160207-Hören auf Gott 3

7.2.2016
Hören auf Gott
Teil 3 - Gottes Stimme hören lernen
Stell dir vor du betest, und Gott antwortet. Darum geht es in dieser dreiteiligen Predigtreihe, „Hören auf
Gott“. Wir haben einen Gott, der redet. Das war ein Aspekt in der ersten Predigt. Gott spricht und damit
erschafft er neues Leben, die Welt ist durch sein Reden entstanden, aber auch neues Leben in einem Menschen entsteht, indem Gott in dieses Leben hineinspricht. Und dann spricht Gott, um dieses Leben zu ordnen und zu gestalten. Im zweiten Teil des Schöpfungsberichtes sehen wir, wie Gott durch sein Reden die
Welt ordnet. Und das gleiche geschieht auch, wenn Gott in uns neues Leben schafft. Er spricht weiter in
unser Leben hinein, um dieses Leben in seinem Sinn zu ordnen und zu gestalten. Die spannende Frage ist
nun, wie spricht Gott in unser Leben? Wie hören wir seine Stimme? In Jesaja 55 ruft Gott im lauten Getümmel eines Marktes: Neigt euer Ohr und kommt zu mir! Hört, und eure Seele wird leben! Jesaja 55,1-3.
Das zwar der zweite Aspekt in der ersten Predigt. Gott verlangt unsere volle Aufmerksamkeit, wenn wir
seine Stimme hören wollen. Seine Stimme hören wir, beim Beten und beim Bibellesen. Doch dazu müssen
wir auch hören. Hörend Beten, also zwischendurch auch schweigen, damit Gott überhaupt zu Wort kommen kann. Und hörend die Bibel lesen und nicht nur die Bibel auf ihren Informationsgehalt hin zu lesen.
In der zweiten Predigt hatten wir uns mit einer speziellen Form des Reden Gottes beschäftig. Der prophetischen Rede. Das war für viele neu und überraschend, wie viel das Neue Testament über das prophetische
Reden schreibt: Verachtet prophetisches Reden nicht! 1. Thess 5,20. Ermahnt Paulus im Brief an die Thessalonicher. Und im Brief an die Korinther fordert er auf: Strebt aber auch nach den Geistesgaben, vor allem nach der prophetischen Rede! 1.Kor 14,1. Heute im dritten Teil soll es um die Praxis gehen. Wie kann
das ganz konkret aussehen, wenn wir Gottes Stimme hören wollen?
Im Johannesevangelium, Kapitel 10 sagt Jesus im Gleichnis vom Guten Hirten: (Joh 10,27) Meine Schafe
hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Das ist ein schönes Bild. Der gute Hirte leitet
seine Schafe mit seiner Stimme. Die Schafe kennen seine Stimme und sie folgen ihm. Mit diesem Bild wird
schon viel über das Hören auf Gott ausgesagt: Jesus leitet mit seiner Stimme. Das heißt, er spricht zu seinen
Schafen. Die Schafe kennen die Stimme. Das heißt, wir müssen mit der Stimme des Hirten vertraut werden.
Wir müssen seine Stimme kennen-lernen. Das hat mit Übung und vertraut werden zu tun. Und schließlich
folgen die Schafe ihrem Hirten. Zum Hören gehört also auch das Folgen. Es geht also beim Hören auf Gott
um unser alltägliches Leben, um Nachfolge um ein Leben mit Jesus. Wenn wir auf die Stimme des Hirten
hören, werden wir keine neuen und spektakulären Offenbarungen empfangen. Wir werden konkrete Anweisungen für unser Leben hier und jetzt erhalten. Und wir gehören zu einer Herde. Schafe sind keine Individualisten. Wir hören gemeinsam als Gemeinde auf die Stimme unseres Hirten. Soweit zu diesem Bild.
Später hatte Jesus seinen Jüngern ohne Bild erklärt, wie sie seine Stimme hören werden. In Johannes 14
und 16 redete Jesus vom Heilige Geist. Jesus würde seine Jünger verlassen, an seiner Stelle sendet er den
Heiligen Geist. Der Heilige Geist wird die Jünger so leiten, so wie es Jesus während seiner Erdentage tat.
Der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an
alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Joh 14,26
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn
er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er
euch verkündigen. (Joh 16,13) Schauen wir uns kurz die Verben an, was der Heilige Geist tut. Der Heilige
Geist redet und sogar sehr viel. Jesus redet durch seinen Geist zu uns. Um was geht es dabei? Der Heilige
Geist erinnert an die Worte von Jesus, er leitet in die ganze Wahrheit. Das ist ein Reden durch Gottes Wort.
Der Geist redet durch die Worte der Bibel und er leitet in ein tieferes Verständnis der Bibel, in die ganze
Wahrheit. Dann spricht der Geist unmittelbar in die Gegenwart: er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden Der Heilige Geist spricht in ganz konkrete Situationen in der Gegenwart. Er spricht aber nichts aus sich selbst, sondern sagt das, was er von Jesus hört. Das heißt, Jesus redet
durch den Heiligen Geist zu uns. Wir hören seine Stimme durch den Heiligen Geist. Das ist das prophetische
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Reden, von dem Paulus spricht. Und schließlich spricht Jesus durch den Heiligen Geist zukünftige Dinge: das
Kommende wird er euch verkündigen. Alle drei Dimensionen, die Worte Jesu in der Vergangenheit - die
Bibel -, sein Reden in die Gegenwart und die Kommenden Ereignisse bilden eine Einheit. Denn sie kommen
von dem einen Jesus: Vers 14: Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und
euch verkündigen. Das Reden des Geistes ist also immer identisch mit der Lehre von Jesus. Der Geist wird
nichts Neues erfinden. Das ist ein wichtiger Hinweis im Blick auf Inspirationen und prophetisches Reden
durch den Heiligen Geist. Jede Inspiration, jedes Reden des Geistes, jede Weissagung wird immer im Einklang mit der Lehre Jesu sein und sie werden sich daran messen müssen.
Wie geht das nun ganz praktisch? Das kann man in der Apostelgeschichte schön beobachten. In Apg 8,26
lesen wir: Ein Engel des Herrn aber redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf den
Weg, der von Jerusalem nach Gaza hinabführt! Der ist öde. Und er stand auf und ging hin.
In Kapitel 9 wird ein Mann namens Hannanias zu Paulus geschickt. Der Herr aber sprach zu ihm: Steh auf
und geh in die Straße, welche die "Gerade" genannt wird, und frage im Haus des Judas nach einem mit
Namen Saulus von Tarsus! Denn siehe, er betet; Hannanias versucht mit dem Herrn zu diskutieren, denn
dieser Saulus war ein Feind der Christen. Aber der Herr ließ nicht locker und sagte: Geh hin! Und Hannanias
ging hin.
In Kapitel 10 erhält Petrus eine Vision. Während aber Petrus über die Erscheinung nachsann, sprach der
Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich. Steh aber auf, geh hinab und zieh mit ihnen, ohne irgend
zu zweifeln, weil ich sie gesandt habe! Petrus aber ging zu den Männern hinab …
Kapitel 13 schildert uns, wie prophetisch begabte Männer in der Gemeinde hörend beteten: Während sie
aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu
dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe! Da fasteten und beteten sie; und als sie ihnen die Hände
aufgelegt hatten, entließen sie sie.
Und in Kapitel 16 beobachten wir eine besondere Führung. Paulus und sein Team hatten einen strategischen Plan für ihre Missionsreise. Doch es heißt, der Heilige Geist hinderte sie daran. Sie ändern ihre Reisepläne und auch daran hinderte sie der Geist. Bis schließlich Paulus in einer nächtlichen Vision einen klaren
Auftrag erhielt. Und es erschien dem Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein mazedonischer Mann stand da
und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns! Als er aber das Gesicht gesehen
hatte, suchten wir sogleich nach Mazedonien abzureisen, da wir schlossen, dass Gott uns gerufen habe,
ihnen das Evangelium zu verkündigen.
Der Rest der Apostelgeschichte berichtet, wie sich Paulus vom Heiligen Geist leiten ließ.
Was fällt auf, wenn wir uns diese exemplarischen Stellen ansehen? Alle standen auf und gingen. Sie gehorchten der Stimme des Heiligen Geistes. Das Reden des Geistes war unterschiedlich. Mal durch einen
Engel oder durch eine Vision, in einer intensiven Gebetszeit oder durch Widerstände. Aber jedes Mal wenn
der Heilige Geist einen Auftrag gab, gingen sie. Bist du bereit zu gehen, wenn der Geist Gottes zu dir
spricht? Wir alle möchten gerne die Stimme Gottes hören. Aber sind wir auch bereit, seiner Stimme zu gehorchen? Die Apostelgeschichte ist ein abenteuerlicher Bericht. Da gibt es Widerstände, Verfolgung, Ratlosigkeit, Pläne werden umgeworfen, Türen gehen zu und auf, es gibt Schiffbruch. Paulus reist gegen jegliche
Vernunft nach Jerusalem in die Hände seiner Feinde weil ihm der Geist das gesagt hat. Die christliche Mission verläuft nicht planmäßig und glatt. Das war nicht wie bei einem Navi, wo die Route komplett berechnet wird und fest steht. Die Leute tasteten sich, geleitet vom Heiligen Geist Stück für Stück weiter. Philippus
ging erst mal auf die Straße ohne zu wissen, was ihn dort erwartet. Dort kam der nächste Hinweis. Das verlangt viel Vertrauen. Die Leute wurden vom Heiligen Geist Stück für Stück geführt. Wir sehen in der Apostelgeschichte wie sich Menschen ganz der Führung des Heiligen Geistes anvertrauen. Nicht Paulus und die
anderen führten Regie, sondern der Heilige Geist. In der Apostelgeschichte wird deutlich, das Planen fällt in
die Kompetenz des Heiligen Geistes. Die Anfänge der christlichen Mission waren nicht das Produkt menschlicher Planungen.
Und das ist genau unser Problem. Wir planen. Wir führen die Regie. Wir geben die Dinge nicht gerne aus
der Hand. Wir wollen die Kontrolle behalten. Mit dieser Einstellung wären Paulus und seine Leute nicht
weit gekommen. Sie machten sich ganz vom Reden des Geistes abhängig. Sie hatten ihr Ohr nah dran und
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waren bereit, sich führen zu lassen, auch gegen ihre Vernunft. Das könnte ein Grund sein, warum wir so
wenige Gottes Stimme hören. Wir wissen schon wie alles und wir planen. Und dann bitten wir Gott um
seinen Segen. Kein Wunder, dass Gott dann nichts mehr zu sagen braucht. Und dadurch haben wir es nie
richtig gelernt auf seine Stimme hören. Wir wollen Sicherheit. Aber dieses Verlangen nach Planungssicherheit verhindert, dass wir Gottes Stimme hören.
Jesus hat uns das vorgemacht. (Joh 5,19) Ich versichere euch: Der Sohn kann nichts aus sich heraus tun. Er
tut nur, was er den Vater tun sieht. Was immer der Vater tut, das tut auch der Sohn. Jesus tat nichts aus
sich heraus.
Er tat nichts, ohne vorher auf den Vater zu hören. Das muss man sich mal vorstellen. Jesus hatte keinen
Plan für die drei Jahre. Er war total von seinem Vater abhängig. Das gilt auch für uns, denn später sagte er:
(Joh 15,5) … ohne mich könnt ihr nichts tun. Das sind die Voraussetzungen, wenn wir Gottes Stimme hören
wollen. Wir müssen loslassen und aufhören, eigenmächtig zu agieren. Wir müssen das akzeptieren: Ohne
dich, Jesus kann ich nichts tun. Wir müssen uns abhängig machen und uns ihm anvertrauen. Das bedeutet
ohne Planungssicherheit Schritt für Schritt gehen und seiner Stimme gehorchen.
Voraussetzung für das Hören auf Gott ist, dass ich mich danach sehne, mit meinem Leben Gott zu gehorchen. Wenn ich Gottes Stimme zwar hören will, aber dann doch meine eigenen Pläne verfolgen möchte,
werde ich nichts hören. Wenn ich Jesus und dem Zeitgeist nachfolgen will, wenn ich das tun will, was alle
tun und dafür die Zustimmung von Jesus wünsche, dann werde ich nichts hören. Hören und gehorchen
gehören untrennbar zusammen.
Wie macht man das nun ganz praktisch? Wir müssen Gottes Stimme kennenlernen und das Hören üben.
Der Hebrärerbrief schreibt, wir sollen reife Christen werden, die durch ständigen Gebrauch geschärfte
Sinne haben, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Wir schärfen unsere Sinne am Wort Gottes, an
der Bibel. Wenn wir Gottes Stimme hören wollen, dann müssen wir sein Wesen kennenlernen. Die Worte
der Bibel sind inspiriert durch den Heiligen Geist. Das heißt, die Bibel atmet Inspiration des Heiligen Geistes.
Wenn wir Inspiration durch den Heiligen Geist wollen, müssen wir uns mit dem inspirieren Wort Gottes
beschäftigen. Das prägt unsere Sinne. Es ist nicht so einfach, die Stimme des Heiligen Geistes von anderen
Stimmen zu unterscheiden. Wir müssen geübte und geschärfte Sinne haben, um die Stimme des Heiligen
Geistes von unserem Geist oder vom Zeitgeist zu unterscheiden. Hören auf Gott beginnt also damit, dass
wir viel Zeit mit der Bibel verbringen. Das prägt unser Denken und schärft unsere Sinne. Wir müssen biblisch denken lernen. Die Bibel muss unser Denken prägen und durchdringen. Dazu müssen wir uns intensiv
und ständig mit der Bibel beschäftigen. Wer meint, Gottes Stimme an der Bibel vorbei hören zu, den muss
ich enttäuschen. Es gibt Christen die behaupten, „Ich brauche die Bibel nicht mehr, ich werde direkt vom
Geist Gottes inspiriert.“ Wer so etwas behauptet, wird von allen möglichen Geistern inspiriert, aber nicht
vom Heiligen Geist. Ohne das inspirierte Wort Gottes gibt es keine Inspiration.
Was sagte Jesus über den Heiligen Geist? Der Geist erinnert uns an die Worte, die Jesus gesagt hatte, er
redet in die Gegenwart und er lässt uns zukünftige Dinge wissen. Diese drei Dimensionen gehören zusammen. Und wie will uns der Heilige Geist an die Worte der Bibel erinnern, wenn sie nicht kennen? Wenn wir
Gottes Stimme hören wollen, müssen wir sie kennen lernen. In der Bibel - seinem Wort - lernen wir seine
Stimme kennen. Dann bekommen wir nach und nach geübte Sinne, um Gottes Stimme aus den vielen anderen Stimmen, auch unserer eigenen Stimme herauszuhören.
Wie redet Gott heute?
Durch Gedanken. Ihr kennt das sicher. Da bekommt man plötzlich einen Gedanken, eine bestimmte Person
anzurufen. Wenn wir dann an anrufen, stellt sich heraus, dass der Anruf genau zur richtigen Zeit kam. Dann
war das keine zufällige Idee, sondern Wirken des Geistes. Oder man bekommt eine Idee. Ich frage Gott,
„Was soll ich demnächst im Bibelgesprächskreis machen?“ Ich überlege und irgendwie passt das nicht. Irgendwann dann, nicht sofort, kommt eine Idee und ich spüre, das ist es.
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Gott redet durch Bibelstellen. Mir fallen beim Beten Bibelworte ein. Aber da muss ich schweigen, sonst
kann er mir die Bibelworte nicht sagen. Mir fallen Bibelstellen ein, wenn ich konkret für Menschen bete
oder ich sie segnen will. Manchen Leuten fällt nicht die genaue Stelle ein, sondern ein Wort oder ein Wortlaut. Dann nehmen sie die Konkordanz und suchen Bibelstellen zu diesem Wort. Anderen fallen konkrete
Bibelstellen ein. Z.B. Daniel 2,24. Sie wissen nicht, was dort steht, schlagen auf uns sind überrascht, was
Gott ihnen sagen will.
Andere sehen Bilder. Mir sagte kürzlich jemand ein Bild. Das Bild war für mich eine Hilfe in eine konkreten
Frage. Allerdings kann ein Bild auch falsch interpretiert werden. Es muss gedeutet und ausgelegt werden.
Dazu braucht es Ergänzung von außen, durch Gespräche mit andern Menschen und weitere Überlegungen.
Ein Bild alleine reicht nicht.
Gott kann auch direkt reden, durch Worte. Ich habe das einmal in einer Gebetszeit erlebt. Wir beteten für
eine ganz konkrete Frage von mir. Während des Gebets hörte ich dann ganz deutlich eine Anweisung. Ich
hörte nicht akustisch, aber die Anweisung war klar. Nach dem Amen bestätigte dann jemand aus der Runde
diese Anweisung, ohne zu wissen, was ich gehört hatte.
Gott spricht durch Ereignisse. Zu mir sprach er einmal durch einen absterbenden Baum vor meinem Fenster. Es war ein faszinierender großer Baum. Eines Tages wurde er krank und starb langsam ab. Schließlich
musste er gefällt werden. Das war für mich in der damaligen Situation eine Warnung. Ich bin erschrocken,
ich wollte kein absterbender Baum sein.
Gott kann durch Lieder sprechen. Wie gehen wir in den Gottesdienst? Erwarten wir, dass Gott spricht? Geh
mit einer konkrete Erwartung in den Gottesdienst. Gott kann durch ein Lied oder durch eine Liedzeile zu dir
sprechen.
Und natürlich auch durch die Predigt. Geht mit einer Erwartungshaltung in den Gottesdienst.
Gott spricht im Gebetskreis. Mir ist es schon passiert, dass mir Gedanken kamen, als jemand anders gebetet hat. Wenn wir Gottes Stimme in einer Gebetsgemeinschaft hören wollen, müssen wir die Art zu beten
ändern. Die traditionellen Gebetsgemeinschaften bestehen aus einzelnen Gebeten. Jeder betet sein Anliegen zu Gott, so, als sei er mit Gott allein. Die Anliegen gehen kreuz und quer. Für den kranken Fuß von
soundso, die Wohnungssuche von einem Gemeindeglied, dann kommt ein Missionar dran und der nächste
betet für eine Arbeitsstelle usw. Das gemeinsame „Amen“ soll zwar das Gebet des Einzelnen bekräftigen,
aber in der Praxis ist es eher das Signal, dass nun der der Nächste beten kann. Dies ist dann zwar ein „Gebet
in einer Gemeinschaft“, aber noch lange keine „Gemeinschaft im Gebet“. Gemeinschaft im Gebet haben
wir, wenn wir unsere Gebete als Teil eines Ganzen sehen. Dann beziehen sich die einzelnen Gebete aufeinander. Was der eine betet, setzt der andere fort. Das Gebet entwickelt dadurch eine Dynamik, die vom
Geist Gottes inspiriert ist. Es bekommt eine Richtung. Wenn jemand eine Frage an Gott hat, kann ein
anderer die Antwort für ihn hören. So wird eine Gebetsgemeinschaft wie ein Mosaik das sich nach und
nach zusammensetzt.
Jetzt möchte ich noch auf eine spezielle Form des Gebets eingehen, es ist das hörende Gebet. Bei diesem
Gebet geht es darum, dass eine Gruppe für einen Menschen hört. Dieser Mensch nennt keine Details, sondern er bittet die Gruppe nur: „Hört doch bitte für mich, was Gott mir sagen möchte.“ So sind die Hörer
nicht voreingenommen. Je weniger man sich kennt, desto besser ist es. Sonst mischen sich zu viele eigene
Gedanken in die Eindrücke. Der Leiter beginnt mit einem kurzen Gebet, er bittet um Gottes Reden und öffnet die Gruppe für Gott. Nun hört die Gruppe in einer Zeit der Stille. Das können 5-10 Minuten sein. Die
Beter öffnen sich nun für Eindrücke von Gott. Das können Gedanken sein, eine Bibelstelle, ein Bibelwort ein
Bild oder ein Satz. Nach der Zeit der Stille nennen die Beter ihre Eindrücke. Die fragende Person hört diese
Eindrücke und prüft, ob sie etwas mit diesen Eindrücken anfangen kann. Sie wird ermutigt, Eindrücke, die
ihr nichts sagen, einfach beiseite zu legen ohne weiter darüber nachzugrübeln. Sie muss auch nichts zu
ihren Lebensumständen sagen. Die Gruppe muss nicht in ein Beratungsgespräch einsteigen. Es werden
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beim Hörenden Gebet lediglich empfangene Eindrücke mitgeteilt. Dabei ist klar, nicht alle Eindrücke sind
Reden Gottes. Nur die fragende Person kann entscheiden, ob Gott durch einen Eindruck gesprochen hat.
Wenn man mit einem Eindruck nichts anfangen kann, soll man Gott fragen und um Erklärung bitten. Vielleicht wird zu einem späteren Zeitpunkt klar, was der Eindruck bedeutet. Und auch hier gilt, wir brauchen
geübte Sinne und an der Bibel geschärfte Sinne, um Gottes Reden zu verstehen.
Zum Thema hörendes Gebet bieten wir im April ein Seminar. Erfahrene Referenten werden uns in Theorie
und Praxis das hörende Gebet vermitteln. Und wie im Seminarprospekt beschrieben, kann im hörenden
Gebet auch prophetisches Reden geschehen. Das wäre eine Form, wie in unserer Gemeinde prophetisches
Reden seinen Platz finden könnte. In einem Team von hörenden Betern.
Das biblische Vorbild dazu finden wir in der Apostelgeschichte, Kapitel 13. Es waren aber in Antiochia in
der Gemeinde Propheten und Lehrer … Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige
Geist … Das wünsche ich mir für unsere Gemeinde. Dass prophetisch begabte Menschen so auf Gottes
Stimme hören. Dass wir in Gebetskreisen, in Hauskreisen, in Teamsitzungen, in der Gemeindeleitung offen
werden für Gottes Reden. Dass wir vor unserem Planen und Diskutieren zunächst in die Stille gehen und
hören und auch zwischendurch in unseren Beratungen. Das wird nicht sofort klappen wie in Antiochia. Aber
wir können es lernen und einüben.
Amen.
Wer sich mehr damit beschäftigen möchte, den empfehle ich zwei Bücher, die für mich sehr hilfreich waren:
Klaus Bockmühl: Hören auf den Gott der Redet
Ursula und Manfred Schmidt, Hörendes Gebet - Grundlagen und Praxis.
Ursula und Manfred Schmidt werden das Seminar im April leiten.
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