Redebeiträge der Schülerinnen des Gymnasiums Neustadt a. Rbge. Ann-Kristin Gerholz Mein Großvater hat mir erzählt: „1944 wurde ich im Elsaß stationiert. Unsere Kompanie sollte dort die Stellung halten und eine Ortschaft verteidigen. Als wir dort ankamen, war alles verwüstet und zerstört; ganze Dörfer waren komplett weggebombt. In dem Dorf, wo wir waren, stand nur noch ein Haus. Meine Aufgabe war es, mit dem Pferdefuhrwerk Verpflegung vom Lager zu holen. Wegen der Tiefflieger ging es nur nachts. Ich musste allein fahren. Erst nachdem ich mich beschwert hatte, bekam ich Begleitung. Insgesamt war die Stimmung in unserer Kompanie sehr schlecht. An den „Endsieg“ glaubte keiner mehr. Nach vier Wochen warfen wir unsere Waffen weg und ergaben uns freiwillig den Amerikanern. Ich hatte in Marseille keine schlechte Gefangenschaft. Wir mussten nicht hungern, wie viele andere. 1946 durfte ich zurück nach Hause zu meiner Frau.“ Mein Großvater war zu Beginn des Krieges 18 Jahre alt. Er hat in Russland, Italien und Frankreich gekämpft. Meine Großmutter hat er während des Krieges geheiratet. Er hat trotz zweimaliger Verletzung viel Glück gehabt. Dagegen kam mein anderer Großvater erst 1950 aus sowjetischer Gefangenschaft nach Hause. Auch meine beiden Großmütter zog der Krieg in Mitleidenschaft. Beide mussten als junge Frauen aus ihrer Heimat flüchten, die eine aus Ostpreußen, die andere aus Schlesien. So hat meine ganze Familie unter dem Krieg gelitten. Franziska Weigend Im Frühjahr 2005, 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, fuhr unsere Klasse nach Frankreich. Wir besuchten dort die Jugendbegegnungsstätte des Volksbundes in dem kleinen Kurort Niederbronn-les-Bains im Elsaß. Die Begegnungsstätte liegt direkt neben einer Kriegsgräberstätte. Mich hat dieser Friedhof sehr beeindruckt. Es ist bedrückend und faszinierend zugleich. Dieser Friedhof ist nicht zu vergleichen mit einem normalen Friedhof. Es gibt nur wenige Bäume und keine Sträucher. Auf einer großen Rasenfläche stehen Tausende von Grabsteinen. Auf vielen Grabsteinen steht die Inschrift „unbekannt“, da man die Soldaten oder Kriegsopfer nicht mehr identifizieren kann. Trotzdem konnte uns die Mitarbeiterin der Begegnungsstätte einige Geschichten über einzelne Soldaten erzählen, die mich sehr traurig machten. Es war bedrückend zu sehen, wie viele Menschen dem Krieg zum Opfer gefallen sind. Drei Tage später sind wir nach Natzweiler-Struthof gefahren. Dort gibt es eine KZGedenkstätte. Als wir das ehemalige KZ betraten, kamen wir uns gefangen vor, weil der ganze Bereich mit Stacheldraht umgeben ist. Auf diesem Gelände standen noch 3 – 4 Baracken. Ursprünglich waren es viel mehr gewesen. In diesen Baracken hatten die Gefangenen unter unmenschlichen Bedingungen gelebt. Sie mussten auf dem kalten Boden schlafen. Sie waren sehr abgemagert, da sie trotz der harten Arbeit im Steinbruch nur wenig zu essen bekommen hatten. Jeden Tag mussten die Gefangenen Stunden lang zum Appell antreten. Weitere Informationen waren so traurig, dass einigen von uns die Tränen in die Augen gestiegen sind. Auch dies war ein sehr trauriger Tag für uns. Unsere Stimmung war nach diesem Besuch sehr gedrückt. Unser Fazit nach diesen Eindrücken ist: Es darf nicht vergessen werden, wie es den Menschen im 2. Weltkrieg erging und wie es dazu kam. Lina Noack „Rund 2 Millionen Tote im Südsudan“ „250.000 Opfer im ehemaligen Jugoslawien“ „32.000 Tote im Irakkrieg“ Diese Schlagzeilen machen mich traurig, wütend und ratlos. Warum hat die Menschheit nach den Schrecken des letzten Weltkrieges nichts dazugelernt? Der große Unterschied zwischen arm und reich, mangelnde Toleranz sowie diktatorische oder schlechte Regierungen sind verantwortlich für das Elend in der Welt. Vermutlich könnten die Menschen friedlicher zusammen leben, ... wenn die reichen Länder die ärmeren Staaten wirkungsvoller als bisher unterstützen würden, ... wenn die UN-Charta der Menschenrechte keine Worthülse wäre, sondern endlich Realität werden würde, ... wenn besonders die mächtigen Staaten der Welt, z.B. Amerika, Russland oder China ihrer Verantwortung für den Frieden in der Welt ernster nähmen und die Herstellung und den Handel mit Kriegswaffen verhindern würden. Ich habe großen Respekt vor der Leistung unserer Bundeswehrsoldaten, die im ehemaligen Jugoslawien oder in Afghanistan einen wertvollen Beitrag zur Sicherung des Friedens leisten. Wie allerdings die jüngsten Unruhen in Frankreich deutlich machen, ist auch der Frieden in den hochentwickelten Ländern auf Grund von großen sozialen und kulturellen Unterschieden bedroht. Deshalb sollten vor allem die Industriestaaten darauf achten, dass die sozialen Missstände in ihrem eigenen Land nicht zu Unruhen ausarten. Dabei kann Jeder von uns, ob Jung oder Alt, durch sein Verhalten zu den Mitmenschen einen wichtigen Beitrag leisten. Lisa Heimann Der Weg zum Frieden ist nicht einfach. Aber aufgeben dürfen wir ihn deshalb noch lange nicht. Auch unsere Klasse hat dies erfahren. Auf unserer Klassenfahrt in Niederbronn-les-Bains sollten wir an einem Tag wandern. Der Weg hieß „Friedenspfad“. Wir sollten in kleinen Gruppen mit Hilfe einer Karte selbstständig ein Ziel finden. Zuerst war es einfach, den richtigen Weg zu beschreiten. Doch dann wurde es nach und nach schwieriger. Während die Lage unserer Gruppe immer schlimmer wurde, stritten sich einige von uns. Wir trennten uns und verirrten uns noch mehr. Beinahe hätte dies böse geendet, doch wir trafen uns wieder und einigten uns schließlich. Zusammen fanden wir dann den „Friedenspfad“ wieder und erreichten das Ziel. Getrennt hätte es keiner von uns geschafft, es war nur dadurch möglich, dass wir unsere Differenzen und Probleme beiseite gelegt haben. Wir haben uns dem größeren Ziel untergeordnet. Das ist es, was die Völker immer und immer wieder tun müssen: Unsere kleinen Streitigkeiten sind nicht wichtig vor dem großen Ziel Frieden, das wir nur gemeinsam und vielleicht mit ein wenig Gesichtsverlust erreichen können. Niemand sagt, dass es einfach werden wird. Aber es lohnt sich, diesen Weg gemeinsam zu gehen.
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