Predigt über Markus 8,1-9 Jesus gibt uns, was wir brauchen

Predigt über Markus 8,1-9
Jesus gibt uns, was wir brauchen
Liebe Gemeinde
Jesus hat die Menschen angezogen. Wo er hinkam, blieb er selten lange
allein. Die Information über seine Ankunft verbreitete sich in Windeseile.
Und schon strömten die Menschen in Scharen zusammen. So auch am
Ostufer des Sees Genezareth im Gebiet der Dekapolis. Eine grosse
Menschenmenge war da. Und Jesus stellt fest: Sie haben nichts zu essen
(Vers 2). Jesus hat Erbarmen mit den Leuten. Jesus hat ein Herz für die
Menschen. Er fühlt mit ihnen. Er versteht ihre Situation. Er ist der gute
Hirte, der sich um seine Herde kümmert. Der gute Hirte hat Erbarmen mit
seinen Schafen. Und er sorgt für sie. Er unternimmt etwas, dass sie keinen
Mangel leiden.
Die vielen Menschen haben schon drei Tage bei Jesus ausgeharrt. Und
sie befinden sich an einem kargen, öden Ort. Es ist heiss, trocken und
unfruchtbar hier. Drei Tage haben die Leute Lehrvorträge und Predigten
von Jesus gehört. Stellen Sie sich das einmal vor. Wer würde heute so
lange ausharren und einem Prediger lauschen? Die Menschen am Ostufer
des Sees Genezareth hatten Geduld und Ausdauer. Sie waren hungrig
nach Gottes Wort und lernbegierig. Sie hörten Jesus wie gebannt zu, dass
sie alles andere vergassen. Drei Tage unter Gottes Wort, nicht mit
Heilungswundern oder anderen spektakulären Ereignissen. Wer wäre
heute noch so interessiert am Wort Gottes? Wir werden schon nervös oder
schläfrig, wenn der Gottesdienst einmal über eine Stunde dauert.
Jesus hat ein Herz für die Menschen. Er sieht ihre Not. Er nimmt ihre
Bedürfnisse wahr. Mich jammert das Volk, denn sie haben nun drei Tage
bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen (Vers 2). Jesus wollte sie
heim schicken, verwarf aber diese Idee aus Fürsorge. Und wenn ich sie
hungrig heimgehen liesse, würden sie auf dem Wege verschmachten;
denn einige sind von ferne gekommen (Vers 3). Im Gebiet der Dekapolis
hat es zwar Ortschaften in der Nähe. Aber bei dieser Hitze kann Jesus die
ausgehungerten Menschen unmöglich ohne Verpflegung entlassen, sonst
kollabieren sie noch. Vielleicht fehlte es in den umliegenden Städten auch
an koscherer Nahrung, und die jüdischen Hörer Jesu hätten nicht essen
dürfen, was angeboten wurde. Und einige hatten einen weiten Rückweg
vor sich. Sie waren vom Westufer des Sees oder aus entfernteren Städten
der Dekapolis gekommen. Offenbar hat Jesus sie zum Teil gekannt.
Vielleicht waren sie schon bei ihm in der Seelsorge.
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Jesus hat Erbarmen mit ihnen. Er will ihnen helfen. Aber er hat sich noch
nicht geäussert, wie er das bewerkstelligen möchte. Er regt seine Jünger
zum Mitdenken und zur Mitarbeit an. Die Jünger sind zunächst ratlos.
Auch ihnen ist klar: Ohne Verpflegung kann man die Leute nicht heim
schicken. Aber sie fragen sich ernsthaft: Wie kann sie jemand hier in der
Einöde mit Brot sättigen (Vers 4)? Die unmittelbare Umgebung ist
unbebautes, unbewohntes Land. Da gibt es nicht an jeder Ecke eine
Bäckerei. Die Jünger analysieren die Situation: Hier ist es unmöglich, die
notwendigen Brote zu besorgen. Nüchtern halten sie fest, was Sache ist.
Sie sind nicht ständig auf Wunder aus.
Liebe Gemeinde
Jesus weiss, wie er uns helfen kann. Jesus hat jeweils bei dem
angeknüpft, was vorhanden war. So auch hier. Gott hat Gaben gegeben.
Gott hat Brot gegeben. Und mit dem macht Jesus etwas. „Wie viel Brote
habt ihr (Vers 5)?“, fragt Jesus die Jünger. Und sie antworten: „Sieben.“
4'000 Menschen haben noch sieben Brote übrig. Und sie sind schon drei
Tage hier an diesem öden Ort. Wie viel Proviant müssen sie
mitgenommen haben, dass er so lange ausreichte! Ganze Picknickkörbe
voll. Die Leute sind offenbar nicht spontan bei Jesus zusammengetroffen,
sondern haben ihren Ausflug sorgfältig geplant und vorbereitet. Jesus hat
sich längere Zeit im Gebiet der Dekapolis aufgehalten.
Jesus weiss, wie er uns helfen kann. Und er gebot dem Volk, sich auf die
Erde zu lagern (Vers 6). Die hungrigen Menschen sollen es sich gemütlich
machen. Ins grüne Gras setzen können sie sich zwar nicht, es ist Sommer,
das Gras ist dürr und gelb. Aber sie können trotzdem aufatmen: Jesus
kann ihnen helfen. Bald müssen sie nicht mehr hungern. Und er nahm die
sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie
sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus (Vers 6). Jesus nimmt
die sieben Brote. Er nimmt bewusst auf, was die Schöpfung zu bieten hat.
Er nimmt die Gaben aus der Hand des Vaters. Jesus hätte auch aus dem
Nichts Brot machen können, Jesus hat alle Macht im Himmel und auf
Erden. Aber er verachtet die natürlichen Gaben nicht, sondern knüpft
daran an. Auch wir sollten nie achtlos an dem vorübergehen, was die
Natur anbietet. Jesus kann aus wenig viel machen. Trauen wir ihm
Grosses zu, auch wenn unsere Mittel begrenzt sind. Stellen wir ihm das
Wenige, das wir haben, zur Verfügung. Er macht aus kleinen Anfängen
etwas Grosses. Jesus tut Wunder.
Jesus dankt Gott für das Vorhandene. Er spricht den Tischsegen oder den
Lobpreis. Was mit Danksagung genossen wird, das wird geheiligt und
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stärkt uns (vgl. 1 Timotheus 4,4). Bei den Juden war das Tischgebet
üblich. Sollten wir weniger dankbar sein?
Jesus bricht das Brot. Das waren damals flache Kuchen oder Ringbrote.
Man brach sie zum Essen in handliche Stücke. Jesus gibt die Brotstücke
seinen Jüngern, damit sie sie austeilen. Er bezieht die Jünger mit ein. Er
gibt ihnen Verantwortung. Ihre Aufgabe ist es, weiterzugeben, was Jesus
ihnen gab. Mehr können und müssen sie nicht geben. Die Jünger helfen
Jesus, wie die Richter und Aeltesten Mose zur Seite standen. Es gibt
Parallelen zwischen Mose beim Exodus und Jesus. Jesus erweist sich als
der zweite Mose (5 Mose 18,15), der die Menschen beim zweiten Exodus
ins Reich Gottes führt.
Liebe Gemeinde
Jesus gibt weit mehr, als uns ein anderer geben kann. Jesus preist den
Vater über dem, was er schon geschenkt hat, und so geschieht die
Brotvermehrung. Der Vater macht aus sieben Broten und ein paar Fischen
die Fülle. Sie assen aber und wurden satt und sammelten die übrigen
Brocken auf, sieben Körbe voll (Vers 8). Sie haben also noch etwas übrig.
Das Uebrige soll nicht verderben, darum sammelt man die Brocken auf.
Sieben Körbe voll bleibt übrig. Die Leute hatten runde, geflochtene
Henkelkörbe dabei. Sie waren ja nicht spontan in die öde Gegend
aufgebrochen, sondern hatten ihren Ausflug geplant und nahmen reichlich
Proviant mit. Uebrigens sind solche Henkelkörbe auf den byzantinischen
Mosaiken abgebildet, die man in Gergesa ausgegraben hat.
Es waren etwa viertausend Menschen am Mahl beteiligt. Das ist eine
reale, keine symbolische Zahl. Sie kann unmöglich erfunden sein. Jetzt ist
das Ziel erreicht: Alle sind satt. Jesus hat die Not der 4'000 gesehen. Er
hatte Erbarmen mit ihnen. Und er konnte ihnen helfen. Er machte alle satt.
Jetzt müssen sie nicht mehr verschmachten, wenn er sie entlässt. Und er
liess sie gehen (Vers 9).
Liebe Gemeinde
Jesus hat Erbarmen mit uns. Er sieht unsere Not. Er kümmert sich um
uns. Er ist der gute Hirte, der für seine Schafe sorgt. Er weiss, wie er uns
helfen kann. Jesus bezieht die Jünger mit ein. Gott will auch uns heute
Verantwortung übertragen. Die Jünger reagieren nüchtern. Das ist gut.
Schwärmer kann Gott nicht gebrauchen. Auch heute ist Nüchternheit
gefragt, wenn christliche Hilfe wirklich helfen soll.
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Jesus vollbringt ein Speisungswunder. Niemand kann solche Wunder tun
wie Jesus. Er macht alle satt. Jesus stillt auch unseren Mangel. Auch
unseren geistlichen Hunger. Er macht unsere Seele satt. Ja, er gibt mehr
als genug. Was für eine Fülle an Brot ist bei Jesus vorhanden! Jesus gibt
nicht nur Brot in Fülle, sondern auch die Fülle des Heils. Jesus gibt weit
mehr, als uns ein anderer geben kann. Jesus lädt uns zu seinem Mahl ein.
Sind wir bereit, in den Neuen Bund zu kommen? Im Reich Gottes liegt die
Fülle des Heils für uns bereit. Da werden wir nie mehr hungern. Jesus
macht alle satt.
Amen
23-8-2015, Madeleine Koch-Stoll, Pfrn., Adelboden
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