Europäische Kommission - Factsheet Beziehungen zwischen der EU und Iran Brüssel, 13. April 2016 Die Beziehungen zwischen der EU und Iran haben unterschiedliche Phasen durchlaufen und wurden im letzten Jahrzehnt von internationalen Streitigkeiten über das Nuklearprogramm Irans und der Verhängung entsprechender Sanktionsmaßnahmen geprägt. Die Beziehungen zwischen der EU und Iran haben unterschiedliche Phasen durchlaufen und wurden im letzten Jahrzehnt von internationalen Streitigkeiten über das Nuklearprogramm Irans und der Verhängung entsprechender Sanktionsmaßnahmen geprägt. Die Verhandlungen über das iranische Nuklearprogramm führten am 14. Juli 2015 zur Vereinbarung eines gemeinsamen umfassenden Aktionsplans (Joint Comprehensive Plan of Action – JCPOA) zwischen den E3+3 (EU, Frankreich, Deutschland, Vereinigtes Königreich, China, Russland und Vereinigte Staaten) und Iran. Damit soll der ausschließlich friedliche Charakter des iranischen Nuklearprogramms sichergestellt und die umfassende Aufhebung aller vom VN-Sicherheitsrat sowie von der EU und den Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit dem iranischen Nuklearprogramm verhängten Sanktionen eingeleitet werden. Auf der Tagung des Rates (Auswärtige Angelegenheiten) vom 20. Juli 2015 wurde dieser gemeinsame umfassende Aktionsplan befürwortet und die Erwartung geäußert, dass „diese positive Entwicklung die Tür für eine stetige Verbesserung der Beziehungen zwischen der Europäischen Union, ihren Mitgliedstaaten und Iran sowie für bessere regionale und internationale Beziehungen Irans öffnen wird (...)“. Am 16. Januar 2016 hob die EU alle wirtschaftlichen und finanziellen Sanktionen gegen Iran auf[1], nachdem sich die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) davon überzeugt hatte, dass Iran die im gemeinsamen umfassenden Aktionsplan festgelegten Maßnahmen im Nuklearbereich durchgeführt hat. Mit der Vereinbarung und Umsetzung des gemeinsamen umfassenden Aktionsplans wurden die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme weitergehender Beziehungen geschaffen. Diese begrüßenswerte Entwicklung ermöglicht der EU und Iran eine schrittweise Annäherung, auf der Grundlage der vollständigen Umsetzung des gemeinsamen umfassenden Aktionsplans durch Iran. Im Anschluss an den hochrangigen Dialog, der am 8. und 9. Februar 2016 auf Ebene der politischen Direktoren/stellvertretenden Minister stattfand, in dessen Rahmen künftige Bereiche der Zusammenarbeit zwischen der EU und Iran ermittelt wurden und eine gemeinsame Sondierungsmission, die vom 16. bis 17. Februar durchgeführt wurde und Fragen in den Bereichen Energie, Forschung und Innovation gewidmet war, wird die Hohe Vertreterin/Vizepräsident zusammen mit sieben Kommissionsmitglieder nach Iran reisen, um die Grundlage für die künftige Zusammenarbeit in einem breiten Spektrum von Sektoren und Themen zu schaffen. Damit wird auch ein umfassenderer Austausch über globale und regionale Fragen von gemeinsamem Interesse ermöglicht, insbesondere darüber, wie Stabilität und Sicherheit in der Region gestärkt werden können. Die EU legt außerdem großen Wert auf einen offenen Meinungsaustausch über Menschenrechtsfragen, der Teil des wiederaufgenommenen Dialogs zwischen der EU und Iran sein sollte. Wie im Aktionsplan vorgesehen, wurde eine Gemeinsame Kommission bestehend aus allen Mitgliedern der E3/EU + 3 und Iran eingesetzt. Die Hohe Vertreterin koordiniert die Arbeit der Gemeinsamen Kommission, die die Umsetzung des vereinbarten Aktionsplans überwachen wird. Politikbereiche Menschenrechte Die Menschenrechtslage in Iran gibt nach wie vor Anlass zur Besorgnis. Die Verpflichtung Irans zur Achtung der Menschrechte wird ein zentrales Thema unserer Beziehungen und des vereinbarten politischen Dialogs sein. Wirtschaft und Handel Im Hinblick auf Handel und Investitionen wird sich die Wiederaufnahme von Beziehungen mit Iran für beide Seiten vorteilhaft auswirken. Die Ausfuhren der EU nach Iran, die 2004 noch ein Volumen von fast 12 Mrd. EUR erreichten, waren 2014 aufgrund der Sanktionen um 46 % auf weniger als 6,5 Mrd. EUR gesunken. Angesichts der Bedeutung des globalen Handelssystems setzt sich die EU nachdrücklich für den von Iran angestrebten WTO-Beitritt ein. Energie Im Hinblick auf die vollständige Umsetzung des gemeinsamen umfassenden Aktionsplans, einschließlich seines Anhangs III über kerntechnische Zusammenarbeit, will die EU dauerhafte Beziehungen zu Iran im Nuklearbereich entwickeln. Der Schwerpunkt wird zunächst auf Fragen der nuklearen Sicherheit liegen, um den Rechts- und Regulierungsrahmen zu stärken. Im Rahmen der Zusammenarbeit von EU und Iran bei Energiefragen in einem größeren Zusammenhang könnte das Geschäfts- und Investitionsklima gefördert und verbessert und das mit den umfangreichen Erdgas- und Erdölreserven Irans verbundene Potenzial für die Energieversorgungssicherheit Europas ermittelt werden. Die Zusammenarbeit könnte auch zur verstärkten Nutzung von sauberer Energie und zu einer effizienten Nachfragesteuerung führen und das Entstehen transparenter, auf Regeln basierender und gut funktionierender regionaler und globaler Energiemärkte unterstützen. Umwelt Iran steht vor zahlreichen Umweltproblemen, insbesondere Wasserknappheit, Bodendegradation und Luftverschmutzung, die nur in regionaler und multilateraler Zusammenarbeit bewältigt werden können. Die EU wird mit Iran Gespräche über die Verbesserung des Umweltschutzes aufnehmen. Unternehmenszusammenarbeit Potenzielle Bereiche für die Unternehmenszusammenarbeit sind der Industrie- und Dienstleistungssektor, die KMU-Politik und die Rahmenbedingungen für Unternehmen. Dadurch könnten die Unternehmensentwicklung und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Iran gefördert und gleichzeitig europäische Unternehmen bei der Aufnahme einer Geschäftstätigkeit in Iran unterstützt werden. Konkrete Möglichkeiten der Zusammenarbeit werden auch in anderen Sektoren geprüft, wie Bau/Infrastrukturen, Entwicklung von KMU, Tourismus und kreative Branchen. Landwirtschaft Iran und die EU sind wichtige landwirtschaftliche Erzeuger. Hier besteht noch Potenzial zur Stärkung der bilateralen Beziehungen indem der Absatz in Iran bzw. in der EU produzierter Nahrungsmittel auf den Märkten der anderen Seite gefördert und Investitionen in die Agrarindustrie angeregt werden. Als Partner werden sie auch die Zusammenarbeit in den Bereichen der Landwirtschaftspolitik stärken und den Austausch des agrarspezifischen Know-hows fördern. Verkehr Ein effizientes, sicheres und vor Gefahren geschütztes Verkehrssystem ist von entscheidender Bedeutung für die Förderung von Handel, Investitionen und Konnektivität. Zwei Schwerpunkte in diesem Bereich sind Regulierungsfragen und Flugsicherheit. Weitere Maßnahmen der Zusammenarbeit in den Bereichen Schienen-, See-, Straßen- und Stadtverkehr bieten ebenfalls Potenzial für eine künftige Zusammenarbeit. Bildung und Kultur Iran nimmt an Erasmus+ für den Nahen Osten teil (zwischen 2007 und 2013 wurden 323 Stipendien vergeben, 10 iranische Hochschulen beteiligten sich). Die bereits laufende Maßnahme hat ein Gesamtvolumen von rund 10 Mio. EUR. Diese Zusammenarbeit im Bereich der Hochschulbildung kann weiter ausgebaut werden. Sowohl Iran als auch die Europäische Union verfügen über eine reiche Kultur und können daher großen Nutzen aus dem Austausch und der Zusammenarbeit im kulturellen Bereich ziehen. Forschung und Innovation Wissenschaft, Forschung und Innovation sind besonders vielversprechende Bereiche der Zusammenarbeit. im Rahmen von „Horizont 2020“ , an dem öffentliche und private iranische Unternehmen teilnehmen können. Die Zusammenarbeit im Bereich der erneuerbaren Energien, des Klimawandels und der Bioökonomie sind weitere Möglichkeiten Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung Da Iran als Land mit oberem mittleren Einkommen eingestuft ist, wird der größte Teil der Entwicklungszusammenarbeit mit Iran über thematische Programme durchgeführt. Iran ist an der „Unterstützung der Seidenroutenpartnerschaft für Migration“ im Rahmen des „ Budapest-Prozesses“ beteiligt, mit dem die grundlegenden Strukturen der Migrationssteuerung verbessert werden sollen. Zudem wird das Land mit Maßnahmen des Zentrums und Netzwerks für Klimaschutztechnologien unterstützt. Auch Projekte für die Zusammenarbeit im Bereich der nuklearen Sicherheit sind in Planung. Die Europäische Kommission hat gerade ein neues Projekt im Bereich der nuklearen Sicherheit von €5 Millionen angenommen, was in Einklang mit den Bestimmungen des umfassenden Joint Actionsplans ist, was zivile nukleare Zusammenarbeit in bestimmten technischen Bereichen voraussieht. Das Project wird bei der Überprüfung des Rechtsrahmens von den iranishen Regulierungsbehörden und den Aufbau der technischen Kapazitäten von EU-Know-How-Transfer sowie auch der regionale Reichweite und der Einrichtung eines nuklearen Sicherheitszentrum in Iran unterstützen. Humanitäre Hilfe Seit Jahrzehnten suchen Afghanen in Iran Zuflucht, daher leben in Iran derzeit schätzungsweise 980.000 registrierte afghanische Flüchtlinge und Asylsuchende (Angaben des UNHCR vom Juni 2015) und zwischen 1,5 Mio. und 2 Mio. nicht registrierte. Die Europäische Kommission hat kontinuierlich humanitärer Hilfe für Flüchtlinge und Asylsuchende in Iran geleistet, seit 2002 jedoch ohne ständige oder regelmäßige Präsenz vor Ort. Zwischen 2002 und 2015 hat die Europäische Kommission 10,5 Mio. EUR für Programme für afghanische Flüchtlinge in Iran bereitgestellt und wird diese Unterstützung in Zukunft weiter verstärken. Regionale Fragen: Der Iran nimmt in der Region eine wichtige Rolle ein. Die EU wird sich für konkrete und konstruktive Maßnahmen einsetzen, um eine echte Verbesserung der Lage auf regionaler Ebene zu erreichen und zur Lösung regionaler Probleme beizutragen. [1] Die Sanktionen der EU im Zusammenhang mit den Menschenrechten und Sanktionen in Bezug auf Syrien oder die Terrorismusbekämpfung sind nach wie vor in Kraft, da sie nicht in den Geltungsbereich des gemeinsamen umfassenden Aktionsplans fallen. MEMO/16/1368
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