März-April-2016

Informationen für Prädikantinnen und Prädikanten
Prädikantenbrief Nr. 44 März/April 2016
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Wahl zum Landesarbeitskreis
In diesem Jahr finden auf dem Prädikantentag wieder Wahlen für den
Landesarbeitskreis statt, und zwar am 23.10.2016 in Stuttgart. Eine/e
Prädikant/in pro angefangene 50 Prädikanten/innen pro Prälatur sind zu
wählen, außerdem ein/e Dekan/in und ein/e Bezirksprädikantenpfarrer/in pro Prälatur. Bitte überlegen Sie, ob Sie sich eine Mitarbeit
vorstellen können und beraten Sie bei Bezirkstreffen, wen sie
vorschlagen mögen. Der LAK tagt einmal im Jahr und stellt den
Prädikantenrat mit circa sechs abendlichen Sitzungen.
Als Vertrauensleute haben zugesagt:
Prälatur Ulm: Beate Clement, Hauptstr. 6, 73079 Süßen, T.07162/41124
Prälatur Reutlingen: Bernd Krautter, Joseph-Haydn-Weg 19, 78532
Tuttlingen, T.:07461/4323
Prälatur Stuttgart: Eberhard Proissl, Biberweg 2, 74369 Löchgau,
T.:07143/4123
Prälatur Heilbronn: Volker Stücklen, Eckweg 7, 74081 Heilbronn,
T.:07131/573424
Kandidatinnen und Kandidaten brauchen für den Wahlvorschlag nach
der neuen Wahlordnung nur fünf Unterschriften aus dem Kreis der
wahlberechtigten Prädikanten/innen. Wahlberechtigt ist man ab dem
Beginn der Prädikantenausbildung mit der Teilnahme am Grundkurs 1.
Die Frist zur Abgabe von Wahlvorschlägen endet am 1. Juni 2016.
Formulare für Wahlvorschläge erhalten Sie beim Prädikantenpfarramt,
bei den Vertrauensleuten oder von der Homepage. Von vergangenen
Wahlen weiß ich, dass das Sammeln der Unterschriften mühevoll sein
kann. Ich bitte Sie alle, den möglichen Kandidaten/innen unkompliziert
zu helfen, z.B. auf einem Bezirkstreffen.
Gut predigen. Worauf kommt es an?
Zu diesem Thema war ich in den Degerlocher Bezirk eingeladen und
habe hier den Vortrag mit weiter führenden Erkenntnissen
zusammengestellt. Manches habe ich von Dr. Ruth Conrad, Prof. Dr.
Michael Theile, Kathrin Oxen u.v.a.m übernommen.
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Insgesamt ist zu sagen, dass vieles wünschenswert ist. Aber es ist ein
anderes Wünschenswertes im Konkreten umzusetzen.
Intention, Absicht
„Wer redet, will etwas, beziehungsweise hat etwas zu wollen. Wer
nichts beabsichtigt, muss nicht öffentlich reden. Weil Predigt eine Rede
ist, hat auch sie etwas zu wollen.“ (Ruth Conrad)
Ich kläre: Was will ich mit dieser Predigt? Was beabsichtige ich bei den
Hörer/innen?
Will ich: unterhalten, missionieren, trösten, informieren, zur Ordnung
rufen, anklagen, aufrichten, zum Nachdenken anregen, Ratschläge
erteilen, … Die Liste ist lang, was man bewirken wollen kann.
Die klassische Rhetorik unterscheidet drei Redeabsichten 1. docere et
probare (belehren, argumentieren), 2. conciliare et delectare
(gewinnen, erfreuen), 3. flectere et movere (rühren, bewegen)
Auch in einzelnen Abschnitten, Unterpunkten, ja, in jedem Satz sollte
mir bewusst oder unbewusst klar sein, was ich damit sagen will.
Erst wenn ich weiß, was ich sagen will, kann die Hörerin auch
verstehen, was ich sagen will.
Lese ich eine Predigtvorlage, mache ich mir klar: Was will eigentlich der
Predigtvorlagenautor? Was will er mit der gesamten Predigt? Was will
er in jedem einzelnen Abschnitt?
Erst wenn ich das geklärt habe, kann ich mir die Absicht zu eigen
machen oder sie in meinem Sinn verändern.
Falls ich das Evangelium verkündigen will (und dazu bin ich berufen),
weiß ich: das Evangelium erzählt vor allem von dem, was Gott für uns
tut, nicht davon, was der Mensch tut oder tun soll.
„Die Predigt zielt auf Glauben… Aber sie wirkt den Glauben nicht.“ Der
Heilige Geist wirkt „den Glauben, wo und wann er will in denen, so das
Evangelium hören.“ (Vgl. CA V)
Struktur
Wer klar gliedert, eignet sich eine Predigt leichter an. Wer klar gliedert,
dem ist leichter zu folgen.
Hier einige Schemata:
• Exposition – Konfrontation – Auflösung
• Einleitung – 1. - 2. - 3. – Schluss (Entfaltung)
• 1 Redeanlass – 2 Istzustand – 3 Sollzustand – 4 Mittel und
Wege – 5 Aufforderung (Laudatio oder Problemrede)
• 1 Behauptung – 2 Begründung – 3 Beispiel/e – 4
Schlussfolgerung – 5 Appell (Behauptungsrede)
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•
1 Einleitung/exordium – 2 Präzisierung/propositio – 3 positiver
Beweis/confirmatio -4 negativer Beweis/ refutatio - 5 Schluß/
peroratio) (klassischer Redeaufbau)
• 1 Motivation – 2 Problemabgrenzung- 3 Versuch und Irrtum – 4
Lösungsangebot – 5 Lösungsverstärkung (lernpsychologisches
Modell)
Ich halte auch etwas davon, „Päckchen zu packen“. Einzelne Abschnitte
haben einen klaren Beginn und einen klaren Schluss, der womöglich
den Abschnitt (nochmals) auf den Punkt bringt. Dann geht es weiter.
Dramaturgie des Aufbaus:
Spannungslos ist alles Vorhersagbare, Regelmäßige, Gleichgemachte.
Wenn ich sofort alles sage, keine Rätsel offen lasse; wenn ich
Sehnsucht sofort befriedige, vorhersagbar spreche und agiere, entsteht
keine Spannung.
Wieviel RedenÜber, und wieviel RedenIn will ich? RedenÜber ist der
Vortrag über etwas mit vielen Erklärungen, RedenIn begibt sich in die
Spannung eines Predigttextes, erkennt sie und gestaltet sie.
Der Anfang, der den Leser fesseln soll, fesselt auf andere, noch
intensivere Art den Schreiber: Für beide ist der erste Satz eine
unwiderrufliche Weichenstellung.
Am Anfang direkt einsteigen („auf die Bühne springen, nicht auf die
Bühne schleichen…“); ein (!) Anfangsmotiv entwickeln, das möglichst
wiederkehrt; keine Einleitungen.
Die Aufmerksamkeit ist am Predigtanfang am höchsten, sie sinkt erst
nach etwa drei Minuten wieder; einen ersten Satz finden, der zum
Zuhören einlädt; ein Motiv für die Predigt schaffen; eine inclusio
ermöglichen.
Am Ende der Einleitung spätestens sollen die Hörer erfahren, um was
es geht. Die zentrale Fragestellung wird offengelegt, der Plot Point wird
gesetzt (Plot Point bezeichnet im Film den Überraschungspunkt, der die
weitere Handlung einleitet)
Was ist Ihre „Perle“? In der Vorbereitung haben Sie eine Erkenntnis,
eine Idee, eine Gestaltungsform gefunden, die Sie berührt/begeistert.
Sie freuen sich darauf, dies den Hörer/innen zu schenken. Ein guter Ort
dazu ist im vierten Fünftel Ihrer Predigt.
Zum Schluss Klarheit und Gewicht - in kurzen Sätzen, keine
Verneinungen, keine Relativierungen, positive Bilder, keine schwachen
Verben („können, sollen, müssen, dürfen“), eine inclusio erfreut.
Wirksame Sprache
Wirksame Sprache verzichtet auf Fremdwörter, insbesondere auf
theologische; theologische Stilistik ist eine Terminologie zur
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Verständigung unter Fachleuten, sie bietet keine Einstiegsmöglichkeit
für die Hörer/innen und verstärkt die Gefahr der christlich-religiösen
Phraseologie.
Wirksame Sprache vermeidet die abstrakte Form („das gesellschaftliche
Umfeld“), verwendet Anredeformen („Sie“, „Du“, „Ihr“), schafft
Beziehung, unterscheidet zwischen Darstellung und Kommentar
(Kommentar vor der Darstellung nimmt alle Spannung, wertet das, was
dargestellt wird. Zu häufiger Wechsel zwischen Darstellung und
Kommentar ermüdet. Schon Adjektive kommentieren.
Beispiele sind „Einspielungen“ im Text der Rede, sie brauchen Zeit und
Raum. Wichtig sind Details (das Kleine groß machen). Wirksamkeit wird
durch sinnlich erfahrbare Sprache gesteigert (Wie sieht es aus, hört es
sich an, riecht es, schmeckt es, fühlt es sich an?)
Wirksame Sprache vermeidet Listen, Kataloge, Reihungen oder
Schnelldurchlauf von Lebenssituationen. Perspektivwechsel kosten
Energie und müssen sich lohnen! Wirksame Sprache hält Perspektiven
aus.
Wirksame Sprache verwendet Verben statt Hauptwörter. Durch
Hauptwörter erscheint die Welt nicht mehr in Bewegung, sondern in
Erstarrung. Verben bewegen.
Wirksame Sprache nimmt starke, anschauliche Verben ("Balken
krachen, Pfosten stürzen, Fenster klirren, Kinder jammern“ (Schiller))
und meidet schwache Verben (können, dürfen, sollen, müssen) und den
Konjunktiv.
Wirksame Sprache vermeidet Füllworte wie „immer wieder“…
Das Wort „nicht“ wird häufig überhört. Deshalb positive Sätze.
Schöne Sätze sind kurz. Kurze Sätze sind schön. Kurze Sätze kann man
verstehen. Sätze mit mehr als 13 Wörtern kann man schwer erfassen.
Hilfreich ist: höchstens ein neuer Gedanke pro Satz.
Wirksame Sprache meidet Genitiv-Konstruktionen, insbesondere in
Verbindung mit theologischer Stilistik („Jesu Leben“, „das Ereignis der
Auferstehung….“); meidet Reihungen („Sorgen, Nöte und Probleme“)
Wirksame Sprache stellt Fragen nur klar und direkt, keine überflüssigen
verallgemeinernden Fragen („Sind wir nicht alle…“). Wer fragt, soll die
Frage auch selbst beantworten. Wer sich selbst im Reden und den
Hörern beim Hören keine Zeit lässt, eine Frage zu beantworten, wird
weder sich, noch dem Hörer, noch der Sache gerecht. Fragenkataloge
sind tabu. Fragen bedrängen häufig. Das Evangelium fragt nicht, es
schenkt.
Hilfreich ist wenigstens ein Bild in der Predigt (Technische Bilder sind zu
vermeiden, da sie nur sehr begrenzt metaphorisches Potential haben.)
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Inhalt
Ich finde, eine Predigt sollte sich deutlich auf die Bibel bzw. einen
Bibeltext als Erkenntnisquelle beziehen.
Das Wort Gottes begegnet uns in Gestalt von Evangelium und Gesetz.
Wieviel Zuspruch für den Menschen, wieviel Anspruch an den Menschen
ist in meiner Predigt? Verkürzt:
Das „Evangelium“ ist eine gute Nachricht, die ich erfahre. Es wird mir
zugesprochen. Gott tut mir Gutes. Ich erfahre: Ich bin angenommen,
erlöst, heil.
Das „Gesetz“ ist Anspruch an mich. Es ist anspruchsvoll. Ich soll, muss
etwas tun. Es macht mir deutlich: Ich werde nicht von mir selbst
gerecht, ich bin verloren. Es kann sein, dass es mir auch Wegweisung
und Orientierung schenkt.
Hier das richtige Verhältnis zu finden ist nicht leicht. Mir selbst war und
ist dabei das Amtsversprechen eine Orientierung: „Ich bin bereit das
Evangelium zu verkünden“. Dazu bin ich berufen. Das Kreuz Christi
setzt m.E. deutlich das Zeichen dass Gott die Menschen (trotz allem)
liebt und ihnen gnädig ist. Ich falle also lieber auf die Seite, den
liebenden Gott zu verkündigen, herunter.
„Gesetzlich“ wird eine Predigt durch Bedingungssätze („wenn…
dann…“); sie bergen die Gefahr, dass das befreiende Evangelium von
bestimmten Bedingungen abhängt. „Gesetzlich“ wird eine Predigt, wenn
von den Menschen verlangt wird, was Gottes Angelegenheit ist.
„Gesetzlich“ wird eine Predigt wenn Forderungen relativ steil sind, hohe
Ideale voraussetzen und große Ziele beschreiben, ohne zu sagen, durch
welche Veränderungsprozesse oder konkrete Schritte die Ziele erreicht
werden können. Manchmal werden Forderungen und Druck durch
entsprechende Fragen verstärkt.
No goes auf der Kanzel
• Länger als 20 Minuten
• Andere Personen schlecht machen. Pfarrerschelte.
• Pauschale Negativfolien („die Juden“, „die Pharisäer“, „die
Moslems“) Das Evangelium braucht keinen dunklen
Hintergrund, von dem es sich hell abhebt.
• Fragenkataloge
• Privates (im Unterschied zu persönlicher Auseinandersetzung
mit dem Text/Thema)
• Drohungen
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Österliche Urlaubswoche
Einkehr – Erholung – Begegnung – Lebensfreude im Stift Urach von
28.03.2016 bis 01.04.2016 Referenten: Bärbel Hartmann, Hermann
Kiedaisch, Volker Lenz. Singles und Paare, Lektoren/Prädikanten und
Neugierige verbringen anregende Tage. Ostern feiern mit Herz und
allen Sinnen, bei einem offenen Programmangebot zur Auferstehung.
Tagzeitengebete, Bibelgespräche, spirituelle Wanderungen in und um
Bad Urach, abendliche Vorträge. In Kooperation mit der
Prädikantenarbeit, TB 60,– VP EZ: 307,20 €/DZ: 275,60, Anmeldung an:
Stift Urach, Bismarckstraße 12, 72574 Bad Urach, Telefon (07125)
9499-0
Die Anmeldeunterlagen für die Studienreise Dresden-Meißen–
Herrnhut (2.-6.11.2016), den thematischen Studientag
(12.3.2016) und exegetischen Studientag (16.4.2016) werden per
Rundmail bzw. postalisch versandt.
Verstorben sind:
Hans-Georg Misch, Mulfingen-Hollenbach, Kirchenbezirk Künzelsau, am
17.11.2015;
Lieselotte Braun aus Fellbach, Kirchenbezirk Waiblingen, am
23.11.2015;
Hans Keller aus Hessental, Kirchenbezirk Schwäbisch Hall, am
1.12.2015;
Jürgen Kodweiß aus Flacht, Kirchenbezirk Leonberg, am 14.12.2015;
Joachim Hahn, Pfarrer i.R., der lange in der Lektorenausbildung tätig
war, aus Hechingen, Kirchenbezirk Balingen, am 15.12.2015.
Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter
tröstet. (Jesaja 66, 13)
Herzlichen Dank für alle lieben Weihnachtsgrüße an das Team und mich
persönlich.
Mit liebem Gruß Ihr Hartmut Mildenberger
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Herausgegeben vom Pfarramt für Prädikantenarbeit
Pfarrer Hartmut Mildenberger, Evang. Bildungszentrum Haus Birkach,
Grüninger Str. 25, 70599 Stuttgart; Tel.0711/ 45804-9410
Fax 0711/45804-9440; Mail: [email protected]
Konto: EBZ Prädikantenarbeit BW Bank Stuttgart | Konto Nr. 2 423 692 |
BLZ 600 501 01 BIC/S.W.I.F.T.-Code: SOLA DE ST | IBAN: DE65 6005
0101 0002 4236 92 www.praedikanten-mesner.de
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