Fortbildungsprogramm 2015/16 Sportliches Kurvenfahren

SSV Fortbildungsprogramm 2015/16
Fortbildungsprogramm 2015/16
Sportliches Kurvenfahren
Das Fortbildungsprogramm des SSV Landeslehrteam Alpin für den Winter 2015/16 ist
grundsätzlich auf das sportliche Skifahren ausgerichtet. Dabei zeigen wir deutlich auf, dass
die aktuelle Technik-Philosophie im Lehrwesen sehr viel Überschneidung mit dem
Wettkampfsport beinhaltet, da wir Bewegungs-Vorstellungen und –Abläufe ganz ähnlich
beschreiben und trainieren.
Die nun seit einigen Wintern gültigen Bewegungsmerkmale aus dem aktuellen DSV Lehrplan
Alpin werden hierbei in einem dem Kurvenverlauf angepassten, durchgängigen
Bewegungsmuster aufgegriffen und mit Aufgaben zu Bewegungsqualitäten im Bereich Timing,
Umfang, Richtung und Intensität verfeinert. Sowohl das individuelle Training im sportlichen
kleinen und mittleren Radius, als auch das Vermitteln aktueller methodischer
Vorgehensweisen steht im Fokus. Abschließende Besonderheit des Programms stellt das
Erlebnis-orientierte, sportliche Kurvenfahren in verschiedenen Organisationsformen dar, das
am zweiten Nachmittag die Fortbildung abschließt.
Programmverlauf:
Tag 1:
 Vormittag: Grundrhythmus der sportlichen Kurve verstehen, mittlerer Radius
 Nachmittag: Aufgabenstellungen für das sportliche Kurvenfahren inkl. Reflektion
 Abends: Video Kinder-Skiunterricht in der DSV Skiakademie und Vorstellung
Unterrichtstipps
Tag 2:
 Vormittag: sportlich unterwegs im kleinen Radius, die Slalom-Kurve
 Nachmittag: erlebnisorientiertes, sportliches Kurvenfahren in verschiedenen
Organisationsformen
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Tag 1 Vormittag:
Grundrhythmus der sportlichen Kurve verstehen:
Der Grundrhythmus der Kurve wird häufig mit den Schlagworten „Wechsel-Kante-Fahren“
beschrieben. Dies bedeutet, dass innerhalb einer Kurve eine Akzentuierung der Bewegungen
stattfindet, damit eine rhythmische, ausdrucksstarke Fahrweise entsteht.
Mit folgenden Aufgabenstellungen können wir dies erreichen:
Mittlere Radien, sportliches Tempo
 Fahre Kurven mit ständiger Bewegung (ohne Plateau)
 Verschmelze das Kurvenende mit der Einleitung des neuen Kurvenwechsel
 Fahre Kurven mit einer betonten/akzentuierten Bewegung des KSP nach vorne zum
Kurvenwechsel
Mit Variationen des Kurvenwinkels, Radius und Tempos „Bewegungen“ erzwingen
 Wechsel des Kurvenwinkels bei annähernd gleichem Radius/Tempo
 Wechsel des Tempos bei gleichem Radius
 Wechsel des Radius bei höherem Tempo
 Fahre einen Trichter bei gleichbleibendem Tempo
 Fahre leicht seitlich versetzt mit einem Partner synchron (auch gegengleich
hintereinander)
Der dynamische Richtungswechsel erfolgt bei einer sportlichen Kurve aus dem Steuerdruck
der alten Kurve.
Bei einer gedrifteten Fahrweise ist es schwieriger die Phase des optimalen Steuerdruck zu
erspüren, da die Kräfte, die auf das System Ski-Skifahrer wirken nicht so groß sind. Deshalb
ist bei driftender Fahrweise häufig auch eine unrhythmische Fahrweise zu erkennen, da oft am
optimalen Steuerdruck „vorbei“ gefahren wird.
Aufgabenstellungen (Kontrastlernen):
 Fahre mittlere Radien mit mittlerem bis langsamen Tempo, um zu erfahren, wie
schwierig es ist, den optimalen Steuerdruck (Zeitpunkt) zum Kurvenwechsel zu
erspüren.
 Fahre mittlere Radien geschnitten (hohes Tempo) mit akzentuiertem Kurvenwechsel
(Belastungswechsel / Bewegung nach vorne)
 Fahre kürzere Radien und wechsle die Fahrspur mit einem „Schlag“ z.B. nach 5 Kurven
Dieser optimale Steuerdruck darf jedoch nicht zu spät und durch passives Abwarten im
Kurvenverlauf entstehen (sonst bekommt man meist einen Rebound-Effekt und verliert den
Schneekontakt). Er sollte aktiv erzeugt werden und kurz nach Überfahren der Falllinie
entstehen. Dies setzt eine Anpassung des Bewegungstiming, -umfang, -richtung und intensität voraus.
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Tag 1 Vormittag/Nachmittag:
Aufgabenstellungen zum sportlichen Kurvenfahren inkl. Reflektion:
Anknüpfend an den Vormittag soll dieser Halbtag ausgewählte Aufgabenstellungen für
das Training des sportlichen Kurvenfahrens beinhalten. Dies führt zu einer
Intensivierung des Trainings. Es erlaubt die Reflektion für Ausbilder und Teilnehmer zu
spezifischen Übungsformen und ihren Eigenschaften hinsichtlich Situation,
Anwendbarkeit im Skiunterricht und methodischem Vorgehen.
Ablauf der Trainingssequenz:
Die Aufgabenstellungen können vom Ausbilder situativ ausgewählt werden. Nach einer
Trainingsphase der Aufgabe mit den Teilnehmern sollte im Sinne einer Reflektion die Frage
nach dem „Warum“ („Warum fahren wir jetzt genau diese Aufgabe?“/ Was wollen wir damit
erreichen?“) gestellt werden. Inhaltliches Ziel: eigener Unterricht reflektieren lernen und Tipps
& Tricks für eigenen Skiunterricht der Teilnehmer mitnehmen.
Aufgabenstellungen zur Anpassung des Bewegungstiming
 Fahre leicht „zugemachte“ Kurven
 Versuche zum Kurvenwechsel möglichst früh Druck auf der Innenkante des
kommenden Außenski zu erspüren
 Kante die Ski stark um und auf (beinorientiert)
 Hebe den kommenden Innenski zum Kurvenwechsel hinten etwas an
 Wie oben, jedoch früh im Kurvenverlauf anheben
 Belaste gegen Ende der alten Kurve bereits ein wenig den kommenden Außenski und
Kante dann den bereits belasteten kommenden Außenski um
 Wie oben mit unterschiedlichem Tempo (auch mal sehr langsam fahren)
 Fahre beim Steuern vor der Falllinie mit Druck am Schienbein
 Erhöhe den Druck in der Falllinie (Kurvensteuerung) indem Du gegen die Unterlage
drückst (aber nicht weg strecken!)
Aufgabenstellungen zur Anpassung des Bewegungsumfangs
 Fahre ohne Aufrichten des KSP zum Kurvenwechsel (um keine Entlastung zu
erzeugen)
Den KSP zum Kurvenwechsel deutlich nach vorne/innen verlagern
 Gesäßmuskel anspannen zum Kurvenwechsel
 Stock hinter dem Gesäß zum KW übergeben
Bewegungsumfang in der Kurvensteuerung
 In der Kurvensteuerung den KSP noch mehr zum Hang bringen, ohne in Sprung-, Knie,
Hüftgelenk nachzugeben
 Fahre ab der Falllinie eine stärkere Ausgleichsbewegung des Oberkörpers zum
Außenski
Aufgabenstellungen zur Anpassung der Bewegungsrichtung
Die Bewegungsrichtung ist dem geschnittenen Kurvenverlauf anzupassen, d.h. nicht einfach
nur weiter nach innen bewegen, um die Ski stärker aufzukanten, sondern gleichzeitig in
Richtung „geschnittener“ Kurve weiterbewegen.
 Kurvengleiten nahe der Falllinie in flachem Gelände
 Wie oben jedoch Hockgleiten
 Kurvengleiten mit größerem Kurvenwinkel in mittelsteilem Gelände
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Bewegungsrichtung im Kurvenwechsel
 Achte beim Kurvenwechsel darauf, dass der KSP aus den Beinen heraus in die neue
Kurvenrichtung bewegt wird (der Oberkörper bleibt ruhig und rotiert auch nicht um die
Längsachse mit)
Bewegungsrichtung in der Kurvensteuerung
 Bewege den KSP noch weiter zum Kurvenmittelpunkt (ohne die Beingelenke weiter zu
beugen), der Oberkörper orientiert sich talwärts
 Fahre leicht „zugemachte“ Kurven
Aufgabenstellungen zur Anpassung der Bewegungsintensität
Aufgrund des höheren Tempos erhöht sich auch die Körperspannung. Allerdings darf dies
nicht zu einer verkrampften, statischen Fahrweise führen, da sonst wieder der
Bewegungsrhythmus verloren geht.
 Führe beim Kurvenwechsel den Belastungswechsel über einen Spannungswechsel in
den Beinen aus (Spannung Außenski hin zu Spannung kommender Außenski)
 Ziehe den Bauch ein, um die Rumpfspannung zu erhöhen
 Halte ein Theraband vor dem Oberkörper quer / leicht tal offen (geht auch mit Stock)
 Fahre ohne Stöcke
 Halte die Hände deutlich vor deinen Oberkörper beim Fahren (Hände nicht „fallen“
lassen)
Tag 1 Abend:
Video: Kinder-Skiunterricht in der DSV Skiakademie und Vorstellung Unterrichtstipps
Tag 2 Vormittag:
Sportliche Kurven - unterwegs im kurzen Radius, die Slalom-Kurve
Erfahrungen vom Vortag sollen im kurzen Radius angepasst werden.
Herangehensweise:
 Einfahren unter gedanklicher Bezugnahme zum Vortag (Was gilt weiterhin?)
  durchgängiges Bewegungsmuster, Fokus: Bewegungstiming & Bewegungsrichtung
 Gewöhnung an den aktuellen Slalomradius (10-13m)
 Im flachen bis mittelsteilen Gelände durchgehend „geschnitten“ fahren
Aufgaben vom Vortag können wieder herangezogen werden, bzw. auch durch weitere
Aufgabenstellungen ergänzt werden, z.B:
 Bewegungen aus den Beinen initiieren (nahe der Falllinie im flachen Gelände
Kurvengleiten bei kleinen Radien)
 Wie oben, jedoch Initiierung aus unterschiedlichen Gelenken, z.B. nur aus dem Becken
(im Sinne des Kontrastlernens)
 Bei langsamen Tempo Innenski über den Außenski halten („Schweizer Kreuz“)
 Fahren ohne Stöcke
 Verschiedene Armpositionen zur Verbesserung der Gesamt-Stabilität (gekreuzt vor der
Brust, in der Hüftbeuge, etc.)
 Muskuläre Spannungen im Rumpf, Oberschenkel, Bauch gezielt ansteuern, seitliche
Stabilität in den Vordergrund rücken
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Tag 2 Nachmittag:
Erlebnisorientiertes, sportliches Kurvenfahren in verschiedenen Organisationsformen:
Ziel dieser Einheit ist es, den Teilnehmern eine moderne Variante des sportlichen
Skifahrens aufzuzeigen, die vor allem den Erlebnisfaktor zum Ausdruck bringen soll.
Dabei werden die erarbeiteten Inhalte des Vortages aufgenommen und zum Einsatz
gebracht. Die Herangehensweise folgt einer klaren methodischen Linie von einfachen
zu schweren Aufgaben, welche die Teilnehmer auch in ihren Skikursen bei Könner- und
Experten-Kursen verwenden können. Sollte einmal in einem Skigebiet eine SkicrossStrecke vorhanden sein, dient dieses Programm zur sinnvollen Vorbereitung einer
Befahrung solcher Strecken.
Gewöhnung an Geschwindigkeit und Mitfahrer (Safety first, Geschwindigkeit und
Gruppenstärke pro Übung langsam steigern!)
 Hockgleiten in flachem Gelände bei mittlere Radien nahe der Falllinie
 Hockgleiten in mittelsteilem Gelände bei mittleren Radien und höherem Tempo
 Tempoforderndes Fahren in mittleren Radien
 Schussfahrt mit engem Abstand in der Ebene, zu zweit und dann zu mehreren
 Chicken Race light: Dabei halten 2-3 Teilnehmer der Gruppe die Handflächen
zueinander, Kontakt soll gehalten werden und es wird in einer Linie quer zum Hang
Schuss gefahren – wichtig ist ein klares Signal zur Auflösung, dass die äußersten
Fahrer zuerst seitlich wegfahren und dass ein wenig befahrener Hang mit flachem
Auslauf genutzt wird!!
 Chicken Race: Dabei halten sich 2-3 Teilnehmer der Gruppe an den Händen fest,
Kontakt soll gehalten werden und es wird in einer Linie quer zum Hang Schuss
gefahren
 Große Schlange mit allen Teilnehmern und mittleren bis großen Radien bei mittlerem
bis hohen Tempo – dabei sollten die Abstände zwischen den Fahrern minimal sein
Gewöhnung an Manöver mit Mitfahrern
 Windschattenfahrten in mittleren Radien mit koordiniertem Überholen (Ansage kommt
vom Vordermann/frau)
 Kurven-Partnerfahrten mit Handflächekontakt/an der Hand in mittleren Radien
 Kurveninnerer Fahrer hält Spannungen und Fliehkräfte des Partners
 Kurvenäußerer Fahrer drückt ggf. gegen Fliehkräfte des Partners innen
 Variation der Übungen durch Dreier-/Viererteams
Ski Cross erleben
 Befahren von leicht verfahrenen, buckligen Geländen neben der Piste, ggf. zu zweit
mit geringem Abstand
 Sollte bei der Fortbildung eine Skicross Strecke vorhanden sein, dann kann diese
hierfür genutzt werden
 Fotos oder Filme für die Teilnehmer von den Rennen kommen sehr gut an
Stand 14.10.2015 // SSV BLT Arbeitsgruppe