Die Hamburger Straße

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Stadtteil-Kurier
MONTAG
11. APRIL 2016
Wo Zahnpflege ein Fremdwort ist
Wiebke Behrens organisiert mit ihrem Verein Desoca Dentalcamps in nepalesischen Dörfern und sucht weitere Unterstützer
Einsatz in dem Dorf Nele und weiter nach
Deusa versorgte sich das Team mit Zangen, Spiegeln, Desinfektionsmitteln und
Mundschutz, aber mit Zahnbürsten und Gebissen, an denen man demonstrieren
konnte, wie man Zähne richtig putzt.
Und dann ging es los. „Wir sind mit dem
Jeep offroad gefahren – mit vielleicht vier
Kilometern in der Stunde“, berichtet Behrens. „Zu Fuß wäre man wahrscheinlich
schneller gewesen, aber wir hatten ja das
viele Equipment dabei.“ In dem Dorf
diente ein Steinhaus als Praxis: „Da waren
Bänke drin – sonst gar nichts.“ Die stellte
man kurzerhand vor die Tür, und fertig ist
das Wartezimmer. Meistens gab es nur
zwei Behandlungsmethoden: Zähne reinigen oder ziehen. „Ohne Strom können wir
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Horn-Lehe·Steintor·Deusa. Staubige Behandlungsräume mit Fußböden aus Lehm,
Dörfer, die nur zu Fuß erreichbar sind, und
keine Elektrizität. Die Arbeitsbedingungen im Hinterland Nepals sind, gelinde gesagt, schwierig. Trotzdem war Zahnärztin
Wiebke Behrens dort – um Aufklärungsarbeit zu leisten, Zähne zu ziehen und Kontakte zu knüpfen.
Die 32-Jährige aus dem Steintor arbeitet
sonst in einem Zahnärzteteam am Technologiepark. Nach ihrem Besuch in Nepal, für
den sie drei Wochen Urlaub genommen
hatte, weiß sie nun: Was in Deutschland
selbstverständlich ist, kann man in Nepal
häufig Wunschdenken nennen. „Dort hat
eigentlich jeder Erwachsene Parodontitis.
Ganz einfach, weil die Aufklärung nicht da
ist und die meisten nicht einmal Zahnbürsten besitzen“, berichtet sie von ihrem Einsatz. „Uns ist es immer möglich, zum Arzt
zu gehen, aber aus den nepalesischen Dörfern läuft man bis zu zwei Tage, um ein
Krankenhaus zu erreichen.“
Zusammen mit Wiebke Behrens reisten
ein deutscher Zahnarzt, zwei Dentalhygieniker und zwei nepalesische Zahnärztinnen, die gleichzeitig die Dolmetscherinnen
der Gruppe sind. Der Hilfsverein Desoca
(Dental and social care for Nepal) mit Sitz
in Bad Bentheim, den Behrens mit gegründet hat, koordiniert den Einsatz. „Vor Ort
verlassen wir uns auf die Partnerorganisation Eco Himal“, sagt die Bremerin. „Die
wissen genau, in welchem Gebiet noch
Hilfe gebraucht wird.“ Am Tag vor dem
nicht bohren und auch keine Füllungen machen“, erklärt Behrens das Problem. „Da
bleibt oft nichts anderes als die Entfernung
des Zahns, der Schmerzen macht.“ Besonders die Dentalhygieniker seien im Dauereinsatz gewesen – jeder von ihnen kam auf
30 Zahnreinigungen täglich.
Auch Wiebke Behrens arbeitete im Akkord. Obwohl sie bereits in Kenia und der
Mongolei Hilfsprojekte begleitet hatte, war
Nepal eine Herausforderung: „Zwölf Stunden arbeiten pro Tag, eine Woche lang –
und dazu schläft man noch schlecht.“ Nachdem ihr Team noch ein weiteres Dorf besucht hatte – diesmal zu Fuß mit sechs Trägern, da der Jeep nicht dort hinkam –,
reiste Behrens zurück in die Heimat. Und
sie hat bereits neue Pläne für ihren Verein
Desoca. „In einem halben Jahr wird wieder
ein vergleichbares Dentalcamp abgehalten
werden, aber langfristig ist das nicht unser
Ziel.“ Stattdessen wolle sie nachhaltig
arbeiten: „Am sinnvollsten wäre es, ein Gebäude mit Strom und medizinischem Equipment auszustatten.“ Es werde bereits geprüft, ob Solarstrom genutzt werden
könnte. Außerdem versuche Eco Himal in
Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern herauszufinden, wie man junge Ärzte dazu bewegen kann, zumindest für ein paar Jahre
aus Kathmandu in die umliegenden Dörfer
zu ziehen und dort zu praktizieren.
Wer die medizinische Versorgung der Bewohner nepalesischer Dörfer mitfinanzieren
möchte, findet weitere Informationen und die
Nummer eines Spendenkontos auf der Internetseite des Vereins: www.desoca-nepal.de.
Da ohne Strom nicht gebohrt werden kann,
müssen schlechte Zähne gezogen werden.
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Im nepalesischen Hinterland habe kaum jemand eine Zahnbürste, berichtet die Ärztin Wiebke BehFOTOS: FR
rens über ihren Einsatz.
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