SWR2 Tandem - Manuskriptdienst Herr Böhme will auf den Mond

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SWR2 Tandem - Manuskriptdienst
Herr Böhme will auf den Mond
Eine Geschichte über einen großen Traum
AutorIn:
Jan Schilling
Redaktion:
Nadja Odeh
Regie:
Maria Ohmer
Sendung:
Montag, 15.04.16 um 10.05 Uhr in SWR2
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01 Atmo Halle Besichtigung
Erzähler
Es ist kurz nach 16 Uhr. Drei junge Männer erkunden eine riesige Industriehalle am
Rand von Berlin. Die Halle hat ihre besten Jahre schon lange hinter sich. Durch die
matten Scheiben dringt kaum noch Tageslicht und Elektrik ist noch keine installiert.
Robert Böhme kramt aus einer Tasche seines schwarzen Mantels eine
Taschenlampe hervor und knipst sie an. Er leuchtet an die Decke. Seine Kollegen
Jürgen Brandner und Karsten Becker folgen dem Lichtkegel. Sie nicken. Ja, die
Deckenhöhe könnte ausreichend sein. Bald soll hier ein kleines Testgelände für
Robert Böhmes Mission entstehen.
02 Ton Robert Böhme
Wir brauchen vor allem Platz für zwei Dinge. Einerseits ist es für uns interessant für
die Mondrover, das heißt, dass Du hier eine Mondlandschaft aufschütten kannst, so
ein kleines Testbett, und mit dem Rover rumfahren kannst. Und der zweite Faktor ist,
das Landemodul testen. Das heißt, wir wollen wirklich so ein großes flugfähiges
Landemodul bauen, was quasi in der Halle, und wenn Du mal hochguckst, die Decke
ist 20 Meter über uns, das heißt hier kannst Du schön rumfliegen.
Ton weiter unter Erzähler/
Crossfade Musik Pink Floyd Dark Side of the moon
Erzähler
Andere wollen nach Hollywood oder ins Silicon Valley. Robert Böhmes Ziel liegt
384.000 Kilometer entfernt, Durchmesser 3467 Kilometer. Robert Böhme will auf den
Mond.
Die Geschichte beginnt 200, vor 8 Jahren also, mit einer E-Mail und dem Link zu
einem Wettbewerb für eine private Mondmission, dem LunarX-Preis von Google.
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Preisgeld 20 Millionen US Dollar. Hört sich viel an, doch für die Aufgabe, die es zu
bewältigen gilt, wird fast ebenso viel aufzubringen sein. Sie lautet: baue einen
Mondrover, schicke ihn zum Mond, fahre damit 500 Meter und sende
hochauflösende Bilder zur Erde.
03 Ton Robert Böhme
Man muss wissen, um bei dem Wettbewerb teilzunehmen haben die Jungs von
Google eine relativ hohe Hürde auferlegt. Die Idee dahinter ist natürlich, Google sagt,
hey, wer möchte sich hier anmelden für ein privates Wettrennen zum Mond, und
wenn jemand wie Google das sagt, da melden sich hunderttausende Verrückte,
davon einige ernstzunehmende.
Erzähler
Um die Zahl der Verrückten klein zu halten, setzt Google eine erste Hürde: in Form
einer Anmeldegebühr von 10.000 Dollar. Robert Böhme ist damals 22, arbeitet als ITFachmann. Als IT-Experte verdient er ganz gut, 10.000 Dollar hätte er trotzdem nicht
auf der hohen Kante gehabt, wäre da nicht dieser Autounfall gewesen.
04 Ton Robert Böhme
Also ich war nicht derjenige der Schuld war, und es ist halt so gewesen, dass es zum
Glück ein Vollkaskoschaden war, und ich dadurch das Geld hatte, was noch auf
meinem Konto rumlag, was ich zur Anmeldung nehmen konnte.
Erzähler
Ein anderer in seinem Alter hätte sich vielleicht ein neues Auto gekauft oder wäre auf
Weltreise gegangen. Nicht aber Robert Böhme.
05 Ton Roland Böhme
Als er uns das mitgeteilt hatte, dass er sich an dem Lunar X-Price beteiligen will, da
habe ich erst einmal gedacht, der hat ein Ding an der Waffel. Aber er hat es auch
angefangen, sich angemeldet, und da haben wir gesagt, ok, dann unterstützen wir
den auch.
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Erzähler
Roland Böhme, Roberts Vater. Er weiß, dass das ganze Wissen seines Sohnes über
Raumfahrt aus Science-Fiction-Büchern stammt, denkt aber nicht daran, ihn zu
entmutigen.
06 Ton Robert Böhme
Wenn man von Anfang an das Ganze zu professionell gesehen hätte, dann hätte
man es wahrscheinlich nie gemacht. Ich weiß, ich habe über die Jahre weg mit
Experten gesprochen, die in Luft- und Raumfahrtunternehmen gearbeitet haben und
auch immer noch tun, in sehr großen auch Rüstungsunternehmen, die mir gesagt
haben, hey, ja ich habe damals mitbekommen, dass es diesen Wettbewerb gibt, und
ich habe auch überlegt, ob ich mich mit ein paar Kollegen dort bewerbe. Aber dann
habe ich all die ganze Probleme gesehen und durchgespielt und gesagt, nee, das
traue ich mich nicht.
Erzähler
Schließlich geht es nicht nur um fachliche Kompetenzen, eine Mondmission bedeutet
auch finanziell ein großes Risiko. Das Preisgeld von 20 Millionen deckt die Kosten
bei weitem nicht ab. Aber das wusste Robert Böhme damals noch nicht. Allein die
Rakete mit der der Rover in den Orbit geschossen wird, wird eine solche Summe
verschlingen. Vor allem aber landet das Geld erst auf dem Konto, wenn die Aufgabe
erfüllt ist. In der Zwischenzeit entstehen immense Kosten für Personal, für Büros und
die Entwicklung.
06 (b) Ton Robert Böhme
Und das ist spannend, weil ich glaube, hätte ich damals das Wissen gehabt, was ich
heute habe, hätte es sein können, dass ich es auch nicht gemacht hätte.
Erzähler
Noch heute lacht er über seine Naivität. 2008, als ihn die Mail erreicht, bleibt nicht
viel Zeit alles zu durchdenken. In fünf Tagen ist Bewerbungsschluss.
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Robert Böhme hängt sich ans Telefon und spricht mit Freunden und Experten. In den
Gesprächen geht es um Flugbahnen und Schwerkraft und um die Frage, wer mit
einsteigen will, in das Wettrennen zum Mond.
FX: Tastatur
Erzähler
In der letzten Nacht sitzt Robert Böhme vor dem Computer und füllt die Bewerbung
aus. Am nächsten Morgen überweist er das Startgeld, dann lädt er seine sechs
Freunde und künftigen Mitstreiter zum Barbecue ein.
07 Ton Robert Böhme
Und dann haben wir uns bei mir zuhause getroffen, Whiteboard aufgestellt und
angefangen zu skizzieren, wie könnte man, 40 Jahre nach Apollo noch einmal zum
Mond zurückkommen, also privat, jetzt diese Leute die da beim Grillen sitzen. Und
das waren sehr, sehr interessante Erkenntnisse, (Lachen), die da durch den Raum
geschwirrt sind. Was alles geht, dass alles nicht geht, wo man es einfach nicht weiß.
Erzähler
Die jungen Männer sitzen im Garten von Robert Böhmes Elternhaus vor dem
Whiteboard, essen Würstchen und spinnen nach Lust und Laune herum. Warum
nicht eine Rakete an einen Ballon binden?
08 Ton Robert Böhme
Der steigt in einen High-Altitude-Bereich, also in einen Bereich wo er nicht mehr
höher steigen kann, das dürfte im Schnitt bei 40 Kilometer liegen und die Idee
dahinter ist, dass man dann ja schon einen gewissen Abstand zum Boden hat ohne
den Luftwiderstand. Wir haben dann festgestellt, dass die Liste an Nachteilen extrem
lang ist, also, ich mein, ich kann es kurz andeuten, wenn man eine gute Rakete an
so einen Ballon hält, das Ding eiert ja, und es ist ja auch nicht stabil.
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Erzähler
Den ganzen Abend spielt man Ideen durch, um dann doch bei der klassischen
Variante zu landen: Rakete mieten, Rover reinpacken und ab damit zum Mond.
Atmo Schule (FX)
09 Ton Roland Böhme
Er war nicht der große Buddelkastenkumpeltyp, der also viel durch die Gegend
gezogen ist, er hat mehr für sich gebaut, gespielt, er hatte zwei, drei Freunde, mit
denen er zusammen gespielt hat. Aber sagen wir mal so, der groß draußen rumzieht,
also auch später Party, Kneipen, isser nicht. Da ist er ruhig und zurückhaltend auf
seine Art würd ick sagen.
Erzähler
„Für uns war er pflegeleicht“, sagt der Vater, der von Beruf Tierarzt ist. Doch in der
Schule gab es Probleme. Seine Lehrerin auf der Hauptschule sieht in Robert einen
renitenten Schüler, faul und wenig begabt. Sie bezweifelt, dass er die Realschule
schafft und spricht sich gegen seine Versetzung aus.
10 Ton Roland Böhme
Und dagegen sind wir, da wir wussten, dass er andere Leistungen bringen kann,
haben wir uns durchgesetzt, dass er auf die Realschule gehen kann. Und da gab es
ja das nächste, dass die Realschule gesagt hat: das Fach Mathe, das schaffst du
nicht und deswegen musst du wieder runter.
11 Ton Robert Böhme
Mathe und Physik waren definitiv nie meine Stärken. Aber abgesehen davon muss
ich sagen, dass ich mich positiv an meine Schulzeit erinnere, weil eine Sache mich
immer begeistert hat, das war dieses ständige lernen und Dinge ausprobieren.
12 Ton Roland Böhme
Er hat gerne gebastelt, zerlegt und zusammengebaut, oder nur zerlegt und dann
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nicht mehr zusammengebaut, weil dann Teile gefehlt haben. Und als ich noch
geraucht hatte, sehr zu seinem Leidwesen, er ist absoluter Nichtraucher und
Antialkoholiker, den können sie auch Silvester nicht mit einem Schluck Sekt
begeistern, da hat er für mich aus Pappe und Tesafilm, Tesafilm war damals sein
Hauptarbeitsmittel, einen Automaten gebaut, der mir Zigaretten zugeworfen hat. Das
waren so Blödeleien.
Erzähler
Der entscheidende Impuls für Roberts folgenden Werdegang kommt jedoch von
seinem Lehrer Kai-Uwe Gösicke.
13 Ton Robert Böhme
Mit dem wir viel zusammen gemacht haben, also in den Sommerferien,
Computernetzwerk in der Schule aufgebaut. Und das sind einfach so Dinge, die
haben viel Spaß gemacht und das sind so Dinge, die haben halt bei mir die
Begeisterung für die Informatik geweckt.
Erzähler
Lehrer Gösicke erkennt das Potential, das in Robert steckt und drängt den
Realschüler, sich hinzusetzten und an seinen Noten zu arbeiten, mit Erfolg.
14 Ton Roland Böhme
Dann ist es ungefähr mit der neunten Klasse losgegangen, wo er sich intensiv mit
anderen Sachen beschäftigt hat, wo Kinder gesagt haben, komm wir machen
Krawall, spielen Indianer, war nicht sein Ding und hat dann gelesen, auch Bücher wo
ich gesagt habe, wie kommt der dazu solche wissenschaftlich orientierten Bücher zu
lesen.
Erzähler
Auf der Leseliste stehen auf einmal wissenschaftliche Bücher über Computer und IT.
Ein Träumer ist er nicht. Seine Fähigkeiten: rasche Auffassungsgabe und logisches
Denkvermögen. Ideale Voraussetzungen, um Programmierer zu werden.
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15 Ton Roland Böhme
Nachdem die Schule fertig war, war sein Interesse noch nicht so festgelegt. Da hat
meine Frau gesagt, na komm, wenn du dich gerne mit solchen Programmiersachen
beschäftigst, wir gehen zu einem Vorstellungsgespräch in einer Privatschule. Dann
hat er einen Test gemacht, ohne sich vorzubereiten, und dann haben die schon
gesagt, das ist irre, der ist so Autodidakt.
Erzähler
Die private IT-Fachschule verlässt er als 18-Jähriger. Zu diesem Zeitpunkt ist er
Inhaber sämtlicher bedeutender Microsoft-Programmierer-Zertifikate. Heute, gut zehn
Jahre später, schützt der 29jährige Berliner als Mitarbeiter einer IT-Sicherheitsfirma
Netzwerke, unter anderem beim Bund. Daneben steckt er jede freie Minute in seine
Mission zum Mond.
Musik Trentemoller: Take me into your Skin
Erzähler
Robert Böhme investiert nicht nur Zeit, er hat auch 150 000 Euro aus eigener Tasche
in das Projekt gesteckt. Aus dem einstigen Kernteam von sechs Leuten sind im Laufe
der letzten neun Jahre 35 Mitarbeiter geworden, aus der Idee ein Unternehmen mit
dem Namen „Part Time Scientists“.
17 Ton Robert Böhme
Der Gedanke, dass man selbstständig ist, der fasziniert mich sehr. Wobei ich sagen
muss, dass ich am Anfang sehr viel Angst davor hatte, und auch heute noch definitiv.
Eigentlich ist es so, desto mehr ich darüber lerne, desto mehr Respekt habe ich
davor.
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Erzähler
Neun Festangestellte hat die GmbH. Dazu kommen rund 70 Mitstreiter,
ehrenamtliche Ingenieure, Programmierer und Spezialisten aus anderen
Fachbereichen. Sie berechnen mal hier ein Bauteil, programmieren mal dort eine
Zeile.
18 Ton Karsten Becker
Was ich an unserem Team besonders finde, dass es konstruktiv arbeitet. Also einer
kommt dann um die Ecke mit einer relativ verrückten Idee und dann wird nicht gleich
gesagt, ach das ist alles Müll, die meisten im Team sind alles Menschen die sehr
nach vorne gerichtet sind, die sind progressiv. Und wenn man normal pessimistisch
wäre, dann würde man die Mondmission gar nicht anfangen.
19 Atmo Rover testen
Ton Jürgen Brandner
Musst Du noch irgendwas rausschrauben?
Ton Karsten Becker
Nö, ich habe alles drinnen.
Ton Jürgen Brandner
Ich gehe mal die Türen öffnen.
Erzähler
Karsten Becker und Jürgen Brandner tragen vorsichtig das Herzstück der Mission
aus dem Büroräumen auf den Parkplatz vor dem Büro. Der Rover wurde gemeinsam
mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum entwickelt. Becker schließt noch ein
paar Kabel an und nimmt ein Tablet in die Hand.
20 Ton Karsten Becker
So, der bootet jetzt und dann sagt der Hallo, und dann kann ich die Motoren
anschalten. So, und dann kann es losgehen.
21 Atmo Rover fährt
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22 Ton Karsten Becker
Der kann quasi, der kann direkt auf der Stelle drehen. Man kann auch um die
kleinsten Hindernisse sehr gut drum herumfahren, aber die Hauptart, wie er auf dem
Mond fahren wird, ist diese hier, so seitwärts, damit das Solarpanel immer auf die
Sonne ausgerichtet bleibt, dadurch muss man so seitwärts fahren.
Atmo läuft weiter
Erzähler
Jedes Rad wird einzeln angetrieben, entwickelt hat das System Jürgen Brandner, der
Konstrukteur. Bevor der Österreicher bei den PT-Scientists angeheuert hat, war er in
der Medizinbranche tätig. Ein gewöhnlicher Job, sagt er. Die Teilnahme an der
Mondmission ist für ihn ein Ausbruch aus den gewohnten Strukturen.
23 Ton Jürgen Brandner
Man kann es so beschrieben, dass wir nicht um 17 Uhr Schluss machen wie es ein
normales Unternehmen machen würde und den Bleistift wegwerfen, und ich gehe
nach Hause. PTS bedeutet, dass man auch mal um 2 Uhr nachts dasitzt und
durcharbeitet. Und am Rover schraubt oder die letzte Verbesserung macht. // Und
egal, ob das jetzt zwei oder drei Uhr morgens ist, da sitzt dann auch noch ein Herr
Böhme am Tisch. Und Karsten Becker so halb schlafend, und man versucht das
durchzuziehen. //
Erzähler
Für die Tätigkeit in Berlin hat der Vater von vier Kindern sein ganzes Leben
umgekrempelt. Pendelt zwischen Österreich und Deutschland. Von der Hauptstadt
hat er bisher nicht viel gesehen – die meiste Zeit verbringt er am Bildschirm. 16
Stunden im Büro sind keine Seltenheit. Mittlerweile hat das Team seinen vierten
Rover gebaut. Im April 2015 wurde der Rover von einer Jury auf Herz und Nieren
getestet. Asimov, so der Name, hat überzeugt. Für ihn hat der Google Konzern im
April 2015 ein sogenanntes Meilensteinpreisgeld von 750 000 Dollar an Robert
Böhme und seine Kollegen überwiesen: Sah der erste Mondrover noch nach einem
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Spielzeug aus dem Modellbaukasten aus, ist Version 4.0 ein echter Hingucker, der
durch seine Frontkameras an Nummer 5, den Roboter aus dem amerikanischen
Science Fiction Klassiker von 1986, erinnert.
24 Ton Jürgen Brandner
Und zwar genau aus dem Grund, um ihn irgendwie sympathisch rüberkommen zu
lassen. Man kriegt dann schon die Leute ran mit der Thematik. Er wirkt dann auf
Kinder anziehend, und wenn man Kinder anziehen kann, dann bringt das besondere
Aufmerksamkeit rüber.
Erzähler
Das Team hat die Kamera, die später die Bilder machen wird, komplett selbst
entwickelt. Für diese Entwicklung wurden sie ebenfalls von der Jury ausgezeichnet.
Kamera und Rover müssen einiges aushalten. Auf dem Mond schwanken die
Temperaturen zwischen -180 und +120 Grad Celsius. Das hat seinen Preis. 250.000
Euro kostet der Mondrover. Es werden Sponsoren gesucht.
25 Ton Karsten Becker
Also dass man zu einem Unternehmen hingeht und sagt, hier das mit der Formel
Eins, das ist doch doof, macht doch mal was Richtiges. Zwischendrin gab es einen
Hänger ok, wir haben jetzt mit, weiß nicht wie vielen Firmen geredet, ok das klappt
nicht, vielleicht ist es doch nicht das richtige Konzept, diese Mission zu finanzieren.
Also bekommen wir das überhaupt hin, diese ganze Rakete zu finanzieren.
Erzähler
Mittlerweile hat das Team den großen deutschen Automobilhersteller Audi als
Sponsor gewonnen. Wie viel der Konzern investiert ist Geheimsache. Damit die
Mission auf sicheren Beinen steht, brauchen die Berliner aber noch mehr Geld.
Deswegen suchen sie ständig nach neuen Geldquellen. Doch über
Finanzierungsprobleme redet Robert Böhme nicht gern. Er lenkt den Blick lieber auf
das bereits Erreichte und in die Zukunft.
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26 Ton Karsten Becker
Also er ist der grenzenlose Optimist, der immer den Weg findet, den man
weitergehen kann und der einen noch einmal motiviert weiterzumachen, dass man
noch einmal nachhakt, mit denen redet und das macht er auf eine sehr geschickte
Art und Weise. Also ich würde seinen Führungsstil als ein bisschen merklich nennen,
nicht so viel sagen und immer eine Lösung finden, die für alle funktioniert, ohne auf
den Tisch zu hauen und zu sagen, so machen wir es.
27 Ton Jürgen Brandner
Andererseits muss man auch sagen, dass er auch selbst die Unterstützung seines
Kernteams braucht. Weil auch ein Robert Böhme hat ab und an seine Zweifel und
dann kommen die anderen Teammitglieder wieder ins Spiel ihn dann aufbauen, und
sagen, du gehst den richtigen Weg und mach weiter und jeder von uns stößt an die
Grenzen und bei ihm ist es halt, er bringt dieses Vereinende in den Haufen von
Enthusiasten mit, was man braucht.
28 Ton Robert Böhme
Der Mond und die Mondmission ist für mich eigentlich nur Mittel zum Zweck. Was ich
eigentlich machen möchte, und das ist der Kern von dem, was wir tun ist, Technik ins
All zu bringen, und zwar Dinge, die im Einzelnen und dann als ganzes private
Raumfahrt möglich machen.
Erzähler
Die PT-Scientists agieren dabei auf einem Feld, das eigentlich den ganz Großen
gehört. Raumfahrt ist das Terrain staatlicher Raumfahrtorganisationen. Und die
geben so einfach ihre Pfründe nicht her, wie das Team auf einer Veranstaltung der
Europäischen Weltraumbehörde, kurz ESA, feststellen musste.
29 Ton Karsten Becker
Und da ging es darum, dass die ESA festgestellt hat, dass es doch sinnvoll wäre,
dass man die private Raumfahrt pusht. Dann haben die gesagt, wir suchen dafür
Ideen. Da haben wir uns beworben, und wir haben diese und diese Ideen. Und die
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wurden alle ignoriert.
Erzähler
Stattdessen wurden Projekte vorgestellt, die wieder in die Millionen gingen. Die letzte
Mission der ESA, so Karsten Becker, habe 300 Millionen verschlungen. Die PTScientists wollen die Mission für 30 Millionen schaffen. Raumfahrt für kleine
Unternehmen.
30 Ton Robert Böhme
Wenn mittelständische bis große Unternehmen auf einmal die Option haben, zu
sagen WOW, ich kann hier auf den Mond Technologie hinbringen // und damit meine
ich jetzt nicht Marketingstunts. Sondern Dinge, die einen Mehrwert bringen und da
gibt es viele Unternehmen, die ich auch über die Jahre kennengelernt habe, die echt
tolle Dinge haben, die sie auch im All machen wollen würden, die sie aber nicht
machen können, weil sie wissen, dass es einfach viel zu teuer ist.
31 Einspieler Apollo 13 Houston wir haben ein Problem
Erzähler
Wie schnell Mondmissionen scheitern, zeigen die Apollo 13-Mission und das
Challenger Unglück. Die Anforderungen an das Material sind enorm. Egal, ob es sich
um eine NASA-Mission oder um eine private Mission dreht. Doch das Risiko sei
kalkulierbar, findet Robert Böhme, und die Möglichkeiten, die sich bieten, seien mehr
wert als alle Bedenken.
32 Ton Robert Böhme
Das ist das Thema, warum wir beispielsweise versuchen einen kleinen 3D-Drucker
als Prototypen auf den Mond zu bringen, weil wir beweisen wollen, dass man aus
dem Lunarregulit, das ist der Mondstaub, dass man da Bauteile herstellen kann. Also
dass man das aufschmelzen kann, und dass man daraus Bauteile herstellen kann,
die man dann auch nutzen kann. Damit würde man das Material eines anderen
Planeten zum allerersten Mal nutzen, quasi Bauteile herzustellen.
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Musik: Kraftvoller Elektro
Erzähler
Robert Böhme und sein Team haben gute Chancen Geschichte zu schreiben. Von
über 30 Teams sind nur noch 16 im Rennen. Die PT-Scientists gehören zu den fünf
erfolgversprechendsten Kandidaten. Bis es soweit ist, hat Robert Böhme sein
Zwischenziel am Nachthimmel vor Augen.
34 Ton Robert Böhme
Ich bin leider jemand, ich denke sehr technisch. // Ich weiß es nicht also die reine
Schönheit von Dingen, die sehe ich am meisten in Musik. Jetzt nicht, wenn ich den
Mond anschaue, da denke ich irgendwie Mond, Mars, da denke ich an
Atmosphäreneigenschaften, Umlaufbahn oder einfach nur an die extremen
Witterungsbedingungen, die dort herrschen.
35 Atmo Fabrikhalle
Erzähler
Vor dem inneren Auge stehen in der maroden Halle bereits Bürocontainer und der
Rover fährt durch eine selbstgebastelte Mondlandschaft. Es ist nicht entscheidend,
was ist, sondern was machbar ist. Das ist die Devise von Robert Böhme. Bis die
Rakete in den Orbit abhebt, muss er noch ein paar Menschen mitreißen, sie
überzeugen, dass auf dem Mond tatsächlich die Zukunft liegt. Dazu zückt er sein
Handy, zeigt ein paar Bilder des Rover. Denn so ein Rover ist nicht nur „nerdig“, er
ist, da sind sich die Mitarbeiter alle einig, irgendwie auch ziemlich cool.
36 Atmogespräch
Hausmeister: Is der geil, is der geil.
Robert: Das ist bei der NASA.
Hausmeister:Wie geil der aussieht, finde ich voll cool.
Der erinnert mich irgendwie an den Film aus den 80ern.
Robert: Nummer fünf lebt…
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Hausmeister: Genau.
Super chefig.
Erzähler
2017 wird sich entscheiden, ob die PT-Scientist ihre Mission schaffen. Bis dahin
muss der Rover auf dem Mond landen und seine Aufgaben erfüllen. Und Robert
Böhme denkt schon einen Schritt weiter.
33 Ton Robert Böhme
Ich sehe den Mond als Sprungbrett, klingt jetzt blöde, wenn ich sage, Tankstelle,
man sagt immer die letzte Tankstelle auf dem Highway. Für mich ist der Mond
eigentlich die erste Tankstelle auf dem Highway, wenn ich irgendwann einmal zum
Mars wollen würde, dann würde ich das so planen, dass ich das Raumschiff, mit dem
ich dahin fliege auf dem Mond volltanke.
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