Testbericht Audio Test 07/15

Tbst
Sehr gut
(86olo)
Onkyo TX-RZ9OO
Virtuoser Alleskönner
Der TX-RZ9OO überraseht im Test: Er sieht nicht nur vollkommen
anders aus als bisherige Onkyo-Receiver, er bietet für nicht einmal 2OOO Euro aueh ein Paket, das sich gewasehen hat. Ob das
Christoph Pech
überzeugen kann? Wir schauen es uns an.
in neuer Onkyo-Receiver
bedeutet in der Regel ,,mehr
vom Guten" ohne große
Überraschungen. Die Japaner bringen in recht regelmäßigen Abständen neue Receiver auf den Markt,
um technisch stets up-to-date zu
bleiben, sehen aber davon ab, ständig die neueste Design- oder Tech-
nikinnovation vorzulegen. Und wir
flnden, das ist auch gut so, denn
schließlich wissen die Tüftler aus
Osaka, was sie tun. Oder wann ist
Ihnen zuletzt ein wirklich schlechter AV-Receiver von Onkyo in die
Hände gefallen? Umso größer ist
nun die überraschung beim neuen
TX-RZgoo (auch stellvertretend für
seinen kleinen Bruder, den RZSOO),
der nicht nur ein neues Design,
sondern auch eine neue Strategie
bei den inneren Werten offenbart.
Alles Anders
Die typische Button-Leiste für die
Quellenwahl wurde für den RZ9OO
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gegen eine Bedienfeld oben rechts
ausgetauscht. Dieser Schritt verändert das Front-Design umfassend.
Man möchte sich am Onkyo-Logo
oben links vergewissern, dass man
auch wirklich den richtigen Receiver vor sich hat. Das Tastenfeld für
Quellen gibt dem AV-Receiver einen
eher technischen Eindruck, der
aber durchaus ansprechend ist. Für
unseren Geschmack sind die Thsten
aber einen Tick zu klein geraten.
Durch das,,Umsetzen" der Quellenwahl ist der Lautstärkeregler nach
rectrts unten gewandert. Dieser
möchte allerdings nicht ganz zur
ansonsten hochwertigen Optik
passen. Links vom (unveränderten)
Display beflndet sich der Powerknopf, eine Taste für den PureAudio-Modus und zwei Tasten samt
Drehregler für den Hörmodus. AlIe
weiteren Eingabe-Optionen sowie
Kopftiörer-Anschluss, zusätzlicher
HDMI-Eingang und Anschluss für
das Einmessmikrofon befinden sich
hinter einer schweren, hochwertigen Aluminiumblende unterhalb
des Displays. Apropos schwer: Der
58,2 x 31,7 x 52,1 cm (B x H x T) recht
groß dimensionierte AV-Receiver
wiegt satte 18k9. Das hohe Gewicht kommt nicht von ungefähr.
Der TX-RZ9OO soII sich wie ein
High-End-Receiver anfühlen, für
den man sonst 2 5OO Euro aufwärts
bezahlen würde, aber eben in der
Oberklasse für unter 2OOO Euro.
Um das zu erreichen, muss man
kreativ sein beziehungsweise an
anderer Stelle kürzen. Die auffäIIigste ,,Kürzung": Der Receiver hat
Iediglich sieben Endstufen, ungewöhnlich in diesem Preissegment.
Dafür schafft jede Endstufe 2OO
Watt. Das Gerät hat also ordentlich
Kraft unter der Haube.
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Allerhand Ausstattung
Zudem ist das Menü äußerst
zweckmäßig geraten. Weder besonders schick, noch besonders ,,visu-
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Ein spezietler Bingkern-Transformator
sorgt für die grundsätzliche Spannungswandlung. Der hochwertige Ringkern wird
handgewickelt) Der Kühtkörper zieht sich
über die gesamte Gehäusebreite. Das sorgt
für genügend Luft im Gehäuse und jederzeit
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dabei sehr niedrige Frequenzen (bis zu 5Hz)
mit druckvollen Bässen zu reproduzierenO
Das bekannte Sandwich-Design der Platinen kommt auch im TX-R2900 zum Einsatz:
0ben findet sich die HDMI-Sektion, unten
Ein- und Ausgänge für weitere digitale und
analoge Signale. Auf der unteren Platine
befindet sich auch der VLSC (Vector Linear
Shaping Circuit) für eine rauscharme Signalverarbeitung
ell" kommt es daher. Dafür fi.nden
sich auctr Einsteiger dank einer
guten Ersteinrichtung und dem
vernünftigen Handbuch zurecht.
Zumindest beim Thema Bedie-
tönen, die typisch ist für OnkyoReceiver, sorgt dafür, dass man die
Klang nachträglich im umfangreicher Equalizer leicht anpasst. Das
Anschlussfeld auf der Rückseite
nung bleibt auch beim TX-RZ9OO
alles beim Alten. Wer einmal eine
des Receivers lässt keine Wünsche
Onkyo-Fernbedienung in der Hand
hatte, hat hier keine Eingewöhnungsprobleme. Die Ersteinrichtung geht grrt von der Hand, die
von Onkyo gewohnte Autoeinmes-
sind vergoldet, sieben HDMI-Einund zwei -Ausgänge stehen zur
Verfügung, die mit 4K, 6Op und
HDCP 2.2 für die Zukunft gerüstet
sind. Mehrzonenunterstützung,
drei optische, zwei koaxiale Digitaleingänge, zwei Subwooferanschlüsse, die komplette analoge
sung via,,AccuEQ" funktioniert
fast reibungslos. Lediglich die
etwas ertröhte Tendenz zu den Tief-
offen. Die Lautsprecheranschlüsse
Verhältnis
Anschlusspalette, Ethernet, WLAN,
Bluetooth - kurz: AIIes da!
Immenser Inhalt
Das gilt auch, wenn man einen
Blick unter die Haube wirft. Der
spezielle handgewickelte Ringkerntransformator holt das Letzte im
Niederfrequenzbereich heraus, die
Wide Range Amplifler Technology
(WRAT) verhindert Phasenverschie-
bungen, die Vector Linear Shaping Circuitry (VLSC) verarbeitet
Signale rauschärmer, indem sie das
Signal nach der Verarbeitung wie-
f'reguenzgang
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Dle Verzerrungswerte des AV-fleceivers liegen absolut im Rahmen.
Vor allem angesichts der Preisregion
Der Frequenzgang ist recht linear. Erst ab etwa 5 kHz beginnt die
Kurve, abzufallen
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Vergoldete Anschlüsse, sieben HDMI-Eingänge, die HDCP 2.2 beherrschen, die ganze Palette an analogen und digitalen Schnittstellen: Das
Anschlussfeld des TX-R2900 lässt keine Wünsche offen
der in seine ursprüngliche Form
zusammenfügt. Sie beseitigt das
bei der DA-Wandlung entstandene
Impulsrauschen (fast) vollständig.
Der DA-Wandler mit 3a4klfzl32
bit (Typ 4K4458 von Asahi Kasei)
verarbeitet HiRes-Audioformate
wie FLAC, ALAC und DSD 5,6MHz
anstandslos. Zrt guter Letzt ermög-
licht eine dreistufige, invertierte
Darlington-Schaltung die parallele
Gegentaktverstärkung auf den
Frontkanälen. Onkyos TX-RZ9OO
beherrscht Dolby Atmos und ist
bereits DTS-X-ready. Zum vollständigen Raumklangglück hätten
wir uns noch die Unterstützung
für Auro-SD gewünscht, die fehlt
allerdings. Außerdem ist das Gerät
THX-Select-2-Plus-zertifl ziert und
damit für größere Räume mit höherer Distanz zwischen Sitzplatz und
Bildschirmebene geeignet.
Visuelles Vergnügen
Dank der neuesten HDMI-Anschlüsse sind Ultra-HD-Video-Inhalte mit
dem Receiver kein Problem. Das gilt
für beide Zonenl Auch der HDMISub-Ausgang kann 1O8Op durchschleifen. Hochaufgelöstes Filmmaterial macht also keine Probleme.
Eine weitere ,,Kürzung" flndet sich
Preis verarbeiten zu können. Auf
den ersten Blick wirkt das befremd-
lich, schließIich soll ein AV-Receiver
als Heimkinozentrale fungieren und
DVDs (die in Deutschland weiterhin
besser verkauft werden als Blurays) und klassisches Fernsehen
sind nun einmal nicht wirklich
hochaufgelöst. Onkyo verlässt sich
hier auf die weitere Ausstattung des
Käufers. Freilich ist eine vernünfti-
allerdings doch im Videobereich:
ge Skalierung sinnvoll, allerdings
machen das Blu-ray-Player und vor
allem Fernseher heutzutage selbst.
Der AV-Receiver hat keine Videosignalverarbeitung. Niedrig aufgelöstes Material, etwa von einer DVD,
wird also nicht hochskaliert. Onkyo
spart an dieser Stelle, um höherwertige Audiokomponenten für diesen
Wer einen halbwegs aktuellen TV
hat und einen vernünftigen Blu-rayPlayer, der wird eine entsprechende Verarbeitung nicht vermissen.
Dennoch schmälert dieser Umstand
natürlich die Ausstattungswertung.
Klangliche Kompromisse?
Die Konzentration auf die Soundkomponenten lohnt sich, wie der
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Neue Front: Der Lautstärke-Drehregler befindet sich nun rechts unten, die Bedienelemente und Frontanschlüsse sind erst bei geöffneter
Ktappe (kteines Bild)sichtbar. Über dem Lautstärkeregler liegen die Button.s für die Aueilenwahl
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Test
WRAT (Wide Range Amplifier Technology) sorgt für eine phasenverschiebungsfreie Verstärkung, indem die Technologie den Roll-off-Punkt über die Hörpegelfrequenz legt
AUSSTATTUNG
kommt nicht nur der Wiedergabe
Allgemein
eines ausladenden Orchesterwer-
kes zu Gute, sondern auch einem
Blockbuster-Kinofllm mit zünftigen Explosionen. Der AV-Receiver
muss, um seine Stärken entfalten
zu können, natürlich mit einem
Soundsystem zusammenarbeiten,
welches diese Stärken auch zum
58,2
x 31 ,7 x
52,1 cm
Technische Daten
Ausdruck bringt. Klanglich kann
es der TX-ZR9OO sogar
gut
9OO
mit Onkyos
Euro teurerem PR-SC553O
aufnehmen.
äberraschung
Dass dieser dann in anderen Dis-
ziplinen, vor allem in der Ausstat-
tung davonzieht, ist angesichts
des Preisunterschiedes aber keine
Anders als der AV-Receiver kommt die
Fernbedienung klassisch daher. Hier wagt
0 n kyo kei n e Expe ri m e nte
Klangtest zeigt. Schon MPSs und
andere komprimierte Formate ma-
- die richtigen Lautsprecher
vorausgesetzt - Spaß, denn der
TX-RZ9OO skaliert schwächere Formate hervorragend hoch. Tlrpisch
Onkyo ist das Klangbild insgesamt
sehr warm, ohne eigene Nachjustierung fast etwas zu basslastig.
Tiefen und Tiefmitten sind dadurch
klar zu verorten und setzen sich
ab. Im Mitteltonbereich bleibt der
Frequenzgang linear, die Hochtöner werden detailliert abgebildet.
Onkyo punktet vor allem mit einer
ungemein packenden Dynamik
und Lebendigkeit im Klang. Das
chen
Überraschung. Eine Überraschung
ist dagegen der RZ9oo. Onkyo
BEWENTUNG
wagt - und gewinnt. Das neue
Design ist für Onkyo-Fans auf den
ersten Blick gewöhnungsbedürftig,
überzeugt aber. Vor allem steht es
stellvertretend für die sehr eigenwillige und eben nicht so typische
Philosophie des AV-Receivers. Die
Japaner haben mit allen Mitteln
versucht, Tbchnik, die sonst um
einiges teurer ist, in der Oberklasse
unterhalb von 2 OOO Euro unterzubringen. Dafür mussten einige
Kompromisse (Videosi gnalverarbeiten, nur sieben Endstufen, kein
dritter HDMI-Ausgang) eingegangen werden, die Klangenthusiasten
aber verschmerzen werden. Einen
besseren Receiver wird man in
dieser Preisklasse kaum fi.nden.
Experiment geglückt, Onkyo. I
86 von 1OO Punkten
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