Die Apotheke Ahlerstedt informiert: Woher hat das Scharbockskraut

Die Apotheke Ahlerstedt informiert:
Woher hat das Scharbockskraut seinen Namen?
Wenn die erste Frühlingssonne den Boden feuchter Mischwälder erwärmt, zeigen sich
rasch die Frühblüher, wie weiße Buschwindröschen, violetter Lerchensporn und das
buttergelbe Scharbockskraut. Scharbockskraut heißt mit wissenschaftlichem Namen
Ranunculus ficaria und gehört zur Familie der Ranunculaceae, den
Hahnenfußgewächsen. Ranunculus ist der lateinische Name für Fröschlein, und mit
viel Phantasie betrachtet, erinnert die Form der kleinen grünen Früchte der
Ranunculaceen an kleine Frösche. Doch woher hat das Scharbockskraut seinen
merkwürdigen Namen? Dieser rührt daher, dass einst Seefahrer das Kraut gerne mit
an Bord nahmen, da es auf langen Reisen gegen Skorbut ( auf deutsch: Scharbock)
half. Diese Krankheit kannten schon die alten Ägypter und der altgriechische Arzt
Hippokrates beschrieb die Krankheit schon sehr drastisch:“ es riecht schlecht aus dem
Mund, die Zähne stehen ab. Es fließt Blut aus Mund und Nase.“
Erst nach und nach entdeckte man die Zusammenhänge zwischen der Ernährung und
dem Auftreten von Skorbut. Kräuter, Zitrusfrüchte und Sauerkraut wurden auf den
immer länger dauernden Seereisen auf die Segelschiffe verladen, um die Mannschaft
an Bord gesund zu halten. Erst 1927 wurde dann aus diesen Nahrungsbestandteilen
die Ascorbinsäure isoliert, also die Antiscorbutsäure, das Vitamin C. Scharbockskraut
enthält mit 131mg Vitamin C pro 100g zehnmal mehr als Kultursalat. Der Name
Skorbut für die Vitamin-C-Mangelkrankheit ist wahrscheinlich germanischen
Ursprungs und wurde in der Medizin latinisiert zu Scorbutus. Er leitet sich ab vom
altnordischen „Skyrbjugr“, wobei „bjugr“ steht für Gewebeveränderungen und „Skyr“ ist
der nordische Sauermilchquark (der zur Zeit auch bei uns in die Kühltruhen der
Supermärkte einzieht). Der Krankheitsname bedeutet also in etwa: “Krankheit, die
auftritt während der Zeit des Sauermilchessens“, das heißt im Winter, wenn es nichts
Frisches Grünes gibt, das Vitamin C enthält. So war es also sehr klug, wenn Menschen
früher nach dem vitaminarmen Winter das grüne Scharbockskraut als Salat aßen. Dies
kann man heute natürlich auch noch tun, aber vorsichtshalber vor der Blüte, denn in
der Pflanze bilden sich mit der Blüte auch geringe Mengen sogenannter Scharfstoffe,
Protoanemonin, die giftig sein können. Beim Trocknen zerfallen diese Stoffe jedoch.
Das Scharbockskraut nannte man auch Erdgerste, Himmelsbrot oder Mannaregen.
Was verbirgt sich hinter diesen Namen?
Frühblüher haben nur eine kurze Vegetationsperiode und um Kraft für ein schnelles
Auswachsen zu haben, bilden sie im Verhältnis zur Sprossgröße sehr umfangreiche
Wurzelknollen mit Reservestärke. Außerdem entstehen oberirdisch in den
Sprossachsen stärkereiche Brutknospen (Bulbillen) die mit dem Absterben und
Verwelken des Krautes auf dem Boden fallen und dort bereits im Herbst zu neuen
Pflanzen auskeimen. Mit dieser ungeschlechtlichen Fortpflanzung sichert sich das
Scharbockskraut selbst seine Ausbreitung und die Arterhaltung. Bei starken
Regenfällen im Frühling werden die Brutknospen ausgewaschen, sammeln sich am
Boden und konnten früher in Notzeiten vom Menschen als Erdgerste oder Mannaregen
geerntet und zu Himmelsbrot verbacken werden.
Ein kleines Pflänzchen mit doch beachtlicher Geschichte, vielleicht schauen Sie sich
bei Ihrem nächsten Waldspaziergang einmal nach dem Scharbockskraut um….