Ausgabe 1 | 2016 BE THESDA Ärz t eforum Fachinformationen aus unseren Kliniken Neu: Klinik für Neurologie / Geriatrie / Stroke Unit Medizinisches Versorgungsangebot für die Region Bergedorf nach der Kardiologie und der Geriatrie mit der Neurologie deutlich erweitert Klinik für Chirurgie: Die Radiuskopffraktur – eine häufige Verletzung K linik für Psychiatrie und Psychotherapie: Qualifizierter Entzug Klinik für Kardiologie: Synkopen – wann wird es gefährlich? WIR SORGEN FÜR SIE Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Hamburg Klinik für Neurologie / Geriatrie / Stroke Unit Klinik für Neurologie / Geriatrie / Stroke Unit Neu am Bethesda Krankenhaus: Klinik für Neurologie / Geriatrie / Stroke Unit Eine weitere wichtige Komponente im medizinischen Versorgungsangebot für die Region Ber gedorf Krankheitsverlauf Neuropathologisches Korrelat des Morbus Parkinson ist ein degenerativer Stammganglienprozess im Bereich der Substantia nigra. Risikofaktoren wie in Exposition mit Lösungsmitteln, Pestiziden oder häufige Traumata (Boxer) können eine Rolle spielen. Bei jüngeren Patienten finden sich gehäuft genetische Faktoren. Der Krankheitsverlauf ist fortschreitend und erreicht durchschnittlich nach ca. 10 Jahren sein Maximum. Auch in der Prä – DOPA – Ära waren fortgeschrittene Krankheitsstadien durch motorische Fluktuationen charakterisiert. Eine langjährige DOPA – Therapie fördert deren Entwicklung vermutlich (Peak – Dose Hyperkinesien, End of Dose – Hypokinesien, Freezing = plötzliches Abbrechen von Bewegungen.) Die Stadt Hamburg hat im Krankenhausplan 2020 dem Bethesda Krankenhaus Bergedorf 30 Neurologische Betten zugesprochen, um den Betrieb der Stroke Unit und damit die Versorgung akuter Schlaganfälle in der Region Bergedorf auf eine noch breitere Basis zu stellen. Sehr geehrte Damen und Herren, auch in 2016 möchten wir die Gelegenheit ergreifen und Sie über aktuelle Entwicklungen in unserem Haus informieren. Nach erfolgreicher Etablierung der Klinik für Kardiologie und der Klinik für Geria trie sowie der Zertifizierung der Regionalen Stroke-Unit freuen wir uns über die Erweiterung unseres Versorgungsauftrages. Der Krankenhausplan 2020 sieht ab 2016 die Einrichtung einer Fachabteilung für Neurologie vor. Dies bietet nun die Chance, das neurologische Spektrum zu erweitern und die regionale Versorgung sicherzustellen. Positive Nachrichten gibt es auch von unserem aktuellen Bauvorhaben. Wir liegen im Zeitplan und freuen uns Mitte des Jahres die neue Eingangshalle eröffnen zu können. Wir hoffen, Ihnen mit dieser Ausgabe erneut eine interessante Lektüre zu liefern und danken Ihnen für weitere Anregungen und Themenvorschläge. Nehmen Sie hierzu gerne Kontakt mit uns unter „[email protected]" auf. Auf eine weiterhin gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ihre Margret von Borstel Geschäftsführerin Titelfoto: fotolia 2 BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 Das Bethesda Krankenhaus hatte bereits im Rahmen der 2015 abgeschlossenen Zertifizierung als Regionale Stroke Unit unter der Leitung von Dr. Gerhard Hermes drei weitere Fachärzte für Neurologie gewonnen und die erforderlichen diagnostischen und therapeutischen Kapazitäten wie z.B. Überwachungs- und Intensivbetten, Neurosonologie, EEG, Elektrodiagnostik von Muskeln und Nerven (EMG, ENG EP) aufgebaut. Die radiologische Diagnostik erfolgt mit dem lokalen Kooperationspartner Conradia, die spezialisierte neuroradiologische Diagnostik und die Behandlung von Gefäßerkrankungen in Kooperation mit regionalen Kooperationspartnern (UKE/Universitäres Neurovaskuläres Netzwerk). Mit der Neurochirurgie am Berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhaus Boberg besteht ebenfalls eine Kooperation. Viele Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems haben bereits in der Vergangenheit den Weg ins Bethesda Krankenhaus gefunden. Die Zuerkennung von neurologischen Betten gestattet es dem Bethesda Krankenhaus, das Behandlungsspektrum der Klinik für Neurologie/Geriatrie/ Stroke Unit auf die gesamte Neurologie auszudehnen. Neben dem Schlaganfall werden jetzt z.B. auch infektiöse Erkrankungen des Nervensystems, demyelinisierende Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Tumoren des Nervensystems, Anfallserkrankungen wie z. B. Epilepsien, degenerative Erkrankungen, Basalganglienerkrankungen wie M. Parkinson, Polyneuropathien und periphere Nervenläsionen behandelt. Symptombezogene Abklärungen z.B. bei Kopfschmerzen, neuropathischen Schmerzen, Schwindel oder Tremor sind möglich. Wir freuen uns, dem medizinischen Versorgungsangebot für die Region Bergedorf nach der Geriatrie und der Kardiologie mit der Neurologie eine weitere wichtige Komponente hinzufügen zu können. fehlerhaften Diagnose über Jahre ohne positive Wirkung mit DOPA – Präparaten behandelt wurden und deren motorischer Status sich nach Absetzen der Medikation nicht verschlechtert, sind keine Seltenheit. Morbus Parkinson Eine klinische Diagnose mit großem Spektrum an Differenzialdiagnosen Auch heute kommt in der Neurologie einer genauen Anamneseerhebung und sorgfältigen klinische Untersuchung noch immer eine zentrale Bedeutung zu. So wird auch die Diagnose des durch eine Stoffwechselstörung der dopaminergen Neurone der Substantia nigra gekennzeichneten Morbus Parkinson bis heute klinisch gestellt. Anhand der Ausprägung der 1817 von James Parkinson beschriebenen klinischen Trias aus Rigor, Ruhetremor und Hypokinese kann das klinische Bild dem Äquivalenz-, dem hypokinetisch – rigiden oder dem Tremordominanztyp zugeordnet werden. Häufig finden sich weitere Symptome wie Rückenschmerzen, Riechstörungen, Mild Cognitive Impairment, Depressionen, autonome Störungen, Schlafstörungen, Neuropathien, Fatigue, Sehstörungen oder Demenz, die besonders in früheren Krankheitsphasen Anlass zu Fehldiagnosen sein können. Gesichert wird die Diagnose anhand der beobachteten bzw. gemessenen Wirkung von dopaminerg wirksamen Substanzen (probatorische Gabe von L – DOPA oder Apomorphin – Test). Bildgebende Verfahren (MRT) dienen der Abgrenzung gegenüber wichtigen Differenzialdiagnosen. Ein direkter Nachweis der DOPA – Stoffwechselstörung durch PET / SPECT bleibt sehr seltenen Ausnahmefällen und speziellen Fragestellungen vorbehalten. Differenzialdiagnose Eine Reihe von Erkrankungen ähnelt in ihrer Symptomatik dem „echten“ Morbus Parkinson. In diesen Fällen sind DOPA bzw. dopaminerge Substanzen bis auf Ausnahmen unwirksam. Gelegentlich liegen dann unerwünschte Medikamentennebenwirkungen (Neuroleptika) vor, häufiger Parkinson – Syndrome bei Mikroangiopathie (SAE) oder atypische Parkinson – Syndrome bei anderen degenerativen Erkrankungen des Nervensystems. Im differenzialdiagnostischen Umfeld finden sich z.B. auch die Lewy – Körperchen – Krankheit, die Progressive Supranukleäre Blickparese, das Kortikobasale Syndrom oder der Morbus Fahr. Selten sind entzündliche und vaskuläre Ursachen und Intoxikationen. Bei jüngeren Patienten sollte stets ein Morbus Wilson ausgeschlossen werden. Patienten, die aufgrund einer initial Therapie In der medikamentösen Therapie stehen drei Substanzgruppen im Vordergrund: L-DOPA, Dopaminagonisten und Anticholinergika. Bei jüngeren Patienten < 70 Jahren sollte wegen der drohenden Wirkungsfluktuationen versucht werden, die kumulative Dosis für DOPA möglichst gering zu halten. Am Beginn sollte daher die Monotherapie mit Dopaminagonisten (möglichst retardiert bzw. als transdermales System) stehen, erst bei unzureichendem motorischem Behandlungsergebnis durch DOPA ergänzt. Beim Tremordominanztyp kann ein Therapieversuch mit Anticholinergika erfolgen. Amantadin wird außer in der parenteralen Form (Bridging, DOPA – Entzugssyndrom) nicht mehr empfohlen. Halluzinationen als Nebenwirkung der medikamentösen Behandlung können die zusätzliche Gabe atypischer Neuroleptika notwendig machen, wenn keine Dosisreduktion möglich ist. In fortgeschrittenen Stadien mit erheblichen Wirkungsfluktuationen trotz optimierter oraler und transdermaler Therapie können die kontinuierliche apparative Zufuhr von Medikamenten (Duodopa intrajejunal oder Apomorphin subcutan) oder die tiefe Hirnstimulation in Frage kommen. (Näheres unter www.dgn.org/leitlinien) Dr. Gerhard Hermes Chefarzt Klinik für Neurologie / Geriatrie / Stroke Unit 040 72554-1241 [email protected] Kompetenzen Geriatrie / Stroke Unit › K omplexbehandlung des akuten Schlaganfalls › D oppler- und Duplexsonografie › E MG / ENG / EP / EEG › U ntersuchung des Liquor cerebrospinalis ›G eriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung › Geriatrisches Assessment ›N europsychologische Diagnostik und Therapie › Physiotherapie › Ergotherapie › Logopädie › Aktivierende (alltagsrelevante) Pflege ›M edizinische Trainingstherapie › P hysikalische Therapie › B eratung, Anpassung und Schulung in der Benutzung von Hilfsmitteln › T agesklinische Komplexbehandlung BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 3 Klinik für Chirurgie Abteilung für Anästhesie Die Radiuskopffraktur: Eine relativ häufige Verletzung Eine kurze Ruhigstellung ist wichtig für ein gutes funktionelles Ergebnis Radiuskopffraktur mit winkelstabiler Osteosynthese Die Radiuskopffraktur ist eine häufige Verletzung und betrifft ca. 4% aller Frakturen. Bei der Behandlung ist häufig ein konservatives Vorgehen möglich. Dies beinhaltet die Ruhigstellung für 7 bis 10 Tage und anschließend die belastungsfreie funktionelle Nachbehandlung für 4 Wochen. Nach der Erstdiagnose empfiehlt sich eine radiologische Kontrolle nach 5 bis 7 Tagen sowie nach 6 Wochen. Lediglich Frakturen mit Dislokation der Fragmente um mehr als 2 mm oder bei mehr als ein Viertel der Gelenkfläche werden operativ versorgt. Über einen offenen Zugang werden die Fragmente reponiert und mittels Minischrauben oder einer speziellen vorgeformten winkelstabilen Platte fixiert. Postoperativ kann zügig mit der physiotherapeutischen Therapie begonnen werden, wobei auf eine sechswöchige Entlastung geachtet werden muss. Rektumprolaps – peinlicher Vorfall? Patientinnen scheuen aus Scham die Vorstellung beim Arzt Der Rektumprolaps ist eine Funktionsstörung aus der Gruppe der obstruktiven Defäkationsstörung (ODS), in der stärksten Ausprägung handelt es sich um einen Vorfall aller Wandschichten des Rektums durch den Analkanal hindurch, mit der dann gut erkennbaren, zirkulären Mukosafältelung, abzugrenzen ist hier der Analproplaps mit seiner typischen radiären Fältelung. Den Rektumprolaps unterteilen wir in drei Grade: Grad Morphologie Klink Diagnostik I Reiner interner Mukosaprolaps meist asymptomatisch Proktorektoskopie II Intussuszeption des Rektums obstruktive Defäkationsstörung Proktorektoskopie Defäkations-MRT III Kompletter Prolaps mit extraanalem Vorfall ODS bis Inkontinenz, Exkoriationen, Ulzerationen und Blutungen Inspektion Proktorektoskopie Der Rektumprolaps betrifft vor allem ältere Frauen mit mehreren Geburten und eine oftmals langjährigen Obstipationsproblematik in der Anamnese. Aus Scham stellen sich diese Patientinnen häufig erst bei einer analen Inkontinenz oder Blutungen in der Praxis vor. Der Rektumprolaps wird in Zentren regelhaft minimalinvasiv durch eine laparoskopische Resektionsrektopexie (Resektion des elongierten Sigma mit Fixation des Rektums am Os sacrum) operiert. Bei sehr morbiden Patienten kommen perineale Verfahren zur Anwendung. Ziel der 4 BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 Operation ist die Beseitigung des Vorfalls, eine Korrektur der Obstipation sowie eine Verbesserung der Kontinenzfunktion. Radiuskopffraktur mit Minischrauben Foto: fotolia Dr. Antje Missbach-Kroll Oberärztin Klinik für Chirurgie 040 72554-2161 [email protected] Dr. Carsten Möllmann Leitender Oberarzt Klinik für Chirurgie 040 72554-2165 [email protected] Kompetenzen Chirurgie › Allgemeine, viszerale und proktologische Chirurgie › Minimalinvasive Chirurgie › Sämtliche gut- und bösartigen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts sowie Leber und Pankreas › Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) › Zertifiziertes Referenzzentrum für chirurgische Koloproktologie › Magen-Darm-Zentrum und Hernienzentrum › „Fast-track-Chirurgie“ bei Darmoperationen › Interdisziplinäres Tumorboard Rektumprolaps vorher Rektumprolaps nachher › Traumatologie/Endoprothetik Der suchtkranke Patient in der Anästhesie Auswahl des Narkoseverfahrens richtet sich nach dem operativen Eingriff und dem Nebenerkrankungsprofil des Patienten In Deutschland gibt es ca. 1,9 Mio. Alkoholabhängige und rund 1,6 Mio. Menschen mit „schädlichem Gebrauch“ von Alkohol. Es wird geschätzt, dass jeder 5.Patient, der sich einer Operation unterziehen muss, eine durch Alkohol hervorgerufene Störung hat. Postoperative Komplikationen wie Infektionen, kardiale Ereignisse, Blutungen oder das Alkoholentzugsdelir erleiden P atienten, die >60g/d Alkohol (z. B. 1,5l Bier) am Tag konsumieren, zwei bis fünfmal häufiger. Umso wichtiger ist es, diese Risikopatienten präoperativ zu identifizieren, da alle relevanten O rgansysteme durch chronisch erhöhten Alkoholkonsum verändert sein können. Ein weiteres klinisches Problem ist die zunehmende Abhängigkeit von Benzodiazepinen. Mit steigendem Lebensalter nimmt auch nachweislich der Verbrauch von Benzodiazepinen zu. Es kommt gehäuft zu kognitiven Störungen, Delir und Stürzen. Selbst bei Niedrigdosierungen kann es perioperativ zu Entzugssymptomen kommen. Der Konsum Illegaler Drogen ist zwar zahlenmäßig anders, aber ebenfalls von hoher klinischer Bedeutung. Zu den illegalen Drogen zählen v.a. Cannabis, Amphetamine, Opiode, Kokain/Crack und die sogenannten Designerdrogen. Bei diesen Suchterkrankten spielt neben den klinisch-infektiologischen Problemen die Sucht als solches eine große Rolle. Vor allem bei Notfalloperationen opiatabhängiger Patienten ist der Konsum oder die Substitutionsbehandlung besonders zu berücksichtigen. Wie gehen wir im Bethesda Krankenhaus vor? Erster Kontakt ist, wie bei allen Patienten, das Prämedikationsgespräch. Hier erfolgt die präoperative Evaluation. In vertrauensvoller Atmosphäre ist es zu klären, welche Substanz in welcher Dosierung und wie häufig konsumiert wird. Diese explizite Nachfrage ist für das weitere Vorgehen äußerst wichtig. Dies versuchen wir den Patienten zu erklären und zu vermitteln. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Patienten uns Narkoseärzten gegenüber bezüglich ihres Drogenkonsums sehr ehrlich sind. Selbstverständlich verbieten sich elektive Eingriffe bei klinischen Zeichen einer Intoxikation oder eines Entzuges. Die Auswahl des Narkoseverfahrens richtet sich nach dem operativen Eingriff und dem Nebenerkrankungsprofil des Patienten. Erhöhter Betreuungsbedarf für Suchtpatienten Auch in der postoperativen Phase unterscheiden sich die Patienten. Während wir beim alkoholabhängigen Patienten eher Entzugssymptomatik erwarten, haben wir beim Drogenabhängigen die postoperative Schmerztherapie im Fokus. Patienten mit Benzodiazepinabhängigkeit wiederum weisen häufig kognitive Defizite auf. Allgemein lässt sich sagen, dass der suchtkranke Patient einen erhöhten Betreuungsbedarf benötigt, sodass wir die Indikation zur postoperativen Übernahme auf die IMC oder Intensivstation großzügig stellen. Anita König Chefärztin Abteilung für Anästhesie 040 72554-2170 [email protected] Kompetenzen Anästhesie › Modernste Techniken der Allgemeinund Regionalanästhesie mit intraoperativer Messung der Narkosetiefe › Tägliche Prämedikationssprechstunde • einfühlsamer Umgang mit Patientenängsten • regelmäßig stattfindende Patientenbefragung › OP-Management • zertifiziertes OP-Zentrum › Schmerztherapie • individuell angepasst • invasive Schmerzkathetertechniken perioperativ, mit täglichen Visiten durch unseren algesiologischen Fachassistenten › Ausgewiesene Palliativmediziner in der stationären Versorgung. › Zusammenarbeit mit dem Palliativteam Bergedorf e.V. im Rahmen von SAPV BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 5 Frauenklinik Klinik für Innere Medizin Lachgas in der Geburtshilfe Zystische Pankreasläsionen – eine diagnostische Herausforderung Einführung der Lachgasanalgesie eine deutliche und wichtige Erweiterung unseres Spektrums in der Schmerzbekämpfung In England, den skandinavischen Ländern oder auch Australien gehört es zum Standardrepertoire der Schmerzbekämpfung, nicht nur in der Geburtshilfe: das Lachgas. In Deutschland war es lange Zeit verpönt und feiert erst jetzt allmählich wieder ein Comeback in einigen Geburtskliniken. Nun wird auch in der Frauenklinik des Bethesda Krankenhaus wieder mit diesem alten und gleichzeitig modernen Medikament zur Schmerzbekämpfung gearbeitet. Chefarzt Dr. Neuß, Hebamme Hanna-Wiebke Struve und Oberärztin Christiane Hälbig — von der Heide präsentieren das mobil einsetzbare Gerät der Firma Linde Gas Therapeutics unter dem Produktnamen Livopan® Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist der dosisabhängig schmerzstillende und bewusstseinsverändernde Effekt von Lachgas (chemisch N2O2) bekannt. Das Gas wurde sowohl zur Schmerzbekämpfung als auch zur Belustigung auf Jahrmärkten verwendet. Mit der Entwicklung der Anästhesie wurde es für lange Zeit zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Inhalationsanästhesie. Warum dann aber der Niedergang - besonders in Deutschland? 6 BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 Einerseits lag es an der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Anästhesie, die den analgetischen Effekt von Lachgas durch andere Medikamente ersetzen konnte, andererseits hat Lachgas wie jedes Medikament Nebeneffekte, die die Anwendung unsicher erscheinen ließen. Dies führte vor Jahren zur Verbannung des Medikamentes aus der medizinischen Anwendung in Deutschland. Seltsamerweise aber war dies nicht weltweit der Fall. Lachgas wurde in vielen Ländern weiter verwendet, auch in Deutschland wurde es in der Zahn- und Kindermedizin durchgehend angewandt, denn die Vorteile sind bei korrekter Anwendung offensichtlich: › Es ist in entsprechender Konzentration hoch analgetisch wirksam, löst aber keine psychischen Veränderungen aus. › Die Wirkung tritt schnell ein; sie verschwindet sehr schnell wieder. › Es gibt bei den normalerweise v erwendeten Mischungsverhältnissen so gut wie nie schwere Nebenwirkungen. Es kann nicht mehr überdosiert werden. › Bei richtiger Anwendung sind Effekte für die Angestellten nicht zu befürchten und wurden auch nie nachgewiesen. Sieht man die beschriebenen Eigenschaften – hoch analgetisch, schneller Eintritt der Wirkung und schnelles Ende, hohe Sicherheit in der Anwendung – so ist erkennbar, dass Lachgas ein ideales Schmerzmittel für die Bekämpfung des Geburtsschmerzes sein kann. Seit letztem Jahr haben wir uns in der Frauenklinik für die Einführung der Lachgas-Analgesie in der Geburtshilfe engagiert. Anfänglich schien es erforderlich, bauliche Veränderungen in den Kreißsälen zur Entsorgung durchzuführen. Seit Anfang des Jahres stand aber fest, dass darauf verzichtet werden konnte, so dass wir ab Februar dieses Jahres in unserer Klinik LachgasAnalgesien anbieten können. Aufgrund der neuen Technik – die es uns erlaubt, das Gas über einen Vakuumanschluss zu entsorgen, der in fast jedem Behandlungsraum vorhanden ist - ist dies im Prinzip nicht nur in der Geburtshilfe möglich, sondern auch Neueste endosonografische Technologien zur differenzierten Charakterisierung von Pankreaszysten bei anderen kleinen, potentiell schmerzhaften Eingriffen in der Frauenklinik. Lachgas lässt sich sehr gut bei schmerzhaften Verbandswechseln, Untersuchungen oder sogar kleineren Wundversorgungen einsetzen. Zusammenfassend gesagt bedeutet die Einführung der Lachgasanalgesie eine d eutliche und wichtige Erweiterung unseres Spektrums in der Schmerzbekämpfung sowohl in der Geburtshilfe als auch bei kleineren, potentiell schmerzhaften Manipulationen. Das Verfahren ist einfach einsetzbar, in der Anwendung sicher und in der Wirkung zuverlässig. Ich glaube, dass unsere Klinik hiermit einen weiteren Schritt zu noch besserer Qualität und Patientenzufriedenheit getan hat. Dr. Martin Neuß Chefarzt Frauenklinik 040 72554-1221 [email protected] Cystisch dilatierte Pankreasgangseitenäste, IPMN Mischtyp (links MRCP, rechts EUS) Endosonographische transgastrale Drainierung einer Pankreaspseudocyste (EUS) Kontrastmittel-Endosonografie (CH-EUS): Hypovaskularisierter cystisch imponierender Pankreastumor: FNA-Zytologie: Niedrig differenziertes duktales Adenokarzinom Die große Entität zystischer Pankreasläsionen stellt eine große diagnostische Herausforderung dar. Oft handelt es sich um einen Zufallsbefund. Wie bei allen Tumoren der Bauchspeicheldrüse gibt es keine spezifischen Symptome. Normale Tumormarker (CEA, Ca199) sind kein sicheres Ausschluss Kriterium. Eine korrekte Diagnosestellung erfordert ein multidisziplinäres Konzept unter Einbeziehung modernster bildgebender Verfahren (Sonografie, CT, MRT, ERCP, Endosonografie). Insbesondere die Endosonografie hat sich zu einem wichtigen Tool der differenzierten Diagnostik von zystischen Pankreastumoren entwickelt. Im BKB stehen modernste Technologien zur Diagnostik gastrointestinaler Tumore zur Verfügung. Neueste endosonografische Technologien (Tissue Harmonic Echo, Contrast Harmonic EUS) werden zur differenzierten Charakterisierung zystischer Pankreasbefunde anhand ihrer Lokalisationen, Strukturen, Mikrovaskularisationsmuster und ihrem Bezug zum Pankreassystem eingesetzt. Endosonographische Feinnadelaspirationen (EUS-FNA) erfolgen beispielsweise bei Neue Leitlinien unter BKB Beteiligung Kompetenzen Frauenklinik › Ambulante Operationen › Operative und konservative gynäkologische Onkologie › Minimalinvasive Operationen, › Myom- und Endometriosetherapie › Kontinenz– und Beckenbodenzentrum › Brustzentrum › Onkoplastische Operationen, Rekonstruktion › Familienorientierte Geburtshilfe › Pränataldiagnostik › Mammadiagnostik › Dysplasiediagnostik Internationales Standardwerk zur Videokapselendoskopie European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) Clinical Guideline: Small-bowel capsule endoscopy and device-assisted enteroscopy for diagnosis and treatment of small-bowel disorders. Pennazio M, Spada C, Eliakim R, Keuchel M, May A, Mulder CJ, Rondonotti E, A dler SN, Albert J, Baltes P et al. Endoscopy 2015; 47: 352-376 Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): S2k Leitlinie Qualitätsanforderungen in der gastrointestinalen Endoskopie: Denzer U, Beilenhoff U, Eickhoff A, Faiss S, Huttl P, In der Smitten S, Jakobs R, Jenssen C, Keuchel M et al. Z.Gastroenterol 2015; 53: 1496-1530. Neben anderen Publikationen aus dem Bethesda erschien 2015 die komplett neue Auflage des vergriffenen internationalen Standardwerks zur Videokapselendoskopie unter Mitarbeit zahlreicher Ärzte der Klinik. Verdacht auf intraduktal papillär muzinöse Neoplasie (IPMN). Das Aspirat wird laborchemisch (Lipase, CEA) und zytologisch untersucht. Oft erlauben diese Untersuchungen ein weiter beobachtendes Verhalten. In Einzelfällen kann jedoch auch eine Resektion erforderlich sein. Das optimale Vorgehen wird für jeden einzelnen Patienten im interdisziplinären Tumorboard besprochen. Mit der Endosonografie können von den zystischen Pankreastumoren auch postentzündliche Pankreaspseudozysten abgegrenzt und, falls erforderlich, transgastral endoskopisch drainiert werden. Diese Eingriffe können in der gastroenterologischen Sprechstunde des BKB vorbereitet und die Patienten nach Überwachung auf der interdisziplinären elektiven Kurzzeitstation zügig wieder entlassen werden. Dr. Uwe Matsui Oberarzt Klinik für Innere Medizin Leitung Endoskopie und Funktionsdiagnostik 040 72554-1623 [email protected] Kompetenzen Innere Medizin › D iagnostische und therapeutische Endoskopie mit modernsten Endoskopen einschließlich kontrastunterstütztem endoskopischen Ultraschall, ERCP, Mukosaresektionen, Enteroskopie, Kapselendoskopie › S onografie mit High-End-Geräten inkl. Kontrastmittel, Punktionen, Drainagen › Funktionsdiagnostik mit Impedanz-pH-Metrie, HR-Manometrie, H2 Atemtest, differenzierte Lungenfunktionsprüfung › B ronchoskopie, BAL, periphere Biopsien, endobronchialer Ultraschall › Knochenmarksbiopsien Dr. Dr. habil. Martin Keuchel Chefarzt Klinik für Innere Medizin 040 72554-1201 [email protected] › K omplettes Labor rund um die Uhr ›G esamtes Spektrum der internistischen und viszeralchirurgischen Intensivmedizin › D ifferenzierte Beatmung (invasiv und nichtinvasiv), Einstellung Heimbeatmung BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 7 Klinik für Kardiologie Synkopen – wann wird es gefährlich? Eventrecorder und Telemedizin ergänzen die Synkopendiagnostik in der Klinik für Kardiologie wesentlich Eine Synkope ist definiert als plötzlich eintretender Bewusstseinsverlust, welcher kurz andauert und Folge einer globalen Minderperfusion des Gehirns ist. Charakteristischer Weise kommt es zur spontanen Erholung. Aufgrund der hohen Prävalenz werden Patienten in hausärztlichen Praxen häufig mit Synkopen oder Präsynkopen vorstellig. In zentralen Notaufnahmen beträgt die Inzidenz ca. 1 %. Eingeteilt werden die Synkopen grob in drei große Gruppen: 1. Reflexsynkopen – auch vasovagale Synkopen genannt-, 2. orthostatische Synkopen und 3. die kardialen Synkopen (s. Tabelle 1). Typischerweise finden sich zwei Altersgipfel für das Auftreten von Synkopen: Während die Reflexsynkopen häufig bei jungen Menschen (um das 20. Lebensjahr) auftreten, nehmen orthostatische und die kardiovaskulären Synkopen im Alter (>65 Jahre) an Häufigkeit zu. Während Reflexsynkopen eine gute Prognose haben, findet sich bei Patienten mit kardiovaskulären Grunderkrankungen mit bis zu 30 % eine hohe Mortalität. Es ist also entscheidend, die kardialen Synkopen zu identifizieren und adäquat zu behandeln. Nicht immer ist die Unterscheidung einfach. Umso wichtiger ist eine gute Basisdiagnostik, in erster Linie mit einer fundierten Anamnese, körperlichen Untersuchung und EKG. Hiernach kann schon eine Verdachtsdiagnose geäußert werden (s. Tabelle 2). Wann muss an eine gefährliche und klärungsbedürftige kardiale Synkope gedacht werden? Hinweise für ein hohes Risiko geben folgende Punkte: bekannte Herzerkrankung; Synkope bei Belastung oder im Liegen; Palpitationen, positive Familienanamnese für plötzlichen Herztod; EKG-Veränderungen (s. Tabelle 3). Fallbeispiel aus unserer Klinik: Folgender Fall zeigt eindrucksvoll, dass durch die Möglichkeit der verlängerten Rhythmusüberwachung eine sichere Diagnose weitaus häufiger möglich ist. 69jähriger männlicher Patient stellte sich mit rezidivierenden Synkopen (4 mal im letzten Jahr, zum Teil im Sitzen) ohne Prodrom in unserer Notaufnahme vor. Vorbekannt ist eine 1-GKHK mit Z.n. Stentversorgung. In der ZNA zeigte sich eine Sinusbradykardie (45/min). Es erfolgte die Verlegung auf die IMC Station, wo eine Monitorüberwachung über 24 Stunden bei dem nun beschwerdefreien Patienten keine Rhythmusauffälligkeiten zeigte. Nach Verlegung auf die Normalstation war der Patient durchgehend beschwerdefrei. Die umfangreiche Diagnostik (Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruck-Messung, Echokardiographie und Koronarangiographie bei pathologischer Ergometrie) erbrachte keinen wegweisenden Befund. Somit erfolgte bei unklaren Synkopen und aufgrund des weiterhin bestehenden Verdachts auf ein rhythmogenes Ereignis die Implantation eines Loop-Recorders (auch „Eventrecorder“ genannt). Der Patient wurde über das Gerät telemedizinisch überwacht und konnte entlassen werden. Kurze Zeit später kam es erneut zu mehreren Synkopen, der Telemonitoring wurden wir alarmiert und konnten den Speicher des Loop-Recorders auswerten (siehe Abbildungen 1 und 2). Hier zeigte sich ein Sick-Sinus-Syndrom mit mehreren Pausen von bis zu 20 Sekunden. Der Patient wurde daraufhin umgehend in unsere Klinik für Kardiologie einbestellt und erfolgreich mit einem Herzschrittmacher versorgt. Der Eventrecorder wurde im selben Eingriff entfernt. Abbildung 1: Auslesung des Eventrecorders. Übersicht der detektierten Rhythmusereignisse Eine Unterscheidung ist deshalb so wichtig, da Patienten mit kardialer Synkope ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod haben. Trotz umfangreicher Diagnostik bleibt die Ursache bei bis zu 30 % der Synkopen unklar. Abbildung 2: Auslesung des Eventrecorders. Sinusarrest mit langer Asystolie, 8 BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 Tabelle 1 Ätiologie und Häufigkeit der Synkopen (adaptiert nach ESC-Guidelines) 1. Reflex-Synkope (neurogen übermittelt): Häufigkeit: 30 – 50 % – vasovagal (emotionaler Stress, längeres Stehen oder Schmerz) – Situativ (z. B. Miktion) – Hypersensitivität Karotissinus 2. Synkope durch orthostatische Hypotonie: Häufigkeit: 5 – 20 % – Medikamentös induziert (häufigste Ursache!): Diuretika, Antidepressiva -Blocker – Hypovolämie – autonome Störungen (z. B. Polyneuropathie, Parkinson) 3. Kardiale Synkope: Häufigkeit: 5 – 20 % a. Arrhythmien. – Bradykardien (SSS, AVB, Schrittmacherdysfunktion) – Tachyarrhythmie (SVT, VT) b. Strukturell-kardial: – Aortenstenose, HOCM, Infarkt, Perikarditis – Lungenembolie, Aortendissektion, pulmonal-arterielle Hypertonie 4. A ndere Ursachen: Häufigkeit: 2 – 10 % – Neurologisch (z.B. Subclavian-Steal) 5. U nklare Ursache: Häufigkeit: 15–30 % Tabelle 2 gibt anamnestische Hinweise zu den jeweiligen Synkopenarten: Reflexsynkope – Keine Hinweise für eine strukturelle Herzerkrankung – Anamnese von wiederkehrenden Synkopen (mit Beginn oft zwischen 10 und 30 Jahren) – P rovozierende Faktoren: unangenehme Sinneseindrücke, vor allem Schmerzen; bei Miktion/Defäkation/Husten/Valsalva-Manöver – Typische vegetative Prodromi (Übelkeit, Erbrechen) – Position: längeres Stehen, oder warme bzw. menschenüberfüllte Umgebung – Bei Kopfdrehung oder Druck auf Karotissinus Orthostatische Hypotonie – P osition: Auftreten nach dem Aufrichten bzw. längerem Stehen nach körperlicher Belastung – Koinzidenz mit Beginn oder Änderung einer antihypertensiven Therapie – Flüssigkeitsverluste – Bekannte autonome Neuropathie oder Parkinson-Syndrom Kardiale Synkope – Bekannte strukturelle Herzerkrankung – Familienanamnese von plötzlichem Herztod – Auftreten während körperlicher Belastung oder im Liegen – Plötzliche Palpitationen gefolgt von Synkope Tabelle 3 EKG-Veränderungen: – AV-Blockierungen II° – Sinusbradykardien <50/min – SA-Block – Sinuspausen 2 bis 3 Sekunden – Präexzitation – QT-Verlängerung oder –Verkürzung – ventrikuläre Tachykardien – Brugada Syndrom (RSB-Bild mit ST-Hebung in V1–3) – Pathologische Q – Z eichen für arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (negatives T rechts-präkordial, Epsilon-Wellen, ventrikuläre Spätpotentiale) – wechselnder LSB/RSB oder drohender trifaszikulärer Block – supraventrikuläre VT – Schrittmacher- oder ICD-Malfunktion mit Pausen Klinik für Kardiologie Loop-Recorder (auch „Eventrecorder“ genannt) Dr. Peter Unger Chefarzt Klinik für Kardiologie 040 72554-1260 [email protected] Kompetenzen Kardiologie › K oronarangiografie (ambulant und stationär) › 2 4 Stunden/7 Tage PCI Rufbereitschaft › Implantation von Schrittmachern › Implantation von Defibrillatoren › Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT-Implantationen) › Implantation von Ereignisrecordern (Eventrecorder ) › Rechtsherzkatheter › Elektrische Kardioversion › D iagnostik und Therapie von Herzrhythmusstörungen (z. B. Kardioversion), Herzinsuffizienz, arteriellem Hypertonus und Rechtsherzerkrankungen (z. B. Lungenembolie) › Interventioneller Schirmchenverschluss bei ASD und PFO › Telemonitoring von SM/ICD-Systemen › S tationäre telemetrische Rhythmusüberwachung › Zusammenarbeit mit dem Albertinen Herz- und Gefäßzentrum und allen weiteren Zentren BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 9 Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Qualifizierte Entzugsbehandlung im Bethesda Krankenhaus Bergedorf Anmeldung über eine Warteliste und zeitnahe Aufnahme für eine stationäre Entzugsbehandlung Wenn die Welt ins Wanken gerät - die gespiegelte Fassade unserer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Das Thema „Sucht“ ist längst kein Randproblem mehr in unserer Gesellschaft, sondern betrifft viele Menschen in Deutschland. Mit dem Begriff „Sucht“ sind nicht nur die Abhängigkeitserkrankungen gemeint, sondern die Gesamtheit von riskanten, missbräuchlichen und abhängigen Verhaltensweisen in Bezug auf Suchtmittel (legale wie illegale) sowie nichtstoffgebundene Verhaltensweisen (wie Glücksspiel und pathologischer Internetgebrauch). Sucht ist häufig mit dramatischen persönlichen Schicksalen verbunden. Abhängigkeitserkrankungen sind schwere chronische Krankheiten, die zu sozialem Abstieg, erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und vorzeitiger Sterblichkeit führen können. Etwa 96,4 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 64 Jahren trinken Alkohol. Etwa 1,61 Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren trinken missbräuchlich Alkohol. Sie nehmen körperliche, psychische und soziale Folgen in Kauf. Männer trinken durchschnittlich deutlich mehr als Frauen. Rund 1,77 Millionen Männer und Frauen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind alkoholabhängig. Schätzungen für Deutschland belaufen sich auf etwa 74.000 Todesfälle, die durch riskanten Alkoholkonsum oder durch den kombinierten Konsum von Alkohol und Tabak verursacht 10 BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 werden (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, Jahrbuch Sucht 2014). Die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Bethesda Krankenhaus Bergedorf bietet u.a. für Menschen mit Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten und illegalen Drogen eine qualifizierte Entzugsbehandlung an. In der Regel melden sich die Patienten über eine Warteliste zur Behandlung an und werden dann zeitnah für eine stationäre Entzugsbehandlung aufgenommen. Die qualifizierte Entzugsbehandlung läuft über insgesamt 20 Tage. Bei komorbiden Störungen wird die Dauer der Behandlung individuell festgelegt. Die medizinische Behandlung beinhaltet die - wenn nötig medikamentenunterstützte Entgiftung, sowie die Behandlung von Komplikationen und die Behandlung von Folge- und Begleiterkrankungen. Der therapeutische Behandlungspfad integriert ein Therapieschulen übergreifendes Konzept bestehend aus tiefenpsychologischen und verhaltenstherapeutischen Aspekten. Ziel ist es einerseits biographische Zusammenhänge zur Entwicklung und Aufrechterhaltung der Suchterkrankung herzustellen und andererseits, bereits während der Entgiftung, gegenwärtige aufrechterhaltende Faktoren der Erkrankung aufzuzeigen und Strategien im Umgang mit Bethesda Informativ Suchtdruck zu vermitteln, die die angehende Abstinenz unterstützen sollen. Die Behandlung gestaltet sich überwiegend im Rahmen von therapeutischen Gruppen, u.a. Suchtgruppe, Entspannungstraining, Achtsamkeitsgruppe, Ergotherapie, wodurch Raum für individuelle Themen geboten und der Austausch unter den Patienten gefördert wird, um das Verständnis in die eigene Erkrankung zu vertiefen. In therapeutischen Einzelgesprächen wird darüber hinaus an den individuellen Themen der Patienten konkreter gearbeitet. Außerdem wird Kontakt zu Selbsthilfegruppen gebahnt. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Umgang mit den Ambivalenzen der Patienten im Rahmen der Abstinenzentscheidung sowie die Förderung der längerfristigen Abstinenzmotivation. Aus dem stationären Rahmen heraus können mit den Patienten gegebenenfalls eine weiterführende stationäre oder teilstationäre Entwöhnungsbehandlung oder eine ambulante Nachsorge nach der Entlassung geplant werden. Nina Paulsen Psychologische Psychotherapeutin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie 040 72554-1231 [email protected] 10 Mio.-Erweiterungsbau im Terminplan Neue Eingangshalle im Frühsommer fertig Der von der Freien und Hansestadt Hamburg für knapp 10 Millionen Euro geförderte Erweiterungsbau am Haupthaus liegt im Zeitplan. Durch den Umbau am Eingangsbereich wird unser Haus nach finaler Fertigstellung aller Arbeiten ein ganz neues, noch moderneres Erscheinungsbild bekommen. Zu den wesentlichen Neuerungen gehört, dass die Eingangshalle repräsentativ vergrößert wird. Der OP-Bereich wird komplett neu strukturiert und um einen hochmodernen vierten Operationssaal erweitert, der Aufwachraum wird von vier auf acht Betten aufgestockt und ermöglicht den Patienten so mehr Ruhe und Komfort vor und nach den Operationen, sowie eine noch intensivere Betreuung durch Ärzte und Pflegepersonal. Die Intensivund die IMC-Station werden auf insgesamt 22 Betten aufgestockt und für eine Optimierung der Behandlungsabläufe, der Strukturen und Arbeitsorganisation zusammengelegt. Das Baugerüst am linken neuen Flügel des Erweiterungsbaus ist bereits abgebaut, der Bereich der Patientenaufnahme spürbar vergrößert und deutlich komfortabler ausgestattet. Erstes wesentliches Etappenziel wird nun die Eröffnung der neuen, lichtdurchfluteten Empfangshalle voraussichtlich im Frühsommer sein. Für unsere Patienten und Besucher bedeutet das eine große Erleichterung, müssen Sie doch nicht mehr den Umweg durch den – wenn auch künstlerisch ansprechenden – Bautunnel nehmen. Ein Umbau des OP- und Intensivbereichs im laufenden Betrieb ist eine hohe Herausforderung: Unter Leitung des ärztlichen Direktors Prof. Dr. Sailer und der Hygienefachkräfte ist eine enge Überwachung der Hygiene oberstes Ziel bei Einhaltung der bisherigen OP-Kapazitäten. Die Terminplanung sieht vor, dass die Intensivstation im Herbst 2016 in die neuen Räume umziehen wird, die finale Fertigstellung der vier Operationssäle ist für 2017 vorgesehen. In unserer nächsten Ausgabe des Bethesda Ärzteforum werden wir Sie ausführlich über die medizinischen, technischen und IT- Neuerungen im Intensivbereich informieren. Den neuen OP-Bereich stellen wir Ihnen detailliert zeitnah zur Einweihung vor. Ansicht Nord Ansicht Ost Ansicht West Bethesda Partner Umfassende HNO-ärztliche und schlafmedizinische Betreuung am BKB Kompetenzen Psychiatrie und Psychotherapie › Vollversorgungsauftrag für den Bezirk Bergedorf mit ambulanter, teilstationärer und vollstationärer Behandlung › Spezialgebiete: Depressionen, Abhängigkeitserkrankungen, Demenz, Persönlichkeitsstörungen und stationäre Mutter-Kind-Behandlung › Psychiatrische Institutsambulanz mit Gedächtnissprechstunde, „Club“ (offene Gesprächsrunde für ältere Menschen mit psychischer Erkrankung) › Kooperationen: Der Begleiter e. V., Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychosomatik des Universitätsklinikums Eppendorf, KODROBS, Theodor-Wenzel-Haus Konsiliarisch: Zwei feste Sprechstunden pro Woche und Notfallhintergrunddienst Die HNO ist ein klassisches Querschnittsfach mit vielen Krankheitsbildern – wie Schwindel, Dysphonie, Dysphagia oder Insomnien, die einer interdisziplinären Betreuung bedürfen. Seit 12 Jahren besteht ein Konsiliardienst für HNO- Fragestellungen mit zwei festen Sprechstunden pro Woche und einem Notfallhintergrunddienst. Die Konsultation erfolgt auf Veranlassung der im Krankenhaus tätigen Ärzte. Herr Dr. Frank und Herr Dr. Happe betreuen das Krankenhaus in HNO- ärztlichen Fragen. Dr. Happe ist seit 2000 als HNO-Arzt mit eigener HNO- Belegabteilung und akkreditiertem Schlaflabor in der Stadteilklinik Hamburg niedergelassen. Zuvor hat Dr. Happe in der HNO-Abteilung des AK St. Georg das erste Schlaflabor in Hamburg aufgebaut und das Fach der HNO in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen vertreten. Nach dem Studium der Pharmazie und Humanmedizin an der FU- Berlin hat er sich zunächst mit physiologischen Fragestellungen im Bereich der Herzchirurgie-Abt. Kunstherzen bei Prof. Hetzer – Deutsches Herzzentrum Berlin – beschäftigt. Das Interesse an der HNO wurde während des praktischen Jahres an der Harvard-Medical School geweckt. Insbesondere die enge fachliche Nähe zu Herrn Prof. Strome – erste Kehlkopftransplantation der Welt – war stetige Inspiration während der Facharztausbildung an der Univ.- HNO- Klinik Köln und dann am Imperial-College-St- Maries-Hospital London. Sein besonderes Interesse liegt in der Schlafmedizin und Neurootologie. Chirurgisch auf dem Gebiet der Korrektur der oberen Luftwege, hier funktionschirurgische Revisionseingriffen. Das wissenschaftliche Interesse findet Ausdruck an der engen Kooperation mit dem UKE und der HAW. Gesundheitspolitisch ist Dr. Happe in mehreren Arbeitskreisen zur Planung und Gestaltung der Gesundheitsversorgung der HH–Hamburg aktiv. HNO Praxis Dr. med. Egbert Happe Oskar-Schlemmer-Strasse 15 22115 Hamburg, Deutschland Telefon: 040 71 59 12 79 Fax: 040 71 59 12 81 E-Mail: [email protected] www.dr-happe-hamburg.de BETHESDA Arzteforum 1 | 2016 11 Bethesda Informativ Veranstaltungen Patientenforen Konferenzraum 1 18:00 bis 19:00 Uhr, BKB Do., 14.04.2016: „Multiple Sklerose – gibt es Neues in Diagnostik und Therapie?“ Aktuelle Nachrichten aus dem BKB Prof. Dr. Sailer Ärztlicher Direktor am BKB Der Aufsichtsrat des Bethesda Krankenhaus Bergedorf hat Prof. Dr. Marco Sailer (54), seit 10 Jahren Chefarzt der Klinik für Chirurgie am Bethesda Krankenhaus, zum Ärztlichen Direktor bestellt. Prof. Sailer, der in vielen Fachgesellschaften und Gremien aktiv ist, u.a. als Vorsitzender der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Coloproktologie (CACP), ist ein bundesweit anerkannter Chirurg und übernimmt neben seinen Aufgaben als Chefarzt der Klinik für Chirurgie u.a. den Vorsitz der Hygienekommission, der Transfusionsmedizin und des Strahlenschutzes. Prof. Sailer: „Es ist mein Anspruch, meine Arbeit in der Chirurgie zu 100 % weiter zu leisten. Das ist, Dank eines tollen, schlagkräftigen Teams mit vier sehr engagierten und guten Oberärzten und elf Assistenzärzten, sichergestellt.“ Er sieht das Amt des Ärztlichen Direktors als Verpflichtung, dafür zu sorgen“, dass die Qualität weiter gesteigert und das Haus positiv in Bergedorf und im gesamten östlichen Hamburger Raum und den Nachbargemeinden wahrgenommen wird. Pflegedienstleitung umbenannt Mit Schaffung der Position des Ärztlichen Direktors ist auch die Pflegedienstleitung in Pflegedienstdirektion umbenannt worden. WIR SORGEN FÜR SIE Do., 15.09.2016: „ Sodbrennen – eine Volkskrankheit?“ Do., 06.10.2016 „Unterbauchschmerzen – wann muss ich mir Sorgen machen?“ Do., 10.11.2016: „Wenn das Herz stottert – wie gefährlich ist das Vorhofflimmern?“ Informationsabende für werdende Eltern jeweils am letzten Donnerstag im Monat 17:30 bis 19:00 Uhr Konferenzraum 1, Bethesda Krankenhaus Bergedorf Pflegekurse im BKB 6., 13. und 20 Juni 2016, jeweils 17:00 bis 20:00 Uhr Kostenlose Pflegekurse für pflegende Angehörige unter der Leitung von Pflegelehrerin Urda Hittmeyer Wundtherapeut Matthias Schulz Anmeldung unter: [email protected] Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte und Fachpersonal 31.03.2016, 17:00 bis 21:00 Uhr 2. Bethesda-Symposium „Kunst & Chirurgie“ Refluxerkrankung und Achalasie & Picasso – Fenster zur Welt Bucerius Kunstforum, Rathausmarkt 2, 20095 Hamburg 10. und 11.06.2016 "Anorektaler Endosonographiekurs in Hamburg", jeweils 09.00 bis 18.00 Uhr, Konferenzraum 1 Bethesda Krankenhaus Bergedorf Frau Oberin Gießen (links), Pflegedirektorin Frau Niemeyer (rechts), stellvertretende Pflegedirektorin Impressum Herausgeber: Bethesda Krankenhaus Bergedorf gemeinnützige GmbH Glindersweg 80, 21029 Hamburg Tel. 040 72554-0, Fax. 040 72554-1147 E-Mail: [email protected] Internet: www.klinik-bergedorf.de Do., 07.07.2016: „Palliativmedizin – was tun wir, um Schmerzen zu reduzieren?“ Redaktion: Bethesda Krankenhaus Bergedorf, Connie Gudert, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Gestaltung: Esther Kallaus LOOK 360 design & advertising Fotos: Bethesda Krankenhaus Bergedorf, Gabriele Heine Fotodesign soweit nicht anders vermerkt Kurssekretariat Petra Fuks Akademie für Anorektale Endosonographie Klinik für Chirurgie/Sekretariat Bethesda Krankenhaus Bergedorf Glindersweg 80, 21029 Hamburg
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