Drei weitere ERC Advanced Grants für IST Austria Professoren

Klosterneuburg, 8. April, 2016
Drei weitere ERC Advanced Grants für IST Austria
Professoren
Neurowissenschaftler Peter Jonas und Ryuichi Shigemoto und Physiker Robert
Seiringer erhalten Förderpreise | Bereits 23 ERC-geförderte Projekte am IST
Austria
Drei Wissenschaftler des Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) erhalten hochdotierte
Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats ERC. Neurowissenschaftler Peter Jonas und Ryuichi
Shigemoto und Physiker Robert Seiringer erhalten Förderpreise im Wert von insgesamt EUR 6,65
Millionen. IST Austria Präsident Thomas Henzinger zeigt sich hoch erfreut und gratuliert den Preisträgern:
„ERC Advanced Grants sind eine Anerkennung exzellenter Forschung und ich beglückwünsche Peter
Jonas, Ryuichi Shigemoto und Robert Seiringer. Eine besonders anerkennenswerte Leistung ist Jonas
gelungen, der auf bereits zwei aufeinanderfolgende Advanced Grants verweisen kann. Damit erhöht sich
der Anteil der ERC-PreisträgerInnen innerhalb der Faculty auf über 50% bei einer Gesamtzahl von 23
ERC-geförderten Projekten.“
Zweiter Advanced Grant für Jonas
Neurowissenschaftler Peter Jonas wird sich in seinem Projekt mit der Frage befassen, wie die
biophysikalischen Eigenschaften von Synapsen höhere Hirnfunktionen bis hin zur Verhaltensebene
formen. Für seine Untersuchungen bietet sich die sogenannte Moosfaser-Synapse im Hippocampus
aufgrund ihrer Größe und guten Zugänglichkeit für Experimente als ideales Modell an. Die Synapse ist von
zentraler Bedeutung, da sie sich mitten in einem Schaltkreis befindet, der Funktionen für das Gedächtnis
besitzt. Dennoch sind selbst ihre fundamentalsten Eigenschaften noch unbekannt. Jonas wird in seinem
Projekt das ambitionierte Ziel verfolgen, ein Gesamtverständnis dieser Synapse zu erreichen. Zu diesem
Zweck wird er hochmoderne Techniken aus den Bereichen Elektrophysiologie, bildgebende Verfahren,
Optogenetik
und
strukturbiologische
Techniken
einsetzen.
Erstmals
in
der
Geschichte
der
Neurowissenschaften könnte damit für die Moosfaser-Synapse als erste Synapse überhaupt ein
detailliertes Verständnis der Beziehung zwischen synaptischer Biophysik und höheren Funktionen im
Netzwerk geschaffen werden.
Für Peter Jonas, seit 2010 als Professor am IST Austria tätig, ist dies bereits der zweite ERC Advanced
Grant. In seinem ersten ERC Advanced Grant, den er im Jahr 2010 erhielt, beschäftigte er sich eingehend
mit
der
Nano-Physiologie
von
GABA-gesteuerten
Interneuronen.
Der
vielfach
ausgezeichnete
Wissenschaftler ist unter anderem gewähltes Mitglied der Academia Europaea und der Nationalen
Akademie der Wissenschaften Leopoldina, sowie Redaktionsmitglied der renommierten Fachzeitschriften
Science und Neuron.
Shigemotos Untersuchungen zur synaptischen Plastizität
Im Nervensystem sorgen sogenannte liganden-gesteuerte und spannungsabhängige Kanäle dafür, dass
chemische in elektrische Signale umgewandelt werden, und vice versa. Diese Kanäle wiederum bestehen
aus eigenständigen Untereinheiten, die nicht nur den Aufbau dieser Kanäle prägen, sondern auch eine
große Vielfalt synaptischer Funktionen bereitstellen. Der Neurowissenschaftler Ryuichi Shigemoto wird in
seinem Projekt die Struktur einzelner synaptischer Untereinheiten untersuchen, und zwar erstmalig direkt
im Gewebe. Dies war bislang noch nicht machbar, da Methoden mit entsprechend hoher Auflösung
fehlten. Neuartige Techniken sollen nun eine Visualisierung ermöglichen, wie etwa Methoden aus dem
Bereich der Elektronenmikroskopie, Gefrierbruch-Replikatechnik und Elektronentomographie. Die
synaptische Plastizität wird durch optogenetische Stimulation bestimmter Nervenzellen induziert, um die
Reorganisation der Untereinheiten zu studieren. Neben den erwarteten Einblicken direkt im Gewebe wird
Shigemoto auch den Einfluss der Kanalstrukturen auf die synaptische Plastizität und auf tierisches
Verhalten untersuchen.
Ryuichi Shigemoto ist seit 2013 Professor am IST Austria. Er wurde mit dem ISI Citation Laureate Award
ausgezeichnet und ist Mitglied des Redaktionskomitees der Fachzeitschrift Neuroscience.
Seiringer analysiert quantenmechanische Vielteilchensysteme
Der Physiker Robert Seiringer wird sich in seinem ERC-Projekt mit der mathematischen Analyse von
quantenmechanischen Vielteilchensystemen befassen. Die Vielteilchentheorie behandelt physikalische
Fragen zu den Eigenschaften von Quantensystemen, die aus einer großen Zahl miteinander
wechselwirkender Mikroteilchen bestehen. Konkret wird Seiringer ultra-kalte Quantengase untersuchen,
die aktuell in der Grundlagenforschung große Beachtung finden. Diese Gase zeichnen sich durch eine
Vielzahl von Quantenphänomenen aus, wie etwa einen speziellen Aggregatszustand (Bose-EinsteinKondensat), oder Superfluidität, also das Fehlen jeglicher innerer Reibung in einem Fluid. Seiringer wird
für diesen hochgradig komplexen Bereich neue mathematische Werkzeuge entwickeln, um den Einfluss
der Interaktionen zwischen den Partikeln auf das kollektive Verhalten großer Quantensysteme zu
analysieren. Für die Beschreibung konkreter physikalischer Systeme ist der Fall von kurzreichweitigen
Wechselwirkungen am relevantesten; aus mathematischer Sicht ist dies eine große Herausforderung
verglichen mit Modellen aus der Molekularfeldtheorie mit sehr langreichweitigen Wechselwirkungen.
Robert Seiringer ist seit 2013 Professor am IST Austria und kann auf eine Vielzahl von Auszeichnungen
verweisen, darunter den Henri Poincaré Prize und ein NSERC E.W.R. Steacie Memorial Fellowship.
Weitere Informationen:
Stefan Bernhardt, Head of Communications & Events, Media Relations
E-Mail: [email protected] | Tel: +43/(0)2243/9000-1092 | Mobil: +43/(0)664/886 87 700
IST Austria
Das Institute of Science and Technology (IST Austria) in Klosterneuburg ist ein Forschungsinstitut mit eigenem
Promotionsrecht. Das 2009 eröffnete Institut widmet sich der Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften,
Mathematik und Computerwissenschaften. Das Institut beschäftigt ProfessorInnen nach einem Tenure-Track-Modell
und Post-DoktorandInnen sowie PhD StudentInnen in einer internationalen Graduate School. Neben dem Bekenntnis
zum Prinzip der Grundlagenforschung, die rein durch wissenschaftliche Neugier getrieben wird, hält das Institut die
Rechte an allen resultierenden Entdeckungen und fördert deren Verwertung. Der erste Präsident ist Thomas
Henzinger, ein renommierter Computerwissenschaftler und vormals Professor an der University of California in
Berkeley, USA, und der EPFL in Lausanne, Schweiz.
www.ist.ac.at