Zeit(ungs)geschehen 2014/2015

Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
…Der Jubiläumskongress in Berlin, der 100. Verlag mit Paid
Content, weltweite Solidarität für die Pressefreiheit…:
Die Zeitungsbranche blickt auf ein bewegtes Jahr zurück.
Das „Zeit(ungs)geschehen“ dokumentiert wichtige Ereignisse
für den BDZV und die gesamte Medienbranche.
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
Von Jutta Lütkecosmann
Chronik1
Diese Chronik dokumentiert, was im Berichtszeitraum 2014/2015 bedeutsam war. Sie erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
4. September
BDZV: Google darf eigene Angebote nicht
bevorzugen
Der BDZV und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) fordern die Europäische
Kommission nachdrücklich auf, Googles drittes Paket an Verpflichtungszusagen (Vergleichsvorschlag) im laufenden Wettbewerbsverfahren zurückzuweisen. Der Vergleichsvorschlag
würde Googles missbräuchliche Bevorzugung
eigener Dienste nicht beenden, sondern diesen Missbrauch des Quasi-Suchmonopols sogar formal bestätigen. BDZV-Präsident Helmut
Heinen sagt hierzu: „Die Kommission muss ihre
besonderen Kompetenzen als Wettbewerbsbehörde entschlossen wahrnehmen und den
Vergleichsvorschlag ablehnen. Es ist an der
Zeit, das europäische Wettbewerbsrecht zur
Anwendung zu bringen und dieses wettbewerbswidrige Verhalten zu beenden, das den
digitalen Sektor in Europa zum Nachteil von
Verbrauchern und Unternehmen ausbremst.“
9. September
Podiumsdiskussion: Wer regelt das Netz?
Missbraucht Google seine Marktmacht? Wer
macht eigentlich die Regeln im Netz? Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb und
Konsumentenschutz im Internet sind die
Hauptthemen bei einer hochkarätig besetzen
Podiumsdiskussion in der rheinland-pfälzischen Landesvertretung Berlin, zu der BDZV,
der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger
(VDZ), die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), der Verband Privater Rundfunk
und Telemedien (vprt) und das Open Internet
Project eingeladen haben. „Google beherrscht
den europäischen Markt für Suchmaschinen
mit 95 Prozent“, erläutert Robert Maier, Gründer und Geschäftsführer der Meta-Suchmaschine Visual Meta in seinem Impulsvortrag.
Zusammen mit Gerd Billen (Staatssekretär im
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz), Günter Krings (MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister
des Innern), Björn Böhning (Chef der Berliner
Senatskanzlei) und Moderator Peter Stefan
Herbst (Chefredakteur der „Saarbrücker Zeitung“) diskutiert er über Googles Fast-Monopol.
Moderator Peter Stefan Herbst (Chefredakteur der „Saarbrücker Zeitung", rechts) spricht mit Gerd Billen
(Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz) über Googles Fast-Monopol.
10. September
Festakt Theodor-Wolff-Preis: „Unser Kern ist
die Nachricht“
Gerade jetzt würden die Menschen in vielen
Regionen wieder Zeuge von Krieg und Unterdrückung, nie gekannter Gewalt und ungeheuren Missständen. Umso wichtiger sei Journalismus in Krisengebieten als „notwendige Aufklärung“. Das sagt der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, anlässlich
der Verleihung des Journalistenpreises der
deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis in
Aachen. In seiner Laudatio auf den Preisträger
für das Lebenswerk, den langjährigen Aus-
landskorrespondenten der „Süddeutschen Zeitung“ Rudolph Chimelli, führt Schulz weiter
aus, dass die Männer und Frauen, „die solche
Jobs machen, auf extreme Situationen vorbereitet werden müssen“ und Wegweiser bräuchten, an denen sie sich orientieren können.
Rudolph Chimelli sei ein solcher Wegweiser.
„Die Verlagswelt bleibt im Umbruch. Es geht
um neue Strategien und Produkte in einem
Markt, der sich radikal gewandelt hat. Die Digitalisierung eröffnet den Verlagen ganz neue,
längst nicht auserforschte Wege, mit unseren
Lesern und Kunden in Kontakt zu treten.“ Das
erklärt der Verleger des Bonner „General-Anzeigers“, Hermann Neusser, zugleich Vorsit-
1) Berichtszeitraum 1. August 2014 bis 31. Juli 2015
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Zeitungen 2015/16
Andreas Müller (links), Geschäftsführer der Zeitungsverlag Aachen GmbH, Professor Bernd Mathieu (2.v.l.),
Chefredakteur „Aachener Zeitung“ und „Aachener Nachrichten“, und Hermann Neusser (rechts), Verleger des
Bonner „General-Anzeigers“, mit den Preisträgern 2015 (v.l.): Peter Unfried, Rudolph Chimelli, Kerstin Kohlenberg, Benjamin Piel, Kai Strittmatter und Johannes Ehrmann.
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zender des TWP-Kuratoriums. Er mahnt, dass
die Zeitungsleute ihr ureigenes Geschäft nicht
aus dem Blick verlieren dürften. „Unser Kern
ist die Nachricht. Wir sind Erzähler und Deuter
von Geschichten.“ Der Gastgeber der Festveranstaltung und Geschäftsführer des Zeitungsverlags Aachen, Andreas Müller, erläutert,
dass sein Haus die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses auf neue Fundamente
gesetzt und als Investition in die Zukunft multimedial ausgebaut habe. Dahinter stehe die
feste Überzeugung, „dass der Journalismus
weiter seine Beiträge zur Sicherung unserer
Demokratie leiste“ und ein „respektabler Wirtschaftsfaktor sein“ wird. Neben dem Preisträger für das Lebenswerk werden bei der Festveranstaltung Johannes Ehrmann („Der Tagesspiegel“, Berlin), Benjamin Piel („ElbeJeetzel-Zeitung“, Lüchow), Kai Strittmatter
(„Süddeutsche Zeitung“, München), Kerstin
Kohlenberg („Die Zeit“, Hamburg) und Peter
Unfried („taz – die tageszeitung“, Berlin) mit
dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet.
19. September
Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, übergibt den Preis für das Lebenswerk an den langjährigen Auslandskorrespondenten der „Süddeutschen Zeitung“ Rudolph Chimelli.
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Starke Reichweite: 31,4 Millionen lesen
online Zeitung
Zeitungen sind mit 17,5 Millionen Lesern pro
Woche im Internet die erste Adresse für Information. Zu diesem Ergebnis kommt die ZMGSonderauswertung der AGOF internet facts
2014-7. Pro Monat erreichen die Online-Angebote der Zeitungen demnach 31,4 Millionen
Menschen, das sind 44,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Junge Menschen verwenden das Internet besonders häufig – und dort
nutzen sie besonders oft die Zeitung. Die Online-Zeitungsreichweite bei den 14- bis 29-Jährigen liegt laut ZMG-Sonderauswertung im
durchschnittlichen Monat bei 68,1 Prozent.
Das heißt, die Zeitung erreicht zehn Millionen
junge Leser.
22. September
WAN-IFRA verleiht Junge-Leser-Preise
Beim World Young Reader Prize des Weltverbands der Zeitungen und Nachrichtenmedien
WAN-IFRA werden vier Titel aus Deutschland
ausgezeichnet. Je ein erster Preis geht an das
„Mindener Tageblatt“ (MT) in der Kategorie
„Großartige Unterstützung“ (A Great Help) und
an den Schleswig Holsteinischen Zeitungsverlag (sh:z, Flensburg) in der Kategorie „Zeitung
in der Schule“ (News in Education). Einen
Preis in Silber erhält die „Frankfurter Neue
Presse“. Eine besondere Würdigung geht an
die „Heidenheimer Zeitung“.
23. September
Google: Wende im Brüsseler Wettbewerbsverfahren
Die EU-Kommission legt den aktuellen Vergleichsvorschlag von Google zu den Akten. Der
zuständige Kommissar Joaquín Almunia fordert aufgrund neuer Faktenlage beim Internetkonzern mehr Zugeständnisse ein. Der USKonzern müsse seine Vorschläge nachbessern, um den Streit um seine Suchmaschine
beizulegen, sagt der EU-Wettbewerbskommissar im Europäischen Parlament in Brüssel.
BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff begrüßt, dass sich die EU-Wettbewerbsbehörde
weiter Zeit für eine engagierte Prüfung in dieser Sache nimmt. Der Kommissar hatte den
im Februar 2014 bekanntgegebenen Kompromiss mit Google zunächst gegen die Kritik von
Verlegern und Online-Firmen verteidigt.
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29./30. September
„Zeitungen sind systemrelevant“ –
BDZV-Jubiläumskongress in Berlin
Erhellende Impulse aus der deutschen Startup-Szene, zukunftsweisende Eindrücke aus
der Schweiz und den USA, ein stimmungsvoller Abend der Zeitungsmacher, ein eindrucksvoller Blick zurück: Der Zeitungskongress 2014
in Berlin bietet den rund 550 Gästen zahlreiche
Highlights.
„Zeitungen sind für die Zivilgesellschaft systemrelevant“, sagt BDZV-Präsident Helmut Heinen
bei der Eröffnung. In einer zunehmend atomisierten Informationskultur seien die Zeitungsmarken Garanten für professionell recherchierte Nachrichten und sorgten für eine Ein-
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ordnung des politischen, wirtschaftlichen und
kulturellen Geschehens. Heinen hebt hervor,
dass der tiefgreifende Transformationsprozess
in der Zeitungsbranche noch längst nicht abgeschlossen sei. Es sei erfreulich, dass über
Smartphones und Tablet-PC auch ganz neue
Zielgruppen erreicht würden, doch bei den digitalen Angeboten seien wirklich nachhaltige
Geschäftsmodelle noch nicht gefunden.
Wenn Leser im Netz die Qualität der gedruckten Zeitung vorfinden, werden sie auch bereit
sein, dafür zu bezahlen, so die Einschätzung
von Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer
Festrede zum 60. BDZV-Verbandsjubiläum.
Die Einordnung der Zeitungsredaktionen sei
„bei der unendlichen Flut von Informationen
noch wichtiger“ als bisher.
Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, und John F. Harris, Gründer und Chefredakteur
von „Politico“, stellen ihre gemeinsamen Pläne für die europäische „Politico“-Ausgabe vor.
Die Einordnung der Zeitungsredaktionen sei „bei der unendlichen Flut von Informationen noch wichtiger“ als
bisher, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Festrede zum 60. BDZV-Verbandsjubiläum.
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BDZV-Präsident Helmut Heinen eröffnet den Abend der Zeitungsmacher in der Station-Berlin.
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der BDZV und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Über einen Zeitraum
von mehreren Wochen schalten die Branchenverbände vier verschiedene aufmerksamkeitsstarke Motive in der „Lebensmittel Zeitung“,
dem Schwesterblatt „LZ direkt“. Presse ist
„Täglich frisch“, „Renditebringer“ und „Immer
auf Kurs“ – so die Kernbotschaften der Verleger und des Pressegroßhandels.
17. Oktober
Professor Alfred Neven DuMont im Gespräch mit BDZV-Präsident Helmut Heinen.
Ein mitreißendes Plädoyer für digitalen Journalismus hält Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE. „Unmittelbarer
Dialog mit dem Leser macht digitalen Journalismus konkurrenzlos intelligent“, gibt er seinen Kollegen mit auf den Weg.
Ein Höhepunkt des Kongresses: der Vortrag
von Alfred Neven DuMont, Aufsichtsratsvorsitzender der Mediengruppe M. DuMont Schauberg. Eindrucksvoll erzählt er Zeitungsgeschichte, auch kommentiert er aktuelle Entwicklungen. Für Neven DuMont sind die größten Rivalen der Verlage längst nicht mehr
andere Verlagshäuser, sondern der öffentlichrechtliche Rundfunk, Google oder Facebook.
Das Kartellrecht sei deshalb veraltet. „Das
Kartellrecht ist eine reine Lehre, aber die reine
Lehre von gestern.“
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Einen Blick zurück erlaubt auch die multimediale „Timeline“ von BDZV und dpa, die
beim Zeitungskongress vorgestellt wird. Sie
zeigt wichtige Stationen seit Gründung des
BDZV – Fotos, Videos und kurze Texte dokumentieren Kampagnen, Veranstaltungen und
Akteure aus der Geschichte des Verbands sowie wichtige Ereignisse der Mediengeschichte
von damals bis heute.
2. Oktober
Grosso und Verlegerverbände werben
gemeinsam für Print
Tägliche Frische und starke Markenvielfalt aus
einer Hand – der Bundesverband Presse-Grosso wirbt in einer Anzeigenkampagne für die
Vorzüge von Zeitungen und Zeitschriften im
stationären Handel. Kooperationspartner sind
BDZV kritisiert geplantes Online-Jugendportal von ARD und ZDF
Der BDZV kritisiert den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz, den von ARD und ZDF
geplanten Jugendkanal nur im Internet und
ohne eigenes Angebot in Radio und Fernsehen
starten zu lassen. Es sei ein unsäglicher Vorgang, dass das neue Online-Angebot ohne DreiStufen-Test, ohne zeitliche Befristung und ohne
irgendeine Bindung an einen Sendungsbezug
eingeführt werden soll. „Nur fünf Jahre nach
der Verabschiedung des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrags, der restriktive Regelungen
für Online-Angebote vorsieht, werden diese Beschränkungen durch die unmittelbare Beauftragung des Jugendangebots umgangen. Damit
wird ein Präzedenzfall geschaffen, der für den
öffentlich-rechtlichen Rundfunk einen Blankoscheck für die Zukunft bedeuten kann“, verurteilt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff
die Pläne der öffentlich-rechtlichen Anstalten.
23. Oktober
Medientage München: Spotify ein Modell
für Verlage?
Wäre ein Aggregationsmodell, wie es Spotify
für die Musikindustrie anbietet, auch interes-
sant für deutsche Presseverlage? Das ist eine
der zentralen Fragen beim Publishing-Gipfel,
den der BDZV und der Verband Bayerischer
Zeitungsverleger (VBZV) bei den Medientagen
München veranstalten.
Stefan Zilch, Geschäftsführer Spotify Deutschland, will keine eindeutige Antwort darauf geben, wirbt aber für ein Umdenken in der Zeitungsbranche: „Content haben ganz viele“,
sagt er. Die Aussage „Content is king“ treffe
nicht mehr zu, heute sei das daraus geschaffene Produkt der „König“, und dazu bedürfe
es eines hohen technischen Aufwands. Dem
widerspricht Martin Balle, Verleger von „Straubinger Tagblatt“/„Landshuter Zeitung“ und
Münchner „Abendzeitung“ (AZ): Nicht die
Technik mache den Erfolg aus, sondern die
Fähigkeit, Erlebtes und Erfahrenes so lebendig
zu berichten, dass andere dies auch lesen
wollten. Die Chefredakteurin der „Frankfurter
Rundschau“, Bascha Mika, argumentiert ähnlich: Es sei kein Mangel, sondern vielmehr
eine Qualität der Zeitungen, ihre Leser nicht
– wie große Digitalunternehmen – bis in die
privaten Winkel auszuforschen. Laurence Mehl,
Geschäftsführer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, hingegen steht der Idee eines aggregierten Zeitungsangebots zum monatlichen
Festpreis, wie es das beispielsweise mit
„Blendle“ in den Niederlanden bereits gibt,
offen gegenüber. Allerdings sieht er auch die
Hürden, die es zu überwinden gälte.
Jens Lönneker, Diplompsychologe und Gründer von rheingold salon (Köln), arbeitet in einem spannenden Impulsvortrag heraus, warum die Gesellschaft im digitalen Zeitalter
neu lernen müsse, „was wir öffentlich und privat schützen wollen“. Diese Entscheidung
sollte aus seiner Sicht nicht den Filtermecha-
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jeder Sechste setzt auf andere Online-Angebote. Laut Untersuchung ist die überwältigende Mehrheit davon überzeugt, dass die gedruckte Zeitung Zukunft hat, obwohl sich viele
der Befragten auch im Internet informieren:
80 Prozent der Top-Entscheider erwarten,
dass die Zeitung in der Zukunft auch in gedruckter Form eine große Rolle spielen wird.
28. November
Neu in der TWP-Jury: „Tagesspiegel“-Chefredakteur
Lorenz Maroldt.
Diskutieren in München über Wege zur digitalen Selbstverständlichkeit (v.l.): Jens Lönneker, Stefan Zilch,
Frank Thomsen, Bascha Mika, Martin Balle und Laurence Mehl.
nismen weltweit tätiger Oligopolisten überlassen werden.
Den Auftakt des Gipfels bildet ein Interview
mit Andreas Scherer, erster Vorsitzender des
VBZV und Vorsitzender der Geschäftsführung
der „Augsburger Allgemeinen“. Von Moderator
Frank Thomsen (Ressortleiter Deutschland,
„Stern“) nach seiner Einschätzung der Branchensituation befragt, weist Scherer darauf
hin, dass die Gesetzgebung beispielhaft dafür
stünde, wie die Politik den Verlagen das unternehmerische Handeln erschwere.
Zeitung“ (NWZ) in Oldenburg. „Paid Content
hat in den vergangenen zwei Jahren eine enorme Dynamik entfaltet: Ende 2012 besaßen
erst 40 Zeitungstitel ein Online-Bezahlmodell,
Ende 2014 sind es mehr als doppelt so viele“,
sagt dazu Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter
Kommunikation + Multimedia beim BDZV. Darunter seien fast ausschließlich Regionalverlage. Weitere Titel hätten Bezahlmodelle für
2015 angekündigt. „Die großen Reichweiten
der Tageszeitungen sind ideale Voraussetzungen für die Paid-Content-Modelle der Verlage“,
führt Fuhrmann weiter aus.
7. November
14. November
Hundert Zeitungen setzen auf Paid Content
Paid Content setzt sich immer mehr durch:
Der BDZV listet hundert Online-Bezahlangebote von 351 Tageszeitungen. Der jüngste
Zugang ist am 7. November die „Nordwest-
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Lorenz Maroldt Mitglied der Theodor-WolffPreis-Jury
Das Kuratorium des Journalistenpreises der
deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis
(TWP) beruft den Chefredakteur der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung „Der Tagesspiegel“, Lorenz Maroldt, in die Preisjury. Er löst
Bernd Hilder (Chefredakteur „Thüringische
Landeszeitung“, Weimar) ab, der turnusmäßig
nach neun Jahren ausgeschieden ist. Maroldt
wurde bereits 1992 für einen Beitrag in der
überregionalen Tageszeitung „Neue Zeit“ (Berlin) mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet.
18. November
Zeitung wichtigste Informationsquelle für
Top-Entscheider
Zeitungen sind für Deutschlands Top-Entscheider die wichtigste Informationsquelle zum
aktuellen Geschehen. Wie das Institut für
Demoskopie Allensbach im Auftrag des Wirtschaftsmagazins „Capital“ bei 496 Top-Entscheidern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung ermittelte, bevorzugen gut zwei Drittel der
Befragten dieses klassische Medium. Dabei
nutzen 43 Prozent die Printausgabe, weitere
fast 25 Prozent auch die Online-Version. Gut
JIM-Studie: Zeitung für Jugendliche
glaubwürdigstes Medium
Die Tageszeitung ist für Jugendliche in Deutschland das glaubwürdigste Medium. Zu dem Ergebnis kommt die JIM-Studie 2014 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. Jugendliche im Alter zwischen 12 und
19 Jahren wurden für die Studie unter anderem befragt, welchen Medien sie bei einer widersprüchlichen Berichterstattung am ehesten
Glauben schenken würden – dem Radio, dem
Fernsehen, dem Internet oder der Tageszeitung. Danach vertrauen 40 Prozent der Jugendlichen auf die Tageszeitung, gut ein Viertel entscheidet sich für das Fernsehen (26 Prozent).
Radiomeldungen und Internetberichterstattung genießen mit 17 und 14 Prozent das geringste Vertrauen.
3. Dezember
DCA appelliert an Bundestagsausschuss
Digitale Agenda
Die Deutsche Content Allianz (DCA), der auch
der BDZV angehört, appelliert an die Mitglieder
des Bundestagsausschusses Digitale Agenda,
bei der weiteren Befassung zum Thema Zukunft des Urheberrechts die Ausgewogenheit
der Einbezogenen und der Anliegen zu wahren.
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Zeitungen 2015/16
Zu einem „öffentlichen Fachgespräch“ zum
Thema „Stand der Urheberrechtsreform auf
deutscher und europäischer Ebene und weiteres Vorgehen beim Leistungsschutzrecht für
Presseverlage“ war kein Vertreter der Kulturund Kreativwirtschaft geladen. Dazu Jürgen
Doetz (Verband Privater Rundfunk und Telemedien) als Koordinator der DCA: „Die Initiatoren des Fachgesprächs müssen sich überlegen, ob sie sich mit dieser Art der einseitigen Einladung und der dann nachfolgenden
Diskussion einen Gefallen tun. Die Digitale
Agenda besteht aus mehr als Technik und deren Auswirkungen auf den Nutzer.“
17. Dezember
BDZV: Rundfunkstaatsvertrag muss
geändert werden
Als in keiner Weise nachvollziehbar kritisiert
der BDZV die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, wonach der private Rundfunksender ProSieben künftig auch regionale Werbung schalten darf. Laut Gericht
verstößt es nicht gegen die Bestimmungen
des Rundfunkrechts, wenn im Rahmen eines
bundesweiten Fernsehprogramms Werbespots
mit regional beschränktem Verbreitungsgebiet
gesendet werden. Das sehen die Verleger fundamental anders.
„Bisher wurde Fernsehwerbung rechtlich immer als Teil des Programms betrachtet“, erklärt der BDZV. Ein ausdrückliches Verbot regionaler Werbung für TV-Anbieter mit nationalem Programm habe es bisher nur deshalb
nicht gegeben, weil die TV-Anbieter aus technischen Gründen nicht in der Lage gewesen
seien, ihre Werbung regional auseinanderzuschalten. „Wenn das Bundesverwaltungsgericht nun das Fehlen eines solchen Verbots
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zur Grundlage seiner Entscheidung macht,
müssen die Länder den Rundfunkstaatsvertrag eben entsprechend überarbeiten.“ Der
BDZV kritisiert, ProSieben werde in die regionalen Werbemärkte eingreifen und den regionalen Medien einen Teil ihrer Finanzierungsgrundlage entziehen, ohne im redaktionellen
Programm einen Beitrag zur regionalen Meinungsvielfalt zu leisten. Das Bundesverfassungsgericht habe in seiner sogenannten
Niedersachsen-Entscheidung die Gefährdung
insbesondere der örtlichen und regionalen
Presse durch den Rundfunk hervorgehoben.
„Wir setzen darauf, dass die Bundesländer
rasch die richtigen Maßnahmen ergreifen, um
diese Gefährdung der regionalen Pressevielfalt zu verhindern.“
7. Januar 2015
Zeitungen solidarisieren sich mit
„Charlie Hebdo“
Viele Zeitungen in Deutschland und der Welt
solidarisieren sich nach dem grausamen Attentat auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“
mit dem Blatt, drucken Karikaturen und Titelseiten der französischen Zeitschrift ab und rufen zum Zusammenhalt auf.
„Das Attentat von Paris war ein gezielter Anschlag auf das Satireblatt ,Charlie Hebdo‘ und
seine Mitarbeiter. Aber es war zugleich ein Anschlag auf die westliche Welt, auf die Grundlagen und Werte einer offenen Gesellschaft“,
schreibt BDZV-Präsident Helmut Heinen in
einem Gastkommentar, der am 10. Januar
deutschlandweit in zahlreichen Zeitungen veröffentlicht wird. Heinens Appell: „Wehren wir
uns. Beharren wir, Zeitungen und Leser gemeinsam, auch weiterhin selbstbewusst auf
der Pluralität der Meinungen und der Freiheit,
„Fluctuat Nec Mergitur“: Karikatur von Heiko Sakurai.
„Lügenpresse“: Karikatur von Klaus Stuttmann.
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Zeitungen 2015/16
sie zu äußern.“ Zu dem Kommentar des BDZVPräsidenten bietet der BDZV für diese Gemeinschaftsaktion der Zeitungen in Deutschland
zwei Karikaturen zur Veröffentlichung an, die
sich mit dem Thema Meinungs- und Pressefreiheit beschäftigen. Sie stammen von den
mehrfach preisgekrönten Karikaturisten Heiko
Sakurai und Klaus Stuttmann.
Zahlreiche Zeitungen beteiligen sich an der
Aktion, drucken Kommentare und Karikaturen
oder stellen diese auf ihre Websites.
13. Januar
Lügenpresse ist das Unwort des Jahres 2014
Der BDZV begrüßt, dass der Begriff „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres 2014 gewählt
worden ist. Damit habe die Jury einen wichtigen Beitrag geleistet, geistige Brandstifter zu
entlarven, erklärt ein Sprecher des BDZV. Womöglich wüssten die meisten Teilnehmer an
den Pegida-Demonstrationen gar nicht, wie
belastet dieser Begriff sei, doch von den Protagonisten werde er bewusst eingesetzt, um
gegen die Medien aufzuhetzen. Dies sei eine
Attacke auf die freie Presse. Unter dem Begriff Lügenpresse wurde bereits zu Beginn
des 20. Jahrhunderts üble Kriegshetze betrieben, später gehörte er zum Vokabular der NSPropaganda.
20. Januar
Helmut Heinen über die Rolle der Zeitungen
in Deutschland
„Wir leben in Deutschland in einem der wenigen Länder, in denen die Pressefreiheit nicht
nur in der Verfassung verankert, sondern auch
jeden Tag aufs Neue gelebt wird. Doch auch
hier gibt es Attacken auf das freie Wort.“ In
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Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
einem Kommentar in der „Handelsblatt“-Ausgabe vom 20. Januar 2015 verwahrt sich
BDZV-Präsident Helmut Heinen gegen den
Vorwurf „Lügenpresse“ an die Zeitungen und
weist auf die wichtige Rolle des Lokaljournalismus hin. „Freiheit und Unabhängigkeit der
Presse sind das Fundament aller demokratischen Gesellschaften. Jedem Versuch, sie
auszuhöhlen, muss entgegengetreten werden.
Am besten mit dem eigenen Werkzeug. Und
das ist reflektierter, gut recherchierter und der
Wahrheit verpflichteter Journalismus.“ (Der
komplette Kommentar ist in diesem Jahrbuch
auf S.144 abgedruckt)
26. Januar
„Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“
an Klaus Stuttmann
„Satire in Wort und Bild genießt in Deutschland eine ungeheure Freiheit und hervorragenden Schutz – und das muss so bleiben“, erklärt der Hauptgeschäftsführer des BDZV,
Dietmar Wolff, in der Vertretung des Landes
Rheinland-Pfalz in Berlin. Zum 31. Mal werfen
hier Fotografen und Karikaturisten einen Blick
auf das vergangene politische Jahr. Aus Anlass des Attentats auf die Satirezeitschrift
„Charlie Hebdo“ erweitert der BDZV die Ausstellung zur Eröffnung um eine Litfaßsäule mit
Karikaturen zum Thema. Der mit 5.000 Euro
dotierte „Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen“ geht in diesem Jahr an Klaus Stuttmann. Er zeichnet unter anderem für den „Tagesspiegel“ (Berlin). Platz zwei und 2.000 Euro
gehen an Martin Erl (unter anderem „Saarbrücker Zeitung“, „Braunschweiger Zeitung“, „Fuldaer Zeitung“ und „Offenburger Tageblatt“).
Den dritten Preis (1.000 Euro) erhält Thomas
Die preisgekrönte Karikatur von Klaus Stuttmann.
Aus Anlass des Attentats auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ hat der BDZV die Ausstellung zum Karikaturenpreis um eine Litfaßsäule mit Karikaturen zum Thema erweitert.
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Plaßmann („Frankfurter Rundschau“). Am Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen im
Rahmen der „Rückblende 2014“ haben 60
Karikaturistinnen und Karikaturisten teilgenommen. Preisgekrönt werden bei der „Rückblende“ auch die besten politischen Fotografien des vergangenen Jahres. Staatssekretärin
Jacqueline Kraege übergibt den von der rheinland-pfälzischen Landesvertretung gestifteten
ersten Preis in Höhe von 7.000 Euro an Stefan
Boness (freier Fotograf). Platz zwei geht an
den freien Fotografen Sebastian Bolesch. Axel
Heimken (Deutsche Presse-Agentur) belegt
Platz drei.
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
Kinder über die Themen „Terror durch den IS“
und „Klimawandel“ am besten informiert. Nur
12 % (IS-Terror) beziehungsweise 9,3 % (Klimawandel) erklären, noch nichts darüber gehört zu haben. Gleichzeitig bereiten ihnen diese Themen „große“ oder „sehr große“ Sorgen
(41,4 % IS-Terror/39,1 % Klimawandel), und
sie wünschen sich dazu noch „etwas mehr“
oder „viel mehr“ Informationen (65,2 % ISTerror/64 % Klimawandel). Die wenigsten Sorgen lösen laut Umfrage hingegen „Gefahren
durch das Internet“ bei den Sechs- bis Zwölfjährigen aus.
24. Februar
24. Februar
BDZV mit Studie zur Relevanz von
Nachrichten für Kinder
Nachrichten haben auch bei Kindern im Alter
von sechs bis zwölf Jahren bereits hohe Relevanz. Dabei machen sich Mädchen im Schnitt
mehr Sorgen über das Weltgeschehen als Jungen. Ganz oben auf der Liste beunruhigender
Themen stehen Islamistischer Terror und Klimawandel. Das sind einige Ergebnisse einer
ad-hoc Studie, die der BDZV anlässlich der
Konferenz „Junge Zielgruppen: What’s hot?
What’s new?“ in Berlin vorstellt. Bei der von
dem Münchner Marktforschungsinstitut iconkids & youth im Auftrag des BDZV durchgeführten Erhebung standen sieben große und
kontroverse Nachrichtenthemen der vergangenen Monate sowie das Wissen und Interesse von sechs- bis zwölfjährigen Kindern an diesen Themen im Mittelpunkt: Terror durch den
IS, Gefahren durch das Internet, Ukraine-Krise,
Ebola-Seuche, Klimawandel/Erderwärmung,
Neonazis in Deutschland und drohende wirtschaftliche Krise in Deutschland. Danach sind
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Grütters: Unternehmen brauchen Garantie
für faire Wettbewerbschancen im Netz
Kulturstaatsministerin Monika Grütters unterstreicht in Berlin beim Dialog „Kreativität und
Urheberrecht in der digitalen Welt“ eine der
zentralen Forderungen der Deutschen Content
Allianz (DCA), der auch der BDZV angehört.
Notwendig seien „Regeln, die den Schöpfern
geistiger Leistungen, den Künstlern und Kreativen, Freiraum gewähren, und die den Anbietern dieser Leistungen, insbesondere den Medienunternehmen, faire Wettbewerbschancen
im World Wide Web garantieren“, sagt sie in
ihrer Keynote. In diesen Regeln sieht sie die
kultur- und medienpolitische Gestaltungsaufgabe auch im Rahmen der Digitalen Agenda
der Bundesregierung.
Die neue BDZV-Website zum Start am 24. Februar.
Themen, die die Zeitungsbranche bewegen.
Gleichzeitig ist sie ein wertvolles Archiv mit
Nachrichten, Veranstaltungsseiten, Fotos und
Videos, die teilweise bis zum Jahr 1997 nachrecherchiert werden können. Die neue Homepage im Responsive Design passt sich automatisch an alle Geräte an. Mit der BDZVHomepage sind auch die Webseiten des Theodor-Wolff- und des Bürgerpreises komplett
erneuert worden.
25. Februar
24. Februar
BDZV-Homepage im neuen Design
Mit neuem Design, noch mehr Informationen
und multimedialen Angeboten gibt die überarbeitete Homepage des BDZV Einblick in alle
Studie zu Trends der Zeitungsbranche:
Verlage auf Innovationskurs
Die deutsche Zeitungsbranche ist in allen
Bereichen auf Innovationskurs. Dies ist das
Ergebnis der in Berlin vorgestellten Studie
„Trends der Zeitungsbranche 2015“, die der
BDZV gemeinsam mit der Unternehmensberatung Schickler durchgeführt hat. Drei Trends
der Branche werden deutlich: 1. Print stabilisiert sich langsam, das Digitalgeschäft ist ein
starker Wachstumstreiber. 2. Diversifikation:
Verlage stellen sich breiter auf und entwickeln
neue Geschäftsmodelle. 3. Die Digitalisierung
wird in drei Dimensionen vorangetrieben. In
den Zeitungsunternehmen werde mutig und
mit großem unternehmerischem Geist an der
Zukunft gearbeitet, erklärt BDZV-Präsident
Helmut Heinen. Dabei sei der Digitalbereich
der wichtigste Wachstumstreiber. So planten
zwei Drittel der Verlage für das laufende Jahr
neue Digitalprodukte jenseits der klassischen
Websites und News-Apps. Dazu kämen die
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Zeitungen 2015/16
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
BDZV-Präsident Helmut Heinen (rechts) und BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff stellen Journalisten im
Haus der Presse die Ergebnisse der Trendumfrage vor.
Innovationen in Print: Die Hälfte der Verlage
entwickle neue zielgruppenspezifische Printprodukte, wie beispielsweise regionale Wirtschaftsmagazine. Ein Großteil der Verlage investiere zudem in Geschäftsmodelle außerhalb
des Kerngeschäfts. Erfreulich sei – so Heinen –
der Optimismus in der Branche mit Blick auf
das klassische Geschäft. Sowohl bei den Zeitungsauflagen als auch im Werbemarkt rechne die Branche mit einer Stabilisierung.
26. Februar
BDZV verleiht Bürgerpreis der deutschen
Zeitungen an Rupert Neudeck
„Die Rolle, die die Medien und gerade auch
unsere Zeitungen als Berichterstatter über
Kriegs- und Krisengebiete spielen, kann gar
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nicht hoch genug geschätzt werden. Wenn in
vielen Regionen dieser Erde Menschen Opfer
von nie gekannter Gewalt und Unterdrückung
werden, sind es die Journalisten, die für die
notwendige Aufklärung sorgen.“ Das sagt Helmut Heinen, Präsident des BDZV, in Berlin anlässlich der Verleihung des Bürgerpreises der
deutschen Zeitungen an Rupert Neudeck. Die
Jury – alle Chefredakteure der im BDZV organisierten Verlage – hatte dem Gründer der
Hilfsorganisation Cap Anamur/Deutsche Notärzte e.V. und des Friedenskorps Grünhelme
die mit 20.000 Euro dotierte Ehrung für sein
unermüdliches Engagement für Flüchtlinge
und Menschen in Not zugesprochen. Der Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, würdigt Rupert Neudeck
vor gut 150 geladenen Gästen aus Politik und
Preisträger Rupert Neudeck mit dem Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz, Heiko Maas, bei
der Bürgerpreis-Verleihung in Berlin.
BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff, Bundesjustizminister Heiko Maas, Christel und Rupert Neudeck
und BDZV-Präsident Helmut Heinen (v.l.).
195
Zeitungen 2015/16
Medien als eine Persönlichkeit, die „uns mit
ihrer eigenen Lebensgeschichte sehr anschaulich vermittelt, dass Flucht keine Wahl ist, sondern ein Schicksal. Die Verleihung des Bürgerpreises an Rupert Neudeck ist ein starkes
Zeichen dafür, Menschen zu helfen, die ihre
Heimat verlassen müssen.“ Rupert Neudeck
betont: „Wer etwas Großes auf dieser Welt beginnen will, darf sich nicht auf die Zuständigen
und die Experten verlassen“.
3. März
Die Besten gewinnen – Bonner Fachkonferenz der Initiative Qualität
In einem Punkt sind sich BDZV, DJV und dju
in ver.di bei der Fachkonferenz der Initiative
Qualität in Bonn einig: Gute journalistische Produkte können nur von Journalisten kommen,
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
die besser denn je ausgebildet sind. Neben
dem klassischen Handwerkszeug gehörten
dazu umfassende Fertigkeiten in digitalen Medien und auch ein tiefes Marktverständnis, erklärt Hans-Joachim Fuhrmann, Mitglied der
BDZV-Geschäftsleitung, in seinem Eingangsstatement. Auch der Vorsitzende der dju in
ver.di, Ulrich Janßen, betont die Bedeutung
medienethischer Ansprüche wie den Schutz
der Persönlichkeitsrechte und die strikte Trennung von Redaktion und Werbung. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands,
Michael Konken, merkt kritisch an, dass es an
den Universitäten und Hochschulen zu viele
Mischstudiengänge für Journalismus/PR gebe.
Leidenschaft, Innovationsfreude und Risikobereitschaft seien elementare Voraussetzungen, die jeder angehende Journalist mitbringen
müsse, erklärt der Personalberater Bernhard
Rosenberger. „Mehr, multimedialer und schneller“, so fassen die Professorin Beatrice Dernbach (Technische Hochschule Nürnberg) und
Professor Klaus Meier (Katholische Universität
Eichstätt/Ingolstadt) die Ergebnisse ihrer Befragung von Ausbildungsredakteuren bei den
deutschen Zeitungsverlagen zusammen.
5. März 2015
Mehrwertsteuer: Verlegerverbände fordern
EU-Kommission zum Handeln auf
„Jetzt ist die EU am Zug, die ermäßigte Mehrwertsteuer auf digitale Presseprodukte zuzulassen“, stellt BDZV-Hauptgeschäftsführer
Dietmar Wolff fest. Hintergrund ist die EuGHEntscheidung, dass der ermäßigte Mehrwertsteuersatz, den Frankreich und Luxemburg
seit Anfang 2012 auf die Lieferung digitaler
Bücher anwenden, unzulässig sei. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz auf digitale Bücher
verstoße gegen die europäische Mehr wertsteuerrichtlinie (2006/112/EC). Der EuGH hat
mit dieser Entscheidung auch klargestellt,
dass auf nationaler Ebene kein ausreichender
Spielraum für eine Reduzierung der Mehrwertsteuer für digitale Bücher besteht, ohne dabei
gegen geltendes EU-Recht zu verstoßen.
18. März 2015
BDZV, DJV und dju in ver.di laden zur Fachkonferenz der Initiative Qualität bei der Deutschen Welle in Bonn ein.
196
Anzeigengeschäft im Umbruch: viel
Optimismus, große Herausforderungen
Die Branche ist optimistisch, obwohl die Herausforderungen so groß sind wie nie. Das ist
das wichtigste Signal, das von der BDZV-Konferenz „Anzeigengeschäft im Umbruch“ ausgeht. Der zunehmenden Segmentierung der
Werbeträger und neuen Konkurrenten müssen Verlage durch immer spezifischere Angebote für den Kunden entgegentreten. „Was wir
erleben, ist eine Medienrevolution, vergleichbar
mit der Erfindung des Buchdrucks“, äußert sich
Sebastian Turner, Herausgeber „Der Tagesspiegel“ (Berlin), in seiner Keynote. Die Kommunikation habe sich deutlich gewandelt. Von der
Individualkommunikation über einen Sender
mit unendlich vielen Empfängern zur aktuellen
Phase: Unendlichkeit auch auf der Senderseite. Turner: „In dem Durcheinander der Quellen
wird die stabile Orientierungsmarke immer
wichtiger.“ Keynote Speaker Christof Baron,
CEO mindshare, Frankfurt/Main, zeigt in Berlin
Maßnahmen für erfolgreiches Anzeigenmarketing auf: etwa die Schärfung des Profils sowie
hyperlokale und interaktive Angebote.
26. März
Regionale TV-Werbung: „Medienpolitisches
Desaster“
Die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) spricht
sich überraschend gegen das geplante Verbot
regionaler Werbung durch bundesweit sendende TV-Unternehmen aus. Auslöser dieser Blockade ist offenbar der Freistaat Bayern. Die
von der MPK angekündigte Prüfung und Verschiebung auf den 18. Rundfunkänderungsstaatsvertrag sei medienpolitisch ein Desaster,
kritisiert der Hauptgeschäftsführer des BDZV,
Dietmar Wolff. Der Werbemarkt werde bereits
jetzt unter den TV-Anbietern neu verteilt. „Was
nicht heute geregelt wird, kommt zu spät. Damit legt die Politik einmal mehr völlig unnötigerweise die Axt an die wirtschaftlichen Grundlagen der Verlage.“ „Gewinnmaximierung statt
Vielfaltssicherung – damit hat die bayerische
Staatsregierung eine fatale Entscheidung zulasten der regionalen Medien in Bayern getroffen“, äußert sich VBZV-Hauptgeschäftsführer
Markus Rick.
197
Zeitungen 2015/16
15. April
Verlegerverbände zum EU-Verfahren gegen
Google
Der BDZV und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) begrüßen die Entscheidung der EU-Kommission, wettbewerbsrechtlich gegen Google vorzugehen. „Heute ist ein
guter Tag für die Medienfreiheit in Europa“,
sagt ein Sprecher der Verbände in Berlin. „Es
ist höchste Zeit, dass dem Quasimonopolisten
Google die Bevorzugung eigener Angebote untersagt wird.“ Die Kommission hat nach Angaben von BDZV und VDZ das Marktverhalten
von Google in den zurückliegenden Jahren so
genau geprüft wie bisher bei kaum einem anderen Fall. Die Verlegerverbände seien daher
optimistisch, dass es im weiteren Verfahren
nach dem nun laufenden Präzedenzfall zu
der erforderlichen Anpassung des Geschäfts-
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
modells von Google kommen wird. „Europa
kommt mit der Entscheidung der Kommission
bei der dringend notwendigen Sicherung
von Suchmaschinenneutralität einen großen
Schritt voran“, betont der Sprecher. Google
bestimme in weiten Teilen, wie Informationen
im Internet genutzt würden. Die marktbeherrschende Suchmaschine stelle die Ergebnisse
aus Sicht der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage aber nicht neutral dar. Die Entscheidung
der Kommission trage dazu bei, dass freie Verbraucherwahl, fairer Wettbewerb und Pluralität
im Internet gewahrt bleiben.
16. April
Gemeinschaftsaktion der deutschsprachigen Verlegerverbände
Ein demokratisch verfasstes Europa braucht
eine freie, selbstbewusste Presse. Medienmacher dürften sich durch islamistischen Ter-
Thomas Kralinger, Alvin Sold, Hanspeter Lebrument und Helmut Heinen präsentieren das gemeinsame Sujet (v.l.).
198
ror wie die Attentate von Paris und Kopenhagen oder die Anschläge extremistischer Gesinnungstäter gegen Journalisten und Verlagshäuser weder provozieren noch verschrecken
lassen. Das erklären die Präsidenten der
deutschsprachigen Verlegerverbände anlässlich ihres Treffens in Luxemburg. Im Vorfeld
des Internationalen Tags der Pressefreiheit
kündigen die deutschsprachigen Verlegerverbände eine gemeinsame Anzeige für die Pressefreiheit an, die allen Zeitungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg
zum Abdruck in der Wochenendausgabe am
2./3. Mai angeboten wird.
23. April
BDZV mit Appell zum Mindestlohn
Die Einführung des Mindestlohns hat für die
Zeitungsbranche immens schädliche Auswirkungen. Das erklärt BDZV-Präsident Helmut
Heinen anlässlich der Frühjahrstagung des
Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter
(BVDA) in Berlin. Er verweist dabei auf alarmierende Ergebnisse einer Umfrage bei den Verlagen: „Fast eine halbe Million Haushalte in
Deutschland können nicht mehr betriebswirtschaftlich sinnvoll beliefert werden“, erläutert
Heinen. Betroffen seien vor allem ländliche
Gebiete. Die Mehrkosten für die Zustellung im
Vergleich der Jahre 2015 zu 2014 lägen schon
jetzt bei mehr als 200 Millionen Euro. Hinzu
kämen die Bürokratiekosten für die aufwendige Dokumentation mit mehr als zwölf Millionen Euro pro Jahr. Laut der Umfrage hätten
die Mehrbelastungen durch den Mindestlohn
im Zustellbereich bisher schon zu 2.000 Entlassungen beim Zustellpersonal geführt. Für
das laufende Jahr seien noch einmal rund
1.300 Entlassungen geplant. Der aus der Bun-
desregierung stammende Vorschlag, die Sozialabgaben für geringfügig beschäftigte Zusteller zu senken, sei geeignet, einen Teil der
Mehrkosten aufzufangen. „Es kann nicht im
Interesse der Politik sein, die flächendeckende
Zustellung und in der Folge ganze Lokalausgaben von Tageszeitungen infrage zu stellen.
Wir sind sicher, dass die Regierungskoalition
nun rasch handeln wird“, so Heinen am Rande der Tagung.
23. April
Verleger: Urheberrecht darf nicht geschleift
werden
Die Zeitungsverleger stemmen sich gegen
Eingriffe zu ihren Lasten bei der Reform des
europäischen Urheberrechts. „Kulturgüter und
geistige Leistungen dürfen nicht kostenlos
sein“, sagt Valdo Lehari jr., Vizepräsident des
Europäischen Zeitungsverlegerverbands (ENPA),
der Deutschen Presse-Agentur zum Tag des
Urheberrechts. Die Verlage wenden sich vor
allem gegen Vorschläge der im EU-Parlament
federführenden Abgeordneten Julia Reda von
der Piratenpartei. Diese will die Verwendung
von Fotos, Filmausschnitten und Texten erleichtern und die Regeln in der EU einheitlich
gestalten. Valdo Lehari jr., zugleich Verleger
des „Reutlinger General-Anzeigers“, kritisiert
Redas Entwurf, weil dieser in „erschreckendem Maß“ die Bedeutung des Urheberrechts
für den Erhalt der Medienlandschaft missachte. Die Verleger setzten deshalb große Hoffnungen auf den zuständigen EU-Kommissar
Günther Oettinger (CDU). „Wir wissen das Thema bei Oettinger in guten Händen“. Die Zeitungshäuser erwarteten, dass angesichts des
digitalen Wandels das Urheberrecht ausgeweitet und nicht eingeschränkt werde.
199
Zeitungen 2015/16
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
26. April
29. April
Welttag des geistigen Eigentums
Um Urheberrechtsfragen geht es auch am
Welttag des geistigen Eigentums. Die Mitglieder der Deutschen Content Allianz (DCA), der
auch der BDZV angehört, haben aus diesem
Anlass die Bedeutung der Kreativwirtschaft
unterstrichen. Dazu BDZV-Präsident Helmut
Heinen: „Professioneller Journalismus ist die
tragende Säule für eine freie und umfassende
Meinungsbildung. Ohne einen robusten Schutz
des geistigen Eigentums der Verlage und ihrer
Mitarbeiter wäre die vielfältige Presselandschaft mit über 300 Qualitätszeitungen in
Deutschland nicht denkbar. Das Urheberrecht
ist und bleibt eine der Grundlagen der Sicherung von Pressefreiheit.“
Diskussion in Berlin: Wie viel Medienschelte
verträgt die Pressefreiheit?
Deutschland hat es mit einer neuen „fünften
Gewalt“ zu tun, erklärt der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen in Berlin,
„mit den vernetzten Vielen“ nämlich. Bei einer
Diskussion im Vorfeld des Internationalen
Tags der Pressefreiheit, moderiert von Dagmar Engel, Chefredakteurin Hauptstadtstudio
Deutsche Welle, spricht er mit „Zeit“-Redakteurin Alice Bota, Medienjournalist Stefan
Niggemeier und Politologin Andrea Röpke über
das aktuelle Verhältnis zwischen Journalisten
und ihrem Publikum. „Wie viel Medienschelte
verträgt die Pressefreiheit?“, so der Titel der
Veranstaltung, zu der BDZV, Deutsche Journa-
Auf dem Podium (v.l.): Medienjournalist Stefan Niggemeier, Politologin Andrea Röpke, Moderatorin Dagmar Engel, Chefredakteurin Hauptstadtstudio Deutsche Welle, „Zeit“-Redakteurin Alice Bota und Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen.
listinnen- und Journalisten Union (dju), Deutscher Journalisten-Verband (DJV), Reporter
ohne Grenzen (ROG) und Verband Deutscher
Zeitschriftenverleger (VDZ) eingeladen hatten.
Zu Beginn der Veranstaltung erzählen drei
Journalisten in einem Videobeitrag (www.youtube.com/bdzvtv) von ihrer aktuellen Arbeitssituation – Medienschelte gehört bei ihnen
zum Arbeitsalltag.
6. und 7. Mai
Der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen spricht in Berlin von „den vernetzten Vielen“.
200
Deutsche Zeitungsverleger beziehen in
Brüssel Position
Zum dritten Mal tagt der BDZV mit seinen Gremien in Brüssel. 50 Zeitungsverleger und Geschäftsführer aus ganz Deutschland kommen
hier zusammen. Zu den zentralen Forderungen der Verleger zählen die Ausweitung des
reduzierten Mehrwertsteuersatzes auf digitale
Presseprodukte, ein verbesserter Urheberrechtsschutz sowie Regelungen beim Datenschutz, die den Anforderungen der Redaktionen und auch des Marktes Rechnung tragen.
„Die Zeitung ist eine tragende Säule der Demokratie und der digitalen Wissensgesellschaft in einem vereinten Europa. Dies muss
von der Politik stärker berücksichtigt werden“,
so BDZV-Präsident Helmut Heinen wörtlich.
Die EU-Strategie für den digitalen Binnenmarkt (Single Digital Market) müsse die Rahmenbedingungen für eine starke und vielfältige Presse sicherstellen, erklärt er gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Europäischen Zeitungsverlegerverbands ENPA, Valdo
Lehari jr. (Verleger des „Reutlinger GeneralAnzeigers“). Bei der Abendveranstaltung in
Kooperation mit der Bayerischen Landesver-
201
Zeitungen 2015/16
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
BDZV-Präsident Helmut Heinen, Professor Dietmar Köster (SPD), EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker,
Vizepräsident des Europäischen Zeitungsverlegerverbands ENPA Valdo Lehari jr. (Verleger des „Reutlinger GeneralAnzeigers“), Staatskanzleiminister Dr. Marcel Huber und Sabine Verheyen (CDU).
Bei der Abendveranstaltung kündigt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker an, dass die Kommission den
reduzierten Mehrwertsteuersatz für Presseprodukte 2016 auch zur Anwendung auf elektronische Publikationen
vorschlagen werde.
EU-Kommissar Günther Oettinger bei der BDZV-Delegiertenversammlung in Brüssel.
tretung ist auch EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker zu Gast. Dabei würdigt
er nachdrücklich das große Engagement der
deutschen Verleger auf dem gemeinsamen
Markt. Der BDZV sei schon sehr früh und
stark für die digitalen Interessen der Branche
tätig geworden. Junckers Ankündigung, dass
die Kommission den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Presseprodukte 2016 auch zur
Anwendung auf elektronische Publikationen
vorschlagen werde, wird vom Applaus der Zeitungsverleger begleitet. In einer von Peter Stefan Herbst (Chefredakteur der „Saarbrücker
Zeitung“) moderierten Podiumsdiskussion lobt
Valdo Lehari jr., dass die EU-Kommission einen
großen Strauß von Themen angehen wolle.
Einverstanden mit den Mehrwertsteuerplänen
Junckers zeigen sich auch Leharis Gesprächs-
202
partner, die EU-Parlamentarier Sabine Verheyen
(CDU) und Professor Dietmar Köster (SPD).
Ehrengast der Delegiertenversammlung ist
EU-Kommissar Günther Oettinger. „Die digitale
Revolution braucht eine europäische Strategie“, fordert der EU-Kommissar. Die USA seien
digital weit überlegen, deshalb bedürfe es bei
der Rechteverwertung eines „level playing
fields“. Oettinger kündigt an, bis Ende des Jahres einen neuen Vorschlag zum europäischen
Copyright vorzulegen.
12. Mai
Jury entscheidet über Theodor-Wolff-Preis
Der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen – Theodor-Wolff-Preis wird in diesem Jahr
an sieben Journalisten verliehen: Die mit je
6.000 Euro dotierten Auszeichnungen in der
203
Zeitungen 2015/16
Sparte „Lokaljournalismus“ gehen an Tobias
Großekemper („Ruhr Nachrichten“, Dortmund)
sowie an Rudi Kübler und Christine Liebhardt
(„Südwest Presse“, Ulm). Roland Schulz („SZMagazin“, München) sowie Konrad Schuller
(„Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“)
bekommen den Preis in der Kategorie „Reportage/Essay/Analyse“. Ausgezeichnet in der
Kategorie „Meinung/Leitartikel/Kommentar/
Glosse“ wird Bernd Ulrich („Die Zeit“, Hamburg). Der Preis für das Lebenswerk geht an
Barbara Sichtermann. Jury und Kuratorium unter Vorsitz von Hermann Neusser (Verleger
„General-Anzeiger“, Bonn) würdigen die Journalistin und Schriftstellerin als eine ebenso
geistreiche wie streitbare Autorin, die sich immer wieder für Chancengleichheit von Männern und Frauen einsetze. Der Jury gehören an:
Nikolaus Blome, Wolfgang Büscher, Markus
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
Günther, Peter Stefan Herbst, Christian Lindner,
Lorenz Maroldt, Professor Bernd Mathieu, Annette Ramelsberger und Cordula von Wysocki.
Die Auszeichnungen werden am 9. September
bei einem Festakt auf Einladung der „RheinZeitung“ in Koblenz überreicht. An der Ausschreibung hatten sich 395 Journalistinnen
und Journalisten beteiligt.
13. Mai
Bayern: Zeitungen müssen nicht für
Fußballvideos zahlen
Bayerische Verlage können bis auf Weiteres
nicht gezwungen werden, ihre Bewegtbilder
von Amateurspielen der Bayern- und Landesligen kostenlos der Verbandsplattform bfv.tv
zu überlassen oder 500 Euro pro Spiel zu zahlen. Die 17. Kammer für Handelssachen am
Landgericht München stoppt auf Antrag der
„Mittelbayerischen Zeitung“ (Regensburg), des
„Nordbayerischen Kuriers“ (Bayreuth), der
„Main-Post“ (Würzburg) und der Mediengruppe
Oberfranken (Bamberg) per einstweiliger Verfügung vorerst die bisherige Praxis des Bayerischen Fußballverbands (BFV) im Umgang mit
der Videoberichterstattung im bayerischen
Amateurfußball. Der BFV erklärt, er werde Widerspruch einlegen. Der Deutsche Journalisten-Verband begrüßt die Beschwerde der vier
bayerischen Zeitungsverlage gegen die Konditionen des Bayerischen Fußballverbands:
„Würden sich die Verlage nicht gegen das Vorpreschen des ,gemeinnützigen‘ Bayerischen
Fußballverbands wehren, könnten Sportorganisationen auch in anderen Bundesländern
auf die Idee kommen, Verlage wie Melkkühe
auszunehmen“, sagt DJV-Bundesvorsitzender
Michael Konken.
22. Mai
Die Jurymitglieder Annette Ramelsberger und Nikolaus Blome während der TWP-Jurysitzung 2015 in Berlin.
204
BGH bestätigt: Rechtmäßigkeit der
Tagesschau-App kann überprüft werden
Der BDZV begrüßt die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH), wonach die Rechtmäßigkeit der Tagesschau-App gerichtlich überprüft werden darf. „Damit ist klar, dass das
bloße Vorhandensein eines Telemedienkonzepts keinen Freifahrtschein für jedwedes Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bedeutet“, erklärt BDZV-Hauptgeschäftsführer
Dietmar Wolff in Karlsruhe. Der Bundesgerichtshof hat das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Köln aufgehoben und die Sache
zur neuerlichen Verhandlung und Entscheidung an das OLG zurückverwiesen. Das OLG
hatte im Dezember 2013 im Kern darauf abgestellt, dass mit der Genehmigung des Kon-
zepts für tagesschau.de durch die Gremien
des NDR auch die streitige Umsetzung des Angebots Tagesschau-App legalisiert sei. Die Zeitungsverleger hielten dagegen, dass unter diesen Vorzeichen Entscheidungen der öffentlichrechtlichen Sendeanstalten auf dem Gebiet
der Telemedien nicht mehr durch Wettbewerbsgerichte überprüfbar und wettbewerbsrechtlich tabu seien.
27. Mai
Vorratsdatenspeicherung: BDZV kritisiert
vom Kabinett vorgelegte Neuregelung
Der BDZV kritisiert die vom Kabinett vorgelegte Neuregelung zur Vorratsdatenspeicherung
als schädlich für die Pressefreiheit. Damit werde weder der Quellenschutz wirksam garantiert noch die Pressefreiheit geschützt, sagt
der Hauptgeschäftsführer des BDZV, Dietmar
Wolff. „Freie Medien brauchen Informanten,
die nicht in der Angst leben müssen, bespitzelt zu werden, und Journalisten, die frei von
Überwachung arbeiten können!“ Die deutschen Zeitungsverleger sprechen sich seit
Langem gegen den drohenden Wegfall des
grundrechtlich gewährten Quellenschutzes
aus, der in Folge der dauerhaften Speicherung
von Verbindungsdaten aus der Telefon-, Mailund Internetnutzung droht. „Wir verkennen
nicht, dass das Gesetz einen umfangreichen
Schutz von Berufsgeheimnisträgern vorsieht“,
betont Wolff, doch seien die Regelungen dazu
kompliziert und weit interpretierbar. Nach Auffassung der Zeitungsverleger stelle der von
der Bundesregierung vorgesehene Zwang zu
anlassloser Speicherung von Verbindungsdaten einen gravierenden Eingriff in die Grundrechte der Bürger dar.
205
Zeitungen 2015/16
30. Mai
Trauer um Alfred Neven DuMont
Der BDZV trauert um sein Ehrenmitglied im
Präsidium und früheren BDZV-Präsidenten
Professor Alfred Neven DuMont. Der Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats der Mediengruppe
M. DuMont Schauberg und Verleger des „Kölner Stadt-Anzeigers“, des „Express“ (Köln), der
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Halle), der „Berliner
Zeitung“ und des „Berliner Kuriers“ sowie der
„Hamburger Morgenpost“ stirbt am 30. Mai
2015 in seinem 89. Lebensjahr. BDZV-Präsident Helmut Heinen würdigt Alfred Neven DuMont, der „mehr als 60 Jahre im Familienunternehmen M. DuMont Schauberg in unvergleichlicher Manier die doppelte Funktion des
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
Zeitungsverlegers als publizistischer Kopf und
als wirtschaftlich verantwortlicher Unternehmer gelebt“ habe. Der Verleger habe sein Amt
als BDZV-Präsident in schwierigen Zeiten für
die Branche angetreten. Mit dem Presserechtsrahmengesetz sei es um eine der wichtigsten
medienpolitischen Diskussionen der bundesrepublikanischen Geschichte gegangen. Alfred
Neven DuMont habe seinerzeit „größten Schaden von den Zeitungen abgewendet“. Über das
erfolgreiche Wirken im eigenen Unternehmen
hinaus setzte sich Neven DuMont jahrzehntelang mit großem Engagement für die gemeinsamen Belange der deutschen Zeitungsverleger ein. 1970 wurde er in das Präsidium des
BDZV berufen, zehn Jahre später wählte ihn
die Delegiertenversammlung zum Präsidenten.
Professor Alfred Neven DuMont während seiner vielbeachteten Rede beim BDZV-Zeitungskongress im September
2014 in Berlin.
206
An der Spitze des BDZV trat Neven DuMont
vor allem für die Erhaltung der Pressevielfalt
und die Sicherung der publizistischen Funktion
des Verlegers ein. Daneben lag ihm die Förderung des journalistischen Nachwuchses am
Herzen. Als BDZV-Präsident engagierte Alfred
Neven DuMont sich auch nachdrücklich für
die Beteiligung der Zeitungen an den elektronischen Medien. In Anerkennung seines erfolgreichen und vielfältigen Engagements im
Präsidentenamt, das er bis 1984 ausübte,
wurde der Kölner Verleger zum Ehrenmitglied
des BDZV-Präsidiums ernannt. Außerdem war
er langjähriges Mitglied im Vorstand des Zeitungsverlegerverbands Nordrhein-Westfalen.
2. Juni
BDZV: Strafantrag gegen „Nordkurier“-Chef
Lutz Schumacher „völlig überzogen“
Mit Unverständnis reagiert der BDZV auf die
Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens gegen
den Chefredakteur und Geschäftsführer des
„Nordkuriers“ in Neubrandenburg, Lutz Schumacher. Vorausgegangen war ein Strafantrag
eines Staatsanwalts wegen des Straftatbestands der „Beleidigung“, ausgelöst durch einen Kommentar Schumachers in der Zeitung.
Der Hauptgeschäftsführer des BDZV, Dietmar
Wolff, bewertet die Reaktion als „völlig überzogen“. Schumacher hatte in einem Kommentar einen Redakteur des „Nordkuriers“ verteidigt, der einen Jagdfrevler als „Rabauken-Jäger“ tituliert hatte und deshalb seinerseits bereits wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe
verurteilt worden war; hiergegen legte der
„Nordkurier“ bereits Berufung ein. In dem eindeutig als Meinungsbeitrag ausgewiesenen
Stück hatte Schumacher wiederum unter anderem von „Rabauken in Richterroben“ ge-
schrieben und dem Staatsanwalt eine mit
„Schaum vor dem Mund“ gehaltene Anklage
attestiert. Sowohl der Begriff „Rabauken-Jäger“
als auch der Kommentar seien „eindeutig von
der Meinungsfreiheit gedeckt“, erklärt Wolff.
Eine Wortwahl, die dem Gericht nicht gefalle,
sei deshalb noch lange nicht strafbar. „Wir
müssen den Anfängen wehren“, warnt Wolff.
3. Juni
Zeitungen erreichen jüngere Zielgruppen
überdurchschnittlich gut
Wöchentlich 18,5 Millionen Menschen erreichen die Zeitungen derzeit mit ihren OnlineAngeboten. Zu diesem Ergebnis kommt die
ZMG-Sonderauswertung der AGOF internet
facts 2015-3. Das sind knapp 1 Million mehr
wöchentliche Leser als noch im 4. Quartal
2014. Überdurchschnittlich gut erreichen die
Zeitungen hier die jüngeren Zielgruppen. 5,5
Millionen 14- bis 29-Jährige lesen jede Woche
am Desktop oder Laptop Zeitung. Das entspricht einer Reichweite von 37,2 Prozent in
dieser Altersgruppe. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 34,5 Prozent (7,8 Millionen). Auch
mobile Endgeräte werden immer häufiger zum
Zeitunglesen verwendet. Auf Smartphone und
Tablet verzeichneten die Zeitungen zuletzt 8,3
Millionen Leser pro Woche. (AGOF mobile
facts 2014-IV)
2. Juni
WAN-IFRA: Tomas Brunegård als Präsident
wiedergewählt
Tomas Brunegård, Präsident des Weltverbands der Zeitungen und Nachrichtenmedien
(WAN-IFRA), wird während des 67. WAN-IFRA
Weltkongresses in Washington im Amt bestä-
207
Zeitungen 2015/16
tigt. Als sein Stellvertreter wird Michael Golden, stellvertretender Vorstandsvorsitzender
der New York Times, gewählt. Im Rahmen des
Weltkongresses der Zeitungen verleiht der
Weltverband außerdem die „Goldene Feder
der Freiheit“ – 2015 wird der Pressefreiheitspreis all jenen Journalisten gewidmet, die in
Ausübung ihres Berufs getötet wurden.
11. Juni
Medienverbände und -unternehmen sagen
Nein zur Vorratsdatenspeicherung
Verbände und Unternehmen der Medienbranche erteilen der Wiedereinführung der in
„Höchstspeicherpflicht“ umbenannten Vorratsdatenspeicherung eine klare Absage. Am
Vortag der ersten Lesung des Gesetzes zur
Einführung einer Speicherpflicht und einer
Höchstspeicherfrist für Verkehrsdaten im Bundestag fordern sie die Bundesregierung und
die Regierungsfraktionen dazu auf, die Pläne
zur Neuauflage einer Vorratsdatenspeicherung,
die den für Journalisten unverzichtbaren Informanten- und Quellenschutz aushebelt, nicht
weiterzuverfolgen. „Die vorgesehene Speicherung von Telefonnummern, IP-Adressen und
Standortdaten für die Dauer von bis zu zehn
Wochen untergräbt den Schutz der Informanten, zu dem Journalistinnen und Journalisten
und andere Medienmitarbeiter berechtigt und
ethisch verpflichtet sind“, heißt es unter anderem in der gemeinsamen Pressemitteilung.
9. Juni
Regionalisierte Werbung: BDZV begrüßt
Entscheidung aus Bayern
Die Bayerische Staatsregierung gibt bekannt,
dass Bayern nun doch ein regionales Werbe-
208
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
verbot für nationale Fernsehsender unterstützen will. Das Verbot soll zum 1. Januar 2016
in Kraft treten. Der BDZV begrüßt die Entscheidung. Damit werde den verfassungsrechtlichen Einwänden der Verleger Rechnung getragen, erklärt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. Vorausgegangen war die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom
Dezember 2014, dass ProSieben künftig in
verschiedenen Regionen zur selben Zeit unterschiedliche Werbespots zeigen darf. Die Rundfunkkommission der Bundesländer schlug daraufhin vor, dies im Rundfunkstaatsvertrag zu
verbieten. Bei der Ministerpräsidentenkonferenz im März kündigte jedoch Bayern an, noch
mehr Zeit für eine Prüfung in Anspruch nehmen zu wollen.
18. und 19. Juni
Zeitung Digital: Innovative Produkte und
Erfolgsgeschichten aus der Verlags- und
Gründerwelt
„Digitalisierung ist in unserer Branche gelebte
Praxis“, sagt Jan Bayer, BDZV-Vizepräsident
und Vorstand BILD- und WELT-Gruppe (Axel
Springer SE) bei der Eröffnung der Konferenz
„Zeitung Digital 2015“ von BDZV und WANIFRA in Potsdam. Der Präsident des weltweiten Zeitungsverleger-Verbandes WAN-IFRA,
Tomas Brunegård, betont, der Großteil der
Umsätze in der Branche komme nach wie vor
aus dem Printgeschäft. Das Erfolgsrezept des
deutschen Online-Handels Zalando erläutert
Rubin Ritter, Mitglied des Vorstands bei Zalando in seiner Keynote: schnelle, kleine Entwicklungszyklen. Eines der Schlagworte der Zeitung Digital – nicht nur im Vortrag von Rubin
Ritter – ist „Disruption“. „Wenn man nicht
selbst Disruption macht“, so der Zalando-Vor-
Rubin Ritter, Mitglied des Vorstands bei Zalando, spricht in der Keynote vor rund 270 Entscheidern über Disruption
und Erfolgsrezepte im Digitalen.
Jan Bayer, BDZV-Vizepräsident und Vorstand BILD- und WELT-Gruppe (Axel Springer SE), bei seiner Eröffnungsrede
der „Zeitung Digital 2015“.
209
Zeitungen 2015/16
stand, „wird man Objekt von Disruption“. Laut
Jan Honsel, Country Manager DACH, Pinterest,
Berlin ist Disruption „the new normal.” Nach
Auffassung von Veit Dengler, CEO der NZZMediengruppe, müssen Verlage heute „Kannibalisierung zulassen und Bundle aufschnüren.“ Stephanie Caspar, Geschäftsführerin
WeltN24, Axel Springer SE, zieht in Potsdam
Bilanz nach zwei Jahren Paid Content: „Vor
uns liegt noch ein weiter Weg – die Richtung
stimmt.“ Auch die französische Webzeitung
„Mediapart“ setzt auf Bezahlinhalte im Netz.
Mathieu Magnaudeix, Journalist bei „Mediapart“ begeistert die Zuschauer mit der Erfolgsgeschichte der Webzeitung und erklärt: „Neue
Leser kommen für die Big Stories zu uns –
und bleiben.“ Vor allem wegen des großen
Stellenwerts des unabhängigen Journalismus.
Gerold Riedmann, Geschäftsführer von Russmedia und Chefredakteur der „Vorarlberger
Nachrichten“, Österreich, spricht in Potsdam
über Change Prozesse in seinem Haus. Es sei
schwieriger „Projekte zu killen“, als neue zu
beginnen. Adam Freeman, Managing Director,
Bloomberg Media EMEA, London, geht unter
anderem auf den Umgang mit Wettbewerbern
wie Facebook ein: „We have to go with the
audience. We have to embrace the opportunities.“ Chancen für lokale Händler und Verlage, aber auch neue Herausforderungen zeigt
Michael Korb, Inhaber, Outlet Store Gartenmöbel, Karlsruhe auf. Laut York von Heimburg,
Vorstand IDG Communications Media, München, verliere die Marke im Digitalen zwar an
Bedeutung, „das heißt aber nicht, dass die
Marke kein Anker mehr ist“. Nach Ansicht von
Laurence Mehl, Geschäftsführer, der „Neuen
Osnabrücker Zeitung“, ist die Digitalisierung
„ein Segen für Verlage“. Frida Kvarnström,
210
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
Head of Local Advertising, Schibsted Media,
Stockholm, gibt Einblicke in die Arbeit und die
Grundsätze des Schwedischen Medienhauses.
„We don’t sell newspapers, we sell stories.“
Beim Start-up-Pitch präsentieren vier junge
Unternehmen aus Deutschland und der
Schweiz ihre Geschäftsmodelle: Gründerin
Freya Oehle etwa erklärt die E-CommercePlattform Spottster – und gewinnt mit ihrem
überzeugenden Vortrag den Pitch.
19. Juni
BDZV-Präsident Heinen ehrt „Steinpost“
als beste crossmedial erscheinende
Schülerzeitung
Der BDZV zeichnet die „Steinpost“ des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums aus Oldenburg
(Schleswig-Holstein) als beste crossmedial erscheinende Schülerzeitung Deutschlands aus.
Den Sonderpreis, den der BDZV bereits zum
neunten Mal im Rahmen der Preisverleihung
des Schülerzeitungswettbewerbs der Länder
vergibt, überreicht BDZV-Präsident im Bundesrat an zwei Redaktionsvertreter. „Die
‚Steinpost‘ zeigt auf beeindruckende Weise,
wie eine Schülerzeitung zu einem modernen,
crossmedialen Produkt weiterentwickelt werden kann“, sagt Heinen in seiner Laudatio.
Bundesratspräsident Volker Bouffier, Schirmherr des diesjährigen Wettbewerbs, dankt allen Teilnehmern für ihren großartigen Einsatz
und hebt hervor, wie wichtig es sei, mutig zu
bleiben und immer wieder zu versuchen, auch
andere Menschen von dem eigenen Standpunkt zu überzeugen. „Nur wer handelt, kann
diese Welt verändern“, so der Bundesratspräsident. Der Schülerzeitungswettbewerb der
Länder, der unter dem Titel „Kein Blatt vorm
Mund“ stattfindet, wird seit 2004 von der
BDZV-Präsident Helmut Heinen mit der Gewinnerredaktion der „Steinpost“ (Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in
Oldenburg, Schleswig-Holstein) und Sophia Hofer (Jugendpresse Deutschland e.V.) (1. v.r.).
Jugendpresse Deutschland und den Ländern
der Bundesrepublik Deutschland veranstaltet
und von der Kultusministerkonferenz empfohlen. In diesem Jahr zählen 32 Redaktionen
aus 14 Bundesländern zu den Gewinnern.
Rund 1.900 Schülerzeitungsredaktionen hatten sich um die Preise in sechs Schulkategorien (Gymnasium, Grund-, Haupt-, Real-, Förder- und berufliche Schulen) und um die Sonderpreise beworben.
24. Juni
Newsletter als Zusatzprodukte boomen:
BDZV-Konferenz Chefredakteure in Berlin
Immer mehr Chefredaktionen von Zeitungen
nutzen den Newsletter als zusätzlichen Kommunikationskanal zu ihren Lesern. Die Chef-
redakteurs-Newsletter seien ein Beispiel für
den Innovationsgeist und die Experimentierfreude in den Redaktionen, erklärt HansJoachim Fuhrmann, Mitglied der BDZV-Geschäftsleitung, bei der Eröffnung der Konferenz Chefredakteure in Berlin. Besonders
erfolgreich ist der Newsletter „Checkpoint“
von „Tagesspiegel“-Chefredakteur Lorenz
Maroldt – der mit dem Grimme Online Award
ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Chefredakteurs-Kollege Stephan-Andreas Casdorff
spricht Maroldt bei der Konferenz über Teamarbeit und neue journalistische Produkte.
Donata Hopfen, Verlagsgeschäftsführerin
BILD-Gruppe, zeigt die Digitalstrategie der
Boulevardzeitung auf: „Früh dabei sein und
lernen – und erst dann schauen, wo die
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Zeitungen 2015/16
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
Philippe Remarque, Chefredakteur der preisgekrönten niederländischen Zeitung „De Volkskrant“ im Gespräch mit
Bascha Mika, die den Kongress gemeinsam mit Peter Stefan Herbst moderiert.
Chancen und Risiken liegen.“ Christoph Bauer,
Vorstandsvorsitzender Mediengruppe M. DuMont Schauberg, gibt Einsichten in die Erneuerungsprozesse des Kölner Verlagshauses. „Es geht nicht immer nur um die großen
Schritte – man muss viele kleine Dinge bewegen“. Einen wertvollen Blick ins Nachbarland
gewährt Philippe Remarque, Chefredakteur
der preisgekrönten niederländischen Zeitung
„De Volkskrant“ (Amsterdam), die in den vergangenen Jahren mit mutigen Designänderungen und neuen journalistischen Produkten auf
sich aufmerksam machte. Remarque: „Evolution, keine Revolution“. Der Zeitungsdesigner
Norbert Küpper liefert Antworten auf die Frage
„Wer macht in Europa die besten Zeitungen?“
und zeigt drei Trends auf: 1. „Zeitungen wer-
212
den zu Magazinen“, 2. „Die Zeitung als tägliche Wochenzeitung“ und 3. „Alternative Erzählformen“. Der Chefredakteur der in Dortmund erscheinenden „Ruhr Nachrichten“,
Wolfram Kiwit, sowie Verlagsberater Georg
Hesse (conreri consultants, Hamburg) präsentieren eine Fallstudie zum Thema „Nutzerloyalität“. Das Fazit eines Konferenz-Teilnehmers:
„Attraktives Programm – die Themen trafen
den Nerv der Branche!“
10. Juli
BDZV zur Ausspähung von „Handelsblatt“,
„Spiegel“ und „NZZ“
Presse- und Meinungsfreiheit sind in Deutschland nicht nur im Grundgesetz verankert, sondern täglich gelebte Praxis. Das erklärt BDZV-
Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff am 9. Juli
2015 in Berlin. „Aber zur Pressefreiheit zählt
auch der Schutz journalistischer Quellen, ohne
die eine freie und kritische Berichterstattung
nicht möglich wäre. Geraten das Redaktionsgeheimnis und der Quellenschutz in Gefahr,
muss dies aufgeklärt und unterbunden werden“, sagt Wolff anlässlich des Verdachts,
dass der US-amerikanische Geheimdienst
NSA im Jahr 2011 den „Spiegel“, das „Handelsblatt“ und die „Zürcher Neue Zeitung“
ausgespäht haben könnte – und die Bundesregierung von diesem Vorgang wusste, jedoch
die Betroffenen nicht darüber informierte. „Es
ist bedauerlich, dass ‚Spiegel‘ und ‚Handelsblatt‘ erst Anzeige wegen des Verdachts auf
geheimdienstliche Tätigkeit und Verletzung
des Fernmeldegeheimnisses erstatten müssen, um Licht in diese Angelegenheit zu bringen“, sagt der BDZV-Hauptgeschäftsführer
weiter. Er halte ein deutlich größeres Engagement der Regierung für dringend nötig. Nun
gehe es um schnelle und transparente Aufklärung.
14. Juli
BDZV-Jahrespressekonferenz:
Zeitung ist die Plattform in der digitalen
Zivilgesellschaft
Auf dem weiteren Weg in die digitale Medienund Informationsgesellschaft erwarten die Zeitungsverleger von der Politik neue Rahmenbedingungen und schnellere Entscheidungen.
„Die mittelständische Zeitungsbranche steht
– gefesselt durch Wettbewerbs-, Datenschutzund Medienvielfaltsregelungen – den globalen
Internet-Giganten gegenüber, die in weiten Teilen uneingeschränkt in unseren Märkten agieren können“, sagt der Hauptgeschäftsführer
des BDZV, Dietmar Wolff, bei der Jahrespressekonferenz in Berlin.
Zeitungen seien im Mediensystem in Deutschland existenziell wichtig. Kein anderes Medium könne die Welt in ihrer Universalität so
professionell abbilden. Bis in den lokalen und
hyperlokalen Nahraum hinein begleite die Zeitung die Menschen und liefere zugleich das
„Big Picture“ in Politik, Wirtschaft, Kultur und
Sport. Mit diesem Informations- und Bildungsangebot erreiche die Zeitung täglich fast 52
Millionen Bürger beziehungsweise drei Viertel
der deutschsprachigen Bevölkerung. Dies geschehe zunehmend auf digitalen Ausspielkanälen vom PC bis zu Tablet und Smartphone.
„Damit ist die Zeitung die universale Kommunikationsplattform in der digitalen Zivilgesellschaft“, so Wolff.
Das Digitalgeschäft sei der Wachstumstreiber,
erklärt Hans-Joachim Fuhrmann, Mitglied der
BDZV-Geschäftsleitung. Die Nutzerzahlen der
Online-Angebote gingen kontinuierlich nach
oben und seien innerhalb eines Jahres um
eine weitere Million auf 18,5 Millionen pro Woche gestiegen (AGOF internet facts). Überdurchschnittlich gut erreichten die Zeitungen
mit ihren Angeboten jüngere Zielgruppen. 5,5
Millionen der 14- bis 29-jährigen Internetnutzer (37 Prozent) sowie 7,8 Millionen der 30bis 49-Jährigen (35 Prozent) besuchten regelmäßig die Webangebote. Optimistisch stimme
die Entwicklung bei den Bezahlangeboten im
Netz. Gegenüber dem Vorjahr seien diese um
30 Prozent gewachsen. Die Zahlungsbereitschaft bei den Nutzern steige weiter. Außerdem arbeiteten Verlage mit großem Engagement und viel Mut an neuen Produkten.
Als „äußerst erfreulich“ bezeichnet Jörg Laskowski, BDZV-Geschäftsführer Verlagswirt-
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Zeitungen 2015/16
Zeit(ungs)geschehen 2014/2015
20. Juli
Dietmar Wolff, Hauptgeschäftsführer des BDZV, Hans-Joachim Fuhrmann, Leiter Geschäftsbereich Kommunikation+
Multimedia, Jörg Laskowski, Geschäftsführer Verlagswirtschaft (v.l.) bei der BDZV-Jahrespressekonferenz 2015.
schaft, die Entwicklung der E-Paper-Auflage.
Im Vergleich zum Vorjahr (1. Quartal) sei
die Auflage um 30 Prozent von 564.000 auf
733.000 angestiegen – Tendenz: dynamisch
wachsend. Bei überregionalen Titeln liege der
Anteil der E-Paper-Auflagen bereits bei über
zehn Prozent.
Wie sehr die Bürger den Zeitungen vertrauen,
zeigt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff
auf. Eine Untersuchung der Forschungsgruppe Wahlen habe bestätigt, dass Zeitungen
über alle Altersgrenzen hinweg die höchste
Glaubwürdigkeit genössen – ganz oben stünden die regionalen Tageszeitungen. Sie seien
in den Städten und Gemeinden das Forum
214
für sachliche und meinungsstarke Debatten.
Tag für Tag würden von Zeitungen Missstände
in Politik, bei Behörden, Institutionen und Unternehmen aufgedeckt. Oft seien es Regionalzeitungen, die journalistische Scoops landeten. Diese Leistung sei für eine lebendige Demokratie von unschätzbarem Wert, stellt
Wolff fest.
„Ob überregional, regional oder lokal – in allen Zeitungshäusern wird optimistisch und
mit höchstem Engagement an der Zukunft
der Zeitung gearbeitet“, so Wolff. Jedem sei
klar, dass eine große Innovationskraft gefordert sei und überall sei der Wille zur Erneuerung zu spüren.
WAN-IFRA vergibt Junge-Leser-Preise an
„Heilbronner Stimme“ und „Schwäbische
Post“/„Gmünder Tagespost“
Weltklasse hat das Angebot deutscher Zeitungen für Kinder und Jugendliche: Beim World
Young Reader Prize des Weltverbands der
Zeitungen und Nachrichtenmedien WAN-IFRA
(Paris/Frankfurt am Main) werden erneut zwei
Titel aus Deutschland ausgezeichnet. Je ein
erster Preis geht an die „Heilbronner Stimme“
in der Kategorie „Digital First“ und an die
„Schwäbische Post“/ „Gmünder Tagespost“
(sdz, Aalen) in der Kategorie „Marke“ (Brand).
Die „Heilbronner Stimme“ ist mit ihrem Projekt
„4. Dezember 1944“ siegreich: Hier konnten
– vor allem zahlreiche junge – Leser und Nutzer mobil per WhatsApp am 4. Dezember
2014 minutengenau mitverfolgen, was geschah, als ihre Stadt 70 Jahre zuvor im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Die „Schwäbische Post“/„Gmünder Tagespost“ wird für ihre „Mini-WM“ geehrt, bei der
Schulkinder aus dem Verbreitungsgebiet an
zwei Tagen im Sommer 2014 ihre eigene Fußball-Weltmeisterschaft austrugen und klassenweise teilnahmen.
215
Zeitungen 2015/16
Zeitungsjubiläen 20151
180 Jahre
„Schwarzwälder Bote“, Oberndorf
www.schwarzwaelder-bote.de
175 Jahre
„Waiblinger Kreiszeitung“, Waiblingen
www.zvw.de/waiblingen
160 Jahre
„Elbe-Jeetzel-Zeitung“, Lüchow
www.ejz.de
„Traunsteiner Tagblatt“, Traunstein
www.traunsteiner-tagblatt.de
150 Jahre
„Böhme-Zeitung“, Soltau
www.boehme-zeitung.de
„Flensburger Tageblatt“, Flensburg
www.shz.de/lokales/flensburger-tageblatt
„Uetersener Nachrichten“, Uetersen
www.uena.de
140 Jahre
„Neue Deister-Zeitung“, Springe
www.ndz.de
„Trierischer Volksfreund“, Trier
www.volksfreund.de
125 Jahre
„Mühlacker Tagblatt“, Mühlacker
www.muehlacker-tagblatt.de
„Remscheider General-Anzeiger“, Remscheid
www.rga.de
„Volksstimme“, Magdeburg
www.volksstimme.de
„Wilstersche Zeitung“, Wilster
www.shz.de/lokales/wilstersche-zeitung
„Zevener Zeitung“, Zeven
www.zevener-zeitung.de
120 Jahre
„Leipziger Volkszeitung“, Leipzig
www.lvz.de
„Metzinger-Uracher Volksblatt“, Metzingen
www.swp.de/metzingen
70 Jahre
„Aachener Nachrichten“, Aachen
www.aachener-nachrichten.de
40 Jahre
„Bild“, Hannover
www.bild.de/regional/hannover
„Schaumburger Nachrichten“, Stadthagen
www.sn-online.de
25 Jahre
„Märkische Oderzeitung“, Frankfurt/Oder
www.moz.de
„Göttinger Tageblatt“, Göttingen
www.goettinger-tageblatt.de
„Torgauer Zeitung“, Torgau
www.torgauerzeitung.com
1) 1. August 2014 bis 31. Juli 2015
„Vogtland-Anzeiger“, Plauen
www.vogtland-anzeiger.de
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