ifo Konjunkturprognose 2015-2017: Verhaltener Aufschwung setzt

Institut
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung
an der Universität München e.V.
Sendesperrfrist:Mittwoch,09.Dezember2015,
10:00UhrMEZ
ifo Konjunkturprognose 2015-2017
Verhaltener Aufschwung setzt sich fort
VorläufigeFassung
T.Wollmershäuser,W.Nierhaus,T.O.Berg,C.Breuer,J.Garnitz,C.Grimme,
A.Hristov,N.Hristov,W.Meister,M.Reif,F.Schröter,A.Steiner,K.Wohlrabe,
A.Wolf
Redaktion:J.Koller
München,09.12.2015
Inhaltsverzeichnis
1. DieLagederWeltwirtschaft......................................................................................................................3 Überblick.................................................................................................................................................................................3 Geldpolitik:geldpolitischeDivergenzzwischendenIndustrieländernverstärktsich..........................5 Finanzpolitik:bleibtinetwaneutral...........................................................................................................................6 Ausblick:Auftriebskräftenehmenwiederzu..........................................................................................................7 Risiken.....................................................................................................................................................................................8 Kasten:ZudenkonjunkturellenAuswirkungenvonTerroranschlägen..................................................9 ModeraterAufschwungindenUSAsetztsichfort.............................................................................................11 Kasten:ZurPrognosederUS‐KonjunkturmitBayesianischenVAR‐Modellen.................................14 DienstleistungssektorstütztProduktioninChina.............................................................................................15 NurleichteBelebunginJapan.....................................................................................................................................16 KonjunkturinIndienundSüdostasienbelebtsichmoderat..........................................................................17 RezessioninLateinamerikaschwächtsichab.....................................................................................................18 RezessioninRusslandpassiertdieTalsohle........................................................................................................19 2. DieLageinderEuropäischenUnion...................................................................................................21 ErholungimEuroraumsetztsichfort.....................................................................................................................21 GünstigeFinanzierungsbedingungen......................................................................................................................23 Ausblick................................................................................................................................................................................24 SpanienweiterimAufschwung–SchwacheErholunginItalienundFrankreich................................25 ModeraterAufschwunginGroßbritannien...........................................................................................................27 AnziehendeKonjunkturinMittel‐undOsteuropa.............................................................................................28 3. ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland........................................................................................30 Überblick..............................................................................................................................................................................30 AusblickundIndikatoren.............................................................................................................................................31 Kasten:ZurRevisionderifoPrognosevomJuni2015.................................................................................35 WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit..........................................................36 FinanzpolitischeRahmenbedingungen...................................................................................................................37 Lohnanstiegstabil............................................................................................................................................................38 Arbeitslosigkeitsteigtwieder.....................................................................................................................................39 Kasten:ArbeitsmarkteffektederZuwanderung.............................................................................................41 KeineImpulsevomAußenhandel.............................................................................................................................43 VerhalteneEntwicklungbeidenAusrüstungsinvestitionen..........................................................................45 BaukonjunkturmitpositivenAussichten...............................................................................................................46 PrivaterKonsumsteigtweiter....................................................................................................................................47 StaatskonsumsetztImpulse........................................................................................................................................49 Inflationziehtwiederetwasan..................................................................................................................................49 StaatlicheÜberschüssegehendeutlichzurück....................................................................................................51 4. Literatur........................................................................................................................................................54 Anhang..................................................................................................................................................................................56 2
DieLagederWeltwirtschaft
Überblick
1.
DieLagederWeltwirtschaft
Überblick
Brent in der zweiten Jahreshälfte 2014 um
knapp 60% auf gut 44 US‐Dollar gesunken.
NacheinerleichtenErholungimerstenQuartal
2015aufetwasmehrals60US‐Dollaristerseit
MitteMaierneutumgut30%zurückgegangen.
Auch die Notierungen weiterer Agrar‐ und In‐
dustrierohstoffe sind seit Mitte 2014 spürbar
abwärtsgerichtet, wenngleich nicht im selben
Maße wie der Erdölpreis. Dennoch ist die kon‐
junkturelle Entwicklung wie auch in den ver‐
gangenenQuartalenüberdieeinzelnenIndust‐
rieländer hinweg sehr heterogen. So befinden
sichdieUSAundGroßbritannienin einem mo‐
deraten Aufschwung. In beiden Ländern liegt
dasBruttoinlandsproduktbereitsdeutlichüber
seinem Vorkrisenniveau und die Produktions‐
kapazitäten sind weitgehend ausgelastet. Da‐
raufdeutetunteranderemdieEntwicklungder
Arbeitslosenquotehin,dieinbeidenVolkswirt‐
schaften bereits ähnlich niedrig ist wie im
Boomjahr2007.ZwarwirddieWettbewerbsfä‐
higkeitderUSAundGroßbritanniensdurchdie
kräftige Aufwertung des US‐Dollars und des
britischenPfundsseitdemSommer2014belas‐
tet.DieBinnenwirtschaftwirdaberstarkdurch
die zunehmende Aufhellung auf dem Arbeits‐
markt, die verbesserte Vermögenssituation der
privaten Haushalte und die niedrigen Energie‐
preisengestützt.Deutlichgeringerhingegenist
nach wie vor das wirtschaftliche Expansions‐
Die Weltwirtschaft blieb im dritten Quartal
2015 dem moderaten Expansionstempo der
ersten Jahreshälfte treu. Zwar zeigte sich die
Konjunktur in den aufstrebenden Volkswirt‐
schaften im Spätsommer etwas kräftiger als in
den Monaten zuvor (vgl. Abb. 1.1). Maßgeblich
dafürwarvorallemeinegewisseEntschärfung
dernegativenTendenzeninwichtigenrohstoff‐
exportierenden Schwellenländern, die unter
denseitMittevergangenenJahresstarkgesun‐
kenen Preisen für Erdöl sowie für Industrie‐
undAgrarrohstoffeleiden.Diesvermochteaber
zu keiner nennenswerten Beschleunigung der
globalen wirtschaftlichen Expansion zu führen.
Denn die konjunkturelle Dynamik in China so‐
wieinweiterenwichtigenrohstoffimportieren‐
den Schwellenländern blieb nahezu unverän‐
dert und im historischen Vergleich eher mode‐
rat.ZudemhatsichimdrittenQuartal2014der
Zuwachs der zusammengefassten Wirtschafts‐
leistung der fortgeschrittenen Volkswirtschaf‐
ten gegenüber dem Frühsommer aufgrund
temporärer, nichtkonjunktureller Faktoren in
denUSAetwasverlangsamt.
Trotz dieser temporären Abschwächung profi‐
tieren nahezu alle fortgeschrittenen Volkswirt‐
schaften von den Entwicklungen an den Roh‐
stoffmärktenindenzurückliegendenzwölfMo‐
naten. So ist der Preis eines Barrels der Sorte
Abbildung1.1
Weltkonjunktur
Weltkonjunktur und Weltwirtschaftsklima
8
Veränderung gegenüber Vorjahr in %
Weltkonjunktur
2005 = 100
140 1,2
reales BIP
ifo Weltwirtschaftsklima a)
a)
1,0
(rechte Skala)
120
4
100
5,2 4,9
4,8
2,5
0
5,5 5,7
3,0
1,2
4,2
3,4
3,1
Wachstumsbeitrag der Industrieländer
1,0
Welt-BIP - Veränderung ggü. dem Vorquartal in % b)
0,8
0,8
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
3,3
5,4
4,1
2
%
Wachstumsbeitrag der Schwellenländer
(linke Skala)
6
%
3,4
3,0
3,5 3,8
0,0
80
60
0,0
0,0
Prognosezeitraum
-2
00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
40
-0,2
2012
2013
2014
2015
2016
2017
-0,2
a)
Arithmetisches Mittel der Bewertung der gegenwärtigen Lage und der erwarteten Entwicklung. - b) Gewichteter Durchschnitt der in Tabelle 1.1 aufgeführten Länder. Gewichtung mit dem nominalen
Bruttoinlandsprodukt in US-Dollar des Vorjahres.
Quellen: IWF, World Economic Outlook, Datenbank; 2015, 2016 und 2017: Prognose des ifo Instituts; Ifo World Economic Survey; OECD; Berechnungen des ifo Instituts; ab dem vierten Quartal
2015: Prognose des ifo Instituts.
3
DieLagederWeltwirtschaft
tempo im Euroraum und in Japan. Zwar haben
dieWährungenbeiderVolkswirtschafteninden
zurückliegenden anderthalb Jahren, nicht zu‐
letztaufgrundderexpansiverwerdendenGeld‐
politik, abgewertet, was die internationale
Wettbewerbsfähigkeit verbesserte. Zudem be‐
stehtimEuroraumnochimmereinebeträchtli‐
che Unterauslastung der Produktionskapazitä‐
ten. Dennoch beschert diesen Ländern eine
Vielzahl ungelöster struktureller Probleme le‐
diglich ein mäßiges langfristiges Trendwachs‐
tum und verhindert zudem eine raschere Re‐
duktion des vor allem im Euroraum bestehen‐
den Abstands zum Produktionspotenzial. Dar‐
überhinauswirddieKonjunkturinJapandurch
dierestriktiveFinanzpolitikgedämpft.
Auch in China sowie in vielen ostasiatischen
Schwellenländern wurde im zurückliegenden
SommerhalbjahrdieBinnennachfragedurchdie
vorteilhafteEntwicklungdesÖlpreisesgestützt.
Dem stand jedoch eine Reihe von Faktoren ge‐
genüber, die die Ausweitung der zusammenge‐
fassten Wirtschaftsleistung der aufstrebenden
Ökonomien dämpfte. So nimmt in China die
Wachstumsdynamik allmählich ab, was eine
seit einigen Jahren anhaltende, strukturell be‐
dingte Tendenz reflektiert. Während dabei der
Dienstleistungssektor zunehmend an Bedeu‐
tung gewinnt, gehen vor allem die Zuwachsra‐
ten in rohstoffintensiven Wirtschaftsbereichen
wiederIndustrieunddemBauspürbarzurück.
Seit Mitte vergangenen Jahres führte dieser
nachfrageseitige Effekt zusammen mit ange‐
botsseitigen Faktoren1 zum Verfall der Preise
für Erdöl sowie anderer Industrie‐ und Agrar‐
rohstoffeundtrugdamitmaßgeblichzurdeutli‐
chen Verschlechterung der konjunkturellen
Lage in Russland, Brasilien, Indonesien und
weiteren Schwellenländen bei. Da diese Volks‐
wirtschaften von Rohstoffexporten abhängig
1 Vgl. ifo Konjunkturprognose 2014/2015 „Kasten:
sind,führtderenPreisverfallzuschmerzhaften
Einbußen beim Volkseinkommen und schränkt
den Ausgabenspielraum von Haushalten und
Unternehmen ein. Zudem verringert sich aus
der Sicht der internationalen Investoren die
AttraktivitätderrohstoffexportierendenLänder
als Anlageziel. Entsprechend gerieten viele
Währungen,wiejeneBrasiliens,Russlandsund
Indonesiens, in den zurückliegenden andert‐
halbJahrenwiederholtunterAbwertungsdruck.
Dieser beschleunigte den Preisauftrieb und
veranlasste die dortigen Notenbanken zu einer
zum Teil erheblichen Straffung der Geldpolitik.
SchließlichhatinBrasiliendieFinanzpolitikzu
JahresbeginneinenspürbarrestriktiverenKurs
eingeschlagen, während sich in Russland die
Auswirkungen der Wirtschaftssanktionen, die
dem Land im Gefolge des politischen Konflikts
mit der Ukraine auferlegt wurden, bemerkbar
machen. Entsprechend schrumpfte die aggre‐
gierteWirtschaftsleistungRusslandsundBrasi‐
liens in der ersten Jahreshälfte kräftig, ehe die
RezessionimSpätsommer2015anSchärfever‐
lor.
Für großes Aufsehen sorgten im Sommer die
starken Turbulenzen am chinesischen Aktien‐
markt. So verlor der Shanghai Stock Exchange
Composite – der meist beachtete Aktienindex
des Landes – im Zeitraum von Juni bis Ende
August etwa ein Drittel seines Wertes, ehe er
sich danach wieder stabilisierte. Vieles spricht
dafür, dass es sich bei diesen Erschütterungen
um eine wünschenswerte Korrektur vorange‐
gangener, fundamental nicht gerechtfertigter
Übertreibungen handelt, die keine merklichen
SpureninderRealwirtschafthinterlassendürf‐
ten. So stand der außerordentlich starke An‐
stieg der Aktienkurse zwischen Juli 2014 und
Juni 2015 im scharfen Gegensatz zur Entwick‐
lung der gesamtwirtschaftlichen Wirtschafts‐
leistung, deren Expansionstempo seit einigen
Jahren trendmäßig abnimmt. Ferner ist der
Aktienmarkt in China von deutlich geringerer
Bedeutung für die Vermögensposition der pri‐
vaten Haushalte oder als Finanzierungsinstru‐
ment für die Unternehmen als etwa in den
„Auswirkungen des Rohölpreisrückgangs auf die
deutscheKonjunktur“
Gemeinschaftsdiagnose, Frühjahr 2015, Kapitel 6:
„Gesamtwirtschaftliche Auswirkungen des Ölpreis‐
verfalls“
4
DieLagederWeltwirtschaft
Geldpolitik:geldpolitischeDivergenzzwischendenIndustrieländernverstärktsich
USA.2 Zwar haben die Turbulenzen an den chi‐
nesischen Börsen unmittelbar negativ auf das
GeschehenandeninternationalenFinanzmärk‐
tenausgestrahlt,dieVerunsicherungunterden
KapitalmarktakteurenerhöhtundzuUmschich‐
tungeninihrenPortfolioszulastenvonSchwel‐
lenländern geführt, die besonders starke Han‐
delsverflechtungen mit China aufweisen. Viele
traf dies zu einem ausgesprochen ungünstigen
Zeitpunkt,dasiebereitsunterdengesunkenen
Preisen ihrer Rohstoffexporte litten. Allerdings
war die Unruhe an den internationalen Kapi‐
talmärkten rein kurzfristiger Natur. Bereits
EndeOktoberbefandensichdiesezumeistwie‐
der auf Erholungskurs und der Kapitalabzug
aus China sowie weiteren Schwellenländern
konnte weitgehend eingedämmt werden. Dazu
trug nicht zuletzt die konjunkturelle Entwick‐
lung im Reich der Mitte bei, die im Frühherbst
deutlichbesserausfielalsvonvielenMarktteil‐
nehmern erwartet. Auch die abermalige Ver‐
schiebungderZinswendeindenUSAdürftedie
AttraktivitätvielerSchwellenländeralsAnlage‐
zielrelativbegünstigthaben.Schließlichhatdie
chinesische Wirtschaftspolitik mit einer Reihe
von Maßnahmen in das Wirtschaftsgeschehen
mit dem Ziel eingegriffen, die Aktienkurse zu
stabilisieren und den Kapitalabfluss zu verrin‐
gern. So wurden den Marktteilnehmern strikte
Handelsbeschränkungen auferlegt sowie sei‐
tens der People’s Bank of China Devisenreser‐
ven veräußert. Es erscheint jedoch fraglich, ob
die zum Teil überhasteten Eingriffe der Regie‐
rung und der Notenbank tatsächlich erforder‐
lichwaren.Allenfallstrugendiesedazubei,eine
durchaus erwünschte Marktkorrektur auszu‐
bremsen. Dies dürfte zudem die Glaubwürdig‐
keit der von der chinesischen Führung ange‐
kündigten sukzessiven Liberalisierung des Fi‐
nanzsektorsgeschwächthaben.
Geldpolitik: geldpolitische Divergenz zwi‐
schendenIndustrieländernverstärktsich
DieGeldpolitikindengroßenfortgeschrittenen
Volkswirtschaftenistnachwievorsehrexpan‐
siv ausgerichtet. Dies verleiht den Aktienmärk‐
tenAuftriebundsorgtvielerortsinderWeltfür
historisch niedrige Renditen an den Anleihen‐
märkten. Dabei hat sich der geldpolitische Ex‐
pansionsgradindeneinzelnenIndustrieländern
seit Beginn 2014 zunehmend auseinander ent‐
wickelt. So haben die Europäische Zentralbank
(EZB) und die Bank of Japan, angesichts der
deutlichmoderaterenkonjunkturellenDynamik
und eines zu geringen Preisauftriebs, ihre
Wertpapierankaufprogramme in diesem Zeit‐
raum massiv ausgeweitet. Auch haben die bei‐
den Notenbanken ihre Bereitschaft signalisiert,
die Leitzinsen noch bis mindestens 2017 auf
ihremaktuellenNiveauvonnaheNullzubelas‐
sen.Hingegenhatim vergangenen JahrdieUS‐
Notenbank (Fed) den Neuankauf von Wertpa‐
pieren sukzessive verringert und im Dezember
2014ganzeingestellt.Zudemistdamitzurech‐
nen, dass der Offenmarktausschuss der Fed im
Dezember 2015 die erste Zinsanhebung seit
Ausbruch der Finanzkrise vornehmen wird.
Auch in Großbritannien dürfte im kommenden
Jahr die Zinswende eingeleitet werden. Diese
geldpolitische Divergenz zog seit Mitte vergan‐
genen Jahres merkliche Wechselkursverände‐
rungennachsich.SoverlorenderEuroundder
japanische Yen in diesem Zeitraum massiv an
Wert,währendderUS‐Dollarunddasbritische
Pfund eine nahezu gegenteilige Entwicklung
durchliefen. Seit Mitte Oktober 2015 wertete
derEuroerneutstarkgegenüberdemUS‐Dollar
ab. Maßgeblich dafür waren die sich verdich‐
tenden Anzeichen, dass die EZB aller Voraus‐
sichtnachabJahresbeginn2016ihrenExpansi‐
onsgrad weiter erhöhen wird. Tatsächlich be‐
schloss der EZB‐Rat auf seiner Sitzung im De‐
zember 2015 die Mindestdauer des Anlei‐
heankaufprogrammsinHöhevonmonatlich60
Mrd. Euro um ein halbes Jahr zu verlängern.
Zudem wurde der Einlagezins, den Banken für
ihre Einlagen bei der EZB zu entrichten haben,
von‐0,2%auf‐0,3%gesenkt.Dajedochaufdie
2
Vgl. Internationaler Währungsfonds, Juli 2015,
„People’s Republic of China, Staff Report for The
2015ArticleIVConsultation“
5
DieLagederWeltwirtschaft
Finanzpolitik:bleibtinetwaneutral
kurschwankungen aus. In Brasilien hingegen
wurden die geldpolitischen Zügel spürbar ge‐
strafft, um dem starken Abwertungsdruck auf
die heimische Währung entgegenzuwirken.
Damit soll zum einen die hohe Inflation be‐
kämpft werden, die vor allem wechselkursbe‐
dingt deutlich über dem Zielwert der Zentral‐
bankliegt.ZumanderenerhöhtdieAbwertung
den realen Wert der überwiegend in US‐Dollar
denominierten Auslandsschulden und stellt
damit eine zusätzliche Belastung für private
UnternehmenunddenStaatdar.AuchinRuss‐
land ist die Geldpolitik deutlich restriktiv aus‐
gerichtet, obschon der maßgebliche Leitzins in
den vergangenen Monaten etwas herabgesetzt
wurde.HierliegtdieInflationseitJahresbeginn
bei über 16%. Zugleich geriet der Rubel, nach
einer kurzen Erholung im Frühjahr, in den
Sommermonaten wieder unter starken Abwer‐
tungsdruck. Ausschlaggebend hierfür war ne‐
bendenkonjunkturellenBelastungenaufgrund
der niedrigen Rohstoffpreisnotierungen vor
allemdaspolitischeZerwürfniszwischenRuss‐
land und dem Westen, das die internationalen
Investoren zu einem massiven Kapitalabzug
veranlasste.
erwartete Ausweitung der monatlichen Wert‐
papierankäufe verzichtet wurde, machte der
EuroeinenTeilderWertverlustewiederwett.
Die Angemessenheit der von der EZB im De‐
zember 2015 beschlossenen expansiven Maß‐
nahmen ist kritisch zu betrachten. Zwar war
der Preisauftrieb im Euroraum mit 0,1% im
November äußerst gering. Dies ist aber zu ei‐
nem erheblichen Teil auf die seit Mitte 2015
abermals stark gesunkenen Ölpreise zurückzu‐
führen. Hingegen ist die Kerninflationsrate seit
Januar, als sie mit 0,6% ihren Tiefpunkt er‐
reichte, moderat aufwärtsgerichtet und lag im
November bei 0,9%. Zudem dürfte sich die
negative Produktionslücke im Prognosezeit‐
raum, wenngleich nur langsam, weiter verrin‐
gern, und die Effekte gesunkener Rohstoffprei‐
se werden wohl allmählich auslaufen. Entspre‐
chend ist damit zu rechnen, dass Kern‐ und
Gesamtinflationsrate auch ohne zusätzliche
geldpolitische Maßnahmen zunehmen und ge‐
gen Ende 2017einNiveauerreichthabenwer‐
den, das mit dem mittelfristigen Inflationsziel
derEZBvonknapp2%vereinbarist.Auchsind
die Störungen im geldpolitischen Transmissi‐
onsprozess deutlich geringer als noch in der
ersten Hälfte 2014. Darauf deutet die zuneh‐
mende Angleichung der Kreditzinsen in den
ehemaligenKrisenländernanjeneindenKern‐
länderndesEuroraumshin.
Auch in den Schwellenländern hat sich der Ex‐
pansionsgrad der Geldpolitik seit Jahresbeginn
sehr unterschiedlich entwickelt. So nutzten die
ZentralbankenvielerasiatischerLänder(China,
Indien,Thailand,Südkorea)denSpielraum,der
durch die moderate Inflation eröffnet wurde,
für Zinssenkungen. Besonders kräftig wurde
zuletzt die Geldpolitik in China gelockert. Dort
wurde der Leitzins im Sommer in zwei Schrit‐
ten um insgesamt 0,5 Prozentpunkte gesenkt,
während die Mindestreserveanforderungen an
Geschäftsbanken kräftig um 1,5 Prozentpunkte
verringert wurden. Zudem ließ die Notenbank
eine Abwertung des Yuan um etwa 4% gegen‐
über dem US‐Dollar zu und weitete die Band‐
breite der von ihr tolerierten Wechsel‐
Finanzpolitik:bleibtinetwaneutral
Die Finanzpolitik dürfte in den meisten fortge‐
schrittenen Volkswirtschaften in diesem Jahr
sowie im Prognosezeitraum in etwa neutral
wirken, nachdem sie in den zurückliegenden
zweiJahrensukzessivegelockertwurde.Ledig‐
lichinJapanwerdenvomStaatspürbarenega‐
tive konjunkturelle Impulse ausgehen. Aus‐
schlaggebend dafür ist das Auslaufen großer
Konjunkturpakete, die in den Jahren 2013 und
2014 im Rahmen des Abenomics‐Programms
zur Belebung des Wirtschaftswachstums und
derInflationbeschlossenwurden.Zudemistfür
April 2017 eine erneute Anhebung des Mehr‐
wertsteuersatzes geplant. Der finanzpolitische
Kurs in vielen Industrieländern konnte jüngst
auch etwas gelockert werden, weil die stark
gesunkenen Staatsanleihezinsen eine beträcht‐
liche Entlastung für die öffentlichen Haushalte
darstellen. So können die vereinbarten Defizit‐
6
DieLagederWeltwirtschaft
Ausblick:Auftriebskräftenehmenwiederzu
globale Expansionstempo wieder etwas zu‐
rückgehen.
DieKonjunkturindengroßenfortgeschrittenen
Volkswirtschaften wird im Prognosezeitraum
auch von der Entwicklung der nominalen
Wechselkurse geprägt. So dürften die Export‐
zuwächsederUSAaufgrundderErstarkungdes
Dollargedämpftbleiben,wohingegendieNach‐
frage nach Gütern und Dienstleistungen aus
dem Euroraum und Japan angesichts der Ab‐
wertung des Euro und des Yen beschleunigt
zunehmendürfte.Dennochwirddieaggregierte
WirtschaftsleistungderUSAauchimPrognose‐
zeitraum kräftiger expandieren als jene des
Euroraums und Japans. Im Euroraum wird die
wirtschaftliche Entwicklung weiterhin durch
zahlreiche Strukturprobleme geschwächt,
wenngleich die daraus resultierenden Belas‐
tungen aufgrund der vielerorts durchgeführten
Reformen im Bankensektor sowie auf den Ar‐
beits‐ und Gütermärkten allmählich abnehmen
werden. Auch Japan dürfte im Prognosezeit‐
raum nur moderat expandieren. Zwar ist die
Geldpolitikauchdortäußerstexpansiv,unddie
geplante schrittweise Inbetriebnahme einer
Reihe von Atomkraftwerken dürfte den Bedarf
an Energieimporten reduzieren. Allerdings
werden die spürbar restriktive Finanzpolitik
sowie strukturelle Faktoren, wie ein schrump‐
fendesErwerbspersonenpotenzialundeinrela‐
tiv geringes Produktivitätswachstum, einen
kräftigerenAufschwungverhindern.
DasExpansionstempoindenSchwellenländern
wird sich im Prognosezeitraum kaum gegen‐
überdemlaufendenJahrverändern.Zwarwer‐
den Brasilien und Russland die Rezession im
Verlauf des kommenden Jahres wohl überwin‐
denundderniedrigeErdölpreisdürftepositive
Impulse in China, Indien und vielen ostasiati‐
schen Ökonomien zeitigen. Dem stehen jedoch
Kräfte entgegen, die eine nennenswerte kon‐
junkturelle Belebung verhindern werden. So
wird sich die trendmäßige Verlangsamung des
Wirtschaftswachstums in China wohl weiter
fortsetzen. Ferner werden die vor allem in den
USA langsam steigenden Langfristzinsen eine
ziele auch mit einer weniger disziplinierten
Ausgabenpolitik erreicht werden. Zudem dürf‐
ten die Mitgliedsländer des Euroraums in Zu‐
kunft über einen größeren fiskalischen Spiel‐
raum verfügen. Darauf deutet die Neuinterpre‐
tationdesStabilitäts‐undWachstumspaktshin,
die die Europäische Kommission zu Jahresbe‐
ginnveröffentlichthat.
In den aufstrebenden Volkswirtschaften dürfte
die Finanzpolitik im Prognosezeitraum durch
eine große Heterogenität gekennzeichnet sein.
So werden in Indien und China öffentliche In‐
vestitionsprogramme die Konjunktur stützen.
Auch in Russland sind staatliche Ausgabenpro‐
gramme aufgelegt worden, die die Rezession
abmildern sollen. In Brasilien hingegen fiel die
FinanzpolitikimlaufendenJahrspürbarrestrik‐
tiver aus. Dort sind jüngst Kürzungen bei den
Sozialausgaben und Subventionen sowie diver‐
se Steuererhöhungen und die Anhebung zahl‐
reicher administrierter Preise beschlossen
worden. Im Prognosezeitraum dürfte der fi‐
nanzpolitischeKursinBrasilienweitergestrafft
werden.
Ausblick:Auftriebskräftenehmenwiederzu
Die weltwirtschaftliche Expansion dürfte sich
im vierten Quartal dieses Jahres in einem ähn‐
lich moderaten Tempo wie im vergangenen
Sommer fortgesetzt haben. Dafür spricht die
EntwicklungzahlreicherFrühindikatoren.Zwar
befinden sich diese mehrheitlich auf einem
überdurchschnittlichen Niveau. Der jüngste
Rückgang des ifo Weltwirtschaftsklimas deutet
jedoch darauf hin, dass mit keiner konjunktu‐
rellen Beschleunigung in den Wintermonaten
zu rechnen ist. In der ersten Jahreshälfte 2016
werdendieAuftriebskräftedurchdieneuerlich
stark gesunkenen Ölpreise wieder zunehmen.
DennderpositiveEffekt aufdieerdölimportie‐
renden Länder dürfte aufgrund ihrer höheren
Ausgabebereitschaft stärker ausfallen als die
konjunkturellen Belastungen, die sich für die
ölexportierenden Ökonomien ergeben werden.
Da diese Effekte im Verlauf des kommenden
Jahres langsam auslaufen werden, wird das
7
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
Risiken
zunehmende Verschlechterung der Finanzie‐
rungsbedingungen für die Schwellenländer
nachsichziehen.DennochwirddasrealeBrut‐
toinlandsproduktindenSchwellenländernauch
im Prognosezeitraum etwa doppelt so schnell
zulegen wie jenes in den fortgeschrittenen
Volkswirtschaften.
Alles in allem dürfte die gesamtwirtschaftliche
Produktion in der Welt in diesem Jahr mit
3,0%, im kommenden Jahr mit 3,5% und im
Jahr 2017 mit 3,8% zunehmen (vgl. Tab. 1.1).
Der Welthandel wird in diesem Jahr voraus‐
sichtlich um lediglich 3,3% expandieren, ehe
sichseineZuwachsratebei4,2%indenbeiden
Folgejahren stabilisiert. Dabei werden sich die
Leistungsbilanzen der meisten rohstoffexpor‐
tierenden Schwellenländer verschlechtern. An‐
gesichtsdesstarkenDollardürftenauchinden
USAdieExportedeutlichlangsamerzulegenals
die Importe. Im Euroraum und in Japan wird
sich der Leistungsbilanzsaldo dagegen verbes‐
sern.
Tabelle1.1
Ein wesentliches Risiko für die weltwirtschaft‐
liche Entwicklung im Prognosezeitraum geht
von den politischen Spannungen im Nahen Os‐
tenunddenunübersichtlichenInteressenslagen
der an den zahlreichen Konflikten beteiligten
Parteien aus. Zwar dürften die jüngst in Paris
von einer dieser Parteien verübten Terroran‐
schläge keine nennenswerten konjunkturellen
Auswirkungenhaben(vgl.Kasten„Zudenkon‐
junkturellen Auswirkungen von Terroranschlä‐
gen“). Die daraus hervorgehenden politischen
Reaktionen Frankreichs sowie anderer Natio‐
nenzeigenjedoch,wiebrisantdiegeopolitische
Lage im Nahen Osten ist. Eine Eskalation der
Zerwürfnisse dort könnte Konsumenten, Pro‐
duzenten und Investoren auf der ganzen Welt
verunsichern und somit die konjunkturelle
Entwicklung spürbar dämpfen. In einem sol‐
chenSzenariokönnteesauchzueinemsprung‐
haftenAnstiegderÖlpreisekommen,dennviele
der Länder im Nahen Osten gehören zu den
wichtigstenFördererndiesesRohstoffes.
Reales Bruttoinlandsprodukt in der Welt
gewichtet mit Kaufkraftparitäten
2014 bis 2017
Gewicht1
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %
2014
2015
2016
2017
2014
2015
2016
2017
1,5
Industrieländer
EU 28
26,6
1,3
1,8
1,9
1,8
0,6
0,0
0,9
USA
25,9
2,4
2,5
2,5
2,4
1,4
0,3
1,0
1,7
Japan
9,5
-0,1
0,6
0,6
0,7
2,8
0,9
1,2
2,1
3,4
3,3
2,0
2,9
3,1
1,6
0,5
1,4
1,5
70,0
1,7
1,9
1,9
1,9
1,3
0,3
1,2
1,6
Asiatische Tigerstaaten2
Industrieländer insg.3
Schwellenländer
Russland
3,2
0,6
-3,5
0,3
1,2
7,8
13,0
8,0
7,0
China
13,1
7,3
6,8
6,8
6,1
2,0
1,5
2,2
2,3
Indien
2,9
7,1
7,3
7,5
7,6
6,7
5,1
5,6
5,5
Südostasiatische Schwellenländer4
2,9
4,5
4,6
5,2
5,3
4,7
3,0
3,8
4,2
Lateinamerika5
7,8
0,9
-0,7
-0,1
2,0
10,9
19,4
12,6
10,4
30,0
4,6
3,6
4,2
4,5
5,7
7,9
6,0
5,4
3,4
3,0
3,5
3,8
2,6
2,6
2,6
2,7
1,6
3,4
1,8
3,3
1,8
4,2
1,7
4,2
54.1$
1,11
45.3$
1,05
46.2$
1,05
Schwellenländer insg.
nachrichtlich:
Weltwirtschaft6
ifo Exportindikator7
Welthandel, real8
Annahmen
Ölpreis $/Barrel (Brent)
Wechselkurs $/€
1
100,0
Gewichtet mit Kaufkraftparitäten des Jahres 2014.
2
Gewichteter Durchschnitt aus Südkorea, Taiwan, Singapur und Hongkong.
3
Gewichteter Durchschnitt aus den EU-28-Ländern, USA, Japan, Kanada, Schweiz, Norwegen, Südkorea, Taiwan, Singapur, Hongkong.
4
Gewichteter Durchschnitt aus: Indonesien, Thailand, Malaysia, Philippinen.
5
Gewichteter Durchschnitt aus: Brasilien, Mexiko, Argentinien, Venezuela, Kolumbien, Chile
6
Weltwirtschaft nach Abgrenzung des IWF.
7
Bruttoinlandsprodukte von 36 Ländern gewichtet mit Anteilen am deutschen Export
8
Welthandel von Waren und Dienstleistungen in Abgrenzung der OECD.
Quellen: OECD; IWF; Berechnungen des ifo Instituts; 2015, 2016 und 2017: Prognose des ifo Instituts
8
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
Kasten:ZudenkonjunkturellenAuswirkungenvonTerroranschlägen
TerroranschlägemitTotenundVerletztenstellenmenschlicheTragödiendar.Darüberhinauskönnen
sie jedoch auch das alltägliche Verhalten von Menschen auf den Güter‐ und Finanzmärkten beeinflus‐
sen. Es ist nämlich denkbar, dass Terroranschläge zu einer signifikanten Verunsicherung zahlreicher
Wirtschaftsakteureführen.DieswiederumkönntespürbarenegativeKonsequenzenfürdiekonjunktu‐
relle Entwicklung haben. Denn in Zeiten erhöhter Unsicherheit werden typischerweise Konsum‐ und
Investitionsausgabenaufgeschoben.ZudemnehmendieRisikoprämienandenKapitalmärktenzu,was
dieFinanzierungsbedingungenfürUnternehmenundHaushalteverschlechtert.
ImFolgendensolleineAbschätzungderwahrscheinlichenkonjunkturellenEffektedesTerroranschlags
inParisvom13.November2015vorgenommenwerden.DiesgeschiehtaufderBasiseinerdeskriptiven
AnalysederReaktionenwichtigermakroökonomischerGrößenimGefolgevergangenerAttentate.Kon‐
kretwerdendabeidieTerroranschlägevom11.September2001indenUSA,dieMadriderZuganschlä‐
gevom11.März2004,dieExplosioneninöffentlichenVerkehrsmittelninLondonam7.Juli2005und
diePariserAttentatsserieam13.November2015betrachtet.
Abbildung 1.2 stellt die Entwicklung
Abbildung1.2
wichtiger makroökonomischer Größen
Verlauf wichger Konjunkturgrößen um den Zeitpunkt von Terroranschlägen
in einem Zeitfenster dar, das sich über
mehrere Monate vor und nach dem
Akenmärkte
Reales Bruoinlandsprodukt
Index
Index, saisonbereinigt
jeweiligen Anschlag erstreckt. Nach
USA
Spanien
den Anschlägen am 11. September
Großbritannien
2001, einem Dienstag, öffneten die
Frankreich
USA
Börsen erst wieder am darauffolgen‐
Frankreich
Spanien
den Montag. An diesem Tag fiel der
S&P500um4,9%.GenaueinenMonat
Großbritannien
später erreichte der Index wieder sei‐
Tage
Quartale
nen Wert, den er vor den Anschlägen
Zinsen
Wechselkurs
hatte. Längerfristig betrachtet setzte
Index
Index
Frankreich
Frankreich
der Index seinen abwärts gerichteten
Großbritannien
Spanien
Trend fort. Am Tag der Madrider An‐
Spanien Großbritannien
schläge (11. März 2004) verlor der
spanischeAktienindex2,2%;innerhalb
USA
USA
vonvierWochenwarjedochauchhier
das Niveau von vor den Anschlägen
wieder erreicht und der aufwärtsge‐
Tage
Tage
richteteTrendsetztesichfort.Derbri‐
Konsumentenvertrauen
Produzentenvertrauen
Index, saisonbereinigt
Index, saisonbereinigt
tische Index verlor 1,4% bevor er sei‐
nen Aufwärtstrend fortsetzte. An der
USA
USA
Großbritannien
Pariser Börse war nach den dortigen
Attentaten kein merklicher Effekt fest‐
zustellen. Bei den Kapitalmarktzinsen
Spanien
sindindenvierLändernqualitativähn‐
Spanien
Großbritannien
Frankreich
Frankreich
licheEffekteimNachgangderAnschlä‐
Monate
Monate
ge beobachtbar: Während die Zinsen
USA: S&P 500; Spanien: IBEX 35; Großbritannien: FTSE 100; Frankreich: CAC 40. − Rendite 10jähriger Staatsanleihen des jeweiligen Landes. −
Frankreich, Spanien: $ je Euro; Großbritannien: Euro je ₤; USA: Euro je $.
am Tag der Attacke zurückgingen, än‐
Quellen: BME Spanish Exchanges; Bureau of Economic Analysis; Datastream; Euronext Paris; Merrill Lynch Internaonal and Company CV; Naonal
Instute for Stascs and Economic Studies (INSEE); Naonal Stascs Instute (INE); Office for Naonal Stascs; Standard and Poors (S&P);
WM/Reuters; Berechnungen des ifo Instuts.
dertedieswederihrenlängerfristigen
a)
105
140
103
120
101
100
99
80
97
60
95
-5
-4
-3
-2
-1
0
1
2
3
4
-300
5
-200
-100
0
100
b)
200
300
200
300
c)
120
160
140
110
120
100
100
80
90
60
80
40
-300
-200
-100
0
100
200
300
-300
103
103
102
102
101
101
100
100
99
-100
0
100
99
-15
a)
-200
-12
-9
-6
-3
0
3
6
9
12
15
-15
-12
-9
-6
-3
0
3
6
b)
c)
9
9
12
15
DieLagederWeltwirtschaft
Risiken
TrendnochführteeszueinerNiveauverschiebung.BisaufdieUSAkamesnachdenTerroranschlägen
zugeringenAbwertungenderWährungen,diejedochnachwenigenTagenwiederausgeglichenwaren.
BeimKonsumenten‐undIndustrievertrauensindqualitativähnlicheEffektefestzuhalten:InFolgeder
AnschlägeistbeibeidenwedereineNiveauverschiebungnocheineTrendänderungbeobachtbar.Inden
USAverringertesichdasVertrauenkurzfristigzwarstärkeralsindenanderenLändern,kehrtejedoch
innerhalbwenigerMonateaufseinenlangfristigenVerlaufzurück(vgl.auchGarner,2002).InSpanien
undGroßbritanniensetztendieReihenihrenbisherigenTrendfort.
Alles in allem scheinen sowohl die Finanzmarktvariablen als auch die Vertrauensindikatoren nur in
geringemMaßeaufdieTerroranschlägereagiertzuhaben.DiebeobachtetenEffektesindinihrerGrö‐
ßenordnung keineswegs außergewöhnlich und lagen im Rahmen der normalen Schwankungsbreite.
WennEffektebeobachtbarsind,sinddiesenurkurzfristig.DieGrößenkehrenschonnachrelativkurzer
Zeit zu ihrem Trendverlauf zurück. Einschränkend ist anzumerken, dass im Rahmen dieser einfachen
Analyse die Effekte der Attentate nicht isoliert werden können. Sie gehen mit einer Vielzahl anderer
Faktoreneinher,dieindieserAnalyseunberücksichtigtbleiben.
gen, deren Platzen zu schmerzhaften Verwer‐
fungen an den inner‐ und außereuropäischen
Finanzmärkten führt. Zudem generiert gerade
das Staatsanleiheankaufprogramm der EZB
auch Fehlanreize für die Finanzpolitik. Bereits
jetzt ist eine Reihe europäischer Regierungen,
auch jene Spaniens und Italiens, in der Lage,
mehrjährige Anleihen mit einer negativen Ver‐
zinsung zu emittieren. Die dadurch entstehen‐
den fiskalischen Puffer werden vielerorts je‐
doch nicht dazu genutzt, um die staatlichen
DefiziteweiterzureduzierenodergarSchulden
abzubauen. Vielmehr werden aus politischen
Gründen diverse Ausgaben ausgeweitet oder
Steuersenkungen vorgenommen. Zwar lassen
diese Maßnahmen das laufende Gesamtdefizit
in Relation zum Bruttoinlandsprodukt in etwa
unverändert, erhöhen aber längerfristig die
strukturellen Defizite und wirken sich damit
dauerhaftnegativaufdieVerschuldungssituati‐
onderöffentlichenHandaus.Diesreduziertdie
künftige Fähigkeit vieler Euroraumländer, ad‐
verse Schocks durch fiskalpolitische Eingriffe
abzufedern, und macht sie anfälliger für die
wechselnden Launen der internationalen Kapi‐
talmärkte. Das Risiko krisenhafter Verwerfun‐
gen und einer Neuauflage der europäischen
Schuldenkrisenimmtdamitzu.
Risikengehenauchvondererwartetenallmäh‐
lichenStraffungderGeldpolitikindenUSAaus.
So ist damit zu rechnen, dass die Fed im De‐
zember2015ersteZinsanhebungenvornehmen
wird. Dies würde die relative Attraktivität der
USA als Anlagestandort erhöhen und dürfte
Portfolioumschichtungen zulasten anderer Re‐
gionen nach sich ziehen. Im Extremfall könnte
dieserneutzuKapitalabflüssenausdenSchwel‐
lenländern führen, wodurch es dort zu starken
Finanzmarktturbulenzen oder gar zu Wechsel‐
kurskrisen kommen könnte. Besonders stark
könntediesjeneLändertreffen,dieeinerelativ
hohe, auf US‐Dollar lautende Auslandsver‐
schuldung aufweisen (Brasilien, Indonesien,
Türkei). Auch für rohstoffexportierende
Schwellenländer wie Russland sowie viele la‐
teinamerikanische Staaten, die bereits mit den
negativen Auswirkungen niedriger Rohstoff‐
preise zu kämpfen haben, könnten sich die
Probleme derart verschärfen, dass es dort zu
krisenhaftenVerwerfungenkommt.
Auch die zuletzt durch die EZB beschlossene
Verlängerung
des
Wertpapierankaufpro‐
gramms birgt Gefahren für die wirtschaftliche
EntwicklungnichtnurimEuroraum.Sokönnte
die lockerere Bereitstellung billigen Geldes die
Bildung von Vermögenspreisblasen begünsti‐
10
DieLagederWeltwirtschaft
ModeraterAufschwungindenUSAsetztsichfort
beiträge lieferten der private Konsum (+0,5
Prozentpunkte) und die Ausrüstungsinvestitio‐
nen(+0,1Prozentpunkt).
DerArbeitsmarkthatsichweiterpositiventwi‐
ckelt. Die Arbeitslosenquote sank von 5,7% zu
BeginndesJahresauf5,0%imNovember(vgl.
Abbildung 1.3). Nachdem der Beschäftigungs‐
aufbauimSommeretwasschwächerwar,wur‐
denimNovembermit211000neuenStellenin
etwa so viele Beschäftigungsverhältnisse ge‐
schaffen wie im Durchschnitt der vergangenen
zwölfMonate.BemerkenswertistderRückgang
der Teilzeitarbeit. Gleichzeitig verringerte sich
diePartizipationsrategeringfügig.
ModeraterAufschwungindenUSAsetztsich
fort
Nach einem schwachen Start zu Jahresbeginn
istdieUS‐amerikanischeWirtschaftzumodera‐
ten Zuwachsraten zurückgekehrt. Damit hat
sich bestätigt, dass die Schwäche im ersten
Quartal vornehmlich auf temporäre Faktoren,
wie den strengen Winter und die Streiks der
Hafenarbeiter, zurückzuführen war. Folgerich‐
tig war das zweite Quartal mit einer Zuwachs‐
rate von 1% gegenüber dem Vorquartal von
Nachholeffekten geprägt. Im dritten Quartal
nahmdieWirtschaftsleistungmit0,5%inetwa
demselben Tempo wie im Durchschnitt des
ersten Halbjahres zu. Die größten Wachstums‐
Abbildung1.3
Konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten
Unternehmensumfragen
60
Konsumindikatoren
Index, saisonbereinigt
Index, saisonbereinigt
110 100
Index
%
6
Konsumentenvertrauena)
105
55
50
45
ISM – Einkaufsmanagerindex
100
(linke Skala)
90
NFIB – Mittelstandsindikator
35
(rechte Skala)
2010
80
4
95
40
30
(linke Skala)
2011
2012
2013
60
2
realer
85
(rechte Skala)
2014
2015
80
40
2010
%
2011
%
2013
2014
2015
%
10
%
4
Konsumentenpreise
Industrieproduktionb)
(rechte Skala)
81
2012
3
5
2
0
1
Kapazitätsauslastung
73
2010
2011
1
Kerninflationsratec)
-5
(linke Skala)
0
0
2012
2013
2014
2015
-10
-1
2010
2011
2012
2013
2014
2015
-1
Modellprognosen für das reale BIPe)
Arbeitsmarkt
150
4
3
2
77
69
0
Konsumentenpreiseb)
Produktion und Auslastung
85
Konsumb)
Mill. Personen
%
Relative Häufigkeit
11
4. Quartal 2015
Arbeitslosenquote
10
Relative Häufigkeit
1. Quartal 2016
0,3
0,3
0,2
0,2
0,1
0,1
(rechte Skala)
9
146
8
142
7
Erwerbstätiged)
(linke Skala)
6
5
138
2010
2011
2012
2013
2014
2015
4
0,0
0,0
-0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2
-0,2 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2
Index der University of Michigan. − b) Veränderung gegenüber Vorjahr in %. − c) Ohne Energie und Nahrungsmittel. −
Zivile Erwerbstätige insgesamt, saisonbereinigt. − e) Verteilung der sich im Rahmen eines Kombinationsansatzes
ergebenden Veränderungsraten des BIP gegenüber Vorquartal; vgl. Carstensen et al. (2009).
a)
d)
Quellen: Bureau of Labor Statistics; Federal Reserve; U.S. Department of Commerce; NFIB − National Federation of Independent
Business; ISM − Institute for Supply Management; Bureau of Economic Analysis; The Conference Board; Berechnungen des ifo Instituts.
11
DieLagederWeltwirtschaft
ModeraterAufschwungindenUSAsetztsichfort
eine weniger expansive Geldpolitik überfällig
und der konjunkturellen Lage angemessen, um
u.a. Fehlallokationen an den Finanzmärkten zu
verhindern. Die Notenbank dürfte dann im
Prognosezeitraum die Zinsen relativ langsam
anheben.
Der Finanzpolitik ist in der jüngsten Vergan‐
genheitderSpagatgelungen,einenBeitragzum
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts beizu‐
tragen und gleichzeitig das Defizit des Bundes‐
haushaltesrelativzumBruttoinlandsproduktzu
verringern. Nachdem das Defizit im Jahr 2009
mit 10,2% relativ zum Bruttoinlandsprodukt
seinen höchsten Wert seit dem 2. Weltkrieg
erreichte, konnte es in den folgenden Jahren
kontinuierlichverringertwerdenundwirdsich
imJahr2015voraussichtlichauf2,5%belaufen
(vgl. Tabelle 1.2). Dieser Wert liegt unter dem
Durchschnittdervergangenen50Jahre.Zusätz‐
lichen Ausgaben für das Gesundheitswesen
standen dabei höhere Steuereinnahmen und
geringere Zinsausgaben für die Staatsschulden
gegenüber. Der Schuldenstand wird am Ende
des Jahres 74% des Bruttoinlandsprodukts
betragen. Nachdem im Oktober die Schulden‐
obergrenze für die Bundesebene erreicht wur‐
de, beschloss der Kongress deren Aufhebung
bis März 2017. Politische Haushaltskrisen sind
damitimPrognosezeitraumnichtzuerwarten.
Der Lohnauftrieb hat sich bisher nicht be‐
schleunigt.DieStundenlöhnevorSteuerninder
Privatwirtschaft nehmen seit Ende 2010 pro
Jahr um rund 2% zu. Dennoch stiegen die real
verfügbarenEinkommenderprivatenHaushal‐
teangesichtsdergeringenInflationundderneu
geschaffenen Beschäftigungsverhältnisse seit
Anfang2014merklich.ImOktoberlagensieum
3,9% über ihrem Vorjahreswert. Die Haus‐
haltsvermögenprofitiertenzudemvonsteigen‐
den Immobilien‐ und Aktienpreisen. Es ist da‐
vonauszugehen,dassderprivateKonsumwei‐
terhin die Stütze des konjunkturellen Auf‐
schwungsbleibt.
Die amerikanische Notenbank hielt auch nach
der Sitzung des Offenmarktausschusses im Ok‐
tober an ihrer Nullzinspolitik fest. Dies wurde
in erster Linie mit den Arbeitsmarktzahlen be‐
gründet, die zum Zeitpunkt des Zinsentscheids
schlechter ausfielen als erwartet. Nachdem im
Oktober die Zahl der neu geschaffenen Stellen
ihrenhöchstenWertdesJahres2015erreichte,
sollte einer Erhöhung des Zinssatzes um 0,25
ProzentpunktebeiderkommendenSitzungdes
Ausschusses im Dezember nichts im Wege ste‐
hen. Da die Marktteilnehmer diesen geldpoliti‐
schenSchrittabermehrheitlicherwarten,dürf‐
te die Zinsanhebung keine negativen konjunk‐
turellen Impulse erzeugen. Vielmehr erscheint
Tabelle1.2
Eckdaten zur Wirtschaftsentwicklung in den USA
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in
%
Reales Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum
Staatskonsum und -investitionen
Private Anlageinvestitionen
1
Vorratsveränderungen
1
Inländische Verwendung
Exporte
Importe
1
Außenbeitrag
Verbraucherpreise
In % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
2
Budgetsaldo
Leistungsbilanzsaldo
In % der Erwerbspersonen
Arbeitslosenquote
1
,2
2014
2015
2016
2017
2,4
2,7
-0,6
5,3
0,0
2,6
3,4
3,8
-0,2
1,6
2,5
3,2
0,8
4,3
0,2
3,2
1,5
5,3
-0,7
0,2
2,5
3,0
1,6
4,8
-0,1
2,7
3,3
4,2
-0,3
1,1
2,4
2,5
1,8
4,8
0,0
2,6
4,8
4,8
-0,2
1,6
-2,8
-2,2
-2,5
-2,6
-2,4
-2,8
-2,4
-2,8
6,2
5,3
4,9
4,8
Wachstumsbeitrag Budget des Bundes, Fiskaljahr
Quellen: Bureau of Economic Analysis; Bureau of Labour Statistics; ab 2015 Prognose des ifo Instituts.
12
DieLagederWeltwirtschaft
ModeraterAufschwungindenUSAsetztsichfort
Konjunkturindikatoren geben am aktuellen
Rand ein eher uneinheitliches Bild. Der Ein‐
kaufsmanagerindex (ISM) hat sich im Novem‐
ber auf 48,6 Punkte verschlechtert und liegt
damit unterhalb der Expansionsgrenze von 50
Punkten. In der Tat hat sich die Industriepro‐
duktion im Oktober im Vergleich zum Vormo‐
nat leicht verringert. Auch lagen die Auftrags‐
eingänge im Verarbeitenden Gewerbe (ohne
Verteidigungsgüter)imOktoberlediglich0,4%
über ihrem Vorjahreswert. Aufgrund der Auf‐
wertungdesDollarsseitMitteOktoberdürften
vom Außenhandel dämpfende Impulse ausge‐
hen.PositiveSignalezeigensichhingegenbeim
privatenKonsum,dersichzuletztdynamischer
als zu Jahresbeginn entwickelte und, gestützt
durch die Zunahme der verfügbaren Einkom‐
men, im dritten Quartal um 0,75% zulegte. Da
das Verbrauchervertrauen nach Rückgängen in
den Vormonaten im November wieder gestie‐
gen ist und die verfügbaren Einkommen auf‐
grund der niedrigen Inflation weiter steigen
werden, ist damit zu rechnen, dass der private
Konsum weiterhin das Wirtschaftswachstum
stützenwird.InderGesamtschaulegendiever‐
fügbaren Konjunkturindikatoren nahe, dass
sich die konjunkturelle Dynamik im laufenden
undkommendenQuartalfortsetzt.3
ImlaufendenJahrdürftedasBruttoinlandspro‐
dukt um 2,5% zulegen (vgl. Abbildung 1.4). In
denbeidenkommendenJahrenwirdsichdieser
moderate Aufschwung wohl fortsetzen. Da die
dämpfendenEffektederDollaraufwertungaus‐
laufenwerdenunddaaufgrundderzunehmend
ausgelasteten Kapazitäten von einer Auswei‐
tung der Unternehmensinvestitionen auszuge‐
hen ist, dürfte sich im Sommer 2016 die kon‐
junkturelle Entwicklung leicht beschleunigen.4
Die Arbeitslosenrate wird im Jahresdurch‐
schnitt2015bei5,3%liegen.DadamitdieAr‐
beitslosigkeit auf ihr strukturelles Niveau ge‐
sunken ist, wird die Quote in den kommenden
Jahren nur noch geringfügig auf 4,9% bzw.
4,8% sinken. Das Preisniveau wird 2015 bei
einer Inflationsrate von voraussichtlich 0,2%
nahezukonstantbleiben.AufgrunddesAuslau‐
fens der dämpfenden Effekte der gesunkenen
Energiepreise und eines beschleunigten Lohn‐
auftriebs dürfte die Inflationsrate im kommen‐
den Jahr auf 1,1% und in 2017 auf 1,6% an‐
steigen und sich damit dem Inflationsziel der
Notenbank
von
2%
nähern.
Abbildung1.4
Reales Bruttoinlandsprodukt in den USA
Saisonbereinigter Verlauf
118
%
Index, 1. Quartal 2012 = 100
a)
laufende Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnittb)
2
2,4%
1.Volumen
Quartal (linke
2012 =
100
Skala)
2,4%
2,5%
2,5%
110
1
102
0
Prognosezeitraum
1,5%
2,2%
94
a)
2012
2013
2014
2015
2016
2017
-1
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Bureau of Economic Analysis; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
3
Dieser Verlauf wird auch durch die Ergebnisse
eines
Kombinationsansatzes
(Pooling‐of‐
Forecasts) unterstützt (vgl. Abbildung 1.3 sowie
Carstensenetal.,2009).
4 Diese leichte Beschleunigung im kommenden Jahr
legt auch die sich im Rahmen eines Bayesiani‐
schen vektorautoregressiven Modells ergebende
Prognosenahe(vgl.Kasten„ZurPrognosederUS‐
KonjunkturmitBayesianischenVAR‐Modellen“).
13
DieLagederWeltwirtschaft
ModeraterAufschwungindenUSAsetztsichfort
Kasten:ZurPrognosederUS‐KonjunkturmitBayesianischenVAR‐Modellen
ZurPrognosemakroökonomischerGrößenwiedemBruttoinlandsproduktoderderInflationsrateistes
empfehlenswert,eineVielzahlvonInformationsvariablenzuberücksichtigen.Jedochstoßenklassische
Zeitreihenmethoden und insbesondere vektorautoregressive (VAR‐) Modelle häufig schon bei einer
Handvoll Variablen an ihre Grenzen. Die Folge sind ungenaue Parameterschätzer und Prognosen. Das
ifoInstitutnutztdahernebeneinemKombinationsansatz(vgl.Carstensenetal,2009)auchBayesiani‐
scheVAR‐Modelle,umdiesemDimensionsproblemzuentgegnen.ImGegensatzzumKombinationsan‐
satzwirdbeidieserMethodenichteineVielzahlkleinerModellekombiniert,sonderneineinzigesgro‐
ßes Modell geschätzt. Dieses Vorgehen erlaubt somit eine in sich schlüssige Prognose einer Vielzahl
makroökonomischerGrößen.ZudemdienenBayesianischeVAR‐ModellenichtnurderKurzfristprogno‐
se,sondernsiewerdeninderPraxisauchauflängerfristigePrognosehorizonte(mehralszweiQuarta‐
le) angewandt. Das Dimensionsproblem wird dabei überwunden, indem der Informationsgehalt der
vorhandenenDatenmitsubjektivenEinschätzungendesPrognostikersverbundenwird.Fürstationäre
Variablen,wiedemZuwachsdesBruttoinlandsproduktsoderderInflationsrate,bedeutetdies,dassder
historische Mittelwert der Reihe als Prognosewert beibehalten wird, solange die vorhandenen Daten
keindeutlichesSignalfüreinenhöherenoderniedrigerenWertliefern.
Während Bayesianische VAR‐
Modelle durchaus 100 und
Abbildung1.5
Prognose ausgewählter US-Variablen
mehr Informationsvariablen
Arbeitslosenquote
Bruttoinlandsprodukt
aufnehmen können, hat sich
9
herausgestellt, dass auch eine
1,5
8
kleinere Anzahl sorgfältig aus‐
1,0
gewählter Variablen ausreicht,
7
um präzise Prognosen zu er‐
6
0,5
stellen (vgl. Berg und Henzel,
90%
5
70%
2015). Das ifo Modell für die
50%
4
0,0
30%
USA beinhaltet daher 18 Zeit‐
Prognose
3
reihen, die neben den Größen
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
der Volkswirtschaftlichen Ge‐
Kapitalmarktzins
Verbraucherpreise
samtrechnung und Preisen
5
4,5
auch Produktions‐ und Ar‐
4
4,0
beitsmarktdaten, Stimmungs‐
3
3,5
indikatoren sowie Finanz‐
2
3,0
marktvariablen umfassen. Der
1
2,5
Schätzzeitraum geht aktuell
0
2,0
von 1985 Q2 bis 2015 Q3. Ab‐
−1
1,5
1,0
bildung 1.5 zeigt beispielhaft
−2
0,5
−3
die Prognosen für die Arbeits‐
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
losenquote,denZuwachsdes
Bruttoinlandsprodukts, den Kapitalmarktzins (Rendite für eine 10‐jährige US‐Staatsanleihe) und die
Verbraucherpreisinflation für den Zeitraum von 2015 Q4 bis 2017 Q4. Neben der mittleren Prognose
(Punktprognose)stelltdieAbbildungauchdiesimulierteUnsicherheitanhandvonPrognoseintervallen
(FanCharts)dar,welchediePunktprognosemit einerWahrscheinlichkeitvon90%, 70%,50%bzw.
30%abdecken.Soliegz.B.derZuwachsdesBruttoinlandsproduktsimviertenQuartal2015miteiner
Wahrscheinlichkeitvon70%zwischen0,1%und1,2%oderdieArbeitslosenquoteamEndedesProg‐
nosezeitraumsmiteinerWahrscheinlichkeitvon90%zwischen2,5%und6,5%.Darüberhinauskann
ausderPrognoseverteilungauchdieEintrittswahrscheinlichkeiteinesbestimmtenEreignissesabgelei‐
Quelle: Federal Reserve Economic Database; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
14
DieLagederWeltwirtschaft
DienstleistungssektorstütztProduktioninChina
tetwerden(vgl.Berg,2015a).SobeträgtdieWahrscheinlichkeitfüreineRezessionimWinterhalbjahr
(2015 Q4 und 2016 Q1) in den USA derzeit lediglich 2,5%. Nicht zuletzt ist das Bayesianische VAR‐
ModellaucheinnützlichesInstrument,ummakroökonomischeSzenariendurchzuspielen.Sokannz.B.
derRohölpreisoderderNotenbankzinsaufeinembestimmtenNiveaufestgehaltenundbedingteProg‐
nosenfürBruttoinlandsproduktoderInflationsrateberechnetwerden(vgl.Berg,2015b).
schendgutekonjunkturelleEntwicklungChinas
Dienstleistungssektor stützt Produktion in
bei.ZudemhatdiechinesischeWirtschaftspoli‐
China
tik mit einer Reihe von Maßnahmen in das
InChinahatsichdasExpansionstempoimVer‐
Wirtschaftsgescheheneingegriffen.Unterande‐
lauf des Jahres leicht beschleunigt. Das reale
rem haben nun auch einheimische Pensions‐
Bruttoinlandsprodukt legte im zweiten und
fonds in chinesische Aktien investiert, die von
dritten Quartal 2015 im Vergleich zum Vor‐
Privatanlegernalszuriskanteingeschätztwur‐
quartal um 1,8% zu.Diesistdeutlichmehrals
den.DieRegierungverhängtezudemBeschrän‐
von vielen Marktteilnehmern erwartet wurde,
kungenfürWährungsderivate.
insbesondere da Chinas Wirtschaftswachstum
sich trendmäßig seit einigen Jahren verlang‐
Angesichts der sich im ersten Quartal ab‐
samtunddaderZuwachsimerstenQuartalnur
schwächendenKonjunktur,derimSommerauf
1,3%betragenhatte.Maßgeblichfürdierobus‐
den Finanzmärkten Chinas erhöhten Unsicher‐
tere Expansion im Sommerhalbjahr war die
heitsowiederanhaltendniedrigenKerninflati‐
Zunahme des privaten Konsums, welcher von
on,dieunter2%verharrt,wurdedieGeldpoli‐
einemAnstiegderrealverfügbarenEinkommen
tik im Sommerhalbjahr 2015 kräftig gelockert.
und günstigen Verdienstaussichten profitierte.
DerLeitzinswurdeinzweiSchrittenuminsge‐
NichtzuletztkamenauchvonderFinanzpolitik
samt0,5ProzentpunktegesenktunddieReser‐
positive Impulse. So wurden in den zurücklie‐
vehaltungssätze schrittweise um 1,5 Prozent‐
genden zwei Quartalen die Ausgaben für die
punkte verringert. Zur Stabilisierung der Im‐
Erweiterung des Schienennetzes, die Verbesse‐
mobilienmärkte hat die chinesische Regierung
rung der Wasserversorgung und den öffentli‐
zudem die Finanzierungsbedingungen verbes‐
chenWohnungsbauerhöht.
sertundineinigenRegionendieVoraussetzun‐
genfürdenErwerbvonZweitwohnungengelo‐
Große Aufmerksamkeit erweckten im Sommer
ckert.Diesallestrugdazubei,dassdieImmobi‐
2015 die starken Turbulenzen an den chinesi‐
lienpreise seit einigen Monaten wieder leicht
schen Börsen. Nach dem Aktienboom, der die
steigen. Im Prognosezeitraum dürfte sich die
Börsenindizes in Shanghai und Shenzhen zwi‐
Notenbank darauf konzentrieren, den Schul‐
schen Juli 2014 und Juni 2015 um über 150%
denaufbau im Unternehmenssektor zu begren‐
stiegenlies,habendieseseitMitteJunimehrals
zen, ohne dabei eine spürbare konjunkturelle
ein Drittel an Wert verloren. Die Kursverluste
Abschwächung hervorzurufen. Dabei wird sie
haben die Verunsicherung unter den internati‐
weiterhindieKreditvergabeinmanchenBerei‐
onalen Finanzinvestoren erhöht und zum Ab‐
chen gezielt einschränken und gleichzeitig ver‐
fluss ausländischen Kapitals geführt. Dabei
suchen, die derzeit hohen Finanzierungskosten
spieltedieSorgevoreinerharten Landungder
fürkleinereprivateUnternehmenzusenken.
wirtschaftlichen Aktivität eine Rolle. So belief
sich der Netto‐Kapitalabzug aus China in den
Die Industrieproduktion nahm im Verlauf des
erstenneunMonatendesJahres2015aufetwa
JahresmithistorischniedrigenRatenvonetwa
350 Milliarden US‐Dollar. Allerdings waren
6% zu. In manchen Wirtschaftsbereichen, wie
diese Turbulenzen nur temporär. Bereits im
in der Zement‐ und der Stahlindustrie, ist die
Oktober stabilisierten sich die Kapitalströme
Produktion sogar leicht rückläufig. Demgegen‐
wieder. Dazu trug nicht zuletzt die überra‐
15
DieLagederWeltwirtschaft
NurleichteBelebunginJapan
NurleichteBelebunginJapan
über gewinnt der Dienstleistungssektor, der
sichbereitsseitdemJahr2013dynamischerals
dieindustrielleWertschöpfungentwickelt,wei‐
teranBedeutung.DadieProduktionimDienst‐
leistungssektor arbeitsintensiver ist, hat sich
die nachlassende Dynamik in der Industrie
nicht negativ auf die gesamte Beschäftigung
ausgewirkt.SowurdenindenerstenneunMo‐
naten dieses Jahres 10,7 Millionen neue Ar‐
beitsplätze in Städten und städtischen Randge‐
bieten geschaffen. Auch im Prognosezeitraum
dürfte einer Verlangsamung der Zuwachsraten
der Industrieproduktion eine sich beschleuni‐
gende Dynamik im Dienstleistungssektor ge‐
genüberstehen.
ImlaufendenundimkommendenQuartaldürf‐
ten die gesamtwirtschaftliche Produktion in
etwa demselben Tempo wie im dritten Quartal
expandieren. Darauf deuten die jüngsten Ent‐
wicklungen bei der Industrieproduktion und
beim Einkaufsmanagerindex hin. Auch die ge‐
sunkenen Energie‐ und Rohstoffpreise stützen
zunächst die Konjunktur; dieser Effekt dürfte
aber allmählich auslaufen. Gegenwärtig gehen
von der Finanzpolitik positive Impulse aus. So
dürften zusätzliche Investitionen in das Schie‐
nennetz sowie in Umweltschutzprojekte die
ProduktionindiesemJahrundAnfangnächsten
Jahres beleben. Außerdem ist davon auszuge‐
hen, dass die Finanzpolitik mit weiteren Infra‐
strukturmaßnahmenzusätzlicheImpulseschaf‐
fen wird, sollte sich die Entwicklung bei den
Wohnungsbau‐ und Ausrüstungsinvestitionen
erneut stark eintrüben. Die Turbulenzen am
Aktienmarkt werden den privaten Konsum
wohldagegenkaumbremsenundsomithöchs‐
tens einen geringen Einfluss auf die gesamt‐
wirtschaftliche Nachfrage haben. Insgesamt
dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt in die‐
semundimkommendenJahrumjeweils6,8%
zulegen.NegativaufdenWachstumstrenddürf‐
tesichdasschrumpfendeArbeitskräftepotenzi‐
alauswirken.SowirddiewirtschaftlicheAktivi‐
tät im Jahr 2017 voraussichtlich um lediglich
6,1%zunehmen.
Das Bruttoinlandsprodukt in Japan nahm im
dritten Quartal 2015 um 0,3% gegenüber dem
Vorquartalzu,nachdemesimvorangegangenen
Quartal noch um 0,1% gesunken ist. Getragen
wardiegesamtwirtschaftlicheExpansiondurch
einemoderateZunahmedesprivatenKonsums,
der durch Realeinkommenszuwächse gestützt
wurde. Auch die Investitionen wurden leicht
ausgeweitet. Einen negativen Beitrag leisteten
hingegen die Vorratsveränderungen, nachdem
die Läger im ersten und zweiten Quartal noch
starkausgeweitetwurden.
Der Preisauftrieb ist nach dem Auslaufen des
EffektsderMehrwertsteuererhöhungvomApril
2014 im Oktober 2015 auf 0,3% gesunken.
Einen wesentlichen Beitrag leistete der Rück‐
gang der Energiepreise; die Kerninflationsrate
betrug im Oktober 0,8%. Deshalb hat die No‐
tenbankzuletztdaraufverzichtet,denExpansi‐
onsgrad ihrer Politik weiter zu erhöhen. Au‐
ßerdemmachtsichdieAbwertungdesYen,die
sich seit Sommer 2014 real effektiv auf 10%
beläuft,allmählichindenKonsumentenpreisen
bemerkbar. Der Arbeitsmarkt zeigt sich, trotz
der konjunkturellen Schwäche, sehr robust. So
ist die Beschäftigung im Verlauf des Jahres ge‐
stiegen und die Arbeitslosenquote ist im Okto‐
ber auf 3,1% und damit den niedrigsten Wert
seit 1995 gesunken. Die Nominallöhne dürften
daher im Prognosezeitraum etwas stärker als
bisher zunehmen. Auch deshalb ist es wenig
wahrscheinlich, dass die japanische Zentral‐
bankihreGeldpolitikzusätzlichlockert.
Die Finanzpolitik bleibt vor dem Hintergrund
derhohenöffentlichenVerschuldungweiterhin
restriktivausgerichtet.Zwaristeinemehrstufi‐
geSenkungderUnternehmenssteuernimProg‐
nosezeitraum vorgesehen, um die Investitions‐
bereitschaft zu fördern. Demgegenüber stehen
aber kräftige Einsparungen bei den staatlichen
Ausgaben, wobei die größten Kürzungen bei
den öffentlichen Investitionen stattfinden dürf‐
ten. Diese werden von etwa 5% in Relation
zum Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2014 auf
16
DieLagederWeltwirtschaft
KonjunkturinIndienundSüdostasienbelebtsichmoderat
dabeisowohlvomprivatenVerbrauchalsauch
von den öffentlichen Investitionen. So hellte
sichdieStimmungunterdenprivatenHaushal‐
tenauf,wasvorallemaufdieInflationsentwick‐
lung zurückzuführen ist. Der Anstieg der Ver‐
braucherpreiseistseitAnfang2014inderTen‐
denzrückläufig,wasdieKaufkraftderprivaten
Haushaltestärkt.DieVerlangsamungdesPreis‐
auftriebs reflektiert vor allem die gesunkenen
Energiepreise, eine aktive Steuerung der Nah‐
rungsmittelpreise sowie die zuletzt erhöhte
GlaubwürdigkeitderGeldpolitik.Zudemhatdie
Wirtschaftspolitik die staatlichen Investitionen
erhöht und zusätzlich eine Reihe struktureller
Reformen umgesetzt. Unter anderem hat sie
neueWirtschaftszweigefürausländischeDirek‐
tinvestitionen geöffnet, wie z.B. das Bau‐
gewerbe und den Schienenverkehr. So beliefen
sich die Netto‐Direktinvestitionen nach Indien
in den ersten sechs Monaten des Jahres 2015
auf etwa 20 Milliarden Dollar, was einer Zu‐
wachsrate von über 120% im Vergleich zur
Vorjahresperiode entspricht. In vielen anderen
aufstrebenden Volkswirtschaften sind diese
Investitionen im gleichen Zeitraum eingebro‐
chen.
Die jüngsten Entwicklungen bei den Auftrags‐
eingängen im Verarbeitenden Gewerbe, der
Industrieproduktion und den Exporten deuten
auf keine weitere Beschleunigung in den kom‐
menden Monaten hin. Im weiteren Prognose‐
zeitraum dürfte die Produktion aufgrund einer
sich festigenden Binnennachfrage in leicht zu‐
nehmendemTempoexpandieren.Zwarwerden
imVerlaufdeskommendenJahresdiestimulie‐
renden Effekte der gesunkenen Ölpreise all‐
mählichauslaufen.ZusätzlichwirddieKonjunk‐
tur durch die große Zahl notleidender Kredite
und den hohen Verschuldungsgrad mancher
Unternehmen das Expansionstempo der Inves‐
titionstätigkeitbremsen.Anderseits gehender‐
zeit von der Finanzpolitik immer noch positive
Impulseaus,dieimweiterenPrognosezeitraum
allerdingsauslaufen.ZwarhatesderRückgang
der Ölpreise der Regierung ermöglicht, die
Energiesteuern anzuheben und verschiedene
Subventionen, wie etwa jene für den Kauf von
etwa 3% im Jahr 2017 sinken. Ausschlagge‐
bend dafür ist das Auslaufen großer Konjunk‐
turpakete, die im Rahmen des Abenomics‐
Programms zur Stimulierung der Produktion
beschlossenwurden.ZudemsollderMehrwert‐
steuersatzimApril2017erneutvon8auf10%
erhöhtwerden.
ImPrognosezeitraumwirdsichdiegesamtwirt‐
schaftliche Dynamik leicht beleben. Steigende
Realeinkommen der Haushalte dürften den
privaten Verbrauch wohl zunächst antreiben.
Zudem sehen sich dieUnternehmen angesichts
der hohen Kapazitätsauslastung zur Auswei‐
tung ihrer Investitionstätigkeiten veranlasst,
wasdurchdieSenkungdesKörperschaftsteuer‐
satzes und Gewinne in Rekordhöhe begünstigt
wird. Auch die allmähliche Beschleunigung der
konjunkturellenDynamikindenostasiatischen
Schwellenländern dürfte die Nachfrage nach
japanischen Produkten in den kommenden
Quartalen leicht stützen, nicht zuletzt, weil der
niedrigeAußenwertdesYendieExporteetwas
belebt.NachwievorbremsenstrukturelleFak‐
toren(schrumpfendeBevölkerung,sehrrigider
ArbeitsmarktmitlebenslangenBeschäftigungs‐
garantien, Überregulierung in zahlreichen Pro‐
dukt‐ und Dienstleistungsmärkten) den Pro‐
duktionsanstieg. Insgesamt dürfte die gesamt‐
wirtschaftliche Produktion in diesem und im
kommenden Jahr um rund 0,6% zulegen. Im
Jahr 2017 wird das Bruttoinlandsprodukt vo‐
raussichtlichum0,7%steigen.Dabeidürfteder
Preisauftrieb gering bleiben. Für den Durch‐
schnittdiesesunddeskommendenJahresistzu
erwarten, dass die Teuerungsrate bei rund
0,9%bzw.1,2%liegt.AufgrundderAnhebung
desMehrwertsteuersatzesimJahr2017dürften
dieVerbraucherpreiseum2,1%steigen.
Konjunktur in Indien und Südostasien be‐
lebtsichmoderat
Die reale gesamtwirtschaftliche Produktion
Indiens stieg im dritten Quartal dieses Jahres
um 1,7% im Vergleich zum Vorjahrquartal,
nachdem sie in den drei Monaten zuvor um
5,6% gesunken war. Positive Impulse kamen
17
DieLagederWeltwirtschaft
RezessioninLateinamerikaschwächtsichab
zulegen. Die gesamtwirtschaftliche Produktion
in Indonesien, Malaysia, auf den Philippinen
und in Thailand dürfte in den Jahren 2015,
2016 bzw. 2017 um 4,6%, 5,2% bzw. 5,3%
zunehmen.
Kraftstoffen,zukürzen.Allerdingswurdenum‐
fangreicheöffentlicheInvestitionenzurVerbes‐
serung der Verkehrs‐ und Energieversorgungs‐
infrastruktur angekündigt. Zudem plant die
Politik, die Körperschaftssteuer im Verlauf der
kommenden vier Jahre von 30% auf 25% zu
senken, um private Investitionen zu fördern.
AllesinallemwirddasrealeBruttoinlandspro‐
dukt in diesem Jahr um 7,3%, im kommenden
Jahrum7,5%undimJahr2017um7,6%zule‐
gen.
In den übrigen ost‐ und südostasiatischen
Schwellenländern hat sich die wirtschaftliche
Dynamik leicht verlangsamt. Zwar sind die Zu‐
wachsraten der gesamtwirtschaftlichen Pro‐
duktion im Vergleich zu den vergangenen Jah‐
ren noch hoch, allerdings haben sich diese im
VerlaufdesJahresleichtabgeschwächt.Zurück‐
zuführenistdieseEntwicklungvornehmlichauf
den Rückgang der Nachfrage der chinesischen
Industrie nach Vorleistungs‐ und Investitions‐
gütern aus diesen Ländern. Zudem hat die Ab‐
schwächung in China einen Abwärtsdruck auf
die internationalen Rohstoffpreise ausgeübt,
worunter Rohstoffexporteure wie Indonesien
litten. Der Ausblick für den Prognosezeitraum
stellt sich optimistischer dar. Vielerorts dürfte
die Binnennachfrage beschleunigt zulegen. So
werdenindenasiatischenTigerstaaten(Südko‐
rea, Taiwan, Hongkong und Singapur) der pri‐
vate Konsum und die Investitionen wohl von
einer verbesserten Vermögenssituation der
Haushalte und Unternehmen profitieren. In
Südkoreadürftezudemdieexpansivausgerich‐
teteFinanzpolitikdieKonjunkturstützen.Auch
die Regierung Indonesiens, die noch über aus‐
reichend finanzpolitischen Spielraum verfügt,
planteineErhöhungderöffentlichenAusgaben.
Darüber hinaus wird auch das Exportgeschäft,
vor allem angesichts der erwarteten leichten
Beschleunigung der Weltkonjunktur und der
merklichen Abwertung der Wechselkurse der
Schwellenländer, in hohem Tempo expandie‐
ren. Alles in allem wird das reale Bruttoin‐
landsproduktindenasiatischenTigerländernin
diesem Jahr voraussichtlich um 2,0%, im
nächstenum2,9%undimJahr2017um3,1%
Rezession in Lateinamerika schwächt sich
ab
Die jährliche Zuwachsrate des Bruttoinlands‐
produkts für Lateinamerika insgesamt ist seit
2010 kontinuierlich zurückgegangen. Ein
Hauptgrund dafür sind die stark gesunkenen
Rohstoffpreise, die das reale Austauschverhält‐
nisvonImportenundExportenverschlechtern.
ZudemsetztsichdieAbwertunglateinamerika‐
nischer Währungen fort. So verloren der ko‐
lumbianische Peso und der brasilianische Real
seitMitte2014etwa40%ihresWertesgegen‐
über dem US‐Dollar; und auch beim mexikani‐
schen Peso beläuft sich der Verlust auf fast
25%. Die Währungsabwertungen stellen zum
eineneineBelastungfürinausländischerWäh‐
rungverschuldeteUnternehmenundHaushalte
dar.ZumanderenliegeninfolgederAbwertun‐
gen die Preissteigerungsraten in den meisten
lateinamerikanischen Ländern oberhalb des
InflationszielsderNotenbanken.WährendBra‐
silien als Reaktion schon seit Herbst 2014 die
Leitzinsen mehrfach anhob, folgten Kolumbien
undChileindiesemHerbstmitzweiZinsschrit‐
ten.InMexikodagegenlässtderInflationsdruck
seitdemFrühjahrnachundliegtimZielbereich
derNotenbank.
Die ausgeprägte Schwächephase in der Region
dürfte in diesem Jahr zu einem Rückgang des
realenBruttoinlandsproduktsum0,7%führen.
Nach einer Stagnation im kommenden Jahr
dürfteerstimJahr2017wiedermiteinerposi‐
tiven Zuwachsrate zu rechnen sein, die sich
dannauf2,0%belaufendürfte.Dabeifallendie
Rezessionen in Brasilien und Venezuela, die
sich wohl auch im nächsten Jahr fortsetzen
werden, besonders ins Gewicht, da die beiden
Länder zusammengenommen etwa die Hälfte
derWirtschaftskraftLateinamerikasdarstellen.
In Brasilien ist die Industrieproduktion bereits
18
DieLagederWeltwirtschaft
RezessioninRusslandpassiertdieTalsohle
profitierten von Sondereinflüssen (Produkti‐
onsausfälle in der Ostukraine sowie größere
Staatsaufträge im Rüstungs‐ und Infrastruk‐
tursektor).DerAgrarwirtschaftsowiedenNah‐
rungsmittelproduzenten kam der Einfuhrstopp
westlicher Lebensmittel zugute. Die sehr
schnell und konsequent umgesetzte Politik der
Importsubstitution hat den russischen Herstel‐
lern zudem zusätzliche Wettbewerbsvorteile,
vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen,
verschafft.DasichvielewestlicheHerstellerzur
Sicherung ihrer Marktanteile zu einem Ausbau
derlokalenProduktioninRusslandgezwungen
sahen,wurdenimerstenHalbjahr2015wieder
Direktinvestitionen in den Nichtbankensektor
verzeichnet. Zudem hat sich die Kapitalflucht
deutlich verlangsamt, und im zweiten Quartal
2015 wurde sogar per Saldo mehr Kapital im‐
portiertalsexportiert;derTiefpunktdesRubel‐
Wechselkurses scheint somit erreicht zu sein.
Auch die Entwicklung der Ölpreise hat sich im
Sommer weitgehend stabilisiert. Insgesamt
stiegdieIndustrieproduktionimdrittenQuartal
2015um3,5%gegenüberdemVorquartal.Das
Unternehmensvertrauen hat sich stabilisiert,
derEinkaufsmanagerindexistzuletztgestiegen.
SelbstwenndieRezessioninRusslandihreTal‐
sohlepassierthat,istmiteinerschnellenErho‐
lung nicht zu rechnen. Steigende Arbeitslosig‐
keit, sinkende Realeinkommen und hohe Infla‐
tion (von rund 16%) haben zu erheblichen
Kaufkraftverlusten geführt. Die Einzelhandel‐
sumsätzesindin2015regelrechteingebrochen.
DerLeitzinswurdezwarstufenweisezurückge‐
führt(von17%imJanuarauf11%imNovem‐
ber 2015), dennoch bleiben die Kosten für
Fremdkapital sehr hoch. Zudem sind die Mög‐
lichkeiten der Refinanzierung russischer Ban‐
ken auf den internationalen Kapitalmärkten
nach wie vor stark eingeschränkt. Die Kredit‐
vergabeanUnternehmenundHaushaltewurde
seit Anfang 2015 stark zurückgefahren und
auch der Anteil an ausstehenden Krediten (mit
mehrals90TageZahlungsverzug)hatsichseit
Jahresbeginn stark erhöht. Angesichts der ho‐
hen Inflation und der schlechten Finanzie‐
rungsbedingungen fallen privater Verbrauch
seitMitte2014rückläufig.DieArbeitslosenquo‐
te ist seit Anfang des Jahres von rund 5% auf
fast 8% sprunghaft angestiegen. Produzenten‐
undKonsumentenvertrauenliegenauchwegen
zahlreicher Korruptionsskandale und politi‐
scherKrisenaufeinemniedrigenNiveau.Nicht
zuletzt dämpfen die restriktive Geld‐ und Fis‐
kalpolitik. Die fiskalische Konsolidierung wird
mittelsSubventionskürzungen,Steueranhebun‐
gen und der Erhöhung der regulierten Preise
weiter vorangetrieben. Nachdem in Brasilien
der Primärsaldo im vergangenen Jahr in die
rotenZahlenrutschte,richtenInvestorenihren
Blick besonders kritischauf den verschlechter‐
ten Haushaltssaldo. Erst kürzlich stufte eine
erste Rating‐Agentur die Kreditwürdigkeit des
Landes in den Junk‐Bereich zurück. Zwar wird
dieRezessioninBrasilienimPrognosezeitraum
an Schärfe verlieren; die Rückkehr zu einem
positiven Jahreswachstum wird aber erst für
2017 erwartet. Demgegenüber stehen Mexiko,
Kolumbien und Chile, die sich in einer gesamt‐
wirtschaftlichbesserenVerfassungbefinden.In
diesen Ländern expandiert die Industriepro‐
duktion im Vorjahresvergleich mit positiven
Raten. Auch der robuste Arbeitsmarkt und das
am aktuellen Rand gestiegene Verbraucherver‐
trauendeutenaufeinenbinnenwirtschaftlichen
AuftriebimPrognosezeitraumhin.Zudemdürf‐
te Mexiko von den positiven Konjunkturaus‐
sichten seines wichtigsten Handelspartners,
denUSA,profitieren.
RezessioninRusslandpassiertdieTalsohle
Die russische Wirtschaft entwickelte sich im
drittenQuartal2015besser,alsesnochAnfang
des Jahres – inmitten einer tiefen Rezession –
zu erwarten war. Das Bruttoinlandsprodukt
stieg um 0,1% gegenüber dem Vorquartal,
nachdem es im ersten und zweiten Quartal
2015 um 1,6% bzw. 2,0% schrumpfte. Diese
überraschende Wende ist auf eine Reihe von
Entwicklungen, vor allem im Industrie‐ und
Agrarsektor,zurückzuführen.Sohatsichinfolge
der Rubelabwertung die Rentabilität in be‐
stimmten Exportbranchen verbessert (u.a. im
Bergbau und der Metallverarbeitung sowie der
chemischen Industrie). Einige Industriezweige
19
DieLagederWeltwirtschaft
RezessioninRusslandpassiertdieTalsohle
wobei dies auch auf die stark zurückgegange‐
nenImportezurückzuführenist.
Durch die tiefe Rezession im ersten Halbjahr
2015 wird das Bruttoinlandsprodukt im Ge‐
samtjahrvoraussichtlichum3,5%schrumpfen.
Nach einer Stagnation im kommenden Jahr
dürfte sich die konjunkturelle Dynamik erst in
2017 wieder etwas erhöhen. Vieles hängt je‐
doch von der Entwicklung der Rohstoffpreise
unddergeopolitischenLageab.DieAbwärtsri‐
sikenbleibenhoch.
und Investitionen als Wachstumsstützen weit‐
gehend aus. Impulse gehen weiterhin von dem
stark forcierten Importsubstitutionsprogramm
aus,dasüberdenstaatlichenReservefondsund
den Nationalen Wohlstandsfonds finanziert
wird (das Volumen der beiden Fonds beläuft
sich insgesamt auf rund 150 Mrd. US‐Dollar
bzw. 12% des BIP). Auch der Außenhandel
dürfte weiterhin einen positiven Beitrag zum
Bruttoinlandsproduktliefern.TrotzderEinbrü‐
che bei den Rohstoffpreisen weist Russland
immer noch eine positive Handelsbilanz aus,
20
DieLageinderEuropäischenUnion
ErholungimEuroraumsetztsichfort
2. DieLageinderEuropäischenUnion
Abbildung2.1
ErholungimEuroraumsetztsichfort
Reales Bruttoinlandsprodukt im Euroraum
Die konjunkturelle Erholung im Euroraum hat
sich auch im dritten Quartal 2015 fortgesetzt.
SostiegdasrealeBruttoinlandsproduktimVor‐
jahresvergleich um 1,6%. Der Expansionsgrad
hat sich jedoch im Verlauf des Jahres 2015
leicht abgeschwächt. Der Zuwachs gegenüber
dem Vorquartal lag zuletzt lediglich bei 0,3%,
nachdemerimerstenundzweitenQuartalnoch
bei 0,5% bzw. 0,4% gelegen hatte. (siehe Ab‐
bildung2.1).Beeinträchtigtwurdediekonjunk‐
turelle Erholung durch eine erhöhte Unsicher‐
heit über die Wachstumsperspektiven der chi‐
nesischen Volkswirtschaft und die damit ein‐
hergehenden Finanzmarktturbulenzen in den
Sommermonaten. Zudem trugen Frankreich
und Italien erneut unterdurchschnittlich zur
ExpansionimEuroraumbei,wasauchungelös‐
ten Strukturproblemen geschuldet ist. Begüns‐
tigend wirken dagegen weiterhin die starke
Abwertung des Euro gegenüber dem US‐Dollar
und der relativ niedrige Rohölpreis. Auch die
Finanzierungsbedingungen für private Unter‐
nehmen und Haushalte sind in den meisten
Mitgliedsländernäußerstvorteilhaftundführen
zueinerBelebungderKreditnachfrage.
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
108
%
Index, 1. Quartal 2012 = 100
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
106
1,6%
1.
Quartal 2011
100
Volumen
(linke =Skala)
1,5%
0,4
102
0,0
Prognosezeitraum
0,9%
-0,8%
-0,3%
-0,4
98
-0,8
2012
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Eurostat; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Die Erholung im Euroraum wurde in jüngster
ZeitinsbesonderedurchdenKonsumderpriva‐
tenHaushaltegestützt,daderenBudgetsdurch
die rückläufigen Energiepreise kräftig entlastet
wurden.(sieheAbbildung 2.2und Tabelle 2.1).
Darüber hinaus hat die vermehrte realwirt‐
schaftlicheAktivitätauchzueinerleichtenEnt‐
spannungamArbeitsmarktgeführt.Sosankdie
Arbeitslosenquotevon11,5%imOktober2014
auf10,7%imOktober2015.AuchdieBeschäf‐
tigung konnte in diesem Zeitraum zulegen,
obschon sie weiterhin deutlich unter ihrem
AllzeithochausdemJahr2008liegt.Biszuletzt
Tabelle2.1
Eckdaten zur Wirtschaftsentwicklung im Euroraum
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in %
Reales Bruttoinlandsprodukt
Privater Konsum
Staatskonsum
Bruttoanlageinvestitionen
Vorratsveränderungen1
Inländische Verwendung1
Exporte
Importe
Außenbeitrag1
Verbraucherpreise2
In % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Budgetsaldo3
Leistungsbilanzsaldo
In % der Erwerbspersonen
Arbeitslosenquote4
1
,2
0,8
1,7%
104
100
1,2
,3
Wachstumsbeitrag Harmonisierter Verbraucherpreisindex Gesamtstaatlich,
Standardisiert
Quellen: Eurostat; Europäische Kommission, ILO; Berechnungen des ifo Instituts;
2015, 2016 und 2017: Prognose des ifo Instituts.
4
21
2014
2015
2016
2017
0,9
0,9
0,8
1,2
0,0
0,9
3,9
4,2
0,0
0,4
1,5
1,7
1,1
2,1
-0,2
1,4
5,0
5,2
0,1
0,0
1,7
1,4
0,7
1,5
0,1
1,3
5,5
5,2
0,4
0,9
1,6
1,2
0,9
1,9
0,0
1,3
4,9
4,8
0,3
1,5
-2,6
3,0
-2,1
3,7
-1,9
3,8
-1,7
3,8
11,6
11,0
10,7
10,4
DieLageinderEuropäischenUnion
ErholungimEuroraumsetztsichfort
Abbildung2.2
Konjunkturelle Entwicklung im Euroraum
Privater Verbrauch und
Konsumentenvertrauen
Bruttoanlageinvestitionen und
Kapazitätsauslastung
5
%
%
85
2
%
%
0
Index des Konsumtenvertrauensc)
(rechte Skala)
1
0
-10
80
0
Bruttoanlageinvestitionena)b)
-5
Kapazitätsauslastungc)
-20
Privater
Verbrauch zu
konstanten
Preisena)b)
75
-1
(linke Skala)
-10
2010
2011
2012
2013
2014
2015
70
-2
2010
Arbeitsmarktc)
152
-30
(linke Skala)
(rechte Skala)
%
Mill. Personen
13
4
%
2011
2012
2013
2014
2015
Inflationd)
%
-40
4
Erwerbstätige
(linke Skala)
12
3
3
HVPIe)
150
2
2
11
1
1
148
Kerninflationh)
Arbeitslosenquote
10
(rechte Skala)
0
0
bereinigter HVPIf)
146
2010
2011
2012
2013
2014
2015
9
-1
-1
20102011
20112012
20122013
20132014
20142015
2015
Modellprognosen für das reale BIPj)
0,6
relave Häufigkeit
relave Häufigkeit
4. Quartal 2015
ifo Wirtschaftsklima
0,6
1. Quartal 2016
0,5
0,5
0,4
0,4
0,3
0,3
0,2
0,2
0,1
0,1
gut
erwartete Entwicklung
für die nächsten 6 Monate
besser
(rechte Achse)
zufriedenstellend
gleichbleibend
gegenwärtige Lage
0
0
0
0,2 0,4 0,6 0,8
0
0,2 0,4 0,6 0,8
(linke Achse)
schlecht
schlechter
2010 2011 2012 2013 2014 2015
a)
Veränderungsrate gegenüber Vorjahresquartal - b) Real, saisonbereinigte Werte. - c) Saisonbereinigte Werte. Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat. - e) Harmonisierter Verbraucherpreisindex. - f) HVPI bereinigt
um die Effekte von Verbrauchssteuern. - h) HVPI ohne Preise für Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel. i) Waren und Dienstleistungen. - j) Verteilung der sich im Rahmen eines Kombinationsansatzes ergebenden
Veränderungsraten des BIP gegenüber Vorquartal; vgl. Carstensen et al. (2009).
Quellen: Ifo World Economic Survey; Eurostat; Europäische Zentralbank; Berechnungen des ifo Instituts.
d)
Im Gegensatz dazu war erneut keine spürbare
BelebungderprivatenBautätigkeitzubeobach‐
ten, was auch auf bestehende Überkapazitäten
und rückläufige Immobilienpreise in manchen
Mitgliedsländern zurückzuführen ist. Auch der
AußenhandelzeigtesichinderSummeneutral,
daauchdieImportekräftigzulegten.
Der allgemeine Preistauftrieb ist weiterhin äu‐
ßerst gering. So lag die jährliche Gesamtinflati‐
onsrate im November 2015 bei nur 0,1% und
somit deutlich unter der mittelfristigen Ziel‐
markederEuropäischenZentralbank(EZB)von
unter,abernahe2%.DieniedrigeTeuerungsra‐
te ist aber vor allem dem deutlichen Rückgang
der Energie‐ und Rohstoffpreise seit Mitte des
Jahres 2014 geschuldet. Die Kerninflationsrate
wurde lediglich die Hälfte der im Zuge der
Finanz‐ und Eurokrise erlittenen Arbeitsplatz‐
verluste wettgemacht. Neben der hohen struk‐
turellen Erwerbslosigkeit ist wohl auch der
Expansionsgrad bisher zu gering, um einen ra‐
scherenBeschäftigungsaufbauherbeizuführen.
Die privaten Unternehmen profitierten in den
vergangenenQuartalenebenfallsvonverringer‐
tenEnergiekostensowieeinerdankderAbwer‐
tung des Euro verbesserten preislichen Wett‐
bewerbsfähigkeit. Infolge dessen erhöhten sie
vor allem ihre Ausrüstungsinvestitionen und
exportierten verstärkt. Zudem hat die Kapazi‐
tätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe ein
Niveau erreicht, welches Erweiterungsinvesti‐
tionenzunehmend attraktivererscheinenlässt.
22
DieLageinderEuropäischenUnion
GünstigeFinanzierungsbedingungen
Bilanzsumme des Eurosystems um etwa an‐
derthalbBillionenEuroerhöhen.
AndenGeldmärktenwarenimVerlaufdesJah‐
res 2015 leicht rückläufige Zinsen zu beobach‐
ten.ImNovember2015lagensowohlderZins‐
satzfürnichtbesichertesTagesgeld(EONIA)als
auch der für nicht besichertes Dreimonatsgeld
(EURIBOR) unter 0% aber leicht oberhalb des
bisherigen Einlagesatzes von ‐0,2% (siehe Ab‐
bildung 2.3). Im Prognosezeitraum dürften die
Geldmarktsätzeweitersinken,dadieEZBihren
Einlagesatz Anfang Dezember auf ‐0,3% redu‐
zierthat.
Auch an den Kapitalmärkten bewegen sich die
Umlaufsrenditenweiterhinaufeinemhistorisch
niedrigenNiveau.SoschwanktendieZinsenfür
Staatsanleihen höchster Bonität (AAA) im Jah‐
resverlauf zwischen 0,2% und 1%. Auch die
RenditenvonStaatsanleihenbonitätsschwacher
Mitgliedsländer (Griechenland, Irland, Italien,
Portugal und Spanien) zeigten im Jahr 2015
keine klare Tendenz und pendelten um 2%.
(GesamtinflationsrateohneEnergieundunver‐
arbeitete Nahrungsmittel) lag zuletzt weitaus
höher bei 0,9%. Zudem hat diese sich seit Be‐
ginndesJahres2015nachundnachvonihrem
Tiefstwert von 0,6% erholt, was auf eine zu‐
nehmende Auslastung der Produktionskapazi‐
täten und mehr Preiserhöhungsspielräume der
Unternehmenzurückzuführenist.
GünstigeFinanzierungsbedingungen
Die Geldpolitik im Euroraum ist anhaltend ex‐
pansivausgerichtet,auchdadieEZBdenallge‐
meinenPreisauftriebalszugeringerachtetund
eine dauerhafte Abweichung der Inflationser‐
wartungen von ihrer mittelfristigen Zielmarke
befürchtet.ZudemstrebtdieEZBeineBelebung
der Kreditvergabe und einen höheren Auslas‐
tungsgrad der Produktionskapazitäten an. Da‐
her erwirbt das Eurosystem im Rahmen von
Ankaufprogrammen Staatsanleihen sowie besi‐
cherte Wertpapiere in Höhe von rund 60 Mrd.
EuroproMonat.DieAnkäufesollenbismindes‐
tens März 2017 fortgeführt werden und die
Abbildung2.3
Zur monetären Lage im Euroraum
Kapitalmarktzinsena)
Geldmarktzinsen
6
%
%
%
6
5
Unternehmensanleihen (BBB)
5
8
Euribor
4
4
3
3
2
2
1
1
Eonia
6
6
4
Staatsanleihen
(AAA)
2
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
-1
Unternehmensanleihen (AAA)
0
0
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Veränderung der Kreditbeständec)
%
%
10
8
4
Kreditzinsenb)
7
Staatsanleihen
(Krisenländer)
2
0
-1
%
10
6
%
7
6
5
%
12
8
8
5
4
Krisenländer
4
4
Nicht-Krisenländer
4
0
3
Euroraum
2
0
3
2
-4
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
-4
Euroraum
Nicht-Krisenländer
1
12
Krisenländer
1
-8
2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
a) Unternehmensanleihen
= Zinsen für Anleihen von Unternehmen mit höchster (AAA) bzw. mittlerer (BBB) Bonität und einer Restlaufzeit
von 10 Jahren. Staatsanleihen = Zinsen für Anleihen von Ländern des Euroraums mit höchster Bonität (AAA) bzw. Krisenländern
(Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien) und einer Restlaufzeit von 10 Jahren; BIP-gewichtete Durchschnitte. - b) Zinsen für
Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften im Neugeschäft. (Krisenländer ausschließlich Griechenland). - c) Kreditbestände
nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften (Sechsmonatsrate in Prozent, saisonbereinigt).
Quellen: Europäische Zentralbank; Reuters; Berechnungen des ifo Instituts.
23
-8
DieLageinderEuropäischenUnion
Ausblick
gatenniedergeschlagen.WährenddasVolumen
ausstehender Kredite im Euroraum insgesamt
amaktuellenRandstagniert,sinkendieBestän‐
deindenehemaligenKrisenländernweiter.Für
die kommenden Monate rechnen die am Bank
Lending Survey (BLS) der EZB beteiligten Ban‐
ken jedoch mit einer anziehenden Kreditnach‐
frage sowie mit gelockerten Kreditvergabebe‐
dingungen, sowohl im Euroraum insgesamt als
auchindenehemaligenKrisenländern.
Alles in allem dürften die Finanzierungsbedin‐
gungen für private Unternehmen im Prognose‐
zeitraum günstig bleiben. Der Expansionsgrad
der Geldpolitik wird voraussichtlich hoch blei‐
ben und die Kapitalmarkt‐ sowie Kreditzinsen
niedrig. Auch die Lage im Bankensektor dürfte
sich weiterverbessern und die Nachfrage nach
Unternehmenskreditenmoderatzulegen.
Ihre Risikoprämie gegenüber AAA‐Schuldnern
betrug im Durchschnitt etwa 1,5 Prozentpunk‐
te. Die Ankündigung der EZB vom Januar 2015
ihre Wertpapierankäufe auch auf Staatsanlei‐
hen auszuweiten war von Finanzmarktteilneh‐
mern frühzeitig erwartet worden, so dass die
Kurse dieser Staatsanleihen bereits im Vorfeld
deutlichgestiegenwaren.
DieKursevonUnternehmensanleihenniedriger
Bonität(BBB)zeigtensichimVerlaufdesJahres
2015garrückläufig.SostiegderenRenditevon
reichlich 1% im Januar auf zuletzt knapp 2%.
IhreRisikoprämiegegenüberUnternehmensan‐
leihenhöchsterBonität(AAA)stiegumetwa0,2
Prozentpunkte, was wohl auch einer erhöhten
Risikoaversion der Investoren infolge der Fi‐
nanzmarktturbulenzeninChinageschuldetwar.
FürdenPrognosezeitraumerscheinteinmode‐
rater Anstieg der Kapitalmarktrenditen wahr‐
scheinlich, auch da die Inflationsrate nach und
nach anziehen dürfte. Die Ankaufprogramme
derEZBwerdenaberwohldieRenditeanstiege
begrenzen, da sie das Angebot an Schuldtiteln
deutlichverknappen.
Die Kreditzinsen für nichtfinanzielle Kapitalge‐
sellschaften im Neugeschäft sind im Jahresver‐
lauf weiter gefallen. Insbesondere in den boni‐
tätsschwachen Mitgliedsländern sanken diese
merklich von 2,8% im Januar auf zuletzt etwa
2,2%. Sie liegen damit nur noch etwa einen
halben Prozentpunkt über denen der bonitäts‐
starken Länder. Zum einen hat sich die Kon‐
junktur in einigen vormaligen Krisenländern
deutlicherholt,sodassdieErtragskraftderdort
ansässigen Unternehmen gestiegen ist. Zum
anderen deuten einige Indikatoren auch auf
eine verbesserte Lage im Bankensektor hin. So
konntenz.B.inIrlandundSpaniendiebilanziel‐
lenEigenkapitalquotenerhöhtundderBestand
anausfallgefährdetenKreditengesenktwerden.
Die verbesserte Lage des Bankensektors sowie
diegesunkenenKreditzinsenhabensichbisher
allerdingnurunzureichendindenKreditaggre‐
Ausblick
Die jüngsten Unternehmens‐ und Haushaltsbe‐
fragungen zeigen an, dass das reale Bruttoin‐
landsproduktimEuroraumindenkommenden
Quartalen mit leicht beschleunigtem Tempo
zulegen dürfte. Auch darüber hinaus wird die
Erholung wohl anhalten und sich die Produkti‐
onslückelangsamschließen.
Im Prognosezeitraum dürfte vor allem die Bin‐
nennachfragedieErholungstützen.Soprofitie‐
rendieprivatenHaushalteweiterhinvoneinem
geringen allgemeinen Preisauftrieb sowie von
vergleichsweise niedrigen Energiepreisen. Des
Weiteren wird sich die Lage am Arbeitsmarkt
voraussichtlichweiterentspannenundmodera‐
teLohnzuwächsemöglichmachen.Sodürftedie
Beschäftigung weiter zulegen und die Arbeits‐
losenquotevondurchschnittlich11,0%imJahr
2015 auf 10,7% im Jahr 2016 und schließlich
auf10,4%imJahr2017sinken.Nebensteigen‐
den realen Einkommen werden wohl auch die
niedrigenSpar‐undKreditzinsenzueinerBele‐
bungderKonsumgüternachfragebeitragen.
24
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienweiterimAufschwung–SchwacheErholunginItalienundFrankreich
AllesinallemwirddasrealeBruttoinlandspro‐
dukt des Euroraums im Jahr 2015 mit voraus‐
sichtlich 1,5% expandieren. In den beiden fol‐
genden Jahren dürfte sein Zuwachs mit 1,7%
bzw.1,6%geringfügighöherliegen.
Auch der allgemeine Preisauftrieb dürfte sich
nachundnacherhöhen,dadieEffektefrüherer
Energiepreisrückgänge auslaufen und sich die
Produktionslücke schließt. Unter der Annahme
real konstanter Energie‐ und Nahrungsmittel‐
preise sowie eines unveränderten Euro/Dollar
WechselkursdürftedieGesamtinflationsrateim
Durchschnitt des Jahres 2015 bei 0,0% liegen.
IndenJahren2016und2017wirdsiewohlauf
durchschnittlich0,9%bzw.1,5%steigen.
Ein positiver konjunktureller Impuls dürfte im
PrognosezeitraumauchvomStaatskonsumund
den öffentlichen Bruttoinvestitionen ausgehen.
ZumeinensinddieRenditenaufStaatsanleihen
niedrigundlockerndieBudgetrestriktionender
Mitgliedsländerspürbar.Zumanderentoleriert
dieEU‐KommissionseitAnfangdesJahres2015
höhere strukturelle Defizite falls diese mit ver‐
mehrten öffentlichen Bruttoinvestitionen ein‐
hergehen.DesWeiterenhabeneinigeMitglieds‐
länderangekündigt,indenkommendenbeiden
JahrenzusätzlicheAusgabenfürMilitäreinsätze
und zur Terrorismusbekämpfung einzuplanen.
Das Budgetdefizit dürfte daher trotz der kon‐
junkturellen Erholung nur leicht von 2,1% im
Jahr2015auf1,9%imJahr2016und1,7%im
Jahr2017zurückgehen.
Auch die privaten Bruttoinvestitionen werden
imPrognosezeitraumwohlweiterzulegen.Zum
einen profitieren die Unternehmen von der
AbwertungdesEurogegenüberdemUS‐Dollar,
welche ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit
und die Absatzperspektiven in die Vereinigten
Staaten verbessert hat. Zum anderen ist der
Rohölpreisweiterhinrelativniedrig,sodassdie
Energiekosten für viele Unternehmen sinken.
DarüberhinaushabensichdieErtragskraftder
Unternehmen und ihr Zugang zu Bankkrediten
verbessert.ZudemsinddieKreditzinsenniedrig
und die Banken auch vermehrt bereit, eine ge‐
stiegene Kreditnachfrage zu befriedigen. Nicht
zuletztdürfteauchdiesteigendeKapazitätsaus‐
lastung nach und nach Erweiterungsinvestitio‐
nenattraktivererscheinenlassen.
VomAußenbeitragisthingegennureinschwa‐
cherImpulsfürdierealwirtschaftlicheAktivität
im Euroraum zu erwarten. Zwar dürften die
Ausfuhren in die Vereinigten Staaten im Prog‐
nosezeitraum zulegen. Doch die schwächelnde
Nachfrage aus den Schwellenländern wird die
Exporttätigkeit wohl insgesamt bremsen. Des
Weiteren dürften aufgrund der Binnennachfra‐
geauchdieImportedeutlichsteigen.
Spanien weiter im Aufschwung – Schwache
ErholunginItalienundFrankreich
Mit Ausnahme von Finnland und Griechenland
befindet sich die Konjunktur auch in den ein‐
zelnenMitgliedsländernaufErholungskurs.Das
Tempoistjedochunterschiedlich.Währenddas
Bruttoinlandsprodukt in Deutschland mit mo‐
deraten Raten zulegt, gestaltet sich die Erho‐
lung in Frankreich und Italien etwas holpriger.
Spanien befindet sich dagegen in einem kräfti‐
genAufschwung(sieheTabelle2.2)
Die spanische Wirtschaft konnte ihre mehrjäh‐
rige Rezession im Sommer 2013 überwinden
und expandiert seither mit steigenden Raten.
Dabei hat der Aufschwung nahezu alle Wirt‐
schaftsbereicheerfasst.Insbesonderediepriva‐
ten Ausrüstungsinvestitionen legen seit gerau‐
mer Zeit kräftig zu, auch da die Kreditzinsen
niedrig sind und die Banken wieder vermehrt
Kreditevergeben.ZudemistdieAuslandsnach‐
fragehoch,nichtzuletztweilsichdiepreisliche
WettbewerbsfähigkeitspanischerUnternehmen
verbesserthat.Zumeinenprofitierendiesevon
dermerklichenAbwertungdesEurogegenüber
dem US‐Dollar. Zum anderen weist Spanien
bereitsseitlängeremeinederniedrigstenInfla‐
tionsraten im Euroraum auf. Darüber hinaus
hat die private Bauwirtschaft nach einer tiefen
25
DieLageinderEuropäischenUnion
SpanienweiterimAufschwung–SchwacheErholunginItalienundFrankreich
wortlich, welcher zu einem merklichen Rück‐
gang der Anteile am Welthandel geführt und
sich anders als in Spanien seit der Eurokrise
nicht umgekehrt hat. Mit den weitreichenden
ReformendesWahlrechtssowiederVerfassung
zielt die Regierung zwar darauf ab, politische
Entscheidungsprozesse spürbar zu beschleuni‐
gen. Jedoch mangelt es bisher noch an Refor‐
men, die das geringe Produktivitätswachstum
nachhaltig zu steigern vermögen. Zudem geht
dieGesundungdesBankensektorsandersalsin
Spanien kaum voran. Zwar hatte Italien keine
systemische Bankenkrise in einer Größenord‐
nung wie Spanien. Doch auch hier ist der Be‐
stand an ausfallgefährdeten Krediten merklich
gestiegen,undnichtwieinSpaniennunfallend,
sondernnochimmersteilaufwärtsgerichtet.Im
drittenQuartal2015lagendiesebeietwa11%
in Relation zum Bruttoinlandsprodukt und da‐
mitfastviermalsohochwieimJahr2007.Bis‐
herigeVersuchedenBankensektordurchstaat‐
licheInterventionenzuentlasten,beschränkten
sich zumeist auf kleinere Geldhäuser, auch da
derfinanzielleSpielraumdesitalienischenStaa‐
tes ob seiner hohen Verschuldung begrenzt ist
und keine direkten Hilfsgelder der EU flossen.
Alles in allem dürfte das reale Bruttoinlands‐
produkt Italiens im Prognosezeitraum daher
erneut langsamer zulegen als im Durchschnitt
desEuroraums.
AuchfürdiefranzösischeVolkswirtschaftistim
Prognosezeitraummiteinerunterdurchschnitt‐
lichenZunahmederrealwirtschaftlichenAktivi‐
tätundeinernurlangsamsinkendenArbeitslo‐
senquote zu rechnen, da diese seit geraumer
Zeit vergleichbare strukturelle Schwächen auf‐
weistwiedieitalienische.SoistauchinFrank‐
reich die Steuer‐ und Abgabenlast überdurch‐
schnittlichhochundpreislicheWettbewerbsfä‐
higkeit verlorengegangen. Seit dem Jahr 1999
legen die Importe stärker zu als die Exporte,
was zu Handels‐ und Leistungsbilanzdefiziten
geführthat.DieWachstumsschwächezeigtsich
vor allem auch bei der Investitionstätigkeit. So
liegendieBruttoanlageinvestitionenderzeitauf
dem Niveau von vor zehn Jahren. Während die
Krise und dem Abbau immenser Überkapazitä‐
teninjüngsterZeitwiederpositivzurExpansi‐
on beigetragen. Nicht zuletzt stützt der private
Konsum den Aufschwung, auch da die spani‐
schen Haushalte aufgrund ihrer relativ hohen
VerschuldungstarkvondengesunkenenZinsen
profitieren. Darüber hinaus schlagen sich die
gute Konjunktur und die Strukturreformen zu‐
nehmendpositivamArbeitsmarktnieder.Soist
die Arbeitslosenquote seit Sommer 2013 um
fast fünf Prozentpunkte gesunken und die Zahl
derBeschäftigtenumnahezu1Mio.gestiegen.
ImPrognosezeitraumdürfteSpanienweiterhin
schneller expandieren als die anderen großen
Mitgliedsländer,auchdaderBankensektorsei‐
neschwereKrisewohlnachundnachüberwin‐
denwird.SoistderBestandanausfallgefährde‐
tenKreditendankderKonjunkturseitEndedes
Jahres 2013 um fast 50 Mrd. Euro (etwa 5%
des Bruttoinlandsprodukts) gesunken. Zudem
wurden bereits im Jahr 2012 sehr risikoreiche
Aktiva in gleicher Größenordnung an eine Bad
Bank ausgelagert sowie Hilfsgelder durch die
EUgewährt,sodassdiespanischenBankenihre
Eigenkapitalquotenmerklicherhöhenkonnten.
InItalienistdieArbeitslosenquotehingegenbis
zuletztnurgeringfügiggesunken,obschonauch
hierersteVersucheunternommen wurden,um
dieStrukturendesArbeitsmarktszuverändern.
SowurdenderKündigungsschutzgelockertund
dieAbfindungsregelnvereinheitlicht,uminsbe‐
sondere die Einstiegschancen jüngerer Arbeit‐
nehmerzuerhöhen.DadieseMaßnahmenaber
nurfürneueBeschäftigungsverhältnissegelten,
dürftensieihreWirkungerstimLaufederZeit
entfalten.DesWeiterenistdasExpansionstem‐
po viel zu gering, um einen raschen Beschäfti‐
gungsaufbau zu ermöglichen. Hier spiegelt sich
auch das niedrige Potentialwachstum der itali‐
enischenVolkswirtschaftwider,das nebenden
rigiden Arbeits‐ und Gütermärkten auch der
relativhohenSteuer‐undAbgabenbelastungfür
Unternehmen geschuldet ist. Diese strukturel‐
lenSchwächensindmaßgeblichfürdenVerlust
an preislicher Wettbewerbsfähigkeit verant‐
26
DieLageinderEuropäischenUnion
ModeraterAufschwunginGroßbritannien
lag, ging sie im Sommer auf aktuell 5,2% zu‐
rück.
Der Aufschwung dürfte im Prognosezeitraum
weiterhin vom privaten Konsum gestützt wer‐
den. Zwar ist das nominale Lohnwachstum im
VergleichzumVorkrisenzeitraummoderat‐bis
SeptembernahmendieLöhneimVorjahresver‐
gleich um 2% zu ‐, doch die Realeinkommen
profitieren von den stabilen Preisen. Zudem
werden die Steuererleichterungen und die Er‐
höhungdesMindestlohnesimRahmenderEin‐
führung des „living wage“ vornehmlich den
unterenEinkommensschichtenzugutekommen,
die eine vergleichsweise höhere Konsumquote
aufweisen.NachdemdieSparquotederprivaten
HaushalteindenvergangenenJahrensukzessi‐
veabnahm,scheintsieihrenTiefpunktimdrit‐
tenQuartal2014erreichtzuhabenundistseit‐
demwiederaufgut8%gestiegen.Diesschlägt
sich positiv auf die Verschuldung der privaten
Haushaltenieder,dieleichtabnimmt.
Die Bruttoanlageinvestitionen gewannen im
Jahresverlauf an Fahrt. Im dritten Quartal sind
sie im Vergleich zum Vorquartal um 1,3% ge‐
stiegen. Die Investitionstätigkeit hat sich mehr
zum Dienstleistungssektor verschoben, wäh‐
renddieÖl‐undGasindustrieweiterunterdem
Ölpreisverfall leidet. Insgesamt war die Renta‐
bilitätnicht‐finanziellerUnternehmenimersten
Quartal leicht rückläufig, was maßgeblich auf
dasVerarbeitendeGewerbesowiedenEnergie‐
sektor zurückzuführen war. Der Dienstleis‐
tungssektor verzeichnete hingegen die höchste
Rentabilität seit Beginn der Datenerhebung im
Jahr1997.DieInvestitionendürftendeshalbim
Prognosezeitraum weiter an Dynamik gewin‐
nen und werden dabei von Unternehmensge‐
winnen, niedrigen Kreditkosten und wachsen‐
demprivatemKonsumgestützt.
Das Preisniveau ist angesichts niedriger Ener‐
giepreise und wechselkursbedingt günstiger
Importpreise nahezu konstant geblieben. Die
Kerninflationsrate, die Energie‐ und Nah‐
rungsmittelpreise ausschließt, wird 2015 vo‐
privaten Ausrüstungsinvestitionen noch einen
leicht positiven Beitrag liefern, sind die priva‐
tenBauinvestitionenstarkrückläufig,auchweil
dieImmobilienpreisesinkenundÜberkapazitä‐
ten bestehen. Stützend wirken hingegen wei‐
terhin der private und der öffentliche Konsum,
die mit kräftigen Raten expandieren. Letzterer
dürfte auch zulegen, da die Regierung zusätzli‐
che Ausgaben für Militäreinsätze und zur Ter‐
rorismusbekämpfung in Höhe von mindestens
1,2 Mrd. Euro pro Jahr in Aussicht gestellt hat.
DesWeiterensinddiebisherigenVersuche,die
Arbeitskosten für Unternehmen zu senken und
so deren preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu
verbessern, längst nicht ausreichend, um das
langfristigeWachstumspotenzialzuerhöhen.
ModeraterAufschwunginGroßbritannien
Der seit 2013 andauernde Aufschwung in
Großbritanniensetztsichfort:ImdrittenQuar‐
tal 2015 expandierte die gesamtwirtschaftliche
Produktion um 0,5% im Vergleich zum Vor‐
quartal. Wichtige Wachstumsbeiträge lieferten
der private Konsum (+0,3 Prozentpunkte) und
die Ausrüstungsinvestitionen (+0,2 Prozent‐
punkte).NachdemdasBaugewerbeimzweiten
Quartal einen Rückgang verzeichnete, kam es
imdrittenQuartalwiederzueinerAusweitung.
Der Außenhandel lieferte einen negativen
Wachstumsbeitrag von 1,4 Prozentpunkten.
WährendimVergleichzumzweitenQuartaldie
Exporteum0,9%stiegen,nahmendieImporte
mit 5,5% sehr viel stärker zu. Grund hierfür
dürfte die Wechselkursentwicklung sein. Im
Vorjahresvergleich nahm der Wert des briti‐
schen Pfunds gegenüber dem Euro bis Ende
November um knapp 13% zu, während es ge‐
genüber dem Dollar um knapp 5% abwertete.
ImJahr2014warderEuroraumderwichtigste
Abnehmer britischer Ausfuhren. 44% aller
Exporte gingen dorthin, während nur knapp
13% für die USA bestimmt waren. Insofern
wiegt die Aufwertung gegenüber dem Euro‐
raum stärker. Nachdem die Arbeitslosenquote
seit Ende 2014 relativ unverändert bei 5,5%
27
DieLageinderEuropäischenUnion
AnziehendeKonjunkturinMittel‐undOsteuropa
Insgesamt dürfte die britische Wirtschaftsleis‐
tung im Prognosezeitraum weiter mit modera‐
ten Raten expandieren. Im Jahr 2015 wird das
Bruttoinlandsproduktvoraussichtlichum2,4%
zulegen;in denbeiden folgendenJahrendürfte
die Zuwachsrate geringfügig auf 2,3% und
2,2%zurückgehen.DieArbeitslosenquotewird
weiter leicht rückläufig sein. Im Jahresdurch‐
schnitt 2015 wird sie bei voraussichtlich 5,4%
undindenbeidenFolgejahrenbei5,1%liegen.
Während im laufenden Jahr die Preise nahezu
konstant bleiben, wird die Inflationsrate im
Prognosezeitraum aufgrund steigender Löhne
und der auslaufenden Effekte der gefallenen
Energiepreise leicht zunehmen und im kom‐
mendenJahrbei1,0%undimdarauffolgenden
Jahrbei1,6%liegen.
raussichtlich 1% betragen. Es ist zu erwarten,
dassdieNotenbankimVerlaufdesJahres2016
die Zinswende einleitet. Wahrscheinlich ist,
dass die Bank of England die Zinserhöhung
durch die US‐amerikanische Fed abwarten und
dann mit gewisser Verzögerung die Zinsen er‐
höhen wird. Da der Zinsanstieg graduell erfol‐
genwird,dürftedieinsgesamtexpansivausge‐
richtete Geldpolitik das Wirtschaftswachstum
imPrognosezeitraumweiterunterstützen.
Die Finanzpolitik wird im Prognosezeitraum
hingegenrestriktivwirken.Nachdemdasstaat‐
liche Budgetdefizit im Jahr 2014 relativ zum
Bruttoinlandsprodukt 5,7% betrug, wird es im
laufenden Jahr auf voraussichtlich 4,0% redu‐
ziertwerden.DernachdenWahlenzumUnter‐
hausimJulivorgelegtestaatlicheHaushaltsplan
(„summer budget“) sieht eine Fortführung der
fiskalischen Konsolidierung vor. So soll im Fis‐
kaljahr 2019/2020 erstmals ein Überschuss
erwirtschaftetwerden.Vorgesehensindsowohl
Ausgabenkürzungen für den Sozialstaat als
auch ein gedeckeltes Lohnwachstum für Be‐
schäftigte im öffentlichen Sektor. Gleichzeitig
hat die Senkung der Körperschaftsteuer das
Ziel, die internationale Wettbewerbsfähigkeit
derUnternehmenzuerhöhen.
Die Frühindikatoren sprechen für eine gewisse
Abschwächung der konjunkturellen Dynamik
imWinterhalbjahr.Zwarbefindensiesichnach
wievoraufhohemNiveau;indenvergangenen
Monaten haben jedoch sowohl das Verbrau‐
chervertrauen als auch die Zuversicht der Un‐
ternehmenimverarbeitendenGewerbeundim
Bausektor abgenommen. Dies wird auch durch
den Rückgang des Einkaufsmanagerindex in
diesenSektorenbestätigt.VomDienstleistungs‐
sektor hingegen gehen leicht positive Signale
aus.DieUnsicherheitüberdiekünftigeAusrich‐
tung der Wirtschaftspolitik (Policy Uncertainty
Index) war im Oktober 2015 stark rückläufig
underreichtedasniedrigsteNiveauseitBeginn
derglobalenFinanzkrise2007.
Anziehende Konjunktur in Mittel‐ und Ost‐
europa
Indenmittel‐undosteuropäischenStaatender
EUhatdieKonjunkturimdrittenQuartal2015
weiter angezogen. Dabei kam der Region die
Erholung im Euroraum zugute. Und auch die
günstigen Öl‐ und Rohstoffpreise wirkten wie
einzusätzlicherKonjunkturmotor.Dieszogfast
überall eine spürbare Verbesserung der Ar‐
beitsmarktsituation mit sich, die mit einem
vielerorts deutlichen Rückgang der Arbeitslo‐
sigkeit einherging. Zudem stiegen auch die Re‐
aleinkommen der privaten Haushalte, nicht
zuletzt, da das Preisniveau nur geringfügig zu‐
legte und mancherorts sogar rückläufig war.
Entsprechend haben die privaten Konsumaus‐
gaben überall einen kräftigen Beitrag zur kon‐
junkturellen Entwicklung geliefert. Auch die
Bruttoanlageinvestitionen legten fast überall
kräftigzu.ZumeinenwegenderpositivenKon‐
junkturaussichten, und zum anderen infolge
deutlich verbesserter Finanzierungsbedingun‐
gen, da das Zinsniveau überall ausgesprochen
niedrig blieb. Zur konjunkturellen Belebung
trugenineinigenLändernauchdieExportebei,
die im Einklang mit der moderat anziehenden
Konjunktur im Euroraum, wieder etwas kräfti‐
gerzulegten.InPolenunddemBaltikumhinge‐
gen entwickelten sich die Exporte weniger dy‐
namisch,daindiesenLänderndieRezessionin
Russlandamdeutlichstenzuspürenwar.
28
DieLageinderEuropäischenUnion
AnziehendeKonjunkturinMittel‐undOsteuropa
dem Prinzip der Kofinanzierung eingesetzt
werden, müssen für ihren Einsatz auch stets
öffentliche Mittel des betreffenden Landes bei‐
gesteuert. Entsprechend wird die Finanzpolitik
imPrognosezeitraumtendenziellexpansivaus‐
gerichtet sein, vor allem in den drei großen
VolkswirtschaftenderRegion(Polen,Tschechi‐
enundUngarn).
Insgesamt dürfte sich das Expansionstempo in
der Mehrzahl der osteuropäischen EU‐Länder
in den kommenden beiden Jahren leicht be‐
schleunigen.LediglichindenbaltischenStaaten
(Litauen,LettlandundEstland)istderKonjunk‐
turausblick trüber, denn diese Volkswirtschaf‐
ten bekommen die Sanktionen Russlands ge‐
genüber der EU und das russische Importsub‐
stitutionsprogrammstärkerzuspüren.
Die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung
der konjunkturellen Erholung in Mittel‐und
Osteuropa sind insgesamt günstig. Das Preisni‐
veau und die Landeswährungen zeigen sich
stabil, die Zinsen bleiben niedrig. Die Kredit‐
vergabeanUnternehmenundHaushaltekommt
vielerorts in Schwung (vor allem in Polen und
Tschechien), was wiederum einen positiven
Effekt auf die Binnennachfrage erwarten lässt.
KonjunkturelleImpulsedürftenauchvomStaat
ausgehen, denn die meisten Länder verfügen
über geordnete Staatsfinanzen. Zudem stehen
denLändernderRegionbis2020umfangreiche
FinanzmittelausdenfünfStruktur‐undInvesti‐
tionsfonds der EU (ESIF) zur Verfügung (rund
190 Mrd. € allein für die sechs Länder außer‐
halbdesEuroraums:Polen,Rumänien,Ungarn,
Tschechien,Bulgarien,Kroatien).Dadiesenach
Tabelle2.2
Bruttoinlandsprodukt, Verbraucherpreise und Arbeitslosenquote in der Europäischen
Union
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
Niederlande
Belgien
Österreich
Finnland
Griechenland
Portugal
Irland
Slowakei
Slowenien
Luxemburg
Litauen
Lettland
Zypern
Estland
Malta
Gewicht
Bruttoinlandsprodukt
BIP
Veränderung in %
Verbraucherpreisea)
Arbeitslosenquoteb)
in %
in %
2014
2015
2016
2017
2014
2015
2016
2017
2014
2015
2016
2017
20,8
15,6
12,0
7,8
4,8
2,9
2,4
1,5
1,3
1,3
1,3
0,5
0,3
0,3
0,3
0,2
0,1
0,1
0,1
1,6
0,2
-0,4
1,4
1,0
1,3
0,4
-0,4
0,7
0,9
5,2
2,5
3,0
4,1
3,0
2,4
-2,5
2,9
3,5
1,7
1,2
0,7
3,1
1,9
1,4
0,9
0,0
-0,2
1,5
6,5
3,2
2,5
2,6
1,7
2,9
1,4
0,7
4,2
1,9
1,4
1,1
2,8
1,5
1,5
1,6
0,9
-0,6
1,6
3,9
3,6
2,3
1,9
2,2
3,1
2,5
2,0
2,7
1,7
1,2
1,1
2,4
1,3
1,2
1,6
1,5
1,4
2,1
2,8
3,6
2,5
2,0
2,5
3,1
3,0
3,0
2,2
0,8
0,6
0,2
-0,2
0,3
0,5
1,5
1,2
-1,4
-0,2
0,3
-0,1
0,4
0,7
0,2
0,7
-0,3
0,5
0,8
0,2
0,1
-0,1
-0,7
0,3
0,5
0,8
-0,1
-1,2
0,5
0,0
-0,5
-1,1
0,0
-0,4
-0,1
-1,5
0,0
1,1
0,9
0,8
0,7
0,7
0,9
1,2
1,3
0,6
0,1
0,7
0,7
1,0
0,5
0,9
1,0
1,5
0,1
1,0
1,3
1,4
1,5
1,5
1,1
1,7
2,0
2,0
1,4
0,5
1,3
1,4
1,5
1,5
1,5
2,0
2,0
0,5
2,5
2,0
5,0
10,3
12,7
24,5
7,4
8,5
5,6
8,7
26,5
14,1
11,3
13,2
9,7
6,0
10,7
10,8
16,1
7,4
5,9
4,9
10,4
12,1
22,1
6,9
8,7
5,7
9,5
25,1
12,6
9,4
11,0
9,0
5,9
9,0
9,5
15,5
5,5
5,4
5,2
10,3
11,6
20,9
6,5
8,5
5,5
9,8
25,0
11,8
8,7
10,0
8,5
5,6
8,0
8,5
14,9
5,0
5,1
5,8
9,9
11,0
19,9
6,3
8,4
5,3
9,5
24,6
11,4
8,4
9,0
8,0
5,4
7,0
7,0
14,5
4,5
4,9
Euroraumc)
73,5
0,9
1,5
1,7
1,6
0,4
0,0
0,9
1,5
11,6
11,0
10,7
10,4
Vereinigtes Königreich
Schweden
Dänemark
14,9
3,2
1,9
2,9
2,3
1,3
2,4
2,9
1,7
2,3
2,2
1,7
2,2
2,1
1,6
1,5
0,2
0,3
0,1
0,7
0,3
1,0
1,3
1,0
1,6
2,1
1,9
6,1
7,9
6,6
5,3
7,5
6,2
5,1
7,2
6,1
5,1
7,0
5,9
EU 22c)
93,5
1,3
1,7
1,8
1,7
0,6
0,1
0,9
1,5
10,9
9,9
9,6
9,4
Polen
Tschechien
Rumänien
Ungarn
Kroatien
Bulgarien
2,9
1,2
1,1
0,7
0,3
0,3
3,3
2,0
2,8
3,7
-0,4
1,5
3,5
4,5
3,7
2,6
1,1
2,7
3,6
2,4
3,5
2,4
1,3
2,5
3,6
2,5
3,6
2,5
1,5
2,5
0,1
0,4
1,4
0,0
0,2
-1,6
-0,6
0,2
-1,4
0,2
-0,5
-1,2
1,0
1,5
0,5
1,5
0,5
0,5
1,5
1,5
2,0
2,0
1,5
1,0
9,0
6,1
6,8
7,7
17,3
11,4
6,5
4,5
6,5
6,5
16,0
9,0
6,0
4,0
6,0
6,0
15,0
8,5
5,5
4,0
5,5
5,5
13,0
7,0
7,9
2,8
3,3
3,0
3,1
0,3
-0,5
1,0
1,6
8,9
7,2
6,6
6,0
100,0
1,4
1,8
1,9
1,8
0,6
0,0
0,9
1,5
10,2
9,1
8,8
8,5
Neue Mitgliederd)
EU 28c)
a) Harmonisierter Verbruacherpreisindex (HVPI). -- b) Standardisiert. -- c) Gewichteter Durchschnitt der aufgeführten Länder.
d) Gewichteter Durchschnitt aus der Slowakei, Slowenien, Litauen, Lettland, Estland, Polen, Tschechien, Rumänein, Ungarn, Kroatien und Bulgarien
Quelle: EUROSTAT, OECD, IWF, 2015, 2016 und 2017 Prognose des ifo Instituts
29
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
3. ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
Überblick
In Deutschland ist die gesamtwirtschaftliche
Produktion im bisherigen Jahresverlauf ohne
größere Schwankungen moderat gestiegen. In
denerstendreiQuartalenexpandiertedasreale
Bruttoinlandsprodukt mit einer Jahresrate von
1,5%, und damit etwas langsamer, als vom ifo
InstitutinseinerJuniprognosevorausgeschätzt
hatte.DiegesamtwirtschaftlicheKapazitätsaus‐
lastungerhöhtesichnurwenig.InderIndustrie
(ohne Ernährungsgewerbe) hat die Auslastung
derProduktionskapazitätennachUmfragendes
ifo Instituts sogar leicht abgenommen, sie liegt
aber weiterhin deutlich über dem langjährigen
Durchschnitt. Die verhaltene Gangart der Kon‐
junkturistvomifoGeschäftsklimafürDeutsch‐
landzeitnahsignalisiertworden(vgl.Abb.3.1).
Abbildung3.1
ifo Geschäftsklima gewerbliche Wirtschafta)
2005 = 100, saisonbereinigte Werte
130
130
120
120
Beurteilung der Geschäftslage
110
110
100
100
Erwartungen für die
nächsten 6 Monate
90
80
a)
90
ifo Geschäftsklima
November
2010
2011
2012
2013
2014
2015
80
Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- und Einzelhandel.
Quelle: ifo Konjunkturtest.
Getragen wurde der moderate Konjunkturauf‐
schwung von der Binnennachfrage und hier
zum überwiegenden Teil vom Konsum. Die
Konsumausgaben der privaten Haushalte ex‐
pandierten in den ersten neun Monaten mit
einerlaufendenJahresratevon1,4%unddamit
in nahezu gleichem Tempo wie das reale Brut‐
toinlandsprodukt, befördert von höheren Real‐
einkommensowiederAusweitungderBeschäf‐
tigung. Zuletzt kamen Impulse vom Kaufkraft‐
plus aufgrund der neuerlich sinkenden Rohöl‐
preise und auch von der Flüchtlingsmigration.5
Der massive Zustrom von Hilfesuchenden aus
LänderndesBalkanssowieausBürgerkriegsre‐
gionendesNahenundMittlerenOstensundaus
Nordafrika schlug sich im dritten Quartal au‐
ßerdem in einem deutlichen Anstieg der Kon‐
sumausgaben des Staates nieder. Mehr aufge‐
wendetwerdenmussteetwafürdieBereitstel‐
lungvonUnterkünftenundfürsozialeSachleis‐
tungen.
Im Vergleich zum Konsum verlief die Investiti‐
onskonjunktur im Jahr 2015 im Großen und
Ganzen enttäuschend, der im Winterhalbjahr
scheinbar auf Touren gekommene Investiti‐
onsmotorkamwiederinsStottern.DieInvesti‐
tionen in Ausrüstungen waren, nach starkem
Jahresauftakt, im Sommer rückläufig; ange‐
sichts der schwachen Auftragseingänge insbe‐
sondereauchausdemaußereuropäischenAus‐
landsahendieUnternehmenfürErweiterungs‐
investitionen keinen Anlass. Die Bauinvestitio‐
nen rutschten sogar, nach witterungsbedingt
gleichfalls gutem Start, bereits im Frühjahr ins
Minus.AlleindieInvestitioneninsonstigeAnla‐
gen nahmen im Jahresverlauf weiter zu, hierzu
trug bei, dass die in diesem Verwendungsag‐
gregat enthaltenen Aufwendungen für For‐
schungundEntwicklungingeringeremUmfang
als andere Investitionsprojekte Schwankungen
unterworfen sind. Im ersten Halbjahr wirkte
sich zudem der Abbau der Lagerbestände
dämpfend auf die Produktionsentwicklung aus.
Schließlich wurde auch vom Außenhandel die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung gebremst:
Abgesehen von einem temporären Plus im
zweiten Quartal war der Beitrag des Außen‐
handels zur Veränderung des realen Bruttoin‐
5NachdemSystemofNationalAccounts(SNA)gel‐
ten Flüchtlinge als Gebietsansässige in einem
Wirtschaftsgebiet, sofern sie beabsichtigen, we‐
nigstens ein Jahr zu bleiben. Ihre in Deutschland
getätigten Ausgaben werden vom Statistischen
Bundesamt daher als private Konsumausgaben
derInländererfasst.
30
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
AusblickundIndikatoren
Die Wahrscheinlichkeit für eine expansive
WirtschaftsentwicklunghatimNovembersogar
wieder die 80‐Prozentmarke übersprungen
(vgl.Abb.3.2).
landsprodukts im Jahr 2015 negativ, dies gilt
vorallemfürdasdritteQuartal2015.Sohaben
die Exporte nicht zuletzt aufgrund der Schwä‐
che wichtiger Schwellenländer mit einer Rate
von lediglich 0,2% nahezu stagniert, während
dieImportevonWarenundEnergieimGefolge
derlebhaftenKonsumkonjunkturundniedrige‐
rer Rohölpreise um 1,1% recht dynamisch ge‐
stiegensind.
BeialledembliebdieArbeitsnachfragetrotzder
Einführung eines flächendeckenden gesetzli‐
chenMindestlohnsrechthoch,dieErwerbstäti‐
genzahl lag saisonbereinigt im Oktober um
345000PersonenüberdemStandvonDezem‐
ber2014.ZugleichhatdieArbeitslosigkeitwei‐
ter abgenommen. Die Flüchtlingsmigration ist
erwartungsgemäß noch nicht in nennenswer‐
tem Umfang auf dem Arbeitsmarkt angekom‐
men. So lag die Arbeitslosigkeit von Personen
aus den wichtigsten außereuropäischen Asyl‐
zugangsländern im November 2015 lediglich
um 28000 Personen über dem vergleichbaren
Vorjahresmonat(vgl.BundesagenturfürArbeit,
2015,S.14).
Abbildung3.2
ifo Konjunkturampel Deutschland für die Gewerbliche Wirtschaft
Wahrscheinlichkeiten für eine expansive Wirtschaftsentwicklunga)
100
%
%
100
90
90
80
80
70
70
60
60
50
50
40
40
30
30
20
20
10
10
0
0
2010
2011
2012
2013
2014
2015
a)
Monatliche Wahrscheinlichkeiten berechnet auf Basis der monatlichen Änderungen des Geschäftsklimaindex.
Wahrscheinlichkeit für eine expansive Entwicklung: grün = hoch, gelb = mittel, rot = niedrig.
Quelle: ifo Konjunkturtest.
Die quantitative Prognose für die Entwicklung
dergesamtwirtschaftlichenProduktionimWin‐
terhalbjahr 2015/16 erfolgt nach Wirtschafts‐
bereichendisaggregiertaufderBasismonatlich
verfügbarer amtlicher Frühindikatoren sowie
einer breiten Palette von monatlich erhobenen
Umfragedaten, wobei den Ergebnissen des ifo
Konjunkturtests eine besonders gewichtige
Rolle zugemessen wird (vgl. Carstensen et al.,
2009). Auf der Grundlage des vom ifo Institut
standardmäßig verwendeten Indikatorensatzes
ergibt sich ein Anstieg des saison‐ und kalen‐
derbereinigten Bruttoinlandsprodukts in Höhe
von 0,1% im vierten Quartal 2015 und von
0,4% im ersten Quartal 2016; Abbildung 3.3
zeigt die Häufigkeitsverteilung der im Rahmen
eines Pooling‐of‐Forecasts‐Ansatzes gewonne‐
nen Quartalsschätzungen der BIP‐Rate.6 Unter
zusätzlicher Berücksichtigung der von der ak‐
tuellen Zuwanderung vermutlich ausgelösten
AusblickundIndikatoren
Wichtige Indikatoren weisen darauf hin, dass
die gesamtwirtschaftliche Produktion im Jah‐
resendquartal2015weitergestiegenseindürf‐
te. So war die Produktion im Produzierenden
Gewerbe im Oktober saisonbereinigt etwas
höher als im Vormonat. Auch der Auftragsein‐
gangsowohlausdemIn‐alsauchdemAusland
hat zuletzt wieder zugelegt. Zudem ist durch
denstarkenZustromvonFlüchtlingenunddem
damit verbundenen Anstieg von staatlichen
Hilfsleistungen ein expansiver fiskalischer Im‐
puls angelegt, der, weil nicht gegenfinanziert,
kurzfristig vollumfänglich nachfragewirksam
wird. Außerdem wird die Konjunktur immer
noch durch Terms‐of‐Trade‐Gewinne im Gefol‐
geweiternachgebender Rohölpreisebefördert.
Die ifo Konjunkturampel, die in einem grün‐
gelb‐rot‐Farbschema die Wahrscheinlichkeiten
für die konjunkturelle Phase »Expansion« op‐
tisch klassifiziert (vgl. Abberger und Nierhaus,
2008)steht zum fünften MalinFolgeauf grün.
6DasifoInstitutprognostiziertdierealeBruttowert‐
schöpfungdereinzelnenWirtschaftsbereichemit
Hilfe von Brückengleichungen. Im Rahmen eines
Kombinationsansatzes (Pooling of Forecasts)
wird eine Vielzahl von Modellen kombiniert, um
der Modellunsicherheit Rechnung zu tragen.
Schließlich werden die Quartalsprognosen der
einzelnen Wirtschaftsbereiche zu einer Prognose
des realen Bruttoinlandsprodukts hochaggre‐
giert.
31
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
AusblickundIndikatoren
fiskalischen Impulse, die mit dem Standardin‐
dikatorensatz nicht vollumfänglich abgebildet
werden, dürfte sich der Zuwachs des realen
Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal auf
insgesamt 0,3% und im ersten Quartal des
kommenden Jahres auf 0,5% belaufen. Getra‐
genwirddiekonjunkturelleExpansionimWin‐
terhalbjahr von den Dienstleistungsbereichen
undvomHandel;die Industriekonjunkturwird
hingegen angesichts der Orderflaute zunächst
weiter schwach tendieren (vgl. Tabelle 3.1).
AllerdingslassendasifoGeschäftsklimafürdas
Verarbeitende Gewerbe und insbesondere die
recht optimistischen Geschäftserwartungen
auchhiereineWendezumBesserenerwarten.
Im weiteren Verlauf wird sich der Aufschwung
fortsetzen. Maßgeblich hierfür sind die weiter‐
hin günstigen Rahmenbedingungen für die
deutsche Wirtschaft. Die Geldpolitik wirkt au‐
ßergewöhnlichexpansiv,unddieKapitalmarkt‐
sowie Kreditzinsen dürften im Prognosezeit‐
raum niedrig bleiben. Die Finanzierungsbedin‐
gungenfürneueUnternehmens‐undBauinves‐
titionen sind damit äußerst vorteilhaft. Zudem
erhöhtdieFinanz‐undSozialpolitikihreexpan‐
siven Impulse, nicht zuletzt aufgrund der im
Zusammenhang mit der Flüchtlingsmigration
deutlich steigenden staatlichen Konsumausga‐
ben und Transfers. Schließlich hat sich durch
die erneut gesunkenen Rohölpreise der Ausga‐
benspielraum der Verbraucher erhöht. Auch
deshalb dürfte der private Konsum weiterhin
dieStützedesAufschwungsbleiben,derzudem
durch steigende Arbeits‐ und Transfereinkom‐
Abbildung3.3
Verteilung der Modellprognosen für das reale BIPa)
relave Häufigkeit
0,4
0,3
0,3
0,2
0,2
0,1
0,1
0
0
-0,3 -0,2 -0,1 0
Q3
Q4
Q1
2016
Q2
Q3
0,3%
0,3%
0,5%
0,5%
0,5%
0,2%
0,2%
0,5%
0,5%
0,5%
-0,1%
-0,4%
0,2%
0,5%
0,5%
-0,2%
1,7%
-0,3%
-1,4%
0,1%
0,7%
0,5%
0,5%
0,5%
0,5%
Baugewerbe
-0,7%
1,1%
0,6%
0,5%
0,5%
Handel, Verkehr, Gastgewerbe
0,3%
0,3%
0,5%
0,5%
0,5%
Information und Kommunikation
0,8%
0,9%
1,1%
1,0%
1,0%
Finanz- und Versicherungsdienstleister
-0,6%
-0,1%
-0,1%
-0,1%
-0,1%
Grundstücks- und Wohnungswesen
0,9%
0,4%
0,5%
0,4%
0,5%
Unternehmensdienstleister
0,5%
0,4%
0,5%
0,6%
0,6%
Öffentliche Dienstleister
0,2%
0,5%
0,6%
0,6%
0,5%
Sonstige Dienstleister
0,1%
0,2%
0,2%
0,2%
0,2%
Bruttowertschöpfung der Wirtschaftsbereiche
darunter:
Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe
darunter:
Verarbeitendes Gewerbe
Energieversorgung, Wasserversorgung u.Ä.
0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6
-0,3 -0,2 -0,1 0
0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6
Verteilung der sich im Rahmen eines Kombinaonsansatzes ergebenden Veränderungsraten des BIP gegenüber Vorquartal; vgl. Carstensen et al. (2009).
Quelle: Berechnungen des ifo Instuts.
Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen 1
Bruttoinlandsprodukt
1. Quartal 2016
0,4
a)
Tabelle3.1
2015
relave Häufigkeit
4. Quartal 2015
1
Verkettete Absolutwerte, saison- und arbeitstäglich bereinigt
Quellen: Statistisches Bundesamt; ab 4. Quartal
2015: Prognose des ifo Instituts
ifo Institut Dezember 2015
32
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
AusblickundIndikatoren
sich annahmegemäß die Zuwanderung Asylsu‐
chender–wennauchinabgeschwächtemTem‐
po–fortsetzenwirdundsichdieAuswirkungen
der Flüchtlingsmigration erst mit großer Ver‐
zögerungamArbeitsmarktzeigenwerden.
men und eine per Saldo sinkende Steuer‐ und
Abgabenbelastung der Haushalte befördert
wird. Die Bauinvestitionen dürften im Progno‐
sezeitraum wieder stärker steigen. Hingegen
werden die Ausrüstungsinvestitionen ungeach‐
tet der günstigen Finanzierungsbedingungen
nur verhalten zulegen. Zum einen bleiben die
Kapazitäten weitgehend normal ausgelastet,
zumanderenexpandiertauchdieExportindust‐
rienurinmoderatemTempo.Zwarwerdendie
Ausfuhren bis Mitte nächsten Jahres beschleu‐
nigtsteigen,dadieKonjunkturindenwichtigs‐
ten Handelspartnerländern, ebenfalls begüns‐
tigt durch die niedrigen Energiepreise, anzieht.
Zudem dürften die Auswirkungen der starken
Euro‐AbwertungimJahr2015bisinskommen‐
de Jahr hinein zu spüren sein. Allerdings blei‐
ben die weltwirtschaftliche Expansion und da‐
mit die durchschnittlichen Zuwachsraten deut‐
scher Ausfuhren weit hinter denen früherer
Aufschwüngezurück.DadieImporteangesichts
der erwarteten kräftigen Inlandsnachfrage
stärker zulegen werden als die Exporte, kom‐
men die Impulse im Jahr 2016 vor allem von
der Binnenwirtschaft und nicht vom Außen‐
handel.
ImübernächstenJahrdürftensämtlicheImpul‐
se weitgehend ausgelaufen sein. Lediglich die
realen Konsumausgaben des Staates werden
wohl weiterhin überdurchschnittlich sein, da
Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandspro‐
dukt im Jahresverlauf 2015 saison‐ und kalen‐
derbereinigt um 1,4% expandieren, im Jahres‐
durchschnitt aufgrund des statistischen Über‐
hangs und einer größeren Zahl von Arbeitsta‐
gen um 1,7% (kalenderbereinigt: 1,5%). Im
Jahresverlauf2016steigtdasExpansionstempo
der gesamtwirtschaftlichen Produktion voraus‐
sichtlich auf 2,1%, wozu die flüchtlingsgetrie‐
bene Mehrnachfrage maßgeblich beiträgt. Im
Jahresdurchschnitt dürfte die Zuwachsrate des
realen Bruttoinlandsprodukts 1,9% betragen
(kalenderbereinigt:1,8%).ImJahr2017dürfte
die Zuwachsrate des realen Bruttoinlandspro‐
dukts im Jahresverlauf wieder auf 1,8% zu‐
rückgehen, im Jahresdurchschnitt ist der An‐
stieg auf 1,7% zu veranschlagen (kalenderbe‐
reinigt:1,9%,vgl.Abb.3.4,Tab.3.2undKasten:
ZurRevisionderifoPrognosevomJuni2015).
Abbildung3.4
Reales Bruttoinlandsprodukt
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
750
Tabelle3.2
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
2
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
1)
Statistischer Überhang
2)
Jahresverlaufsrate
1,9%
720
2014 2015 2016 2017
0,7 0,5 0,5 0,7
1,5
1,4
2,1
1,6%
0
690
1,8
1,6
1,5
1,8
1,9
Kalendereffekt
0,0
0,2
0,1
-0,2
Jahresdurchschnittliche
Veränderung
1,6
1,7
1,9
1,7
660
3)
a)
2012
Prognosezeitraum
0,3%
2013
2014
2015
2016
2017
-1
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangabe: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
1)
Saison- und kalenderbereinigtes reales BIP im vierten Quartal
des Vorjahres in Relation zum Quartalsdurchschnitt des Vorjahres.
2)
Saison- und kalenderbereinigtes reales BIP im vierten Quartal
in Relation zum entsprechenden Quartal des Vorjahres.
3)
In Prozent des realen BIP.
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2015 bis 2017: Prognose des
ifo Instituts.
1
1,7%
0,4%
Jahresdurchschnittliche
Veränderung, kalenderbereinigt
1,7%
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
Statistische Komponenten der Veränderungsrate
des Bruttoinlandsprodukts
33
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
AusblickundIndikatoren
annahmegemäßkeinepreisdämpfendenImpul‐
se mehr aus, zudem verstärkt sich allmählich
der hausgemachte Preisauftrieb. Im Jahres‐
durchschnitt 2016 wird sich das Verbraucher‐
preisniveau voraussichtlich um 1,0% erhöhen,
imJahresdurchschnitt2017um1,5%.
Das gesamtstaatliche Budget dürfte im Jahr
2015 einen Überschuss in Höhe von rund 31
Mrd. Euro (1% des Bruttoinlandsprodukts)
ausweisen. In den beiden kommenden Jahren
dürfte sich der Finanzierungssaldo deutlich
infolge der mit der Flüchtlingsmigration ver‐
bundenen Mehraufwendungen ermäßigen; im
Jahr2016dürfteerauf12Mrd.Euro(0,4%des
BIP) zurückgehen, bevor er im Jahr 2017 weit‐
gehend ausgeglichen sein wird (vgl. Tab 3.3).
Die staatliche Bruttoschuldenquote wird vo‐
raussichtlich von rund 71% Ende 2015 auf
66%Ende2017sinken.
Auf dem Arbeitsmarkt dürfte die Flüchtlings‐
migration im Prognosezeitraum deutliche Spu‐
renhinterlassen.ZwarwirdsichdiehoheNach‐
frage der Unternehmen nach Arbeitskräften
weiter fortsetzen. Allerdings wird das Arbeits‐
angebot durch die annahmegemäß stark zu‐
nehmende Anzahl anerkannter Asylbewerber,
die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen
werden, deutlich stärker zulegen. Insgesamt
dürfte somit die Arbeitslosigkeit ab dem kom‐
menden Jahr wieder steigen, zunächst um
23000imJahr2016,dannumetwa300000im
Jahr 2017. Hierbei wird insbesondere unter‐
stellt, dass die Qualifikation der Flüchtlinge
vorwiegend gering ist und deshalb der Anfang
2015eingeführteflächendeckendeMindestlohn
eineEinstellungbehindernwird.
Die Verbraucherpreise dürften im laufenden
Jahr um 0,3% steigen, dämpfend wirkt vor al‐
lem der Rückgang der Energiepreise. Im kom‐
menden Jahr gehen von den Rohölnotierungen
Tabelle3.3
Eckdaten der Prognose für Deutschland
2014
2015
2016
2017
(1)
(1)
(1)
0,9
1,7
3,5
4,5
2,9
3,1
1,3
4,0
3,7
1,6
1,9
2,7
2,1
4,1
0,7
2,7
1,6
5,6
6,0
1,7
2,0
3,5
2,6
3,5
2,1
2,4
2,1
4,4
5,3
1,9
1,5
2,3
2,7
3,8
2,0
2,4
1,7
4,2
4,8
1,7
42703
2898
43027
2796
43392
2819
43591
3119
6,7
6,4
6,4
7,1
0,9
0,3
1,0
1,5
1,6
1,7
1,4
1,1
- in Mrd. EUR
8,9
31,4
12,4
0,1
- in % des Bruttoinlandsprodukts
0,3
1,0
0,4
0,0
212,1
260,0
268,0
270,0
7,3
8,6
8,5
8,3
Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr
Private Konsumausgaben
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verwendung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Erwerbstätigeb) (1000 Personen)
Arbeitslose (1000 Personen)
Arbeitslosenquote BAc) (in %)
a)
d)
Verbraucherpreise
(Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr)
Lohnstückkostene)
(Veränderung in % gegenüber dem Vorjahr)
f)
Finanzierungssaldo des Staates
Leistungsbilanzsaldo
- in Mrd. EUR
- in % des Bruttoinlandsprodukts
1) Prognose des ifo Instituts.- a) Preisbereinigte Angaben.- b) Inlandskonzept.- c) Arbeitslose in % der zivilen
Erwerbspersonen (Definition gemäß Bundesagentur für Arbeit).- d) Verbraucherpreisindex (2010=100).e) Im Inland entstandene Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmerstunde bezogen auf das reale Bruttoinlandsprodukt
je Erwerbstätigenstunde. - f) In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (ESVG 2010).
Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Deutsche Bundesbank,
2015 bis 2017: Prognose des ifo Instituts.
34
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
AusblickundIndikatoren
68%‐Prognoseintervalldannvon0,9bis2,9%.
Für das Jahr 2017 kann kein Prognoseintervall
angegeben werden, da das ifo Institut mit der
vorliegendenDezember‐Prognoseerstmalseine
vollumfängliche Vorausschätzung für das über‐
nächsteJahrzudiesemZeitpunktvornimmt.
DiePrognoseunsicherheitlässtsichanhandvon
Intervallenangeben,diedieunbekannteVerän‐
derungsrate des realen Bruttoinlandsprodukts
mit vorgegebenen Wahrscheinlichkeiten ein‐
schließen. Zur Berechnung der konkreten In‐
tervalle für das Jahr 2015 wurden die Progno‐
sefehler des ifo Instituts der Jahre 1992 bis
2014 herangezogen. Gemessen an diesen Prog‐
nosefehlernbeträgtdieSpannefüreinProgno‐
seintervall, das die Veränderungsrate des rea‐
len Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2015 mit
einer Wahrscheinlichkeit von etwa zwei Drit‐
teln (68%) überdeckt, ±0,1 Prozentpunkt. Bei
der vorliegenden Punktprognose von 1,7%
reichtdasIntervallalsovon1,6%bis1,8%.Die
Punktprognose von 1,7% stellt den mittleren
Wert dar, der am ehesten erwartet werden
kann(roteLinieinAbb.3.5).Fürdaskommen‐
deJahrnimmtdieUnsicherheitnaturgemäßzu,
so dass das entsprechende Prognoseintervall
auf±1,0Prozentpunkteansteigt.Beidervorlie‐
genden Punktprognose von 1,9% reicht das
Abbildung3.5
Prognose für die Veränderungsrate des realen Bruoinlandsprodukts
4
%
4
Prognose
50%-Prognoseintervall
68%-Prognoseintervall
90%-Prognoseintervall
3
3
2
2
1
1
0
0
2011
2012
Quelle: Berechnungen des ifo Instuts.
2013
2014
2015
2016
Kasten:ZurRevisionderifoPrognosevomJuni2015
ImSommer2015hattedasifoInstitutfürdendiesjährigenjahresdurchschnittlichenZuwachsdesrea‐
lenBIPeinerechtkräftigeRatevon1,9%prognostiziert.Hauptstützedesbinnenwirtschaftlichgetra‐
genenAufschwungssolltederprivateKonsumsein,allerdingswürdesichseinAnstiegstempoimJah‐
resverlauf etwas verringern, da die Kaufkraftgewinne durch den vorausgegangenen starken Ölpreis‐
rückgang zunehmend entfielen. Die Unternehmensinvestitionen sollten dagegen allmählich anziehen.
DieBauinvestitionenwürdenaufgrunddergünstigenEinkommensentwicklungundderniedrigenZin‐
senihrenAufwärtskursbeibehalten.DieAusfuhrensolltenvomhöherenExpansionstempobeiwichti‐
genHandelspartnernprofitieren.AllerdingswürdendieImportenochetwaskräftigerzulegen,sodass
vomAußenhandelallenfallseinmarginalerBeitragzurExpansiondesBIPzuerwartenwäre.
NachheutigemDatenstandistderjahresdurchschnittlicheAnstiegdesrealenBIPimJunizuhochver‐
anschlagtworden.SoistdiegesamtwirtschaftlicheProduktionimzweitenQuartal2015mit0,4%we‐
nigerstarkgestiegen,alsvomifoInstitutanhandderzurVerfügungstehendenFrühindikatorenprog‐
nostiziert worden war (0,6%). Die Investitionen in Ausrüstungen hatten sich schwächer als erwartet
entwickelt,dieBauinvestitionenwarenimzweitenVierteljahrsogarinsMinusgerutscht.IndenFolge‐
quartalenwardiekonjunkturelleDynamikebenfallsetwasverhalteneralsnochimSommergeschätzt.
Insgesamt fällt der prognostizierte jahresdurchschnittliche Zuwachs des realen BIP nunmehr um 0,2
Prozentpunktegeringeraus.DieAbwärtskorrekturauf1,7%bleibtdamitdeutlichinnerhalbdes68%‐
Prognoseintervalls, das in der ifo Juniprognose für das laufende Jahr auf eine Spanne von 1,3% bis
2,5%veranschlagtwurde.
MaßgeblichfürdieKorrekturnachuntenistdieetwaswenigerdynamischeingeschätzteEntwicklung
derInlandsnachfrage.IhrBeitragzurVeränderungdesrealenBIPsinktvon1,7Prozentpunktenauf1,5
35
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
WeltwirtschaftlichesUmfeldundpreislicheWettbewerbsfähigkeit
Prozentpunkte,gleichwohlbleibtsiedamit,wieimSommerzutreffendprognostiziert,dieHauptstütze
desWachstums.ZurlangsamerenExpansionderBinnennachfrageträgtzumeinendieetwasschwäche‐
re Expansion des privaten Konsums bei, das Anstiegstempo wurde nicht zuletzt durch den zwischen‐
zeitlichenAnstiegderÖlpreisedämpft.AuchdieInvestitioneninBautendürftenmit0,7%schwächer
zulegen als noch im Frühjahr geschätzt (2,0%). Heruntergenommen werden musste schließlich der
ohnehin schon negativ veranschlagte Veränderungsbeitrag der Vorratsinvestitionen, dieser beziffert
sichnunauf‐0,5Prozentpunkte(ifoSommerprognose:‐0,3Prozentpunkte).Nachobenkorrigiertwer‐
denmusstendagegendiePrognosenderZuwachsratenderInvestitioneninAusrüstungenundsonstige
Anlagen; hierfürwarmaßgeblich,dassderstatistischeÜberhang aus2014fürbeide Verwendungsag‐
gregate nach aktuellem amtlichen Datenstand jetzt höher als im Frühjahr ist. Schließlich musste die
RatedesKonsumsdesStaatesangehobenwerden,indersichdieraschsteigendenMehrausgabenfür
die neu zugewanderten Hilfesuchenden widerspiegeln. Schließlich wurden die Zuwachsraten von Ex‐
undImportenleichtheraufgesetzt.DadieRatederAusfuhrstärkeralsdiederEinfuhrangehobenwur‐
de,vergrößertsichderBeitragdesAußenhandelszumrealenBIPmarginalvon0,1Prozentpunktenauf
0,2Prozentpunkten(vgl.Tabelle).
Tabelle3.4
Prognose und Prognosekorrektur für das Jahr 2015
Verwendung des realen Bruttoinlandsprodukts
ifo Sommerprognose
Prognosewerte für 2 0 1 5
Veränderung
Inlandsnachfrage
Wachstums-
ifo Dezemberprognose
Prognosekorrektur für 2015
Prognosewerte für 2 0 1 5
Differenz der Wachstumsraten bzw. -beiträge
Veränderung
Wachstums-
in % gegen-
beitrag
in % gegen-
beitrag
Spalte (3) abzüglich
Spalte (4) abzüglich
über Vorjahr
in %-Punkten2
über Vorjahr
in %-Punkten2
Spalte (1)
Spalte (2)
(1)
(2)
(3)
(4)
(5)
(6)
1,9
1,7
1,6
1,5
-0,3
-0,2
Privater Konsum
2,2
1,2
1,9
1,1
-0,3
-0,1
Staatlicher Konsum
1,6
0,3
2,7
0,5
1,1
0,2
Ausrüstungen
3,5
0,2
4,1
0,3
0,6
0,1
Bauten
2,0
0,2
0,7
0,1
-1,3
-0,1
Sonstige Anlageinvestitionen
1,8
0,1
2,7
0,1
0,9
0,0
-
-0,3
-
-0,5
-
-0,2
Vorratsveränderungen
-
0,1
-
0,2
-
0,1
Ausfuhr
Außenbeitrag
5,3
2,4
5,6
2,6
0,3
0,2
Einfuhr
5,9
-2,3
6,0
-2,3
0,1
0,0
Bruttoinlandsprodukt
1,9
1,9
1,7
1,7
-0,2
-0,2
2
Beiträge der Nachfragekomponten zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (Lundberg-Komponenten). Der Wachstumsbeitrag einer
Nachfragekomponente ergibt sich aus der Wachstumsrate gewichtet mit dem nominalen Anteil des Aggregats am Bruttoinlandsprodukts aus dem
Vorjahr. Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Angaben für das Bruttoinlandsprodukt: Veränderung gegenüber dem
Vorjahr in %.
ifo Dezember 2015
Quelle: Berechnungen des ifo Instituts.
Tauschverhältnis zwischen US‐Dollar und Euro
für2015bei1,11undfürdiekommendenzwei
Jahrebei1,05liegt.
DieWeltkonjunkturwird–wieiminternationa‐
len Teil dieser Prognose beschrieben – bis in
denSommer2016,begünstigtdurchdieniedri‐
gen Energiepreise, mit leicht anziehenden Ra‐
Weltwirtschaftliches Umfeld und preisliche
Wettbewerbsfähigkeit
DiePrognosebasiertaufderAnnahme,dassein
Barrel Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2015
durchschnittlich 54 US‐Dollar, im kommenden
Jahr 45 und im Jahr 2017 46 US‐Dollar kostet.
Die Wechselkurse werden im Prognosezeit‐
raum konstant fortgeschrieben, so dass das
36
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
tenzulegen.DanachwirddasExpansionstempo
bis zum Ende des Prognosezeitraums wieder
etwaszurückgehen.DieseEntwicklungspiegelt
sich auch im ifo Exportnachfrageindikator wi‐
der,derdiePrognosenfürdieGesamtprodukti‐
on in wichtigen Handelspartnerländern, ge‐
wichtet mit dem jeweiligen deutschen Ex‐
portanteil, zusammenfasst.7 Danach wird die
stärkste Nachfrage nach deutschen Gütern aus
Asien kommen (vgl. oberes Bild Abbildung 3.6
Exportindikatoren). Von den USA und von
Großbritannien werden wohl ebenfalls starke
positive Impulse ausgehen, die allerdings im
Prognosezeitraum leicht zurückgehen werden.
Aus der Eurozone sind bis zur ersten Jahres‐
hälfte 2016 zunehmende Impulse zu erwarten,
diese werden im weiteren Verlauf aber wieder
deutlichabnehmen.AusdensonstigenLändern
(Lateinamerika, Osteuropa und Japan) dürfte
dieNachfrageanhaltendstabilbleiben.
Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutsch‐
lands gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis
der Verbraucherpreisindizes wird sich in die‐
sem Jahr deutlich verbessern (vgl. unteres Bild
Abbildung 3.6 Exportindikatoren). Maßgeblich
hierfür ist die starke Abwertung des Euro ge‐
genüber den wichtigsten Währungen, die bis
April 2015 zu beobachten war. Die Abwertung
am aktuellen Rand spielt für den Jahresdurch‐
schnittkaumeineRolle.IndiesemJahrverbes‐
sert sich die preisliche Wettbewerbsposition
insbesondere gegenüber Großbritannien, den
USA, China und weiteren Ländern in Asien. Im
kommenden Jahr wirken zwei gegensätzliche
KräfteaufdieWettbewerbsfähigkeit.Einerseits
führt die jüngste Abwertung des Euro dazu,
dass das Ausgangsniveau der Wettbewerbsfä‐
higkeit zu Jahresbeginn 2016 recht niedrig ist.
Andererseits dürfte die Inflationsrate in
DeutschlandimkommendenJahrhöherausfal‐
len als bei den Handelspartnern. Insgesamt
wird die deutsche Wettbewerbsfähigkeit im
Jahr 2016 in etwa konstant bleiben. Ähnlich
verhältessichimJahr2017.
Abbildung3.6
Exportindikatoren
Expansionsbeiträge des ifo Exportnachfrageindikators
0,6
Prozent bzw. Prozentpunkte
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
China
und Südostasien
Südostasien
China und
Euroraum
Euroraum
USA
und Großbritannien
UK
USA und
übrige Länder
übrige
Ländera)a)
Quartalszuwachsrate des
Quartalszuwachsrate
desIndikators
Indikators
-0,1
-0,2
-0,3
2012
2013
2014
2015
Preisliche Wettbewerbsfähigkeit
6
2016
2017
b)
Prozent bzw. Prozentpunkte
USA
USA und
und Großbritannien
Großbritannien
Euroraum (ohne
(ohne Deutschland)
Deutschland)
Euroraum
4
ausgewählte Länder Asiens c)
Ausgewählte
d)
übrige Länder
sonstige
Länder
Jahreszuwachsrate des Indikators
Insgesamt
2
0
-2
-4
-6
2012
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Lateinamerika, Osteuropa und Japan. - b) Indikator der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands
gegenüber 37 Handelspartnern auf Basis der Verbraucherpreise. Ein Anstieg bedeutet jeweils eine
Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. - c) China, Hongkong, Südkorea,
Singapur und Japan. - d) Dänemark, Schweden, Norwegen, Schweiz, Bulgarien, Kroatien, Litauen, Polen,
Rumänien, Tschechien, Ungarn, Kanada und Australien.
Quellen: Deutsche Bundesbank; IWF; OECD; Berechnungen des ifo Instituts; 2015, 2016 und 2017: Prognose
des ifo Instituts.
FinanzpolitischeRahmenbedingungen
Die Finanzpolitik ist im Prognosezeitraum ex‐
pansivausgerichtet.MaßgeblichfürdieAuswei‐
tung der staatlichen Ausgaben im laufenden
Jahr sind die sozialpolitischen Akzente der
Bundesregierung, sowie die Impulse durch die
zunehmendeFlüchtlingsmigration.
BereitszurJahresmitte2014wurdenrentenpo‐
litische Maßnahmen umgesetzt, die im laufen‐
denJahrerstmalsihrevolleJahreswirkungent‐
falten. Darunter fallen die erweiterte Anerken‐
nung von Kindererziehungszeiten bei der Müt‐
terrente, sowie die Möglichkeit, nach 45 Bei‐
tragsjahren abschlagsfrei in Rente zu gehen.
ZwarwurdezurFinanzierungaufeineBeitrags‐
7 Für eine detaillierte Beschreibung der Konstrukti‐
on des Indikators, siehe Elstner, Grimme und
Siemsen(2010).
37
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
Lohnanstiegstabil
Lohnanstiegstabil
satzsenkunginderRentenversicherungimJahr
2014 verzichtet; eine kleinere Beitragssatzsen‐
kungergabsichhingegendennochzumJahres‐
beginn 2015. Allerdings standen der Beitrags‐
satzsenkung bei der Rentenversicherung Erhö‐
hungen bei der Kranken‐ und Pflegeversiche‐
rung gegenüber, so dass die Belastung der Ar‐
beitnehmerentgeltemitSozialbeiträgenimJahr
2015 in etwa konstant blieb. Auch wurde mit
Wirkung zum Jahresbeginn 2015 eine Erhö‐
hungderFreibeträgebeiderEinkommensteuer
beschlossen.
Weitere Entlastungen bei der Einkommensteu‐
er sind im Jahr 2016 vorgesehen. So wird es
erneutzueinerErhöhungdesGrundfreibetrags
und des Kinderfreibetrags kommen; zudem
wird der Steuertarif leicht verschoben, um die
Mehreinahmen,diedurchdiekalteProgression
entstanden sind, zu mindern. Die Beitragssätze
zur Sozialversicherung dürften nach Maßgabe
dieserPrognoseimweiterenPrognosezeitraum
per Saldo leicht steigen. So werden im Jahr
2016 die Zusatzbeiträge der Arbeitnehmer zur
gesetzlichen Krankenversicherung etwas ange‐
hoben. Im Jahr 2017 erhöhen sich voraussicht‐
lichdieBeiträgezurPflegeversicherungum0,2
Prozentpunkte.
Besonderen Einfluss auf die Finanzlage des
Staates hat im Prognosezeitraum die zuneh‐
mende Flüchtlingsmigration. So kam es bereits
imJahr2015zueinerdeutlichenErhöhungder
Ausgaben des Staates für monetäre Sozialleis‐
tungen, Vorleistungen, und soziale Sachleistun‐
gen.FürdieJahre2016und2017wirdhiermit
einer weiteren, deutlich dynamischen Auswei‐
tunggerechnet.
Tabelle3.5
DieTariflöhnesindimerstenHalbjahr2015mit
durchschnittlich 2,2% relativ schwach gestie‐
gen. Im Vorjahr lag die Steigerung noch bei
2,9%.ImdrittenQuartalhatsichderTariflohn‐
anstiegleichtaufknapp2,5%beschleunigt.Mit
BlickaufdiegutekonjunkturelleLagesehendie
Tarifabschlüsse im zweiten Halbjahr 2015 u.a.
imEinzelhandelmit2,5%,beidenBankenmit
2,1% und den Versicherungen mit 2,4% wei‐
terhin nur moderate Steigerungen vor. Im Jah‐
resdurchschnitt 2015 steigen die Tariflöhne
dahervoraussichtlichnurum2,3%.
Die effektiv gezahlten Löhne legten mit durch‐
schnittlich 2,8% in den ersten drei Quartalen
deutlichstärkeralsdieTariflöhnezu.Diesdürf‐
te maßgeblich auf die Einführung des gesetzli‐
chen Mindestlohns zurückzuführen sein. Somit
ergibt sich in diesen Quartalen eine positive
Lohndrift,d.h.DifferenzausEffektiv‐undTarif‐
lohnanstieg, von durchschnittlich 0,6%. Insbe‐
sondereprofitierenArbeitnehmer,derenLöhne
nicht durch Tarifverträge bestimmt werden.
Darunter zählen insbesondere auch geringfügi‐
ge Beschäftigungsverhältnisse (vgl. Henzel,
2014).
Im nächsten Jahr dürfte es zu keiner Beschleu‐
nigung bei den Tariflöhnen kommen. Bereits
beschlossene Stufenerhöhungen für das Jahr
2016 sehen nur verhaltene Steigerungen vor.
Im Gebäudereinigerhandwerk wurden nach
zwei
Nullmonaten
Erhöhungen
von
2,6%/3,7% (West/ Ost) zum 01.01.2016 ver‐
einbart.ImöffentlichenDienstderLänderwur‐
de eine Stufenerhöhungen von 2,5% beschlos‐
sen. Im Einzelhandel sehen die Tarifverträge
Löhne
Veränderung zum Vorjahr in %
durchschnittliche
Arbeitszeit
2012
2013
2014
2015
2016
2017
-1,1
-0,8
0,6
0,5
0,2
0,2
Verdienst je
Verdienst je
ArbeitStunde
nehmer
2,8
2,1
2,7
2,9
2,5
2,5
Lohndrift
(Arbeitnehmer)
3,9
2,9
2,1
2,4
2,3
2,3
0,1
-0,3
-0,2
0,6
0,2
0,1
Lohndrift
(Stunde)
1,2
0,5
-0,9
0,0
0,0
0,0
Tariflohn
(Monat)
Tariflohn
(Stunde)
2,6
2,4
2,9
2,3
2,3
2,3
2,7
2,4
3,0
2,4
2,3
2,3
Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesbank; 2015, 2016 und 2017: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2015
Titel: Zur Entwicklung der Löhne (Inlandskonzept)
38
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
Arbeitslosigkeitsteigtwieder
Die Abnahme der Arbeitslosigkeit hat zur Jah‐
resmitte an Schwung verloren. Im Quartals‐
durchschnitt ist die Zahl der Arbeitslosen im
dritten Quartal sogar erstmalig seit 2013 wie‐
dermarginalgestiegen.DieseEntwicklungkann
darauf zurückgeführt werden, dass das Er‐
werbspersonenpotenzial im laufenden Jahr
stärker zunimmt als in den zurückliegenden
Jahren.
Im Prognosezeitraum dürfte die Beschäftigung
weiterzunehmen(vgl.Abbildung3.7).Diewei‐
terhin expansiv ausgerichtete Arbeitsnachfrage
führt voraussichtlich insbesondere zu einem
Aufbau der sozialversicherungspflichtigen Be‐
schäftigung. Die Zunahme der Arbeitsstunden
dürfte sich im zweiten Halbjahr 2015 moderat
beschleunigen (vgl. Abbildung 3.8). Das ifo Be‐
schäftigungsbarometer ist nunmehr seit Juli
stetiggestiegen(vgl.Abbildung3.8).Diesistein
klarer Indikator für einen ungebrochen hohen
BedarfanArbeitskräftenderUnternehmenund
deren Einstellungsbereitschaft. Auch ist der
ZugangoffenerStellenimNovembernachzwei
schwächeren Monaten leicht angestiegen. Der
BA‐X, der Stellenindex der Bundesagentur für
Arbeit, ist im laufenden Jahr stetig angestiegen
und spiegelt den positiven Trend am Arbeits‐
marktklarwider.
lediglich 2,0% und in der Stahlindustrie 1,7%
vor. Die Tariflöhne steigen im Jahresdurch‐
schnitt 2016 voraussichtlich um 2,3% und die
Effektivlöhneum2,5%.
Auch im Jahr 2017 wird ein Anstieg der Tarif‐
löhneinHöhevon2,3%erwartet.DieEffektiv‐
löhnenehmenmit2,5%zu.Indenkommenden
zwei Jahren bleibt die Lohndrift mit 0,2% in
2016 und 0,1% in 2017 leicht positiv. Bei an‐
haltendhoherArbeitsnachfrageundsteigenden
Kapazitätsauslastungenwerdenvoraussichtlich
vermehrt Überstunden geleistet. Die bereinig‐
tenLohnstückkosten(aufStundenbasis)steigen
2015 um 1,7%, 2016 um 1,4% und 2017 um
1,1%. Real dürften sie in diesem und in den
kommendenzweiJahrenleichtsinken.
Arbeitslosigkeitsteigtwieder
Die Erwerbstätigenzahl ist in diesem Jahr sai‐
sonbereinigt um durchschnittlich 35000 Per‐
sonen pro Monat gestiegen. Dieser Wert liegt
somit auf dem Niveau des Vorjahres. Die gute
konjunkturelleLagespiegeltsichimAnstiegder
Arbeitsnachfrage wider. Die Einführung des
gesetzlichen Mindestlohns zu Jahresbeginn hat
gleichwohl ihre Spuren hinterlassen. Das zeigt
sich insbesondere an der Entwicklung der ge‐
ringfügigen Beschäftigung. Diese Arbeitnehmer
warenbesondersstarkvonderEinführungdes
Mindestlohns betroffen, da sich wegen des ho‐
hen Anteils an Niedriglohnbeziehern die Ar‐
beitskosten für diese Beschäftigungsform be‐
sondersstarkerhöhthaben.Saisonbereinigtist
die Anzahl der geringfügig Beschäftigten von
September 2014 bis März 2015 um 160000
zurückgegangen.IndenfolgendenMonatenhat
sich die geringfügige Beschäftigung stabilisiert,
gingaberweiterzurück.Diesdeutetdaraufhin,
dass die unmittelbaren Anpassungsprozesse
infolge der Einführung des Mindestlohns in
diesem Arbeitsmarktsegment wohl weitestge‐
hendabgeschlossensind.
Abbildung3.7
Erwerbstätige
Inlandskonzept, saisonbereinigter Verlauf
45
Mill. Personen
Tsd. Personen
400
a)
Veränderung
Veränderung gegenüber
gegenüber dem
dem Vorquartal
Vorquartal a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
44
Mill.
Mill. Personen
Personen (linke Skala)
+365
+199
300
+324
+375
43
+483
200
+268
42
100
41
0
Prognosezeitraum
40
-100
2012
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
39
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
Arbeitslosigkeitsteigtwieder
Abbildung3.9
Abbildung3.8
Geleistete Arbeitsstunden der Erwerbstätigen im Inland
Arbeitslose
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Saisonbereinigter Verlauf
15 200
Mill. Stunden
%
3,6
a)
laufende Rate a)
15 000
3,0
0,5%
b)
b)
Jahresdurchschnitt
Mill. Stunden (linke Skala)
1,0%
1,5
-79
-0,1%
53
-52
-103
0
0,0
Prognosezeitraum
Prognosezeitraum
2,4
-0,4%
14 200
2012
b)
-100
-1,5
14 000
a)
100
2,8
14 400
200
301
23
3,2
1,2%
14 600
Tsd. Personen
Veränderunggegenüber
gegenüberdem
demVorquartal
Vorquartala)a)
Veränderung
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
Mill.
Mill.Personen
Personen (linke Skala)
1,1%
14 800
Mill. Personen
2013
2014
2015
2016
2017
2,0
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
ifo Beschäftigungsbarometer für die gewerbliche Wirtschaft
115
110
105
100
95
2011
2012
2013
2014
2015
Quelle: ifo Konjunkturtest, November 2015.
ImJahresdurchschnitt2015steigtdieErwerbs‐
tätigkeit voraussichtlich um reichlich 320000
Personen (0,8%), 2016 um 365000 Personen
(0,9%)und2017umknapp200000Personen
(0,5%).DasArbeitsvolumenerhöhtsichindie‐
sem Jahr um 0,9%, 2016 um 1,0% und 2017
um 0,6% (vgl. Abbildung 3.9 und Tabelle 3.6).
Der Beschäftigungsaufbau geht somit mit einer
moderatenAusweitungderArbeitszeiteinher.
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit wird in
den kommenden Jahren entscheidend von der
Flüchtlingsmigration geprägt werden. Diese
wird mittelfristig zu einer spürbaren Auswei‐
tungdesArbeitsangebotsführenunddiebishe‐
rigenTrendsüberlagern.BisheristdasArbeits‐
angebot maßgeblich von der demographischen
Entwicklung der Inländer bestimmt worden.
EinemRückgangderPersonenimerwerbsfähi‐
genAlterstandeinetrendmäßigeErhöhungder
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in Tausend Personen (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Tausend Personen.
Quellen: Bundesagentur für Arbeit; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Erwerbsbeteiligung Älterer gegenüber. Dieser
für sich genommen dämpfende Effekt auf das
Arbeitsangebot wurde zum Teil durch qualifi‐
zierte
Migration
aus
anderen
EU‐
Mitgliedsstaaten überlagert. Alles in allem ist
dieArbeitslosigkeitindenletztenJahrenweni‐
ger stark gesunken als die Erwerbstätigkeit
zunahm.
Im Laufe der nächsten zwei Jahre werden zu‐
nehmend anerkannte Asylbewerber in den Ar‐
beitsmarkt eintreten. Nach erfolgreichem Ab‐
schluss des Asylverfahrens haben sie uneinge‐
schränkten Zutritt in den Arbeitsmarkt und
dürfen Leistungen nach SGB II beziehen. Wie
schnell sich dabei das Arbeitsangebot auswei‐
ten wird, hängt entscheidend von der Gesamt‐
dauerderAsylverfahrenab.Indervorliegenden
Prognose ist unterstellt, dass in diesem Jahr
knapp 300000 Verfahren entschieden werden
(vgl.KastenFlüchtlinge).AngesichtsderBemü‐
hungenumeineschnellereBearbeitungunddie
AufstockungdesPersonalsbeidenzuständigen
StellenwirdeinAnstiegaufgut900000imJahr
2017unterstellt.DieIntegrationderanerkann‐
ten Asylsuchenden in den Arbeitsmarkt hängt
zumeinenvondenIntegrationsbemühungenin
Deutschland und zum anderen von der Qualifi‐
kation der Asylsuchenden ab. Nach Untersu‐
chungen von Battisti et al. (2015) planen Un‐
ternehmen, anerkannte Asylbewerber voraus‐
sichtlichfüreinfachereTätigkeiteneinzusetzen.
Die befragten Unternehmen gaben an, dass ne‐
2005 = 100, saisonbereinigt
2010
-200
2012
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr in %.
40
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
Arbeitslosigkeitsteigtwieder
2016 um 350000 Personen und im Jahr 2017
um weitere 460000 Personen zu. Im Jahres‐
durchschnitt2015sinktdieArbeitslosigkeitum
100000Personen.2016steigtsieimJahresver‐
lauf an, im Jahresdurchschnitt ergibt sich aber
nur ein kleiner Zuwachs um 23000 Personen.
Die Ausweitung des Arbeitsangebots schlägt
sich verstärkt im Jahr 2017 nieder. Im Jahres‐
durchschnittwirdeinAnstiegderArbeitslosen‐
zahlvon300000Personenzuverzeichnensein.
Die Arbeitslosenquote beläuft sich auf 6,4% in
diesem Jahr, verbleibt bei 6,4% im nächsten
Jahrundsteigtauf7,1%imJahr2017.
ben dem Mindestlohn, mangelnde Qualifikatio‐
nen und Sprachkenntnisse die größten Barrie‐
reneinerraschenIntegrationseinwerden.Dies
zeigtsichauchdarin,dass70%derFlüchtlinge
eine begonnene Ausbildung vorzeitig abbre‐
chen(vgl.Wößmann,2015).Derzeit istdieBe‐
schäftigungsquote im Zuzugsjahr nur bei 8%,
nach fünf Jahren bei knapp 50% (vgl. Institut
fürArbeitsmarkt‐undBerufsforschung,2015).
Das Erwerbspersonenpotenzial nimmt durch
dieFlüchtlingsmigrationimJahresverlauf2015
voraussichtlich um 100000 Personen, im Jahr
Tabelle3.6
Arbeitsmarktbilanz
Jahresdurchschnitte in 1000 Personen
2013
2014
2015
2016
2017
Arbeitsvolumen (Mio. Stunden)
57639
58349
58977
59542
59850
Erwerbstätige Inländer
42269
42640
42959
43326
43525
Arbeitnehmer
37810
38243
38659
39048
39228
29713
30197
30817
31278
31465
5017
5029
4858
4809
4791
4459
4397
4300
4279
4297
59
63
68
66
66
42328
42703
43027
43392
43591
2950
2898
2796
2819
3119
6,9
6,7
6,4
6,4
7,1
2182
2090
1928
1850
2003
4,9
4,7
4,3
4,1
4,4
darunter
SV Beschäftigte
Geringfügig Beschäftigte
Selbstständige
Pendlersaldo
Erwerbstätige Inland
Arbeitslose
1
Arbeitslosenquote BA
2
Erwerbslose
Erwerbslosenquote
4
1
2
3
Arbeitslose in % der zivilen Erwerbspersonen (Definition gemäß Bundesagentur für Arbeit). Definition der ILO; Erwerbslose
in % der inländischen Erwerbspersonen (Erwerbstätige Inländer plus Erwerbslose).
Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit; 2015, 2016 und 2017: Prognose des ifo Instituts.
ifo Institut Dezember 2015
Kasten:ArbeitsmarkteffektederZuwanderung
Von Januar bis Oktober 2015 wurden in Deutschland 340000 neue Asylanträge gestellt, davon allein
knapp 55000 im Monat Oktober. Tatsächlich ist die Zahl neu zugewanderter Asylsuchender deutlich
höher.NachInformationendesBundesamtfürMigrationundFlüchtlinge(BAMF)sindimselbenZeit‐
raum756000EASY‐Registrierungen(ErfassungineinerErstaufnahmeeinrichtung)durchgeführtwor‐
den,davonimMonatOktober 180000.DieDiskrepanzzwischender AnzahlderRegistrierungenund
denabgegebenenAsylanträgenhatimVerlaufdesJahresstetigzugenommen.
AuchimMonatNovemberwardieAnzahlderSchutzsuchendenungebrochenhoch.Esistzuerwarten,
dass die EASY‐Registrierungen im Vergleich zum Vormonat noch einmal gestiegen sind. Im weiteren
zeitlichenVerlaufzeichnetsichabereineAbnahmedesFlüchtlingszustromsab.Dieskannunterande‐
remdaraufzurückgeführtwerden,dassdieKontrollenentlangderBalkanrouteweiterverstärktwur‐
den,dasPassierenderGrenzenzumTeilerheblicherschwertwurdeundersteLänder,wieSlowenien,
deutlichrestriktiverdieDurchreisebegrenzen.SowerdendortAsylsuchendeausdenBalkanländernan
derWeiterreisenachZentraleuropagehindert.WeiterhinsollenweitereLänderalssichereHerkunfts‐
41
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
Arbeitslosigkeitsteigtwieder
länderausgewiesenwerden,umdenMigrationsdruckausdiesenLändernzusenken.Zusätzlichwurde
einÜbereinkommenderEuropäischenUnionmitderTürkeigeschlossen,dasseinegrößereAnzahlvon
AsylsuchendenimLandverbleibensoll,wofürdieTürkei3Mrd.Euroerhaltensoll.
FürdiesePrognosewerdenfolgendeEckwertederFlüchtlingsmigrationunterstellt.DieZahlderFlücht‐
lingewirdindiesemJahrbei1,1Millionenliegen(sieheTabelle3.7),imJahr2016bei750000undim
Jahr2017bei500000Personen.Diesimpliziert,dassesschonmitderJahreswende2015/16zueinem
merklichenRückgangkommt.
Die aktuellen Zahlen belegen, dass es zu erheblichen Verzögerungen zwischen den EASY‐
RegistrierungenundderAnzahlneugestellterAsylanträgegekommenist.Wirunterstellen,dassdiese
Differenz im Laufe der Zeit abnimmt und dass 90% der EASY‐Registrierungen zu einem Asylantrag
führen. Derzeit liegt der Bestand anhängiger Asylverfahren bei gut 300000, die Anzahl der Entschei‐
dungenimbisherigenJahresverlaufbeträgtjedochlediglichgut20000proMonat.Umdenvoraussicht‐
lich hohen Zuwächsen neuer Asylverfahren Rechnung zu tragen, schaffen die zuständigen Behörden
derzeithöhereKapazitäten.8DieGesamtschutzquoteimMonatOktoberwirddurchdasBAMFmitüber
50%angegebenundliegtsomitmerklichüberdemJahresdurchschnittvonbisher41%.ImPrognose‐
zeitraumdürftesichdieZusammensetzungderAsylsuchendenhinzuHerkunftsländernmiteinernoch
höherenWahrscheinlichkeitderAsylgewährungentwickeln.FolglichunterstellenwireinenAnstiegder
Gesamtschutzquoteauf70%.
Gemäß der Altersstruktur der
derzeit Zuwandernden wird ein
Tabelle3.7
Auswirkungen der Flüchtlingsmigration auf das Erwerbspersonenpotenzial
Anteilvon75%deranerkannten
in 1 000 Personen
Asylbewerber im erwerbsfähi‐
2015
2016
2017
gen Alter unterstellt. Eine Er‐
Asylbewerber insgesamt
Anträge im EASY-System
(1)
1150
750
500
werbsquote von 78% wird fer‐
Registrierte Asylanträge
(2)
494
1140
543
Laufende Asylverfahren
(3)
290
684
707
ner angenommen. Diese Werte
Asylbewerber im laufenden Asylverfahren
entsprechen dem langfristigen
erfahrungsmäßige Erwerbsquote (in Prozent)
(4)
15
20
25
Personen in Qualifizierungsmaßnahmen
(5)
5
23
31
Mittel. Nicht alle anerkannten
Erwerbspersonen
(6) = (3)*(4) - (5)
39
114
146
Asylbewerber werden unmittel‐
Entscheidungen durch das BAMF
bar Zugang zum Arbeitsmarkt
Entscheidungen über Asylanträge
(7)
292
710
930
Gesamtschutzquote (in Prozent)
(8)
45
68
70
erhalten. Ein Teil wird erst ein‐
Positive Entscheidungen
(9) = (7)*(8)
142
486
651
malanSprachkursen‐undQuali‐
Asylbewerber mit positivem Bescheid
Anteil der 14- bis 64-Jährigen (in Prozent)
(10)
76
76
76
fizierungsmaßnahmen teilneh‐
Personen im erwerbsfähigen Alter
(11) = (9)*(10)
108
369
495
men. Dies führt zu einem verzö‐
Erwerbsquote (in Prozent)
(12)
78
78
78
Erwerbsfähige Personen
(13) = (11)*(12)
84
286
384
gerten Anstieg des Erwerbsper‐
davon in Qualifizierungsmaßnahmen
(14)
22
48
65
Erwerbspersonen
(15) = (13) - (14)
61
239
319
sonenpotenzials.
Insgesamt
Gesamteffekt auf das Erwerbspersonenpotenzial
(16) = (15) + (6)
100
352
464
nehmen wir an, dass das Er‐
werbspersonenpotenzial durch
1 Annahme: Asylbewerber mit einer hohen Anerkennungswahrscheinlichkeit können schon während des laufenden
Verfahrens an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen.
die Flüchtlingszuwanderung um
2 Durchschnittliche Schutzquote; im Jahresverlauf 2015 und 2016 steigt sie und liegt ab Juni 2016 bei 70 Prozent.
3 Durchschnittliche Quote.
knapp 100000 Personen in die‐
Quellen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge; Annahmen und Berechnungen der Institute.
semJahr,350000Personen
imJahr2016und460000imJahr2017ansteigt.Hierbeiistzuberücksichtigen,dasssichderBearbei‐
tungsstau(vonderErstregistrierungzumAsylantragundvomAsylantragzumAsylentscheid)erstnach
undnachauflösenwird.
1
2
3
8 Dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurden im Nachtragshaushalt 2015 1000 zusätzliche Stellen
bewilligt.LautAussagedesBAMFwurdebereitsbisEndeNovember2015einhoherAnteildavonbesetzt.
42
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
KeineImpulsevomAußenhandel
Abbildung3.10
KeineImpulsevomAußenhandel
Im dritten Quartal 2015 trug der Außenhandel
negativ zur Expansion des Bruttoinlandspro‐
dukts bei. Die Warenausfuhr blieb in etwa auf
demNiveaudesVorquartals.AusderEurozone
kamen insgesamt negative Impulse, wie auch
aus den USA und aus Asien. China wirkte das
dritteQuartalinFolgenegativaufdiedeutsche
Ausfuhr. Insgesamt wurden sowohl weniger
Investitions‐ als auch Vorleistungsgüter expor‐
tiert als im Vorquartal. Lediglich bei den Kon‐
sumgüterngabespositiveImpulse.DieImporte
legten deutlich stärker zu als die Exporte. Es
wurden insbesondere mehr Investitionsgüter
ausdemAuslandnachgefragt,aberauchzusätz‐
liche Vorleistungs‐ und Konsumgüter. Ange‐
sichtsderschwachenAusfuhrundderrückläu‐
figen Ausrüstungsinvestitionen dürfte ein be‐
trächtlicher Teil der importierten Güter ins
Lagergewandertsein.
Im Schlussquartal 2015 wird die Ausfuhr vo‐
raussichtlichmit0,5%verhaltenzulegen.Dafür
spricht, dass sich das ifo Exportklima im Okto‐
berwiederdeutlichverbesserthat;insbesonde‐
re das Unternehmens‐ und Verbraucherver‐
traueninKerneuropaundinOsteuropaistwie‐
der aufwärtsgerichtet (vgl. Abbildung 3.10).9
AuchdieAufträgeausdemAuslandfürdasver‐
arbeitendeGewerbe(ohnesonstigenFahrzeug‐
bau) liegen im Oktober wieder deutlich über
dem Vorquartalsdurchschnitt. Hingegen ist der
WES jüngst gefallen. Auch der ifo Auftragsbe‐
stand ist bis zuletzt kontinuierlich rückläufig.
Der Abgasskandal dürfte vermutlich keine grö‐
ßeren negativen Auswirkungen auf die Auto‐
mobilbranche im Winterhalbjahr haben; der
Geschäftsklimaindex für diese Branche ist im
November sogar erneut gestiegen, und die An‐
zahl der exportierten PKW hat bis Oktober ge‐
Frühindikatoren für den Export
Saisonbereinigte Werte
20
Saldo
Index
0,4
ifo Exporterwartungen
15
0,6
0,2
10
0,0
-0,2
5
-0,4
0
-0,6
ifo Exportklima
-5
(rechte Achse)
-0,8
-1,0
-10
2012
2013
2014
2015
Quelle: ifo Institut.
mäß VDA saisonbereinigt kontinuierlich zuge‐
legt.10 Nachdem die ifo Exporterwartungen bis
OktoberimTrendrückläufigwaren,sindsieim
November wieder deutlicher angestiegen; ein
Indiz, dass die Ausfuhr im ersten Quartal 2016
wiedermerklichanziehendürfte.DieBeschleu‐
nigung des Exports bis zum zweiten Quartal
2016 wird sich wohl im Gleichklang mit der
weltwirtschaftlichen Dynamik fortsetzen. Im
weiteren Verlauf dürfte sich die Ausfuhrdyna‐
miketwasverlangsamen.Zumeinendürftesich
dieweltwirtschaftlicheExpansionwiederetwas
abflachen.Zumanderenwerdenwohldieposi‐
tiven Effekte der starken Abwertung des Euro
im Frühjahr 2015 auf die deutsche Ausfuhr
langsam auslaufen.11 Von der Wettbewerbsfä‐
higkeit im kommenden Jahr gehen in etwa
neutraleImpulsebisEnde2017aus.Zwardürf‐
tediejüngsteAbwertungdesEurostimulierend
imkommendenJahrwirken.Allerdingsdürften
sich die deutschen Preise im Jahr 2016 stärker
erhöhenalsindenAbsatzländern.Insgesamtist
miteinemAnstiegdesrealenExportsum5,6%
indiesemJahrzurechnen.ImJahr2016dürfte
10
Der VDA veröffentlicht die entsprechende Reihe
nur in Ursprungswerten. Die Saisonbereinigung
wurdemitX12‐Arimadurchgeführt.
11 Die positiven Effekte dieser Abwertung auf den
deutschen Export belaufen sich auf 0,8 bis 1,0
Prozentpunkteindiesemund0,5bis0,6Prozent‐
punkte im kommenden Jahr, vgl. Grimme und
Thürwächter(2015).
9DasifoExportklimasetztsichausIndikatorender
Unternehmens‐ und Verbraucherstimmung in
den wichtigsten Absatzmärkten Deutschlands
und einem Indikator der preislichen Wettbe‐
werbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zusam‐
men,vgl.Elstner,GrimmeundHaskamp(2013).
43
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
KeineImpulsevomAußenhandel
tung der Einfuhren etwas an Schwung, da so‐
wohl die Ausfuhr als auch die Ausrüstungsin‐
vestitionen weniger stark zunehmen werden.
InsgesamtdürftederImportindiesemJahrum
6,0%expandieren.ImkommendenJahrwirder
voraussichtlichum5,3%steigen,imJahr2017
um 4,8% (vgl. Abbildung 3.12). Alles in allem
wird der Außenhandel damit in diesem Jahr
einenBeitragzurExpansiondesBruttoinlands‐
produkts von 0,2 Prozentpunkten leisten, im
kommendenJahrvon0,0undimJahr2017von
0,1Punkten(vgl.Tabelle3.8).
dieAusfuhrum4,4%expandieren,imJahrda‐
raufum4,2%(vgl.Abbildung3.11).
Abbildung3.11
Reale Exporte
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
405
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
6
a)
laufende
laufendeRate
Ratea)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnittb)
380
4,2%
Volumen
Mrd.
Euro (linke Skala)
5,6%
355
4
4,4%
2
0
330
Prognosezeitraum
1,6%
2,8%
4,0%
305
-2
280
-4
Abbildung3.12
Reale Importe
2012
2013
2014
2015
2016
2017
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Im vierten Quartal 2015 wird der Import wohl
verstärkt zunehmen. Darauf deuten die ifo Ge‐
schäftserwartungen im Verarbeitenden Gewer‐
be hin, die seit September wieder aufwärtsge‐
richtet sind. Im ersten Halbjahr 2016 wird die
Einfuhr voraussichtlich mit zunehmenden Ra‐
tenexpandieren.ZumeinenprofitierendieIm‐
porte vom stärkeren Anstieg der Ausrüstungs‐
investitionen,zumanderenwerdensievonder
Expansion der Ausfuhren stimuliert, die den
Bedarf an ausländischen Vorleistungsgütern
erhöht.ImweiterenVerlaufverliertdieAuswei‐
340
%
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
a)
laufende
laufende Rate
Rate a)
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
320
4
4,8%
5,3%
Mrd.
Euro (linke Skala)
Volumen
3
6,0%
300
3,1%
2
3,7%
280
1
-0,3%
260
0
240
Prognosezeitraum
-1
220
2012
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Tabelle3.8
Wachstumsbeiträge zur Veränderung des Bruttoinlandsprodukts
(in Prozentpunkten)
2015
(s)
2016
(s)
2017
(s)
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben
1,6
1,1
1,8
1,1
1,2
0,8
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
0,5
0,4
0,3
0,1
0,7
0,5
0,2
0,2
0,5
0,5
0,2
0,2
Sonstige Anlagen
Vorratsveränderungen
0,1
-0,5
0,1
-0,3
0,1
-0,2
Letzte inländische Verwendung
1,5
1,9
1,6
Außenbeitrag
Exporte
Importe
0,2
2,6
-2,3
0,0
2,0
-2,1
0,1
2,0
-1,9
Bruttoinlandsprodukta)
1,7
1,9
1,7
s) Schätzungen des ifo Instituts.-a) Veränderung in % gegenüber Vorjahr.
Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2015 bis 2017: Prognose des ifo Instituts.
44
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
VerhalteneEntwicklungbeidenAusrüstungsinvestitionen
Spannungen,diedamitverbundeneVerschlech‐
terung des Geschäftsklimas der Investitionsgü‐
terproduzenten (vgl. Abbildung 3.13 oben) so‐
wie ein merklicher Rückgang der Auftragsein‐
gänge haben zu diesem Ergebnis beigetragen.
Insbesondere die schwache Auslandsnachfrage
aus den Schwellenländern dürfte sich dämp‐
fend auf die Ausrüstungsinvestitionen ausge‐
wirkt haben. So kam es laut einer Umfrage des
DIHK zu einem deutlichen Anstieg der Unter‐
nehmen, welche die Auslandsnachfrage als
größtesRisikoindenkommenden12Monaten
einschätzen.12AberauchdiezunehmendeUnsi‐
cherheit belastete das Investitionsklima. Seit
Jahresmitte stiegen der Economic Policy
Uncertainty Index sowie das ifo Unsicherheits‐
maßdeutlich(vgl.Abbildung3.13unten).
Die Terms of Trade sind im dritten Quartal
2015 unverändert geblieben. Die Einfuhrpreise
reduzierten sich wegen des erneuten Energie‐
preisrückgangs.DieAusfuhrpreisefielen,dadie
Exporteure Kraftfahrzeuge und ‐teile sowie
Datenverarbeitungsgeräte günstiger anboten.
Im Schlussquartal dürften sich die Terms of
Tradedeutlicherhöhen.Daraufweisendievor‐
liegenden Werte für die Außenhandelspreise
hin; die Einfuhrpreise werden voraussichtlich
deutlichstärkerfallenalsdieAusfuhrpreise.Die
Preise für Energieimporte sowie die Einfuhr‐
preise für chemische Erzeugnisse dürften sich
erneut stark reduzieren. Die Ausfuhrpreise der
Güter des Verarbeitenden Gewerbes werden
wohl auf breiter Front zurückgehen. Im weite‐
ren Prognosezeitraum dürften sowohl die Aus‐
fuhr‐ als auch die Einfuhrpreise leicht be‐
schleunigt zulegen. Die in der Tendenz weiter
positive Grunddynamik der Auslandsnachfrage
führtdazu,dassdieinländischenUnternehmen
ihre Kostensteigerungen besser auf ihre Ab‐
nehmer überwälzen können. Gleichzeitig kön‐
nenausländischeFirmenaufgrundderstabilen
deutschen Konjunktur höhere Preise durchset‐
zen, so dass die Importpreise etwas stärker
zulegen als die Exportpreise. Aufgrund der
starken Verbesserung der Terms of Trade im
ersten Quartal 2015 werden sie im Jahres‐
durchschnitt um 2,6% steigen. Aufgrund des
hohen Niveaus im vierten Quartal 2015 erhö‐
hen sich die Terms of Trade im kommenden
Jahrum0,6%,imJahr2017fallensieleichtum
0,2%.DerLeistungsbilanzsaldoinRelationzum
BruttoinlandsproduktdürfteindiesemJahrbei
8,6% liegen und sich in den kommenden zwei
Jahrenvon8,5auf8,3%reduzieren.
Abbildung3.13
ifo Geschäftsklima für Investitionsgüterproduzenten
Saldo in %
30
20
10
0
-10
-20
2012
2013
2014
2015
Quelle: ifo Konjunkturtest, November 2015.
ifo Produktionsunsicherheit und Economic Policy Uncertainty Index
gleitender Dreimonatsdurchschnitt
300
0,58
Economic Policy Uncertainty (linke Achse)
ifo Produktionsunsicherheit (rechte Achse)
250
0,56
0,54
200
0,52
150
Verhaltene Entwicklung bei den Ausrüs‐
tungsinvestitionen
0,50
100
Nach einem starken ersten Quartal 2015 mit
einem Anstieg von 1,9% gegenüber dem Vor‐
quartalundeinemgeringenZuwachsvon0,5%
imzweitenQuartalsinddieAusrüstungsinvesti‐
tionen im dritten Quartal 2015 um 0,8% zu‐
rückgegangen. Die anhaltenden geopolitischen
0,48
0,46
50
2012
2013
2014
2015
ifo Produktionsunsicherheit: Streuung der Produktionserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe
Siehe Bachmann et al. (2013).
Quelle: ifo Institut; Baker et al. (2013).
12Siehe DIHK (2015).
45
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
BaukonjunkturmitpositivenAussichten
Seit September verbessert sich das Geschäfts‐
klima der Investitionsgüterproduzenten, vor
allem aufgrund optimistischerer Erwartungen,
kontinuierlich. Für eine Erholung der Investiti‐
onstätigkeit im vierten Quartal 2015 sowie im
darauf folgenden Jahr sprechen auch die wei‐
terhin günstigen Vergabestandards für Unter‐
nehmenskredite und die Ifo Kredithürde, die
ein weiteres Mal gefallen ist. Erweiterungsin‐
vestitionen dürften aber weiterhin nur eine
geringe Rolle spielen, da die gesamtwirtschaft‐
lichen Kapazitäten im Prognosezeitraum weit‐
gehend normal ausgelastet bleiben. Trotz des
schwachen dritten Quartals 2015 werden die
Ausrüstungsinvestitionen in diesem Jahr um
voraussichtlich 4,1% steigen. In den beiden
kommenden Jahren werden sie wohl eher ver‐
halten mit 3,5% bzw. 3,8% zunehmen (vgl.
Abbildung3.14).
Nach der rückläufigen Entwicklung im Som‐
merhalbjahr dürften die Wohnungsbauinvesti‐
tionen im weiteren Prognoseverlauf wieder
zunehmen. So besteht vor allem seitens der
KommuneneingroßerDruckzurSchaffungvon
Wohnraum für Flüchtlinge. Dies spiegelt sich
zum einen in einem Anstieg von Baugenehmi‐
gungen und Aufträgen wieder. Zum anderen
kam es insbesondere in den Sparten Woh‐
nungsbau sowie gewerblicher Hochbau zu ei‐
nemdeutlichenAnstiegdesifoGeschäftsklimas,
welches einen neuen gesamtdeutschen Höchst‐
stand erreicht (vgl. Abbildung 3.15). Darüber
hinaus sind die Finanzierungsbedingungen für
Wohnungsbaukredite weiterhin sehr günstig.
ZuletztzeigteauchdieifoArchitekten‐Umfrage
merklich verbesserte Geschäftserwartungen
und untermauert somit die positive Stimmung
im Baugewerbe. Alles in allem werden die
Wohnbauinvestitionen wohl um 2,6% im lau‐
fenden Jahr und im darauffolgenden Jahr zu‐
nehmen. Im Jahr 2017 dürften sie mit 2,5%
steigen(vgl.Tabelle3.9).
Abbildung3.14
Reale Investitionen in Ausrüstungen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
56
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
6
a)
laufende Rate
Rate a)
laufende
54
3,8%
b)
Jahresdurchschnitt
Jahresdurchschnitt b)
Mrd.
Euro(linke Skala)
Volumen
4,1%
52
4
3,5%
Abbildung3.15
2
50
ifo Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe und Wohnungsbau
0
Saldo in %
48
16
Prognosezeitraum
46
44
-2
Wohnungsbau
4,5%
12
Bauhauptgewerbe
-4
-2,6%
-2,3%
8
42
-6
2012
2013
2014
2015
2016
2017
4
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
0
-4
BaukonjunkturmitpositivenAussichten
-8
NachdemdieBauinvestitionenbereitsimzwei‐
tenQuartal2015um1,3%gefallensind,kames
auchimdrittenQuartal2015zueinemleichten
Rückgang in Höhe von 0,3%. Insgesamt waren
sämtliche Bausparten von diesem Rückgang
betroffen. Den deutlichsten Rückgang wiesen
jedoch die öffentlichen Nichtwohnbauinvestiti‐
onen auf. Ursächlich für diesen Investitions‐
rückgang ist die sinkende Produktion in den
Ausbaugewerben. Die Produktion im Bau‐
hauptgewerbebliebimdrittenQuartaldagegen
nahezuunverändert
-12
2012
2013
2014
2015
Die gewerblichen Bauinvestitionen zeigten zu‐
letzt eine spürbar negative Entwicklung. Auf
einen Zuwachs von 1,4% im ersten Quartal
2015folgteeindeutlicherRückgangumgut4%
imzweitenQuartalsowieeinleichterRückgang
um 0,6% im dritten Quartal 2015. Vor dem
Hintergrund ansteigender Baugenehmigungen
undeinerleichtverbessertenAuftragslagedürf‐
ten sich die gewerblichen Bauinvestitionen im
Quelle: ifo Konjunkturtest, November 2015.
46
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
PrivaterKonsumsteigtweiter
schnittlicheZuwachsgeringfügigauf2,0%(vgl.
Abbildung3.16).
Tabelle3.9
Abbildung3.16
Reale Bauinvestitionen
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
74
%
laufende Rate
6
Jahresdurchschnitt
72
Volumen (linke Skala)
2,0%
70
2,9%
68
0,7%
2
0
66
-2
64
0,5%
-1,1%
62
vierten Quartal 2015 wieder erholen und um
1,1% gegenüber dem Vorquartal zunehmen.
Damit ergäbe sich ein Rückgang der gewerbli‐
chen Bauinvestitionen im gesamten Jahr 2015
um 2% gegenüber dem Vorjahr. Für die Jahre
2016und2017dürftensichmoderateZuwäch‐
seinHöhevon1,0%bzw.0,9%einstellen.Ins‐
besondere pessimistischere Geschäftsaussich‐
tenimgewerblichenTiefbaukönntensichdabei
dämpfendaufdieEntwicklungauswirken.
Die Ausgaben für öffentliche Bauinvestitionen
dürften im weiteren Verlauf wieder stärker
ausgeweitet werden. Das Steueraufkommen im
Jahr 2015 entwickelt sich spürbar positiv.13
Aufgrund der schwachen ersten drei Quartale
des laufenden Jahres ergibt sich für das Jahr
2015 dennoch ein Rückgang der öffentlichen
Bauinvestitionen um voraussichtlich 2,5%. In
den Jahren 2016 und 2017 dürften sich die Ef‐
fekte des im November 2014 angekündigten
Investitionsprogramms für Infrastrukturmaß‐
nahmen,dievorallemfürdieBereicheBildung
undKinderbetreuungsowieVerkehreingesetzt
werdensollen,bemerkbarmachen.Daherwird
fürdiesebeidenJahrewiedermiteinemAnstieg
vongut2%gerechnet.
Insgesamt dürften somit die Bauinvestitionen
somit im kommenden Jahr mit 2,1% deutlich
stärkerzulegenalsimJahr2015.Imübernächs‐
ten Jahr verlangsamt sich der jahresdurch‐
4
2,1%
Prognosezeitraum
60
-4
-6
2012
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
b) Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
PrivaterKonsumsteigtweiter
Der private Konsum hat in der ersten Jahres‐
hälfte2015weiterzugelegt,wennauchimVer‐
gleichzurzweitenJahreshälfte2014indeutlich
nachlassendem Tempo. Damals hatten der
scharfe Rückgang der Energiepreise und die
umfangreichen Leistungsausweitungen durch
das Rentenpaket (abschlagsfreie Rente ab 63
Jahren für besonders langjährig Beschäftigte,
Mütterrente)denKonsumkräftigbefördert.Im
drittenQuartalistderprivateKonsumnunaber
wieder beschleunigt gestiegen. Zur Jahresmitte
wurden die Altersbezüge etwas stärker als im
Vorjahr angehoben. Im September wurde zu‐
dem das zu Jahresanfang 2015 aufgestockte
Kindergeld erstmals in neuer Höhe ausgezahlt
Schließlich haben die Ölpreise nach zwischen‐
zeitlichemAnstiegwiedernachgegeben,wasin
den Sommermonaten zusätzlich ebenfalls die
Kaufkraft erhöht hat. Jeder Zehntelprozent‐
punktwenigerInflation bedeutetfürdiepriva‐
tenHaushalteaufdasvolleJahrgerechneteinen
Kaufkraftgewinnvonimmerhin1¾Mrd.Euro.
13Vgl.Breuer(2015).
47
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
PrivaterKonsumsteigtweiter
Abbildung3.17
Abbildung3.18
Reale Konsumausgaben der privaten Haushaltea)
Indikatoren zur Konsumkonjunktura)
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Salden in %
410
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
3
40
40
b)
laufende Rate
Rate b)
c)
Jahresdurchschnitt c)
400
1,5%
Volumen
Mrd.
Euro(linke Skala)
2
2,0%
1,9%
390
Bereitschaft zu größeren
Anschaffungenc)
20
20
(linke Skala)
1
0
0
380
0
0,6%
(rechte Skala)
Prognosezeitraum
1,0%
-20
0,9%
370
-2
2013
2014
-20
-1
360
2012
Konsumentenvertrauenb)
2015
2016
2017
-40
November
2010
2011
2012
2013
2014
2015
-40
a)
Saisonbereinigt. − b) Mittelwert der Salden in % der Meldungen der privaten Haushalte zu ihrer finanziellen und
wirtschaftlichen Lage (in den kommenden zwölf Monaten), Arbeitslosigkeitserwartungen (in den kommenden
zwölf Monaten) und den Ersparnissen (in den kommenden zwölf Monaten). − c) Gegenwärtig.
Quelle: Europäische Kommission.
a)
Einschließlich privater Organisationen ohne Erwerbszweck.
gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
b) Veränderung
c)
Einkommensteuer, allerdings dürften die Zu‐
satzbeiträge in der gesetzlichen Krankenversi‐
cherung leicht steigen. Die monetären Sozial‐
leistungen werden im kommenden Jahr mit
voraussichtlich 5,1% außerordentlich kräftig
zunehmen. Maßgeblich hierfür sind, neben der
Anhebung von Kindergeld und Wohngeld, die
zusätzlichen monetären Transfers infolge der
Flüchtlingsmigration.ÜberdieswerdenzurJah‐
resmitte 2016 die Altersrenten sehr kräftig er‐
höht.14 In der Summe dürften die verfügbaren
Einkommen der privaten Haushalte im Jahres‐
durchschnitt um 3,3% zunehmen, real um
2,0%.BeiunveränderterSparquotewerdendie
realen Konsumausgaben der privaten Haushal‐
teum2,0%expandieren.ImJahr2017isteine
realeZunahmeinHöhevon1,5%zuerwarten.
Im konjunkturellen Verlauf leistet der private
KonsumdamitweitereinenerheblichenBeitrag
zum Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (vgl.
Tab.3.10).
ImviertenQuartal2015dürftesichderAnstieg
desrealenprivatenKonsums,wennauchabge‐
schwächt, fortgesetzt haben. Zwar haben die
realen Einzelhandelsumsätze, ersten Schätzun‐
gen des Statistischen Bundesamts zufolge, im
OktobersaisonbereinigtdasNiveaudesdritten
Quartals unterschritten. Auch ist das Konsum‐
entenvertrauen seit der Jahresmitte merklich
gesunken, hier dürften die aus Verbraucher‐
sicht verschlechterten Beschäftigungsperspek‐
tiven im Gefolge der Zuwanderung eine Rolle
gespielthaben.AllerdingshatsichdasKonsum‐
entenvertrauen zuletzt wieder stabilisiert. Zu‐
dem ist die Bereitschaft zu größeren Anschaf‐
fungen immer noch auf einem im langfristigen
Vergleich recht hohem Niveau (vgl. Abb.3.17).
So ist die Zahl der von privaten Haltern neu
zugelassenen Pkw seit Oktober saisonbereinigt
gestiegen. Die Verbraucherbudgets werden
außerdem immer noch durch nachgebende
Rohölpreiseentlastet.AuchsindimOktoberdie
erhöhten Kindergeldleistungen für die Monate
JanuarbisAugustnachgezahltworden.Schließ‐
lich wird der Konsum durch die Migranten an‐
geregt. Im Jahresdurchschnitt 2015 dürfte der
realeprivateKonsumum1,9%zunehmen(vgl.
Abb.3.18).
Im weiteren Prognosezeitraum dürfte der pri‐
vate Konsumrechtzügigsteigen.Zwarwerden
die Bruttolöhne und –gehälter mit 3,5% lang‐
samer als im laufenden Jahr zulegen (+4,0%),
netto aber verstärkt sich der Anstieg. Aus‐
schlaggebendhierfürsindEntlastungenbeider
14
48
Maßgeblich hierfür ist, dass die Bundesagentur für
Arbeit im vergangenen Jahr den Kreis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erweitert hat (z.B.
um Beschäftigte in Behindertenwerkstätten sowie in
Freiwilligendiensten). Die Einbeziehung dieser Geringverdiener hat die Bruttolöhne je Beschäftigten
im Jahr 2014 gemindert, nicht aber die des Jahres
2013, die noch nach alter Abgrenzung berechnet
worden sind, was die Rentenanpassung 2015 gedämpft hat. Im Jahr 2016 kommt es bei den Altersrenten zu einer kompensierenden Korrektur nach
oben (ca. 1 Prozentpunkt) und damit zu einem entsprechend höheren Anpassungssatz. Die Anhebung
der Altersbezüge zur Jahresmitte 2016 könnte nach
aktuellen Schätzungen in Westdeutschland 4,35%
und in Ostdeutschland 5,03% betragen.
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
StaatskonsumsetztImpulse
Tabelle3.10
Quartalsdaten zur Entwicklung der Verwendungskomponenten des realen Bruttoinlandsproduktsa
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in %
2014
I
Private Konsumausgaben
II
2015
2016
2017
III
IV
I
II
III
IV
I
II
III
IV
I
II
III
IV
0,3 -0,1
0,6
1,0
0,4
0,1
0,6
0,4
0,5
0,4
0,4 0,4
0,4 0,4 0,4 0,4
Öffentlicher Konsum
0,4
0,6
0,6
0,5
0,4
0,7
1,3
1,3
0,7
0,7
0,7 0,7
0,6 0,5 0,4 0,2
Ausrüstungen
-0,2
0,9 -1,9
2,6
1,9
0,5 -0,8
0,6
1,1
1,3
1,3 1,2
1,0 1,0 1,0 1,0
Bauten
4,4 -3,8 -0,4
0,6
1,8 -1,3 -0,3
Sonstige Anlagen
1,9
0,6
0,7
0,8
0,0
0,8
b
Vorratsinvestitionen
Inländische Verwendung
b
Außenbeitrag
0,8
0,7
0,7
0,7 0,6
0,6 0,6 0,7 0,7
0,7
0,6
0,6
0,6
0,6
0,6 0,6
0,6 0,6 0,6 0,6
0,4 -0,7
0,0 -0,2 -0,3
0,2
0,0 -0,1 -0,1 -0,1 0,0 -0,1 0,0 0,0 0,0
0,1 -0,4
1,0
0,7
0,6
0,5
0,5
0,5 0,5
0,6
0,5 -0,2
0,4 0,5 0,5 0,5
0,0 -0,2
0,5 -0,3 -0,1
0,6 -0,4 -0,3
0,0
0,1
0,1 0,0
0,0 0,0 0,0 0,0
Exporte
0,4
0,4
1,5
1,4
1,5
1,8
0,2
0,5
1,3
1,4
1,3 1,2
1,1 1,1 1,0 1,0
Importe
0,6
0,9
0,4
2,3
2,1
0,5
1,1
1,3
1,4
1,4
1,3 1,3
1,2 1,2 1,2 1,1
0,7 -0,1
0,2
0,6
0,3
0,4
0,3
0,3
0,5
0,5
0,5 0,5
0,4 0,4 0,4 0,4
Bruttoinlandsprodukt
a) Saison- und kalenderbereinigte Werte.
b) Beitrag zur Veränderung des Bruttoinlandprodukts in Prozentpunkten (Lundberg-Komponenten).
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Abbildung3.19
StaatskonsumsetztImpulse
Reale Konsumausgaben des Staates
Saison- und kalenderbereinigter Verlauf
Der Staatskonsum entwickelte sich im laufen‐
den Jahr außerordentlich dynamisch, wobei
sich die Zuwachsraten im zweiten und dritten
Quartal mit 0,7 bzw. 1,3% merklich beschleu‐
nigten. Maßgeblich hierfür ist die stark ange‐
stiegene Flüchtlingsmigration. Vor allem die
Ausgaben für soziale Sachleistungen und für
staatliche Vorleistungskäufe, aber auch die
Ausgaben für Arbeitnehmerentgelte werden
daher im zweiten Halbjahr 2015 überdurch‐
schnittlich zunehmen. Im Prognosezeitraum
wird davon ausgegangen, dass sich die Effekte
derMigrationsogarnochverstärkendürften.So
wird auch damit gerechnet, dass sich der
Staatskonsumweiterhinsehrdynamischentwi‐
ckelt, was insbesondere die sozialen Sachleis‐
tungen,sowiedieVorleistungskäufedesStaates
betrifft. Dabei wird die Zuwachsrate im nächs‐
tenJahr3,5%betragen.ImweiterenPrognose‐
verlaufdürftendieImpulsebeieinerannahme‐
gemäß rückläufigen Anzahl an Asylsuchenden
nachlassen; die Konsumausgaben des Staates
dürftenauf2,3%zurückgehen(vgl.Abbildung.
3.19).
150
Verkettete Volumenangaben in Mrd. Euro
%
5
laufende
laufendeRate
Ratea)a)
146
Jahresdurchschnittb)b)
Jahresdurchschnitt
4
Volumen (linke Skala)
Volumen
2,3%
142
3
3,5%
2,7%
138
134
2
1
1,7%
130
0
1,3%
0,8%
Prognosezeitraum
126
-1
122
-2
2012
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Veränderung gegenüber dem Vorquartal in % (rechte Skala).
Zahlenangaben: Veränderung der Ursprungswerte gegenüber dem Vorjahr.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
b)
Inflationziehtwiederetwasan
Die Preisentwicklung auf der Verbraucherstufe
spiegelt im laufenden Jahr die Schwankungen
der Rohölnotierungen wider. Im Winterhalb‐
jahr 2014/15 war der Verbraucherpreisindex
(VPI) im Gefolge eines scharfen Ölpreisrück‐
gangs zunächstdeutlich gesunken,imFrühjahr
mit dem Wiederanziehen der Ölnotierungen
ebenso deutlich wieder gestiegen. In der zwei‐
ten Jahreshälfte 2015 blieb das Verbraucher‐
preisniveau dann nahezu konstant; erneut sin‐
49
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
Inflationziehtwiederetwasan
Jahr – sogar wieder steigen. So wird die
Ökostrom‐Umlage von derzeit 6,17 Cent auf
5,35 Cent pro Kilowattstunde angehoben, das
istderhöchsteWertseitEinführungdesErneu‐
erbare‐Energien‐Gesetzesvor15Jahren.Zudem
erhöhen die meisten Anbieter die Netzentgel‐
te.15ZudemhabenNetzbetreiberdeutlicheStei‐
gerungen der Netznutzungsentgelte angekün‐
digt. Zum Jahresanfang wird überdies das
Briefporto erhöht. Die Wohnungsmieten dürf‐
ten in den Ballungsräumen beschleunigt ange‐
hoben werden, viele Kommunen werden über‐
dies Gebühren, Abgaben und die Grundsteuer
spürbar erhöhen. Im Jahresdurchschnitt 2016
wird das Verbraucherpreisniveau voraussicht‐
lichjedochnurmäßigsteigen,nämlichum1%;
preisdämpfend wirken sich im Vorjahresver‐
gleich zunächst noch die stark gesunkenen
Energiepreiseaus.NachWegfalldiesesBasisef‐
fekts wird sich die Inflationsrate im Jahres‐
durchschnitt 2017 auf 1,5% erhöhen. Ohne
Berücksichtigung der Preise von Energieträger
wird sich die Lebenshaltung im nächsten Jahr
um 1,4% verteuern und im übernächsten Jahr
um1,5%.
DerDeflatordesBruttoinlandsprodukts,derdie
Kosten der inländischen Leistungserstellung
misst, dürfte im laufenden Jahr mit 2,1% ra‐
scher als im vergangenen Jahr gestiegen sein
(1,7%). Maßgeblich hierfür war, dass die (un‐
bereinigten) Lohnstückkosten aufgrund der
EinführungdesgesetzlichenMindestlohnsstär‐
keralsimVorjahrzugenommenhaben.Imwei‐
terenPrognosezeitraumdürftesichderAnstieg
des BIP‐Deflators bei nachlassendem Lohn‐
druck wieder verlangsamen. Unterstellt man,
dass die Erträge der Unternehmen, je Einheit
realesBIPgerechnet,inunverändertemTempo
weiter steigen, so dürfte sich der BIP‐Deflator
im Jahr 2016 voraussichtlich um 1,6% und im
Jahr2017um1,4%erhöhen.(vgl.Tab.3.11).
kende Energiepreise kompensierten Preiserhö‐
hungenfürNahrungsmittelsowiefürgewerbli‐
cheWarenundDienstleistungen.ImVorjahres‐
vergleich verteuerte sich die Lebenshaltung im
November um 0,4%. Ohne Berücksichtigung
der auch im Vorjahresvergleich niedrigeren
Energiepreise hätte die Inflationsrate 1,4%
betragen. Von der Einführung des gesetzlichen
Mindestlohns gingen in den Herbstmonaten
wohl kaum noch Inflationsimpulse aus, in der
ersten Jahreshälfte hatten sich im Gefolge des
mindestlohnbedingten Anstiegs der effektiven
Stundenlöhne insbesondere in Ostdeutschland
viele haushaltsnahe Dienstleistungen merklich
verteuert.SolagendiePreisefürDienstleistun‐
gendesBeherbergungs‐undGaststättengewer‐
bes im Oktober beispielsweise um 2,7% über
dem Vorjahr, die Preise für Gesundheitsdienst‐
leistungen übertrafen das Vorjahresniveau um
4,5% und Taxifahrten kosteten sogar 13,4%
mehr. Alles in allem dürfte sich das Verbrau‐
cherpreisniveau im Jahresdurchschnitt 2015
um 0,3% erhöht haben (vgl. Abb. 3.20), ohne
Energieträgergerechnetum1,1%.
Abbildung3.20
Verbraucherpreise
Saisonbereinigter Verlauf
115
Index
%
Inflationsrate
(rechteSkala)
Skala)
Inflationsrate a) (rechte
110
b)
Jahresdurchschnitt b)
Jahresdurchschnitt
2,0%
1,5%
4
1,5%
Index 2010
2010 == 100
100 (linke
(linke Skala)
Skala)
Index
0,9%
0,3%
1,0%
3
105
2
100
1
95
0
Prognosezeitraum
90
-1
2012
2013
2014
2015
2016
2017
a)
Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in %.
b) Zahlenangaben: Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.
Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen des ifo Instituts; ab 4. Quartal 2015: Prognose des ifo Instituts.
Im weiteren Prognosezeitraum dürfte die der‐
zeit zu beobachtende energiepreisbedingte Di‐
sinflationauslaufen.VondenRohölnotierungen
gehen annahmegemäß keine zusätzlichen
preisdämpfendenImpulsemehraus,indervor‐
liegenden Prognose ist wie üblich reale Kon‐
stanz unterstellt. Allerdings verstärkt sich der
hausgemachte Preisauftrieb. Die Stromtarife
werdenAnfang2016–andersalsimlaufenden
15
50
Die Entgelte erheben die Netzbetreiber für den Bau,
Betrieb und die Instandhaltung von Stromnetzen.
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
StaatlicheÜberschüssegehendeutlichzurück
Tabelle3.11
Deflator des Bruttoinlandsprodukts
Inflationsbeiträge in Prozentpunkten
2015
BIP-Deflator
b)
c)
= Arbeitnehmerentgelte (Inländer)
c)
+ Unternehmens- und Vermögenseinkommen
c)
+ Abschreibungen
+ Prod.- und Importabgaben abz. Subventionen
c)
./. Saldo der Primäreinkommen übrige Welt
a
c)
a
2016
a
2017
2,1
1,6
1,4
1,1
0,8
0,6
0,6
0,6
0,6
0,2
0,1
0,2
0,2
0,1
0,1
0,0
0,0
0,0
a
b
Prognose des ifo Instituts. - Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %.c
Je Einheit reales Bruttoinlandsprodukt.
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2015 bis 2017: Prognose des ifo Instituts.
Staatliche Überschüsse gehen deutlich zu‐
rück
Die Lage der öffentlichen Finanzen in Deutsch‐
land hatte sich seit der Finanz‐ und Wirt‐
schaftskrisedeutlichentspannt.Sokonntenach
denansteigendenDefizitenderJahre2009und
2010 bereits in den Jahren 2012 und 2013 ein
annähernd ausgeglichener Budgetsaldo des
Gesamtstaats ausgewiesen werden (vgl. Tab. 3.
12).ImJahr2014wurdemiteinemÜberschuss
inHöhevon0,3%desBIPabgeschlossen.16Für
das laufende Jahr ist davon auszugehen, dass
sich der Budgetüberschuss aufgrund der star‐
ken Entwicklung der staatlichen Einnahmen
noch einmal deutlich erhöht. In den Jahren
2016 und 2017 wird sich dieser jedoch auf‐
grundderexpansivenMaßnahmenderBundes‐
regierung,sowiedurchdieerhöhtenstaatlichen
Ausgaben in Folge der Flüchtlingsmigration
wiederzurückbilden.
ImlaufendenJahrkommteszueinemkräftigen
Anstieg des Steuer‐ und Beitragssaufkommens.
Zwar hatte die Bundesregierung zu Beginn des
Jahres 2015 eine Erhöhung des Grundfreibe‐
16DieserÜberschussbliebsogardurchSondereffek‐
teunterzeichnet,daesimRahmenzweierUrteil‐
verkündungen zu deutlichen Erstattungen von
Unternehmenssteuern kommt, die in den VGR
dem Jahr der Urteilsverkündung zugeordnet
werden,sodasssichohnedieseEffektesogarein
höhererÜberschussergebenhätte.
trags bei der Einkommensteuer, sowie eine
Erhöhung des Kinderfreibetrags und des Kin‐
dergeldsbeschlossen;gleichwohlwächstinsbe‐
sonderedieLohnsteuerunddasUmsatzsteuer‐
aufkommen aufgrund der sehr dynamischen
Entwicklung der Bemessungsgrundlagen im
Jahr2015außerordentlichkräftig.17
AuchimJahr2016kommteszueinerErhöhung
der Freibeträge, sowie zu einer leichten Tarif‐
anpassung bei der Lohn‐ und Einkommensteu‐
er, um die Effekte der kalten Progression zu
reduzieren. Allerdings dürfte das Steuerauf‐
kommendennochindenJahren2016und2017
merklich‐mitrund3,8bzw.3,6%‐zunehmen.
Auch die Sozialbeiträge nehmen im laufenden
Jahrmit4,2%zu.Hierkamesindeneinzelnen
SozialversicherungszweigenzuÄnderungender
Beitragssätze.SoistderBeitragssatzzurgesetz‐
lichen Rentenversicherung um 0,2 Prozent‐
punkte gesenkt worden; der Beitragssatz zur
Pflegeversicherung hingegen wurde um 0,3
Prozentpunkte erhöht; zudem sank der durch‐
schnittliche Zusatzbeitrag der Arbeitnehmer
zurgesetzlichenKrankenversicherungumrund
0,1Prozentpunkte.InderSummegleichensich
dieseÄnderungenimJahr2015aus,sodassdas
Beitragsaufkommeninsgesamt‐ähnlichwiedie
Bruttolöhne und ‐gehälter – mit gut 4 % zu‐
nimmt.
In den Jahren 2016 und 2017 kommt es zu ei‐
nemleichtenAnstiegderBeitragssätze.Sowird
der durchschnittliche Zusatzbeitrag zur gesetz‐
lichen Krankenversicherung 2016 nach den
PrognosendeszuständigenSchätzerkreisesum
ca. 0,2 Prozentpunkte höher liegen als 2015,
und2017wirdderBeitragssatzzurPflegeversi‐
cherung leicht angehoben, um ebenfalls 0,2
Prozentpunkte. Allerdings könnte es im Prog‐
nosezeitraum zu einer leichten Senkung der
BeitragssätzezurArbeitslosenversicherungund
der gesetzlichen Rentenversicherung kommen.
17ZurEntwicklungdesSteueraufkommensamaktu‐
ellenRandvgl.Breuer(2015).
51
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
StaatlicheÜberschüssegehendeutlichzurück
wirkt die Flüchtlingsmigration in den Jahren
2016und2017fortunddiewachsendeZahlder
anerkannten Asylsuchenden dürfte im Verlauf
desJahres2016denvollenAnspruchaufstaat‐
liche Leistungen erhalten, was im Jahresdurch‐
schnitt sowohl 2016 als auch 2017 zu deutlich
steigenden monetären Sozialleistungen führen
wird. Dabei wird davon ausgegangen, dass zu‐
nächst die Ausgaben für Asylbewerberleistun‐
gen zunehmen, wobei ein Teil der Anspruchs‐
berechtigten später die höheren monetären
Leistungen des Arbeitslosengeldes II beziehen
dürfte. Zudem bleibt die Ausgabendynamik bei
den staatlichen Vorleistungskäufen und den
sozialen Sachleistungen außerordentlich hoch.
Die staatlichen Investitionen werden im Prog‐
nosezeitraumebenfallsbeschleunigtzunehmen.
So hat die Bundesregierung für das Jahr 2016
zusätzliche investive Mittel in Aussicht gestellt
und die Flüchtlingsmigration dürfte einen zu‐
sätzlichen staatlichen Investitionsbedarf nach
sich ziehen. Die Zinsausgaben des Staates ent‐
wickeln sich hingegen aufgrund des niedrigen
Zinsniveaus weiterhin rückläufig. Insgesamt
erhöht sich die staatlichen Ausgabendynamik
von rund 2 ½% im Jahr 2015 auf ca. 5% im
Jahr 2016. Im Jahr 2017 wird immer noch ein
überdurchschnittlicher Anstieg der Ausgaben
vonrund4%erwartet.
DergesamtstaatlicheFinanzierungssaldodürfte
damitvoneinemvollenProzentpunktalsAnteil
am BIP (etwa 31 Mrd. Euro) im Jahr 2015 auf
0,4% (12 Mrd. Euro) im Jahr 2016 zurückge‐
hen. Im Jahr 2017 wird nach Maßgabe dieser
Prognose wieder ein weitgehend ausgegliche‐
nerStaatshaushalterwartet.
Die Staatsverschuldung wird unter diesen Be‐
dingungen voraussichtlich weiter sinken. Als
Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt diese
rund 71% im Jahr 2015 und voraussichtlich
66%zumJahresende2017.
AbgeschlossenamMontag,07.Dezember2015
So dürfte es in einigen Sozialversicherungs‐
zweigen trotz kräftiger Ausgabensteigerungen
wohlzuÜberschüssenkommen.
Die Vermögenseinkommen des Staates werden
im Jahr 2015 aufgrund der nur geringen Ge‐
winnabführungderBundesbanksinken;inden
Jahren 2016 und 2017 werden diese jedoch
wieder moderat zunehmen. Die Vermögens‐
transfers des Staates dürften aufgrund der
durch die Erbschaftsteuerreform induzierten
Vorzieheffekte im laufenden Jahr einen Höhe‐
punkt erreichen und in den Jahren 2016 und
2017 leicht zurückgehen. Die Verkäufe des
Staates werden im Prognosezeitraum ebenfalls
steigen, da die Maut im Laufe des Jahres 2016
ausgeweitetwerdendürfte.
Insgesamt steigen die Einnahmen des Staates
damitimJahr2015mitüberdurchschnittlichen
4,3%. In den Jahren 2016 und 2017 wird hier
miteinemweiterenZuwachsumrund3½bzw.
3%gerechnet.
AuchdieAusgabendesStaatessteigenimProg‐
nosezeitraum dynamisch. So wirkten im Jahr
2015 die von der Bundesregierung zur Jahres‐
mitte 2014 eingeführten rentenpolitischen
Maßnahmen(Mütterrente,abschlagsfreieRente
ab 63 Jahren für besonders langjährig Versi‐
cherte) erstmals ganzjährig, was vor allem im
ersten Halbjahr 2015 zu einem starken Zu‐
wachs gegenüber dem Vorjahr führte. Auch
haben sich die Ausgaben für monetäre Sozial‐
leistungen, Vorleistungen und soziale Sachleis‐
tungen in der zweiten Jahreshälfte 2015 deut‐
licherhöht,wasvorallemdurchdiezunehmen‐
de Flüchtlingsmigration geprägt worden sein
dürfte. Die Rentenanpassung zum 1.7.2015 fiel
nur sehr gering aus, weil aufgrund methodi‐
scher Änderungen nur ein Teil der tatsächli‐
chen Lohnerhöhung in die Berechnungsformel
einfloss. Allerdings wird die Rentenanpassung
zurJahresmitte2016dafürimGegenzughöher
ausfallen als die aktuelle Lohnsteigerung, was
die monetären Sozialleistungen im Jahr 2016
noch einmal deutlich erhöhen wird. Zudem
52
ZurwirtschaftlichenLageinDeutschland
StaatlicheÜberschüssegehendeutlichzurück
Tabelle3.12
Ausgewählte finanzwirtschaftliche Indikatoren1) 2001 bis 2017
in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts
Staatseinnahmen
Staatsausgaben
darunter:
insgesamt
darunter:
Steuern
Sozialbeiträge
insgesamt
Zinsausgaben
Bruttoinvestitionen
Finanzierungssaldo
Nachrichtlich:
Zinssteuerquote2)
2001
43.8
21.4
17.8
46.9
3.0
2.3
-3.1
14.0
2002
43.3
21.0
17.8
47.3
2.9
2.2
-3.9
14.1
2003
43.6
21.1
18.0
47.8
2.9
2.1
-4.2
13.8
2004
42.6
20.6
17.6
46.3
2.8
1.9
-3.7
13.5
2005
42.8
20.8
17.4
46.2
2.7
1.9
-3.4
13.2
2006
43.0
21.6
16.9
44.7
2.7
2.0
-1.7
12.5
2007
43.0
22.4
16.1
42.8
2.7
1.9
0.2
11.9
2008
43.4
22.7
16.1
43.6
2.7
2.1
-0.2
11.8
2009
44.3
22.4
16.9
47.6
2.6
2.4
-3.2
11.8
20105)
43.0
21.4
16.5
47.4
2.5
2.3
-4.4
11.6
2011
43.8
22.0
16.4
44.7
2.5
2.3
-1.0
11.4
2012
44.4
22.5
16.5
44.4
2.3
2.3
-0.1
10.2
2013
44.4
22.6
16.5
44.5
2.0
2.3
-0.1
8.8
2014
44.6
22.6
16.5
44.3
1.8
2.2
0.3
7.8
2015
44.8
23.0
16.6
43.7
1.6
2.1
1.0
6.9
2016
44.7
23.1
16.6
44.3
1.5
2.1
0.4
6.4
2017
44.6
23.2
16.6
44.6
1.4
2.1
0.0
6.1
1)
2)
3)
4)
5)
In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.
Zinsausgaben des Staates in Relation zum Steueraufkommen.
Ohne Vermögenstransfers im Zusammenhang mit der Übernahme der Schulden der Treuhandanstalt und der Wohnungswirtschaft der ehemaligen DDR (per saldo 119,6 Mrd. Euro).
Ohne Erlöse aus der Versteigerung der UMTS-Lizenzen (50,8 Mrd. Euro).
Ohne Erlöse aus der Versteigerung der Mobilfunklizenzen (4,4 Mrd. Euro)
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2015, 2016 und 2017: Prognose des ifo Instituts.
53
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55
Literatur
Anhang
Anhang
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2015
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
S1
S 11/S12
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S 13
S 14/S 15
S2
2 725,3
531,1
1 838,2
304,3
295,4
67,3
591,8
159,6
–
–
2 194,2
1 541,8
21,1
24,9
1 534,0
1 097,9
12,1
23,1
228,1
231,7
0,1
0,2
432,2
212,1
8,9
1,6
– 236,4
13,0
–
–
656,4
1 544,5
26,5
325,1
729,6
793,7
447,0
–
–
–
651,1
375,5
– 3,5
–
26,5
325,1
47,8
21,8
212,8
1 544,5
–
–
30,7
396,4
– 249,5
10,3
5,3
5,1
181,7
117,6
2 563,6
362,5
371,7
624,4
625,4
533,1
526,2
288,4
246,5
171,4
75,4
–
–
122,3
61,3
–
153,1
135,7
269,1
–
371,7
–
502,3
471,1
–
63,6
19,4
2 123,1
287,0
–
624,4
0,8
0,8
526,2
71,7
91,4
– 303,6
9,6
0,4
3,4
2,4
0,5
7,4
47,9
89,8
2 525,1
2 225,0
–
139,6
–
– 50,6
627,9
590,0
–
1 757,5
1 635,0
50,6
– 265,1
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
300,0
40,4
37,5
566,1
531,1
– 3,1
89,0
4,0
17,5
311,6
304,3
2,5
37,9
28,7
12,6
64,1
67,3
– 6,5
173,1
7,7
7,5
190,4
159,6
0,9
– 265,1
3,4
6,2
–
–
3,1
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
265,3
92,7
31,4
141,2
– 265,3
–
–
–
–
–
2 525,1
387,6
387,6
139,6
–
–
627,9
387,6
–
1 757,5
–
387,6
– 265,1
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 525,1
2 225,0
–
139,6
–
– 50,6
240,3
202,5
–
2 145,1
2 022,6
50,6
– 265,1
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
300,0
89,0
37,9
173,1
– 265,1
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 3) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2015 bis 2017: Prognose des ifo Instituts.
56
Literatur
Anhang
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2016
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S1
S 11/S12
S 13
S 14/S 15
S2
2 823,2
544,8
1 907,8
311,2
306,4
69,3
609,0
164,2
–
–
2 278,5
1 595,8
21,7
25,5
1 596,6
1 133,6
12,1
23,5
237,1
241,0
0,1
0,2
444,8
221,2
9,5
1,7
– 242,6
13,6
–
–
686,4
1 598,8
27,1
335,9
727,0
793,2
474,4
–
–
–
651,7
371,8
– 3,7
–
27,1
335,9
46,1
21,1
215,8
1 598,8
–
–
29,1
400,3
– 256,2
10,7
5,3
5,1
189,0
122,7
2 660,2
377,9
387,6
646,8
648,1
560,4
553,2
259,5
215,8
194,4
79,7
–
–
126,3
63,4
–
155,7
135,7
280,0
–
387,6
–
521,1
496,2
–
64,4
19,5
2 185,8
298,3
–
646,8
0,7
0,7
553,2
39,4
60,6
– 312,1
10,0
0,4
3,5
2,3
0,5
7,6
48,4
92,1
2 620,2
2 311,9
–
157,6
–
– 51,6
647,5
623,2
–
1 815,1
1 688,7
51,6
– 272,1
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
308,3
40,8
38,8
580,9
544,8
– 2,5
106,0
4,2
18,4
315,8
311,2
– 2,0
24,3
28,6
12,3
66,3
69,3
– 1,5
178,0
8,0
8,1
198,9
164,2
1,0
– 272,1
3,5
5,5
–
–
2,5
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
272,6
117,7
12,4
142,5
– 272,6
–
–
–
–
–
2 620,2
411,5
411,5
157,6
–
–
647,5
411,5
–
1 815,1
–
411,5
– 272,1
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 620,2
2 311,9
–
157,6
–
– 51,6
236,1
211,8
–
2 226,6
2 100,2
51,6
– 272,1
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
308,3
106,0
24,3
178,0
– 272,1
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 3) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2015 bis 2017: Prognose des ifo Instituts.
57
Literatur
Anhang
Hauptaggregate der Sektoren
Mrd. EUR
2017
Gegenstand der Nachw eisung
Gesamte
Volksw irtschaft
Nichtfinanziell
e und
finanzielle
Kapitalgesellschaften
Staat
Private
Haushalte und
private Org.
o.E.
Übrige Welt
S1
S 11/S12
S 13
S 14/S 15
S2
2 913,8
559,4
1 967,6
318,2
315,9
71,3
630,3
169,8
–
–
2 354,4
1 641,9
21,9
25,4
1 649,4
1 163,0
12,0
23,3
244,5
248,4
0,1
0,2
460,5
230,5
9,9
1,8
– 243,8
14,1
–
–
716,0
1 645,0
27,2
344,0
731,7
800,0
497,8
–
–
–
656,9
373,6
– 3,7
–
27,2
344,0
45,4
20,1
221,9
1 645,0
–
–
29,4
406,3
– 257,9
11,1
5,3
5,1
196,9
128,6
2 745,9
395,4
405,4
–
1,3
587,4
580,0
926,5
881,1
214,5
82,1
–
–
– 534,6
65,6
–
158,8
800,1
287,6
–
405,4
–
535,2
521,1
–
65,0
19,8
2 243,8
313,3
–
–
0,7
0,7
580,0
702,7
61,2
– 315,4
10,4
0,4
3,6
2,3
0,5
7,9
49,0
94,4
2 704,4
2 389,1
–
173,4
–
– 52,7
662,0
650,6
–
1 869,0
1 738,5
52,7
– 273,9
–
–
30 – Netto zugang an nichtpro d. Vermö gensgütern ...........
315,3
42,0
40,0
600,8
559,4
– 3,0
120,7
4,5
18,7
326,3
318,2
– 2,5
11,3
29,2
12,6
67,4
71,3
– 1,5
183,3
8,3
8,7
207,1
169,8
1,0
– 273,9
3,6
5,6
–
–
3,0
31 = Finanzierungssaldo ...............................................................
274,9
129,4
0,1
145,4
– 274,9
–
–
–
–
–
2 704,4
431,7
431,7
173,4
–
–
662,0
431,7
–
1 869,0
–
431,7
– 273,9
–
–
39 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
2 704,4
2 389,1
–
173,4
–
– 52,7
230,3
219,0
–
2 300,7
2 170,2
52,7
– 273,9
–
–
40 = Sparen .........................................................................................
315,3
120,7
11,3
183,3
– 273,9
1 = B rutto wertschö pfung ...........................................................
2 – A bschreibungen ......................................................................
3 = Netto wertschö pfung 1) .........................................................
4 – Geleistete A rbeitnehmerentgelte .....................................
5 – Geleistete so nstige P ro duktio nsabgaben ...................
6 + Empfangene so nstige Subventio nen .............................
7 = B etriebsüberschuss/Selbstständigeneinko mmen ...
8 + Empfangene A rbeitnehmerentgelte ................................
9 – Geleistete Subventio nen .....................................................
10 + Empfangene P ro duktio ns- und Impo rtabgaben ........
11 – Geleistete Vermö genseinko mmen .................................
12 + Empfangene Vermö genseinko mmen ............................
13 = P rimäreinko mmen (Netto natio naleinko mmen) ........
14 – Geleistete Einko mmen- und Vermö gensteuern ........
15 + Empfangene Einko mmen- und Vermö gensteuern ...
16 – Geleistete Netto so zialbeiträge 2) ....................................
17 + Empfangene Netto so zialbeiträge 2) ...............................
18 – Geleistete mo netäre So zialleistungen ...........................
19 + Empfangene mo netäre So zialleistungen ......................
20 – Geleistete so nstige laufende Transfers ........................
21 + Empfangene so nstige laufende Transfers ...................
22 = Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
23 – Ko nsumausgaben ..................................................................
24 + Zunahme betrieblicher Verso rgungsansprüche .........
25 = Sparen .........................................................................................
26 – Geleistete Vermö genstransfers .......................................
27 + Empfangene Vermö genstransfers ..................................
28 – B rutto investitio nen ...............................................................
29 + A bschreibungen ......................................................................
Nachrichtlich:
34
Verfügbares Einko mmen (A usgabenko nzept) ...........
35 – Geleistete so ziale Sachtransfers .....................................
36 + Empfangene so ziale Sachtransfers ................................
37 = Verfügbares Einko mmen (Verbrauchsko nzept) ........
38 – Ko nsum 3) .................................................................................
1) Für den Sekto r übrige Welt Impo rte abzügl. Expo rte aus der bzw. an die übrige Welt. – 2) So zialbeiträge einschl. So zialbeiträge aus Kapitalerträgen
abzüglich Dienstleistungsentgelt privater So zialschutzsysteme.- 3) Für den Sekto r Staat Ko llektivko nsum, für den Sekto r private Haushalte,
private Organisatio nen o . E. Individualko nsum (einschl. Ko nsumausgaben des Staates für den Individualverbrauch, d.h. einschl.
so zialer Sachleistungen).
Quellen: Statistisches Bundesamt; 2015 bis 2017: Prognose des ifo Instituts.
58
Literatur
Anhang
BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
Vorausschätzung für die Jahre 2015 bis 2017
2015 (2)
2016 (2)
2017 (2)
2015
1.Hj (1)
Entstehung des Inlandsprodukts
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Zahl der Erw erbstätigen
Arbeitsstunden je Erw erbstätigen 3)
Arbeitsvolumen
Produktivität (4)
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt
0,8
0,3
1,1
0,6
1,7
2. Verw endung des Inlandsprodukts in jew eiligen Preisen
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
2225,0
Private Konsumausgaben 5)
1635,0
Konsumausgaben des Staates
590,0
Bruttoanlageinvestitionen
605,5
Ausrüstungen
198,4
Bauten
298,7
Sonstige Anlagen
108,5
Vorratsveränderungen 6)
-39,5
Inländische Verw endung
2791,1
Außenbeitrag
236,4
Nachrichtlich: in Relation zum BIP %
7,8
Exporte
1422,7
Importe
1186,3
3027,5
Bruttoinlandsprodukt
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
3,2
2,7
4,6
3,5
4,5
2,4
4,8
2,6
6,7
4,4
3,8
2,1
1,9
2,7
2,1
4,1
0,7
2,7
1,6
5,6
6,0
1,7
1.Hj
2017 (2)
2.Hj
1.Hj
2.Hj
0,8
0,1
1,0
0,9
1,9
0,5
0,1
0,5
1,1
1,7
0,7
0,1
0,8
0,6
1,4
0,9
0,5
1,4
0,6
2,0
0,9
0,4
1,4
0,8
2,1
0,7
-0,2
0,6
1,1
1,7
0,5
0,2
0,7
1,1
1,9
0,4
-0,1
0,3
1,2
1,5
2311,9
1688,7
623,2
629,7
206,0
310,0
113,7
-48,8
2892,9
242,6
7,7
1485,9
1243,3
3135,5
2389,1
1738,5
650,6
654,2
214,3
320,7
119,3
-53,5
2989,9
243,8
7,5
1556,8
1313,1
3233,7
1080,5
796,6
283,9
290,2
94,2
143,3
52,7
-7,8
1362,9
119,6
8,1
698,5
578,9
1482,5
1144,5
838,4
306,1
315,4
104,2
155,4
55,7
-31,7
1428,2
116,9
7,6
724,2
607,3
1545,1
1124,6
823,6
301,0
301,3
97,4
148,7
55,3
-11,2
1414,7
123,8
8,0
728,4
604,6
1538,5
1187,4
865,1
322,2
328,4
108,6
161,3
58,5
-37,6
1478,2
118,8
7,4
757,5
638,7
1596,9
1163,2
847,6
315,6
314,4
102,1
154,3
58,0
-13,8
1463,8
126,5
8,0
768,2
641,8
1590,3
1225,9
890,9
335,1
339,8
112,2
166,3
61,3
-39,7
1526,1
117,3
7,1
788,6
671,3
1643,4
3,9
3,3
5,6
4,0
3,9
3,8
4,8
3,6
4,4
4,8
3,6
3,3
2,9
4,4
3,9
4,0
3,4
4,9
3,4
4,8
5,6
3,1
3,0
2,6
3,8
2,8
4,1
1,3
4,8
1,9
7,0
4,0
3,5
3,4
2,7
5,3
4,1
5,0
3,3
4,7
3,3
6,4
4,7
4,2
4,1
3,4
6,0
3,8
3,4
3,7
4,8
3,8
4,3
4,4
3,8
3,7
3,2
5,3
4,1
4,2
3,8
4,9
3,5
4,6
5,2
3,4
3,4
2,9
4,8
4,3
4,8
3,8
4,9
3,5
5,5
6,1
3,4
3,2
3,0
4,0
3,5
3,3
3,1
4,9
3,2
4,1
5,1
2,9
1008,6
748,3
260,3
267,5
91,8
127,1
48,6
1272,6
664,3
562,0
1374,2
1054,8
784,2
270,6
290,5
102,7
137,1
50,9
1313,2
689,5
593,6
1408,7
1036,1
765,2
270,7
274,1
94,6
129,8
49,8
1303,3
693,7
592,9
1403,7
1076,5
797,4
279,0
298,5
106,8
140,0
52,2
1337,0
719,1
624,3
1432,0
1054,1
775,9
277,8
282,6
98,9
132,8
51,1
1327,1
727,2
624,6
1429,8
1094,0
809,4
284,4
305,2
110,0
142,3
53,4
1359,1
744,2
651,0
1453,3
2,0
2,0
2,1
1,4
3,6
-0,5
2,7
1,1
5,7
5,6
1,4
2,3
1,9
3,3
2,8
4,5
1,7
2,7
2,1
5,5
6,4
2,0
2,7
2,3
4,0
2,5
3,0
2,1
2,5
2,4
4,4
5,5
2,1
2,1
1,7
3,1
2,8
4,0
2,1
2,4
1,8
4,3
5,2
1,7
1,7
1,4
2,6
3,1
4,6
2,3
2,4
1,8
4,8
5,3
1,9
3. Verw endung des Inlandsprodukts, verkettete Volum enangaben (Referenzjahr
a) Mrd. EUR
Konsumausgaben
2063,5
2112,6
2148,0
Private Konsumausgaben 5)
1532,5
1562,6
1585,3
Konsumausgaben des Staates
530,8
549,7
562,3
Bruttoanlageinvestitionen
558,0
572,6
587,8
Ausrüstungen
194,5
201,4
209,0
Bauten
264,2
269,7
275,1
Sonstige Anlagen
99,6
102,0
104,5
Inländische Verw endung
2585,8
2640,3
2686,2
Exporte
1353,8
1412,8
1471,4
Importe
1155,5
1217,3
1275,6
2782,9
2835,7
2883,1
Bruttoinlandsprodukt
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
Private Konsumausgaben 5)
Konsumausgaben des Staates
Bruttoanlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bauten
Sonstige Anlagen
Inländische Verw endung
Exporte
Importe
Bruttoinlandsprodukt
2016 (2)
2.Hj (2)
2,4
2,0
3,5
2,6
3,5
2,1
2,4
2,1
4,4
5,3
1,9
1,7
1,5
2,3
2,7
3,8
2,0
2,4
1,7
4,2
4,8
1,7
59
2010)
1,6
1,5
1,9
2,2
3,1
1,7
2,4
1,7
3,5
4,3
1,5 Literatur
Anhang
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2015 (2)
2016 (2)
2017 (2)
2015
2016 (2)
1.Hj (1)
2.Hj (2)
1.Hj
2.Hj
4. Preisniveau der Verw endungsseite des Inlandsprodukts (2010=100)
Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Konsumausgaben
1,0
1,5
Private Konsumausgaben 5)
0,7
1,3
Konsumausgaben des Staates
1,8
2,0
Bruttoanlageinvestitionen
1,3
1,3
Ausrüstungen
0,4
0,3
Bauten
1,7
1,6
Sonstige Anlagen
2,0
2,3
Inländische Verw endung
1,0
1,5
Exporte
1,0
0,1
Importe
-1,6
-0,5
2,1
1,6
Bruttoinlandsprodukt
5. Einkom m ensentstehung und -verteilung
a) Mrd. EUR
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m e
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Primäreinkommen der privaten Haushalte
Sozialbeiträge der Arbeitgeber
Bruttolöhne und -gehälter
Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Nettolöhne und -gehälter je Beschäftigten
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Primäreinkommen der übrigen Sektoren
Nettonationaleinkom m en (Prim äreinkom m e
Abschreibungen
Bruttonationaleinkom m en
nachrichtlich:
Volkseinkom m en
Arbeitnehmerentgelte
Unternehmens- und Vermögenseinkommen
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Masseneinkommen
Nettolöhne und -gehälter
Monetäre Sozialleistungen
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
Verfügbares Einkom m en
Private Konsumausgaben 5)
Sparen
2.Hj
1,6
1,5
2,1
1,2
0,2
1,4
2,4
1,6
0,6
0,8
1,4
0,9
0,6
1,7
1,4
0,4
1,8
2,0
0,9
1,3
-1,5
2,0
1,1
0,8
2,0
1,3
0,4
1,6
2,0
1,2
0,8
-1,6
2,2
1,3
1,1
1,9
1,3
0,4
1,6
2,2
1,4
-0,1
-1,0
1,6
1,7
1,5
2,1
1,3
0,2
1,7
2,4
1,7
0,3
0,0
1,7
1,7
1,5
2,1
1,2
0,2
1,4
2,4
1,6
0,6
0,8
1,5
1,6
1,4
2,0
1,2
0,2
1,4
2,4
1,6
0,6
0,8
1,4
2123,1
282,2
1262,3
578,5
440,6
2563,6
531,1
3094,7
2185,8
292,2
1306,6
587,0
474,4
2660,2
544,8
3205,0
2243,8
299,8
1345,2
598,8
502,2
2745,9
559,4
3305,3
1042,0
135,8
601,6
304,7
198,0
1240,0
264,4
1504,4
1081,0
146,5
660,7
273,9
242,5
1323,6
266,7
1590,3
1076,3
141,2
624,4
310,7
213,9
1290,2
271,1
1561,3
1109,5
151,0
682,2
276,3
260,5
1370,0
273,7
1643,7
1103,2
145,0
643,5
314,7
232,3
1335,5
278,3
1613,8
1140,6
154,8
701,7
284,1
269,9
1410,4
281,1
1691,5
2265,0
1544,5
720,4
2351,5
1598,8
752,7
2429,2
1645,0
784,2
1093,5
737,3
356,2
1171,5
807,2
364,3
1138,3
765,6
372,8
1213,1
833,2
380,0
1179,7
788,5
391,2
1249,5
856,5
393,0
3,3
3,9
4,0
2,9
2,2
1,6
7,5
4,0
2,6
3,8
3,0
3,5
3,5
2,5
2,4
1,5
7,7
3,8
2,6
3,6
2,7
2,6
3,0
2,5
2,1
2,0
5,9
3,2
2,7
3,1
3,3
3,2
3,9
2,9
2,3
2,3
4,2
3,5
2,7
3,3
3,3
4,6
4,1
2,9
2,1
0,7
10,4
4,5
2,5
4,2
3,3
4,0
3,8
2,6
2,4
2,0
8,0
4,0
2,5
3,8
2,6
3,1
3,3
2,4
2,4
0,9
7,4
3,5
2,6
3,4
2,5
2,7
3,1
2,5
2,2
1,3
8,6
3,5
2,7
3,4
2,8
2,5
2,9
2,5
2,1
2,8
3,6
3,0
2,7
2,9
4,1
4,0
4,3
3,8
3,5
4,5
3,3
2,9
4,2
3,6
3,7
3,2
4,6
4,2
5,4
4,1
3,8
4,7
3,6
3,2
4,3
3,6
3,0
5,0
3,0
2,8
3,4
654,2
440,2
264,2
632,0
409,0
274,0
681,7
454,5
279,1
656,1
420,1
289,0
702,9
465,6
291,0
50,2
273,9
-41,9
886,1
25,6
838,4
73,4
51,1
310,7
-42,3
900,4
25,5
823,6
102,3
51,9
276,3
-43,3
914,7
26,1
865,1
75,7
52,9
314,7
-43,9
926,9
26,0
847,6
105,3
53,7
284,1
-44,9
942,1
26,7
890,9
78,0
6. Einkom m en und Einkom m ensverw endung der privaten Haushalte und priv. Org. o.E.
a) Mrd. EUR
Masseneinkommen
1261,5
1313,7
1359,0
607,3
Nettolöhne und -gehälter
834,8
863,5
885,7
394,6
Monetäre Sozialleistungen
526,2
553,2
580,0
262,0
abz. Abgaben auf soziale Leistungen,
verbrauchsnahe Steuern
99,5
103,0
106,7
49,4
Übrige Primäreinkommen der privaten Haushalte
578,5
587,0
598,8
304,7
Sonstige Transfers (Saldo)
-82,5
-85,6
-88,8
-40,5
1757,5
1815,1
1869,0
871,4
Verfügbares Einkom m en
Zunahme betriebl. Versorgungsansprüche
50,6
51,6
52,7
25,0
Private Konsumausgaben 5)
1635,0
1688,7
1738,5
796,6
Sparen
173,1
178,0
183,3
99,7
Sparquote 7)
2017 (2)
1.Hj
9,6
9,5
9,5
11,1
8,0
11,0
8,0
11,1
8,0
3,6
3,3
4,1
4,1
3,4
5,1
3,5
2,6
4,8
3,5
3,3
4,0
3,7
3,3
4,2
4,1
3,6
4,6
4,2
3,3
5,7
3,8
2,7
5,4
3,1
2,5
4,3
3,9
1,6
2,8
2,7
3,3
3,5
1,5
3,3
3,3
2,8
3,5
2,0
3,0
2,9
3,0
4,5
2,3
2,9
2,6
4,4
3,4
0,7
2,7
2,7
1,8
3,4
2,0
3,3
3,4
2,5
3,5
0,9
3,2
3,2
3,2
3,6
1,3
2,9
2,9
3,0
3,5
2,8
3,0
3,0
3,0
60
Literatur
Anhang
noch Bundesrepublik Deutschland: Die w ichtigsten Daten der Volksw irtschaftlichen Gesam trechnung
2015 (2)
2016 (2)
2017 (2)
2015
2016 (2)
1.Hj (1)
2.Hj (2)
1.Hj
2.Hj
2017 (2)
1.Hj
2.Hj
7. Einnahm en und Ausgaben des Staates
a) Mrd. EUR
Einnahmen
Steuern
Nettosozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
696,8
502,3
21,8
19,4
12,6
102,6
0,2
1355,8
723,4
521,1
21,1
19,5
12,3
103,9
0,2
1401,5
749,4
535,2
20,1
19,8
12,6
105,6
0,2
1442,9
345,9
243,0
12,8
8,9
5,2
48,6
0,1
664,5
350,9
259,3
9,0
10,5
7,4
54,0
0,2
691,3
360,4
253,0
12,4
8,9
4,9
49,1
0,1
689,0
363,0
268,0
8,7
10,6
7,3
54,8
0,2
712,5
373,4
260,0
11,9
9,1
5,1
49,9
0,1
709,5
376,0
275,2
8,2
10,7
7,5
55,7
0,2
733,4
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelte
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
143,3
231,7
0,1
47,8
26,5
471,1
254,0
63,6
28,7
64,1
-6,5
1324,4
151,0
241,0
0,1
46,1
27,1
496,2
269,7
64,4
28,6
66,3
-1,5
1389,1
157,4
248,4
0,1
45,4
27,2
521,1
282,9
65,0
29,2
67,4
-1,5
1442,8
64,9
110,9
0,0
24,3
13,2
234,8
124,6
37,1
11,9
27,9
-5,7
643,9
78,4
120,9
0,0
23,5
13,3
236,3
129,4
26,4
16,8
36,2
-0,8
680,5
68,6
115,4
0,0
23,4
13,5
245,9
133,0
37,8
11,9
28,8
-0,7
677,5
82,5
125,6
0,0
22,8
13,6
250,3
136,6
26,6
16,7
37,5
-0,8
711,6
71,9
119,4
0,0
23,0
13,6
259,9
140,0
38,2
12,1
29,4
-0,7
706,8
85,5
129,0
0,0
22,4
13,7
261,2
142,9
26,9
17,1
38,0
-0,8
736,0
31,4
12,4
0,1
20,6
10,8
11,5
0,9
2,7
-2,6
b) Veränderung in % gegenüber Vorjahr
Einnahmen
Steuern
Nettosozialbeiträge
Vermögenseinkünfte
Sonstige Übertragungen
Vermögensübertragungen
Verkäufe
Sonstige Subventionen
Einnahm en insgesam t
5,6
4,2
-12,8
1,6
3,5
1,1
4,3
3,8
3,7
-3,1
0,4
-2,5
1,2
3,4
3,6
2,7
-5,1
1,6
2,9
1,6
3,0
5,4
4,0
-17,6
2,0
10,2
2,2
4,1
5,9
4,4
-4,8
1,3
-0,8
0,2
4,6
4,2
4,2
-2,6
0,2
-4,9
1,0
3,7
3,5
3,3
-3,8
0,7
-0,8
1,4
3,1
3,6
2,7
-4,4
1,6
3,6
1,6
3,0
3,6
2,7
-6,2
1,6
2,4
1,6
2,9
Ausgaben
Vorleistungen
Arbeitnehmerentgelt
Sonstige Produktionsabgaben
Vermögenseinkünfte (Zinsen)
Subventionen
Monetäre Sozialleistungen
Soziale Sachleistungen
Sonstige Transfers
Vermögenstransfers
Bruttoanlageinvestitionen
Nettozugang an nichtprod. Vermögensgütern
Ausgaben insgesam t
3,4
3,2
-7,1
3,8
4,5
5,8
3,2
-20,0
1,4
2,6
5,4
4,0
-3,5
2,6
5,3
6,2
1,3
-0,4
3,4
4,9
4,2
3,1
-1,5
0,4
5,0
4,9
1,0
2,2
1,7
3,9
2,7
2,7
-8,2
5,7
4,5
5,2
3,6
8,6
-0,4
2,6
4,1
3,6
-6,0
2,1
4,4
6,4
2,6
-32,6
2,8
2,6
5,6
4,1
-4,0
2,4
4,7
6,8
1,7
-0,4
2,9
5,2
5,2
3,9
-3,0
2,7
5,9
5,5
0,7
-0,4
3,7
4,6
4,8
3,5
-1,5
0,4
5,7
5,2
1,1
2,0
2,4
4,3
3,7
2,7
-1,5
0,4
4,4
4,6
1,0
2,3
1,2
3,4
1,0
0,4
0,0
1,4
0,7
0,7
0,1
0,2
-0,2
Finanzierungssaldo
nachrichtlich:
Finanzierungssaldo in % des BIP
1) Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
2) Vorausschätzung des ifo Instituts; Abw eichungen in den Summen durch Runden der Zahlen.
3) Geleistete Arbeitsstunden.
4) Bruttoinlandsprodukt in Vorjahrespreisen je Erw erbstätigenstunde.
5) Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erw erbszw eck.
6) Einschließlich Nettozugang an Wertsachen.
7) Ersparnis in % des verfügbaren Einkommens (einschließlich der Zunahme an betrieblichen Versorgungsansprüchen).
61