Hans Memling: Die Passion Christi, 1475 Szene 14: Der Kreuzweg Die vierzehnte Szene, die Hans Memling auf seinem Passionsbild darstellt, ist die raumgreifendste Szene, sie füllt fast ein Viertel des Bildes aus und ist mit einer außerordentlichen Liebe zum Detail ausgestattet. Berichtet wird über den Weg nach Golgatha von allen Evangelisten (Matthäus 27, 31b-32 / Markus 15, 20b-21 / Lukas 23, 26-32 / Johannes 19, 17), allerdings kennt Johannes die Erzählung von Simon von Cyrene nicht und lässt Jesus das Kreuz selbst tragen. Am ehesten folgt Memling der Erzählung des Lukas: "Und als sie ihn abführten, ergriffen sie einen Mann, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, dass er's Jesus nachtrüge. Es folgte ihm aber eine große Volksmenge und Frauen, die klagten und beweinten ihn … Es wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm hingerichtet würden." Wir sehen den ganzen Zug der Soldaten und Obrigkeiten, samt der Volksmenge durch das Stadttor ziehen und sich auf den Weg zur Anhöhe zu machen. Pilatus sitzt auf einem Schimmel, neben ihm reitet vermutlich Kaiphas. Beide begleiten die gesamte Kreuzigung. Im zweiten Stadttor sieht man Maria und Johannes (samt anderen Frauen), die Jesu Fall und die Übernahme des Kreuzes durch Simon von Cyrene beobachten. Jesus blickt aus dem Bild heraus den Betrachter direkt an. Etwas darüber sieht man die beiden Verbrecher, die mit Jesus gekreuzigt werden. Sie tragen kein Kreuz, sondern sind mit den Händen am Rücken gefesselt. Hans Memling: Die Passion Christi, 1475 Bildausschnitte a) Pilatus und ein Hohepriester auf dem Pferd b) Maria und Johannes mit Jesus und Simon von Cyrene c) Die beiden Verbrecher.
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