Noch wird im Großen Haus Theater gespielt – und das soll auch bis Sommer 2017 so bleiben: Das Ensemble kann die komplette nächste Spielzeit im Großen Haus verbringen. Als Grund nennt die Stadtregierung unter anderem, dass sich die Verlängerung positiv auf die Einnahmen des Dreispartenhauses auswirke. Die Sanierung verzögere sich dadurch nicht. Foto: Silvio Wyszengrad Stadt räumt Kommunikationsfehler ein Theater Im Großen Haus kann nun doch bis Sommer 2017 gespielt werden. Viele Gründe sprechen dafür. Die Sanierung verschiebt sich dadurch aber nicht, betont der Kulturreferent. Alles läuft weiter nach Plan VON MICHAEL HÖRMANN Es war eine Krisensitzung in den politischen Osterferien, zu der eigens auch Oberbürgermeister Kurt Gribl gekommen war. In der Runde der Referenten ging es darum, Antworten zu finden, warum die Öffentlichkeit nicht frühzeitig über entscheidende Entwicklungen am Theater Augsburg informiert worden war. Hintergrund: Quasi mehr durch Zufall wurde bekannt, dass der Spielbetrieb um mehrere Monate verlängert werden soll – bis Ende der Spielzeit 2016/2017 im Sommer 2017. Noch bis Mitte vergangener Woche war ein Aus nach dem Opernball im Januar 2017 als Sachstand bekannt gewesen. Die Stadtspitze war in Erklärungsnot geraten, was dem Vernehmen nach intern auch so gesehen wird. Das Ergebnis der Beratungen hinter verschlossenen Türen lautet: Über den Zeitpunkt der Schließung des Großen Hauses und den Zeitpunkt der Beendigung des Theaterspielbetriebs entscheidet der Stadtrat in seiner April-Sitzung. Dies ist eine völlig neue Entwicklung, die auch in Stadtratskreisen für eine Überraschung sorgen dürfte. Denn bislang war davon nie die Rede gewesen. Das räumt die Stadtregierung ein. Es wird Selbstkritik geübt. Die Kommunikation sei nicht gut gelaufen. „Bislang war im Rahmen der öffentlichen Diskussion und Berichterstattung von einer Schließung des Großen Hauses nach dem Opernball 2017 ausgegangen worden. Ausgangspunkt der Überlegungen sind Brandschutzmängel“, heißt es dazu aus dem Rathaus. Wie steht es dann aber um den Brandschutz im Großen Haus, wenn es jetzt doch bis Juli 2017 gehen kann? Dazu sagt Kulturreferent Thomas Weitzel: „Einer Verlängerung des Spielbetriebes bis Sommer 2017 hat die Feuerwehr unter Auf- lagen zugestimmt.“ Diese gingen zurück auf ein Brandschutzkonzept von 2010 und ein Auflagenprotokoll von 2011, in dem es wörtlich heißt: „Für das Große Haus und das gesamte Theaterareal ist ein Gesamtkonzept erforderlich. Dem Brandschutzkonzept sind schwerwiegende bauliche und organisatorische Mängel hinsichtlich des Brandschutzes zu entnehmen.“ Und was kommt nach 2017? Und was lässt die Öffentlichkeit glauben, dass nach dem Sommer 2017 keine weitere Nutzung möglich ist? Weitzel dazu: „Einer weiteren Verlängerung wird die Feuerwehr nach aktueller Aussage nicht zustimmen, da der Verlängerung nur vor dem Hintergrund der anstehenden Generalsanierung zugestimmt wurde, in der Auflagen des Brandschutzes enthalten sind, die nur baulich angegangen werden können.“ Weitzel, der zuletzt von Pro Augsburg wegen seines Agierens kritisiert wurde, macht deutlich: „Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es sich nur um eine Verlängerung der Bespielung des Großen Hauses handelt. Es geht nicht um eine Verschiebung des Beginns der Generalsanierung.“ Denn diese Planung stehe: Bereits im Sommer 2016 zieht die Schneiderei aus dem Theaterareal am Kennedyplatz aus, um dort Platz für erste bauliche Voruntersuchungen zu machen. Dieser erste Schritt sei bereits im Juli vom Stadtrat per Grundsatzbeschluss genehmigt worden. „Alle weiteren Interimsplanungen obliegen künftigen Stadtratsbeschlüssen nach Abarbeitung der aktuell vorliegenden Prüfaufträge der unterschiedlichsten Fraktionen“, so der Kulturreferent. Die Stadtregierung erläutert nach der Kritik an der Informationspolitik, dass sich bei den kulturfachli- chen Prüfungen zur Frage, wann und wie der Spielbetrieb am besten einzustellen ist, gezeigt habe, dass eine Fortführung der Spielzeit im Großen Haus bis zum Beginn der Freilichtbühnensaison im Juli aus mehreren Gründen vorteilhaft wäre. Dazu gehören Einnahmen fürs Theater genauso wie ein fortlaufender Spielbetrieb ohne Unterbrechung und Umzüge sowie ein reibungsloser Wechsel zur neuen Intendanz. Kurz- und mittelfristig zu behebende Baumängel würden bereits laufend angegangen. Damit gehen die kulturfachlichen wie auch die brandschutztechnischen Überlegungen in eine Richtung. „Dass diese Option nicht klar kommuniziert worden ist, ist unglücklich und bedauerlich“, sagt Weitzel. Da die Entscheidung des Stadtrats abzuwarten bleibt, stehen die Aufführungen im Großen Haus ab Februar 2017 unter Vorbehalt. »Kommentar
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