Freude in einen Lehrvertrag gewandelt.
„Weil viele Leute da waren“, so
erinnert sich Albus weiter, „wurde
der vorhandene Schlepper nicht eingesetzt – Sprit war rar. Aber im Winter fror der Motor ein und der Block
bekam einen Riss. Daher erhielt ich
den Auftrag, den Motor zu zerlegen
und den Block schweißen zu lassen.
Als der Motor danach wieder lief, war
ich fortan der ‚Maschinenmann‘ auf
dem Hof.“ Im November 1945 bekam
Albus mit Joachim Ristow einen Vorarbeiter, der zuvor aus dem Lazarett
der Flack-Kaserne Göppingen entlassen worden war. Dies sei nur erwähnt, weil Ristow später ein erfolgreicher Verkaufsleiter für den Unimog
in der Mercedes-Benz Niederlassung
Offenbach wurde.
Am 22. Juli 1946 hatte Albus
dann zu Beginn der Roggenernte einen folgeschweren Unfall mit einem
Pferdegespann und zog sich dabei
eine komplizierte Unterschenkelfraktur zu. Nach monatelangem Krankenhausaufenthalt blieb eine dauerhafte
Versteifung.
An schwere körperliche Arbeit
war nicht mehr zu denken, und so
begann Kurt Albus ab 1947 ein Landwirtschaftsstudium an der Uni Hohenheim. Bereits im Folgejahr hatte er Gelegenheit, mit Erich Grass,
dem landwirtschaftlichen Berater des
Unimog-Bereichs, in Wangen mit dem
p Noch heute ist Dr. Kurt Albus dem
Unimog sehr verbunden. Erinnerungen kamen besonders hoch
beim Besuch der Jubiläumsausstellung 60 Jahre Mercedes-Benz
Unimog im Jahr 2011 in Wörth.
Unimog Holz zu rücken, denn seine
Schwester Johanna war Sachbearbeiterin bei Hans Zabel im ­Unimog-Büro
von Boehringer in Göppingen. Mit eiserner Disziplin büffelte Albus auch
während mehrerer längerer Krankenhausaufenthalte und konnte nach
erfolgreichem Studienabschluss am
1. Dezember 1950 in der Unimog-Generalvertretung Klotz in Fellbach als
Unimog-Verkäufer anfangen.
Als Albus 1952 wieder ins Krankenhaus musste, bot ihm sein Professor W. E. Fischer-Klemm an, über
die Entwicklung der Säh-, Hack- und
Pflanzgeräte eine Doktorarbeit zu
schreiben. Untersucht wurden von
ihm dabei auch die besten Anbaumöglichkeiten für Geräte unter dem
Aspekt Anbaupunkte, Sicht und vor
allen Dingen Funktion. Im Juni 1953
schloss Albus diese Untersuchungen
mit seiner Arbeit Die Entwicklung der
motorischen Entwicklung zum Säen
und Hacken von Getreide und Rüben
sowie zur Kartoffelkultur – Grundlagen, Gang und Zukunftsaussichten
ab. Als besonders positives Beispiel
war darin bereits der Unimog mit
Fronthackgerät enthalten.
Einstieg im Unimog-Versuch
Am 1. September 1953 fing der frisch
gebackene Doktor dann im UnimogVersuch an. Er erinnert sich, dass dieser noch in einer „besseren ­­Baracke“