AZ_31.03.16_Stadt räumt

Noch wird im Großen Haus Theater gespielt – und das soll auch bis Sommer 2017 so bleiben: Das Ensemble kann die komplette nächste Spielzeit im Großen Haus verbringen. Als Grund nennt die Stadtregierung unter
anderem, dass sich die Verlängerung positiv auf die Einnahmen des Dreispartenhauses auswirke. Die Sanierung verzögere sich dadurch nicht.
Foto: Silvio Wyszengrad
Stadt räumt Kommunikationsfehler ein
Theater Im Großen Haus kann nun doch bis Sommer 2017 gespielt werden. Viele Gründe sprechen dafür.
Die Sanierung verschiebt sich dadurch aber nicht, betont der Kulturreferent. Alles läuft weiter nach Plan
VON MICHAEL HÖRMANN
Es war eine Krisensitzung in den
politischen Osterferien, zu der eigens auch Oberbürgermeister Kurt
Gribl gekommen war. In der Runde
der Referenten ging es darum, Antworten zu finden, warum die Öffentlichkeit nicht frühzeitig über
entscheidende Entwicklungen am
Theater Augsburg informiert worden war. Hintergrund: Quasi mehr
durch Zufall wurde bekannt, dass
der Spielbetrieb um mehrere Monate verlängert werden soll – bis Ende
der Spielzeit 2016/2017 im Sommer
2017.
Noch bis Mitte vergangener Woche war ein Aus nach dem Opernball
im Januar 2017 als Sachstand bekannt gewesen. Die Stadtspitze war
in Erklärungsnot geraten, was dem
Vernehmen nach intern auch so gesehen wird. Das Ergebnis der Beratungen hinter verschlossenen Türen
lautet: Über den Zeitpunkt der
Schließung des Großen Hauses und
den Zeitpunkt der Beendigung des
Theaterspielbetriebs
entscheidet
der Stadtrat in seiner April-Sitzung.
Dies ist eine völlig neue Entwicklung, die auch in Stadtratskreisen
für eine Überraschung sorgen dürfte. Denn bislang war davon nie die
Rede gewesen. Das räumt die Stadtregierung ein. Es wird Selbstkritik
geübt. Die Kommunikation sei
nicht gut gelaufen. „Bislang war im
Rahmen der öffentlichen Diskussion
und Berichterstattung von einer
Schließung des Großen Hauses nach
dem Opernball 2017 ausgegangen
worden. Ausgangspunkt der Überlegungen sind Brandschutzmängel“,
heißt es dazu aus dem Rathaus.
Wie steht es dann aber um den
Brandschutz im Großen Haus, wenn
es jetzt doch bis Juli 2017 gehen
kann? Dazu sagt Kulturreferent
Thomas Weitzel: „Einer Verlängerung des Spielbetriebes bis Sommer
2017 hat die Feuerwehr unter Auf-
lagen zugestimmt.“ Diese gingen
zurück auf ein Brandschutzkonzept
von 2010 und ein Auflagenprotokoll
von 2011, in dem es wörtlich heißt:
„Für das Große Haus und das gesamte Theaterareal ist ein Gesamtkonzept erforderlich. Dem Brandschutzkonzept sind schwerwiegende
bauliche und organisatorische Mängel hinsichtlich des Brandschutzes
zu entnehmen.“
Und was kommt
nach 2017?
Und was lässt die Öffentlichkeit
glauben, dass nach dem Sommer
2017 keine weitere Nutzung möglich ist? Weitzel dazu: „Einer weiteren Verlängerung wird die Feuerwehr nach aktueller Aussage nicht
zustimmen, da der Verlängerung
nur vor dem Hintergrund der anstehenden Generalsanierung zugestimmt wurde, in der Auflagen des
Brandschutzes enthalten sind, die
nur baulich angegangen werden
können.“ Weitzel, der zuletzt von
Pro Augsburg wegen seines Agierens kritisiert wurde, macht deutlich: „Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es sich nur um eine
Verlängerung der Bespielung des
Großen Hauses handelt. Es geht
nicht um eine Verschiebung des Beginns der Generalsanierung.“ Denn
diese Planung stehe: Bereits im
Sommer 2016 zieht die Schneiderei
aus dem Theaterareal am Kennedyplatz aus, um dort Platz für erste
bauliche Voruntersuchungen zu
machen. Dieser erste Schritt sei bereits im Juli vom Stadtrat per
Grundsatzbeschluss
genehmigt
worden. „Alle weiteren Interimsplanungen
obliegen
künftigen
Stadtratsbeschlüssen nach Abarbeitung der aktuell vorliegenden Prüfaufträge der unterschiedlichsten
Fraktionen“, so der Kulturreferent.
Die Stadtregierung erläutert nach
der Kritik an der Informationspolitik, dass sich bei den kulturfachli-
chen Prüfungen zur Frage, wann
und wie der Spielbetrieb am besten
einzustellen ist, gezeigt habe, dass
eine Fortführung der Spielzeit im
Großen Haus bis zum Beginn der
Freilichtbühnensaison im Juli aus
mehreren Gründen vorteilhaft wäre.
Dazu gehören Einnahmen fürs
Theater genauso wie ein fortlaufender Spielbetrieb ohne Unterbrechung und Umzüge sowie ein reibungsloser Wechsel zur neuen Intendanz.
Kurz- und mittelfristig zu behebende Baumängel würden bereits
laufend angegangen. Damit gehen
die kulturfachlichen wie auch die
brandschutztechnischen
Überlegungen in eine Richtung. „Dass diese Option nicht klar kommuniziert
worden ist, ist unglücklich und bedauerlich“, sagt Weitzel. Da die
Entscheidung des Stadtrats abzuwarten bleibt, stehen die Aufführungen im Großen Haus ab Februar
2017 unter Vorbehalt. »Kommentar