Predigt vom 10.05.2015

Jesus spricht: »Geht durch das enge Tor! Denn das Tor zum Verderben ist breit und ebenso die Straße, die dorthin führt. Viele sind auf ihr unterwegs. Aber das Tor, das zum Leben
führt, ist eng und der Weg dorthin schmal. Nur wenige finden ihn.« Matthäus 7,13-14
1. Zwei Wege – eine Einladung
Jesus lädt dich ein: „Geh durch das enge Tor, nimm den schmalen Weg!“ Du hörst in seinen Worten seine Sorge um dich und spürst seinen Herzschlag, so schlägt ein liebendes
Herz. Eltern kennen das. Väter und Mütter wünschen sich, dass ihre Kinder ihren Platz im
Leben finden. Als Vater möchte ich sehen, wie das Leben meiner Kinder aufblüht, rundum gut wird und Frucht bringt. So wünscht sich Vater im Himmel, dass du den Weg findest, der zum Leben führt.
Du spürst wohl den großen Ernst, der in den Worten Jesu liegt. Denn seine Wegweisung
widerspricht unserer Natur – ich will doch von Natur aus lieber den bequemen Weg gehen. Ist doch wohl klar. Ich finde es auch viel sicherer, dem Weg zu folgen, den alle gehen. Das fühlt sich einfach besser an.
Und doch haben viele von uns die Lebenserfahrung gemacht, dass es im Leben oft die
schwierigen Zeiten sind, in denen wir wachsen. Entgegen unserer Neigung: große Herausforderungen lassen uns weiterkommen, die bequemen Wege führen nicht weit. Und es
kommt am Ende nur darauf an, wo dich dein Weg hinführt.
Stellen wir es uns einmal ganz praktisch vor: dieser Tag ist für dich eine Art Weggabelung. Wenn du diese Kirche verlässt, dann warten unsichtbar zwei Türen auf dich.
Oder mit dem anderen Bild: es öffnen sich dir zwei Wege: der schmale Weg mit Jesus
und der breite Weg ohne Gott.
Welchen Weg wirst du gehen?
Den meisten Menschen wäre es lieber, es gäbe noch einen dritten Weg, einen Mittelweg
zwischen Glauben und Unglauben, eine Mischzone zwischen fromm–sein und Sünder–
sein. Wir wollen doch nicht extrem sein. Wir hätten gerne einen neutralen Bereich, ein
neutrales Feld, um unser Leben darauf zu gründen.
Die meisten Menschen haben ja gar nichts gegen Gott und den christlichen Glauben – sie
finden es für sich selbst nur nicht wichtig. Wo ist nur dieser dritte Weg?
Es gibt ihn nicht! Jesus ist da ganz klar: entweder du folgst im Glauben Jesus nach – oder
nicht. Entweder du bist gerettet – oder verloren. Entweder du hast dich an Jesus gehängt –
oder du lebst ohne Gott auf der dunklen Seite der Macht.
Was wir hier in der Kirche machen ist keine Folklore, wir pflegen keine ehrwürdigen
Traditionen. Wir geben die Einladung Jesu weiter, der sagt: „Komm und folge mir nach!“
Entweder du tust es, oder du lässt es.
2. Ein verlockend bequemer Weg
Schauen wir uns den bequemen Weg noch ein wenig an.
Er ist zunächst mal bequem, weil er dir keine Entscheidung abverlangt. Das ist schon toll!
Du brauchst die breite Tür, die auf den bequemen Weg führt erst gar nicht zu suchen.
Wenn du nichts unternimmst, kommst du schon selber dort rein.
Es ist der Weg ohne Jesus, ohne Rückbindung an Gott. Da folgst du deinen Vorstellungen
und Bedürfnissen. Du machst, was du willst. Da bist du dir selbst der Maßstab deiner Entscheidungen. Da hat alles dir zu dienen. Und deine Angst ist nur, du könntest nicht genug
bekommen und zu kurz kommen.
Du brauchst kein besonders verrückter Typ zu sein. Jesus spricht nicht davon, dass du
ständig Fehler machst, faul bist und ein Albtraum für deine Lehrer. Du kannst sogar ein
besonders braver und angepasster Teenager sein und trotzdem bist du auf dem Weg, von
dem Jesus dir sagt, dass sein Ziel das Verderben ist.
Wir Menschen orientieren uns an dem, was die anderen machen. Mode funktioniert so.
Trends werden so gesetzt. Und Jugendliche lesen IN/OUT-Listen, um sich sicher im
Trend zu wissen. Menschen sind Herdentiere. Sie machen, was alle machen.
Aber wenn die Mehrheit nicht Jesus nachfolgt? Wenn nur wenige in den Gottesdienst
oder Jugendkreis gehen – ja, dann musst du mutig sein, wenn du Christ sein willst. Christsein ist nichts für Feiglinge.
Deswegen sagt Jesus: „Scher dich nicht um das, was ‚man‘ tut. Lass dich nicht davon irritieren, wenn die Massen auf dem Highway to Hell unterwegs sind, während auf dem Weg
in meiner Nachfolge niemals Gedränge herrscht.“
Dort, auf dem breiten Weg, wo alles erlaubt ist, wo man alles „nicht so eng“ sieht, wo
man ein weites Herz gegenüber jeglicher Vorstellung und Lebensform hat, dort findest du
leicht Bestätigung. Und wir hungern nach Bestätigung.
Aber das Leben ohne Gott führt in die Leere. Du jagst der Illusion nach, in den Dingen
dieser Welt echtes Leben zu finden. Das führt immer in Enttäuschung.
Jesus ist gekommen, um die Verbindung zu Gott wiederherzustellen. Er ist Gottes Weg,
zu uns und darum unser Weg zu Gott.
3. Ein himmlisch mühsamer Weg
Sei mutig, den Weg zu gehen, den Jesus dir weist, wenn er sagt: „Folge mir nach.“ Da ist
deine persönliche Antwort gefragt und deine Bereitschaft, auch allein und gegen Trends
und Meinungen Jesus zu folgen.
Die Tür zum Leben ist schmal. Durch diese Tür passt man auch nicht zu zweit. Da kann
man niemanden vorschicken und sagen: Der, den kenn ich, das ist mein Papa oder meine
Mama oder meine Freundin – die glauben doch an dich… Nein, nein… Durch die Tür
zum ewigen Leben trittst du nur allein. Nur du und Jesus. Allein sein mit Jesus. Das musst
du erst lernen. Das müssen wir alle lernen. Ein Leben lang. Ganz allein ohne die anderen,
ohne das „man“ ohne die Trends und Moden. Nur du und er. Mut zum Alleingang. Sein
Wille geschehe.
Die Tür und der Weg zum Leben sind schmal. Wir nehmen manches Gepäck nicht mit,
wenn wir diesen Weg gehen wollen. Wir müssen in jedem Fall bereit sein, auf diesem
Weg zurückzulassen, was die Bibel mit dem Wort „Sünde“ benennt: Unseren Stolz, unsere Selbstsucht, Neid, all die unangenehmen Regungen, die im Kern damit zu tun haben,
dass mein Leben um ein großes Thema kreist: Ich, meiner mir, mich.
An der schmalen Tür kannst du nicht auch noch andere Götter im Gepäck haben, andere
Dinge, an die du dein Leben auch noch hängt. Jesus mahnt zur Konzentration: Verlier
dich nicht in den tausend scheinbaren Möglichkeiten zum Glück.
Lies in seinem Wort, da findest du, was sein Wille ist. Tu das.
4. Entweder – Oder
Du stehst am Scheideweg. Und es geht um nicht mehr und nicht weniger, als um das Ziel
deines Leben. Ob du nach Hause findest oder nicht. D.h. immer auch, ob du zu Gott, deinem Vater im Himmel findest oder nicht.
Jesus ist sehr direkt. Er ruft dich in seine Nachfolge: „Folge mir! Mein Weg war stets der
schmale Weg. Das Vertrauen auf den Vater im Himmel steht bei mir stets im Zentrum.
Für dich erleide ich den schrecklichen Tod am Kreuz. Und ich bin auferstanden, damit du
weißt: Ich rede nicht nur vom Leben, sondern ich bin selbst das Leben. Ich speise dich
nicht mit Wahrheiten ab. Ich bin die Wahrheit, die Einheit von Wort und Tat. Darum rede
ich nicht nur vom idealen Lebensweg, sondern bin selbst der Weg. Folge mir auf dem
schmalen Weg. Dann wird dich nichts aus meiner Gemeinschaft reißen. Amen.
Pauluskirche Bielefeld, Konfirmation am 10.05.2015, Pfr. Michael Sturm