Elternbrief der Polizeipuppenbühne

Polizeipräsidium Trier
- Polizeipuppenbühne -
Liebe Eltern, liebe Erziehungsberechtigte,
wie Sie wissen, haben wir die Grundschule Ihres Kindes besucht. Dieses Schreiben soll Sie
über Art und Inhalt der Veranstaltung informieren.
Sie fragen sich vielleicht, warum die Polizei mit Puppen spielt? Ganz einfach. Die spielerische
Darbietung von Themen in einem Puppenstück gibt der Phantasie des Publikums viel Raum.
Dadurch wird eine intensive und damit nachhaltige Beschäftigung mit den gezeigten
Lernzielen gefördert.
Inhalt des Stückes:
Basti, ca. 8 Jahre, hat Geburtstag. Er freut sich darauf. Sein Freund Zottel (eine Art Kobold)
kommt vorbei. Nach einigem Überlegen wollen die Beiden angeln gehen. Zottel hatte zuletzt
einen Gummistiefel geangelt, in dem er jetzt seinen Nintendo DS aufbewahrt.
Sie müssen aber noch etwas warten, weil Bastis Tante Imi in der Mittagspause zum
Gratulieren vorbeikommen will. Das gefällt Basti nicht so richtig. Er mag die Tante zwar, aber
diese drückt ihn immer, manchmal küsst sie ihn und das mag er gar nicht. Er macht dann
immer die Augen zu und wartet bis es vorbei ist. Zottel rät ihm, der Tante das unbedingt zu
sagen und tatsächlich traut sich Basti und sagt es ihr. Die Tante ist hierüber etwas verwirrt,
aber sie akzeptiert es.
Von der Tante bekommt Basti dann ein Spiel für seinen DS geschenkt. Nun will er nicht mehr
angeln sondern spielen. Aber Zottel muss noch mal kurz weg. Basti verspricht zu warten.
Nun kommt Danny, ein Junge von etwa 12 Jahren. Er nimmt sich Bastis Spiel und nachdem er
von Basti erfahren hat, wo Zottel seien DS aufbewahrt, geht er unter einem Vorwand in
dessen Schuppen, holt den DS und beginnt zu spielen. Basti ist ganz aufgeregt, das wollte er
doch nicht. Er kann seine Neugierde aber nicht bezwingen und spielt auch selbst. Dann spielt
Danny wieder und will mit dem DS weggehen. Als Basti ruft:„ Ich sag’s Zottel.“ droht Danny
Basti Prügel an, wenn er ihn verrät. Außerdem, sagt Danny, habe Basti selbst auch gespielt
und das Versteck verraten. Danny verpflichtet Basti als Geheimnisträger.
Basti ist traurig, er hat Angst und sogar Bauchschmerzen. Schließlich vertraut er sich doch
seiner Freundin Nina an. Gemeinsam überlegen sie, wer ihnen helfen kann und melden
schließlich den Vorfall der Polizei. Der Polizist stellt Danny zur Rede, lässt sich den DS und das
Spiel von ihm geben und begleitet ihn nach Hause, um mit den Eltern den Vorfall zu
besprechen.
Zum Schluss darf dann Geburtstag gefeiert werden.
Nach der Vorführung des Puppenstückes haben wir die Geschichte mit den Kindern in einer
Unterrichtsstunde besprochen. Es ging hierbei insbesondere um Basti, wann und warum er
sich gut, mittel oder schlecht fühlt und was er machen muss, wenn es ihm nicht so gut geht.
Sie haben es sicher schon erkannt: Die Umarmung und die Küsse von Tante Imi sind ein
Grund, warum Basti sich nicht wohl fühlt.
Ganz bewusst haben wir für die ungewollte Zärtlichkeit eine Verwandte gewählt, die mit
ihrer Umarmung auch nichts weiter als ihre (erotikfreie) Zuneigung zu dem Jungen zeigen
will.
Gegenüber einem Fremden „Nein, ich will das nicht“ zu sagen ist vergleichsweise einfach.
Stellen Sie sich vor, ihr Kind sagt zu Ihnen, dass es Ihre Umarmung nicht mag. Oder die
Umarmung von Oma oder Opa. Sagt man dazu nicht „Stell dich nicht so an, es ist doch dein
Opa/Oma/Mama/ Papa.“? Damit verliert das Kind das Vertrauen in das eigene Gefühl. Es ist
ja scheinbar falsch, oder was bedeutet: „Stell dich nicht so an.“?
Rein statistisch sind die Täter sexuellen Missbrauchs zu mehr als 60 % aus dem familiären
Umfeld oder Bekanntenkreis. Und diese Statistik erfasst das sogenannte Hellfeld. Es ist
anzunehmen, dass bei den meisten der nicht bekannt gewordenen Fälle eine Beziehung
zwischen Täter und Opfer bestand. Denn es gehört zur Strategie der Täter, zum Opfer eine
vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Dadurch gewinnen sie Einfluss und können das Kind
zum Stillschweigen veranlassen.
Deshalb unser Appell an die Sie und die Kinder: Ob verwandt, bekannt oder fremd, wenn
eine Berührung unangenehm ist, dann muss man das sagen. Das ist nichts Schlimmes oder
gar Freches. Wenn der Bauch sagt, das will ich nicht, das tut mir nicht gut, dann muss das
gesagt werden.
Wir fragen Ihre Kinder, ob sie selbst eine solche Situation schon erlebt haben. Und selten
gibt es keine Meldung.
Wir raten den Kindern, sich Hilfe zu holen, wenn sie sich selbst nicht trauen etwas zu sagen.
Nehmen Sie Ihr Kind bitte ernst, wenn es Sie demnächst um Hilfe bittet.
Beobachten Sie Ihr Kind. Wenn es sich wegdreht, aus den Armen windet, wegläuft, auch
wenn es dabei vielleicht lacht, das ist ein Abwehrverhalten.
Das zweite Gefühlstief hat Basti, als Danny den DS entwendet und ihm mit Prügel droht.
In diesem Zusammenhang besprechen wir die Straftaten Diebstahl, Bedrohung, Nötigung,
Körperverletzung.
Es wird herausgearbeitet, dass das Wegnehmen ohne zu fragen, auch scheinbar wertloser
Sachen, wie z.B. ein Stift, Diebstahl ist.
Und dass das Gerangel auf dem Schulhof nur solange als Kräftemessen gelten kann, wie alle
das wollen. Sobald einer sagt, „Stopp, ich will nicht mehr.“ muss aufgehört werden. Ab dann
sind die Schläge tatsächlich Körperverletzung.
Das sind objektiv Straftaten, auch wenn sie von rechtlich noch schuldunfähigen Kindern
begangen werden.
Laut Kriminalstatistik wurden im Jahr 2011 allein 4.299 Kinder als Tatverdächtige ermittelt.
Der Hauptanteil der Delikte waren Diebstahl, Körperverletzung und Sachbeschädigung.
Dass Danny den Basti zum Geheimnisträger macht, verstärkt Bastis Tief. Denn Geheimnisse,
das weiß jedes Kind, darf man nicht verraten, sonst ist man eine Petze.
Gemeinsam mit den Kindern stellen wir fest, dass es gute und schlechte Geheimnisse gibt.
Die guten Geheimnisse machen Freude und werden nicht verraten. Aber die schlechten
Geheimnisse machen traurig, verursachen unangenehme Gefühle. Solche „Geheimnisse“
MUSS man erzählen. Das heißt dann auch nicht „verraten“ oder „petzen“ sondern „Hilfe
holen“.
Weitere Verhaltensweisen wie „Bescheid sagen“, „Immer gleicher Schulweg, möglichst mit
mehreren“, „Verhalten beim Ansprechen aus einem Fahrzeug“ und der richtige Umgang mit
der Notrufnummer 110, sollten Sie Ihren Kindern immer in Erinnerung rufen!
Wir wollen, dass Ihr Kind weder Opfer noch Täter einer Straftat wird. Das wollen Sie sicher
auch.
Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie im Internet z.B. vom „Arbeitskreis Neue
Erziehung e.V.“, unter „Elternbriefe“, „Kinder stark machen - sexuellen Missbrauch
vorbeugen“.
Falls Sie noch Fragen oder Anmerkungen haben: Bitte senden sie uns eine kurze [email protected] -wir rufen zurück.
Ihr Team der Polizeipuppenbühne Trier