Gedanken zum Thema Gebet

Gedanken zum Thema Gebet
1. Was ist Gebet?
Luther: „Das Gebet ist ein Reden des Herzens mit Gott, in Bitte und Fürbitte, in Dank
und Anbetung.“
Diese Definition ist – wenn wir es mit eigenen Worten und einfach sagen – auch für
Kinder tauglich.
2. Was bewirkt Gebet?
Es ist erstaunlich, mit welcher Hochschätzung und Wirkungsgewissheit die Bibel vom
Gebet spricht. Gebet ist in der Bibel immer mehr als so eine Art „hilfreicher Dialog
mit sich selbst zum Zweck der Psycho-Hygiene“ 
„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch
aufgetan.“ (Mt 7,7)
„Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ (Jak 5,16)
Besondere Zusagen Gottes liegen
a) auf dem gemeinsamen Gebet: „Wahrlich, ich sage euch: Wenn zwei unter euch
eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von
meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem
Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,19f.)
b) auf dem ausdauernden Gebet: „Und Jesus sagte ihnen ein Gleichnis darüber, dass
sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten …; Lk 18, 1-8)
Jetzt weiß ich selber, dass die Wenigsten von uns (mich eingeschlossen) die Sache mit
dem Gebet auf diese Weise hier erleben (also: Ich bete, es geschieht), aber mir ist
wichtig, das hochzuhalten, was Jesus vom Gebet sagt und mich davon immer wieder
ermutigen zu lassen (die Entmutigung passiert nämlich normalerweise ganz von alleine
).
Ich möchte diesen Punkt abschließen mit dem Zitat des ehemaligen württembergischen
Bischofs Theo Sorg, das zeigt, welch hohen Stellenwert das Gebet im christlichen
Glauben hat: „Wer mit Gott rechnet, wird auch mit ihm reden. Wer ihn ernst nimmt, muss
mit ihm sprechen. Erlischt das Gebet, so verkümmert der Glaube. Denn das Beten ist der
Atem des Glaubens.“
3. Wie antwortet Gott auf Gebet?
Eine sehr vereinfachte Möglichkeit, Gottes Reaktion auf unser Gebet zu beschreiben, ist
die Ampel (hat den Vorteil, dass es auch ein gutes, hilfreiches Bild für unsere Kinder ist):
-
Rot:
„Nein“. Manchmal sagt Gott nein zu unserem Gebet; das kann bisweilen
nachvollziehbar sein (wenn es z.B. ein sehr egoistisches Gebet war „Herr, schenke
mir einen gelben Ferrari, zwei schöne Frauen und drei große Häuser“ oder wenn wir
um etwas bitten, was für dieses Leben nicht vorgesehen ist „Herr, lass mich nie
leiden und mich nie Enttäuschungen erleben“),
es kann aber auch ganz und gar und überhaupt nicht nachvollziehbar sein (wenn wir
z.B. beten „mach diese junge Mutter von zwei Kindern wieder gesund“ – und die
Mutter stirbt dennoch an Krebs). Fakt ist: Es kann passieren, dass Gott auf unser
Gebet hin “Nein“ sagt und nicht eingreift.
-
Gelb:
a) „Warte noch eine Weile“: Gott scheint einen wesentlich entspannteren Zeitplan
zu haben als wir. Ich persönlich hab öfter mal das Gefühl, dass Gott ein wenig
langsam ist  Ich persönlich habe z.B. Gott zwei-drei Jahre lang darum gebeten,
dass mein Magen wieder gesund wird (und in dieser Zeit ziemlich gelitten), erst
dann hat sich wirklich was getan.
b) „Ja, aber anders als du denkst“: Manchmal erhört Gott unsere Gebete anders, als
wir uns das ursprünglich vorgestellt haben. Eine gute Freundin von mir hatte sich
z.B. sehraußerordentlich in einen Studienkollegen verliebt, gab diesen Gefühlen
aber wenig Chancen auf Verwirklichung. Daraufhin bat sie Gott: „Herr, nimm mir
doch diese meine Gefühle für diesen Typen.“ Heute sind die beiden schon eine
ganze Weile verheiratet. 
c) „Du selbst bist die Antwort auf dein Gebet“: Wenn ich z.B. bete „Herr, mach doch,
dass meine Frau wieder ein bisschen entspannter ist“ – und die Antwort Gottes
lautet: „Mach früher Feierabend, räum die Spülmaschine aus und geh mit den
Kindern eine Runde auf den Spielplatz!“ 
-
Grün:
„Ja“. Exakt das, worum wir Gott gebeten haben, passiert auch. Beispiel (man mag es
kaum glauben): Als unser Jüngster eine Weile ziemlich schlechte Nächte hatte, habe
ich an zwei unterschiedlichen Abenden Gott darum gebeten, dass Ben diese Nacht
gut schlafen kann – und siehe da: Genau diese Nächte waren besonders gut.
Abschließen möchte ich mit ein paar Gedanken zur roten Ampel, wenn Gott also nicht
handelt (das ist ja das Thema unseres heutigen Abends – eine ausführlichere Predigt
hierzu steht übrigens im Internet)
o „Das Leben ist hart“: So hart das klingen mag, es ist leider trotzdem wahr: Wir
Menschen haben kein göttliches Anrecht darauf, glücklich zu sein – auch nicht wir
Christen. Jeder Unfall, jede Krankheit, jede leidvolle Erfahrung ist nicht etwa eine
unverschämte Zumutung und ein Versagen Gottes – sondern gehört irgendwie
und warum auch immer zu dem Leben innerhalb dieser Welt. Diese Welt, in der
wir leben, ist nicht mehr so, wie Gott sie sich ursprünglich gedacht und wie er sie
geschaffen hat. Und diese Welt, in der wir leben, ist noch nicht das, was Gott
einmal aus ihr machen wird. Das Paradies ist schon lange her und der Himmel
lässt noch auf sich warten. Das Leben ist hart – oder kann wenigsten hart sein.
o Gott leidet mit: Wenn Gott stumm bleibt oder nein sagt zu einem unserer Gebete,
dann ist es keinesfalls so, dass er mit verschränkten Armen und unberührtem
Gesicht oben im Himmel sitzt und uns zuruft: „Ist halt so, da musst du jetzt halt mit
klar kommen!“. Nein, Gott ist einer, der uns auch und gerade im Schweren und in
der Ratlosigkeit nahe ist, der unser Leid teilt, der es mit fühlt und uns mit trägt.
o „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“: Durch die Jahrhunderte hindurch haben
Christen überall auf der Welt die Erfahrung gemacht (auch wenn meist schwere
innere Kämpfe voraus gingen): Es kann hilfreich und sinnvoll sein, das anzunehmen,
was Gott entweder schickt oder zulässt. Irgendwann den eigenen Willen und die
eigenen Vorstellungen loszulassen und das aus Gottes Hand zu nehmen, was drin
liegt.
Es macht mir selber Bauchschmerzen, Ihnen das alles in dieser Kürze einfach so
hinzuwerfen (gerade weil ich weiß, um was es hier geht und was für Enttäuschungen
und Schmerzen hier oft verborgen sind), aber vielleicht kann es ja trotzdem ein bisschen
Gedanken ordnen oder Gedanken anregen helfen. Und gerne verweise ich auch
nochmal auf die ausführlichere Predigt dazu im Internet.