2 SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Herr Böhme will auf den Mond Eine Geschichte über einen großen Traum AutorIn: Jan Schilling Redaktion: Nadja Odeh Regie: Maria Ohmer Sendung: Montag, 15.04.16 um 10.05 Uhr in SWR2 __________________________________________________________________ Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte der Sendungen SWR2 Tandem auf CD können wir Ihnen zum größten Teil anbieten. Bitte wenden Sie sich an den SWR Mitschnittdienst. Die CDs kosten derzeit 12,50 Euro pro Stück. Bestellmöglichkeiten: 07221/929-26030. 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Durch die matten Scheiben dringt kaum noch Tageslicht und Elektrik ist noch keine installiert. Robert Böhme kramt aus einer Tasche seines schwarzen Mantels eine Taschenlampe hervor und knipst sie an. Er leuchtet an die Decke. Seine Kollegen Jürgen Brandner und Karsten Becker folgen dem Lichtkegel. Sie nicken. Ja, die Deckenhöhe könnte ausreichend sein. Bald soll hier ein kleines Testgelände für Robert Böhmes Mission entstehen. 02 Ton Robert Böhme Wir brauchen vor allem Platz für zwei Dinge. Einerseits ist es für uns interessant für die Mondrover, das heißt, dass Du hier eine Mondlandschaft aufschütten kannst, so ein kleines Testbett, und mit dem Rover rumfahren kannst. Und der zweite Faktor ist, das Landemodul testen. Das heißt, wir wollen wirklich so ein großes flugfähiges Landemodul bauen, was quasi in der Halle, und wenn Du mal hochguckst, die Decke ist 20 Meter über uns, das heißt hier kannst Du schön rumfliegen. Ton weiter unter Erzähler/ Crossfade Musik Pink Floyd Dark Side of the moon Erzähler Andere wollen nach Hollywood oder ins Silicon Valley. Robert Böhmes Ziel liegt 384.000 Kilometer entfernt, Durchmesser 3467 Kilometer. Robert Böhme will auf den Mond. Die Geschichte beginnt 200, vor 8 Jahren also, mit einer E-Mail und dem Link zu einem Wettbewerb für eine private Mondmission, dem LunarX-Preis von Google. 1 Preisgeld 20 Millionen US Dollar. Hört sich viel an, doch für die Aufgabe, die es zu bewältigen gilt, wird fast ebenso viel aufzubringen sein. Sie lautet: baue einen Mondrover, schicke ihn zum Mond, fahre damit 500 Meter und sende hochauflösende Bilder zur Erde. 03 Ton Robert Böhme Man muss wissen, um bei dem Wettbewerb teilzunehmen haben die Jungs von Google eine relativ hohe Hürde auferlegt. Die Idee dahinter ist natürlich, Google sagt, hey, wer möchte sich hier anmelden für ein privates Wettrennen zum Mond, und wenn jemand wie Google das sagt, da melden sich hunderttausende Verrückte, davon einige ernstzunehmende. Erzähler Um die Zahl der Verrückten klein zu halten, setzt Google eine erste Hürde: in Form einer Anmeldegebühr von 10.000 Dollar. Robert Böhme ist damals 22, arbeitet als ITFachmann. Als IT-Experte verdient er ganz gut, 10.000 Dollar hätte er trotzdem nicht auf der hohen Kante gehabt, wäre da nicht dieser Autounfall gewesen. 04 Ton Robert Böhme Also ich war nicht derjenige der Schuld war, und es ist halt so gewesen, dass es zum Glück ein Vollkaskoschaden war, und ich dadurch das Geld hatte, was noch auf meinem Konto rumlag, was ich zur Anmeldung nehmen konnte. Erzähler Ein anderer in seinem Alter hätte sich vielleicht ein neues Auto gekauft oder wäre auf Weltreise gegangen. Nicht aber Robert Böhme. 05 Ton Roland Böhme Als er uns das mitgeteilt hatte, dass er sich an dem Lunar X-Price beteiligen will, da habe ich erst einmal gedacht, der hat ein Ding an der Waffel. Aber er hat es auch angefangen, sich angemeldet, und da haben wir gesagt, ok, dann unterstützen wir den auch. 2 Erzähler Roland Böhme, Roberts Vater. Er weiß, dass das ganze Wissen seines Sohnes über Raumfahrt aus Science-Fiction-Büchern stammt, denkt aber nicht daran, ihn zu entmutigen. 06 Ton Robert Böhme Wenn man von Anfang an das Ganze zu professionell gesehen hätte, dann hätte man es wahrscheinlich nie gemacht. Ich weiß, ich habe über die Jahre weg mit Experten gesprochen, die in Luft- und Raumfahrtunternehmen gearbeitet haben und auch immer noch tun, in sehr großen auch Rüstungsunternehmen, die mir gesagt haben, hey, ja ich habe damals mitbekommen, dass es diesen Wettbewerb gibt, und ich habe auch überlegt, ob ich mich mit ein paar Kollegen dort bewerbe. Aber dann habe ich all die ganze Probleme gesehen und durchgespielt und gesagt, nee, das traue ich mich nicht. Erzähler Schließlich geht es nicht nur um fachliche Kompetenzen, eine Mondmission bedeutet auch finanziell ein großes Risiko. Das Preisgeld von 20 Millionen deckt die Kosten bei weitem nicht ab. Aber das wusste Robert Böhme damals noch nicht. Allein die Rakete mit der der Rover in den Orbit geschossen wird, wird eine solche Summe verschlingen. Vor allem aber landet das Geld erst auf dem Konto, wenn die Aufgabe erfüllt ist. In der Zwischenzeit entstehen immense Kosten für Personal, für Büros und die Entwicklung. 06 (b) Ton Robert Böhme Und das ist spannend, weil ich glaube, hätte ich damals das Wissen gehabt, was ich heute habe, hätte es sein können, dass ich es auch nicht gemacht hätte. Erzähler Noch heute lacht er über seine Naivität. 2008, als ihn die Mail erreicht, bleibt nicht viel Zeit alles zu durchdenken. In fünf Tagen ist Bewerbungsschluss. 3 Robert Böhme hängt sich ans Telefon und spricht mit Freunden und Experten. In den Gesprächen geht es um Flugbahnen und Schwerkraft und um die Frage, wer mit einsteigen will, in das Wettrennen zum Mond. FX: Tastatur Erzähler In der letzten Nacht sitzt Robert Böhme vor dem Computer und füllt die Bewerbung aus. Am nächsten Morgen überweist er das Startgeld, dann lädt er seine sechs Freunde und künftigen Mitstreiter zum Barbecue ein. 07 Ton Robert Böhme Und dann haben wir uns bei mir zuhause getroffen, Whiteboard aufgestellt und angefangen zu skizzieren, wie könnte man, 40 Jahre nach Apollo noch einmal zum Mond zurückkommen, also privat, jetzt diese Leute die da beim Grillen sitzen. Und das waren sehr, sehr interessante Erkenntnisse, (Lachen), die da durch den Raum geschwirrt sind. Was alles geht, dass alles nicht geht, wo man es einfach nicht weiß. Erzähler Die jungen Männer sitzen im Garten von Robert Böhmes Elternhaus vor dem Whiteboard, essen Würstchen und spinnen nach Lust und Laune herum. Warum nicht eine Rakete an einen Ballon binden? 08 Ton Robert Böhme Der steigt in einen High-Altitude-Bereich, also in einen Bereich wo er nicht mehr höher steigen kann, das dürfte im Schnitt bei 40 Kilometer liegen und die Idee dahinter ist, dass man dann ja schon einen gewissen Abstand zum Boden hat ohne den Luftwiderstand. Wir haben dann festgestellt, dass die Liste an Nachteilen extrem lang ist, also, ich mein, ich kann es kurz andeuten, wenn man eine gute Rakete an so einen Ballon hält, das Ding eiert ja, und es ist ja auch nicht stabil. 4 Erzähler Den ganzen Abend spielt man Ideen durch, um dann doch bei der klassischen Variante zu landen: Rakete mieten, Rover reinpacken und ab damit zum Mond. Atmo Schule (FX) 09 Ton Roland Böhme Er war nicht der große Buddelkastenkumpeltyp, der also viel durch die Gegend gezogen ist, er hat mehr für sich gebaut, gespielt, er hatte zwei, drei Freunde, mit denen er zusammen gespielt hat. Aber sagen wir mal so, der groß draußen rumzieht, also auch später Party, Kneipen, isser nicht. Da ist er ruhig und zurückhaltend auf seine Art würd ick sagen. Erzähler „Für uns war er pflegeleicht“, sagt der Vater, der von Beruf Tierarzt ist. Doch in der Schule gab es Probleme. Seine Lehrerin auf der Hauptschule sieht in Robert einen renitenten Schüler, faul und wenig begabt. Sie bezweifelt, dass er die Realschule schafft und spricht sich gegen seine Versetzung aus. 10 Ton Roland Böhme Und dagegen sind wir, da wir wussten, dass er andere Leistungen bringen kann, haben wir uns durchgesetzt, dass er auf die Realschule gehen kann. Und da gab es ja das nächste, dass die Realschule gesagt hat: das Fach Mathe, das schaffst du nicht und deswegen musst du wieder runter. 11 Ton Robert Böhme Mathe und Physik waren definitiv nie meine Stärken. Aber abgesehen davon muss ich sagen, dass ich mich positiv an meine Schulzeit erinnere, weil eine Sache mich immer begeistert hat, das war dieses ständige lernen und Dinge ausprobieren. 12 Ton Roland Böhme Er hat gerne gebastelt, zerlegt und zusammengebaut, oder nur zerlegt und dann 5 nicht mehr zusammengebaut, weil dann Teile gefehlt haben. Und als ich noch geraucht hatte, sehr zu seinem Leidwesen, er ist absoluter Nichtraucher und Antialkoholiker, den können sie auch Silvester nicht mit einem Schluck Sekt begeistern, da hat er für mich aus Pappe und Tesafilm, Tesafilm war damals sein Hauptarbeitsmittel, einen Automaten gebaut, der mir Zigaretten zugeworfen hat. Das waren so Blödeleien. Erzähler Der entscheidende Impuls für Roberts folgenden Werdegang kommt jedoch von seinem Lehrer Kai-Uwe Gösicke. 13 Ton Robert Böhme Mit dem wir viel zusammen gemacht haben, also in den Sommerferien, Computernetzwerk in der Schule aufgebaut. Und das sind einfach so Dinge, die haben viel Spaß gemacht und das sind so Dinge, die haben halt bei mir die Begeisterung für die Informatik geweckt. Erzähler Lehrer Gösicke erkennt das Potential, das in Robert steckt und drängt den Realschüler, sich hinzusetzten und an seinen Noten zu arbeiten, mit Erfolg. 14 Ton Roland Böhme Dann ist es ungefähr mit der neunten Klasse losgegangen, wo er sich intensiv mit anderen Sachen beschäftigt hat, wo Kinder gesagt haben, komm wir machen Krawall, spielen Indianer, war nicht sein Ding und hat dann gelesen, auch Bücher wo ich gesagt habe, wie kommt der dazu solche wissenschaftlich orientierten Bücher zu lesen. Erzähler Auf der Leseliste stehen auf einmal wissenschaftliche Bücher über Computer und IT. Ein Träumer ist er nicht. Seine Fähigkeiten: rasche Auffassungsgabe und logisches Denkvermögen. Ideale Voraussetzungen, um Programmierer zu werden. 6 15 Ton Roland Böhme Nachdem die Schule fertig war, war sein Interesse noch nicht so festgelegt. Da hat meine Frau gesagt, na komm, wenn du dich gerne mit solchen Programmiersachen beschäftigst, wir gehen zu einem Vorstellungsgespräch in einer Privatschule. Dann hat er einen Test gemacht, ohne sich vorzubereiten, und dann haben die schon gesagt, das ist irre, der ist so Autodidakt. Erzähler Die private IT-Fachschule verlässt er als 18-Jähriger. Zu diesem Zeitpunkt ist er Inhaber sämtlicher bedeutender Microsoft-Programmierer-Zertifikate. Heute, gut zehn Jahre später, schützt der 29jährige Berliner als Mitarbeiter einer IT-Sicherheitsfirma Netzwerke, unter anderem beim Bund. Daneben steckt er jede freie Minute in seine Mission zum Mond. Musik Trentemoller: Take me into your Skin Erzähler Robert Böhme investiert nicht nur Zeit, er hat auch 150 000 Euro aus eigener Tasche in das Projekt gesteckt. Aus dem einstigen Kernteam von sechs Leuten sind im Laufe der letzten neun Jahre 35 Mitarbeiter geworden, aus der Idee ein Unternehmen mit dem Namen „Part Time Scientists“. 17 Ton Robert Böhme Der Gedanke, dass man selbstständig ist, der fasziniert mich sehr. Wobei ich sagen muss, dass ich am Anfang sehr viel Angst davor hatte, und auch heute noch definitiv. Eigentlich ist es so, desto mehr ich darüber lerne, desto mehr Respekt habe ich davor. 7 Erzähler Neun Festangestellte hat die GmbH. Dazu kommen rund 70 Mitstreiter, ehrenamtliche Ingenieure, Programmierer und Spezialisten aus anderen Fachbereichen. Sie berechnen mal hier ein Bauteil, programmieren mal dort eine Zeile. 18 Ton Karsten Becker Was ich an unserem Team besonders finde, dass es konstruktiv arbeitet. Also einer kommt dann um die Ecke mit einer relativ verrückten Idee und dann wird nicht gleich gesagt, ach das ist alles Müll, die meisten im Team sind alles Menschen die sehr nach vorne gerichtet sind, die sind progressiv. Und wenn man normal pessimistisch wäre, dann würde man die Mondmission gar nicht anfangen. 19 Atmo Rover testen Ton Jürgen Brandner Musst Du noch irgendwas rausschrauben? Ton Karsten Becker Nö, ich habe alles drinnen. Ton Jürgen Brandner Ich gehe mal die Türen öffnen. Erzähler Karsten Becker und Jürgen Brandner tragen vorsichtig das Herzstück der Mission aus dem Büroräumen auf den Parkplatz vor dem Büro. Der Rover wurde gemeinsam mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum entwickelt. Becker schließt noch ein paar Kabel an und nimmt ein Tablet in die Hand. 20 Ton Karsten Becker So, der bootet jetzt und dann sagt der Hallo, und dann kann ich die Motoren anschalten. So, und dann kann es losgehen. 21 Atmo Rover fährt 8 22 Ton Karsten Becker Der kann quasi, der kann direkt auf der Stelle drehen. Man kann auch um die kleinsten Hindernisse sehr gut drum herumfahren, aber die Hauptart, wie er auf dem Mond fahren wird, ist diese hier, so seitwärts, damit das Solarpanel immer auf die Sonne ausgerichtet bleibt, dadurch muss man so seitwärts fahren. Atmo läuft weiter Erzähler Jedes Rad wird einzeln angetrieben, entwickelt hat das System Jürgen Brandner, der Konstrukteur. Bevor der Österreicher bei den PT-Scientists angeheuert hat, war er in der Medizinbranche tätig. Ein gewöhnlicher Job, sagt er. Die Teilnahme an der Mondmission ist für ihn ein Ausbruch aus den gewohnten Strukturen. 23 Ton Jürgen Brandner Man kann es so beschrieben, dass wir nicht um 17 Uhr Schluss machen wie es ein normales Unternehmen machen würde und den Bleistift wegwerfen, und ich gehe nach Hause. PTS bedeutet, dass man auch mal um 2 Uhr nachts dasitzt und durcharbeitet. Und am Rover schraubt oder die letzte Verbesserung macht. // Und egal, ob das jetzt zwei oder drei Uhr morgens ist, da sitzt dann auch noch ein Herr Böhme am Tisch. Und Karsten Becker so halb schlafend, und man versucht das durchzuziehen. // Erzähler Für die Tätigkeit in Berlin hat der Vater von vier Kindern sein ganzes Leben umgekrempelt. Pendelt zwischen Österreich und Deutschland. Von der Hauptstadt hat er bisher nicht viel gesehen – die meiste Zeit verbringt er am Bildschirm. 16 Stunden im Büro sind keine Seltenheit. Mittlerweile hat das Team seinen vierten Rover gebaut. Im April 2015 wurde der Rover von einer Jury auf Herz und Nieren getestet. Asimov, so der Name, hat überzeugt. Für ihn hat der Google Konzern im April 2015 ein sogenanntes Meilensteinpreisgeld von 750 000 Dollar an Robert Böhme und seine Kollegen überwiesen: Sah der erste Mondrover noch nach einem 9 Spielzeug aus dem Modellbaukasten aus, ist Version 4.0 ein echter Hingucker, der durch seine Frontkameras an Nummer 5, den Roboter aus dem amerikanischen Science Fiction Klassiker von 1986, erinnert. 24 Ton Jürgen Brandner Und zwar genau aus dem Grund, um ihn irgendwie sympathisch rüberkommen zu lassen. Man kriegt dann schon die Leute ran mit der Thematik. Er wirkt dann auf Kinder anziehend, und wenn man Kinder anziehen kann, dann bringt das besondere Aufmerksamkeit rüber. Erzähler Das Team hat die Kamera, die später die Bilder machen wird, komplett selbst entwickelt. Für diese Entwicklung wurden sie ebenfalls von der Jury ausgezeichnet. Kamera und Rover müssen einiges aushalten. Auf dem Mond schwanken die Temperaturen zwischen -180 und +120 Grad Celsius. Das hat seinen Preis. 250.000 Euro kostet der Mondrover. Es werden Sponsoren gesucht. 25 Ton Karsten Becker Also dass man zu einem Unternehmen hingeht und sagt, hier das mit der Formel Eins, das ist doch doof, macht doch mal was Richtiges. Zwischendrin gab es einen Hänger ok, wir haben jetzt mit, weiß nicht wie vielen Firmen geredet, ok das klappt nicht, vielleicht ist es doch nicht das richtige Konzept, diese Mission zu finanzieren. Also bekommen wir das überhaupt hin, diese ganze Rakete zu finanzieren. Erzähler Mittlerweile hat das Team den großen deutschen Automobilhersteller Audi als Sponsor gewonnen. Wie viel der Konzern investiert ist Geheimsache. Damit die Mission auf sicheren Beinen steht, brauchen die Berliner aber noch mehr Geld. Deswegen suchen sie ständig nach neuen Geldquellen. Doch über Finanzierungsprobleme redet Robert Böhme nicht gern. Er lenkt den Blick lieber auf das bereits Erreichte und in die Zukunft. 10 26 Ton Karsten Becker Also er ist der grenzenlose Optimist, der immer den Weg findet, den man weitergehen kann und der einen noch einmal motiviert weiterzumachen, dass man noch einmal nachhakt, mit denen redet und das macht er auf eine sehr geschickte Art und Weise. Also ich würde seinen Führungsstil als ein bisschen merklich nennen, nicht so viel sagen und immer eine Lösung finden, die für alle funktioniert, ohne auf den Tisch zu hauen und zu sagen, so machen wir es. 27 Ton Jürgen Brandner Andererseits muss man auch sagen, dass er auch selbst die Unterstützung seines Kernteams braucht. Weil auch ein Robert Böhme hat ab und an seine Zweifel und dann kommen die anderen Teammitglieder wieder ins Spiel ihn dann aufbauen, und sagen, du gehst den richtigen Weg und mach weiter und jeder von uns stößt an die Grenzen und bei ihm ist es halt, er bringt dieses Vereinende in den Haufen von Enthusiasten mit, was man braucht. 28 Ton Robert Böhme Der Mond und die Mondmission ist für mich eigentlich nur Mittel zum Zweck. Was ich eigentlich machen möchte, und das ist der Kern von dem, was wir tun ist, Technik ins All zu bringen, und zwar Dinge, die im Einzelnen und dann als ganzes private Raumfahrt möglich machen. Erzähler Die PT-Scientists agieren dabei auf einem Feld, das eigentlich den ganz Großen gehört. Raumfahrt ist das Terrain staatlicher Raumfahrtorganisationen. Und die geben so einfach ihre Pfründe nicht her, wie das Team auf einer Veranstaltung der Europäischen Weltraumbehörde, kurz ESA, feststellen musste. 29 Ton Karsten Becker Und da ging es darum, dass die ESA festgestellt hat, dass es doch sinnvoll wäre, dass man die private Raumfahrt pusht. Dann haben die gesagt, wir suchen dafür Ideen. Da haben wir uns beworben, und wir haben diese und diese Ideen. Und die 11 wurden alle ignoriert. Erzähler Stattdessen wurden Projekte vorgestellt, die wieder in die Millionen gingen. Die letzte Mission der ESA, so Karsten Becker, habe 300 Millionen verschlungen. Die PTScientists wollen die Mission für 30 Millionen schaffen. Raumfahrt für kleine Unternehmen. 30 Ton Robert Böhme Wenn mittelständische bis große Unternehmen auf einmal die Option haben, zu sagen WOW, ich kann hier auf den Mond Technologie hinbringen // und damit meine ich jetzt nicht Marketingstunts. Sondern Dinge, die einen Mehrwert bringen und da gibt es viele Unternehmen, die ich auch über die Jahre kennengelernt habe, die echt tolle Dinge haben, die sie auch im All machen wollen würden, die sie aber nicht machen können, weil sie wissen, dass es einfach viel zu teuer ist. 31 Einspieler Apollo 13 Houston wir haben ein Problem Erzähler Wie schnell Mondmissionen scheitern, zeigen die Apollo 13-Mission und das Challenger Unglück. Die Anforderungen an das Material sind enorm. Egal, ob es sich um eine NASA-Mission oder um eine private Mission dreht. Doch das Risiko sei kalkulierbar, findet Robert Böhme, und die Möglichkeiten, die sich bieten, seien mehr wert als alle Bedenken. 32 Ton Robert Böhme Das ist das Thema, warum wir beispielsweise versuchen einen kleinen 3D-Drucker als Prototypen auf den Mond zu bringen, weil wir beweisen wollen, dass man aus dem Lunarregulit, das ist der Mondstaub, dass man da Bauteile herstellen kann. Also dass man das aufschmelzen kann, und dass man daraus Bauteile herstellen kann, die man dann auch nutzen kann. Damit würde man das Material eines anderen Planeten zum allerersten Mal nutzen, quasi Bauteile herzustellen. 12 Musik: Kraftvoller Elektro Erzähler Robert Böhme und sein Team haben gute Chancen Geschichte zu schreiben. Von über 30 Teams sind nur noch 16 im Rennen. Die PT-Scientists gehören zu den fünf erfolgversprechendsten Kandidaten. Bis es soweit ist, hat Robert Böhme sein Zwischenziel am Nachthimmel vor Augen. 34 Ton Robert Böhme Ich bin leider jemand, ich denke sehr technisch. // Ich weiß es nicht also die reine Schönheit von Dingen, die sehe ich am meisten in Musik. Jetzt nicht, wenn ich den Mond anschaue, da denke ich irgendwie Mond, Mars, da denke ich an Atmosphäreneigenschaften, Umlaufbahn oder einfach nur an die extremen Witterungsbedingungen, die dort herrschen. 35 Atmo Fabrikhalle Erzähler Vor dem inneren Auge stehen in der maroden Halle bereits Bürocontainer und der Rover fährt durch eine selbstgebastelte Mondlandschaft. Es ist nicht entscheidend, was ist, sondern was machbar ist. Das ist die Devise von Robert Böhme. Bis die Rakete in den Orbit abhebt, muss er noch ein paar Menschen mitreißen, sie überzeugen, dass auf dem Mond tatsächlich die Zukunft liegt. Dazu zückt er sein Handy, zeigt ein paar Bilder des Rover. Denn so ein Rover ist nicht nur „nerdig“, er ist, da sind sich die Mitarbeiter alle einig, irgendwie auch ziemlich cool. 36 Atmogespräch Hausmeister: Is der geil, is der geil. Robert: Das ist bei der NASA. Hausmeister:Wie geil der aussieht, finde ich voll cool. Der erinnert mich irgendwie an den Film aus den 80ern. Robert: Nummer fünf lebt… 13 Hausmeister: Genau. Super chefig. Erzähler 2017 wird sich entscheiden, ob die PT-Scientist ihre Mission schaffen. Bis dahin muss der Rover auf dem Mond landen und seine Aufgaben erfüllen. Und Robert Böhme denkt schon einen Schritt weiter. 33 Ton Robert Böhme Ich sehe den Mond als Sprungbrett, klingt jetzt blöde, wenn ich sage, Tankstelle, man sagt immer die letzte Tankstelle auf dem Highway. Für mich ist der Mond eigentlich die erste Tankstelle auf dem Highway, wenn ich irgendwann einmal zum Mars wollen würde, dann würde ich das so planen, dass ich das Raumschiff, mit dem ich dahin fliege auf dem Mond volltanke. 14
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