"Bit fitting" - Gebissberatung Untersuchung und Begutachtung der Gegebenheiten im Maul inklusive Gebissberatung. Probleme im Pferdemaul erkennen Durch meine Tätigkeit als Pferdedentalpraktikerin nach IGFP, bekomme ich einen täglichen Einblick auf das gesamte Pferdemaul. Jedes Pferd ist einzigartig in seiner Maulbeschaffenheit und Sensibilität. Aus anatomischer Sicht ist im Maul eines Pferdes kein Platz für ein Trensengebiss, da die Zunge den gesamten Hohlraum ausfüllt. Dennoch werden die allermeisten unserer Pferde, egal ob Sport oder Freizeit, mit Gebissen geritten. Ob die Trensengebisse aber auch passend im Maul liegen, daran wird oftmals überhaupt nicht gedacht. Wie weich das Gebiss im Maul ist, hängt nicht vom Gebiss selber ab, sondern davon, ob es passend im Maul liegt und wie der Reiter damit einwirkt. Ein dickes Gebiss für ein junges Pferd, das weicher im Maul ist, ist nicht zwingend richtig! Da kann man wirklich viel falsch machen und dem Pferd sogar dauernd Schmerzen zufügen! Um ein gut passendes Gebiss für sein Pferd zu finden, sollte man folgende Informationen haben: • • • • • • • • Wie breit ist das Maul meines Pferde? Hat es eine kurze oder längere Maulspalte? Wie breit sind die Unterkiefer-Äste? Hat es eine dicke-fleischige Zunge? Oder eine dünne Zunge? Ist die Zunge eher schmal oder eher breit? Wie hoch ist der Abstand zwischen Ober- und Unterkiefer auf Höhe der Laden? Hat mein Pferd ein eher flaches oder eher gewölbtes Gaumendach? Viel zu dicke Kandarenstange, mit einfach gebrochenem, zu dickem und falsch platziertem Unterleggebiss und bereits platt gedrückter und blau gefärbte Zunge - obwohl nicht einmal der Nasenriemen geschlossen war. Erst wenn ich über diese Sachen tatsächlich Bescheid weiss, kann ich ungefähr einschätzen, welches Gebiss für mein Pferd passen könnte. Es ist selbstverständlich, dass beim Kauf eines neuen Sattels der Sattler gerufen wird. Dieser kommt, schaut sich das Pferd und den Rücken an und bietet daraufhin mehrere Exemplare zur Probe. Der Sattel muss passen! Passt er nicht, kann er für das Pferd erhebliche Probleme verursachen, Verspannungen, Schmerzen und daraus folgend kommen die Rittigkeitsprobleme mit sich. Es ist also ganz klar, dass der Sattel angepasst wird! Aber warum gilt dies nicht auch für ein Trensengebiss? Dieses wird einfach im Laden von der Stange gekauft und dem Pferd ins Maul geschnallt. Nur sollte man wissen, dass sehr viele Probleme vom Maul her kommen können. Es ist wichtig, dass die Zähne jährlich und gut behandelt werden, denn eine Schiefe im Maul kann sich durch das gesamte Pferd bis in den Schweif ziehen! Sind die Zähne gut behandelt worden, kann man sich auf die Suche nach einem passenden Gebiss machen. Nur ein Gebiss zu kaufen, ohne vorher die Zähne Untersuchen zu lassen, würde ich nicht empfehlen, da man sich das Geld häufig sparen kann. Die Zähne können erhebliche Probleme machen, wenn diese durch ein passenden Gebiss nicht ausgeglichen werden können. Das eine macht ohne das andere wenig Sinn. Es ist das Gleiche, wenn ich immer wieder den Chiropraktiker rufe, aber mein Sattel überhaupt nicht passt. Aus meiner Erfahrung ist es beispielsweise oft so, dass Kandaren mit hoher Zungenfreiheit oder viel zu dick gekauft werden, um dem Pferd es angenehm zu gestalten. Nur, wenn die Zungenfreiheit nach oben hin keinen Platz hat, weil das Pferd einen zu flachen Gaumen hat und den Platz für die Zungenfreiheit einfach nicht hergibt, drückt die Kandarenstange dem Pferd in den Gaumen und kann dort große Schmerzen verursachen. Auch sollte man daran denken, dass eine Kandare mit Unterleggebiss viel zu viel Platz im Maul vereinnahmt, das heißt, dass auch die Unterlegtrense gut passen sollte. Die Pferde ziehen oftmals ihre Zungen zurück in den Rachen, weil sie bei geschlossenem Nasenriemen gar nicht mehr wissen wohin mit der Zunge. Als Folge sind die Pferde oftmals wehrig und bekommen Atemprobleme. Eine dünnere Kandare lässt mehr Platz im Maul zu und die Unterlegtrense liegt passend hinter der Kandarenstange Ich persönlich empfehle daher einmal jährlich die Zähne routinemäßig behandeln zu lassen und biete an, eine Gebiss-Beratung im Stall zu machen. Ich begutachte das Pferdemaul und die oben genannten Gegebenheiten im Maul. Suche daraufhin ein bis zwei Gebisse aus, die ich auch selbst mitbringe, auch zum Verkauf anbiete und gebe Pferd und Reiter die Möglichkeit, diese dann sieben Tage mit dem Gebiss Probe zu reiten. Die von mir empfohlenen Gebisse kommen aus England „Neue Schule“ und sind sehr fein und zierlich konstruiert. Auch das spezielle Salox Material erwärmt sich in Sekunden auf Körpertemperatur und die Pferde nehmen es häufig gerne an. Oftmals denke ich an den heute leider nicht mehr vorhandenen Beruf des Gebissschmiedes. Früher waren sich die Leute durchaus über gewisse Probleme bewusst und haben versucht eine Lösung zu finden, auch ist die Behandlung der Pferdezähne keine Modeerscheinung. Bereits im zweiten Weltkrieg wurden die allermeisten der Armeepferde von Herrn Dr. Becker hochmodern zahnbehandelt. Leider ging die regelmäßige Zahnbehandlung verloren, als die Pferde nach dem Krieg keine Nutztiere mehr waren. Neu sind diese Sachen also alle nicht, nur das Bewusstsein über die Notwendigkeit hat sich verändert. Text: Pferdedentalpraktikerin Mayura Wolla - geprüft nach IGFP Bildmaterial: Mayura Wolla & Christie Dreessen www.pferde-zahnbehandlung.com
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