Schwere Lasten patent bewegt 90 Jahre Vollert – Schwere Lasten patent bewegt Inhalt 1. 2. 3. 4. 5. Nicht alles hängt am Seil Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik 6. 6 Ein Familienunternehmen in dritter Generation Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist 7. 14 Beton – es kommt darauf an, was man daraus macht Betonfertigteilwerke 22 Die kommen unter die Räder Betonschwellen 34 Rangieren, schieben, positionieren Rangieranlagen und Schiebebühnen 38 8. 9. 10. Bewegen und Verladen auf der Schiene Selbstfahrende Rangier-Robot 46 Mit schwersten Lasten hoch hinaus Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 54 Lack und Glanz in engster Toleranz Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen 64 Schwer, schwerer, Vollert Sonderanlagen 72 Wir sind 90 Jahre Vollert Erfahrung und Engagement verbinden 80 5 Vom Seil direkt auf die Schiene: Der „Fliegende Rollwagen“ von Vollert vereinfachte den Transport in Steinbrüchen erheblich. Schiene, Seil und Rad bilden auch heute noch die Grundlage für die vollautomatischen Anlagenlösungen von Vollert. 1. Nicht alles hängt am Seil Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik Bewegende Momente gehören bei Vollert praktisch zum Kerngeschäft: Seit 90 Jahren bewegt das Traditionsunternehmen schwere Lasten – mit patenten Lösungen, die Vollert weltweit zum Taktgeber, Schrittmacher und Vorreiter in zahlreichen Industriebereichen machen. Von den ersten Weinbergseilbahnen über Lösungen für die Holz-, Keramik- und Automobilindustrie, Rangier- und Verladeanlagen für den Güterumschlag in Raffinerien, Intralogistiksystemen für die Metall- und Aluminiumbranche bis hin zu den modernsten Betonfertigteilwerken – zahllose Projekte beweisen die immer wiederkehrende Innovationskraft. Unter der BMW-Welt in München sorgt ein vollautomatisches Hochregallager von Vollert für den Nachschub an Neufahrzeugen, für den Gotthard-Tunnel werden Eisenbahnschwellen aus Beton auf Vollert-Anlagen gefertigt und in China bieten die größten Coil-Hochregallager der Welt Lagerkapazi- täten für 100.000 Tonnen Aluminium. Dabei wuchs das Familienunternehmen stetig und wurde von einer kleinen Schlosserwerkstatt zum internationalen Generalunternehmer mit Niederlassungen in Asien, Russland und Südamerika. Trotz der teils gigantischen Dimensionen der Anlagen steckt das Geheimnis des Erfolgs oft in kleinen Details. Patentierte Lösungen verringern den Zementbedarf in Betonfertigteilwerken oder steigern das Tempo und die Qualität in der Metallindustrie. Selbst entwickelte Innovationen erhöhen die Sicherheit und Haltbarkeit der Anlagentechnik beim Transport schwerer Lasten. Der Antrieb für immer neue, noch effizientere Lösungen sind dabei stets die Herausforderungen der Kunden. Sie beflügeln die Ingenieure und spornen sie zu immer neuen Ideen an. Seit 1925. In den 1950er-Jahren übertrug Vollert das Prinzip der Seilbahnen auf bodengeführte Seilzuganlagen und revolutionierte damit unter anderem die Holz- und Keramikindustrie. Später führte Vollert diese Technologie als erster Anbieter in der Betonfertigteilindustrie ein. Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik 7 WEINBERGE UND SCHOTTERHALDEN Das handwerkliche Geschick von Hermann Vollert legte den Grundstein für das Familienunternehmen. Sein Großvater war selbst Weingärtner, deshalb begann Hermann Vollert, in seiner 1925 gegründeten Schlosserei Geräte, Pumpen und Seilbahnen für die Bewirtschaftung der steilen Hänge zu entwickeln. Die Winzer transportierten damit Material hinauf und Trauben hinunter – eine erhebliche Arbeitserleichterung. Auch ließen sich die Seilbahnen innerhalb weniger Stunden flexibel an unterschiedlichen Stellen aufbauen. Rasch entwickelten sie sich zum internationalen Bestseller und Vollert lieferte Weinbergseilbahnen in die Anbaugebiete an Mosel und Rhein und in der ganzen Welt. Anfragen kamen aus der Schweiz, Österreich, Tschechien, Ungarn – und sogar aus Amerika. Hermann Vollert erkannte Einsatzmöglichkeiten für seine Seilbahnen in Sand- und Steinbrüchen und entwickelte das System weiter zur halbautomatischen Abraumseilbahn. Mit ihnen ließen sich ohne lange Transportwege oder aufwendige Brücken Kies, Sand und Schutt vom Steinbruch direkt zur Halde transportieren. Im nächsten Schritt wurde das Angebot um Brecher- und Sortieranlagen für Steinbrüche erweitert – und der Einstieg in eine neue Branche war geschafft. Hermann Vollert gründete 1925 eine Schlosserei und begann zunächst mit einfachen Schlosserarbeiten, Pumpenbau und Brunnenbohrungen für die Bewirtschaftung der umliegenden Weinberge. Seine Weinbergseilbahnen bedeuteten eine große Arbeitserleichterung für die Winzer und entwickelten sich deshalb rasch zum internationalen Bestseller. Damit war der Grundstein für den heutigen Automationsspezialisten gelegt. In den Anfangsjahren um 1930 entwickelte Vollert neben Seilbahnen auch einfache Lösungen wie Fußpumpen für die Weinbergbewirtschaftung. 8 DER NEUE WEG! (aus einem Werbeprospekt der 1940er-Jahre) „Die Abraumseilbahn ist die einfachste Brücke, sie ist in wenigen Stunden erstellt. Man hat dabei den Vorteil, vom Bruch weiter wegzukommen. Bei 200 bis 300 Meter Bahnlänge kann ohne weiteres ohne Unterstützung über den Bruch frei hinweggefahren werden. (…) Die Laufkatzen sind unfallsicher mit federnden Gegenrollen (D.R.G.M!) versehen, sodass ein Ausspringen selbst bei starken Schwankungen ausgeschlossen ist. Die ganze Art der Seilbahn ist auffallend einfach, weshalb auch die Bedienung der Bahn während der Arbeitszeit ohne besonderes Personal auf die einfachste Weise vonstattengehen kann. Reparaturen sind so gut wie ausgeschlossen. (…) Das Kippen auf der Schutthalde erfolgt mechanisch beim Überlauf des eingestellten Kippknopfes. (…) Die Rentabilität wird allgemein von den kleinen und größten Betrieben äußerst günstig beurteilt. Langjährige Erfahrungen im Bau von Drahtseilbahnen sind hier auf die einfachste Weise zusammengefasst.“ Hermann Vollert erkannte bald weitere Einsatzmöglichkeiten seiner Seilbahnen in Sand- und Steinbrüchen und entwickelte das System weiter zur Abraumseilbahn. Je nach Gefälle konnten sie mit oder ohne Antrieb ihre Arbeit verrichten. In den ersten 20 Jahren des Unternehmens wurden hunderte solcher Bahnen ins In- und Ausland geliefert. Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik 9 KÜBELWEISE KIES UND SAND Die Weinbergseilbahnen lieferten den ersten Baustein für den Einstieg in die Transporttechnik – die später folgenden Kübel- und Materialseilbahnen das Knowhow für den Umgang mit immer größeren Lasten. In Venezuela verband Vollert in den 60er-Jahren eine Insel durch eine Transportseilbahn mit dem Festland und konzipierte dazu die Seilbahn mit dem damals weltweit längsten Stützenabstand von 1 km. Für die Bundeswehr entwickelten die Spezialisten in einer Machbarkeitsstudie 1962 sogar eine tragbare Seilbahn. Das Haupteinsatzgebiet waren jedoch Gips-, Kalk- und Sandsteinbrüche. Wirtschaftliche Lösungen wie der „Fliegende Rollwagen“ beflügelten dabei den Erfolg der Anlagen in den 50er- und 60er-Jahren noch zusätzlich und verbanden unterschiedliche Transportsysteme nahtlos. Die letzte von Vollert installierte Materialseilbahn war zugleich eine der größten ihrer Art und kam beim Abbau von Kaolin in der bayerischen Oberpfalz zum Einsatz. Das „Gold von Hirschau“ ist ein begehrter Rohstoff zur Herstellung von hochwertigem Porzellan, als Füll- und Pigmentstoff in Farben und Lacken, in der Papier- und Keramikproduktion sowie bei der Glasfaserherstellung. Die von Vollert gebaute Kübelseilbahn hatte vier Tragseile, fasste bei einer Fahrgeschwindigkeit von 3 m/s eine Nutzlast von 20 Tonnen und war von 1964 bis ins Jahr 2007 in Betrieb. Im Laufe der Zeit ersetzten Transportbänder und Lastwagen die Materialseilbahnen. Deshalb wurde der Bereich Ende der 60er-Jahre aufgegeben – zumal die Ingenieure längst neue Anwendungsfelder für ihre Anlagen gefunden hatten. 10 Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik Mit der Abraumseilbahn ließ sich ohne lange Transportwege oder aufwendige Brücken Kies, Sand und Schutt vom Steinbruch direkt zur Halde transportieren. Bedienung und Wartung waren dabei bewusst leicht verständlich konzipiert; ihre Ausfallsicherheit trug erheblich zur Wirtschaftlichkeit der Seilbahn bei. 20 Tonnen Nutzlast fasste die letzte, 1964 installierte VollertMaterialseilbahn. Die Gebrüder Dorfner GmbH & Co. Kaolin- und Kristallquarzsand-Werke KG setzte sie im bayerischen Hirschau 43 Jahre lang bis ins Jahr 2007 zum Kaolin-Abbau ein. LANGE LEBENSDAUER 50 Jahre alt ist die Kübelbahn der Rohrwerke Gaier bei Augsburg. Bereits 1963 installierte Vollert die Laufbahn zur Versorgung von zwei Produktionshallen. Seitdem ist sie unablässig im Einsatz. Und das ist kein Einzelfall: Das Service-Team von Vollert wartet und repariert regelmäßig Vollert-Anlagen, die seit den 60er- und 70er-Jahren täglich in Betrieb sind. Die Mitarbeiter übernehmen Umbauten und Reparaturen und führen Inspektionen und gesetzliche Prüfungen durch. Vollert verfügt über ein einzigartiges, sorgfältig gepflegtes Archiv und kann auf Projektunterlagen zurückgreifen, die weit über 40 Jahre alt sind. Original-Ersatzteile fördern die lange Lebensdauer, und selbst komplizierte Steuerungsumbauten oder Modernisierungen sind so zu lösen. 2014 erneuerten die Service-Mitarbeiter von Vollert im Rohrbetonwerk Gaier rund 400 m Seil sowie Trag- und Seilrollen – jetzt kann die jung gebliebene Anlage wieder viele weitere Jahre produktiv arbeiten. Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik 11 VON DER SEILBAHN ZUM UMLAUF Feinstes Porzellan und tonnenschwere Ziegelsteine: Zwischen 1960 und 1980 entwickelte Vollert Umlaufanlagen für Ziegeleien und Hersteller von Feinkeramik, u.a. für Meissner Porzellan und Villeroy & Boch. In Zusammenarbeit mit dem Tunnelofenhersteller Keller lieferte Vollert rund 200 vollautomatische Transportsysteme für Ziegeleien und die grobkeramische Industrie von Finnland bis Italien. Die Öfen sind rund um die Uhr in Betrieb, deshalb ist eine hohe Zuverlässigkeit sehr wichtig. Die Ibstock-Gruppe am englischen Standort Aldrige hat ihre Anlage 2005 erneuert – nach 40 Jahren unter Volllast. 12 Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik Schiene, Seil und Rad – das sind die Lebenslinien von Vollert und die Bausteine für den Reichtum an Ideen auf der Suche nach der besten Lösung zum Bewegen, Transportieren und Lagern schwerer Güter. Zunächst spielte das Seil eine tragende Rolle, denn die Seilbahnen legten den Grundstein für den heutigen Automationsspezialisten. Mit Gespür und technischem Knowhow blickten die Ingenieure stets über den Tellerrand und trieben die Automation in immer neuen Branchen voran. In den 1950er-Jahren übertrugen sie das Prinzip der Seilbahnen auf bodengeführte Seilzuganlagen und revolutionierten damit zunächst die Holz- und Keramikindustrie. Der Sprung auf die Schiene gelang: Sägewerke, Ziegeleien und Porzellanhersteller wie Villeroy & Boch stellten auf die Umlaufproduktion um. 1973 führte Vollert diese Technologie als erster Anbieter in der Betonfertigteilindustrie ein. Die Technik bildete auch die Grundlage für die Rangier- und Verladeanlagen, die heute weltweit in zahlreichen Raffinerien, in Häfen und Umschlagbahnhöfen zum Einsatz kommen. Inzwischen ist Vollert der Spezialist weltweit, wenn es um intelligente Materialfluss- und Lagersysteme in der Metall- und Aluminiumindustrie oder für GroßteilLackieranlagen geht. Aber auch für die Betonfertigteilindustrie gehört Vollert mit über 350 realisierten Betonfertigteilwerken zu den weltweit gefragten Technologie- und Innovationsführern. Die zahlreichen Kunden kommen aus mehr als 80 Ländern, darunter bekannte Konzerne wie Aleris, APT, BASF, Daimler, Esso, Hydro, Kemmler, Laing O´Rourke, Liebherr, SSAB, STRABAG und Terex. In den 80er-Jahren entwickelte sich Vollert zum Komplettanbieter von Intralogistiklösungen. 1973 erfolgte der Einstieg in die Betonfertigteilwerke, 1974 präsentierten die Spezialisten den ersten vollautomatischen Rangier-Robot. Die Kunden profitieren dabei heute wie damals von dem unterschiedlichen Technikwissen – wie hier zu sehen beim Porenbetonhersteller Hebel in Alzenau (1984). Ihr Seilbahn-Know-how übertrugen die Ingenieure auf Seilzuganlagen und Rangiersysteme und ab den 1980er-Jahren konsequent auf Automatikkrane, Manipulatoren und Regalbediengeräte u.a. für die Metall- und Automobilindustrie. Mit schweren Lasten war Vollert aus den bis dahin erfolgreich umgesetzten Projekten bereits bestens vertraut. Von der Weinbergseilbahn zur Intralogistik 13 2. Ein Familienunternehmen in dritter Generation Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist Familie und Unternehmen gehören bei Vollert eng zusammen. Nicht nur, dass inzwischen die dritte Familiengeneration die erfolgreiche Unternehmensentwicklung gestaltet – auch für viele Mitarbeiter wurde das Traditionsunternehmen zur Familie. Für den Erfolg der Kundenprojekte arbeiten rund 270 Mitarbeiter Hand in Hand, davon über 100 in Vertrieb, Projektmanagement und Entwicklung. Vollert ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen, von einer kleinen Schlosserei zum Generalunternehmer und Global Player mit Anlagen auf allen Kontinenten der Erde. Jede Zeit brachte ihre eigenen Herausforderungen, die – stets aufs Neue mit Innovationsgeist, Umsicht und Mut angegangen – den Stand der Technik entscheidend voranbrachten. Bis heute gehört Vollert zu den Pionieren, die den technischen Fortschritt im besten Sinne befeuern und prägen. Kunden, Partner und Freunde des Unternehmens profitieren von einer beständigen Wertetradition, die langjährige Erfahrung im Bereich der technischen Lösungen und im internationalen Projektmanagement mit einer hohen Güte der Produkte verknüpft. Höchste Ansprüche an die Qualität der eigenen Leistung sichern die Zufriedenheit der Kunden und damit die Zukunft des Unternehmens seit 90 Jahren. Am Unternehmenssitz im süddeutschen Weinsberg, nahe Stuttgart, vereint Vollert alle Planungs- und Produktionsschritte für das Anlagengeschäft. Acht Hallen und Bürogebäude bieten Platz für Konstruktion, Produktion, Automation und Elektroinstallation, Projektmanagement und Service sowie die gesamte Verwaltung. Für die künftigen Herausforderungen investiert Vollert im Jubiläumsjahr mehr als vier Millionen Euro in zwei neue Bearbeitungszentren, eine erweiterte Außenlagerfläche sowie neue Büroflächen und großzügige Besucherbereiche. Denn trotz eigener Niederlassungen in Russland, Südamerika, Indien und China setzt Vollert auf die Entwicklung und Fertigung der hochwertigen Anlagen in Deutschland. Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist 15 16 Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist DIE ZUKUNFT „MADE IN GERMANY“ Hans-Jörg Vollert, der Enkel des Firmengründers, übernahm 1999 die Unternehmensleitung. Zuvor sammelte der studierte Maschinenbau-Ingenieur Konzernerfahrung bei Daimler-Benz. Die traditionellen Werte eines mittelständischen Familienunternehmens mit den Anforderungen einer globalisierten Wirtschaft erfolgreich zu vereinen, ist die Herausforderung, die es immer wieder neu zu meistern gilt. Worin liegt die besondere Stärke von Vollert für die Kunden weltweit? Die besondere Stärke unseres Unternehmens ist unsere Flexibilität. Der Kunde bestimmt, was wir tun. Gleichzeitig unterstützen wir unsere Kunden mit innovativen Ideen und Lösungen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben, so außergewöhnlich sie auch sein mögen. Dabei greifen wir auf umfassendes und branchenübergreifendes Know-how zurück. Hier kommt uns unser breit aufgestelltes Produktspektrum in den vielfältigen Kernbereichen und den Branchen unserer Kunden zugute. Das Unternehmen Vollert hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gewandelt. Welche Herausforderungen stellen sich in Zukunft? Die größte Herausforderung bleibt die Internationalisierung, auch wenn sie für uns bekanntes Terrain ist. Schon seit den 1930er-Jahren liefert Vollert Anlagen erfolgreich in die ganze Welt. Heute beträgt unser Export-Anteil 85 Prozent, fast alles davon außerhalb Europas. Ein Fokus liegt auf den asiatischen Märkten. China, Indien und die ASEAN-Staaten, aber auch Lateinamerika sind wichtige Regionen für unsere weitere Entwicklung. Was bedeutet die weitere Internationalisierung für den Standort Deutschland? Der Standort Deutschland wird durch den Ausbau der internationalen Tätigkeiten weiter gestärkt. ‚Made in Germany‘ ist für uns und viele unserer Kunden nach wie vor ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Die Produktion in Deutschland ist mit entscheidend für die Flexibilität und Schnelligkeit von Vollert. Außerdem finden wir hier die am besten ausgebildeten Fachkräfte – auch das macht ‚made in Germany‘ so einzigartig. Eine wachsende Internationalisierung bedeutet für uns aber auch, dass wir uns strukturell noch stärker auf die unterschiedlichen Kulturen unserer Märkte einstellen müssen. Eine zweite Fremdsprache neben Englisch zu beherrschen, wird noch wichtiger werden. Es werden auch indirekte Bereiche wie Einkauf und Verwaltung zunehmend wichtige Aufgaben für unsere weltweiten Tätigkeiten übernehmen. Diese Aufgaben erfordern von unseren Mitarbeitern Flexibilität und die Bereitschaft, ins Ausland zu gehen und sich auf neue Kulturen einzulassen. Etwas, das seit jeher die Arbeit bei Vollert und damit unsere Unternehmenskultur bereichert. Zukünftig wird eine lokale Produktion in einigen Kernmärkten die Produktion in Deutschland ergänzen müssen, um die länderspezifischen Erfordernisse und Änderungen stärker abdecken zu können. Es ist für mich faszinierend, wie ein doch relativ kleines Unternehmen wie wir in der Welt Fuss gefasst hat. Welche Innovationen plant Vollert in den einzelnen Geschäftsbereichen? Wir verfolgen für jede Sparte eine eigene Strategie. Bei den Rangiersystemen gibt es weiterhin Entwicklungspotenzial, beispielweise im Bereich von Fahrzeugen, die nicht nur auf der Schiene fahren können. In Betonfertigteilwerken wollen wir durch die weitere Integration stationärer Herstellverfahren den Kundenvorteil noch stärker ausbauen. Erfolgreich haben wir die ersten Anlagen zum automatisierten Schneiden und Verlegen von Isolierwerkstoffen konzipiert und entwickelt und wir haben schon die nächsten Neuentwicklungen fest im Blick – weitere Bausteine auf dem Weg zur Rundum-sorglos-Lösung von Vollert. Mit unseren innovativen Materialfluss- und Lagersystemen für die Metall- und Aluminiumindustrie sind wir momentan sehr stark in China engagiert, ohne andere Märkte oder Branchen außer Acht zu lassen. Innovationspotenzial sehen wir hier unter anderem bei frei im Raum navigierenden fahrerlosen Transportsystemen für schwere Lasten, mit denen wir uns intensiv auseinandersetzen. Alle diese Aktivitäten haben wiederum Auswirkungen auf unser Service-Angebot. Viele Kunden sind erstaunt, was wir im Bereich der Kranwartung, beim Retrofit von Fremdanlagen oder bei Sicherheitsprüfungen und Zertifizierungen bieten. Wir sehen hier noch eine Menge Wachstumspotenzial. Das gilt für den deutschsprachigen Raum ebenso wie für ganz Europa, aber auch unsere Ländergesellschaften spielen hier eine Rolle. Spannende Aufgaben für die kommenden fünf bis zehn Jahre! Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist 17 Die erste und zweite Generation der Unternehmerfamilie: Hermann und Mina Vollert mit ihren Söhnen Herbert, Robert und Walter (v.l.n.r.). 1939 wurde der Betrieb zu einer rund 300 m2 großen Werkstatt erweitert. Ab den 50er-Jahren wuchs die Fertigung bis heute stetig auf rund 2,5 ha. UNTERNEHMERGEIST ALS FAMILIENTRADITION Der Unternehmensgründer Hermann Vollert (*16.9.1899, † 22.2.1947) war Schlosser, Tüftler und Konstrukteur und zugleich ein Mensch mit Visionen, der einen klaren Blick für neue Märkte hatte. Mit Mut und Tatkraft entwickelte er seine Schlosserei in den 30er-Jahren bis zum Ausbruch des 2. Weltkriegs zu einem Maschinenbaubetrieb. Während der Kriegsjahre wurden in Weinsberg zeitbedingt Drehteile für Flugzeuge und die V2-Rakete hergestellt. Danach nahm Hermann Vollert 18 Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist sein Geschäft mit den Seilbahnen zügig wieder auf – bis zu seinem tragischen Tod 1947 auf einer Autofahrt mit seinem damals 13 Jahre alten Sohn Robert. An einem Bahnübergang, dessen Schranken nicht geschlossen waren, wurde der Wagen von einem Zug erfasst. Robert Vollert überlebte, aber sein Vater verstarb im Alter von 48 Jahren. Mina Vollert gelang es jedoch, gemeinsam mit ihrem 20-jährigen Sohn Herbert den Betrieb mit rund zehn Mitarbeitern weiterzuführen. 1951 gründeten Herbert und Robert Vollert mit ihrer Mutter Mina (*5.5.1899, † 10.11.1972) die Hermann Vollert KG. Ihr Bruder Walter kehrte aus dem Krieg nicht zurück. Gemeinsam übernahmen die beiden Brüder die Leitung des Unternehmens und bauten es bis in die 90er-Jahre kontinuierlich aus. Dazu zählte auch die weitere Internationalisierung der Projekte. Ende der 70er-Jahre war die Mitarbeiterzahl bereits auf 180 gestiegen, der Exportanteil lag bei 60 Prozent. Herbert Vollert (*21.9.1927, †16.11.2009) führte 1947 nach dem frühen Tod seines Vaters zusammen mit seiner Mutter den Betrieb weiter. 1951, mit nur 18 Jahren, trat Robert Vollert (*5.6.1933, †18.8.1992) ebenfalls in das Unternehmen ein. Gemeinsam bauten die beiden Brüder es kontinuierlich aus und trieben die Internationalisierung voran. Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist 19 © Hydro DER MUT DER INGENIEURE Gerhard Geist, seit dem Jahr 2000 zweiter Geschäftsführer von Vollert, bildete die Brücke beim erfolgreichen Übergang von der zweiten auf die dritte Familiengeneration zum Jahrtausendwechsel. Seit 1979 im Betrieb, war der gelernte Werkzeugmacher und studierte Maschinenbau-Ingenieur von 1982 an Chefkonstrukteur des Unternehmens. Bis heute reizen ihn die täglichen technischen Herausforderungen der Projekte, in die er seine jahrzehntelange Erfahrung einbringt: „Als ich zu Vollert kam, war mir klar, dass das Unternehmen für Ingenieure ein guter Ort ist. Unsere Rolle ist ein bisschen wie bei Jules Verne: immer wieder 20 Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist Neues erfinden, ausprobieren und konstruieren. Das ist „Die Anzahl aller Projekte aus den vergangenen Jahrzehnten ist riesig. Rund 200 Regalbediengeräte und bis heute so geblieben.“ Gerhard Geist kennt noch die Zeit der Reißbretter in Hochregallager, 350 Betonfertigteilwerke, hunderte der Konstruktion – heute wird bei Vollert alles in 3D- Rangieranlagen, unzählige Sonderanlagen und nochCAD geplant. Am meisten schätzt er das kollegiale mals hunderte Seilbahnen. Und jeder Auftrag hat Miteinander: „Vollert ist nicht nur ein familiengeführ- etwas Besonderes, Einzigartiges. Dieses Buch zeigt nur tes Unternehmen, sondern die gesamte Belegschaft ist eine kleine Auswahl davon.“ das Familienunternehmen. Die Mitarbeiter von Vollert haben sich schon immer sehr für ‚ihr‘ Unternehmen eingesetzt – das ist etwas Besonderes.“ Er bewundert den Mut und das Engagement der Ingenieure, immer wieder aufs Neue Großprojekte zu bewältigen. Wesley Gomes begrüßt seit 2012 seine Kunden im brasilianischen Belo Horizonte. Vollert RU OOO, Moskau, Russland Vollert India Pvt. Ltd., Neu Delhi, Indien Vollert do Brasil Ltda., Belo Horizonte, Brasilien Vollert Commercial (Beijing) Ltd., Peking, China Nuspl Schalungsbau GmbH + Co. KG, Karlsruhe, Deutschland Projekte VOLLERT WELTWEIT Vollert ist schon von Anfang an international tätig – egal ob in Europa, Asien, Australien, Afrika oder Amerika. Mit dem Aufbau eigener Vertriebsstrukturen geht das Unternehmen seit dem Jahr 2000 dabei konsequent noch einen Schritt weiter. Vier eigene Tochterfirmen in Brasilien, China, Indien und Russland bilden feste Standbeine in den Regionen. Seit 2012 verstärken die Vollert Commercial (Beijing) Limited und Vollert do Brasil Ltda. die Vertriebsaktivitäten in China und Südamerika. Bereits ein Jahr zuvor wurde Vollert India Pvt. Ltd in der 12-Millionen-Metropole Delhi gegründet. 2013 stärkte Vollert die langjährige Präsenz auf dem russischen Markt ebenfalls durch die Gründung der jüngsten Niederlassung Vollert RU OOO in Moskau. Darüber hinaus verfügt Vollert über ein flächendeckendes Vertriebsnetzwerk auf der ganzen Welt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kundenbetreuung durch direkte Ansprechpartner vor Ort sowie der Vertrieb des gesamten Produktspektrums von Betonfertigteilwerken, Intralogistik- und Rangiersystemen bis hin zu Services. Mit Mut, Ausdauer und Innovationsgeist 21 3. Beton – es kommt darauf an, was man daraus macht Es kam schon einer kleinen Revolution gleich, was sich die Ingenieure von Vollert 1973 im Auftrag des Bauunternehmens Härer aus Schwäbisch Hall ausdachten. Statt sie auf Umlaufwagen zu verstauen, ließen sie die Paletten im Betonfertigteilwerk direkt umlaufen – eine platzsparende und bis dahin einzigartige Lösung, mit der sich auf lange Trockenstraßen und Pufferplätze verzichten ließ. Als damaliger Neuling im Betonfertigteilbereich, dafür mit jahrzehntelanger Erfahrung aus der Keramik- und Ziegelei-Industrie, ging Vollert das Problem pragmatisch an und stapelte die Paletten ganz einfach raumsparend aufeinander. Damit war das Prinzip des Palettenumlaufs geboren. Als Nächstes optimierten die Ingenieure die Lagerung beim Aushärten durch Hochregallager, um das First-in-First-out-Prinzip aufzubrechen. Anfangs wurden die Paletten nämlich noch von einem Stapelkran aufeinandergesetzt, was die Flexibilität der Produktionsabläufe und den Zugriff auf beliebige Paletten stark einschränkte. 1987 folgte die Entwicklung des ersten fahrbaren Regalbediengeräts in einer Anlage der Schwörer-Gruppe, und der moderne Umlauf in der Betonfertigteilproduktion war geschaffen. Mit 350 weltweit realisierten Betonfertigteilwerken gehört Vollert heute zu den international führenden Anbietern der Branche. Zahlreiche Weiterentwicklungen und Verbesserungen steigern kontinuierlich die Qualität und Produktivität der Produktion von Betonelementen, von der einfachen Elementdecke bis hin zu wärmeisolierten Doppelwänden und Sonderbauteilen wie Treppen, Stützen und Binder. © Pruksa Betonfertigteilwerke Zehn Villen pro Tag kann das größte Betonfertigteilwerk der Welt produzieren. Vollert war 2004 am Bau des Großprojekts in Bangkok, Thailand, beteiligt. Die Produktion sollte der wachsenden Nachfrage nach gehobenen Wohnungen begegnen und machte ihren Betreiber Preuksa Real Estate auf einen Schlag zum zweitgrößten Immobilienanbieter des Landes. Doch der Bedarf ist weiterhin riesig. 2014 erhielt Vollert den Auftrag der Siam Cement Group (SCG) zum Bau zweier identischer Zwillingswerke nahe Bangkok. Modernste Technik wie der Schalungsroboter SMART SET und parallel laufende Betonverteiler sorgen für eine hochautomatisierte Massivwandproduktion und einen Jahresausstoß von mehr als 2.000.000 m2. Im Betonfertigteilwerk von A2C in Frankreich sorgen voll automatisierte Abläufe und zahlreiche Detaillösungen für eine hohe Produktivität. In einer Mischproduktion fertigt das Werk seit 2012 jährlich bis zu 530.000 m2 Elementdecken bzw. 200.000 m2 Doppelwände sowie kernisolierte Elemente im Drei-Schicht-Betrieb. Betonfertigteilwerke 23 HIGHLIGHT Mit dem Schalungsroboter SMART SET2 präsentierte Vollert zur Messe bauma 2013 einen besonders schnell und gleichzeitig präzise arbeitenden multifunktionalen Schal- und Entschalungsroboter. Gleichzeitig verkürzt sich der Zeitaufwand deutlich beim nahtlosen CAD/ CAM-gesteuerten Setzen von bis zu 250 kg schweren Schalungen und beim Plotten von Konturen und Platzieren der Einbauteile. 24 Betonfertigteilwerke Schräg verzahnte Zahnstangenantriebe und Hypoidgetriebe für die Drehachse ermöglichen hohe Taktzeiten und Wiederholgenauigkeiten bei gleichzeitig minimaler Lärmemission. Am Ende magaziniert der SMART SET2 die Schalungen wieder automatisch. Dabei erkennt er die Art und Ausrichtung der Schalungsprofile und dreht sie entsprechend der Magazinanordnung. ROBUSTE ANLAGEN MIT BLICK FÜRS DETAIL Als Generalunternehmer bietet Vollert schlüsselfertige Anlagenkonzepte zur Produktion von Betonfertigteilen aus einer Hand. Vom Setzen der Schalung und der Betoneinbringung über die Betonverdichtung, Härtekammern, die Oberflächenbearbeitung, Wendegeräte und Kippstationen bis hin zu Schalungs- und Palettenreinigern. Die russische Unternehmensgruppe SU-155 steigerte mit einer Vollert-Anlage 2014 ihre Produktion für Massivund Sandwich-Elemente um das Achtfache. Die neue Fertigungslinie ermöglicht die Herstellung individueller Häuser, die hohe Fertigteilqualität ein schnelles und günstiges Bauen. Zahlreiche Detaillösungen steigern dabei die Produktivität. So setzt Vollert auf Rotationsdüsen beim Trennmittelauftrag, die je nach Temperatur und Viskosität den Trennmittelverbrauch anpassen und eine optimale Ausbringung gewährleisten. Der Schalungsroboter SMART SET2 setzt nicht nur millimetergenau Einbauteile, sondern auch neue Maßstäbe in der Umlaufproduktion. Betonfertigteilwerke 25 Seit Anfang der 70er-Jahre entwickelt Vollert alle Komponenten zur Betonfertigteilproduktion kontinuierlich weiter. So sorgen heute voll automatisierte Betonverteiler für eine homogene Ausbringung des Betons. Die präzise Dosierung erfolgt über Austragsschnecken, hydraulische Schieber oder Förderbänder. Leitrechner, Gewichts- und Wegmesssysteme gewährleisten eine exakte Austragsmenge. Mit Härtekammern verkürzte Vollert bereits vor 1980 die Trockenzeit von 24 auf 8 Stunden und ermöglichte damit den Drei-Schicht-Betrieb – heute arbeiten die Härtekammern auch mit Geothermie. Zudem trieb Vollert mit innovativer Lagertechnik die Automation im Betonfertigteilwerk voran. Seit 1987 lagern fahrbare Regalbediengeräte die Paletten, sodass der Zugriff auf jede Palette jederzeit möglich ist. In der Abhebe- und Verladetechnik steigern unter anderem sichere Kipptische für Betonelemente bis 50 Tonnen Gewicht, verschleißfreie induktive Ausfahrhubwagen und Verladetraversen für Innenladergestelle die Produktivität und die Produktqualität. 26 Betonfertigteilwerke ARABISCHER BAUBOOM WÄNDE, ROHRE, SONDERTEILE Das über Jahrzehnte erworbene Know-how von Vollert nutzen Betonfertigteilhersteller und Bauträger auch bei der Fertigungsplanung – vom 3D-Simulationsmodell bis zur Anlagenkonfiguration. Gerade Sonderteile verlangsamen oft den gesamten Produktionsablauf. Nägelebau in Österreich löste dies gemeinsam mit Vollert durch eine Umlaufanlage, die die Fertigung von Rammpfählen und konstruktiven Fertigteilen für den Stadionbau parallel ermöglicht – verteilt auf drei Ebenen. Die Mischproduktion von Decken, Wänden, Trägern, Treppen, Liftschächten sowie runden und nierenförmigen Stützen war auch 2006 die Anforderung beim größten Betonfertigteilwerk Europas, gebaut für Laing O’Rourke in England. Der Mittlere Osten war schon häufig das Ziel der Ingenieure von Vollert. 1979 führte sie ihr Weg nach Kuwait, denn dort entstand das bis dato größte Betonrohrwerk der Welt. Ein deutsches Konsortium lieferte die Anlagen, allerdings wurde das Werk später in den Golfkriegen zerstört. Den arabischen Bauboom der vergangenen Jahre unterstützte Vollert ebenfalls tatkräftig – für die ehrgeizigen Bauten am Arabischen Golf werden Betonfertigteile in großer Menge und kürzester Zeit benötigt. Unter anderem lieferte Vollert Anlagen für die Fertigteilproduktion in Katar, Ras Al Khaimah, Abu Dhabi und Saudi-Arabien. Darunter Werke zur Doppelwandproduktion mit Jahreskapazitäten von bis zu 750.000 m2 und zur Produktion von Elementdecken, Massiv- und Doppelwänden mit 1.000 m2 pro Arbeitsschicht. Betonfertigteilwerke 27 DETAIL Induktive Ausfahrhubwagen senken die Störanfälligkeit und die Betriebskosten in Betonfertigteilwerken – häufig auch im Rahmen von Retrofit-Projekten. Anstelle von Schleppleitungen oder Stromschienen wird die benötigte elektrische Energie dabei kontaktlos von einem fest verlegten Leiter auf einen oder mehrere mobile Verbraucher übertragen. Die elektromagnetische Kopplung erfolgt über einen Luftspalt und ist wartungs- und verschleißfrei. Rector Lesage nutzt diese wegweisende Lösung seit 2011 unter anderem in seinem elsässischen Werk in Weyersheim für den Transport von Elementdecken mit Lasten bis 24 Tonnen. Vollert setzt die Technik auch in Aluminiumwalzwerken und in der Automobilindustrie ein. 28 Betonfertigteilwerke QUERHUBWAGEN – EINE SPEZIALITÄT VON VOLLERT Für den Palettentransport in Umlaufanlagen nutzt Vollert bereits seit Anfang der 80er-Jahre Querhubwagen. Im Vergleich zu Rollenbahnen, Kettenförderern oder Eckumsetzern sind sie platzsparend, weniger aufwendig und die Palette wird erschütterungsfrei umgesetzt. Das Konzept hat sich deshalb, seit dem ersten Einsatz in Umlaufanlagen für die Baustoffgruppe Kemmler, heute allgemein durchgesetzt. Vollert entwickelte die Steuerungs- und Antriebstechnik aber stetig weiter. Bei Fertigbau Wochner heben hydraulische Scherenhubwagen-Paare seit 2011 Schalungspaletten mit Sonderteilen zur Nachbearbeitung auf einen Sonderarbeitsplatz in 2,80 m Höhe – stets synchron und sicher geregelt. Zeitaufwendige Produkte werden dadurch aus dem kontinuierlichen Umlauf ausgeschleust. Ein Reibradfördersystem sorgt für den Transport der Paletten in Längsrichtung. Auch die Härtekammer und Verdichtungsstation lieferte Vollert, außerdem eine Kippstation zum Abheben der fertigen Betonelemente – ausgelegt auf eine Gesamtnutzlast bis 50 Tonnen. DETAIL DIE MUTTER ALLER SCHÜTTELSTATIONEN Vollert ist von jeher Pionier bei der Weiterentwicklung der Betonverdichtung. Für qualitativ hochwertige, porenfreie Oberflächen und Kanten müssen Kiesnester und Luftblasen verhindert werden. Die bis Anfang der 90er-Jahre üblichen Hochfrequenzrüttler und Schütteltische mit Hydraulikzylinder lieferten hier nicht die optimalen Ergebnisse. Zudem waren die Verdichtungsstationen mit bis zu 115 dBA extrem laut. Die Ingenieure von Vollert machten sich deshalb an die Entwicklung einer besseren Schüttelstation, die Geräusche unter 75 dBA verursacht. Sie verwendeten dazu senkrecht eingebaute Servomotoren, synchronisierten deren Unwuchten und versahen den Schütteltisch mit einer patentierten, verschleißfreien Pendelaufhängung. 1993 wurde die erste niederfrequente Schüttelstation im Fertigteilwerk Danzer eingesetzt. Dies war die „Mutter“ aller modernen Schüttelstationen, auf deren Prinzip bis heute alle technischen Weiterentwicklungen beruhen. Die patentierte und verschleißfreie Pendelaufhängung der Schütteltische von Vollert ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und Entwicklung. Sie ersetzt die verschleißintensiven Gummipuffer und Schwingmetalle konventioneller Schüttelstationen und macht sie besonders langlebig. Gleichzeitig senkt die Pendelaufhängung die Produktionskosten: Durch die patentierte Aufhängung bringen die Anlagen mehr Verdichtungsenergie in den Beton ein; im Fertigteilwerk kann deshalb steiferer Beton verarbeitet und der Zementanteil im Vergleich zu anderen Schüttelstationen um rund 10 Prozent verringert werden. Betonfertigteilwerke 29 Ein Saug-Wenderahmen mit 178 einzeln gesteuerten VakuumSchalen erlaubt bei der KerkstoelGruppe in Belgien das gleichzeitige Wenden unterschiedlich großer Elemente. Das erste zentriert drehende Wendegerät entwickelte Vollert 1984 – bis heute hat sich das Prinzip auch bei Lasten bis 30 Tonnen bewährt. WIE MAN’S DREHT UND WENDET Heben, drehen, fahren, senken – ganz so einfach wie es klingt, war die Entwicklung des ersten Wendegeräts nicht. Aber eine Lösung musste her, denn zur Herstellung von Doppelwänden standen zunächst nur 180°-Kipptische zur Verfügung, was die Produktion auf eine Wandstärke beschränkte. Die Albert Regenold GmbH aus dem Schwarzwald wagte mit Vollert 1984 30 Betonfertigteilwerke eine Neuheit: Ein Wendegerät, das die Palette anhebt, zentriert dreht und exakt auf die zweite, frisch betonierte Schale absenkt. Das Prinzip ist bis heute gleich geblieben. Eine weitere Möglichkeit bieten Vakuum-Saug-Wenderahmen. Hier werden die Betonschalen ohne Palette angesaugt und gedreht. 1990 setzte Vollert dies erstmals bei der belgischen Kerkstoel-Gruppe um – 2014 erfolgte das Retrofit der 24 Jahre alten Anlage. Schneiden und Bohren mit frei wählbaren Winkeln: Mit der ISOMATIC 2.0 lassen sich Dämmstoffe automatisch vorbereiten und damit kernisolierte Betonfertigteile wirtschaftlich herstellen. HIGHLIGHT Die ISO-MATIC 2.0 von Vollert ermöglicht die schnelle Vorbereitung von Dämmmaterial und damit die wirtschaftliche Produktion kernisolierter Betonfertigteile – hochpräzise und voll automatisiert. Auch in straff organisierten Abläufen und kurzen Zeitspannen schneidet die Anlage die gewünschte Isolierung in Dicke und Gehrung zurecht, setzt Bohrungen und schneidet Aussparungen für die Sanitär- und Elektroinstallation. Den Schneidevorgang übernimmt ein 6-AchsRoboter mit präzisem Wasserstrahl-Schneidkopf für hohe Präzision und saubere Schnittkanten. 4.000 bar sorgen für die gewünschte 2Doder 3D-Form der Bohrkreise, Schrägen oder Wellen in zahlreichen Isoliermaterialien (EPS, XPS, Mineralwolle etc.). Die Abmessungen dazu werden aus den vorhandenen CAD-Daten ausgelesen. Zusätzliche Bohr- oder Fräswerkzeuge für Aussparungen entfallen. Die ISO-MATIC integriert sich problemlos in bestehende Fertigungslinien und wurde 2012 mit dem INTERMAT Innovation Award ausgezeichnet. Betonfertigteilwerke 31 In der Schweiz werden vorgespannte Doppel-T-Träger für den Bau von Parkhäusern auf einer rund 40 m langen Sonderschalung von Nuspl gefertigt. Die Traditionsmarke im Sonderschalungsbau gehört seit 2012 zu Vollert. DIE LÄNGSTEN BETONFERTIGTEILE – UND DIE SCHWERSTEN Egal ob 100 m lang oder 100 Tonnen schwer, die Spezialisten von Nuspl meistern seit 1955 jede Herausforderung beim Sonderschalungsbau. In Australien erlaubt eine neue Brückenträger-Schalung die Herstellung von bis zu 48 m langen, vorgespannten Brückenträgern mit einer Höhe von 2,25 m und einem Eigengewicht von 32 Betonfertigteilwerke mehr als 100 Tonnen. 20 Hydraulikzylinder bewegen die verfahrbaren Seitenbühnen und ermöglichen dadurch variable Stegbreiten von 1 bis 1,5 m. In Deutschland fertigte Nuspl für die Bremer AG im Jahr 2013 eine 100 m lange Binderschalung zum Bau des größten DHL-Paketzentrums nahe dem Frankfurter Flughafen. Hier lag die Herausforderung in der freitragenden Konstruktion der riesigen Halle mit einer Fläche von rund fünf Fußballfeldern: 62 jeweils 85 Tonnen schwere Betonbinder mit einer Spannweite von 56 m wurden dafür benötigt. Die Traditionsmarke Nuspl gehört seit 2012 zu Vollert und besitzt besonderes Know-how im stationären Schalungsbau für Stützen und Binder sowie bei Schalungspaletten, Kipptischen und Batterieschalungen. Beide Unternehmen arbeiten schon seit Jahrzehnten in zahlreichen Projekten zusammen – immer dann, wenn es um besonders anspruchsvolle Aufgaben geht. Die größten Betonbinder Deutschlands mit einer Spannweite von 56 m waren für den Bau des DHLPaketzentrums in Oberhausen nötig. Bis zu 50.000 Pakete werden hier heute täglich sortiert. BETONFERTIGTEILE „MADE IN PARADISE“ Neukaledonien ist wirklich eine Reise wert: Mit mittleren Temperaturen zwischen 20 und 30 °C sowie traumhaften Stränden und Tauchrevieren zählt die französische Inselgruppe zu den weltweit beliebtesten Urlaubszielen. Umso mehr freuten sich die Vollert-Ingenieure, als sie 2014 von hier einen Auftrag erhielten. Neukaledonien setzt nämlich beim Bau von architektonisch anspruchsvollen Einfamilienhäusern, öffentlichen Gebäuden sowie Wohn- und Hotelanlagen ebenfalls auf moderne Betonfertigteile. Aufgrund der isolierten Lage im südlichen Pazifik ist für die autarke Produktion die Zuverlässigkeit und Flexibilität der Technik aber absolut entscheidend. Die LBDP-Gruppe (Les Bétons du Pacifique) baut deshalb auf besonders robuste und wartungsarme Anlagen von Vollert. Betonfertigteilwerke 33 © AlpTransit Gotthard AG 4. Die kommen unter die Räder Betonschwellen Betonschwellen für Gleisanlagen ersetzen zunehmend Stahl- und Holzschwellen. Sie sind langlebiger und nicht mit Steinkohlenteeröl imprägniert. Sämtliche Bauformen der üblichen Schwellentypen lassen sich durch Beton substituieren, beispielsweise Monoblock- oder Biblockschwellen, sowohl im Spät- und Sofortentschalverfahren. Die Betonwerke liefern sie verlegefertig aus. SCHWELLEN FÜR DEN GOTTHARDTUNNEL Vollert automatisiert seit über 30 Jahren Betonschwellenwerke und bietet für Betonschwellen und feste Fahrbahnen in zahlreiche Fertigungsverfahren komplette Formenumlaufanlagen – vom erweiterbaren Start-up-Konzept bis hin zu den größten Betonschwellenwerken der Welt. Für die schweizerische Marke Tribeton (heute: Vigier Rail) entwickelte Vollert 2010 eine Umlaufanlage zur Fertigung der Betonschwellen des 57 km langen Gotthard-Basistunnels mit einer Gleislänge von 114 km. Zum Einsatz kommt dabei das Low Vibration Track System. Es besteht aus bewehrten Beton-Einzelblöcken, die durch einen Gummischuh von der Fahrbahnplatte getrennt sind. Vollert automatisierte weitgehend den gesamten Fertigungsprozess und ermöglichte damit schnelle Taktzeiten. Nach dem Einlegen der Armierung wird die Form vollautomatisch über Rollenförderer zum Betoniervorgang geleitet, ein in die Rollenbahn integriertes Wiegesystem gewährleistet den optimalen Füllgrad. Als energieeffiziente Härtekammer fungiert ein Hochregallager. Am Ende der Produktion werden die fertigen Schwellen automatisch entschalt, von einem Industrie-Roboter abgehoben, gewendet und dem Versand zugeführt. Am 31. Oktober 2014 wurde die letzte von 380.000 Betonschwellen im Gotthard-Basistunnel verlegt. Der längste Eisenbahntunnel der Welt ist damit auf seiner ganzen Länge von 57 km mit Zügen befahrbar. Von den vier längsten Tunneln der Welt sind drei mit dem Low Vibration Track System von Vigier Rail ausgerüstet: der Gotthard-, der Lötschberg- und der Eurotunnel. Dreieinhalb Jahre dauerte der termingerechte Einbau der Einzelblockschwellen unter dem Gotthard. Den Abschluss feierten die Arbeiter mit einer Zeremonie und der Verlegung von drei goldenen Bahnschwellen. Die offizielle Eröffnung des Tunnels ist für Juni 2016 vorgesehen, ab Dezember fahren dann die ersten Züge mit 250 km/h über die Schwellen. Tief im Innern der Alpen liegen 380.000 Einzelblockschwellen aus Beton, ausgelegt auf Fahrgeschwindigkeiten bis 250 km/h. Vollert lieferte die Umlaufanlage für ihre effiziente Produktion. Betonschwellen 35 In Sitas und Afyon produziert das türkische Unternehmen Inkol Insaat bis zu 1,1 Millionen Spannbetonschwellen pro Jahr in zwei hochautomatisierten Umlaufanlagen. Ein Wendegerät dreht und entschalt die Vierfach-Schwellenformen nach dem Entspannen. Der Formentransport erfolgt über Rollen- und Kettenförderer. VON 0 AUF 1 MILLION SPANNBETONSCHWELLEN Innerhalb von nur zwölf Monaten realisierte Vollert 2011 von der Auftragsvergabe bis zur Inbetriebnahme für Inkol Insaat in der Türkei zwei Produktionsanlagen für insgesamt 1,1 Millionen Spannbetonschwellen – das sind 180 Schwellen pro Stunde. 450 Vierfach-Formen befinden sich in den hochautomatisierten Anlagen ständig im Umlauf. Nach dem Ölen und Reinigen werden Drähte eingebracht und über Spannbolzen automatisiert vorgespannt. Eine Messeinrichtung überwacht und protokol- 36 Betonschwellen liert dabei die Spannkraft. Die Befüllung übernimmt ein Betonverteiler, der über eine vollautomatische Kübelbahn versorgt wird. Zeitgleich sorgt eine hochfrequente Rüttelstation für die Verdichtung. Nach dem Aushärten in einer beheizten Härtekammer werden die Formen an die automatische Entspannstation übergeben, mittels eines Wendegeräts um 180° gedreht, entschalt und dem Umlaufprozess wieder zugeführt. Ein Leitrechner steuert sämtliche Produktionsprozesse zentral. Bereits 2002 untersuchten die Leonhard Moll Betonwerke in einer Studie sämtliche am Markt verfügbaren Produktionsverfahren und entschieden sich dann für eine Anlage von Vollert. Im mexikanischen Monterrey fertigt GIC seit 2014 Spannbetonschwellen für den mittel- und US-amerikanischen Markt auf Vollert-Anlagen. Mehrere Ausbaustufen erlauben dabei eine flexible Produktionssteigerung. WTB (später: Walter Bau AG) produzierte seit den 60er-Jahren auf Vollert-Anlagen, die Schwellenproduktion stammt von 1984. Unter den strengen Augen des GaddafiRegimes übernahm Vollert im Jahr 2001 für Walter Bau den Aufbau eines Werks in Libyen. Während der achtwöchigen Bauzeit durften die Monteure die Baustelle nicht verlassen. Eine der ersten Fertigungslinien für Betonschwellen im Kreislaufprinzip entwickelte Vollert für die Pfleiderer GmbH schon 1982. Danach folgten mehrere weitere Werke. DETAIL In der Beölungsstation im Werk Hannover von Leonhard Moll sorgen vier Tellerrotationsdüsen für einen umweltfreundlichen Vorgang ohne Ölnebel. Im Anschluss verteilen Kunststoffbürsten das Trennmittel optimal in der Form, sodass sich auf der Schalungsoberfläche nur noch ein sehr dünner, gleichmäßiger Trennmittelfilm befindet. Dies steigert die Qualität der Schwellen und verhindert, dass Reste des Trennmittels nach dem Ausschalen auf den Schwellen zu sehen sind. Die Anlage der Leonhard Moll Betonwerke zur Produktion von Spannbetonschwellen im Spätentschalverfahren setzte 2002 neue Maßstäbe hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Qualität und Energieverbrauch. Dabei wurden die Erfahrungen von Moll aus der Produktion von mehreren Millionen Spannbetonschwellen mit dem anlagentechnischen Know-how von Vollert kombiniert. Betonschwellen 37 5. Rangieren, schieben, positionieren Rangieranlagen und Schiebebühnen Rangieranlagen von Vollert haben eine lange Tradition. Schon in den 1950er-Jahren setzten die Deutsche Bahn und Unternehmen wie Daimler-Benz in Verladebahnhöfen auf Vollert-Technik. Rasch folgten Kunden aus der Mineralölindustrie und der chemischen Industrie. Das Know-how dazu hatten die Ingenieure seit den 30er-Jahren in der Konstruktion von Materialseilbahnen gesammelt. Sie übertrugen das Prinzip auf die Boden- und Gleisfördertechnik, wobei unterschiedlichste Lösungen wie Mitnehmerketten und verschiedene Schubwagen passend zur jeweiligen Anforderung an Leistung und Gewicht entstanden. ZUVERLÄSSIGER TRANSPORT AUCH IN EXPLOSIVER UMGEBUNG Aufgrund der wachsenden Waggonverbände und gestiegenen Lasten kommen heute zumeist ferngesteuerte Rangieranlagen mit Puffer- oder Radsatzschubwagen zum Einsatz. Die robuste Anlagentechnik bewährt sich in zahlreichen Raffinerien in den Zentren der russischen erdgas- und rohölverarbeitenden Industrie, unter anderem in Ufa, Nowy Urengoi, Jaroslawl und Omsk. Auch Total, Esso, Shell und BP nutzen die Rangiersysteme von Vollert zur Einfahrt in explosionsgefährdete Bereiche, weil hierfür keine stromführenden Anlagenteile in der Verladestation notwendig sind. Für Durchgangsgleise und Züge mit kleineren Lasten eignen sich besonders Radsatzschubwagen, die im Gleis verbleiben. Für schwere Waggonverbände bis 4.000 Tonnen entwickelten die Vollert-Experten Pufferschubwagen mit gängiger Rangierkupplung. Bei Bedarf fahren diese seitlich aus, um für den Durchgangsverkehr Platz zu machen. Auch bei härtesten Witterungsbedingungen in Zentralrussland und am Polarkreis in Sibirien sorgt Vollert für sichere Abläufe bei der Verladung explosionsgefährdeter Kohlenwasserstoffe. Selbst bei Temperaturen von minus 60 °C und 2,5 m Schneehöhe positionieren die Anlagen zielsicher und zuverlässig Güterzüge bis 4.000 Tonnen Gesamtgewicht. Zäher Tieftemperaturstahl und beheizbare E-Technik trotzen dem Klima. Die benutzerfreundliche Steuerung der automatisierten Anlagen erfolgt dabei bequem aus der warmen Verladezentrale. Ein Normalspurschubwagen sorgt in der litauischen Stadt Mazěikiai für den automatisierten Vorschub bei der Beladung von Kesselwaggons. Vollert realisierte in den vergangenen 30 Jahren über 350 internationale Projekte. Rangieranlagen und Schiebebühnen 39 Mitnehmerketten von Vollert sorgen seit 1950 in zahlreichen Verladebahnhöfen der Deutschen Bahn und Unternehmen wie Kali+Salz, Hoechst, Solvay – oder wie hier bei Elf in den 70ern – für den Vorschub von Waggonverbänden. Das An- und Abkuppeln erfolgt allerdings von Hand, moderne Rangierlösungen von Vollert erledigen dies ferngesteuert. Transport auf und für die Schiene: Im Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn in Opladen transportierten ab 1964 verschiedene Seilzuganlagen von Vollert zunächst Radsätze schwerer Dampf- und Diesellokomotiven, später auch von E-Loks. In Opladen befand sich 100 Jahre lang das größte Ausbesserungswerk Norddeutschlands mit zeitweise knapp 5.000 Mitarbeitern. RANGIERANLAGEN – FLEXIBLE LÖSUNGEN FÜR JEDEN BEDARF Die Vollert-Ingenieure erkannten früh, welches Potenzial im automatisierten Transport lag. Anfang der 50er-Jahre entwickelten sie bodengeführte Seilzuganlagen für die Holz-, später auch für die Keramik- und Porzellanindustrie. Parallel dazu entstanden Rangiersysteme für Güterbahnhöfe, für gefährdete Bereiche der chemischen Industrie, zur Verladung von Schüttgut und für Zugwaschanlagen. Die Rangierspezialisten entwickelten die wirtschaftliche und passende 40 Rangieranlagen und Schiebebühnen Technik zu jeder denkbaren Anwendung und Nutzlast: Seitliche Mitnehmerketten, Normalspurschubwagen, Kleinschubwagen mit Kuppelstange, Radsatzschubwagen, Schiebebühnen und Sonderanlagen. Mit den Jahren wuchsen die Anforderungen an den Komfort, die zu bewegende Tonnage und die Präzision bei der Platzierung der Waggons. Und für alles hatte Vollert die passende Lösung parat. Heute bedienen unterschiedliche Vollert-Systeme jede Anforderung – von der vollautomatisierten Schüttgutverladung über flüssige und gasförmige Stoffe bis hin zu explosionsgefährdeten Einsatzgebieten in sibirischer Kälte. Das Spektrum der Rangierlösungen bei Vollert ist groß. Für einzelne Waggons und kleinere Verbände eignet sich der Kleinschubwagen mit Kuppelstange. Schon 1970 wurde er in der chemischen Fabrik GEG Hamburg eingesetzt. SEILTRICKS DER BESONDEREN ART Der bewährte Vollert-Gleiszug im harten Einsatz im Sägewerk: Anfang der 50er-Jahre übertrugen die Ingenieure von Vollert ihr SeilbahnKnow-how auf bodengeführte Seilzuganlagen und revolutionierten damit u.a. auch die Holzindustrie. Bis zur Mitte des folgenden Jahrzehnts wurden zahlreiche Sägewerke ausgerüstet. Zwar können die Ingenieure von Vollert nicht wie indische Fakire Seile in der Luft schweben lassen, dafür beherrschen sie aber andere Tricks. Herbert Vollert entwickelte 1982 zur Buslackierung in Russland sogar eine Schub-Seilanlage. Das Seil wurde durch ein Rohr geführt und dadurch sehr stabil, sodass sowohl Ziehen als auch Schieben damit möglich war. Allerdings blieb der Seiltrick eine eher kuriose Erfindung, denn die Präzision der heutigen Schubketten von Vollert ist deutlich höher. In anderen Fällen setzten die Anlagenbauer sehr kompakte Seile und Rollenführungen auf Hubwagen ein. Dadurch lässt sich ganz ohne Hydraulik mechanisch heben. Rangieranlagen und Schiebebühnen 41 HIGHLIGHT In Durchgangsgleisen sind RADSATZSCHUBWAGEN eine platzsparende und kostengünstige Lösung zum Rangieren von Waggonverbänden, denn das Gleis bleibt für Züge frei befahrbar. Gleichzeitig ermöglichen sie ohne Umgreifen sowohl kurze Vorschübe als auch längere Fahrstrecken bis 500 m, da die Schubrollen an einem beliebigen Radsatz angreifen – und zwar vollautomatisch. Die Fernsteuerung erfolgt per Seilzug. 42 Rangieranlagen und Schiebebühnen Für den Siegeszug dieser Rangiersysteme war eine entscheidende Erfindung nötig: Die von Vollert entwickelten und bis 1980 patentierten Doppelschubrollen verhindern das Überrollen des Radsatzwagens bei hohen Lasten. Dadurch wurde der sichere Betrieb mit Zugkräften bis 70 kN und Anhängelasten von 1.400 Tonnen möglich. Seitdem steht dem wirtschaftlichen und vielseitigen Einsatz nichts mehr im Wege. Radsatzwagen mit Doppelschubrollen: Die Vollert-Entwicklung ermöglicht höhere Zuglasten und brachte Anfang der 60er-Jahre den Durchbruch für das clevere Rangiersystem. Ein Eurostar Italia und ein Vollert-Radsatzschubwagen bei der Einfahrt 1997 in ein Ausbesserungswerk in Mailand. Vor Ort werden die Laufräder der Hochgeschwindigkeitszüge auf Unterflurdrehbänken ohne Ausbau nachgedreht. Die Rangieranlage taktet dazu jede Achse durch die Drehbank. ZUG UM ZUG SICHER BEWEGEN Aufgrund fehlender Oberleitungen sorgen in Zugwaschanlagen Radsatzschubwagen für die konstante Fahrt und den präzisen Stopp zur Stirn- und Heckwäsche. Die bis zu 350 m langen Anlagen bestehen aus einer Antriebsstation am Anfang und einer Umlenkung am Ende der Rangierstrecke. Um im Antrieb flexibel zu sein, greifen die Radsatzschubwagen mittels ausfahrbarer Schubrollen an einer beliebigen Stelle von unten am Rad – eine Vollert-Lösung mit großem Vorteil, denn so können die Züge in mehreren Hüben oder auf einmal durch die Waschhalle gezogen werden. In Tschechien baute Vollert bereits Zugwaschanlagen in Brünn und Prag, und für die Deutsche Bahn wurden entsprechende Systeme in Berlin, Hamburg und München realisiert. Die russische Staatsbahn reinigt ihren Schnellzug VELARO in St. Petersburg und Moskau und auch der legendäre Orient-Express zählt zu den regelmäßigen Besuchern der Vollert-Waschanlagen. Rangieranlagen und Schiebebühnen 43 Schiebebühnen, wie hier in einem Sägewerk in den 70er-Jahren, übernehmen als Rangiersystem bis heute wichtige Aufgaben beim Transport schwerer Lasten, zum Beispiel in der Metall- und Aluminiumindustrie. Für den Quertransport auf der Schiene entwickelte Vollert bereits in den 50er-Jahren Waggonschiebebühnen. Die langjährige Erfahrung nutzen die Ingenieure heute u.a. beim Bau von Großteil-Lackieranlagen. 44 Rangieranlagen und Schiebebühnen Der Name Vollert steht weltweit als Siegel für Qualität und Zuverlässigkeit – wie hier bei Audi in Ingolstadt 1984. Im Werk Ingolstadt von Audi sorgt eine Vollert-Schiebebühne seit 1984 für die Verladung von bis zu 1.800 Neufahrzeugen pro Tag. Auch VW in Wolfsburg nutzt eine Vollert-Schiebebühne zur Verteilung der Neufahrzeuge auf mehrere Gleise. PKW-VERLADUNG PER SCHIEBEBÜHNE Im Oktober 1984 eröffnete Audi die seinerzeit modernste Pkw-Verladung Europas: „Ein neuer Bahnhof für Ingolstadt“ titelte die ortsansässige Tageszeitung. Seitdem nutzt Audi zur Beladung der Güterzüge eine Schiebebühne und zwei Rangier-Robot von Vollert. Statt jedes Fahrzeug einzeln auf den ganzen Waggonverband zu fahren, bringen sie die Waggons von fünf parallel angeordneten Gleisen zur Pkw-Laderampe. Leistungssteigerung: ca. 35 Prozent. 900 Fahrzeuge wurden damals bereits täglich in Ingolstadt verladen – heute sind es bis zu 1.800. Die Original-Schiebebühne ist noch immer in Betrieb, allerdings wurde sie inzwischen um 6 m verlängert und damit den neuen Waggongrößen angepasst. Außerdem investiert Audi kontinuierlich in die Verbesserung der Arbeitssicherheit. 2013 installierte Vollert robuste Trittschutzmatten im Bereich der Gleise, die bei Personenverkehr die automatische Verladung sofort stoppen. Im Audi-Werk in Neckarsulm überarbeitete Vollert ebenfalls 2013 eine bestehende Fremdanlage und tauschte im Rahmen eines Retrofit-Projekts die gesamte Steuerungs- und Antriebstechnik. Eine verfeinerte Fahrregelung sorgt nun für den millimetergenauen parallelen Lauf der 36 m langen Schiebebühne. Rangieranlagen und Schiebebühnen 45 6. Bewegen und Verladen auf der Schiene Selbstfahrende Rangier-Robot 1974 gelang Vollert mit der ersten „selbstfahrenden Rangieranlage“ eine herausragende Erfindung. Der sogenannte Rangier-Robot kombiniert die Vorteile einer autarken Lokomotive mit denen ortsfester Seilzuganlagen. Die langsame, konstante und ferngesteuerte Fahrt ist damit nicht stationär gebunden, Gleiswechsel sind möglich. Eine kleine Sensation, bis heute. Die Palette der Rangier-Robot reicht inzwischen vom kompakten allradgetriebenen Kraftpaket bis zu 4- und 6-achsigen Ausführungen für Lasten bis 8.000 Tonnen. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich von Raffinerien, Häfen, Minen, Stahlwerken bis hin zur chemischen und zur Agrarindustrie. Standardisierte Baugruppen vereinfachen den skalierbaren Aufbau. Außerdem sind Merkmale wie Spurweite, Federung, Rangierkupplung, Besandung und Spurkranzschmierung frei wählbar. SCHNELLE SCHÜTTGUTVERLADUNG IM HAMBURGER HAFEN In Deutschlands größtem Seehafenterminal für Schüttgüter setzt Hansaport zur automatisierten Verladung von Kohle und Eisenerz auf Robot-Technologie von Vollert. Das Unternehmen besitzt einen eigenen Bahnhof mit 15 Gleisen. Bis zu 100.000 Tonnen Ladung können pro Tag gelöscht werden – jährlich sind es rund 15 Millionen Tonnen Umschlag. 80 Prozent davon gehen auf die Schiene, wobei der gesamte Be- und Entladevorgang weitestgehend automatisiert abläuft – bis hin zum Rangieren der Güterzüge durch die beiden dieselelektrischen Vollert-Robot. Diese meistern zuverlässig ein Zuggewicht bis 6.000 Tonnen und verfügen über zwei Drehgestelle sowie eine Megifederung für hervorragende Laufeigenschaften. Zusammenarbeit in dritter Generation: Kaum ein Kunde von Vollert kann die Leistungsfähigkeit der RangierRobot besser beurteilen als Hansaport. Das Unternehmen setzt seit fast 40 Jahren auf die zuverlässigen Rangiersysteme. Die ersten Maschinen wurden 1976 geliefert, inzwischen ist die dritte Generation im Einsatz. Für die besonders rauen und harten Umgebungsbedingungen bei der Schüttgutverladung und in Minen bietet Vollert extrem robuste Lösungen mit Zugkräften bis 300 kN. Ein exaktes Positionieren der Waggons mit Rangiergeschwindigkeiten von 5 cm/s ist dabei ebenso möglich wie auch Fahrgeschwindigkeiten bis 40 km/h. Aufgrund ihrer hohen Verfügbarkeit setzt Hansaport bei der Schüttgutverladung auf zwei Rangier-Robot vom Typ DER 240 von Vollert. Die Züge sind an den Fahrplan der Deutschen Bahn gekoppelt, sodass keine Verzögerungen auftreten dürfen. Selbstfahrende Rangier-Robot 47 Der bisher größte von Vollert gebaute Rangier-Robot mit 151 Tonnen Dienstgewicht ist zugleich die schwerste Rangiermaschine Großbritanniens. Für die Jungfernfahrt aus dem Werkstor wurden auf dem Betriebsgelände einige Meter Schienen verlegt. Vollert fertigt alle hochbeanspruchten Teile wie Räder und Achsen selbst. Auch der komplette Rahmen wird auf einem modernen Universalfräszentrum bearbeitet. GIGANTEN DER SCHIENE 151 Tonnen Stahl, Antriebstechnik und Elektronik: Die schwerste Rangiermaschine, die jemals in Großbritannien auf die Schiene gesetzt wurde, kommt aus Weinsberg. Sie ist über 15 m lang und verfügt über genügend Kraft, um 26 Güterwaggons zu bewegen – insgesamt 2.400 Tonnen bei einem Gefälle von 1,4 Prozent. Gebaut wurde der Koloss 2002 von Vollert für Buxton Lime Industries, eine britische Zementfabrik in der Nähe von Manchester. Wie von Geisterhand sorgt 48 Selbstfahrende Rangier-Robot der hydrostatische Antrieb für die zentimetergenaue Positionierung des Güterzugs, dessen Lok über eine Zugkraft von 300 kN verfügt. Die Beladung erfolgt unter den Einfülltrichtern mächtiger Zementsilos, ein 450 kW starker Dieselmotor sorgt für die nötige Schubkraft. Um den Reibwert zwischen Rad und Schiene bei widrigen Witterungsbedingungen zu verbessern, verfügt die Hochleistungsmaschine zudem über eine automatische Besandungsanlage. In den Häfen von Antwerpen und Rotterdam verrichten ebenfalls Rangier-Robot von Vollert 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ihren Dienst und bewegen dabei die schwersten Züge Europas. EMO, das größte Dry-Bulk-Terminal in Europa, verfügt seit den 70er-Jahren über mehrere Vollert-Robot, darunter eine Rangiermaschine mit einem Dienstgewicht von 136 Tonnen. GROSSER FERNSEHAUFTRITT Der „V7000“ war der erste Rangier-Robot von Vollert. Entwickelt wurde er für Holderbank Zement in der Schweiz. Inzwischen heißt das Unternehmen Holcim und ist der größte Baustoffhersteller der Welt. Bei Holderbank waren bereits stationäre Rangier- und Seilzuganlagen in Betrieb, der Zementhersteller wünschte sich jedoch eine autarke Rangieranlage mit einer Positioniergenauigkeit von +/- 3 cm. Die beiden ersten batteriebetriebenen Rangier-Robot lieferte Vollert 1974. Ein Jahr später erhielt die Hermann Wegener GmbH, Hersteller mineralischer Rohstoffe, ebenfalls einen RangierRobot der ersten Generation. Dieser lief 34 Jahre lang, bis er 2009 durch ein neues Modell von Vollert ersetzt wurde. Der erste Rangier-Robot von Vollert sorgte 1974 ganz schön für Wirbel. Tageszeitungen und sogar das Fernsehen berichteten ausführlich über die „sensationelle“ Neuentwicklung. In der Abendschau verkündete der Süddeutsche Rundfunk (SDR): „Eine ferngesteuerte Rangier-Lok wurde heute auf dem Bahnhof Weinsberg, Kreis Heilbronn vorgestellt. Der Roboter für den Werksbetrieb kann mit Dieselmotor oder Batterieantrieb geliefert werden. Automatische Kupplung und Geschwindigkeit werden vom Verlademeister über Funk gesteuert. Lokführer und Ankoppler sind überflüssig.“ TV-Berichte waren zur damaligen Zeit eine echte Besonderheit, weshalb ein Vollert-Mitarbeiter extra das Fernsehgerät zur Erinnerung fotografierte. Zum Einsatz kam der Prototyp danach erstmals bei Holderbank Zement in der Schweiz (heute: Holcim). Selbstfahrende Rangier-Robot 49 Rangier-Robot von Vollert sind seit Jahrzehnten weltweit und unter den härtesten klimatischen Bedingungen im Einsatz – von sibirischer Kälte bis zu heißen 45 °C in den großen Phosphatlagerstätten der staubigen Wüste Negev (1984). 50 Im Hafen von Warna am Schwarzen Meer beliefern seit dem Jahr 2000 zwei Vollert-Robot eine Verladeanlage für Schwefelsäure (Dihydrogensulfat H2SO4) von Oiltanking Bulgaria. Vier EisenbahnEntladeplätze stehen zur Verfügung. Selbstfahrende Rangier-Robot In Tunesien setzt Groupe Chimique (GCT) in der Küstenoase Gabès und in der Hafenstadt Skhira zwei Vollert-Rangier-Robot mit dieselelektrischem Antrieb zum innerbetrieblichen Transport ein. Dank der kompakten Bauweise bieten sie auch auf weniger häufig gewarteten Gleisanlagen beste Laufleistungen. Auch in Zugwaschanlagen kommen Rangier-Robot zum Einsatz. In Amsterdam verrichtet seit 1988 ein besonders leiser „Flüster-Robot“ die nächtliche Reinigung von ICE-Zügen. In Sotschi sorgt seit 2013 ein KR 50 für die Reinigung von 126 m langen Regionalzügen. Die neue Zugwaschanlage ist seit den Olympischen Winterspielen in Betrieb. DETAIL Drei dieselhydraulische 4-Achs-Robot sorgen seit 1980 beim Kohleumschlag in Antwerpen für Bewegung. Mit Anhängelasten bis jeweils 2.000 Tonnen waren es die bis dahin größten Rangiermaschinen von Vollert. Seit 1996 sichern fünf Rangier-Robot von Vollert in der Entladestation der Restmüll-Verbrennungsanlage in Köln den schnellen Nachschub auf der Schiene. Der weltweit führende Hersteller von Polyethylen, LyondellBasell, setzt bei der Waggonverladung von Wasserstoff auf den Rangier-Robot KR 50 EX von Vollert. Dieser ist komplett ex-geschützt und für explosionsgefährdete Arbeitsbereiche zertifiziert. Dazu wurden alle mechanischen und elektrischen Einzelkomponenten einer ausführlichen Gefahrenanalyse unterzogen. Die Ingenieure von Vollert definierten gemäß der europäischen ATEX-Richtlinie die Anforderungen an Steuerung, Motor und Kabeltrommel sowie für die beweglichen Teile wie Räder und Rangierkupplung. Alle elektrischen Komponenten verfügen über ein Eignungszertifikat. Um Kabelbrüche frühzeitig zu erkennen, werden abgeschirmte Leitungen eingesetzt. Funkenschlag durch die Reibung der Räder ist aufgrund der niedrigen Fahrgeschwindigkeit ausgeschlossen. Selbstfahrende Rangier-Robot 51 HIGHLIGHT Auf der Messe Innotrans 2014 feierte der neue GREENTECH-ROBOT von Vollert seine Weltpremiere. Der erste Rangier-Robot mit drehzahlgeregeltem Hybrid-Antrieb bietet satte E-Power, höchstes Drehmoment von Anfang an und eine höhere Wirtschaftlichkeit. Die neue dieselelektrische Antriebstechnik mit automotiver Fahrweise reduziert den Kraftstoffverbrauch deutlich, denn die Drehzahl des Dieselmotors passt sich kontinuierlich der benötigten Leistung 52 Selbstfahrende Rangier-Robot an. Möglich wird dies durch die Kombination aus Drehstrom- und Gleichstromtechnik. Der elektrische Antrieb besticht durch einen hervorragenden Wirkungsgrad und ein konstant hohes Drehmoment. Auch bei niedrigen Motordrehzahlen ist die Leistung umgehend abrufbar. Die hohe Effizienz verringert den Ausstoß von NOX und CO2 und in Kombination mit einem Partikelfilter werden zudem 99 Prozent weniger Rußpartikel abgegeben. NEUES ZUGPFERD „HENRIETTE“ Erstmals zum Einsatz kam der neue GreenTech-Robot im Zementwerk Hatschek im österreichischen Gmunden. Das Unternehmen sicherte sich damit eine zukunftsfähige Technik für die kommenden 30 Jahre. Hatschek verfügte bereits über eine ortsfeste Rangieranlage von Vollert zur Zugbeladung. Der neue dieselelektrische GreenTech-Robot ersetzte zusätzlich eine Lokomotive von 1938. Bei der Übergabe tauften die Mitarbeiter die neue Maschine feierlich auf den Namen „Henriette“. Der wassergekühlte 6-Zylinder-Reihen-Dieselmotor mit Turboaufladung, Ladeluftkühlung und externer Abgasrückführung gewährleistet mit 180 kW eine Zugleistung von 120 kN. Trotz wechselnder Drehzahl liefert ein Generator mit Regelgerät eine konstante Spannung an die elektrischen Antriebsmotoren. Gleichzeitig dienen diese auch als Bremse. Das ermöglicht die Verwendung kleinerer Dieselmotoren bei gleichen Leistungswerten. Weniger Diesel, Lärm und Ruß bei gleicher Leistung ermöglicht der neue GreenTech-Robot „Henriette“ mit Hybrid-Antrieb im Zementwerk Hatschek. Selbstfahrende Rangier-Robot 53 7. Mit schwersten Lasten hoch hinaus Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane DETAIL Am neuen Walzwerkstandort Tianjin ist alles etwas größer. Die chinesische Zhongwang Group baut mit Vollert 2015 drei komplette Produktionsstätten. Eines der Hochregallager ist über einen halben Kilometer lang. Es bietet mit 150 Reihen auf fünf Stockwerken Platz für 1.500 Aluminium-Coils. Insgesamt entstehen drei vollautomatische Hochregallager mit einer Gesamtkapazität von rund 100.000 Tonnen. Bei der Verkettung der Werksbereiche in Tianjin können die Ingenieure von Vollert ihr über 30-jähriges Know-how aus zahlreichen Projekten für die Metall- und Aluminiumindustrie einbringen. Die Hochregallager sind Teil eines umfassenden Materialflusssystems – von der Brammenschmelze bis zur Lkw-Verladung der fertigen Walzprodukte. Das Spektrum umfasst Ingot-Kippstationen, 14 Automatikkrane für Ingots und Coils bis zu einem Gewicht von 35 Tonnen, 15 Schwerthubwagen-Paare, fahrerlose Transportsysteme und Tunnelshuttles, Kranbahnen bis 500 m Länge, Rollenbahnen und Regalbediengeräte sowie automatische Vermessungsund Identifikationssysteme, die für einen fehlerfreien Materialfluss sorgen. Trotz der hohen Lasten bewegen sich dabei alle Fördersysteme im Hochgeschwindigkeitsbereich mit bis zu 4 m/s. Ein von Vollert entwickeltes aktives Einzelplatzkühlsystem in den Hochregallagern sorgt außerdem dafür, dass die 350 °C heißen Coils nach weniger als 50 Stunden zur Weiterverarbeitung bereit sind. Das spart Zeit und Lagerkapazitäten. Ein Vollert-Spezial-Manipulator mit Dreh-, Hub- und Katzfahrwerk und einer Spannweite von 19,5 m übernimmt bei Aleris im belgischen Duffel den vollautomatischen Transport von bis zu 500 °C heißen Coils zwischen Hochregalund Pufferlager, Sexto-Walzwerk und Ofen. Der Greifer vermisst und erfasst dabei automatisch das „Auge“ der Coils mit und ohne Spule. Vollert-Schwerthubwagen in den Walzwerken von Zhongwang ermöglichen die An- und Abdienung der Coils zu den Walzen, ohne den kreuzenden Werksverkehr zu stören. Hubsäulen (Schwerter) ragen durch 6 cm breite Schlitze aus dem Boden. Darauf lagert das Coil, das überirdisch gefahren wird. Die Hubwagen selbst fahren unterirdisch paarweise parallel. Die schmalen Schlitze im Boden erlauben jederzeit eine Überfahrt, sodass alle Anlagenteile zugänglich sind – zum Beispiel für die Werksfeuerwehr. Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 55 VOLLAUTOMATISCHER COILTRANSPORT Vollert beschäftigt sich bereits seit über 30 Jahren mit Intralogistiksystemen für die Metall- und Aluminiumindustrie. Das Leistungsspektrum des Generalunternehmers umfasst modernste Materialfluss-, Lagerund Verpackungstechnik. Den Einstieg markierte 1982 eine Anlage zum Stahlbrammen-Transport für die Salzgitter AG. Das erste Hochregallager für Coils entwickelte Vollert 1991 für die VAW Vereinigten Aluminium Werke (heute: Hydro) am Standort Grevenbroich. 2012 schuf Vollert am selben Ort einen lückenlosen automatisierten Transport von der Lkw-Entladung über die Ein- und Auslagerung im Hochregallager bis hin zur abschließenden Lkw-Beladung. So sind die empfindlichen Coils in Litho-Qualität vor Beschädigungen geschützt. Kabellose induktive Coiltransportwagen ermöglichen zudem einen freien Zugang nach oben und Fahrwegkreuzungen mit dem Walzenwechselwagen. 56 Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane Bei der wirtschaftlichen Herstellung hochwertiger Aluminiumprodukte wie Folien, Bänder oder Bleche ist die Vernetzung der vielfältigen Produktionsprozesse im Walzwerk entscheidend. Ein hoher Automatisierungsgrad sichert das beschädigungsfreie Handling der empfindlichen Coils. Wackelfest bis Stärke 6: In China baute Vollert ein erdbebensicheres Hochregallager für 800 Coils. ERDBEBENSICHER UND STURMERPROBT Coil-Hochregallager sind seit 1991 eine Spezialität von Vollert. Im Vergleich zu Flächenlagern sparen sie Platz und ermöglichen schnellere Taktzeiten. Bei Aleris in Duffel werden pro Stunde bis zu 32 Coils mit einem Gewicht von 25 Tonnen ein- und ausgelagert. Beim Bau eines vollautomatischen Hochregallagers für den Aluminiumhersteller Xiashun wurden die Ingenieure von Vollert von den Naturgewalten herausgefordert. Das Unternehmen produziert Folien in einer Stärke von weniger als sechs tausendstel Millimetern und errichtete 2009 ein modernes Aluminiumwalzwerk in der Hafenstadt Xiamen, 500 km östlich von Hongkong. Vollert sorgte mit einem Automatikkran, einem Tunnelshuttle, zwei 30 m hohen Regalbediengeräten und mehreren Coilmanipulatoren für die vollautomatische Vernetzung aller Walzwerkbereiche. Die Region zählt zu den gefährdetsten Erdbebengebieten der Welt, deshalb muss das Herzstück der Anlage – ein 160 m langes und 27 m hohes Hoch- regallager mit einer Kapazität von 14.000 Tonnen – Erschütterungen der Stärke 5 bis 6 auf der Richterskala standhalten. Weltweit gibt es rund 800 solcher Beben pro Jahr, die Anforderungen an die Statik sind deshalb enorm: In der Querachse verkraftet das Gebäude Bewegungen von fast 10 cm. Auch die Regalbediengeräte dürfen bei der Fahrt nicht gestört werden. Eine weitere regionale Besonderheit lernten die Bauleiter von Vollert während der Bauphase kennen. Im Sommer bringen Taifune extrem starken Regen und Hochwasser, was die Anlieferung der Stahlbauteile mehrfach erschwerte. Zusammen mit rund 2.000 Arbeitern wurden die Klimakapriolen jedoch gemeistert und alles termingerecht fertiggestellt. Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 57 58 Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 64 Tonnen Stahl in Sekundenschnelle lagern: Bei SSAB in Oxelösund sorgen zwei MEGA-Regalbediengeräte mit einer Hubleistung von 1,09 Megawatt für Höchstgeschwindigkeit im Kommissionierpuffer. DETAIL PLATTENLAGER – VON DER FLÄCHE IN DIE HÖHE Mit Hochregallagern für Blechplatinen sorgt Vollert auch im Stahlbereich für kürzere Wege, höhere Geschwindigkeiten und damit schnellere Taktzeiten. Die erste Anlage wurde 1988 für das Mercedes-BenzWerk in Bremen konzipiert – mit Erfolg. Der Autobauer setzte seither mehrfach auf die Expertise aus Weinsberg. 2003 erweiterte Vollert das Intralogistikkonzept des Presswerks mit einer für die Automobilindustrie einzigartigen automatischen Materialversorgung der Pressen. 2013 folgte der Ausbau des Standorts um ein drittes Hochregallager. Gefördert werden Blechplatinen bis zu einem Stapelgesamtgewicht von 20 Tonnen. Dabei kommen auch zahlreiche Heber und Lastumsetzer zum Einsatz. Bei der Rückführung des Altmetalls sorgt eine Seilzuganlage von Vollert für den getakteten Weitertransport der unterirdisch bereitgestellten Güterzüge. Nur wenige Anbieter von SchwerlastIntralogistik sind mit den besonderen Gegebenheiten in der Automobilindustrie vertraut. Vollert baute dieses Know-how bereits in den 90er-Jahren auf, unter anderem mit Montagelinien und Verladelösungen für Mercedes-Benz, VW und Audi. Hohe Lasten und schnelle Taktzeiten waren 2007 auch die Anforderungen beim Bau der vermutlich weltweit leistungsstärksten MEGA-Regalbediengeräte (1,09 Megawatt Hubleistung). Der schwedische Stahlhersteller SSAB produziert Stahlplatten im Minutentakt, entsprechend schnell muss das Logistiksystem reagieren. Die Lösung: ein Hochregallager für 6.000 Tonnen Stahl mit 500 Lagerplätzen und sekundenschnellem Zugriff. Zwei deckengeführte MEGA-Regalbediengeräte lagern jeweils 32 Tonnen schwere Blechtafelpakete im 60-Sekundentakt ein und aus. Dabei werden Fahrgeschwindigkeiten von 4,5 m/s erreicht – bei einem Anlagengesamtgewicht von rund 140 Tonnen. Zum Schutz vor Seil-Riss verwendet Vollert in den Regalbediengeräten von SSAB selbst entwickelte Federseileinhängungen. Diese kommen häufig auch in Betonfertigteilwerken von Vollert zum Einsatz. Im Unterschied zu Hallen- oder Mobilkranen besitzen automatische Regalbediengeräte aufgrund der hohen Hubgeschwindigkeiten Vier-Seil-Hubwerke. Im Falle einer Kollision der Nutzlast mit einem Hindernis wird bei diesem System allerdings mindestens ein Seil kurzfristig extrem überlastet, da das Seil den restlichen Hubweg bis zum absoluten Stillstand des Antriebs kompensieren muss. Bei der Vollert-Lösung werden bei einer Überlast Pufferfedern zusammengedrückt und der Hubantrieb abgeschaltet. Der restliche Federweg sorgt für eine kontinuierlich wachsende Belastung des Seiles, sodass dieses nicht reißt. Das rettet dem Seil und damit dem Transportgut in vielen Fällen das Leben. Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 59 heroal produziert jährlich mehr als 60 Millionen Meter Aluminiumprofile – das ist eineinhalbmal die Strecke um die Erde. Für effiziente Handhabe und reibungslosen Materialfluss sorgt seit 2011 ein zentral gesteuertes Intralogistiksystem von Vollert. Die Modernisierung zentraler Regalbediengeräte ermöglicht oft erhebliche Kapazitätssteigerungen, denn meist bilden sie das Herzstück der Produktion. Um den laufenden Betrieb nicht zu unterbrechen, plant Vollert RetrofitProjekte häufig über Feiertage. Die kurzen Zeitfenster erfordern allerdings besondere logistische Lösungen. Bei Hydro Aluminium in Grevenbroich tauschte Vollert 2005 ein 26 m hohes Regalbediengerät samt Steuerung. Um einen Produktionsausfall zu vermeiden, wurde die Aktion über Weihnachten organisiert. 96 Stunden hatten die Monteure maximal zur Verfügung. Das Einbringen der Hubsäulen und der bis zu 12 Tonnen schweren Teile erfolgte über Öffnungen im Dach und in der Stirnwand mithilfe eines 70 m hohen Krans. Für den Transport des Hubkorbs installierten die Ingenieure eine provisorische Fahrbahn mit Schlitten. Die intensiven Montageplanungen zahlten sich aus: In nur 80 Stunden waren die Arbeiten abgeschlossen und die gesamte Anlage ging pünktlich wieder in Betrieb. Bei Hydro musste ein in die Jahre gekommenes Regalbediengerät ersetzt werden. Das neue brachte der Weihnachtsmann. STRANGPRESSPROFILE AUF LEISEN SOHLEN Automatikkrane, Regalbediengeräte, platzsparende Doppelstock-Kettenförderer oder verschleißfreie induktive Transportsysteme – die Fördertechnik von Vollert für Strangpresswerke ist breit gefächert. Bei apt Hiller in Monheim verbindet seit 2006 eine haushohe Hubstation drei Stockwerke. Ein Transportleitsystem plant vorausschauend die Sortierung der vier Korbarten, die mit zwei unterschiedlichen Spurmaßen ausgelegt sind, insgesamt sieben verschiedene Aufgaben übernehmen 60 Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane und sich in Höhe, Breite und Länge unterscheiden. Im neuen Logistikzentrum von heroal setzten die Ingenieure auf besonders leise Fördertechnik mit Hartgummireifen anstelle von Stahlrädern, da sich die Arbeitsplätze der Werker in unmittelbarer Nähe befinden. Ein Automatikkran, verschiedene Rollen- und Kettenförderer sowie mehrere Heber sorgen für den Transport und die Anbindung zum Hochregallager für 10.000 Langgutund 7.000 Europaletten. Im Aluminium-Strangpresswerk von Capral in Brisbane (Australien) bilden zwei übereinander angeordnete Krane das Rückgrat der Produktion – ein Kollisionsschutzsystem sorgt für die sichere Überfahrt. In nur 5 s erreichen sie eine Fahrgeschwindigkeit von 180 m/min, zusätzlich wendet ein Drehwerk die 1 Tonne schwere Last um 90°. Das 2009 neu gebaute Eloxalwerk in Rackwitz von Hydro Aluminium Extrusion wird mit einem Vollert-Automatikkran über eine 23 m lange und 11 m hohe Stahlbaubrücke an das bestehende Presswerk angebunden. Im 50 m langen Pufferlager übernimmt ein Automatikkran mit 9 m Spannweite die Stapelung von 85 Körben. Seitlich verfahrbare Kettenförderer übernehmen den Rücktransport der Profile. Auf diese Weise kann der Automatikkran trotz des Doppelstocksystems auf die oberen und unteren Kettenförderer zugreifen. Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 61 HIGHLIGHT Ein 260-TONNEN-AUTOMATIKKRAN mit obenliegendem Katzfahrwerk bildet das Highlight in der Schwerlast-Intralogistik von Vollert. Die 44 m langen und 1,60 m breiten Brückenträger sind mit einer Höhe von 2,60 m bequem begehbar, ebenso wie das auf der Kranbrücke befindliche Schalthaus. Mit hohen Fahrgeschwindigkeiten von 2,7 m/s bildet der Kran seit 2010 auf einer Länge von über 300 m die Schnittstelle im Düsseldorfer Rohrwerk von V&M Tubes. 62 Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 15 m lange Rohre werden in Kassetten mit einem Gewicht von über 30 Tonnen bis zu sechsfach übereinander gestapelt. Automatikkrane steigern auf vielfältige Weise die Effektivität einer Produktion. Sie schaffen Platz am Boden und übernehmen dabei zeitsparend im selben Arbeitsgang noch Zusatzfunktionen, wie zum Beispiel das Drehen der Werkstücke. Den ersten vollautomatischen Kran baute Vollert 1988 zur Nockenwellenfertigung von BMW in Berlin. Im Pufferlager der Schletter GmbH sichert ein Spezial-Manipulator von Vollert mit einer Kapazität von 120 Körben pro Stunde die optimale Verkettung der Anlagen. Drei Hubwerke können einzeln oder synchron Profile mit Längen von 6, 12 und 18 m heben. Ein deckengeführter Kran übernimmt beim chinesischen Hersteller Xiashun 18,5 Tonnen schwere und 560 °C heiße Walzbrammen und setzt diese auf die Förderstraße zum Heißwalzen. Die Fahrstrecke beträgt 90 m. Zwei Schwertransporter brachten die 44 m langen und je 55 Tonnen schweren Brückenträger des 260-Tonnen-Krans nach Düsseldorf zu V&M. Zur Produktion entwickelten die Ingenieure extra Drehvorrichtungen, damit die langen Träger optimal geschweißt werden konnten. Alle Schweißnähte wurden außerdem einer gesonderten Ultraschallprüfung unterzogen. Intralogistiksysteme, Hochregallager und Automatikkrane 63 Wie schwerelos schwebt ein Bagger-Unterwagen durch eine Halle im Liebherr-Werk Kirchdorf. Seit 2006 geht der Baumaschinen-Spezialist bei der Lackierung von Hydraulikbaggerteilen mit Vollert neue Wege. Bis zu 20 Tonnen schwere Teile werden hier frei hängend und vollautomatisch durch die Anlage gefahren. Nur zwei Jahre später folgte im Liebherr-Werk Ehingen die weltweit erste flurfreie Lackieranlage für Großteile bis 50 Tonnen. 8. Lack und Glanz in engster Toleranz Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen Baggerteile, Großgetriebe, Elektromotoren, Kräne, Lkw-Kipper und Eisenbahnwaggons – sie alle benötigen zu ihrem Schutz die richtige Lackierung. Dabei sind die Dimensionen oft beeindruckend: 20 m lange Kranteile oder ganze Buskarosserien. Was bei Kleinteilen noch recht einfach erscheint, wird bei Lasten bis zu 50 Tonnen zur Herausforderung. Die Wahl der Fördertechnik ist deshalb maßgeblich für die Produktivität einer Lackieranlage und die Experten von Vollert greifen dabei auf ihre langjährige Erfahrung zurück. Das Spektrum reicht von schienengebundenen Transportwagen über Kettenfördersysteme bis hin zu flurfreien Hängebahnen. Bereits seit den 70er-Jahren entwickeln sie Anlagen zur Nasslackierung und Pulverbeschichtung von Großteilen und finden dabei immer wieder neue Lösungen. 50 TONNEN FLURFREI LACKIEREN So etwa im Jahr 2006 bei der Frage, wie sich bis zu 50 Tonnen schwere Teile von Baggern, Mobil- und Raupenkranen am besten durch eine Lackieranlage führen ließen. Vollert hatte bereits in den 80er- und 90er-Jahren für den Baumaschinenhersteller Liebherr Lackieranlagen mit Bodenfördertechnik ausgestattet. In diesem Fall schlugen die Ingenieure jedoch vor, die tonnenschweren Teile freihängend zu transportieren – das hatte bis dahin niemand gewagt, denn Kettenförderer oder Einzelantriebe auf den Transporteinheiten können solche Lasten nicht rationell bewegen. Die Vollert-Ingenieure machten sich stattdessen ein Antriebskonzept zunutze, das ihnen aus der Betonfertigteilproduktion bekannt war: den Reibradantrieb. Diese Innovation revolutionierte innerhalb kürzester Zeit die Lackiertechnik von Großteilen. Seit dem Ende der 60er-Jahre beschäftigen sich die Ingenieure von Vollert mit der rationellen Beschichtung von Großteilen – als Generalunternehmer oder als Intralogistikpartner in Zusammenarbeit mit Lackieranlagenherstellern, wie hier bei Opel im Jahr 1979. Rasch folgten Aufträge aus der ganzen Welt, von China bis Schweden. Die Vollert-Mitarbeiter waren schon immer reisefreudig: Anlagen zur Lackierung von Buskarosserien führten sie Anfang der 80er-Jahre kurz nach der islamischen Revolution in den Iran zum Automobilhersteller Khodro (Persisch für Auto) und hinter den damals noch Eisernen Vorhang des Ostblocks. Zahlreiche Hersteller von Omnibussen, Nutzfahrzeugen und Eisenbahnwaggons weltweit nutzen seitdem VollertFördertechnik bei der Lackierung, Trocknung und Bearbeitung großer Werkstücke. Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen 65 HIGHLIGHT Einfach, aber genial: Der REIBRADANTRIEB von Vollert für flurfreie Beschichtungsanlagen ist nahezu wartungsfrei und garantiert einen optimalen und kostengünstigen Materialfluss. Die Ingenieure greifen dafür auf ihr Know-how aus der Betonfertigteilproduktion zurück, wo ebenfalls tonnenschwere Teile bewegt werden müssen. Anstelle von aufwendiger Fördertechnik oder des häufig verwendeten Power&Free-Systems sorgen stationäre Reibradantriebe für den 66 Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen Transport der Warenträger. Die Lösung kommt mit wesentlich weniger Anlagenkomponenten aus, gleichzeitig können die Werkstücke flexibel und individuell gesteuert werden: Stoppen, Ausschleusen, Überholen, Wiedereinführen und Zurückfahren ist jederzeit möglich. Ein schönes Beispiel, wie Entwicklungen von einem branchenübergreifenden Techniktransfer profitieren. Beim stationären Reibradkonzept befinden sich die Antriebe außerhalb der Lackier- und Trockenkabinen. Dadurch sind sie keiner Verschmutzung durch Lacknebel ausgesetzt. Verteilbrücken und Manipulatoren sorgen für den Quertransport der Warenträger und ermöglichen ein platzsparendes paralleles Anlagenlayout. SEW EURODRIVE nutzt deshalb auch bei Lasten von 3,5 und 10 Tonnen deckengeführte Vollert-Anlagen zur Herstellung von Getrieben und Motoren. Ein weiterer Vorteil: die mögliche Spaltüberbrückung trotz extremer Lasten. Die Wirtgen GmbH, Weltmarktführer für Asphalt-Kaltfräsen, setzt die Technik zur Pulverbeschichtung von bis zu 30 Tonnen schweren Teilen ein. Da das Einbrennen bei 220 °C erfolgt, müssen Ofen- und Transportstahlbau baulich getrennt sein, um Wärme- und Energieverluste zu vermeiden. Mit der Lösung von Vollert ist die Spaltüberbrückung bei der Ein- und Ausfahrt aus dem Ofen problemlos möglich. Das Reibradkonzept von Vollert benötigt im Vergleich zu Power&FreeSystemen weniger Platz. Es erlaubt eine platzsparende parallele Anordnung der Lackier- und Trockenkabinen und damit auch die Beschichtung besonders langer Teile, wie zum Beispiel Gittermasten. Bei SEW EURODRIVE bewährt sich die Reibradtechnik auch in einer 3,5-Tonnen-Anlage mit hohen Taktzeiten als platzsparende und wartungsarme Alternative. Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen 67 So wie IKARUS in Ungarn (1980) setzen zahlreiche Omnibushersteller weltweit auf Förderanlagen von Vollert bei der Lackierung von Karosserien. Das Spektrum der eingesetzten Technik reicht dabei von Schiebebühnen über bodengeführte Lösungen bis hin zu flurfreien Hängebahnen – manuell, halbautomatisch oder vollautomatisiert. In Mannheim nutzt EvoBus eine halbautomatische Anlage zur Beschichtung von Buskarosserien. Der Busspezialist folgte dabei dem Vorschlag von Vollert, anstelle der ursprünglich geplanten stationären Hubsäulen eine deckengeführte Hebeanlage zu entwickeln, die ohne Absenken der Werkstücke den Transport von Kabine zu Kabine leistet. Die Grundierung der Rohkarossen erfolgt im kathodischen Tauch-Verfahren. Ein Kippmechanismus sorgt für die gleichmäßige Verteilung des Lacks in und auf den Rohkarossen. 68 Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen FLURFÖRDERTECHNIK: PLATZSPAREND, WIRTSCHAFTLICH, VIELSEITIG DETAIL Freihängende Werkstücke vereinfachen zwar die Arbeit bei der Lackierung, sind aber im Vergleich zu bodengeführter Technik nicht immer die wirtschaftlichste Variante. Die Spezialisten von Vollert wählen deshalb je nach Anwendung, Platzangebot, Gewicht und Ausmaß der Werkstücke die passende Fördertechnik. Bei der Flurfördertechnik lassen sich neben Kettenförderern auch schienengeführte Transportwagen, stationäre Rollbahnen oder Lackschlitten einsetzen. Für einen Baumaschinenhersteller in Russland entwickelte Vollert ein Anlagenlayout mit zwei parallelen Schienensträngen, an denen die Lackier- und Arbeitsstationen der Reihe nach aufgereiht sind. Am Ende der Gleise hebt ein Hubwagen den Transportwagen samt den bis zu 20 Tonnen schweren Werkstücken an, verschiebt ihn zum zweiten Gleis und setzt ihn darauf wieder ab, bevor die Bearbeitung in entgegengesetzter Fahrtrichtung weitergeht. Das Umsetzen erfolgt sogar innerhalb einer Trockenkabine. Da alle stromführenden Anlagenteile außerhalb angeordnet sind, ist der Explosionsschutz optimal gewährleistet. INDIVIDUELLER VORSCHUB TROTZ KETTENFÖRDERER Bei der Planung zweier Lackierstraßen für die F. X. Meiller Fahrzeug- & Maschinenfabrik fiel die Wahl auf ein bodengeführtes Kettenförder-System. Allerdings ließen sich die Vollert-Ingenieure auch hier etwas Besonderes einfallen: Zwei KettenförderSysteme sorgen einerseits für die nötige Zugkraft von 50 Tonnen – unter anderem werden auf der Anlage bis zu 12 Muldenkipper gleichzeitig bearbeitet –, andererseits erlaubt das System den individuellen Vorschub einzelner Werkstücke. Eine eigens entwickelte Förderkette ermöglicht es, die Deichseln der Transportwagen automatisch ein- und auszuklinken. So sind Funktionalität und Wirtschaftlichkeit optimal verknüpft. Flurförderanlagen wie bei Meiller können auch kreisförmig, oval oder als Umlauf gestaltet werden. Der Radius wird dabei lediglich vom Wendekreis der Transportwagen begrenzt – nicht von der Fördertechnik. Kettenförderer mit individuellem Vorschub: Auch wenn manche Teile noch bearbeitet werden, erlaubt das Fördersystem von Vollert bei Meiller in München das Vorrücken einzelner Wagen. Pneumatische AusklinkStationen in den Arbeitskabinen sorgen selbsttätig für das Aus- und Einklinken der Deichsel in die speziell entwickelte Förderkette. Die Steuerung der Anlage erkennt, ob der nächste Arbeitsplatz frei ist, und startet den automatischen Weitertransport. Um die bereits vorhandenen Transportwagen bei Meiller weiter nutzen zu können, mussten die Vollert-Ingenieure lediglich die Deichseln modifizieren. Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen 69 Im Oberflächenzentrum der Siemens AG Österreich werden Metros und Reisezugwagen von einer zentralen Schiebebühne automatisch zu den einzelnen Beschichtungsstationen gefahren. Die Waggons können dabei beidseitig aufund abgeschoben werden, sodass eine parallele Anordnung der Arbeitsstationen auf beiden Seiten möglich ist. Ein auf der Schiebebühne befindlicher Schubwagen positioniert die zu lackierenden Waggons selbstständig in den Kabinen, Reibräder sorgen für den Vorschub. Das System arbeitet vollautomatisch und entscheidet eigenständig über die Verteilung auf freie Arbeitsplätze. Zehn Bewegungsscanner und zwei Ultraschallsysteme sichern den Fahrweg und die Arbeitsplätze zuverlässig ab. MIT DER EISENBAHN DURCH DIE LACKIERKABINE Die Beschichtung von Eisenbahnwaggons stellt besondere Anforderungen an die Intralogistik. Häufig kommen dabei Schiebebühnen zum Einsatz, denn sie erlauben trotz der Ausmaße der Werkstücke eine platzsparende und flexible Anordnung der Beschichtungskabinen. In Griechenland konzipierten die Vollert-Entwickler für ein Instandsetzungsunternehmen eine fahrbare Schiebebühne, auf der sich eine Seilzuganlage als Auf- und Abschiebevorrichtung befindet. Eine Umlaufanlage kam aufgrund beengter Platzverhältnisse nicht in Frage. Stattdessen wurden die Arbeitskabinen parallel angeordnet. Nach jedem Arbeitsschritt werden die Waggons nun auf den Transferwagen gezogen, seitlich verschoben und in die nächste Kabine gefahren. 70 Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen Im hochmodernen Oberflächenzentrum der Siemens AG Österreich wurde dieses Prinzip nochmals verbessert. Die rund 27 m breite und 6 m lange Waggonschiebebühne ermöglicht das beidseitige automatische Auf- und Abschieben der Waggons, sodass auf beiden Seiten Lackier-, Trocken- und Arbeitskabinen platziert werden können. 17 Oberflächenbehandlungskabinen sowie ein Freistrahlraum finden so auf einer Fahrstrecke von 90 m Platz. Im Automatikbetrieb übernimmt das System selbstständig die Verteilung der Aufträge auf freie Stationen. Erstmals in Europa kommen hier auch Lackierroboter für Wasserlacke bei der Waggonbeschichtung zum Einsatz, was eine hohe Präzision bei der Platzierung der Eisenbahnwagen in den Kabinen erfordert. HIGHLIGHT Drei beheizte WAGGONSCHIEBEBÜHNEN mit Traglasten bis 100 Tonnen sorgen im Werk der russischen Tikhvin Railway Car Building Plant (TVSZ) für den Transport von Güterwaggons zwischen den einzelnen Hallen. Im Freien wären die Rohbauten der Waggons vor und nach der Beschichtung den rauen Witterungseinflüssen mit Hitze im Sommer und Schnee, Hagel und -30 °C im Winter ausgesetzt. Um dies zu verhindern, sind die Bühnen mit einer beheizbaren Vollverkleidung ausgestattet. So werden die Waggons geschützt und lassen sich optimal weiterverarbeiten. Wie wichtig diese Maßnahme im kontinentalen Russland ist, konnten die Spezialisten von Vollert vor Ort selbst erfahren: Bei der Montage machte der besonders lange Winter mit extremen Temperaturen jedem deutlich, unter welch harten Bedingungen die Waggonproduktion hier bestehen muss. TVSZ kann pro Jahr bis zu 13.000 Güterwaggons herstellen – unter Volllast verlässt dann alle 24 Minuten ein Güterwaggon die Produktion. Fördertechnik für Großteil-Lackieranlagen 71 72 © HHLA 9. Schwer, schwerer, Vollert Sonderanlagen Wo immer schwere Lasten bewegt, gelagert oder transportiert werden müssen, finden die Ingenieure von Vollert ein passendes Anlagenkonzept. Eigentlich gibt es für sie nichts, was nicht geht – es lohnt sich immer, darüber nachzudenken. Gleichzeitig achten sie auf eine wirtschaftliche und effiziente Lösung. Gerade Sonderanlagen setzten aufgrund der speziellen Anforderungen umfassende Materialfluss- und Intralogistik-Kenntnisse voraus. Häufig haben es die Projekte auch hier mit schweren oder schwersten Lasten zu tun – immer sind Präzision und Zuverlässigkeit entscheidend. E-MOBILITY FÜR CONTAINERLOGISTIK In der Hafenlogistik kommen seit Kurzem batteriebetriebene, fahrerlose Containertransporter zum Einsatz. Im Vergleich zu Dieselantrieben verringern sie die Lärm- und Abgasemissionen und senken gleichzeitig die Betriebskosten. Die Herausforderung: Die Wechselbatterien haben ein Gewicht von 12 Tonnen und für den 24-Stunden-Hafenbetrieb müssen sie regelmäßig ausgetauscht werden. Gemeinsam mit Terex Port Solutions entwickelte Vollert deshalb eine vollautomatische Batteriewechselstation. Beim Boxenstopp lassen sich die Batterien automatisch entnehmen, zum Aufladen einlagern und durch frische ersetzen. Nach fünf Minuten ist der Transporter wieder voll einsatzbereit. Im Hamburger Hafen verrichten die neuen Fahrzeuge bereits seit 2011 erfolgreich ihren Dienst. In Rotterdam folgte 2014 der vollflächige Einsatz in den zwei ersten abgasfreien Containerterminals der Welt. Im Elektrostahlwerk der Peiner Träger GmbH befördern Schrottkorbtransportwagen Lasten bis zu 140 Tonnen. In der staubigen und rauen Umgebung ist eine verlässliche Technik wichtig, und Vollert überzeugte mit einem vollkommen neuen Konzept: ein robuster Fahrzeugrahmen mit einem zur Wartung seitlich ausschwenkbaren Dieselmotor. Auch die Getriebemotoren sind ohne Demontage von außen zugänglich. Der Wagen verfügt über gefederte Räder, eine Wiegeeinrichtung sowie über ein Kollisionsschutzsystem, das kurze Bremswege garantiert. Zur Vorhersage der Lastverteilung erfolgte die Berechnung der tragenden Teile mit Hilfe der Finite-ElementeMethode. Bei der Beladung werden nämlich pro Hub 3 bis 10 Tonnen auf den Wagen abgeworfen. Schneller Batteriewechsel im Hamburger Hafen: Im HHLA Containerlager Altenwerder fahren seit 2011 die ersten abgasfreien Containertransporter der Welt. Ihre Energie beziehen sie aus 12 Tonnen schweren Batterien, die in einer automatischen Wechselstation von Vollert regelmäßig aufgeladen werden. Sonderanlagen 73 Nose Dock am Zugang eines Luftfrachtlagers. Schnelle Fördertechnik garantiert hohe Umschlagraten und kurze Abfertigungszeiten. In Taipeh, Hongkong, Singapur und Korea baute Vollert mehrere Lager für Luftfracht-Container. PER LUFTFRACHT NACH ASIEN In der Container-Luftfracht spielen zwei Faktoren eine wichtige Rolle: Zeit und Geld. Zum einen hat Luftfracht es meistens eilig, zum andern stehen die Investitions- und Betriebskosten im harten Wettbewerb der Fluglinien immer im Fokus. Mitte der 90er-Jahre baute Vollert in den Airports von Taipeh, Hongkong, Singapur und Korea mehrere Lager für Luftfracht-Container. Dazu entwickelten die Weinsberger ein System, das weitgehend auf Rollenbahnen verzichtet und stattdessen alle beweglichen Teile auf den Regalbediengeräten konzentriert. Dadurch verringern sich die 74 Sonderanlagen Investitionen und die Zahl der Wartungspunkte. 100.000 Tonnen Fracht leistet jedes Regalbediengerät pro Jahr, Fahrgeschwindigkeiten von 180 m/s garantieren schnelle Abfertigungszeiten der Flugzeuge. Für Vollert bedeuteten diese Projekte den Einstieg in den asiatischen Markt. 2006 war Vollert auch am Bau des Dubai Flower Center am Dubai International Airport beteiligt. Ursprünglich für den Umschlag von Schnittblumen konzipiert, wird das Frachtumschlagzentrum heute überwiegend für Frischwaren genutzt. Zwei Vollert-Regalbediengeräte bewegen hier jeweils bis zu 14 Tonnen schwere ULDLuftfrachtcontainer. In Indonesien und Malaysia wurde Vollert 1989 mit dem Bau von drei fahrenden Forschungsanlagen betraut. Dabei war äußerste Präzision gefragt: Die bis zu 36 m langen und 30 Tonnen schweren Kranbrücken verfolgen als fahrende Messlabore Schiffsmodelle im Strömungskanal. Auf der 300 m langen Kanalstrecke werden Geschwindigkeiten von 9 m/s erreicht, Abweichungen sind nur um 0,05 Prozent zulässig. Auch Schwingungen und Eigenvibrationen der Anlage müssen ausgeschlossen sein. Um die Fahrschienen der Erdkrümmung exakt anzupassen, legten die Ingenieure beim Bau parallel dazu einen Wasserkanal an und vermaßen dessen Oberfläche. Sonderanlagen 75 Bei Mercedes-Benz in Bremen sorgen Schrägförderer, Regalbediengeräte und Hubstationen von Vollert für den Transport der Fahrzeugkarosserien. Auch VW und Audi setzen Anlagen von Vollert zur Montage und Verladung von Neuwagen ein. AUTOS AM LAUFENDEN BAND Für die Automobilindustrie lieferte Vollert in den 90er-Jahren zahlreiche Sonderanlagen sowie Montagelinien im Vorfertigungs- und Finish-Bereich, beispielsweise Türmontagestraßen, Schrägförderer für die Unterbodenmontage und Fördertechnik für Karosserie-Messplätze. Mercedes-Benz in Bremen fertigte darauf die neue C-Klasse. Bei VW erforderte der große Erfolg des neuen Modells „Polo“ kurzfristig zusätzliche Produktionskapazitäten. In Rekordzeit wurden deshalb unter Mitwirkung von Vollert neue Fertigungslinien installiert. Von der Bestellung bis zur Inbetriebnahme blieben gerade mal zehn Wochen. Zur Pkw-Verladung auf Züge lieferte Vollert außerdem verschiedene Rangiersysteme und Schiebebühnen an VW in Wolfsburg und an Audi in Ingolstadt und Neckarsulm (siehe Kapitel 5). 2001 bescheinigte die Deutsche Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS), dass Vollert alle Qualitätsanforderungen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) erfüllt. 76 Sonderanlagen Unter der BMW-Welt in München sorgt seit 2007 ein vollautomatisches Hochregallager von Vollert für den Nachschub an Neufahrzeugen. TRAUMFAHRZEUGE IM MINUTENTAKT Zwei Regalbediengeräte von Vollert sorgen in der BMW Welt in München für den täglichen Nachschub an Neufahrzeugen. Der Tagesspeicher umfasst vier Stockwerke mit 284 Stellplätzen und befindet sich 12 m tief im Bauch der riesigen Auslieferungshalle. Rund 45.000 Fahrzeuge werden hier jährlich an Kunden aus der ganzen Welt übergeben, in Spitzenzeiten bis zu 170 Neuwagen pro Tag. Frisch gewaschen und gereinigt fahren die Traumautos über einen gläsernen Aufzug in die Premiere-Arena und präsentieren sich auf 20 Drehscheiben den Kunden vor der Abholung. Damit alle 1,5 Minuten ein Fahrzeug ein- bzw. ausge- lagert werden kann, sorgt eine Sicherheitssteuerung im Hochregallager für unterschiedliche Höhen der Hubkörbe. So können sich die beiden Regalbediengeräte begegnen und unabhängig voneinander in der schmalen Lagergasse bewegen. Vollert lieferte auch die Steuerung und Lagerverwaltungssoftware, die direkt an das interne BMW-Netzwerk angebunden ist. Da die Neufahrzeuge bereits teilbetankt sind, ist der gesamte Tagesspeicher zum Brandschutz sauerstoffreduziert. Über eine Glasscheibe können Besucher der BMW Welt die geisterhafte Arbeit der beiden Vollert-Regalbediengeräte im Tagesspeicher verfolgen. Für den südkoreanischen Getränkeabfüller Login Beverage entwickelte Vollert 2009 eine halbautomatische Lkw-Verladestation. Das Unternehmen suchte nach einer platzsparenden und leistungsfähigeren Lösung im Vergleich zum herkömmlichen Staplerbetrieb. Der Spezial-Truckloader von Vollert kann bis zu 180 Paletten mit 10.000 Getränkekisten pro Stunde verladen und ersetzt dabei drei Gabelstapler. Die Verladung erfolgt zu 60 Prozent automatisch, dabei kommen 20 unterschiedliche Lkw-Typen zum Einsatz. Pro Minute werden vier Paletten mit jeweils 1,5 Tonnen aufgenommen, was einer Kapazität von rund 270 Tonnen pro Stunde entspricht. Ein automatischer NiveauAusgleich sorgt dafür, dass die Gabel während der Beladung immer waagerecht bleibt – ohne manuelles Ausgleichen durch den Fahrer. Für BASF hatte Vollert zuvor bereits eine ähnliche Anlage zur Verladung von Düngemittel-Paletten auf Güterwaggons konzipiert. Sonderanlagen 77 HIGHLIGHT Sieben FREQUENZGEREGELTE QUERHUBWAGEN sorgen in der ersten wetterunabhängigen Indoor-Reifentestanlage der Welt für den millimetergenauen Transport von 75 m langen und 100 Tonnen schweren Fahrbahnkassetten. Die Kassetten bieten fünf unterschiedliche Straßenbeläge, auf denen der Hersteller Continental seine Reifen in einer 300 m langen Halle testet. Ein Linearantrieb beschleunigt dazu ein unbemanntes Fahrzeug auf bis zu 120 km/h und bremst 78 Sonderanlagen es vollautomatisch ab. Zum Austausch der Fahrbahnen fahren die Querhubwagen lasergesteuert parallel unter die Fahrbahnkassette, heben sie hydraulisch an, bewegen sie mit 0,3 m/s an die gewünschte neue Position und setzen sie auf Rollenböcken ab. Die Laser messen dabei die exakte Entfernung zur Wand und regulieren den Abstand kontinuierlich mit einer Abweichung von maximal +/-1 mm. Per Reibrad erfolgt dann die Weiterfahrt zu den Pufferplätzen. © Continental © Continental In der ersten Indoor-Reifentestanlage der Welt können 100.000 Bremstests pro Jahr auf fünf unterschiedlichen Asphaltbelägen durchgeführt werden. Der Austausch der 75 m langen und 100 Tonnen schweren Teststrecke benötigt lediglich 10 bis 15 Minuten. Sonderanlagen 79 10. Wir sind 90 Jahre Vollert Erfahrung und Engagement verbinden Bei Vollert ist jedes Projekt anders. Um eine kundenindividuelle Lösung zu entwickeln, braucht es neue Ideen und Ansätze, gleichzeitig aber auch Erfahrung aus vergangenen Projekten. Das Know-how der Mitarbeiter, ihr handwerkliches Geschick und moderne Technik sind die Schlüssel für die präzise Produktion von Vollert. „Wir sind in der glücklichen Lage, einen Stamm von Mitarbeitern zu haben, die unser Geschäft seit vielen Jahren kennen“, erklärt Hans-Jörg Vollert. Von den rund 270 Mitarbeitern sind 53 mehr als 25 Jahre dabei, 14 davon sogar 40 Jahre und länger. „Ohne unsere Mitarbeiter, ihre Kreativität, ihr Engagement, ihre Flexibilität und ihre Bereitschaft, sich immer wieder auf neue Herausforderungen, Märkte und Kulturen einzustellen, wäre unser Erfolg nicht möglich. Das gilt für alle Bereiche, egal ob in der Fertigung, vor Ort oder im Service.“ Neben fachmännischer Ausbildung setzt Vollert auf modernste Technik in der eigenen Fertigung mit Großbohrwerken, zerspanender Fertigung, Lackiererei, Automation und Elektroinstallation. Alle Arbeitsschritte erfolgen in den acht Hallen im eigenen Werk im süddeutschen Weinsberg. Als Vorreiter suchen die Ingenieure von Vollert seit jeher nach kostengünstigen, material- und energiesparenden Konzepten für ihre Kunden. Neue Energiekonzepte und nachhaltige Technologien im Maschinen- und Anlagenbau sind der Schlüssel für wirtschaftliche und ressourcenschonende Lösungen. Die Zertifizierung als Mitglied der Blue Competence Initiative ist ein Beleg dafür. Von Anfang an ist Vollert Mitglied der Nachhaltigkeitsinitiative des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) und übernimmt damit Verantwortung für den Einklang von Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft. Erfahrung und Engagement verbinden 81 FLEXIBILITÄT UND NEUGIER Neu- und Umdenken ist für die Mitarbeiter von Vollert seit jeher Bestandteil ihrer täglichen Arbeit. Mit den wachsenden Aufgaben sind über die Jahre die Anforderungen kontinuierlich gestiegen, zum Beispiel bei den Sprachkenntnissen. Neben Deutsch und Englisch spricht „Vollert“ heute auch fließend Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch oder Chinesisch. Ebenso haben sich in den 90 Jahren des Bestehens die Planungs- und Fertigungstechniken laufend gewandelt. Das Unternehmen war 82 Erfahrung und Engagement verbinden dabei immer Vorreiter beim Einsatz modernster Technologien. Anfang der 80erJahre hielten die ersten Computer Einzug in den Büros, 2006 stellte Vollert als einer der ersten Hersteller aus dem Bereich Sonderanlagenbau auf eine durchgängige 3DCAD-Konstruktion um. Zwei Jahre dauerte die intensive Schulung der Mitarbeiter, die Kunden profitieren dadurch von einer höheren Planungssicherheit. FERTIGUNG MIT FINGERSPITZENGEFÜHL Große und schwere Teile bestimmen nicht nur die Produktion bei den Kunden, sondern auch die Fertigung von Vollert. Höchste Qualität und präzise Passgenauigkeit sind dabei oberstes Gebot. Für die Herstellung der Sonderanlagen sind viel Erfahrung und handwerkliches Geschick der Mitarbeiter gefragt. „Schon die Handhabung der tonnenschweren Teile erfordert spezielles Können und natürlich ist auch beim Schweißen Fingerspitzengefühl nötig“, erklärt Produktionsleiter Jürgen Schmidt. Gerade beim Kranbau oder bei Regalbediengeräten ist absolute Zuverlässigkeit wichtig. Viele der rund 90 Mitarbeiter aus der Produktion sind seit Jahren bei Vollert und haben häufig bereits ihre Ausbildung hier absolviert. So wie Produktionsleiter Jürgen Schmidt selbst. Er kam 1973 zu Vollert: „Für die Fertigstellung eines Anlagenteils ist vom Stahlbau bis zur Montage und Endmontage immer ein Team verantwortlich. Die Elektroinstallation und die Lackierung übernehmen dann die Kollegen aus den beiden Fachbereichen.“ Besonders korrosionsgefährdete Teile, zum Beispiel für Zugwaschanlagen, werden mit einem seewasserfesten 2K-Lack versehen. Viele Anlagenteile werden außerdem vor der Auslieferung einmal komplett aufgebaut und getestet. So können Spurweiten eingestellt und teilweise bereits Endabnahmen erfolgen. Danach werden die Anlagen wieder in einzelne Komponenten zerlegt und in der genauen Reihenfolge der Montage termingerecht zum Kunden geliefert. Erfahrung und Engagement verbinden 83 FÜNF MAL ZUM MOND UND WIEDER ZURÜCK Für ihre Kunden sind Mitarbeiter von Vollert jedes Jahr weltweit unterwegs – zu Gesprächen, zur Montage und zum Service vor Ort. Allein 2014 absolvierten sie mehr als 4 Millionen Flugkilometer – eine Strecke so lang wie fünf Mal zum Mond und wieder zurück. Auch auf internationalen Messen ist Vollert seit Jahrzehnten vertreten. Dazu zählen die wichtigsten wiederkehrenden Messen wie die ALUMINIUM, InnoTrans, bauma oder INTERMAT ebenso wie spezielle Branchen-Events, beispielsweise die 84 Erfahrung und Engagement verbinden UzBuild (Taschkent), CTT (Moskau), Concrete Show South America (São Paulo), BIG 5 SHOW (Dubai), Project Iraq (Erbil) und bc India (Delhi). Vollert ist dort vor Ort, wo die Kunden sind. Und die Kunden von Vollert kommen aus über 80 Ländern der Erde – von Armenien, Finnland, Italien, Japan, Korea, aus der Mongolei, vom Oman, aus Österreich, Peru, Sri Lanka, Tansania, Uruguay und Vietnam. FEST VERWURZELT, LOKAL ENGAGIERT Als Traditionsunternehmen übernimmt Vollert Verantwortung für die Menschen in der Region und unterstützt seit vielen Jahren zahlreiche Initiativen. Neben sozialen Projekten wie dem Weinsberger Tafelladen zählen dazu auch kulturelle und sportliche Veranstaltungen. Einen besonderen Schwerpunkt legt das Unternehmen auf bildungsorientierte Förderangebote. Eine ganzheitliche Technikförderung für Jungen und Mädchen, angefangen in Kindergärten über Schulen bis hin zu Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, ist der Schlüssel, um den Experimentierdrang der Kinder und Jugendlichen zu wecken und damit ihre Begeisterung für eine spätere Technikausbildung zu fördern. Dies ist die Grundlage für künftig gut ausgebildete Ingenieure und Fachkräfte. Vollert unterstützt deshalb in Kooperation mit dem Verein faszination technik e.V. durch Spenden den Einsatz besonderer Lehrmittel zur Förderung des technisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts in den Weinsberger Grundschulen, unter anderem in den Bereichen „Konstruktion“ und „Energie“. Dazu werden auch die Lehrkräfte in einer Fortbildung speziell geschult. Erfahrung und Engagement verbinden 85 FRISCHER WIND – SEIT GENERATIONEN Der erste Lehrling von Vollert hieß Fritz Heimberger. Er „logierte“ in den 30er-Jahren bei einem Weinbauern in der Nähe der Schlosserei und wurde später in den Betrieb übernommen, wo er auch seine Gesellenprüfung ablegte. Viele Lehrlinge folgten ihm – und nicht wenige sind bis heute geblieben. Die Familie Vollert ist nicht die einzige, die seit Generationen das Unternehmen prägt. Auch unter den Mitarbeitern gibt es Familien, die sich über mehrere Generationen für das Unternehmen einsetzen, vom Großvater bis zum Enkel. 86 Erfahrung und Engagement verbinden Der Erfolg von Vollert hängt von der Qualität der Produkte ab. Und die wiederum vom Können der Mitarbeiter. Damit das so bleibt, bildet Vollert seine Nachwuchskräfte in der Produktion und Verwaltung selbst aus. Die Ausbildungsquote liegt mit über acht Prozent dabei seit Jahren weit über dem Durchschnitt deutscher Unternehmen. Erfahrung und Engagement verbinden 87 IMPRESSUM Herausgeber: Vollert Anlagenbau GmbH Stadtseestraße 12 74189 Weinsberg www.vollert.de Copyright © 2015 Alle Rechte vorbehalten. Konzept, Text und Redaktion: Sympra GmbH (GPRA), Stuttgart www.sympra.de Entwurf, Satz und Umsetzung: Ossenbrunner Wagner Gestaltung, Stuttgart www.ossenbrunner-wagner.de Bildnachweis: © Archiv Vollert, soweit nicht anders gekennzeichnet Druck: Schweikert Druck, Obersulm-Eschenau www.druck-schweikert.de 90 JAHRE BEWEGENDE MOMENTE Seilbahnen, die Weinberge und das Meer überspannen, Mega-Hochregallager für 100.000 Tonnen Aluminium-Coils und die modernsten Betonfertigteilwerke der Welt – seit 90 Jahren bewegt Vollert schwere Lasten. Mit patenten Lösungen, die uns zum Taktgeber, Schrittmacher und Vorreiter in zahlreichen Industriebereichen machen. Unser Antrieb sind dabei die Herausforderungen unserer Kunden, die uns beflügeln und fordern und immer wieder zu neuen Innovationen und noch effizienteren Lösungen anspornen. Seit 1925.
© Copyright 2024 ExpyDoc