Den Keimen keine Chance

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Markt für Desinfektionsmittel wächst um fast 10 Prozent
Den Keimen keine Chance
von Michael Poersch, Key-Account-Manager bei IMS Health (Frankfurt/Main)
Desinfektionsmittel werden in der Klinik, in der Praxis und im Haushalt eingesetzt, wenn tatsächlich oder vermeintlich Gefahr von Keimen ausgeht.
Dabei steht außer Frage, dass in der
Abb. 1: Deutliches Wachstum von Desinfektionsmitteln in der
Klinik, im Apothekenverkauf und im Mass Market
Umsatz in 1.000 zu effektiven EK-Preisen in der Klinik, zu Grossopreisen in der
Apotheke und zu effektiven Verkaufspreisen im Mass Market
Klinik
Apotheke
Klinik Patienten und Personal vor
+9,3%
+7,6%
allem durch Cross-Kontaminationen
gefährdet werden. Laut einer Analyse
Mass Market**
134.509
123.016
114.277
von IMS Health sind im Jahr 2015 insgesamt Desinfektionsmittel für knapp
68%
68%
69%
135 Mio. Euro in den drei Segmenten
verkauft worden.
4%
5%
5%
2013*
2016*
2015*
Quellen: IMS MSA, IMS DKB und IMS OTC-Report mit Mass Market
* Aufgrund der Datenverfügbarkeit sind die Klinikdaten aus dem IMS DKB aus den Zeiträumen MAT 2013-11 bis 2015-11
** Nur Haut- und Wunddesinfektionsmittel
Abb. 2: In der Klinik ist der Verbrauch an Flächendesinfektionsmitteln mengenmäßig am größten
MAT 2015-11, Umsatz auf Basis effektiver Einkaufspreise
Instrumente
Absatz: 3,7 Mio. Liter
8,0%
MTD 3/2016
Fläche
Haut/Schleimhaut/Wunde
Umsatz: 91,2 Mio. 9,9%
21,4%
28,9%
22,5%
63,9%
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Hände
Quelle: IMS DKB, MAT 2015-11
icht überraschend ist es, dass im Vergleich zu den anderen beiden Vertriebskanälen in der Klinik die meisten
Desinfektionsmittel verbraucht werden
(s. Abb. 1), auch wenn die Preisbasis dabei
unterschiedlich ist. Der Mass Market, also
Drogeriemärkte, Verbrauchermärkte, der
traditionelle Lebensmitteleinzelhandel
und Discounter, spielen nur eine untergeordnete Rolle.
Verbraucher und medizinische Fachkräfte ziehen offensichtlich die Apotheke
vor, wenn es darum geht, sich mit Desinfektionsmitteln auszurüsten. Ein weiterer
möglicher Vertriebskanal sind medizinische Fachhändler, doch dazu liegen keine
Zahlen vor. Auffallend ist das starke
Wachstum von knapp 8 Prozent bzw. gut
9 Prozent in den letzten beiden Jahren,
wobei das Verhältnis der drei Vertriebskanäle unverändert blieb.
N
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Fläche dominiert
Abb. 3: Stabile Durchschnittspreise im Klinikeinkauf
Durchschnittliche Einkaufspreise der Kliniken pro 100 mL
Haut/Wunde/Schleimhaut
Hände
Fläche
Instrumente
MAT 2013-11
MAT 2014-11
MAT 2015-1
Quelle: IMS DKB
Abb. 2: In der Klinik ist der Verbrauch an Flächendesinfektionsmitteln mengenmäßig am größten
MAT 2015-11, Umsatz auf Basis effektiver Einkaufspreise
Instrumente
Hände
Fläche
Absatz: 3,7 Mio. Liter
8,0%
Haut/Schleimhaut/Wunde
Umsatz: 91,2 Mio. Hersteller-Analyse
9,9%
Die Top-Hersteller von Desinfektionsmitteln, die in der Klinik verbraucht werden, sind (in alphabetischer Reihenfolge)
Dr. Weigert, Ecolab, Paul Hartmann (ehemals Bode), Olympus Optical und Schülke & Mayr. Diese vereinen ca. 83 Prozent
des Absatzes auf sich. Das übrige Stück
vom Kuchen teilen sich 90 weitere Hersteller. Die Schwerpunkte der Top-Hersteller sind durchaus unterschiedlich.
Während Dr. Weigert und Olympus vor
allem bei der Instrumentendesinfektion
zu finden sind, sind Hartmann und
Schülke & Mayr vor allem bei Hände und
Haut engagiert. Ecolab hat seine Domäne in der Flächendesinfektion.
21,4%
28,9%
22,5%
63,9%
Quelle: IMS DKB, MAT 2015-11
Abb. 5: Flache Preisentwicklung führender Produkte
Abverkaufspreise in führender Produkte im Apothekenverkauf
Wunddesinfektion 50 mL
Wunddesinfektion 250 mL
In der Klinik werden mengenmäßig vor
allem Flächendesinfektionsmittel eingesetzt (s. Abb. 2). Auf sie entfallen fast zwei
Drittel der 2015 verbrauchten 3,7 Mio.
Liter. Durch Flächen auf Böden, an Wänden, Tischen und sonstigen Einrichtungen werden die Mittel in großen Gebinden verwendet, zu relativ günstigen Preisen pro Liter.
Die Verteilung der Kategorien Fläche,
Hände, Instrumente und Haut/Schleimhaut/Wunde nach Wert ist jeweils grob
ein Viertel. Der Klinikeinkauf wendet also
für diese vier Arten von Desinfektionsmitteln im Durchschnitt jeweils etwa das
Gleiche auf.
Abbildung 3 zeigt, dass keine große
Preisdynamik vorliegt. Instrumentendesinfektionsmittel liegen durchschnittlich
bei ca. 70 Cent pro 100 Milliliter im Klinikeinkauf, Flächendesinfektionsmittel bei
ca. 10 Cent. Lediglich Mittel für Haut,
Wunde, Schleimhaut haben sich in den
vergangenen zwei Jahren verteuert.
Hautdesinfektion 500 mL
Hautdesinfektion 100 mL
Apotheken-Markt
12,00
11,00
10,00
9,00
8,00
7,00
6,00
5,00
4,00
0,00
Quelle: IMS OTC-Report
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Im Apothekeneinkauf verteilen sich Umsatz und Absatz wie in Abb. 4 ersichtlich.
Hautdesinfektion liegt deutlich vorn, gefolgt von Mitteln für Hände. Hier ist ebenfalls eine flache Preisentwicklung bei
führenden Produkten zu verzeichnen (s.
Abb. 5). Interessant ist der saisonale Verlauf: Die Apotheken in Deutschland bevorraten sich typischerweise im Sommer
mit einer eindeutigen Spitze im Juli, wie
in Abbildung 6 bezogen auf die letzten
drei Jahre zu sehen ist – allerdings nur bei
Desinfektionsmitteln für die Haut.
MTD 3/2016
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Abb. 6: Klarer Saisonverlauf bei Hautantiseptika in der Apotheke:
Spitzen im Juli
36 Monate bis 2015-12, Apothekeneinkauf auf Basis Grossopreise
2.800
Haut
Hände
Fläche
Unter den Top-Herstellern im Apothekenmarkt finden sich mit Paul Hartmann
und Schülke & Mayr zwei „alte Bekannte“, zusätzlich sind B. Braun, Mundipharma und Reckitt Benckiser stark.
Instrumente
2.600
Handelsmarken in
Drogeriemärkten
2.400
2.200
2.000
1.800
1.600
1.400
600
400
200
0
201301
201304
201307
201310
201401
201404
201407
201410
201501
201504
201507
Quelle: IMS MSA
Abb. 7: Im Mass Market sind praktisch nur Drogeriemärkte
relevant (nur Haut- und Wunddesinfektionsmittel)
i
Kalenderjahr 2015, Umsatz auf Basis Endverbraucherpreise
Drogerie
Verbrauchermärkte
Absatz: 4,5 Mio. Packungen
0,4%
0,4%
Trad LEH
201510
Im Mass Market werden nur Haut- und
Wunddesinfektionsmittel erfasst. Wie
Abb. 7 zeigt, ist der Drogeriemarkt erwartungsgemäß der einzige bedeutsame Vertriebskanal, ca. 95 Prozent von Umsatz
und Absatz konzentrieren sich hier:
knapp 7 Mio. Euro zu Endverbraucherpreisen und 4,5 Mio. Packungen. Hier
werden hauptsächlich kleine Gebinde
wie z. B. 50-ml-Flaschen verkauft. Die bekannten Hersteller aus dem Profi-Bereich
sind in Drogeriemärkten kaum zu identifizieren: Dort werden fast ausschließlich
Handelsmarken verkauft.
Discounter
Weitere Infos: Michael Poersch,
IMS Health, Tel. 0 69/66 04-44 02,
E-Mail: [email protected]
Umsatz: 6,9 Mio. 0,5%
0,4%
94,7%
96,2%
Quelle: IMS OTC-Report mit Mass Market
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