W i n d i g e s 6 / 14 Mitteilungen durch die Stiftung Küstenschutz Sylt Hobberbagger THOR R Firma Rhode Nielsen A/S Kopenhagen Foto Volker Frenzel syltpicture.de Das Schiff, das den Sand bringt… Nun ist es wieder da, das Schiff, das immer wieder hin und her fährt. Vom Horizont bis zum Strand und wieder zurück. Es ist ein „Hobberbagger“. Die Bezeichnung: „Schiff mit einer Baggertechnik“ wäre eine viel zu einfache Erklärung. Das Schiff, das dort vor unserer Küste fährt, hat einen großen Laderaum, unterteilt in einige Kammern. Diese sind nach oben hin offen. Dann ist ein mächtiges Rohrsystem vorhanden. Zu beiden Seiten des Schiffes befinden sich lange absenkbare Saugrohre mit je einem Saugkopf davor. Wenn das Schiff an dem Sandentnahmeort angekommen ist, werden die Saugrohre ins Wasser gelassen. Bis zu 23 m tief. Dann beginnt der Baggervorgang. Mit den mächtigen Pumpen im Schiff wird aus dem Meeresgrund ein Sandwassergemisch angesaugt. Dieses Gemisch mit 3 Teilen Sand und 7 Teilen Wasser ergießt sich in den Laderaum mit den Kammern. - Geschäftsstelle Bahnweg 20-22 – 25980 Sylt OT Westerland Telefon: 04651 851400 -Fax 8519400 E-Mail: [email protected] Der Sand setzt sich unten ab, das Wasser läuft oben über die Schiffswand wieder ins Meer. Eigentlich ist das Prinzip ganz einfach. Doch die Technik an Bord des Schiffes, die den Vorgang möglich macht, ist recht aufwendig. Wenn ca. 2.500 cbm Sand an Bord sind, ist das Schiff voll beladen. Der „Hobber“ verlässt dann den Sandentnahmeort und fährt an die Küste der Insel Sylt zum Bestimmungsort. Meistens kann das Schiff bis zu 1.000 m an die Küste heranfahren. Dort wird das Schiff mit einem Düker verbunden. Das ist eine Rohrleitung, die etwa 1.000 m lang ist. An dem Ende des Rohres, das mit dem Schiff verbunden werden soll, befinden sich biegsame Rohrteile. Das Rohr hat einen Durchmesser von ca. 1,00 m und ist aus Eisen. Daher ist der Düker recht schwer. Eine Mannschaft auf einem Hafenschlepper unterstützt die Männer auf dem Hobberbagger bei dem ankoppeln des Dükers an das Schiff. Ist das geschafft, werden die Pumpen auf dem Schiff in Betrieb gesetzt. Stiftung Küstenschutz Sylt Vorstand: Helge Jansen – Peter Douven – Claas-Erik Johannsen W i n d i g e s 6 / 14 Mitteilungen durch die Stiftung Küstenschutz Sylt Nun saugen diese Wasser aus dem Meer an, und vermischen das Wasser mit dem Sand im Schiffsbauch (3 Teile Sand und 7 Teile Wasser). Das Gemisch wird dann über die Dükerleitung an den Strand gespült. Dort wartet eine weitere Mannschaft, die mit weiteren Rohrleitungen und Planierraupen dafür sorgt, dass das Sandwassergemisch an der richtigen Stelle ankommt Der Sand setzt sich auf dem Strand ab und das Wasser läuft wieder ins Meer. Dieser Spülvorgang ist damit erledigt. Etwa 6 Stunden sind dabei vergangen. 1 Stunde Fahrt zum Entnahmeort, 2 Std. Laden 1 Stunde Fahrt zum Strand, 2 Std. Entladen am Strand. Der Vorgang erfolgt nun von neuem. So lange bis, die geplante Menge Sand am Strand angekommen ist. Bei gutem Wetter kann der Sandtransport in dieser Weise problemlos erfolgen. Sollte der Wind mit mehr als 6 Windstärken wehen, dann gibt es Probleme mit der Dükerleitung: Wenn das Schiff mit der Rohrleitung verbunden ist, könnte der starke Wellengang das Schiff zum Kentern bringen. Zu der aufwendigen Schiffstechnik ist auch noch ein ganzes Paket an Elektronik hinzuzurechnen. Durch die Schiffssteuerung mittels GPS ist es möglich, den „Hobber“ exakt an die richtige Stelle zu manövrieren. Die Vermessung der Sandmenge wurde früher mit Bindfaden und Lotgewicht aufwendig gemessen. Heut hilft eine GPS gesteuerte elektronische Messtechnik, die genaue Lademengen zu ermitteln. Diese ganze Baggertechnik hat sich vom Beginn der Sandvorspülungen auf Sylt (1972) bis heute entwickelt. Viele Erfahrungen musste man sammeln, bis die optimale Technik an der relativ rauen Brandungsküste erkannt wurde. Die erste Sandentnahme kam aus dem Watt, die Rohrleitung waren aufwendig quer über die Insel verlegt worden. - Geschäftsstelle Bahnweg 20-22 – 25980 Sylt OT Westerland Telefon: 04651 851400 -Fax 8519400 E-Mail: [email protected] Am Anfang entnahm man Sand von der Oberfläche des Meeresgrundes, der zerfloss auf dem Strand wie Puderzucker. Heute spült man den Saugrüssel etwa 1 m in den Meeresboden hinein. Der eigentliche Spülvorgang hat sich kaum verändert. Die Platzierung des Sandes am Strand musste den Besonderheiten der Brandung angepasst werden. Der Vorgang der Sandvorspülung dauert über einige Wochen. Das ganze Verfahren verbraucht viel mehr Zeit: - Bauträger ist das Land Schleswig-Holstein. - Begutachtung des Sylter Weststrandes durch das Ministerium für Energie, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz sowie die Sylter Gemeinden, - Festlegung der Spülort, - Erarbeitung einer Ausschreibung des Bauauftrages, - Bearbeitung eines Genehmigungsverfahrens, zur Sandvorspülung und Genehmigung der Sandentnahme, - Beteiligung von 30 Stellen öffentlichen Belange, - Genehmigung der Maßnahme, - Ausschreibung der Baumaßnahme gegenüber der europäischen Naßbaggerindustrie, - Auftragsvergabe, - Absprache der Baustellenorte sowie eines Zeitplanes der Ausführung mit den Gemeinden, - Baustelleneinrichtung am ersten Spülort, - Spülvorgänge je nach erforderlicher Sandmenge - Abschließen des Spülvorganges - Verlegen der Baustelleneinrichtung zum nächsten Spülort, im Jahre 2014 werden es 9 Orte sein, - Abschließen der Baumaßnahmen durch Errichten von Sandfangzäunen, - Abnahme der Sandvorspülungen. Insgesamt vergehen ca. 2 Jahre, bis so ein Vorgang von Anfang bis Ende abgeschlossen ist Trotz dieses hohen Aufwandes ist das Vorspülen von Sand immer noch die effektivste Form des Küstenschutzes an der Westküste der Insel Sylt. Stiftung Küstenschutz Sylt Vorstand: Helge Jansen – Peter Douven – Claas-Erik Johannsen
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