— NR. 81 NEUSTADT AN DER WEINSTRASSE „Die Welt ist nicht nur schön“ STA DT-MAGA ZI N Sperrung zwischen Duttweiler und Altdorf Mit der Flüchtlingsdebatte beschäftigen sich in dieser Woche rund 50 Zehntklässler des Leibniz-Gymnasiums. Besonders beeindruckend für die Schüler war der Bericht des Plastischen Chirurgen Dr. André Borsche aus Bad Kreuznach. Seit vielen Jahren operiert er ehrenamtlich in Kriegs- und Krisengebieten. VON KATHRIN KELLER Die „richtigen“ Lehrer der Zehntklässler sitzen diese Woche im LeibnizGymnasium meist an den Schülertischen. Vorne stehen Menschen, die in verschiedenen Funktionen beruflich oder ehrenamtlich mit dem Thema Asyl befasst sind. Sozialdezernent Ingo Röthlingshöfer beispielsweise, RHEINPFALZ-Redakteur Ilja Tüchter oder die Sprecherin des Arbeitskreises Asyl, Ulrike Gauglitz. Der Unterricht findet auch nicht nur in der Schule statt, sondern auch mal auf der Straße. Denn zu den Aufgaben gehört eine Passantenbefragung. „Ich find’s gut, dass wir mal mehr über das Thema erfahren“, sagt eine Schülerin. Es werde ja so viel erzählt, was gar nicht stimme. „Erfahren“ heißt bei dieser Projektwoche nicht nur hören, sondern auch sehen. Am Montagabend kommt der Plastische Chirurg André Borsche aus Bad Kreuznach in die Schule, und die Fotos, die er mitbringt, sind nicht nur für einen behütet aufgewachsenen 16-Jährigen harte Kost. Borsche operiert seit vielen Jahren mit der Organisation Interplast Menschen, die durch Kriegsverletzungen, Unfälle oder Krankheiten verunstaltet sind. „Ich werde euch damit nicht verschonen“, sagt er gleich zu Beginn. „Die Welt ist nun einmal nicht nur schön.“ Wie hässlich sie sein kann, hat Borsche zuletzt in einem Flüchtlingslager in der Türkei erlebt, nahe der syrischen Grenze. Dort hat er einen Monat lang Menschen behandelt, die im Krieg entstellt wurden. Das Schlimmste, so erzählt er, sei die Perspektivlosigkeit der Menschen. Sie wollten in ihr Land zurück, doch dort werde noch immer gebombt und geschossen. Fragen sind im Anschluss an den Vortrag erwünscht, doch von den jungen Zuhörern meldet kaum einer sich zu Wort. Erst am nächsten Tag, so erzählt Lehrer Adolf Kluth, werden die Eindrücke, die die verstörenden Bilder hinterlassen haben, thematisiert. „Ich denke, was die Schüler mitgenommen haben, ist, dass wir hier sozusagen auf einer Insel der Seligen leben.“ Zwei Tage später, als Ulrike Gauglitz die Schule besucht, ist die Atmosphäre völlig anders. Als die Referentin fragt, was die Schüler denn so über die Flüchtlinge denken, muss sie nicht lange auf Antworten warten. Die meisten betonen erst einmal, dass ANZEIGE Der Chirurg André Borsche berichtete im Leibniz-Gymnasium über seine Arbeit in Krisenländern. sie es grundsätzlich wichtig und richtig finden, dass Deutschland Flüchtlinge aufnimmt. Aber sie stellen auch viele Fragen. Zur Rolle der Frau in den Fluchtländern beispielsweise oder zur Frage, wie die Entstehung von Parallelgesellschaften verhindert werden könne. Eine Schülerin wirft ein: „Es muss doch auch in den Fluchtländern eine Lösung gefunden werden, Deutschland kann doch nicht die ganze Welt FOTO: MEHN aufnehmen.“ Gauglitz bleibt vielfach nichts anderes übrig, als zu bestätigen, dass auf all diese Probleme bisher noch niemand eine Antwort gefunden hat. Dass ihre grundsätzlich positive Haltung zu den Flüchtlingen von einem großen Teil der Bevölkerung geteilt wird, erfährt eine Gruppe von Schülern bei einer Passantenumfrage. Nur wenige lassen die jungen Leute abblitzen, die meisten nehmen sich die Zeit, die Fragen zu beantworten. Dabei zeigt sich unter anderem, dass viele Bürger nicht wissen, wie viele Flüchtlinge eigentlich zurzeit in Neustadt leben. „Die Antworten reichten von 100 bis 5000“, erzählt Wolfgang Leuthner. Der ehemalige Leibniz-Lehrer, der bereits seit einigen Jahren im Ruhestand ist, hat die Projektwoche wie jedes Jahr organisiert und betreut sie zusammen mit Kluth. Die tatsächliche Anzahl der Flüchtlinge in Neustadt liegt übrigens mittlerweile bei rund 650 Menschen. Die Umfrage soll noch weiter geführt werden, bis Ende der Woche sollen etwa 200 Bürger befragt werden, erklärt Leuthner. Im Anschluss werden die Schüler sie auswerten, wenngleich es sich laut Leuthner um eine Zufallsumfrage ohne statistische Aussagekraft handelt. Die Beschäftigung mit der aktuellen Flüchtlingswelle ist in der Projektwoche eingebettet in das größere Thema Migration. Es gehe darum, herauszuarbeiten, was Menschen bewege, ihre Heimat zu verlassen, sagt Kluth. Und deutlich zu machen, dass auch Deutsche im Laufe der Geschichte häufig ihre Heimat verlassen haben und es auch heute noch tun. Am Leibniz-Gymnasium selbst gibt es nach Angaben von Schulleiter Rudolf Eyckmann derzeit nur etwa acht bis zehn Flüchtlingskinder. Sie würden, bis auf den Sprachkurs, in den Regelklassen mit unterrichtet und seien zum großen Teil trotz mangelnder Sprachkenntnisse gut integriert. •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• Zur Sache: Schülermeinungen zum Vortrag André Borsches Der Vortrag des Plastischen Chirurgen Dr. André Borsche über seine ehrenamtliche Arbeit zusammen mit der Organisation Interplast hat sowohl Erwachsene wie Jugendliche beeindruckt. Wir haben einige von ihnen im Anschluss an den Vortrag nach ihrer Meinung gefragt. Die 15-jährige Lara zum Beispiel hat „großen Respekt“ vor der Arbeit aller Beteiligten dieses Projektes und findet es gut, dass Schüler darüber informiert werden, welche Zustände in den erwähnten Ländern herrschen. Diese Zustände findet auch Eva, 16 Jahre, „äußerst schlimm“. Die Grausamkeiten in den Entwicklungs- beziehungsweise Krisenländern, die Borsche mit Fotos veranschaulichte, lösten bei den Schülern Betroffenheit und Empathie aus. Es sei eine starke Leistung, sich selbst und die eigene Psyche in den Hintergrund zu stellen und sich für das Wohl anderer einzusetzen, sagte die Schülerin Vivien, 16 Jahre. Jedoch könne sich aber auch nicht jeder in diesem Maße engagieren, da es eine sehr starke Belastung sei, ergänzte Katja, 15 Jahre. Durch die Bilder wurden die Schüler aber nicht nur geschockt und über bestimmte Zustände aufgeklärt, sondern auch zum Nachdenken angeregt und zur Selbstreflexion gebracht. Dabei wurden auch Forderungen laut. So sagte Sabina, 16 Jahre: „Wir haben in Deutschland so viele Krankenhäuser und die medizinische Versorgung ist sehr gut. Wir sollten die Krisenländer stärker unterstützen.“ Bei der Diskussion kam die Schüle- ANZEIGE DONNERSTAG, 7. APRIL 2016 rin dann auf die Idee eine Initiative zu starten, bei der Schüler den Flüchtlingen in Neustadt helfen sollen. Ein erster Vorschlag wäre, eine Art Sprachkurs von Schülern für Schüler anzubieten. Dies könne eine gute Möglichkeit sein, „jeden Schüler in die Integrationsarbeit einzubinden“. (mamü) INFO Der Vortrag mit Dr. André Borsche soll nach Auskunft von Leibniz-Schulleiter Rudolf Eyckmann wiederholt werden. Ein Termin steht noch nicht fest. Die Sperrung der L 540 zwischen Altdorf und Duttweiler verschiebt sich. Wegen Bauarbeiten ist die Straße ab Montag, 18. April, für voraussichtlich eine Woche gesperrt. Die Umleitung über Venningen und Kirrweiler wird am 15. April aufgebaut, ist aber erst ab 18. April wirksam. Die Sperrung der L 515 zwischen Kirrweiler und Duttweiler wird für den Zeitraum aufgehoben. Das hat der Landesbetrieb Mobilität mitgeteilt. Bereits in dieser Woche wird der Abschnitt zwischen Freimersheim und Altdorf saniert. (rhp) Zweimal Fahrerflucht: Polizei sucht Zeugen Am Dienstag kam es zu zwei Unfallfluchten, wobei ein Audi A6 (Gabelsberger Straße) und ein Mercedes B 200 (Parkplatz Festwiese) erheblich beschädigt wurden. Die Polizei bitten um Hinweise von Zeugen. (rhp) DA S W ET TER Vorhersage: Der Donnerstag hat mit Sonne und Regenschauern kühles Aprilwetter zu bieten. Erst am Wochenende wird es milder, die 20Grad-Marke erreicht die Quecksilbersäule erst Anfang nächster Woche. Die Tiefstwerte bewegen sich heute bei 5 bis 7 Grad. Tagsüber wechseln sich Sonnenschein mit Regenschauern ab. Die Tageshöchstwerte erreichen 10 bis 12 Grad. Auch der Freitag wird wechselhaft. Gestern (14 Uhr): wolkig Temperatur: 15,2 Grad Niederschläge: 2,4 Liter/m≤ Luftfeuchtigkeit: 45 Prozent Luftdruck: 1014 hPa/unverändert Heute vor einem Jahr: Morgens -1 Grad, tagsüber heiter mit Sonne und trocken bei 12 Grad. Quelle: Klima-Palatina, Maikammer IM PR ES SUM Neustadt Bezirksverlagsleiter: Peter Bouché Redaktionsteam: Wolfgang Kreilinger (wkr, verantwortlich), Anke Herbert (ahb, Stellvertreterin), Steffen Gall (ffg), Elmar Hoffmann (ff), Kathrin Keller (kkr), Holger Pöschl (hpö), Sabine Schmidt (sab), Gerd-Uwe Haas (guh) V ERE IN E – E HR UN G EN – JAHR ES TAG E EISERNE HOCHZEIT •• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •• In Neustadt rundum glücklich Das beste Wetter hatte nicht geherrscht damals, am 7. April 1951. Im nordrhein-westfälischen Velbert regnete es, der Brautschleier von Helga te Brake wurde tropfnass. An der Kirchentür mussten sie und ihr künftiger Ehemann Helmut te Brake außerdem auf den verspäteten Blumenjungen warten. Geschadet hat das alles aber nicht: Heute sind die beiden seit 65 Jahren ein glückliches Paar. Eiserne Hochzeit feiern die Eheleute te Brake in ihrer Wahlheimat Neustadt. 2006 sind sie nach Winzingen gezogen. „Unsere Tochter Birgit, die mit ihrer Familie in Mußbach lebt, hat KU R Z NO TIER T Heute im Offenen Kanal. 18 Uhr: Küchengeflüster; 22 Uhr: Gottesdienst in der Stiftskirche Neustadt zur Indienststellung der neuen Orgel. CDU-Senioren. Heute, 15 Uhr, Treffen im Haus Florian, Talmühlenstraße 14. Heimleiter Kirsch stellt sein Haus, das zu den Römergarten Residenzen gehört, vor. CDU Königsbach. Heute, 19.30 Uhr, zur Mitgliederversammlung mit Neuwahlen, Ortsverwaltung. Sängerchor Königsbach. Morgen, 18 Uhr, Gedenkmesse für die lebenden und verstorbenen Mitglieder, Pfarrkirche St. Johannes. Mitwirkende: Sängerchor 1840 mit Unterstützung des Liederkranz Ruppertsberg. Kloster Neustadt. Morgen, 19.30 Uhr, Gebetszeit mit Taizé-Elementen, Krypta. Der für 9. April geplante Studientag „Vom Kinderwunsch zum Wunschkind“ entfällt. Sielmanns Natur-Ranger Team. Samstag, 9. April, 14 bis 17 Uhr, Treffen im BUND-Garten am Sonnenweg. Anmeldung per E-Mail an [email protected]. Stoßen heute mit vielen Gästen an: Helga und Helmut te Brake. FOTO: AWK uns in jedem Urlaub Neustadt so nahe gebracht, dass wir beschlossen, umzuziehen“, erzählt die Jubilarin. Die begeisterten Wanderer sind zwar nicht mehr ganz so mobil, doch immer noch jeden Mittwoch bei den Senioren des Pfälzerwald-Vereins dabei. Das milde Klima und die gute Infrastruktur in Winzingen wissen sie gleichermaßen zu schätzen. Den rheinischen Akzent haben sie von ihrer alten Heimat Velbert mitgenommen, zu der sie durch Freunde noch immer Verbindung haben. Beleg dafür ist auch die lange Gästeliste für die Jubiläumshochzeitsfeier. Wie vor 65 Jahren gibt es übrigens wieder Rebensaft. Denn Wein lieben beide weitaus mehr als Bier – obwohl sie aus einem Bundesland kommen, in dem Bier das „Nationalgetränk“ ist. Helga te Brake war von Beruf selbstständige Damenschneiderin, Ehemann Helmut Werkzeugmacher. Kennengelernt haben sie sich auf dem Tanzboden. (awk) Vom bunten Maulbrüter bis zum Feenbarsch 44. Kurpfälzer Zierfisch- und Wasserpflanzenbörse Malawi-Buntbarsche, darunter maulbrütende Mutterfische, Feenbarsche aus dem ostafrikanischen Tanganjikasee oder höhlenbrütende Clans der „Prinzessin aus Burundi“ – sie und mehr sind bei der 44. Kurpfälzer Zierfisch- und Wasserpflanzenbörse am Wochenende in Lachen-Speyerdorf zu sehen. Ausgerichtet wird die Schau mit den schillernden Aquarienbewohnern aus Nachzüchtungen vom Aquarien- und Terrarienverein Lachen-Speyerdorf. „Wir haben auch Infos zu zahlreichen Neuheiten im Programm“, sagt Geschäftsführer Bernhard Sauter. LEDAquaristik sei ein großes Thema. Mit ihr werde nicht nur Strom gespart: Die Lichtquellen könnten heutzutage auch gedimmt und Sonnenauf- und untergang simuliert werden. „Auch Laien können die LED-Sätze leicht installierbar“, begeistert sich Sauter. Daneben wird ein Referent mit einer unterhaltsamen Bildvorschau in Endlosschleife auf seine ExkursionsVorträge zum Vereinsjubiläum im Herbst hinweisen. Außerdem stellt der Verein neue Fischfuttersorten vor und erklärt neue Filtertechniken. Mehr als 80 Aquarien werden mit Zierfischen und Wasserpflanzen besetzt sein. Für die Anlagen erhalten Interessenten wieder gebrauchtes Zubehör. Neu ist eine kostenlose Vermittlungstafel mit Aushängen, an der Anbieter über Preise für Beckenauflösungen und Tierabgaben Abnehmer suchen können. Wer Literatur zum Hobby braucht, wird ebenfalls fündig. INFO Zierfisch- und Wasserpflanzenbörse, 9. und 10. April, jeweils 10 bis 16 Uhr, Alte Turnhalle Lachen-Speyerdorf, Karl-OhlerStraße. Eintritt und Parkplätze sind frei, für Essen und Getränke sorgt der Verein. (aew) 9297884_10_1 neu_hp16_lk-stadt.02
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