Jesus heilt einen Aussätzigen

Pfimi Thun
Sonntag, 14.06.2015CI
Jesus heilt einen Aussätzigen (Mk 1,40-45)
Einleitung
Die gegenwärtige Predigtreihe aus dem Markusevangelium will uns eine Hilfe sein, immer wieder
auf Jesus zu schauen und ihn besser kennen und lieben zu lernen. Es ist uns zwar kaum bewusst,
aber in der Regel sind es die Augen, welche die Richtung angeben, in die wir uns bewegen. Unsere
Augen erfassen ein Objekt/Ziel und dann richtet sich der ganze Körper danach aus. Jeder Handlung gehen „offene Augen“ voraus! Aufmerksame Augen bewahren auch vor Stürzen und Unfällen.
Worauf die Augen unseres Herzens gerichtet sind, ist noch wichtiger. Unsere geistliche Blickrichtung bestimmt unser Glaubensleben! Im Aufsehen auf Jesus liegt das Geheimnis eines siegreichen Lebens. Darum betet Paulus für die Epheser um „erleuchtete“ Augen: „Und er gebe euch
erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid,
wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist und wie überschwänglich gross seine
Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde, mit der er in
Christus gewirkt hat“ (Eph 1,18-20a). In der folgenden Predigt wollen wir die Augen unseres
Herzens bewusst auf Jesus richten und nicht einfach biblische Tatsachen zur Kenntnis nehmen.
1. Der Leprakranke
Ein Aussätziger kommt zu Jesus, einer, der nie zu ihm hätte kommen dürfen! Für
Aussätzige/Leprakranke war es von Gesetzes wegen verboten, sich in Gemeinschaft von
Menschen aufzuhalten. Lepra war eine hoch ansteckende Krankheit. Heute könnte man sie mit
Ebola oder der Vogelgrippe vergleichen. Zum Schutz der Gesellschaft war es den Leprakranken
verboten, sich unter Gesunden aufzuhalten. Sie wurden in einsamen Gegenden isoliert! Kamen
trotzdem Menschen in ihre Nähe, mussten sie schreien: „Leprakrank, Leprakrank“, so dass die
Menschen aus ihrer Nähe flohen. Ein solcher Mensch kam zu Jesus - trotz aller Verbote!
Wahrscheinlich wichen die übrigen Menschen erschrocken zurück, als sie ihn sahen, und das war
seine Chance! In kürzester Zeit war er alleine bei Jesus. Plötzlich galt ihm, dem Unreinen, dem
Todgeweihten, dem Isolierten die volle Aufmerksamkeit des Gottessohnes. Und dieser Jesus – er
wich nicht zurück, erschrak nicht! Er hatte keine Angst vor ihm. Er verjagte ihn auch nicht! Der
Kranke warf sich Jesu zu Füssen. Dann sprach er: „Wenn du willst, kannst du mich heilen!“ Auf
Grund dieser Aussage können wir mit Bestimmtheit sagen, dass dieser Mann schon von Jesus
gehört hatte, sonst hätte er ihn nicht so angesprochen. Es freut Jesus, wenn Menschen ihn
persönlich kennen lernen wollen, nachdem ihnen von ihm erzählt wurde!
Von Jesus lernen (1)
Jesus ist in Rufweite. Er lässt sich erbitten! Er hört unser Schreien! Bei Not schaut er nicht weg, im
Gegenteil, Jesus schaut hin! Er sieht die Not! Er sagt uns: Rufe mich an in der Not, so will ich dich
erretten! Oder: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid! Oder: Lasset die Kinder
zu mir kommen! Jesus ziert sich nicht. Er lässt sich berühren – und er berührt das Unberührbare,
dass es heil wird. Er fürchtet sich auch nicht vor ansteckenden Krankheiten oder gewalttätigen
Menschen. Auch solche, die zuerst über ihn gespottet haben, dürfen kommen. Er trägt nichts nach,
und macht keine Vorwürfe. Er hat keine vorgefasste Meinung! Ihm ist alle Macht gegeben! Er ist
für die Menschen da, die ihn brauchen: Für Bedürftige, Geplagte, Gehetzte, Kranke Verkrüppelte,
Einsame, Ausgegrenzte, Verlorene etc. Den Unabhängigen, Eigenwilligen und Besserwissenden
hat er nichts zu geben (Lk 5,31). Wer sich über ihn erhebt, empfängt nichts. Aber wer zu ihm kommt
und bittet, der empfängt, wer ihn sucht, der findet ihn und wer anklopft, dem tut Jesus auf (Mt 7,7)!
Das erfuhr der Leprakranke – und das haben viele hier im Gottesdienst erfahren.
Vom Leprakranken lernen
Jesus vom Hörensagen kennen reicht nicht. Wir müssen uns aufmachen, zu ihm gehen, um ihn
wirklich kennen zu lernen! Der Leprakranke schert sich keinen Deut um die öffentliche Meinung!
Er legt mögliche Vorurteile gegenüber Jesus ab. Bis heute konnte ihm niemand helfen und der
Weg zu dem, der helfen konnte, war ihm verwehrt. Aber er liess sich nicht beirren und durchbrach
sämtliche Barrieren, welche ihn hinderten, zu Jesus zu kommen. Jesus spricht einmal davon, dass
man dem Himmelreich Gewalt antun muss. Man muss es wollen, an sich reissen (Mt 11,12).
2. Die Reaktion von Jesus
Als Jesus den Mann sah, wurde er von Mitleid ergriffen. Luther übersetzt, dass es Jesus jammerte!
Er sah sein vernarbtes Gesicht, seine verstümmelten Hände und Füsse. Es war ein Bild des
Grauens und Entsetzens! Aber die furchterregende Erscheinung stiess Jesus nicht ab. Es steht
zwar nicht geschrieben, aber wir wissen es aus der Bibel, Jesus liebte diesen Mann – wie er alle
Menschen liebt (Joh 3,16). Kurz vorher hatte Jesus gesagt: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil
er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen
den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn“ (Lk
4,18+19). Genau für solche Leute wie dieser Leprakranke war Jesus auf die Erde gekommen!
Ein anderer Biograph von Jesus, Johannes, schreibt über Jesus: „Das Wort wurde Fleisch!“ Jesus
ist nicht der Mann der vielen oder der leeren Worte. Bei ihm stimmen Wort und Tat überein! Jesus
heuchelt uns nichts vor. Was er zusagt, das hält er. Jesus wusste um alle Versuche dieses Mannes,
die Krankheit loszuwerden. Er wusste um alle Verachtung und Ausgrenzung, die ihm widerfahren
war. Er kannte die ganze Hilflosigkeit der damaligen Medizin. Er sah, wie der Aussatz diesen Mann
buchstäblich auffrass. Aber genau für solche Menschen war er ja gekommen, für Bedürftige,
Hilflose, Kranke, Geschundene und Ausgegrenzte. Darum sagt Jesus: Kommet her zu mir alle, die
ihr mühselig und beladen seid (Mt 11,28).
„Jesus hatte Mitleid mit dem Mann. Deshalb streckte er die Hand aus, berührte ihn und sagte: "Ich
will es tun! Sei gesund!" Im selben Augenblick war der Aussatz verschwunden und der Mann
geheilt“ (Mi 1,41+42).
Jesus streckte seine Hand aus und berührte den Mann! Er sprach ihn an: Ich will es tun! Augenblicklich erfuhr der Körper des Mannes eine Wiederherstellung! Wir können uns die Szene kaum
vorstellen. Wo erst noch Fäulnis war, war plötzlich gesunde und reine Haut! Verstümmelte Hände
konnten wieder greifen, waren gesund. Stummelfüsse bekamen neue Knochen, neue Sehnen,
Bänder und Muskeln! Der Mann konnte wieder laufen, springen, hüpfen! Das Wunder der körperlichen Wiederherstellung wurde für alle Menschen sichtbar!
Von Jesus lernen (2)
Menschliche Not lässt Jesus nicht unberührt! Unsere Krankheiten und Gebrechen sind Jesus nicht
gleichgültig. Er leidet mit uns. Am Kreuz trug er auch unsere Krankheiten (Jes 53,4; 1 P 2,24).
Jesus darf angesprochen werden, auch wenn wir uns als „unwürdig“ erachten!
3. Eine unerwartete Wende
Es geht Jesus immer um mehr als „nur“ um körperliche Heilung! In erster Linie will er den inneren
Menschen wiederherstellen. Der Leprakranke war nicht nur an Aussatz erkrankt, er war auch ein
sündiger Mensch. Auch seine Seele war krank, hat eine Art Aussatz. Jesus wollte, dass auch sein
innerer Mensch heil wurde. Kaum vom Aussatz geheilt, richtete Jesus ernste Worte an den
Genesenen. Wenn er sich an diese Worte halten würde, würde nicht nur sein Körper, sondern auch
sein innerer Mensch heil werden. Über unseren inneren Menschen sollen wir noch viel
aufmerksamer wachen, als über unseren Körper (Lk 12,13-21). „Und Jesus drohte ihm und trieb
ihn alsbald von sich und sprach zu ihm: Sieh zu, dass du niemandem etwas sagst; sondern geh
hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum
Zeugnis“ (Mk 1,43+44).
Da könnte man fast erschrecken. Dass Jesus so harsch sein kann, verblüfft, aber er tut es mit
einem Ziel! Er will die umfassende Genesung des Mannes. Menschen mit einem schweren
Schicksal stehen in Gefahr bitter zu werden. Sie bekommen viele gute Ratschläge, die sie zynisch
und hart machen können. Sie haben die Gutmenschen satt und beginnen, sie zu verachten. Nicht
selten machen sie auch Gott Vorwürfe und klagen ihn der Ungerechtigkeit an. Markus berichtet
zwar nichts über das frühere Leben des Leprakranken. Aber Jesu Worte an diesen Mann lassen
gewisse Folgerungen zu: War er ein Schwätzer? War er ein Mann, der es nicht so genau nahm mit
Gott und seinem Wort? War er ein Aufschneider? Jedenfalls verbot ihm Jesus, von seiner Heilung
zu erzählen. Er sollte handeln, wie es im Gesetz des Moses zu lesen war! Er sollte tun, was Gottes
Wort sagt! Es heisst sogar, wörtlich, dass Jesus ihm drohte, es also ganz ernst meinte! Der
Genesene sollte jetzt „den zweiten Schritt“ tun, nämlich in Zukunft auf Gott hören und tun, was er
in seinem Wort sagt (3 Mo 14,1-32; Joh 8, 10-11). Er sollte seine Heilung vorerst für sich behalten.
Sie würde noch schnell genug bekannt werden. Dafür sollte er direkt zu den Priestern gehen, den
Gesundheitsbehörden jener Zeit. Sie sollen die Heilung beglaubigen! Wenn Jesus körperliche
Heilung schenkt, kann diese von Fachleuten nachgewiesen werden! Der Genesene sollte handeln,
wie es im Alten Testament verlangt wurde und auch das entsprechende Opfer bringen!
Die traurige Reaktion des Geheilten (man kann nach einer starken Gotteserfahrung falsch
reagieren)
Leider gehorcht der Mann Jesus nicht. Er nahm seine Heilung an, aber er hörte nicht auf Ihn. Er
machte die Heilung zur Sensation! Der genesene Aussätzige wurde zum Tagesgespräch, zum
Mittelpunkt. In der Freude über die Heilung schlug er Jesu Worte aus. Aber gerade die Anweisung
Jesu hätte zu einer umfassenden Zurechtbringung geführt, hätte ihn mit Gott versöhnt!
Schlussfolgerung
Jesus will nicht, dass sein Handeln zur Sensation verkommt. Jesus macht keine Show! Jesus
verliess den Himmel nicht, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zu ziehen, sondern um
die Menschen mit Gott zu versöhnen! Er kam, um den Preis für die Sünde der Menschen zu bezahlen. Er kam, um sein Leben am Kreuz von Golgatha abzulegen. Wer Jesus vertraut und tut,
was er sagt, wird am inneren Menschen gesund!
Es soll einmal mehr erwähnt werden, dass Heilungswunder nur Zeichen sind. Es geht Jesus um
den inneren, den unsterblichen Menschen. Wunder bezeugen, dass das Königreich Gottes angebrochen ist. Sie bestätigen das Wort von Jesus. Aber Jesus kam, um den inneren Menschen
wiederherzustellen, Sünde zu vergeben, die Herzen der Menschen rein zu machen. Nur wer am
inneren Menschen heil ist, ist wirklich gesund – und zwar sogar dann, wenn sein Körper krank ist
oder bleibt. Wir sind Jesus dankbar für seine Guttaten, für seine Hilfe und Heilung. Aber Jesus will
mehr als Nothelfer sein. Er möchte unser Herz heilen. Liebe zu Jesus erzeigt sich im Gehorsam
seinem Wort gegenüber. Wer Jesus liebt, tut, was er sagt (Joh 14,15+21)!
Fragen, die in den Hauskreisen besprochen und beantwortet werden können
- Kenne ich den inneren Blick auf Jesus? Sind meine Augen auf ihn gerichtet – immer – oder
wenigstens immer wieder?
- Was ist mir wichtiger, die Segnungen Jesu – oder zu tun, was er mich heisst?
- Kenne ich den unbedingten Gehorsam Jesus gegenüber? Erzählt einander Beispiele!
- Was bedeutet es, auf Jesus zu schauen und nicht auf unsere Schwachheiten?
Anhang: Auf Jesus schauen
a. Wir bereiten Jesus Freude, wenn wir auf ihn schauen
In der Regel spüren wir, wenn wir beobachtet werden. Es erfreut und beflügelt uns, wenn uns
jemand zuschaut, der uns liebt. Auch Jesus freut sich, wenn wir auf ihn schauen! Im Hohelied lesen
wir: „Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, meine Braut; du hast mir das Herz geraubt
mit einem deiner Blicke“ (Hohelied 4,9).
b. Wer auf Jesus schaut, baut sich selber auf, wird gestärkt und ermutigt.
„Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles,
was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasst uns laufen mit Geduld in
dem Kampf, der uns bestimmt ist, und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des
Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering
achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Gedenkt an den, der so viel
Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit ihr nicht matt werdet und den Mut
nicht sinken lasst“ (Hebr 12,1-3).
c. Menschen um uns werden gesegnet, wenn wir auf Jesus schauen, weil unser Leben
eine „Ausstrahlung“ bekommt.
„Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht, die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden
verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“
(2. Korinther 3,18).