ZENTRUMSENTWICKLUNG HÜNENBERG DORF

ZENTRUMSENTWICKLUNG HÜNENBERG DORF
Siegerprojekt Maihölzli
Projektwettbewerb auf Einladung
Bericht des Preisgerichts _ 29. Oktober 2015
Pius Wiprächtiger, Architekt SWB Bauökonom AEC, Luzern
INHALTSVERZEICHNIS
1
Einleitung
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Aufgabenstellung
4
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Eingeladene Teams
6
4
Preisgericht
6
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Vorprüfung
7
6
Jurierung
8
7
Empfehlungen zur Weiterbearbeitung
10
8
Schlusswürdigung
10
9
Genehmigung des Preisgerichts
11
10
Projektverfassende
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Dokumentation der Projekte mit Beschrieben des Preisgerichts
13
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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1_EINLEITUNG
Die Jego AG Hünenberg veranstaltete einen Projektwettbewerb auf Einladung für
die Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf. Begleitet wurde die Jego AG für das
Wettbewerbsverfahren von der Katholischen Kirchgemeinde Cham-Hünenberg
und der Einwohnergemeinde Hünenberg. Beide sind wie die Jego AG Eigentümerinnen von Grundstücken innerhalb des Planungsareals.
Die Jego AG ist eine Totalunternehmerin mit Sitz in Hünenberg. Sie plant
und realisiert vor allem in der Zentralschweiz Wohn- und Dienstleistungsbauten.
Sie wird auch die Zentrumsbauten im Kernbereich des Bearbeitungsperimeters
realisieren.
Eingeladen zum Projektwettbewerb wurden acht Architekturbüros, die mit einem
Landschaftsarchitekturbüro ihrer Wahl ein Team bildeten.
Es ist beabsichtigt, die Planung mit dem Verfasserteam des vom Preisgericht zur Weiterbearbeitung empfohlenen Projekts in einer im Wettbewerbsprogramm geregelten Zusammenarbeit zu machen.
Das Ergebnis des Wettbewerbs dient als Grundlage für die Grundeigentümer (Abstimmung der Katholischen Kirchgemeinde Cham-Hünenberg) und für den Bebauungsplan (Abstimmung der Einwohnergemeinde Hünenberg). Die Arbeiten zum
Bebauungsplan und die Projektplanung der Zentrumsbauten sollen unmittelbar
nach dem Wettbewerbsabschluss aufgenommen werden. Vorausgegangen ist
dieser Planungsformulierung ein langer Entwicklungs- und Analyseprozess unter
Mitwirkung der Bevölkerung.
2_AUFGABENSTELLUNG
Das zu beplanende Areal ist in drei Bereiche gegliedert: den Kernbereich, das
Grundstück Nr. 1053 (Dreiecksparzelle) und das Grundstück Nr. 641. Zusammen
sollen diese Bereiche in einen Bebauungsplan mit einer neu zu definierenden Bauzone überführt werden können. Aufgrund einer im voraus erstellten Machbarkeitsstudie (Kretz & Zopp Architekten Luzern) wurden im Wettbewerbsprogramm für
den Kernbereich mit Grundstück Nr. 1053 und für das Grundstück Nr. 641 als
Richtgrössen anzustrebende Ausnützungsziffern von je 1.1 bis 1.2 angegeben.
Als Kernbereich ist der Teil südlich des Maihölzliweges vis-à-vis der bestehenden
Gemeindeverwaltung im Umfeld der Kirche, des Gemeindesaals und des Dorfplatzes bezeichnet. Zu projektieren waren hier ein Grossverteiler mit 700 bis 800 m2
Verkaufsfläche und 340 bis 380 m2 Nebenräumen und Wohn- und allenfalls Büroraum. In Erdgeschosslagen konnten als Ergänzung zum Grossverteiler weitere geeignete öffentliche Nutzungen (z.B. ein Café, Kleinläden) vorgeschlagen werden.
Vom Wohnungsangebot wurde erwartet, dass es vielfältig und für verschiedene Generationen attraktiv ist. Sechs bis neun altersgerechte Wohnungen mit
einer zugehörigen Erdgeschossnutzung waren mit einer eigenen Präsenz oder in
einem eigenständigen Gebäude zu projektieren.
Das Grundstück Nr. 1053 (Dreiecksparzelle) ist als Freiraum und als Nahtstelle und Zugang zum Friedhof gedacht und soll naturnah belassen werden. Die
anrechenbare Landfläche konnte für die Ausnützung in den Kernbereich transferiert werden.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
Auf dem Grundstück Nr. 641 nördlich des Maihölzliweges waren zusammenhängende Verwaltungsräume und altersgerechter Wohnraum zu projektieren. Dieser
Arealteil soll zu einem späteren Zeitpunkt bebaut werden. Daher musste im Projektwettbewerb dieser Teil mit einer geringeren Bearbeitungstiefe in den Grundrissen, aber mit verbindlichen Bauvolumen dargestellt sein.
Weiter wurden den Projektverfassern Vorgaben bezüglich der Erschliessung, der
unter- und oberirdischen Parkierung und der Anlieferung für den Grossverteiler
gemacht. Wohnungen mussten zum Teil als altersgerechte Mietwohnungen und
zum Teil als Eigentumswohnungen projektiert werden. Zu beiden Wohnformen
wurden Richtgrössen und Standards vorgegeben.
Zur Chamerstrasse konnten im Bereich ab Maihölzliweg südwärts bis zum Dorfplatz verkehrsberuhigte Gestaltungsmassnahmen vorgeschlagen werden. Durch
die beschlossene Umfahrung von Hünenberg sollte dies in absehbarer Zeit machbar werden. Dadurch kann die bestehende Bebauung westlich der Chamerstrasse
(die Passage bei der Metzgerei Limacher respektive dem Eingang zur Gemeindeverwaltung bis zum Platz beim Dorfgässli) zusätzlich einbezogen werden und es
kann eine strassenübergreifende Zentrumsbildung entstehen.
Die Projekte haben zu den anspruchsvollen Raum- und Nutzungsvorgaben also
auch ortsbaulich vieles zu leisten. Sie sollen neben attraktivem neuen Wohnraum
und neuen Einkaufsmöglichkeiten ein erkennbares, qualitätsvolles Zentrum bilden,
welches das Umfeld der Kirche respektiert, eine Belebung des bestehenden Dorfplatzes bewirkt und die Bebauungen westlich der Chamerstrasse integriert.
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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3_EINGELADENE TEAMS
—
AmreinHerzig Architekten GmbH, Baar (Federführung) mit
Eggenspieler Röösli Architekten AG, Zug
Hüsler + Hess AG, Landschaftsarchitekten BSLA, Luzern
—
CSL Partner Architekten AG, Baar
vetschpartner Landschaftsarchitekten AG, Zürich
—
Germann & Achermann AG, dipl. Architekten BSA, Altdorf
iten landschaftsarchitekten gmbh, Unterägeri
—
Käferstein & Meister, dipl. Architekten ETH BSA SIA, Zürich
antón & ghiggi landschaft architektur GmbH, Zürich
—
Lütolf und Scheuner, Architekten HTL SIA BSA GmbH, Luzern
koepflipartner Landschaftsarchitekten BSLA, Luzern
—
Mozzatti Schlumpf Architekten AG, Baar
Erich Andermatt Partner AG, Objekt- und Landschaftsplanung, Zug
—
ro.ma. roeoesli & maeder gmbh, dipl. Architekten ETH BSA, Luzern
atelier tp, tijssen I preller landschaftsarchitekten, Rapperswil
—
Wiederkehr Krummenacher Architekten AG, Zug
Hager Partner AG, Zürich
4_PREISGERICHT
Sachpreisgericht mit Stimmrecht:
—
Fridolin Jeggli, Jego AG, Präsident des Verwaltungsrates, Hünenberg (Präsident)
—
Rolf Steinmann, Kirchenrat Kirchgemeinde Cham-Hünenberg, Cham
—
Regula Hürlimann, Gemeindepräsidentin Hünenberg, Hünenberg
Fachpreisgericht mit Stimmrecht:
—
Peter C. Jakob, Architekt, Zürich (Vorsitz)
—
Monika Jauch-Stolz, Architektin, Luzern
—
Albi Nussbaumer, Architekt, Zug
—
Lars Ruge, Landschaftsarchitekt, Zürich
Experten mit beratender Stimme:
—
Mauro Bonani, Jego AG, Mitglied des Verwaltungsrates, Hünenberg
(Ersatzstimmrecht Fridolin Jeggli)
—
Ivo Jeggli, Jego AG, Mitglied des Verwaltungsrates, Hünenberg
—
Urs Bernet, Jego AG, Architekt, Leiter Planung und Projekte, Hünenberg
—
Alfons Heggli, Präsident Kirchenrat Kirchgemeinde Cham-Hünenberg, Cham
(Ersatzstimmrecht Rolf Steinmann)
—
Gilbert Chapuis, Architekt/Städtebau, Bauherrenvertreter Kirchgemeinde, Zug
—
Mario Mariani, Leiter Bau und Planung Gemeinde Hünenberg, Hünenberg
(Ersatzstimmrecht Regula Hürlimann)
—
Edgar Schmid, Leiter Baurecht Gemeinde Hünenberg, Hünenberg
—
Stephan und Claudia Müller (Vertretung Grundstück Nr. 56), Hünenberg
—
René Hutter, Kantonsplaner Kanton Zug, Steinhausen
—
Jürg Inderbitzin, OrtsWerte GmbH, Wolhusen
—
Pius Wiprächtiger, Bauökonom, Luzern (Ersatz Fachpreisgericht)
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
Verfahrensbegleitung
Prozessgestaltung:
—
Jürg Inderbitzin, Geograph, OrtsWerte GmbH, Wolhusen
Abwicklung Projektwettbewerb:
—
Pius Wiprächtiger, Architekt SWB Bauökonom AEC, Luzern
5_VORPRÜFUNG
Alle Projekte und Modelle wurden fristgerecht und unter der Wahrung der Anonymität eingereicht. Die Nummerierung erfolgte nach dem Eingang der Projektmappen:
#1
M2 AM MARKTPLATZ
#2
Paula
#3
Tilia cordata
#4
GENESIS
#5
PERSEIDEN
#6
Maihölzli
#7
SQUARE
#8
al Boschetto
Die Projekte wurden nach den im Wettbewerbsprogramm aufgeführten Anforderungen und planungsrechtlichen Vorgaben durch Pius Wiprächtiger vorgeprüft.
Alle Projekte erfüllen im wesentlichen die Nutzungsvorgaben und die Bebauungsziele. Einige Projekte haben geringfügige Überschreitungen zwischen
dem Grenzverlauf der Grundstücke Nr. 641 / Nr. 1053, was aber im Wettbewerbsprogramm als denkbar formuliert ist. Ein Projekt überschreitet die südliche Baulinie
zum Dorfplatz.
Die von den Verfassern gemachten Angaben zu Geschossflächen, Gebäudevolumen und Ausnützungsziffern wurden kontrolliert und vergleichend dargestellt. Die
projektierten Geschossflächen für den ganzen Bearbeitungsperimeter reichen von
16’800 bis 19’800 m2, die Gebäudevolumen von 53‘600 bis 68‘300 m3. Die erreichten Ausnützungsziffern liegen bei 1.01 bis 1.23 (Durchschnitt 1.13).
Weiter enthält der Bericht Angaben zu den vorgeschlagenen Nutzungen
(Wohnungen und Dienstleistungsflächen).
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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6_JURIERUNG
Das Preisgericht hat am 21. und 29. Oktober 2015 die Projekte je vollzählig juriert.
Nach Kenntnisnahme des Vorprüfungsberichts wurde beschlossen, alle Projekte
zur Beurteilung und Preiserteilung zuzulassen und allen Projektverfassern die vereinbarte Entschädigung von CHF 15’000 exkl. MwSt. auszurichten.
Ein detailliertes Gruppenstudium nach den im Wettbewerbsprogramm aufgeführten Kriterien und die Vorstellung der acht Projektkonzepte an das gesamte Preisgericht ermöglichte Vergleiche und substantielle Diskussionen. Diese ergaben
nach dem ersten Jurytag einstimmige Ergebnisse.
Ausscheidungen im ersten Rundgang:
Paula
#2
#3
Tilia cordata
#5
PERSEIDEN
Ausscheidung im zweiten Rundgang:
#1
M2 AM MARKTPLATZ
Projekte der engeren Wahl:
#4
GENESIS
#6
Maihölzli
#7
SQUARE
#8
al Boschetto
Zwischen den Jurytagen wurden alle acht Projekte vom Fachpreisgericht beschrieben. Bei den Projekten der engeren Wahl wurden die Konzepte des Grossverteilers
vom Verantwortlichen des vorgesehenen Grossverteilers beurteilt. Diese Überprüfung ergab, dass alle vier Konzepte, zum Teil mit machbaren Anpassungen,
umsetzbar sind.
Am zweiten Jurytag wurden alle Projektbeschriebe gelesen, redigiert und genehmigt. Im anschliessenden Kontrollrundgang wurden die Ausscheidungen des ersten
Jurytages bestätigt. Bezüglich der Projekte der engeren Wahl ergab sich eine einstimmige Änderung.
Rückstufung in den zweiten Rundgang:
#8
al Boschetto
Somit
#4
#6
#7
verblieben für die Rangierung:
GENESIS
Maihölzli
SQUARE
8
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
Zum Projekt # 7 SQUARE befand das Preisgericht, dass der grosse Zentrumsbau
volumetrisch nicht verträglich ist (das Projekt hat mit 1.23 auch die höchste Ausnützungsziffer aller acht Projekte) und beschloss einstimmig, das Projekt im dritten
Rang zu platzieren.
In der Schlussdiskussion über die Projekte # 4 GENESIS und # 6 Maihölzli ergaben
sich bezüglich Ausgewogenheit der Ausnützung über den ganzen Bearbeitungsperimeter, dem Verhältnis der Wohnungsanteile altersgerechte Mietwohnungen
respektive Eigentumswohnungen, der Situierung dieser Nutzungen und der Organisation des Grossverteilers jeweils deutliche Vorteile für das Projekt # 6 Maihölzli.
Dies führte abschliessend zu einem einstimmigen Entscheid.
1. Rang / 1. Preis (CHF 40'000 exkl. MwSt.)
Einstimmige Empfehlung zur Weiterbearbeitung
#6
Maihölzli
2. Rang / 2. Preis (CHF 30'000 exkl. MwSt.)
#4
GENESIS
3. Rang / 3. Preis (CHF 10'000 exkl. MwSt.)
#7
SQUARE
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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7_EMPFEHLUNGEN ZUR WEITERBEARBEITUNG
Neben den nachfolgend aufgeführten Punkten sind auch die Kritik und die positiven Aspekte des Projektbeschriebs zu beachten.
Überarbeitungen für den Bebauungsplan:
Die Einstellhallenerschliessung für das Grundstück Nr. 641 hat mit einer separaten
Abfahrt zu erfolgen.
Die Umgebungsgestaltung ist grundsätzlich zu überarbeiten.
Der Platz beim Grossverteiler ist bezüglich Sicht- und Gehbeziehung durchlässiger
an den bestehenden Dorfplatz anzubinden. Der quadratische Platz mit dem vorgeschlagenen Baumfeld beim Maihölzliweg funktioniert aufgrund des Fahrverkehrs
in diesem Bereich (Anlieferung des Grossverteilers mit Wendemanöver, Abfahrt
in die Einstellhalle, Aussenparkplätze) so nicht und ist generell fraglich. Auf die drei
Längsparkplätze beim Friedhofszugang soll verzichtet werden. Mit dieser Massnahme kann der Maihölzliweg im östlichen Bereich als Strasse redimensioniert
werden. In diesem Zusammenhang soll die Anzahl der notwendigen Aussenparkplätze durch die zuständigen Behörden neu beurteilt werden.
Die Dachaufsichten und -ebenen des Zentrumsbaus sind bezüglich der Beläge
(und allfälliger Abschattungen) zu präzisieren.
Empfehlungen für die Projektierung:
Die Lifterschliessung im Zentrumsbau ist zu überarbeiten. Der Grossverteiler benötigt einen eigenen Kundenlift von der Einstellhalle zur Ladenebene. Der vorgesehene Standort in der Südostecke soll beibehalten werden, da er dort auch für
Besucher der Kirche und des Gemeindesaals optimal platziert ist. Folglich benötigen
auch die Wohngeschosse ab der Einstellhalle eine eigene Lifterschliessung.
Bei den beiden Wohnbauten im Osten (Kernbereich und Grundstück Nr. 641) sind
die Nord-Ost-Wohnungen bezüglich Besonnung ungenügend und die Grundrisse
sind zu überarbeiten.
Die vorgeschlagene Materialisierung der Fassaden in variablen Sichtmauerwerken
wird im Kontext mit dem Gegenüber als stimmig und angemessen beurteilt und
soll weiterverfolgt werden.
8_SCHLUSSWÜRDIGUNG
Die Jego AG Hünenberg als Auftraggeberin, die Katholische Kirchgemeinde ChamHünenberg, die Einwohnergemeinde Hünenberg und das Preisgericht bedanken
sich bei allen Teams für ihre grossen Leistungen. Die vielfältigen Projektbeiträge
haben das Preisgericht erfreut und beeindruckt und haben ihm die notwendigen
Auseinandersetzungen für die sehr anspruchsvolle, äusserst komplexe Aufgabe
ermöglicht. Bestätigend ist, dass in der Schlussdiskussion zwei Projekte waren,
die bezüglich einer verträglichen, massvollen Verdichtung genau im Mittel der Richtangabe lagen, die im Programm aufgrund der vorgängig erstellten Machbarkeitsstudie gemacht wurde.
Das Preisgericht mit allen Beteiligten ist überzeugt, dass mit dem Projekt Maihölzli
den Verfasserinnen und Verfassern eine hervorragende Basis gelungen ist, Hünenberg Dorf in die gewünschte Zentrumsbildung zu entwickeln.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
9_GENEHMIGUNG DES PREISGERICHTS
Sach- und Fachpreigericht: Hünenberg, 29. Oktober 2015
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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10_PROJEKTVERFASSENDE
Die kompletten Verfasserangaben sind bei den Projektdokumentationen
aufgeführt.
Rangierte Projekte:
1. Rang / 1. Preis, einstimmige Empfehlung zur Weiterbearbeitung
#6
Maihölzli
ro.ma. architekten, Röösli & Maeder GmbH, Luzern
atelier tp, Tijssen Preller Landschaftsarchitekten, Rapperswil
2. Rang / 2. Preis
#4
GENESIS
Amrein Herzig Architekten GmbH, Baar mit
Eggenspieler Röösli Architekten AG, Zug
Hüsler + Hess AG, Landschaftsarchitekten BSLA, Luzern
3. Rang / 3. Preis
#7
SQUARE
Mozzatti Schlumpf Architekten AG, Baar
Erich Andermatt Partner AG, Zug
Nicht rangierte Projekte:
#1
M2 AM MARKTPLATZ
Germann & Achermann AG, dipl. Architekten BSA, Altdorf
iten landschaftsarchitekten gmbh, Unterägeri
#2
Paula
Lütolf und Scheuner, Architekten HTL SIA BSA GmbH, Luzern
Koepfli Partner GmbH, Landschaftsarchitekten BSLA, Luzern
#3
Tilia cordata
Käferstein & Meister, dipl. Architekten ETH BSA SIA, Zürich
antón & ghiggi landschaft architektur GmbH, Zürich
#5
PERSEIDEN
Wiederkehr Krummenacher Architekten AG, Zug
Hager Partner AG, Zürich
#8
al Boschetto
CSL Partner Architekten AG, Baar
Vetsch Partner AG, Zürich
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
DOKUMENTATION DER PROJEKTE
MIT BESCHRIEBEN DES PREISGERICHTS
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 6 Maihölzli
1. Rang / 1. Preis (CHF 40’000 exkl. MwSt.)
Einstimmige Empfehlung zur Weiterbearbeitung
ro.ma. architekten, Röösli & Maeder GmbH
Bundesstrasse 9, Luzern
Projektbearbeitung:
Matthias Thaler, Jörg Schumacher, Philipp Röösli,
Christian Maeder, Ana Perucha
atelier tp
Tijssen Preller Landschaftsarchitekten
Klaus Gebert Strasse 5, Rapperswil
Projektbearbeitung:
Iris Tijssen, Tilo Preller
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 6 Maihölzli _ Beschrieb
Wie der Projektname bereits suggeriert, basiert der Entwurf auf einer starken
städtebaulichen Akzentuierung am Maihölzliweg. Das Grossvolumen mit dem integrierten Grossverteiler steht sozusagen in der zweiten Reihe zum Dorfplatz.
Diese Disposition hat den Vorteil, dass für die Anlieferung, die Zufahrt zur Einstellhalle und für die grosse Ladenfläche ein Gebäude entsteht, welches mit dieser
Verortung durchaus ortsverträglich ist. Umso mehr, dass dieses Volumen mit seiner
Schmalseite an der Chamerstrasse steht und so in seiner Massstäblichkeit den
dörflichen Charakter aufnimmt. Geschickt wird davor ein Punktbau an den Dorplatz
gestellt, welcher hier eine angemessene Platzbegrenzung bildet. Dieser Solitärbau
strukturiert in angenehmer Weise die Längsfassade des Hauptgebäudes. Ohne die
Ladenfläche unterirdisch anzuordnen kann die Massstäblichkeit der umgebenden
Bestandesbauten aufgenommen werden. Gelungen ist auch die Aufnahme der
Fuge auf der Westseite der Chamerstrasse und die Überführung zum Eingang des
neuen Grossverteilers. Nachteilig wirkt sich hier die zu bewältigende Höhendifferenz aus, auch wenn die behindertengängige Zugänglichkeit mit Umwegen gewährt werden kann. Ohnehin scheint das Potential einer Beziehung vom Dorfplatz
zum Eingang des Grossverteilers durch die schmale Treppe und dem vorgesehenen
Baumbestand nicht genutzt worden zu sein. Vielfältig und attraktiv gestaltet sind
auch die Wohnungen über dem Grossverteiler mit einer eigenständigen Wohnlandschaft mit einem speziellen Charakter.
Das frei gestellte, fünfgeschossige Haus mit Spitex und den Alterswohnungen ist
äusserst gut positioniert. Von den Wohnungen kann das Geschehen rund herum
gut beobachtet werden und das Café im Erdgeschoss ist direkt von diesen Wohnungen erreichbar und optimal verortet. Drei weitere Punktbauten ergänzen das
Ensemble. Das zukünftige, auf die Chamerstrasse ausgerichtete Verwaltungsgebäude wird über einen angemessenen Vorplatz erschlossen und erhält eine klare
Adressbildung. Die dahinter liegenden Wohnbauten sind kompakt und gut organisiert. Allerdings entstehen vereinzelt nach Norden gerichtete Loggien.
Der Entwurf überzeugt durch die gute Integration des grossen Volumens des Grossverteilers und die gekonnt strukturierten Baukörper. Dadurch kann die Massstäblichkeit und der dörfliche Charakter trotz der inneren Verdichtung gehalten werden.
Freiraum
Als Gegenüber zur heutigen Arkade der Gemeindeverwaltung wird durch die Teilung der Gebäude eine Passerelle geschaffen, welche die Achse verlängert und
an einem neuen, höhergelegenen Eingangsplatz des Grossverteilers mündet.
Nördlich des Hauptgebäudes wird ein Platz mit vorwiegend Erschliessungsfunktion geschaffen, an dem ein weiterer, grösserer Platz mit einem Baumraster anschliesst. Die Wohnbebauung wird in eine lockere Baumpflanzung eingebettet.
Der Entwurf zeigt eine interessante Variante für die Vernetzung des heutigen Dorfkerns mit dem Neubau. Der höhergelegene Vorplatz des Grossverteilers besitzt
als selbstverständliche Erweiterung des Dorfplatzes ein grosses Potential, zeigt
jedoch in seiner dargestellten Form eine zu geringe Distanz zum Kirchenbau. Auch
die Verbindung mit dem Dorfplatz ist nur über eine Treppe angedeutet, gestalterisch jedoch nicht gelöst.
Der nördliche, zwischen dem Hauptgebäude, dem Verwaltungsgebäude
und den Wohnbauten dargestellte Platz sucht eine gleichwertige Adressierung
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
aller Gebäude. In seiner Grösse und an
dieser Position empfindet die Jury die
Geste jedoch als deutlich überdimensioniert und als Konkurrenz zum Dorfplatz. Das Baumraster setzt als Übergang zum Wald gestalterisch einen
deutlichen Kontrast, der aber für Hünenberg fremd wirkt. Zudem scheint die
Überlagerung der Platzgestaltung mit
zahlreichen Verkehrsfunktionen und
Fahrbeziehungen kaum realisierbar. Die
weitläufige Verteilung der Parkierung
wir als ungünstig angesehen. Aussagen
zur Struktur, Qualität und Nutzung der
wohnungsnahen Freiräume fehlen weitgehend.
Aus Sicht der Freiraumgestaltung ist
bei diesem Entwurf eine grundsätzliche Überarbeitung erforderlich. Insgesamt zeigt das Projekt in seiner städtebaulichen Grundhaltung jedoch auch
für den Freiraum das grösste Potential
für eine gute Vernetzung mit dem Bestand.
# 6 Maihölzli
Schnitt (quer zur Chamerstrasse)
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 6 Maihölzli
Situation Erdgeschoss
Ansicht von Chamerstrasse
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 6 Maihölzli
Grossverteiler/Eigentumswohnungen Kernbereich; 3.OG
Eigentumswohnungen Kernbereich; 1.–2.OG
Alterswohnungen Kernbereich; EG
Grossverteiler/Eigentumswohnungen Kernbereich; 1.OG
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 4 GENESIS
2. Rang / 2. Preis (CHF 30’000 exkl. MwSt.)
Amrein Herzig Architekten GmbH
Mühlegasse 18, Baar mit
Eggenspieler Röösli Architekten AG
Gotthardstrasse 31, Zug
Projektbearbeitung:
Pirmin Amrein, Christoph Eggenspieler,
Marie-Louise Tolstrup, Lukas Alessandri
Hüsler + Hess AG, Landschaftsarchitekten BSLA
St. Karli-Strasse 76, Luzern
Projektbearbeitung:
Richi Hess, Manuel Stöckli
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 4 GENESIS _ Beschrieb
Die Verfasser gliedern die Aufgabe in drei Teilbereiche: Das Zentrumsgebäude mit
dem Grossverteiler, das Verwaltungs- oder Dienstleistungsgebäude und die Wohnbauten im Ostbereich. Diese Nutzungsgruppen werden auch architektonisch unterschiedlich behandelt: Dies macht in hohem Masse Sinn, indem ein Dorfzentrum
mit verschiedenen Nutzungen widerspiegelt wird. Das Zentrumsgebäude ist im
Aufriss stark gegliedert und übernimmt die Massstäbe der Nachbarschaft. Der Zugang von der Seite der Chamerstrasse ist ortsbaulich richtig und gut mit den bestehenden Wegen vernetzt.
Im Grundriss gibt es einen zusammenhängenden Fussabdruck, der eine gut organisierbare Grossverteilernutzung zulässt. Die Ausrichtung erfolgt sowohl zur Chamerstrasse als auch zum Dorfplatz. Schön ist die Lage des Cafes, ebenfalls zur
Strasse und zum Platz orientiert. Die Anlieferung des Grossverteilers beeinträchtigt
durch die Manövrierfläche die Zufahrt zur Tiefgaragenrampe. Ein direkt angeordneter Raum dient als Zwischenlager. Sowohl das 1. Obergeschoss mit den Büros
als auch das 2. Obergeschoss mit den Wohnungen sind funktional gut. Die Wohnungen sind marktgängig und eine natürliche Belichtung der Treppenhäuser wäre
möglich, ist aber nicht überall nachgewiesen. Das Verwaltungs- oder Dienstleistungsgebäude weist neutrale Grundrisse auf. Die Nasszellen und ein attraktiver
Innenhof strukturieren diese. Die Wohnungen im östlichen Bereich sind interessant
im Grundriss und gut orientiert. Die Kirchgemeinde hat die Möglichkeit, eine eigene
Einheit zu realisieren.
Die Tiefgarageneinfahrt unter die Wohnbauten ist nicht glücklich gelöst. Sie liegt
störend unterhalb der Schlafräume. Das Zusammenfassen von zwei Gebäudegruppen erscheint, so wie es vorgeschlagen ist, als praktikabel. Die Wirtschaftlichkeit
der Wohn-Tiefgarage ist durch die einseitige Parkierung nicht optimal. Gesamthaft
ist es aber ein wirtschaftlich interessantes Projekt, die Gebäudevolumen sind kompakt, die Wohnungen sind markttauglich und es gibt keine schlecht orientierten
Wohnungen.
Ortsbaulich nimmt das Projekt in hohem Masse Rücksicht auf die Umgebung und
reagiert gut auf die bestehenden Erschliessungsansätze. Das Erscheinungsbild ist
dort identitätsstiftend, wo öffentliche Nutzungen das Erdgeschoss besetzen.
Freiraum
Das Projekt zeigt einen zurückhaltenden Eingriff in den bestehenden Dorfplatz
und die angrenzenden Grünflächen. Als Gegenüber zur heutigen Arkade der Gemeindeverwaltung wird das Gebäude zurückversetzt und ein räumlicher Bezug
hergestellt. Zur Belebung des Dorfplatzes und der Strasse wird an dieser Position
ein Café/Bistro als eigenständiges Gebäude angeordnet. Der nördlich des Hauptgebäudes geschaffene Platz übernimmt vorwiegend Erschliessungsfunktionen.
Der Waldrand wird durch lockere Baumpflanzungen erweitert und das Wegsystem
über die Dreiecksparzelle fortgesetzt.
Der Entwurf zeigt eine klare Reaktion zum Dorfplatz, bleibt jedoch auf dem nördlichen Platz und dem Umfeld der Wohngebäude in Qualität und Nutzungen unklar.
Die Verengung des Maihölziwegs zum Wald und die Positionierung der Besucherparkplätze auf die kleine Seitenparzelle werden begrüsst. Der Anteil der Belagsflächen des nördlichen Platzes wird sich jedoch bei genauerer Überprüfung der
Schleppkurven der Lastwagen (überfahren die Mauerwangen der Tiefgaragenrampe) sicher noch zu Lasten der grünen Vorzonen der Wohngebäude erhöhen.
Die weite Verteilung der Parkierung wir als ungünstig angesehen.
Insgesamt bietet der Beitrag nach Einschätzung der Jury hinsichtlich der
Freiraumgestaltung zu wenig Aussagen.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 4 GENESIS
Schnitt (quer zur Chamerstrasse)
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 4 GENESIS
linke Hälfte 1.OG, rechte Hälfte EG
Ansicht von Chamerstrasse
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 4 GENESIS
Bauten an Chamerstrasse; EG
Chamerstrasse 2./3.OG, Alterswohnungen 1./2. OG
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 7 SQUARE
3. Rang / 3. Preis (CHF 10’000 exkl. MwSt.)
Mozzatti Schlumpf Architekten AG
Oberneuhofstrasse 8, Baar
Projektbearbeitung:
Marco Mozzatti, Daniel Gabriel,
Andrea Camenzind, Martina Henggeler
Erich Andermatt Partner AG
Industriestrasse 57, Zug
Projektbearbeitung:
Erich Andermatt, Anja Suter, Sirin Bulliard
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 7 SQUARE _ Beschrieb
Der Vorschlag ist eigenwillig und setzt sich klar von der Umgebung ab. Die rahmenartige Fassadenausbildung mit den Füllelementen aus Sichtmauerwerk fasst
alle vier Gebäude gestalterisch zusammen. Das eigentliche Zentrum wird dadurch
vergrössert und entwickelt sich von der Chamerstrasse weiter bis zum Wald. Das
Gebäude mit dem Grossverteiler steht hart an der Chamerstrasse. Ein eigentliches
Vorgelände gibt es nicht. Die Absicht ist klar lesbar, es fragt sich aber, ob diese
der Ländlichkeit von Hünenberg gerecht werden kann. Das Cafe liegt prominent
und hat eine Übereckausrichtung auch zum Dorfplatz. Die Anlieferung erfolgt ostseitig, und wird in einem separaten Gebäude untergebracht. Die Umschlagfläche
ist zu knapp. Der ostseitige Aussenbereich wird als Platz gestaltet. Er hat aber
den Charme eines Hinterhofes, obwohl der Gestaltungswille etwas anderes zu
zeigen versucht.
Der Verwaltungs- oder Dienstleistungsbau weist eine Arkade auf. Die Grundrisse
sind neutral gehalten und die geringe Gebäudetiefe erlaubt vernünftige Raumeinteilungen. Die Wohnbauten sind attraktiv. Die Kirchgemeinde findet sich in einem
separaten Gebäudeteil, in dem auch die Spitex im Erdgeschoss untergebracht ist.
Alle Wohnungen, auch diejenigen über dem Grossverteiler und dem Verwaltungsoder Dienstleistungsbau, sind durchlaufend organisiert. Die Zimmerklammern ermöglichen eine gute Wohnungsdurchmischung und eine Flexibilität. Die Treppenhäuser sind etwas klein. Die Freiflächen, die den Wohnbauten vorgelagert sind,
untermauern die hohen Wohnqualitäten. Die Tiefgaragen, die nördlich und südlich
separat sind, sind sinnvoll angeordnet und wirtschaftlich gestaltet. Die Einfahrten
sind teilweise in den Gebäuden integriert.
Der Vorschlag «Square» überzeugt mit seinen Grundrissqualitäten und seiner
Massstäblichkeit in Fussabdruck und Aufriss. Der grosse Zentrumsbau und die
Fassadengestaltung muten etwas vorstädtisch an und werden der Ländlichkeit,
die in Hünenberg noch spürbar ist, zu wenig gerecht.
Freiraum
Der Beitrag positioniert das Hauptgebäude direkt an die Strasse, wodurch an dessen Rückseite eine hofartige Passage entsteht. Gegenüber dem Dorfplatz wird an
der Nordseite des Hauptgebäudes der Maihölzliweg als Strasse beibehalten und
mit diversen Erschliessungsfunktionen angegliedert. Ein Übergang zwischen der
bestehenden Gemeindeverwaltung und dem Neubau wird in der Fortsetzung des
farbigen Belagsmaterials angedeutet.
Obschon eine klare Hierarchisierung der Plätze und Strassen erkennbar ist, erscheint der Anteil der Erschliessungsflächen gerade zwischen der Kirche Heilig
Geist und dem Hauptgebäude als zu hoch. Die Passage im Hof ist zu kurz, um eine
eigene räumliche und gestalterische Qualität auszustrahlen. Zudem wirkt der Typus
der Passage für Hünenberg nicht angemessen. Die Gestaltung des Maihölzliwegs
assoziiert eher das Bild einer Hauptstrasse, als einen Zugang zu einem Naherholungsgebiet. Der Platz hinter dem neuen Verwaltungsgebäude ist in Grösse und
Funktion mangels Erläuterungen nicht nachvollziehbar.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 7 SQUARE
Schnitt (quer zur Chamerstrasse)
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 7 SQUARE
Situation Erdgeschoss
Ansicht von Chamerstrasse
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 7 SQUARE
1./2. Obergeschosse
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 1 M 2 AM MARKTPLATZ
Germann & Achermann AG, dipl. Architekten BSA
Marktgasse 4, Altdorf
Projektbearbeitung:
Judit Boros, Vinzenz Germann,
Sandra Osusky, Stephanie Osusky
iten landschaftsarchitekten gmbh
Lindengasse 2, Unterägeri
Projektbearbeitung:
Dominik Iten
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 1 M 2 AM MARKTPLATZ _ Beschrieb
Die Projektverfassenden verleihen ihrem Beitrag einen selbstbewussten und prägnanten Auftritt. Deutlich erkennbar wird hier zum Ausdruck gebracht, dass ein namhafter Grossverteiler ins Dorf zieht. Leichtfüssig schwebt eine «Blackbox» über
einem verglasten Sockel und bildet so einen Abschluss zum Marktplatz. Logisch
findet da im Erdgeschoss auch ein Café seinen Platz und entfaltet die gewünschte
Ausstrahlung zu diesem zentralen Ort. Nachvollziehbar findet die prägende Verglasung des Erdgeschosses im Büroaufbau über dem Einkaufsgeschoss seine architektonische Fortsetzung. Allerdings ist diese «Glasbox» kaum geeignet, um hier
Büros im dörflichen Kontext unterzubringen. Ganz abgesehen davon ist die grosse
Bürofläche kaum marktfähig in Hünenberg. Fraglich ist auch die innere Erschliessung des Grossverteilers ins 1. Obergeschoss über ein zweiläufiges Treppenhaus.
Auch das ist im eher ländlichen Umfeld wohl ein zu grosses Hindernis für die Kundschaft. Zudem ist die Treppenanlage gleichzeitig Zugang zu den prominenten
Büros, was deren Adressbildung schmälert.
Gut proportioniert sind vier weitere Bauten dem Hauptgebäude zugeordnet. Die
getrennten Zufahrten zu den Einstellhallen für das nördliche wie das südliche Areal
sind gut gelöst. Allerdings ist für die hangseitige Baugrubensicherung mit erheblichen Kosten zu rechnen. Bautechnisch anspruchsvoll dürften auch die Durchdringungen der Anlieferung und der Einfahrtsrampe zur Einstellhalle durch die
Hauptnutzungen sein. Die Anlieferung auf dem gleichen Niveau des Detailhändlers
ist betrieblich optimal.
Insgesamt wirkt der Auftritt des Einkaufszentrums zu breitspurig und für den Ort
zu dominant. Abgesehen davon ist die Konzeption des Gebäudes so angelegt, dass
eine andere Nutzung als die eines Grossverteilers kaum vorstellbar ist, was eine
allfällige zukünftige Veränderung erschweren würde.
Freiraum
Der Beitrag schlägt einen grosszügigen Platz entlang der Chamerstrasse vor, der
die strassenseitigen Neubauten mit dem Dorfplatz zusammenbindet. In ein Streifenmotiv werden topographisch erforderliche Rampen und Treppen, Sitzmauern
und andere Infrastrukturelemente eingebunden. Auf den Dächern werden Terrassen vorgesehen, welche das Streifenmotiv ebenfalls weiterführen. Die beiden
waldseitigen Wohngebäude werden in ein Grünsystem eingebettet, das aus den
bestehenden Strukturen weiterentwickelt wird.
Der langgestreckte Platz erscheint in seiner Grösse, aber auch mit seinem Streifenmotiv in Bezug auf die Volumetrie der vorgeschlagenen Neubauten nachvollziehbar, für den Ort Hünenberg jedoch nicht angemessen. Dies zeigt sich auch
am nördlichen Ende, wo der Platz räumlich und funktional ungelöst endet. Der
Platz schafft hinsichtlich der vorgeschlagenen Nutzungen eher eine Konkurrenz
zum bestehenden Dorfplatz, als eine Ergänzung. Die vorgesehenen Markt-Nutzungen übersteigen den Bedarf. Eine Verbindung zum bestehenden Dorfzentrum wird
nicht gesucht.
Die Dachterrassen erscheinen vor allem hinsichtlich der fehlenden Distanz und
räumlichen Trennung von Wohnen und Arbeiten in der Zuordnung der Freiräume
unklar. Die waldseitigen Eingriffe wirken vor allem auf der Dreiecksparzelle mit
der vorgeschlagenen Belagsfläche zu gross. Dabei ist auch einzukalkulieren, dass
die plangrafisch zurückhaltend dargestellten Parkplätze als befestigte Fläche anzusehen sind. Die Nähe des südlichen Wohngebäudes zum offenen Waldfriedhof
scheint dagegen zu gering.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 1 M 2 AM MARKTPLATZ
Schnitt (quer zur Chamerstrasse)
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 1 M 2 AM MARKTPLATZ
Situation Erdgeschoss
Ansicht von Chamerstrasse
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 1 M 2 AM MARKTPLATZ
Eigentumswohnungen; 2./1.OG
Alterswohnungen; 2./3.OG
Grossverteiler; Verkaufsgeschoss
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 2 Paula
Lütolf und Scheuner, Architekten HTL SIA BSA GmbH
Neustadtstrasse 7, Luzern
Projektbearbeitung:
Ivo Lütolf, Daniel Scheuner, Lucas Sager,
Tino Haller, Valentino Sandri
Koepfli Partner GmbH, Landschaftsarchitekten BSLA
Neustadtstrasse 3, Luzern
Projektbearbeitung:
Stefan Köpfli, Anna Sarroca
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 2 Paula _ Beschrieb
Zentrales Thema des Entwurfs ist zweifellos das Freispielen der katholischen
Kirche im Dorf und den dadurch erreichten respektvollen Umgang mit der Architektur Paul Webers. Erreicht wird dieser parkartige Freiraum durch eine hohe bauliche Dichte entlang der Chamerstrasse und dem Maihölzliweg in sehr schlanken
und entsprechend hohen Baukörpern. Die abgestuften Gebäude eignen sich denn
auch hervorragend, um hochwertige Wohnungen zu gestalten, was eine Stärke
des Entwurfs ausmacht. Hingegen sind diese langgezogenen Gebäude weniger
geeignet, um die Infrastruktur und insbesondere die grosse Fläche eines Grossverteilers aufzunehmen. Das führt dazu, dass dieser vorwiegend unterirdisch angeordnet werden muss und der freigespielte Park zu einem grossen Teil unterkellert
ist. Auch für die Anlieferung erweisen sich die schlanken Gebäude als Einschränkung, was dazu führt, dass diese sehr nahe an der Chamerstrasse zu liegen kommt.
Städtebauliche Fragen stellen sich denn auch hinsichtlich der Stirnseite des Hauptgebäudes zum Dorfplatz. Diese wird als wenig raumbildend empfunden und durch
das Vordach zusätzlich geschwächt. Auch der Eingang zum Grossverteiler erscheint wenig attraktiv und einladend. Insbesondere von der gegenüberliegenden
Strassenseite gesehen, wird eine empfangende Geste vermisst.
Gut proportioniert werden im nördlichen Perimeter zwei weitere Bauten für die zukünftige Entwicklung vorgeschlagen. Hier ist auch die Einfahrt in die gemeinsame
Einstellhalle vorgesehen. Abgesehen davon, dass der Maihölzliweg unterquert
werden muss, wird mit dieser Disposition auch bereits eine zukünftige weitere
Etappe stark präjudiziert und erfordert Vorinvestitionen.
Die grosse Distanz der Baumasse zur katholischen Kirche führt in der Disposition
zu erheblichen städtebaulichen und organisatorischen Nachteilen, die durch den Respekt vor der bestehenden Bausubstanz nicht aufgewogen werden können. Die
Qualität des Entwurfs liegt vor allem in den interessanten Wohnungsgrundrissen.
Freiraum
Das Projekt sucht eine möglichst grosse Distanz zur Kirche Heilig Geist und führt
das bestehende Wegnetz zurückhaltend weiter. Dem Dorfplatz auf der Südseite
wird ein vorwiegend der Erschliessung vorbehaltener Platz an der Nordseite des
Hauptgebäudes gegenüber gestellt, der für die Wohnbauten zudem Freiraumfunktionen übernehmen soll. Ein dritter Platz ist als Eingangsplatz zur neuen Verwaltung vorgesehen. Das Umfeld um die Wohngebäude wird andeutungsweise durch
Vegetation strukturiert, der Bereich der Dreiecksparzelle grossflächig als Belagsfläche vorgesehen.
Die Schaffung einer Distanz zur Kirche Heilig Geist ist als städtebauliche Geste
nachvollziehbar. Der dadurch entstehende Freiraum ist in seiner Qualität, Struktur
und Nutzung jedoch zu wenig ausgearbeitet, um diese Geste zu begründen. Eine
Verbindung zum bestehenden Dorfzentrum wird nicht gesucht, eine Hierarchisierung zwischen den drei Plätzen (Dorfplatz, Erschliessungsplatz Maihölzliweg, Eingangsplatz Verwaltung) fehlt. Ebenso unklar bleibt die Qualität und Nutzung des
Zwischenraums zwischen den beiden waldseitigen Wohngebäuden, welcher in
Andeutungen mit einer Möblierung besetzt ist. Auch hier scheint der gewonnene
Raum zu gross für das vorgeschlagene Programm. Und auch die um die Wohnhäuser angeordnete Möblierung erweckt den Eindruck einer privaten Nutzung,
ohne jedoch eine notwendige Zonierung zwischen privaten und gemeinschaftlich
genutzten Bereichen zu schaffen. Der gekieste Platz auf der Dreiecksparzelle wirkt
in der Grösse unverhältnismässig und hinsichtlich der Nutzung ebenso undeutlich
wie die anderen Freiräume.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 2 Paula
Schnitt (quer zur Chamerstrasse)
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# 2 Paula
Situation Eingangs-/Erdgeschosse
Ansicht von Chamerstrasse
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 2 Paula
Haus B; 2.OG
Haus A; 4.OG
Haus B;
Regelgeschoss
Haus A;
Regelgeschoss
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 3 Tilia cordata
Käferstein & Meister, dipl. Architekten ETH BSA SIA
Limmatstrasse 275, Zürich
Projektbearbeitung:
Johannes Käferstein, Urs Meister, Francesco Castronuovo,
Annie Blackadder, Dinah Brütsch
antón & ghiggi landschaft architektur GmbH
Limmatstrasse 204, Zürich
Projektbearbeitung:
Carola Antón, Dominique Ghiggi, Andrea Perletti
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 3 Tilia cordata _ Beschrieb
Mit der Gliederung der Volumina reagieren die Verfasser auf die Körnigkeit der
Umgebung. Entlang der Chamerstrasse wird ein im Grundriss gestaffelter viergeschossiger Baukörper platziert. Der Grossverteiler wird über eine Arkade erschlossen und richtet sich ausschliesslich auf die Chamerstrsse. Die Cafeteria liegt zwar
am Dorfplatz, ist aber kompliziert über den östlichen Pergolabereich von der Rückseite her erschlossen. Zudem besteht keine räumliche Zuordnung, weder zum
Dorfplatz noch zur Chamerstrasse. Die Anlieferung des Grossverteilers erfolgt ab
der Ostseite über eine Pergola direkt in einen Warenlift, ohne irgendwelche Pufferzone. Die Lage beeinträchtigt den Wohnwert der angrenzenden Gebäude negativ.
Durch die grosse Gebäudetiefe ist die Grundrissgestaltung der Wohnungen in den
Obergeschossen erschwert. Die Hälfte der Wohnungen sind reine Osttypen, was
wohnhygienisch suboptimal ist.
Die Wohnbauten liegen paarig angeordnet im Ostbereich. Deren äussere Vorzonen
öffnen sich konisch gegen Norden und Süden. Die abgedrehten Wohnbauten bedingen Wohnungen, die schlecht besonnt sind. Zudem sind auch hier eine grosse
Anzahl Wohnungen ausschliesslich gegen Osten orientiert, was besonnungsmässig
nicht vorteilhaft ist. Die grossen Terrassen sind nur über das Treppenhaus erschlossen. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb die Gebäude einseitig eingeschnürt sind.
Die Kirchgemeinde findet sich an verschiedenen Orten wieder, was nachteilig ist.
Die Tiefgaragen der Gebäude entlang der Chamerstrasse sind über einen Verbindungstunnel zusammengehängt. Sie sind partiell dreigeschossig. Die Tiefgaragen
der Wohnbauten, paarig zusammengefasst, sind aufwändig ebenfalls mit Verbindungstunnels zusammengehängt.
Das Erscheinungsbild gleicht sich demjenigen der Nachbarbauten an. Dadurch
verliert das Zentrum etwas an Prägnanz und Eigenständigkeit. Der Vorschlag zeigt
konzeptionelle Schwächen bei den Wohnungsgrundrissen, was eine direkte Folge
der grossen Gebäudetiefen ist.
Freiraum
Der Beitrag setzt sich intensiv mit der Erschliessungsstruktur des Ortes, der Vernetzung und Einbindung der Neubauten in dieses System sowie der Vegetation
des Umfeldes auseinander. Der Strassenraum wird als ein durchgängiger Raum
verstanden, welcher sich seitlich zu einer Abfolge von Plätzen erweitert. Eine Verbindung zwischen der bestehenden Gemeindeverwaltung und dem Neubau wird
in der Strasse angedeutet. Die waldseitigen Wohngebäude werden als zwei Paare
an einen Erschliessungsraum gesetzt und nach Süden bzw. Norden geöffnet.
Die konzeptionell interessante Idee einer Vernetzung durch ein durchgängig gestaltetes Weg- und Platzsystem wird durch Differenzierung in Trottoir und Fahrbahn
in Frage gestellt. Die Qualität der Strassen- und Platzräume bleibt unklar. Das Zusammenspiel der Wohngebäude mit der inneren Erschliessungsfläche ist nachvollziehbar, jedoch in der weiteren Betrachtung der einheitlichen Gebäudezwischenräume zu wenig hierarchisiert. Die Qualität, Struktur und Nutzung der verbleibenden Freiräume bleibt bis auf einige Baumpflanzungen unklar. Die räumliche Qualität des Wohnumfelds wird aufgrund der teils geringen Distanzen untereinander
von der Jury in Frage gestellt. Zu der Dreiecksparzelle werden neben einigen Neupflanzungen keine Aussagen gemacht. Die Nähe des südöstlichen Wohngebäudes
zum offenen Waldfriedhof scheint zu gering.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 3 Tilia cordata
Längsschnitt (parallel zur Chamerstrasse)
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# 3 Tilia cordata
1. Obergeschoss mit Umgebung
Ansicht von Chamerstrasse
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 3 Tilia cordata
EG, 2.OG
EG, 1.–3.OG
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 5 PERSEIDEN
Wiederkehr Krummenacher Architekten AG
Chamerstrasse 22, Zug
Projektbearbeitung:
Alphons Wiederkehr, Wolfgang Antosch,
Javier Hernández Casillas, Markus Meiler
Hager Partner AG
Bergstrasse 50, Zürich
Projektbearbeitung:
Monika Schenk
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 5 PERSEIDEN _ Beschrieb
Die Projektverfasser platzieren auf dem Planungsperimeter vier unterschiedlich
dimensionierte und architektonisch ausformulierte Baukörper. Zwei viergeschossige Bauten mit Attikageschossen an der Kreuzung mit Verwaltung, Läden, Eingang Grossverteiler und in den Obergeschossen Büros und Wohnen sowie zwei
viergeschossige Baukörper mit Attikageschossen am Maihölzliweg die dem Wohnen dienen. Die Attikas verleihen den Bauten – insbesondere denen mit öffentlichen Nutzungen – einen eigenartigen architektonischen Ausdruck. Der Zugang
zum Grossverteiler ist im Erdgeschoss des südlichen Baus an der Chamerstrasse
mit Zugang von der Strasse her formuliert. Der etwas unvermittelte Zugang zum
Grossverteiler und die Gleichbehandlung mit dem Zugang zum kleinen Laden vermögen der Bedeutung des Grossverteilers im Zentrum von Hünenberg nicht genügend Rechnung zu tragen. Die Eingrabung ins Erdreich lässt es nicht zu, der
Ladenfläche viel Tageslicht zuzuführen.
Ein zusätzliches, pavillonartiges Gebäude legt sich seitlich des Dorfplatzes ins Terrain. Die Wegachse, welche zwischen Gemeindeverwaltung und Dorfmetzg verläuft, wird auf dem Planungsperimeter in Form einer Treppe zwischen Pavillon und
Gebäude mit dem Grossverteiler zum Niveau der Kirche fortgeführt. Die Kirche
behält durch die Stellung der Neubauten ihre jetztige räumliche Präsenz. Dieser
eingeschossige Nebenbau am Rande des Dorfplatzes vermag in seiner Dimension,
seiner unentschiedenen architektonischen Formulierung, aber auch durch seine Abwendung vom Dorfplatz diesen städtebaulich wichtigen Raum nicht zu aktivieren.
Die Zufahrt zur unterirdischen Tiefgarage wird nahe an der Kreuzung seitlich des
Gebäudes mit dem Grossverteiler angeordnet. Sowohl die Platzierung unmittelbar
an der Kreuzung als auch die Rampenausbildung sind verkehrstechnisch als auch
architektonisch sehr problematisch. Ebenso die offene, für die Wohnungen störende Disposition der Anlieferung des Grossverteilers im ersten Obergeschoss.
Die Wohnungsgrundrisse verfügen nicht über jene räumlichen Qualitäten, die man
sich wünschen würde. Der architektonische Ausdruck der Häuser scheint etwas
beliebig und vermag keine Beziehung zur Architektursprache des Zentrums von
Hünenberg aufzubauen.
Freiraum
Der Entwurf sieht für die Chamerstrasse eine grosszügige Begegnungszone unter
Einbezug der seitlichen Platzflächen vor. Die markanten, vorhandenen Grossbäume
als Markierung ehemaliger Weiler und Gebäude werden thematisch aufgegriffen
und im Freiraumkonzept weitergeführt. Das Erschliessungskonzept orientiert sich
am Bestand und führt die Wege aus dem Wald und vom Friedhof im Bearbeitungsgebiet logisch weiter und mündet an einem neu angelegten Teich.
Die Abfolge von Plätzen ist nachvollziehbar, jedoch in der Hierarchisierung unklar.
Dies gilt vor allem für den Platzbereich zwischen den vier Neubauten, der zwar
eine einheitliche Adressbildung aller Gebäude am Platz ermöglicht, jedoch in seiner
Massstäblichkeit unangemessen und als Konkurrenz zum Dorfplatz wirkt. Das
Café am Dorfplatz könnte ein lebendiges Umfeld schaffen, generiert in der dar-
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
gestellten Form jedoch vor allem grosse Belagsflächen ohne Nutzung.
Das Konzept der prägenden Hof- und
Platzbäume ist in der Herleitung interessant, wird jedoch durch die Überlagerung mit weiteren, unregelmässigen
Baumsetzungen kleiner Bäume wieder
verunklärt. Die Ergänzung des Systems
durch die Trauerweide auf der Dreiecksparzelle ist in Kombination mit dem
Biotop nachvollziehbar, jedoch erschliesst sich die Herleitung des Biotops am höchsten Punkt des Bearbeitungsperimeters nicht. Ebenso unklar
bleibt auch das Nutzungskonzept des
Wohnumfeldes mit einer angedeuteten
Möblierung aus privat und gemeinschaftlich nutzbaren Elementen, die jedoch ohne Zonierungen sind.
# 5 PERSEIDEN
Schnitt (quer zur Chamerstrasse)
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 5 PERSEIDEN
linke Hälfte 1.OG, rechte Hälfte EG
Ansicht von Chamerstrasse
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 5 PERSEIDEN
Grossverteiler; EG
1.OG
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
# 8 al Boschetto
CSL Partner Architekten AG
Marktgasse 15, Baar
Projektbearbeitung:
Samantha Vogel, Raphael Wicky, Fabio Don,
Gian Degunda, Giuseppe Nardone
Vetsch Partner AG
Neumarkt 28, Zürich
Projektbearbeitung:
Jörg Zollinger
Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
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# 8 al Boschetto _ Beschrieb
Insgesamt sechs, als Punktbauten in Erscheinung tretende Baukörper suchen mit
deren Situierung eine städtebauliche Neuordnung des Dorfzentrums. In ihren Abmessungen finden sie einen massstäblichen Bezug zu den bestehenden Bauten.
Zwei dreigeschossige Gebäude stehen hart an der Strassenbaulinie und bilden zusammen mit der bestehenden Gemeindeverwaltung und dem Bau im Nordwesten
die Kreuzung im Zentrum von Hünenberg. Entlang des Maihölzliweges staffeln
sich drei- bis fünfgeschossige Gebäude zurück und suchen einen Übergang zum
bewaldeten Grünraum. Die zwei nördlichen und drei der vier Bauten im Kernbereich sind in ihren Sockelbereichen miteinander baulich verbunden. Die Verbindungen sind so ins Gelände eingegraben und zurückversetzt, dass die Bauten als
Einzelgebäude in Erscheinung treten sollen. Es wird bezweifelt, dass diese Verbindungsbauten sich so ausbilden lassen, dass die erwünschte städtebauliche
Setzung von Einzelbauten erzielt werden kann.
Der bestehende Dorfplatz erhält durch die Platzierung eines fünfgeschossigen
Baus vis-à-vis der Dorfmetzgerei eine neue Fassung und wird durch die Stellung
mit seiner Längsfassade am Platz sowie der Ausbildung einer Arkade mit dahinterliegenden publikumsintensiven Nutzungen aktiviert. Obwohl die neuen Proportionen
des Platzes dem Dorf Hünenberg angemessen erscheinen, ist der Bau für den Ort
zu dominant. Die erhöht stehende Kirche wird durch die Neubauten räumlich gefasst und steht nun neu in einer diagonalen Sichtbeziehung zum Dorfplatz.
Die Platzierung des Grossverteilers im eingegrabenen Sockelbereich und
dem in das Gelände zurückgeschobenen Hauptzugang gibt ihm keine eigentliche
Präsenz, obwohl sich der Hauptzugang axial auf die westliche Wegführung zwischen Gemeindeverwaltung und Dorfmetzg bezieht und vom Dorfplatz her ein Nebeneingang projektiert ist. Zwischenzeitliche Abklärungen mit dem mutmasslichen
Nutzer haben ergeben, dass zwei Eingänge nicht denkbar sind. Die restlichen Nutzungen sind plausibel und sinnvoll platziert. Der Verwaltungsbau im Norden und
die Wohnbauten sind allesamt vom Maihölzliweg her erschlossen. Die Alterswohnungen für die Kirchgemeinde befinden sich in den Obergeschossen des Hauses
am Dorfplatz.
Die Erschliessung der Tiefgarage liegt in guter Distanz zur Kreuzung. Eine einzige,
zusammenhängende Tiefgarage für sämtliche Nutzungen auf dem Gesamtperimeter
erscheint der Jury problematisch, da eine Etappierung aufwändig und der Unterbau des Maihölzliweges sehr kostenintensiv sein dürfte. Die Anlieferung des
Grossverteilers befindet sich gut platziert im Erdgeschoss des mittleren Hauses
am Maihölzliweg.
Die Verfasser suchen einen einheitlichen architektonischen Ausdruck für sämtliche
Bauten. Es wird in Frage gestellt, ob dem eher ländlichen Charakter von Hünenberg
damit Rechnung getragen werden kann. Insbesondere auch darum, weil sich der
gewählte Ausdruck eher an urbanen Vorbildern orientiert.
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Projektwettbewerb Zentrumsentwicklung Hünenberg Dorf
Freiraum
Der Beitrag sucht die Distanz zur Kirche
Heilig Geist und erhält bzw. erweitert
die bestehenden Grünflächen. Dem
Dorfplatz auf der Südseite wird ein weiterer, neuer Dorfplatz gegenüber gestellt. Die Verbindungen zwischen den
Neubauten, dem bestehenden Dorfzentrum und der Kirche Heilig Geist
werden über einen einheitlichen Belag
gesucht. Entlang der Chamerstrasse
und zwischen den Neubauten sind 3erBaumgruppen sowie im weiteren Umfeld zusätzliche Baumpflanzungen vorgesehen.
Erläuternde Aussagen zu Struktur, Qualität und Nutzung der Freiräume neuer
Dorfplatz und Wohnumfeld fehlen weitgehend. Die Verbindung der Bereiche
über einen einheitlichen Bodenbelag
scheint nachvollziehbar, wird jedoch
nicht konsequent und durchgängig als
Begegnungszone entwickelt. So führt
das Material zwar quer über die Chamerstrasse, wird jedoch am Maihölzliweg durch die Nebenstrasse wieder
unterbrochen. Insgesamt zeigt der Beitrag aus Sicht der Jury keine den Anforderungen der Aufgabe angemessene
Auseinandersetzung zum Thema Freiraum, was eine Bewertung des Beitrages erheblich erschwert. Symptomatisch hierfür seien nur die fehlende
Einbindung des Fluchttreppenhauses
vor der Kirche und der Erschliessungsweg zum nordöstlichen Wohngebäude
genannt.
# 8 al Boschetto
Schnitt (quer zur Chamerstrasse)
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# 8 al Boschetto
Situation Umgebung
Ansicht von Chamerstrasse
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# 8 al Boschetto
Grossverteiler; EG
1.OG
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IMPRESSUM
Herausgeberin
Jego AG, Hünenberg
Redaktion
Pius Wiprächtiger, Luzern
Visuelle Gestaltung
Tino Küng, Emmenbrücke
Modellfotos
Stefano Schröter, Luzern
Druck
UD Medien AG, Luzern
Luzern, November 2015
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