Portfolio - Zuger Kantonalbank

Portfolio
April 2016
Marktüberblick und Positionierung
Die Kapitalmärkte erscheinen derzeit wieder versöhnlicher, nachdem Turbulenzen die ersten Wochen
des Jahres prägten. Unseres Erachtens bestehen jedoch weiterhin fundamentale Risiken, die unsere
defensive Portfolioausrichtung begründen. Während wir Aktien weiterhin skeptisch gegenüberstehen,
stufen wir Hochzinsanleihen und Schweizer Immobilien als attraktiv ein.
Die Kapitalmärkte erlebten im ersten Quartal 2016 ausgeprägte
Turbulenzen. Vor allem die Anlageklassen Aktien, ausländische
Immobilien und Rohstoffe standen bis Mitte Februar unter Druck.
Kurstaucher im ersten Quartal 2016
Schwache Konjunkturdaten kamen aus den USA. Wichtige vorauslaufende Wirtschaftsindikatoren sanken im Januar und Februar.
Ausserdem gingen die Investitionen so stark zurück, dass eine
Rezession nicht mehr ausgeschlossen werden konnte.
In den vergangenen Wochen erholten sich die gebeutelten
Anlageklassen. Die jüngst vorgelegten US-Konjunkturdaten für das
verarbeitende Gewerbe waren etwas besser als erwartet.
Weiter verbesserten steigende Ölpreise die Aussichten für Firmen
des Energiesektors. Ferner bemühten sich die Zentralbanken
um eine Marktberuhigung. Die US-Zentralbank äusserte sich vorsichtiger zu den kommenden möglichen Zinsschritten. Die Europäische Zentralbank (EZB) erweiterte ihr Anleihenkaufprogramm
und senkte die Negativzinsen weiter.
Stehen die Ampeln der Wirtschaft nun alle wieder auf Grün?
Werden es die Zentralbanken wieder richten? Haben die Marktteilnehmer die bestehenden Risiken nur überschätzt?
Fundamentale Risiken bestehen weiterhin
Unserer Meinung nach erleben wir derzeit eine kurzfristige Entspannung auf den Kapitalmärkten. Die Kurse von Risikoanlagen
könnten durchaus noch während einiger Wochen steigen.
«Geldpolitische Massnahmen
der EZB bringen vorübergehend Schwung in die
Aktienmärkte»
Alex Müller, Chief Investment Officer
In den kommenden drei bis sechs Monaten sind aber heftige Marktreaktionen wie im Januar und Februar durchaus wieder möglich.
Der für die USA wichtigste Konjunkturindikator, der ISM Manufacturing Index, notiert nämlich weiterhin unter 50 Punkten. Auf dieser Schwelle liegt die Grenze zwischen wirtschaftlicher Expansion
(>50 Indexpunkte) und Kontraktion (<50 Indexpunkte), also zwischen Wachstum oder Rezession.
Auch die Erholung des Ölpreises dürfte die Risiken nur vorübergehend senken. Mittelfristig werden steigende Energiekosten den
bisher so robusten Konsum der Privathaushalte dämpfen. In den
vergangenen Wochen haben wir bereits eine Abschwächung der
Konsumindikatoren in den USA beobachtet. Wenn der Konsum
in den kommenden Monaten nicht mehr durch einen tiefen Ölpreis
unterstützt wird und sich stärker als erwartet abschwächt, steigt
die Wahrscheinlichkeit einer Wachstumsverlangsamung erneut.
Dann dürfte die Volatilität an den Finanzmärkten zunehmen
und deutliche Kursausschläge zur Folge haben. In gemischten
Portfolios bleiben wir daher defensiv positioniert.
Marktüberblick und Positionierung
Sinkende Gewinne belasten Aktien
Die Entwicklung der Unternehmensgewinne in den USA reflektiert
die schleppende Konjunkturdynamik. Seit einigen Quartalen
wachsen die Gewinne nicht mehr weiter. Jüngste Daten zeigen
sogar einen Rückgang der Gewinne an. Das sind keine guten
Vorzeichen für die US-Aktienmärkte. Zusammen mit den derzeit
hohen Aktienbewertungen entsteht ein riskanter Mix. Deshalb
bleiben wir bei Aktien aus den USA untergewichtet.
Gleichermassen halten wir bei Schwellenländeraktien am Untergewicht fest. Weil sich die Konjunktur dieser Staaten nur schwach
entwickelt und die Firmengewinne sinken, dürften die jüngsten
Kursgewinne solcher Aktien kaum nachhaltig sein.
Die besten Aussichten auf höhere Gewinne haben derzeit europäische Unternehmen. Makroökonomische Indikatoren signalisieren
eine anhaltende wirtschaftliche Erholung der Länder. Aktien aus
der Eurozone dürften trotzdem überproportional an Wert verlieren,
wenn die Risikoaversion der Anleger wieder zunimmt.
Selektive Anleihenauswahl
Staatsanleihen weisen seit Jahresanfang wieder positive Renditen
auf, weil die Zinsen gesunken sind. Die tiefen Zinsniveaus bedingen jedoch ein sehr ungünstiges Chancen-Risiko-Verhältnis dieser Anlageklasse. Obwohl unsere Portfolioausrichtung defensiv
ist, halten wir an einem Untergewicht von Schweizer Staatsanleihen
fest.
Wir fokussieren uns dagegen auf Anleihen, deren Währungsräume
aus Sicht eines Frankenanlegers unterbewertet sind. Dazu zählen norwegische Anleihen sowie Schwellenländeranleihen in der
jeweiligen Lokalwährung. Wir halten auch inflationsgeschützte
Anleihen. Ein steigender Ölpreis könnte in den kommenden Monaten zu einer steigenden Gesamtinflationsrate führen.
Als attraktive Anlagemöglichkeit erachten wir ferner europäische
Hochzinsanleihen (siehe Anlagethema des Monats). Die Volkswirtschaft der Eurozone scheint sich zu erholen, was die Ausfallwahrscheinlichkeit solcher Anleihen senkt.
Schweizer Immobilien bevorzugt
Im derzeitigen Tiefzinsumfeld und angesichts der Erwartung nur
langsam steigender Zinsen betrachten wir Schweizer Immobilienanlagen dank ihrer Ausschüttungsrendite von 2,6 Prozent weiterhin
als attraktive Anlageklasse. Die Anlageklasse «Schweizer Immobilien» besteht, im Gegensatz zu ausländischen Immobilien, aus
defensiven Immobilienfonds. Ihre Wertentwicklung ist kaum an die
der Finanzmärkte gekoppelt.
Dagegen besteht die Anlageklasse «Immobilien Welt» hauptsächlich aus «Real Estate Investment Trusts» (REITs). Diese werden
wie Aktien an den Börsen gehandelt. Wenn die Marktstimmung
zunehmend risikoavers wird, können sich REITs den negativen
Kurseffekten deshalb nicht entziehen.
Entsprechend unserer defensiven Portfolioausrichtung bleiben
wir bei Schweizer Immobilien übergewichtet und bei ausländischen
Immobilienanlagen untergewichtet.
Strategische Positionierung (Basis ausgewogene Anlagestrategie)
Taktische Positionierung
Edelmetalle 7,5 %
Immobilien
Welt 2,5 %
Liquidität 7,5 %
Immobilien
Schweiz 5 %
Obligationen 27,5 %
Aktien Welt 25 %
Aktien Schweiz 25 %
Liquidität
Obligationen
Obligationen CHF
Obligationen Welt ex CHF
Aktien
Aktien Schweiz
Aktien Welt ex Schweiz
Aktien Emerging Markets
Immobilien
Immobilien Schweiz
Immobilien Welt
Alternative Anlagen
Rohstoffe
Gold
–
=
+
+
Quelle: Zuger Kantonalbank
–
Rohstoffe 0 %
Anlagethema des Monats
Hochzinsanleihen – besser als Aktien?
Wenn Experten von Hochzinsanleihen sprechen, dann meinen sie
Anleihen mit einem überdurchschnittlich hohen Zinscoupon. Dieser
Zins reflektiert – wie bei anderen Anleihen auch – die Höhe des
Risikos, welches die Investoren beim Anleihekauf eingehen. Die bekannten Ratingagenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s
bewerten Hochzinsanleihen mit BB+ oder tiefer.
Zwischen 1998 und 2015 erzielten Hochzinsanleihen eine jährliche
Rendite von 6,5 Prozent. Die zu erwartende Spanne der Kursschwankungen (Volatilität) lag bei 10 Prozent. Aktien erzielten im
gleichen Zeitraum 6,6 Prozent Rendite. Ihre Volatilität lag mit
16,9 Prozent aber deutlich höher. Dieses attraktive Rendite-RisikoVerhältnis dürfte Hochzinsanleihen nochmals beliebter gemacht
haben.
Bei Hochzinsanleihen bestimmen die Erwartungen an die Zahlungsfähigkeit des Schuldners die Kursentwicklung. Das allgemeine
Zinsumfeld spielt eine eher untergeordnete Rolle. Deshalb können
Hochzinsanleihen auch dann positive Renditen abwerfen, wenn
die Kapitalmarktzinsen steigen. Das ist besonders häufig der Fall,
wenn sich gleichzeitig die Konjunkturentwicklung verbessert und
damit die Ausfallwahrscheinlichkeit des Schuldners sinkt.
Kursdelle wegen Ölpreis
Seit Mitte 2015 sind die Kurse von Hochzinsanleihen aber deutlich gesunken. Im Hintergrund steht der starke Ölpreisverfall. Rund
15 Prozent der Firmen im Hochzinsanleihen-Index der USA sind
Energieunternehmen. Viele davon sind im Schiefergas- und Schieferöl-Geschäft tätig. Mit dem tieferen Ölpreis gerieten sie unter
wirtschaftlichen Druck, die Ausfallwahrscheinlichkeit ihrer Anleihen
stieg an.
In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Anleger Hochzinsanleihen zugewandt, da Staatsanleihen kaum noch Rendite
versprachen. Die Investoren gingen damit zwar ein höheres Risiko
ein, wollten aber die eigenen Renditeerwartungen erfüllen oder
denen ihrer Kunden entsprechen.
Gleiche Rendite, weniger Schwankungen
Den Vergleich mit der Rendite von Aktienanlagen brauchen Hochzinsanleihen nicht zu scheuen. In einer globalen Betrachtung
liegen die Renditen beider Anlageklassen nahezu gleichauf. Dabei
sind die Kursschwankungen bei Hochzinsanleihen sogar noch
geringer als die von Aktien.
Die Entwicklung im Energiesektor belastete nachfolgend alle Hochzinsanleihen und führte zu einem regelrechten Ausverkauf. Europäische Hochzinsanleihen erlebten eine ähnliche Entwicklung. Ihre
Kurse sanken und die Renditen per Verfallsdatum stiegen Ende
2015 auf über 6 Prozent an (siehe Grafik 1).
Anlageregion Euroraum bevorzugt
Angesichts der laufenden wirtschaftlichen Erholung in Europa
halten wir diese Entwicklung nicht für gerechtfertigt. Der Kurstaucher
europäischer Hochzinsanleihen bietet eine attraktive Einstiegsgelegenheit für Investoren (siehe Grafik 2). Seit sich der Ölpreis
erholt, verteuern sich auch Hochzinsanleihen wieder. Für EuroHochzinsanleihen sind wir optimistisch eingestellt. Bei Hochzinsanleihen aus den USA bleiben wir vorsichtig.
Europäische Aktien und Hochzinsanleihen im Vergleich (Grafik 2)
Hochzinsanleihen Europa Verfallrendite in Prozent
Performance TR indexiert per 01.01.1998
6.5
300
6
250
5.5
200
5
150
4.5
100
01/2013
01/2014
01/2015
01/2016
Quelle: Wellershoff & Partners
Verfallrenditen europäischer Hochzinsanleihen (Grafik 1)
01/1998 01/2000 01/2002 01/2004 01/2006 01/2008 01/2010 01/2012 01/2014 01/2016
Hochzinsanleihen Europa
Aktien Europa (MSCI)
Marktdaten (Börsen & Märkte)
Rendite Anlageklassen (in CHF)
Geldmarkt CHF
Geldmarkt CHF
CH Unternehmensanleihen
CH Unternehmensanleihen
Anleihen CH Eidgenossenschaft
Anleihen CH Eidgenossenschaft
Swiss Market Index (SMI)
Swiss Market Index (SMI)
Swiss Performance Index (SPI)
Swiss Performance Index (SPI)
MSCI Europe
MSCI Europe
DAX
DAX
S&P 500
S&P 500
Nasdaq
Nasdaq
Nikkei
Nikkei
MSCI China
MSCI China
Schweizer Immobilienfonds
Schweizer Immobilienfonds
Internationale Immobilienaktien
Internationale Immobilienaktien
Rohstoffe Bloomberg Index
Rohstoffe Bloomberg Index
Brent $/bbl
Brent $/bbl
Gold $/Unze
Gold $/Unze
EUR pro CHF
EUR pro CHF
USD pro CHF
USD pro CHF
EUR pro USD
EUR pro USD
5%
10 %
15 %
20 %
Aktien Schweiz SMI (seit Jahresbeginn)
-2 %
0%
2%
4%
6%
8%
10 %
12 %
14 %
16 %
Vorlaufindikatoren der Industrieentwicklung
Werte > 50 deuten auf eine Expansion hin, Werte < 50 auf eine Kontraktion
Swiss Life
-4,05 % /
CHF 262
Swiss RE
-7,74 % /
CHF 90.2
Adecco
-10,16 % /
CHF 61.5
Roche GS
-11,04 % /
CHF 237.1
LafargeHolcim
-12,68 % /
CHF 42.99
Richemont
-12,69 % /
CHF 62.6
Zurich
-12,73 % /
CHF 225.6
Novartis
-13,27 % /
CHF 72.35
Julius Bär
-14,1 % /
CHF 42.1
UBS
-17,73 % /
CHF 16.37
Credit Suisse
-33,38 % /
CHF 14.32
Eurozone
Deutschland
50.7 50.9
47
49.4 49.6 50.4
51
52.2
52
52.3 52.8 53.2 52.3 51.2
52
52.2 52.5 52.4 52.3
50
50
48.1 48.8 47.3 50.2 49.5 50.3
51.6
51.1 52.8 52.1 51.1 51.9 51.8 53.3 52.3 52.1 52.9 53.2 52.3 50.5
Grossbritannien
54.1 53.8 51.7 51.8 51.5
USA
53.3 52.3 51.6 53.1 53.1 51.9
Japan
51.6 50.3 49.9 50.9 50.1 51.2 51.7
52
51.7 51.6 55.4 52.5 51.8 52.9 50.8
51
50
49.4 48.4
51
52.4 52.6 52.6 52.3 50.1
48
48.2 49.5
Schwellenländer
51.1 50.1 49.5 49.6 49.5 48.8 48.4 48.3 48.9 49.2 49.2 49.3 48.8
China
50.7 49.6 48.9 49.2 49.4 47.8 47.3 47.2 48.3 48.6 48.2 48.4
Brasilien
49.6 46.2 46
45.9 46.5 47.2 45.8
48
47
44.1 43.8 45.6 47.4 44.5
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Research-Partner
Quelle: Bloomberg, Zuger Kantonalbank
Swatch Group
-4,03 % /
CHF 335
51
48
Feb 2016
Nestle
-3,96 % /
CHF 70.65
51.8 51.5 50.8 51.1 50.9 50.8 50.4 50.4 51.1
Jan 2016
Actelion
1 % /
CHF 138.4
Schweiz
Dez 2015
Syngenta
1,73 % /
CHF 396.7
Global
Nov 2015
Swisscom
3,48 % /
CHF 522
Okt 2015
ABB
4,45 % /
CHF 18.78
Sep 2015
Geberit
5,2 % /
CHF 355.9
Aug 2015
SGS
6,91 % /
CHF 1978
Feb 2015
Givaudan
7 % /
CHF 1843
Juli 2015
0%
Juni 2015
-5 %
Mai 2015
-10 %
März 2015
-15 %
letzter Monat (per 23.03.2016 rollend)
Quelle: Bloomberg, Zuger Kantonalbank
seit Jahresbeginn (per 23.03.2016)
Apr 2015
Rendite Anlageklassen (in CHF)