Wird die Sperrmüllentsorgung ab 2017 neu geregelt?

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FREITAG, 14. AUGUST 2015 | SEITE 13
Wird die Sperrmüllentsorgung ab 2017 neu geregelt?
Die Straßensammlung gerät in der Großen Kreisstadt Torgau immer mehr zum Problem. Ist das Delitzscher Modell auch eine Alternative für die Elbestadt?
VON TZ-CHEFREDAKTEUR
SEBASTIAN STÖBER
TORGAU. Fast zwei Wochen stand es da.
Weit und breit keine Baustelle, aber ein
Dixi. Abgestellt im Röhrweg, hinter dem
Rodelberg. Als Sperrmüll! Martin Klemm,
Geschäftsführer der Abfallwirtschaft
Torgau-Oschatz (A.TO), kann da nur den
Kopf schütteln. Denn so ein Toilettenhäuschen kann vieles sein, aber eben
kein Sperrmüll. Es illustriert damit sehr
gut, welche Probleme der Entsorger mit
dem Thema hat und warum bereits darüber nachgedacht wird, das System der
Straßensammlung im Stadtgebiet Torgau
aufzugeben. Denn immer öfter werden
die Regeln, die der Landkreis als Auftraggeber der A.TO für die Sperrmüllentsorgung aufgestellt hat, verletzt.
Dabei könnte es so einfach sein. „Unsere Abfallwirtschaftssatzung sieht zwei
Möglichkeiten vor, den Sperrmüll zu entsorgen“, erläutert der für Bau und Umwelt zuständige Erste Beigeordnete
Nordsachsens, Ulrich Fiedler. Entweder
über die ganzjährig für Abfallgebührenzahler kostenfreie Anlieferung auf dem
Torgauer A.TO-Betriebshof, oder eben an
den beiden jährlichen Terminen für die
Straßensammlung. Dabei haben die Bewohner der jeweils durch die A.TO angesteuerten Straße die Möglichkeit, ihren Sperrmüll vor dem Grundstück abzustellen, auf dem sie wohnen. „Natürlich
gibt es Ausnahmen, wie in den Torgauer
Abfindungen“, weiß Martin Klemm. Absolut indiskutabel seien allerdings anonyme Abfallhaufen, die keinem Grundstück und damit keinem Gebührenzahler zugeordnet werden könnten. Beräumt
werden diese Haufen dennoch – und
zwar auf Kosten der A.TO und damit mittelfristig auch auf Kosten der Gebührenzahler.
Wenngleich per Satzung und auch im
Abfallkalender klar geregelt ist, was
Sperrmüll ist und was nicht, stößt die
A.TO immer öfter auf Probleme. Dann,
wenn beispielsweise Gewerbetreibende
ihren (Sperr-)Müll illegal während der
Straßensammlung mit entsorgen, dann,
wenn die Haufen von Mülltouristen mit
allem möglichen Abfall bis hin zu Bauschutt und Hausmüll um Größenordnungen erweitert werden. „Zuletzt mussten
meine Mitarbeiter nach den Abholtagen
Sonderschichten schieben, um die Sammelplätze wieder zu reinigen“, rechnet
Martin Klemm vor, dass auf diese Weise
weitere Mehrkosten entstehen.
In Delitzsch kennt man das Problem.
Röhrweg, Höhe Glascontainerplatz, damit haben es die A.TO-Mitarbeiter immer öfter zu tun: ein anonymer Müllberg, voller illegaler Ablagerungen ohne Sortierung nach Holz, sonstigem Sperrmüll und Elektrogeräten (links).
Das Dixi am Rodelberg ist ein Sperrmüll-Exot, nichtsdestoweniger gehört es dort nicht hin.
Fotos: privat/TZ
■ ■ KOMMENTAR
Selbst verantwortlich
A
ppelliert wird dieser Tage viel,
Entsorgung teurer. Einmal ganz von den
deshalb liegt dieser Kommentar im
Kosten für die Aufräumarbeiten abgeseTrend. Schon länger ist die Sperrmüllhen, die nötig werden, wenn beispielsweisammlung im Torgauer Stadtgebiet ein
se jemand Asbest oder anderen Bauschutt
heißes Thema. Mehrmals im
auf Sperrmüllhaufen ablegt.
Jahr wachsen in der RenaisUnd wer zahlt die Zeche? Alle,
sancestadt enorme (Sperr-)
denn die nächste GebührenkalMüllberbe gen Himmel, würde
kulation wird höher ausfallen.
eine Kleintransporter-Maut das
Es ist nachvollziehbar, wenn
Ende jeglicher Geldsorgen im
jetzt auf ein alternatives
Stadthaushalt bedeuten. Daran
Entsorgungsmodell geschielt
haben sich bislang vorrangig
wird, das einmal das Stadtbild
die Stadtbildästheten gestört.
schonen und dann auch noch
Denn schön ist anders.
die Kosten stabil halten könnte.
Inzwischen hat das Problem
Und ich gebe an dieser Stelle
aber neue Dimensionen
Brief und Siegel, dass die
TZ-Chefredakteur
erreicht. Die Abfallwirtschaft
Änderung mit ihren Vorteilen,
Sebastian Stöber
Torgau-Oschatz, die die
aber auch den Nachteilen für
Entsorgung der Sperrmüllberbeispielsweise Ältere, kommt!
ge stemmt, hat Alarm geschlaStoppen kann diesen Prozess,
gen. Dabei ist es weniger schlimm, dass
sofern das überhaupt gewollt ist, nur eine
immer mal wieder etwas von den Haufen
Selbstdisziplinierung der „Sperrmüllkunverschwindet. Schlimmer ist vielmehr,
den“. Ein Blick auf die Infoblätter der
dass immer mehr darauf abgeladen wird,
A.TO kann da unter Umständen nicht
das nicht drauf gehört. Damit wird die
schaden. Soweit der Appell.
Ruine kann verschwinden
Fußgängerbrücke
wieder freigegeben
LANGENREICHENBACH. Es hat geklappt.
Seit gestern ist die Gemeinde Mockrehna
Eigentümerin der ehemaligen Gaststätte
Apelt mit insgesamt 527 Quadratmetern
Grundfläche. Gestern erfolgte die
Zwangsversteigerung am Amtsgericht
Leipzig. Die Gemeinde Mockrehna hatte
das Zwangsversteigerungsverfahren angeschoben. „Fast zwei Jahre benötigten
wir dafür“, erklärte Bürgermeister Peter
Klepel. Der ehemalige Eigentümer, Wilhelm Karl Breuer, hatte das Objekt nach
der Wende erworben und hoch belastet.
„Seit Jahren versuchten die Gläubiger sowie wir als Gemeinde, den Aufenthaltsort des Eigentümers ausfindig zu machen,
jedoch ohne Erfolg. Für 3 690 Euro haben
wir das Grundstück nun erworben. Wir
wollen das Objekt noch in diesem Jahr
abreißen. Die freie Fläche soll nicht wieder bebaut werden“, so Klepel. Einzelne
Bäume und Sträucher sowie zwei Bänke
Foto: TZ/Archiv
Zwangsversteigerung verlief gestern erfolgreich für Gemeinde
Die ehemalige Gaststätte Apelt.
sollen die zukünftige Grünfläche mitten
im Ortskern von Langenreichenbach verschönern. Die Abrisskosten belaufen sich
auf knapp 75 000 Euro, wovon wir 90 Prozent als Förderung wiederbekommen“,
freute sich der Bürgermeister. Damit ist
ein trauriger Schandfleck schon bald verschwunden. nw
TORGAU. Seit gestern ist die Fußgängerbrücke zum Glacis – in Verlängerung der
Warschauer Straße (am sogenannten Löwen) – wieder für Fußgänger und Radfahrer freigegeben. Die Stadt hatte das Bauwerk gesperrt, nachdem beim letzten
Sturm ein Baum auf die Brücke gestürzt
war. Eine Vor-Ort-Begehung mit dem beauftragten Ingenieurbüro, Vertretern der
Landestalsperrenverwaltung und des
Baubetriebs EZEL habe jedoch ergeben,
dass die Brücke nicht wie befürchtet in
Mitleidenschaft gezogen wurde, sondern
auch weiterhin standfest ist. Lediglich das
Geländer hatte durch den Sturz der
Baumkrone aus die Brücke einige Kratzer abbekommen. Die aber sollen in Kürze beseitigt werden. Im Rahmen der Sonderprüfung ist auch gleich die Abnahme
des Bauwerkes erfolgt, das wie eingangs
erwähnt nun wieder problemlos genutzt
werden kann.
ej
Auch dort liefen die Straßensammlungen
im Stadtgebiet zunehmend aus dem Ruder. „Der Unmut in der Stadt war groß.
Die Stadtverwaltung ist deshalb auf den
Landkreis zugegangen, um gemeinsam
eine Lösung zu finden“, erinnert sich der
Delitzscher Bürgermeister Torsten Schöne. Jetzt werden in der Delitzscher Kernstadt zwei Mal im Jahr an einem Freitag
und dem darauf folgenden Sonnabend
insgesamt sechs über die Stadt verteilte
Sammelplätze eingerichtet. Diese sind
von 10 bis 18 beziehungsweise 7 bis 13
Uhr geöffnet. „Wir haben darauf geachtet, dass die Plätze für jeden fußläufig erreichbar sind. Gleichzeitig haben wir dafür gesorgt, dass die Plätze gut mit dem
Auto samt Hänger angesteuert werden
können, ohne dass der Verkehr behindert
wird“, erläutert Schöne. Genutzt werden
ausschließlich kommunale Grundstücke.
„Diese Plätze werden dann im Vorfeld
eingezäunt und vor, während sowie nach
der Sammlung durch Polizei und unser
Ordnungsamt bestreift“, erläutert er.
Schließlich solle abgesichert werden,
dass niemand illegal seinen Müll dort ablädt. In den Annahmezeiten sind die Mitarbeiter des Entsorgers vor Ort, sortieren
den angelieferten Sperrmüll und transportieren ihn ab. Schönes Fazit: „Ord-
nung und Sauberkeit sind seither top.
Aus unserer Sicht hat sich das Modell bewährt.“ Auch die Delitzscher selbst hätten sich an die neue Verfahrensweise gewöhnt. Natürlich, so Schöne, gebe es beispielsweise ältere Mitbürger, für die es
ein Problem sei, den Sperrmüll zum Sammelplatz zu bringen. Aber auch hier würden sich immer wieder Lösungen über familiäre oder nachbarschaftliche Hilfe finden.
Die Kosten für die Stadt, das räumt der
Bürgermeister ein, seien zunächst hoch
gewesen, weil man die Bestreifung der
Sammelplätze rund um die Uhr geleistet
habe. Inzwischen konnte man diesen
Aufwand jedoch senken – auch weil Gewöhnungseffekte eingetreten sind.
Mit dieser Alternative vor Augen, wollen
A.TO und Landkreis im kommenden halben Jahr ganz genau hinschauen, in welche Richtung sich die Straßensammlung
in Torgau entwickelt. „Fakt ist, dass die
Straßensammlung in der jetzigen Form
für die Bürger am bequemsten ist“, weiß
Ulrich Fiedler. Fakt ist aber auch, dass
sich der wachsense Aufwand, den die
A.TO derzeit zu schultern hat, auch auf
die Abfallgebühren auswirken könnten.
„Wir werden jetzt gemeinsam mit dem
Landkreis eine breite Aufklärungskam-
pagne starten, um die Bürger für den
richtigen Umgang mit Sperrmüll zu sensibilisieren“, kündigt A.TO-Geschäftsführer Klemm an.
Fruchten diese Bemühungen nicht und
bleibt alles, wie es ist, wird der Entsorger
wohl auf Stadt und Landkreis zugehen
und vorschlagen, den Delitzscher Modellversuch für das Torgauer Stadtgebiet
zu adaptieren. „Eine Umstellung ist allerdings frühestens ab 2017 denkbar“, so
Klemm. Die logistische Planung für die
Straßensammlung 2016 sei bereits abgeschlossen. Die Einführung der Erfassung
von Sperrmüll nach dem Delitzscher Modell setzt weiterhin voraus, dass die
Stadtverwaltung Torgau eine solche Änderung befürwortet. Im Anschluss daran
wären umfangreiche Abstimmungen mit
der Elbestadt erforderlich. Darüber hinaus muss der Kreistag des Landkreises
Nordsachsen einer dann fälligen Änderung der Abfallwirtschaftsatzung zustimmen.
PS: Am gestrigen Abend hat die A.TO
das Dixi entsorgt. Für die Verladung
musste extra ein Kran besorgt werden…
[email protected]
Telefon 03421 721022
■ ■ KURZINTERVIEW
„Außerhalb der monatlichen Hunderunde
haben sich Freundschaften entwickelt“
TORGAU. Die
nächste gemeinsame Hunderunde
der Hundefreunde
Nordsachsen startet am Sonntag.
Treffpunkt ist um
17 Uhr am Brückenkopf. Dabei
geht es an die Elbe. Die Torgauer
Carolin Dorsch
Zeitung kam mit
Organisatorin Carolin Dorsch ins Gespräch.
TZ: Wie zufrieden bist du damit, wie sich
die monatlichen Hunderunden entwickelt haben?
Carolin Dorsch: Ich bin sehr zufrieden
mit der Entwicklung der Hundefreunde
Nordsachsen. Ob das die monatlichen
Runden sind oder auch die sozialen Kontakte die sich außerhalb der Runden entwickelt haben oder auch die Anregungen
und Unterhaltungen in unserer Facebookgruppe-Gruppe sind.
Wie viele Hunde-Menschen-Paare seid
ihr zu Höchstzeiten?
Die genaue Anzahl der Teilnehmer habe
ich noch nicht gezählt. Aber bei rund 55
Hunden sind wir teilweise schon angekommen. Dazu zählt man dann im
Durchschnitt noch zwei „Dosenöffner“
oder auch mehr.
Ihr habt ja auch schon andere Aktionen
gestartet. Was waren das für welche?
Wir haben nun schon drei Spendenaufrufe gestartet. Die erste Spende ging an ein
bedürftiges Tierheim in Ungarn. Die anderen beiden waren für Privatpersonen,
welche in unserer Runde und FB-Gruppe
aktiv sind. Diese Aufrufe wurden aber
nicht von den Betroffenen gestartet, sondern spontan von Gruppenmitgliedern,
die auch die Organisation selbstständig
übernahmen. Die Spendenaktionen hatten dabei immer ein anderes Format, damit auch die fleißigen Spender etwas davon hatten.
Wie beurteilst du den Zusammenhalt
auch in der Facebook-Gruppe?
Außerhalb der Spendenaufrufe hat der
Zusammenhalt, bzw. haben die spontanen Spaziergänge leider etwas nachgelassen aber kurbelt man etwas an, gibt es
immer ein paar spontane Hundefreunde.
Nun freue ich mich auf die nächste Hunderunde am Sonntag und bin gespannt,
wie viele teilnehmen werden. Alle Infos
auf hundefreundenordsachsen.jimdo.com
Gespräch: Kristin Engel
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